Warten lohnt doch! von Loal ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Da stand ich nun mit zitternden Händen und war mir noch immer nicht sicher ob ich wagen sollte oder nicht. Lange musste ich suchen und dachte schon ich hätte mich verlaufen. Doch da fand ich dann die Aufschrift und die kleine grüne Tür zum Rush Inn. Männer gingen ein und aus, einige blickten mich amüsiert an, ob sie meine Unsicherheit wohl sahen? Noch immer überlegte ich, aber meine Entscheidung nahm mir bald der aufkommende Herbstregen ab. Eine Stunde stand ich bestimmt vor der Tür ehe ich mich zu ihr begab und sie mit Angst öffnete. Ein Vorhang nahm mit noch die Sicht doch der Zigarettenqualm und der Dunst von Alkohol stieg mir schon hier in die Nase. Vorsichtig tastete ich nach dem Vorhang und schob ihn scheu beiseite um in die kleine gemütliche Bar einzutreten Ein wenig erstaunt betrachtete ich den Innenraum. Es sah alles sehr gemütlich und einladend aus, obwohl alles ein wenig klein war. An einigen Tischen sassen scheinbar Pärchen, andere wiederum tanzten oder suchten vergeblich nach einer Unterhaltung. Die Bar sah einladend aus und so entschloss ich mich, immer noch zweifelnd ob ich hier auch wirklich das richtige tue an ihr Platz zu nehmen. Kaum das ich mich auf einen der Hocker schob lächelten mich auch schon die Augen des Barkeepers an: "Na, neu hier? Amüsier dich gut und was darf es sein?", fragte eine nette Stimme und ich erwiderte sein Lächeln. "Ja ich bin zum ersten mal hier. Wie wäre es mit einem Wodka-Lemon?" Auf mein Getränk wartend blicke ich mich abermals um und wieder schossen Zweifel in mein Hirn. Tat ich hier wirklich das Richtige? Wollte ich wirklich soweit gehen? Aber warum nicht nur mal ein wenig gucken, ist ja nicht schlimm, ich muss ja nicht gleich mit jemanden ins Bett hüpfen. Es ist schon eine Weile her seit ich der Vermutung nachgehe schwul zu sein, doch seit ein paar Monaten habe ich diese komischen Träume die mich einfach nicht mehr loslassen wollen. Als ich noch klein war, war ich eh der so genannte Spätzünder unter ihnen und eine Freundin hatte ich auch noch nicht wirklich. Okay in der Schule mit 16 ging ich für 2Monate mal mit einer, aber das auch eigentlich nur wegen meiner Freunde, sie drängten mich regelrecht dazu und so liess ich mich überreden. Nadja war ein wirklich hübsches Mädchen und viele beneideten mich, doch sie interessierte mich eigentlich gar nicht. Sie war immer geschminkt und roch nach Parfüm das in meiner Nase stach, ausserdem war sie sehr anhänglich. Irgendwann hielt ich es einfach nicht mehr aus und machte so ruhig wie möglich Schluss, leider verstand sie es gar nicht und begann üble Gerüchte über mich zu verbreiten so wie ich sei schlecht im Bett, ich könne nicht küssen und all so was. Dass ich heute mit meinen 18Jahren noch immer Jungfrau war konnte sie ja nicht ahnen. Grübelnd wie ich zu all dem hier kam sass ich da und nippte bereits an meiner Lemon als mich ein Räuspern und eine Hand an meinem Arm aus meiner Tagträumerei holte. Erschrocken wanderte mein Blick nach links und trafen den Blick eines anderen. Zwei tiefgrüne Augen lächelten mich an und ich glaubte erst ich sähe einen Traum. Abermals sprachen die Augen mich an: "Hey, alles in Ordnung, ich wollte dich nicht erschrecken." Beschämt blickte ich zu Boden und schüttelte mit dem Kopf. War ich so tief in Gedanken versunken das ich mein Gegenüber nicht mitbekam? "Nein, nein...es...es ist alles in Ordnung, ich....ich war nur in Gedanken." Erwiderte ich scheu lächelnd und blickte wieder auf um den