Apfelblüte von Morgi (Inu no Taishō / Izayoi) ================================================================================ Kapitel 45: Geißblatt V ----------------------- Apfelblüte - Geißblatt V - Autor: Beta: Fandom: Inu Yasha Genres: Romantik (Hetero), Drama, Epik, Alternate Timeline Triggerwarnungen: Gewalt, Tod, Trauma Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld. - - - - - - - 136 Was für erbärmliche Geschöpfe. Sesshoumarus dahinfließendes Fell schmiegte sich wie der Tod an Grund und Boden. Hätte es das menschliche Augenlicht vermocht, wäre jede einzelne dieser Kreaturen über die ersten, grünen Fäden an seinen Klauen gestolpert, die feiner und zarter als Raupenseide schimmerten, doch er würde sich nicht von seinen Gefühlen beherrschen lassen. Er nicht. Vater. Nachdrücklich ballte er die Klauen, bis er sich sogar über das verkrampfte Schlucken des Flohgeists nahe seines Kimonokragens erhaben fühlte und Myougas Flüstern auf das zusammenschrumpfen ließ, was es war: Ein Befehl des Herrn der Hunde. Ein lästiger, über die Maßen erniedrigender, aber ihn zweifellos an seinen Talenten messender Befehl. Dem Berater hätte es besser zu Gesicht gestanden, ihn kein weiteres Mal mit dem Schicksal der Menschen in dieser Nacht zu behelligen. Lass ihnen den Atem in den Lungen, doch vertreibe sie. Weshalb? Der mächtigste Mann des Westens, der Inu no Taishou, hätte sie selbst mit einem Lächeln in alle Himmelsrichtungen fliehen lassen können. Diese Ameisen bezwangen keinen jahrtausendealten Daiyoukai, also welche Lektion sollte für ihn übrig bleiben? Sich nicht einmal von seinem Vater reizen zu lassen? Eine Pflicht geschickter als einen Hecht im aufgewühlten Flussbett zu entdecken? Oder erinnerte er ihn auf diese Weise daran, sich vor leichtfertigen Versprechen zu hüten? Ja, vielleicht war es das: Einer menschlichen Fürstentochter gewährte man kein Geleit. Sollte sie tatsächlich in der Nähe von Toutousais Vulkan geatmet haben, wie es ihm Myouga in der windumtosten Krone des Apfelbaums entgegengekrächzt hatte, würde der Schmied persönlich bereuen, sie nicht zu Asche verbrannt zu haben. Später. Vater sollte ihm nicht nachsagen, er sei an der jüngsten Aufgabe gescheitert. Es genügte, sich an die Worte und das lauernde Interesse seiner Mutter vor drei Nächten erinnern zu müssen. Wirst du auch dieser Laune deines Vaters nacheifern, mein Sohn? Hochmütig hatte sie dabei auf ihn herabgesehen, als überrage er sie nicht längst um einen halben Kopf. Ihre Tonlage war so fein und perlend erklungen, geziert wie der verschwenderisch bestickte Kimono und der schneeweiße Pelz auf ihrer Schulter, dass es ihm noch immer das Fell zu gerben schien. Die glattgehobelten, lackierten Fußbodenbretter schienen urplötzlich unter dem Knurren des Hundedämons zu schwanken und zu ächzen, als hätte sich ein Lachs an einer Stromschnelle versucht und erst im Moment des Sprunges die messerscharfen und tödlichen Felsspitzen entdeckt, die über ihm glänzten. In den Kohlenpfannen stachen Flammen empor, die kein Mensch zu schüren verstand. Dann verdichteten sich die Schatten hinter den Papierspannungen als unübersehbare Warnung, ehe seine Fangzähne schneeweiß aufblitzten – gerade rechtzeitig, um Setsuna no Takemaru und die übrigen Soldaten in Empfang zu nehmen. Der Bursche neben Tajiro war der Erste, der aufschrie, als hätte er ihn von der Schulter abwärts bis zur Taille aufgeschlitzt. 