It started on a rainy day von Fahyra ================================================================================ Kapitel 3: Krankenhausgeschichten (überarbeitet) ------------------------------------------------ Ich schlief bis spät in den Mittag hinein, da mich der gestrige Tag doch mehr geschlaucht hatte, als ich dachte. Das erste was ich spürte, war mein Magen, der sich grummelnd bemerkbar machte. Erstmal also Frühstück. Doch auf dem Weg zum Kühlschrank fiel mir ein, dass ich komplett vergessen hatte mir Lebensmittel zu besorgen. Ich war kurz davor daran zu verzweifeln, als mir einfiel, dass ich damals im Taxi ganz in der Nähe einen 24/7 Laden gesehen hatte. Wieder ein Pluspunkt für die Großstadt. Via Google fand ich auch schnell wonach ich gesucht habe. Ich zog mir fix ein paar bequeme Klamotten an und machte mich auf den Weg.   ~~   Eine halbe Stunde später saß ich dann glücklich auf meinem Sofa und knabberte an einem Croissant welches ich zuvor dick mit Nutella beschmiert hatte. Anschließend stürzte ich mich auf den Rest meiner Umzugskartons. Heute Morgen hatte ich per Mail meinen Dienstplan erhalten und dieser hatte es in sich. Deshalb war mein Plan heute so viel wie möglich fertig zu bekommen.   Gegen späten Nachmittag kam dann meine Tante vorbei. Gemeinsam machten wir es uns mit einer Tasse Tee auf den Sofa gemütlich und brachten uns gegenseitig auf den neusten Stand.   »Ich habe mir gedacht, dass ich morgen an deinem ersten Tag ein bisschen ein Auge auf dich haben werde. Meine Termine sind schon entsprechend verschoben. Wie du sicher schon gesehen hast, wirst du gleich mal mit einer Frühschicht beginnen.«, klärte sie mich zu meinem ersten Arbeitstag auf.   »Ich bin dir wirklich dankbar dafür, dass du dir Zeit für mich nimmst.«   »Das ist überhaupt kein Thema. Gewöhn dich aber nicht dran, nur weil ich deine Tante bin, wirst du keine Sonderbehandlung bekommen.« Das würde ich tatsächlich nie erwarten. Ich möchte mir alles hart erarbeiten wie jeder andere auch, es aus eigener Kraft schaffen.   »Ich wollte dich gestern eigentlich noch fragen, was es mit der Konoha Security auf sich hat. Hattest du nicht erwähnt, du willst kürzer treten, den Vorstandsposten abgeben und dich nur noch auf die Leitung des Medical Centers zu konzentrieren?«, fragte ich neugierig. Tsunade seufzte tief und stellte ihre Tasse auf den Tisch vor uns.   »Das ist gar nicht so einfach wie man sich das vorstellt. Ich kann nicht einfach alles fallen lassen. Es müssen Aufgaben neu verteilt werden, ich muss Personen neu anweisen, es muss ein Nachfolger gefunden werden. Ich möchte hier jemanden den man 100% vertrauen kann. Du willst nicht wissen, was hinter dem Rücken der Öffentlichkeit alles abläuft.«, erklärte sie müde.   »Die beiden Männer, die du gestern kurz getroffen hast, gehören zu meinem engsten Kreis der Vertrauten, sie helfen mir bei der Planung. Vielleicht wird sogar einer der beiden mein Nachfolger.« Sofort hatte ich wieder das Gesicht des Dunkelhaarigen vor Augen. Wenn Tsunade ihm so vertraut, muss er echt was drauf haben.   »Falls ich dir in irgendeiner Weise helfen kann, musst du mir nur Bescheid geben.«, bot ich ihr an.   »Das ist lieb von dir Danke, aber das wichtigste wird für dich erst mal sein, deine berufliche Laufbahn zu starten und die Karriereleiter hochzuklettern.«   Wir schoben das Thema beiseite und verbrachten die restliche Zeit damit über Gott und die Welt zu reden, wir lachten und erinnerten uns an frühere Zeiten. Neben Hinata und Ino war Tsunade einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Ich wüsste nicht, was ich ohne sie tun würde. Es war längst dunkel geworden als sie sich von mir verabschiedete und mir noch einmal einen Rat gab. »Mach dir heute Nacht nicht so viele Gedanken über den morgigen Tag, dein Kopf braucht Ruhe. Beschäftige dich erst mit gewissen Dingen, wenn es wirklich soweit ist.« Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, räumte ich kurz auf, suchte mir meine Klamotten für den morgigen Tag zusammen und versuchte dann zu schlafen. Es werden morgen so viele neue Informationen in mich hineingepresst wie schon lange nicht mehr, dafür wollte ich so fit wie möglich sein.   ~~   Um 05:45 Uhr wartete ich nun gähnend vor Tsunade‘s Büro; ich war tatsächlich vor ihr hier. Mein Wecker hatte sich heute Morgen die schlimmsten Schimpfwörter von mir anhören müssen und zwei Tassen Kaffee hatte ich ebenfalls schon intus. Trotzdem war ich unglaublich aufgeregt und zugleich neugierig, was der Tag heute wohl bringen mochte. Als meine Tante endlich in mein Blickfeld trat strotze sie nur so vor Tatendrang, was ich, in Anbetracht der Tatsache, dass es so früh am Morgen war, nicht ganz nachvollziehen konnte.   Schnell erledigten wir einiges an Papierkram den ich unterschreiben musste und begannen dann mit einer Rundführung durchs Krankenhaus. Es kam mir vor, als würden wir jeden verfluchten Raum dieses Gebäudes durchkämmen, von oben bis ganz nach unten. Der Rundgang endete in der Notaufnahme, wo sie mich an ihre persönliche Assistentin Shizune übergab und verschwand. Shizune und ich verstanden uns auf Anhieb gut. Auch sie führte mich kurz herum und erklärte mir ein paar Dinge. Danach durfte ich endlich selbstständig anfangen zu arbeiten, ohne dass mir jemand hinterherlief oder über die Schulter schaute. Shizune meinte, dass ich mich einfach bei ihr melden sollte, falls ich ein Problem oder eine Frage hätte.   Also verbrachte ich meinen allerersten Tag damit, Wunden zu säubern, Platzwunden zu nähen und Erstuntersuchungen bei Unfallopfern durchzuführen - und noch so viel mehr. Alles war ziemlich aufregend und zugleich auch ein wenig beängstigend, aber ich fühlte mich auch unglaublich stolz, all diese Dinge tun zu dürfen. In meiner Mittagspause traf ich mich erneut mit Tsunade und verbrachte den restlichen Tag an ihrer Seite. Ich begleitete sie zu verschiedenen Patienten, hörte aufmerksam ihren Erklärungen zu und machte mir nebenher fleißig Notizen.   Als ich am Ende meines ersten Arbeitstages im Bus nach Hause saß, merkte ich deutlich was ich geleistet hatte, sowohl körperlich als auch geistig. Ich war hundemüde, hungrig, aber extrem glücklich und zufrieden.   Die erste Woche verging wie im Flug. Ich fühlte mich schnell in meiner neuen Wohnung wohl und wurde im Krankenhaus immer selbstsicherer. Von allen Seiten bekam ich Lob und Anerkennung für mein außerordentliches Talent und meine Klugheit. Mit jeder Herausforderung und Verantwortung, die ich übernahm, wuchs ich über mich hinaus.   ~Eine Woche später~   Ich kam gerade aus dem OP, bei dem ich das erste Mal assistieren durfte und machte mich, nachdem ich mich frisch gemacht hatte, auf den Weg in die Cafeteria. Dort angekommen holte ich mir einen Kaffee und etwas zu essen bevor ich mich an einem Tisch niederließ.   Plötzlich schob sich ein weiteres Tablett auf meinen Platz und einer meiner neuen Kollegen setzte sich mir gegenüber. Fragend hob ich eine Augenbraue, blieb jedoch still.   »Sakura, richtig?«, erkundigte sich dieser und grinste mich an. Nickend nahm ich einen Schluck Kaffee. Irgendwie nervte mich der Typ jetzt schon, in meiner Mittagspause hatte ich eigentlich gern meine Ruhe und vermied Konversationen. Außerdem wirkte er irgendwie gekünstelt.   »Mein Name ist Kidomaru, ich bin, genau wie du, einer der neuen Ärzte hier.«   Nach kurzer Überlegung entschied ich mich schließlich, ein bisschen netter zu ihm zu sein. Ein paar gute Kollegen konnte man immer gebrauchen. »Schön dich kennenzulernen. Wir sind uns die letzten Tage schon ein paarmal über den Weg gelaufen.«, erwiderte ich freundlich.   »Du bist die Nichte von Tsunade, hab ich recht?«   »Das hat sich aber schnell rumgesprochen.«   »Naja, Tsunade macht daraus kein Geheimnis, sie redet viel über dich, besonders vor den anderen, höhergestellten Ärzten.« Hatte ich da etwa einen Hauch von Neid in seiner Stimme gehört?   