grünen Augen erneut zu begegnen. Sie sahen so warm und freundlich aus das ich aufpassen musste mich nicht in ihnen zu verlieren. Langsam liess ich meinen Blick über den Rest wandern und entdeckte wunderschönes schwarzes Haar das kurz und modisch geschnitten war. Das Gesicht lächelte mir mit dem schmalen Mund zu und ich lächelte noch immer scheu zurück. "Hallo ich bin Manuel, und wie heisst du?", fragte er und streckte mir die Hand entgegen. "En...Enrico aber nenn mich einfach Rico.", stammelte ich und nahm seine Hand. Warm und groß war sie und fasste fest aber zugleich sanft nach meiner. Mein Herz begann sofort zu rasen doch erklären konnte ich es mir nicht wirklich. Nachdem wir die ersten Worte gewechselt hatten verfielen wir langsam in ein Gespräch und meine baldige Unsicherheit legte sich etwas. Manuel war äusserst nett. Sein lächeln war nur durch seine Augen zu Toppen und jedes mal wen er den Kopf dreht flatterte sein Haar aufreizend umher. Wie durch Zufall schienen sich unsere Hände und Blicke immer wieder zu treffen und jedes Mal wenn sie es taten durchfuhr es mich und ein kribbeln entstand tief unten in meinem Bauch. Ich weiss nicht mehr wie lange wir dasassen und redeten und hin und wieder flirteten, was mir jedoch nicht ganz bewusst war, doch als mein Blick erneuert durch die kleine Bar wanderte war diese schon fast leer. Manuel schien dies auch zu bemerken und meinte süss lächelnd wie zuvor schon: "Wollen wir gehen und es uns wo anders gemütlich machen, bei einem Kaffee vielleicht?" Ein wenig kichernd nickte ich. "Ja das wäre schön und wir scheinen ja die letzten zu sein." Schnell leerte ich mein letzte Glas Lemon und wollte gerade zahlen als Manuel meine Hand nahm und abwinkte. Mit einem Lächeln und einem Blick der mir bis durchs Mark ging wurde ich rot als er die Rechnung von mir mitbezahlte. Noch ein letzter Abschiedsgruss an den Barkeeper und kurze Zeit später standen wir draussen in der Kälte. Mein Kopf fing ein wenig an zu dröhnen und die Erde schien sich plötzlich zu drehen, hatte ich wirklich schon so viel getrunken? Mir war das gar nicht bewusst. Gerade wäre ich fast gefallen als zwei starke Arme mich packten und fest hielten. "Na na immer vorsichtig.", schmunzelte Manuels tiefe Stimme und hielt mich weiterhin fest. Ich fühlte mich warm und geborgen bei ihm und so hatte ich nichts dagegen den restlichen Weg zu seinem Hotel von ihm gehalten zu werden. Moment mal? Zu seinem Hotel? Wollten wir nicht noch einen Kaffee trinken gehen? Ein wenig verwirrt blickte ich mich in der großen Halle um und schaute fragend zu Manuel, dieser lächelte nur und meinte: "Wir wollten doch noch gemeinsam einen Kaffee trinken und ich bezweifle das wir um diese Uhrzeit noch ein offenes Café finden würden." Wieder einmal lief ich rot an, was habe ich mir denn nur dabei gedacht? Schnell nickte ich und ging einfach weiter neben Manuel her bis wir in seinem Zimmer ankamen. Das Zimmer war groß und geräumig, wie ich nun weiss eine Suite, doch der Alkoholspiegel in meinem Blut liess das nicht mehr registrieren. Matt liess Manuel mich auf die Couch gleiten und während er einen Kaffee machen ging schlummerte ich wohl schon langsam weg. Eine leise Stimme und warme Hände die lieblich meine Wange streichelten liessen mich schaudern und langsam öffnete ich wieder die Augen. Direkt über meinem Gesicht befand sich Manuel und seine grünen Augen schauten in die meinen. Ein Schauer lief mir den Rücken hinab und mit einemmal schien der Alkohol verschwunden. Mein Herz hämmerte hart gegen mein Rippen als ich die