137 Der weithin hörbare Donnerschlag übertönte die Angst des Mannes, bevor ein Windstoß durch die Ritzen der Regentüren fauchte und am Holz rüttelte, als bräuchten die herbeieilenden, drei Dutzend Männer noch die Naturgewalt, um nach Luft zu schnappen. Die Wut gerieten wie ihre Schritte ins Straucheln. Sie glichen verblüfften, ratlosen Kindern, welche die Bedrohung hinter den zerborstenen Rahmen und Papierbespannungen scheuten. Dann kamen die Soldaten mit der Wucht eines Erdrutsches zum Stehen und drängten sich schutzheischend aneinander. Sogar Setsuna no Takemaru hielt nach sieben weiteren Schritten inne und hob grimmig das Schwert. Die Schweißperlen auf seiner Oberlippe drohten ihn bloßzustellen, daher wischte er sie in verbissener Entschlossenheit mit dem Handrücken fort. Er war der General des Daimyos der südwestlichen Gefilde, kein Schwächling! Aber was hatte ihm sein aufwallender Zorn bisher gebracht? Wie ein Fluch war er durch Yuudais Männer gefahren, hatte sie dem Rausch auf den Bambusmatten entrissen und aufgestachelt, um letztlich Mashiko schneller als eine Papierlaterne beiseite zu stoßen. Der prasselnde Regen, der auf die Dachtraufen über ihren Köpfen niederging, hatte seine Schritte beflügelt. Doch vor Izayoi-samas Gemächern erwartete ihn kein kreischender Drache, keine ihn schmähende Brut. In den gewaltigen Schatten türmte sich eine Höllenfratze auf. An den Zügen haftete längst nichts Menschliches mehr, während das Brechen und Neuformen von Kieferknochen ohne Schmerzensschreie vonstatten ging. Rotleuchtende Augen stachen ihnen entgegen, ja, sogar Klauen schärfer und gewaltiger als Tigerkrallen. Als der Feind auch den größten Mann um eine volle Körperlänge überragte, erzitterten die Dachbalken. Feiner Staub rieselte dicht und flockig hinab. Aber so leicht ließ er sich von diesem Spektakel nicht zu Tode ängstigen. Das glänzende, mondlichtgleiche Haar und die roten Streifen auf den Wangenknochen erkannte er. Sesshoumaru - der vermaledeite Sohn des Dämons, der sein Ross getötet und ihm jede Ehre in kleinen Häppchen vor die Füße geworfen hatte! Gegenüber knieten ein zu Stein erstarrter Tajiro und die krähenhafte, stolze Mutter des Fürsten Kagetora in ihren mit Chrysanthemen bestickten Seidenlagen; dazu ein ihm Unbekannter, der sich mit Blut an den Fingerknöcheln über sein verdrehtes Bein kauerte, als könne er es mit einem Wimmern heilen. Was war das für eine Zusammenkunft?! Wo steckte seine Herrin? Hatte es dieser Bastard gewagt, sie anzurühren? Die hartherzige Stimme in seinem Kopf verhöhnte ihn erneut, zu spät zu ihrer Rettung zu sein, doch er merzte die Schwäche wie einen Käfer zwischen den Streben einer Bambusmatte aus. Er musste an diesem Dämon vorbei! Izayoi-sama zählte auf ihn, ganz gleich, welches tollwütige Tier ihnen den Weg versperrte. "Worauf wartet ihr Narren?!" Scharf fuhr Setsuna no Takemarus Blick zurück zu den Soldaten der Residenz. Dieses unfähige Pack! Ihre Gesichter wirkten grotesk verzerrt mit offen stehenden Mündern und Atem, dem deutlich der Geruch von Sake anhaftete. Sie schwitzten auf den kahlrasierten Schädeln, doch keiner von ihnen beabsichtigte, den Abstand zum Feind zu verkürzen. Wie er waren sie zu kampferfahren, um die blutunterlaufenen Abdrücke an Tajiros Hals nicht nach einem zweiten Blick zu bemerken. Nun befolgten sie nicht einmal mehr seinen Befehl. Weil er ein fremder General war? Zum Teufel mit ihnen! Sie erinnerten ihn allesamt an Knaben, die das erste Mal eine Legende entstehen sahen, in denen sich jemand in einen Albtraum verwandelte – und das brachte sein Blut noch stärker in Wallung. "Setsuna no Takemaru." Tajiro? "Nun begreife ich endlich. Ihr habt diesen zweiten Dämon zu uns gebracht." Was?! Takemarus Miene gefror, bereit dem Unterton und der weitaus größeren Bedrohung im Gang zu trotzen. Bevor er jedoch die Worte fand, um eine solche Tat von sich zu weisen und das Kinn zu recken, schoss etwas Weißes mit der Geschwindigkeit einer Viper über die Holzbretter. Um ein Haar wäre er selbst vor dem Pelz zurückgesprungen, aber die auflodernde Hitze und das aus dem Nichts erklingende Gurgeln Tajiros ließen ihn erblassen. Bei der Sonnengöttin! Welch unmenschlicher Spuk. Der Kriegsherr hing urplötzlich als Kokon über ihnen, eingewickelt von einem Fellstück, das von der Schulter des Dämons aus wie lebendig geworden hinüberragte. Nie zuvor hatte der erste General von Izayois Großvater von solch einer Fähigkeit in den Pergamenten seines Lehrmeisters gelesen. Lag das in der Familie? 