Er grinste mich weiter an, doch es wirkte extrem aufgesetzt und dabei beschlich mich das Gefühl, als ob er auf etwas Bestimmtes hinaus wollte.   »Schieß schon los, was willst du eigentlich von mir?«   Einen Moment sah er mich nur stumm an, bis er schließlich zum Reden ansetzte. »Ich würde dir gerne einen Vorschlag für einen Tausch machen. Ich habe mitbekommen, dass du heute bei einer OP mitwirken darfst, bei der auch Tsunade dabei sein wird. Ich würde gerne an deiner Stelle assistieren. Im Gegenzug müsstest du für mich in die Notaufnahme gehen.«   Darauf wollte er also hinaus, die ganze Zeit schon. »Warum sollte ich mit dir Tauschen?« Ich konnte mir einen gereizten Unterton nicht verkneifen.   »Du bist Tsunade‘s Nichte und genießt deshalb ein gewisses Privileg, zum Nachteil der anderen Neuen. Die stehen nämlich somit in deinem Schatten und können nicht besonders gut mithalten. Du wirst immer die Nummer eins bleiben. Es wäre doch schade, wenn sie sich deshalb gegen dich stellen würden, oder?«   Langsam aber sicher machte mich dieser Kidomaru sauer. Wollte er mir hier gerade ein schlechtes Gewissen einreden? Mich einschüchtern? Ich überlegte einen Moment, ob ich mich darauf einlassen sollte. Eigentlich hatte ich nicht gerade das Bedürfnis mir hier gleich Feinde zu machen. Mir war nicht klar, dass die Tatsache, dass Tsunade und ich verwandt sind, Probleme machen könnte.   »Also gut, von mir aus. Aber das hier ist das erste und letzte Mal!«, lenkte ich ein, betonte dennoch drohend meine Worte. Er sollte ruhig wissen, dass er mir keine Angst machen konnte.   »Ich wusste doch, dass wir uns einig werden und ich hoffe wir werden uns auch in Zukunft weiterhin so gut verstehen.» Mit diesen Worten stand Kidomaru auf und verschwand.   Ich verzog meinen Mund und starrte ihm verachtend hinterher. Mein erster Eindruck von ihm hatte mich doch nicht getäuscht.   ~~   Kurze Zeit später stand ich in der Notaufnahme und füllte gerade ein Formular aus, als Shizune auf mich zu eilte. »Wir haben ein paar verletzte Agents. Beeil dich und komm mit!« Sofort ließ ich alles liegen und lief ihr nach. Gemeinsam leisteten wir Erste Hilfe und versorgten die etwas größeren Wunden. Ich gab mein Bestes und stellte erleichtert fest, dass niemand ernsthaft lebensbedrohlich verletzt worden war.   »Autsch, vorsichtig! Sie sind viel zu grob!«, wurde ich von einem Mann angemeckert, dessen Schläfe ich gerade nähen wollte.   »Na kommen Sie schon, nicht so zimperlich! Ich dachte, ihr Leute von der Security seid etwas härter im Nehmen«, sagte ich mit einem Hauch von Belustigung in der Stimme.   »Ja, normalerweise ist das auch so, aber heute war einfach ein unglaublich anstrengender Tag.«, antwortete er pampig.   »Was ist überhaupt passiert, warum gab es so viele Verletzte?« Neugierig sah ich ihn an.   »Wir haben ein Drogenlabor hochgenommen, als einige Typen das Feuer auf uns eröffneten. Es schien fast so, als hätten sie bereits gewusst, dass wir kommen würden.«   »Dann bin ich ja froh, dass ihr alle halbwegs heil da rausgekommen seid.«   Ein letztes Mal tupfte ich mit ein wenig Desinfektion über die Naht an seiner Schläfe und brachte ein großes weißes Pflaster an. „So, Sie sind entlassen. In einer Woche werden die Fäden gezogen und dann sehen Sie wieder aus wie neu.“, versicherte ich ihm und ging.   Eine Weile später schmiss ich mich müde auf ein Sofa im Aufenthaltsraum und exte beinahe eine ganze Flasche Wasser. Von dem vielen Reden und rumgerenne hatte ich einen furchtbar trockenen Mund bekommen. Doch lange kam ich nicht zur Ruhe, da Shizune auftauchte und mir eine Patientenakte in die Hand drückte.   »Auf Zimmer 4 sitzt noch jemand, den man sich anschauen müsste. Ich muss leider zu einem Meeting, ansonsten hätte ich das übernommen.« Seufzend ergab ich mich meinem Schicksal und stapfte los. Vor besagtem Raum klopfte ich kurz gegen die Tür und trat ein.   »Guten Abend, mein Name ist Sakura Haruno und ich bin heute Ihre behandelnde Ärztin.« Ich warf kurz einen Blick auf die Patientenakte, damit ich wenigstens wusste wen ich hier vor mir hatte. Doch als ich den Namen las hielt ich mitten in der Bewegung inne. Starrte weiter auf das Papier in meiner Hand in der Hoffnung, ich hatte mich verlesen und hob dann den Blick. Das könnte interessant werden.   Ein dunkles Augenpaar funkelte mich düster an. Er musterte mich auf die gleiche Art wie er es schon bei unserem ersten Aufeinandertreffen tat; sein Blick wanderte von meinem Gesicht runter zu meinen Schuhen und wieder nach oben, ehe er bei meinen Augen hängenblieb. Dieser intensive Blick jagte mir eine Gänsehaut über sämtliche Gliedmaßen meines Körpers.   Ich räusperte mich. »Nun, dann würde ich mir gerne mal Ihre Verletzungen ansehen.«   Stumm legte er seinen Kopf schief und schien nachzudenken. »Sind ihnen hier etwa die Ärzte ausgegangen?«, fragte er dann emotionslos. Seine Stimme war tief und männlich.   »Wie bitte?«, erwiderte ich perplex.   »Ob ihnen die Ärzte ausgegangen sind oder warum schicken sie mir eine Krankenschwester.«   Hatte er mich gerade ernsthaft eine Krankenschwester genannt? »Ich BIN Ärztin!«, stieß ich empört aus. »Und außerdem wie kommen Sie auf die Idee eine Krankenschwester wäre minderwertiger als ein Arzt?« Wie dreist kann man eigentlich sein. Erster Eindruck – er ist ein eingebildeter Riesenidiot!   »Tatsächlich? Bist du dafür nicht viel zu jung?«, stichelte er weiter. Auf meine Aussage mit der Krankenschwester ging er nicht mal ein.   »Das geht Sie überhaupt nichts an. Wollen Sie jetzt meine Hilfe oder sind Sie nur hier um mich zu beleidigen, denn in diesem Fall stehlen Sie mir nur meine Zeit.«, zischte ich.   Ein paar Sekunden verstrichen ohne eine Reaktion seinerseits. Sollte dieses stumme Starren irgendwie einschüchternd wirken? Wenn ja, dann hat er mit mir die falsche Person erwischt.   Irgendwann seufzte er resigniert. »Meinetwegen, dann lass mal sehen was du so kannst.«   Ich blickte auf die neben mir liegenden Instrumente und hatte mit einem mal das große Bedürfnis ihm eines davon in den Hals zu rammen. Ich beschloss ihn zu ignorieren und begann damit mir seine Verletzungen anzusehen. Eine Wunde an seiner rechten Schläfe, ein tiefer Schnitt am linken Unterarm und ein Streifschuss an der rechten Schulter. Alles halb so wild.   »Könnten Sie bitte Ihr Oberteil ausziehen, sonst komme ich nicht richtig an die Wunden, ich muss diese säubern und nähen« Mein Gegenüber fackelte nicht lange und zog sich sein Shirt über den Kopf. Sein Oberkörper war muskulös und definiert, was von einem Agent der Konoha Security selbstverständlich nicht anders zu erwarten war. Als Ärztin ist für mich dieser Anblick nichts Neues, aber bei ihm konnte ich einfach nicht anders als mir seine Muskeln etwas länger als nötig anzusehen. Natürlich bemerkte er, dass ich gestarrt hatte, doch er kommentierte dies nicht und ließ mich meine Arbeit machen, beobachtete meine Hände jedoch ganz genau.   Ich versuchte möglichst desinteressiert zu wirken während ich ihn wieder zusammenflickte. Als ich fertig war konnte ich nicht anders als die ganze Sache nochmal ins lächerliche zu ziehen.   »Und? Alles zu Ihrer Zufriedenheit erledigt oder soll ich einen anderen Arzt holen, der nochmal drüberschaut?«   »Hat man dir schon mal gesagt, dass du ziemlich frech bist?«   »Kann schon sein, aber ich muss mich auch nicht doof anmachen lassen.«   Währenddessen hatte er sich wieder angezogen und machte sich daran zu gehen. Kurz bevor der die Tür hinter sich ins Schloss zog drehte er sich nochmal zu mir um.   »Wir sehen uns bestimmt bald wieder, Sakura.« Meinen Namen betonte er dabei ganz besonders. Es klang wie eine Mischung aus spöttisch und verführerisch.   Mein Bauchgefühl sagte mir, dass er damit bestimmt recht hatte. Ob das was positives oder negatives ist, wird sich noch herausstellen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)