sanfte Stimme vernahm. "Der Kaffee ist fertig kleiner Engel.", wisperten die Lippen die mich magisch anzogen. Wie hypnotisiert nickte ich nur ohne mich weiter zu rühren bis ich mit zittriger Hand nach seinem Gesicht fasste. Ängstlich er könnte zurückweichen oder gar gleich verschwinden legte ich die Hand an seine Wange. Seine Haut war glatt und geschmeidig und sein Lächeln noch viel schöner als zuvor. Ich verstand nicht was ich da tat und doch schien es mir das Richtige zu sein. Immer lauter trommelte mein Herz als Manuels Gesicht immer näher kam. Seine Augen liessen nicht von den meinen ab und als sie unsere Lippen endlich fanden durchfuhr es mich wie ein Stromschlag. Nie zuvor erlebte ich so etwas, noch nie hatte ich solch Herzrasen, noch nie fühlte ich mich so wohl. Ohne weiter nachzudenken schlang ich meine Arme um den breiten Oberkörper Manuels und drückte mich enger an ihn. Seine Lippen liebkosten mein und seine Zunge glitt warm und weich über sie hinweg. Ein leises Seufzen verliess meinen Mund, sogleich spürte ich das Eindringen der eben so weichen Zunge. Scheu empfing ich sie und begann ein anfangs scheues Spiel zu spielen welches mit der Zeit immer heftiger wurde, so das es mir den Atem raubte und ich mich abrupt lösen musste um nach ihm zu ringen. Hitze hatte sich in meinem Körper ausgebreitet und meine Wangen mussten geglüht haben. Was dann geschah kann ich mit Worten kaum beschreiben. Ich erinnere mich nur noch an diese Hitze die meinen Körper immer mehr eroberte, an die warmen Hände die überall zu sein gewesen schienen, an die heissen Küsse, an seinen Geruch der mir lieblich in die Nase schoss, an sein leises Stöhnen das wie Musik in meinen Ohren war und an das vollkommene Gefühl des Glück als wir fest umschlungen in dem großen Bett einschliefen. Als ich am späten Morgen des nächsten Tages aufwachte wusste ich erst gar nicht wo ich war. Müde blinzelte ich und entdeckte mich in einem fremden Zimmer. Ich brauchte noch ein paar Augenblicke bis mir alles vom Vorabend wieder einfiel und ein Lächeln eroberte mein Gesicht. Ich hatte es wirklich getan, ich ging in diese Bar und war so unsicher und traf Manuel. Er zog mich sofort in seinen Bann und wir hatten eine wunderschöne Nacht zusammen, eine wirklich wunderschöne. Ein glücklicher Seufzer kam über meine Lippen doch halt! Fehlt da nicht was? So eben noch in den höchsten Glücksgefühlen blickte ich nun erschrocken neben mir und entdeckte ein nur leeres Bett. Meine Augen weiteten sich. Wo war er hin? Ist er duschen? Ich konnte nicht glauben das er mich nach dieser tollen Nacht einfach alleine lassen würde und so lief ich durch die Suite nachdem ich mir eine Shorts angezogen hatte doch gefunden habe ich ihn nicht, ich war allein. Traurig ihm nicht einmal mehr auf wieder sehen gekonnt zu haben zog ich mich an und gerade als ich gehen wollte fiel mein Blick auf eine wunderschöne rote Rose mit einem Zettel dran. Wieder begann mein Herz zu klopfen als ich auf sie zuschritt und mit zitternden Händen den kleinen Zettel in der Hand hielt. "Die Nacht mit dir war wunderschön, verzeih dass ich dich nicht geweckt habe aber du schliefst wie ein Engel. Leider muss ich nun gehen aber ich hoffe wir sehen uns irgendwann einmal wieder. Herzliche Grüße Manuel" Immer wieder lass ich mir seine Worte durch die mein Herz noch höher schlagen liessen bis ich mich endlich dazu aufraffte heim zu gehen. Das alles ist nun 3Monate her, mittlerweile haben wir Dezember und morgen ist Weihnachten, doch in wirklicher Weihnachtstimmung bin ich nicht. Gerade bin ich auf dem Weg nach Hause, meine Schicht hat heute etwas länger gedauert. Müdigkeit steht mir im Gesicht geschrieben und meine Gedanken treiben seit jenem Tag immer wieder um die grünen Augen. Ich kann ihn einfach nicht vergessen. Durch Manuel wurde mir klar dass ich wirklich schwul bin und nichts mit Mädchen anfangen kann. Seit jener Nacht mit ihm träume ich immer wieder wie seine Hände mich berühren und streicheln und seit jener Nacht hoffe ich auf ein Zeichen von ihm. Am folgenden Abend nachdem ich alleine im Hotel erwachte ging ich wieder in das Rush Inn, aber ich entdeckte Manuel nirgends. Alex, wie ich nun weiss, ist ein recht netter Kerl, ihm gehört die Bar und er kennt jedes Gesicht, aber Manuel und mich sah er den Abend zum ersten mal. Mein enttäuschtes Gesicht muss schrecklich ausgesehen haben und als ich jeden Abend aufs Neue auftauchte muss Alex mich wohl für bemitleidenswert gehalten haben. Vorgestern machte er mich mit einem netten anderen Typen bekannt, ich glaube er hiess Stefan, doch meine Gedanken drehten sich immer nur um Manuel, genau wie jetzt. Ich kann ihn einfach nicht vergessen. Mit einem Seufzer schieb ich meine Hände tiefer in die Taschen denn es ist wirklich kalt als ich die feinen Schneeflocken fallen sehe. Ein lächeln zeichnet sich auf meinem Gesicht ab, wie schön der weisse Schnee doch ausschaut. Ohne es zu bemerken zog mich mein Weg wieder zum Rush Inn. "Ah, was mache ich denn hier?", höre ich mich sagen und schmunzele. "Na was solls, wo ich schon mal hier bin kann ich Mike noch frohe Weihnacht wünschen, morgen werde ich dazu keine Zeit haben." Schnell öffne ich die Tür und ziehe den Vorhang beiseite und will gerade zur Bar gehen als mein Blick auf den schwarzen Haarschopf an dieser fällt. Mein Herz beginnt sofort schneller zu schlagen und meine Hände beginnen zu zittern. Kann das sein? Kann es möglich sein? Zögernd gehe ich auf die Bar zu und sehe wie Alex mir zulächelt, ich bin nicht fähig es zu erwidern und starre nur auf die Gestalt an der Bar. Fast schon habe ich sie erreicht und gerade als ich nach ihrer Schulter fassen will dreht sie sich wie von selbst herum. Zwei leuchtend grüne Augen schauen mich an und das Lächeln im Gesicht zieht mich wie schon einmal in seinen Bann. Noch immer unfähig etwas zu sagen oder zu reagieren spüre ich die starken Arme um mich, spüre wie ich näher gezogen werde und erst als Manuels Wärme durch meinen Körper flutet erwache ich aus meiner Starre und schlinge meine Arme wie ein ertrinkender um ihn. "Wo...wo warst du?", höre ich mein weinerliche Stimme leise schluchzen, doch das sanfte Streicheln meines Rückens und das Raunen der Stimme lassen mich schnell wieder beruhigen. "Entschuldige kleiner Engel, ich hätte dir meine Nummer da lassen sollen doch ich hatte verschlafen und musste schnell los....geschäftlich, verstehst du?" Behutsam fassen seine Hände nach meinem Gesicht und kurz darauf spüre ich seine warmen Lippen wieder auf die meinen. Wie sehr ich mich danach die letzten Wochen gesehnt habe und nun endlich wird es wieder wahr. Nach einer kleinen Ewigkeit lösen wir uns wieder von einander und mit rotem Kopf blinzele ich zu Alex der uns beide nur lächelnd beobachtet hatte. Ich erwidere sein Lächeln mit den Worten: "Siehst du, warten lohnt sich doch!", und schmiege mich dichter an Manuel. "Du wirst doch nun bleiben oder?", höre ich mich voller Angst fragen, als ich jedoch das Lächeln in Manuels Augen sah wusste ich das wir uns nicht noch einmal so schnell trennen würden. 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