138 Unschlüssig musterte Izayoi die Linie seines Kiefers, an der die Regentropfen hinabglitten, bevor sie unter einer Erschütterung zusammenfuhr, die jede einzelne, schmale Traufe in Aufruhr zu versetzen schien. Was ... was ging hier vor sich? Ein Erdbeben? Nein, das passte nicht zu der unnatürlichen Hitze, die auf einmal gegen ihre Fingerkuppen drängte. Erschrocken wollte sie Isamu zuflüstern, dass seine aufwallenden Energien sie schmerzten, aber die Worte erstarben auf ihren Lippen. Dort! Kaum fünf Armeslängen von ihnen entfernt wölbte sich das Dach wie eine aufgeblähte Himmelslaterne; knackte, flüsterte. Dann schoss es krachend auseinander. Blitze, glühend weiß, flogen mit roher Gewalt empor, rissen Splitter von Balken und ausgebranntem Ton mit sich, bis die Energien mit der Ehrfurcht von einhundert Ahornzweigen am Firmament auseinanderfächerten. Die Nacht färbte sich gleißend hell. Izayoi wollte schreien, weil sie im letzten Moment die Silhouette eines in sich zusammenfallenden Drachen zu erkennen glaubte, doch ihre Kehle brachte keinen Laut hervor. Erst jetzt verstand ihr Herz, dass die Hand auf ihren Lippen nicht ihr gehörte. Es war Isamus. Dann fuhr das Unwetter erneut mit einer Gewalt auf die Schindeln nieder, um die Wasserströme über die gesprungenen und verkanteten, flachen Ziegel zu zwingen, als wolle es sie einen Erdwall hinabrollen lassen. Wie betäubt lauschte sie den Geräuschen der Finsternis. Soldaten brüllten, Schritte überschlugen sich. Sie dachte an Ameisen, die nah und fern Schutz suchten. Die Stimme eines Mannes erschien ihr im Gewirr besonders laut, aber sie konnte sich einfach keinen Reim darauf machen. Ohne die Kräfte eines Daiyoukais war es ihr nicht möglich, den kreischenden Wachmann unter dem Walm auszumachen. Hinter den durchweichten Leinenbahnen, die er um den Kopf gewickelt trug, starrte er schreckensbleich auf die Schiebetür: Sesshoumarus Klauen hatten sie aufgeschoben, als wolle er die Griffmuschel packen und mit ihr ein Lied auf den Knochen der Menschen anstimmen. Die Gischt des Regens verschluckte das Knurren. Spielten ihre Sinne ihr einen Streich? Neben ihr... Nein. Auf ihrem Rücken. Der hohe Herr. Izayoi dachte nicht länger an die Nebelbänke, welche mit dem Geschick von Meuchelmördern aufgestiegen waren, oder die herrischen Böen, die weit entfernte Lichter zum Tanzen brachten. Helle Tupfer nur, fransig wie Tuscheflecken. Im Apfelbaum hätte sie die Papierlaternen auf den Terrassen bewundern können, doch die Gegenwart nahm sie auf andere Weise gefangen. Die Welt verblasste mit der schwindelerregenden Höhe und nahm den Schatten mit sich, welcher dem letzten Soldaten in die Flanke sprang, bis der an anderer Stelle wieder schlitternd in die Pfützen schlug. Regen stach ihr nicht länger wie Eisnadeln in die Wangen. Er... er war warm, und schwer. Sie konnte seinen Atem hören, dicht bei ihrem Hals, leise und stetig. Als er die Finger von ihren Lippen nahm, umspielte ein entschuldigendes Funkeln seine Augen, das anhielt, bis er umständlich von ihr wich. Sein Unterarm wagte es nicht länger, neben ihrer Schulter aufgestützt zu bleiben, doch die zweite Hand an ihrer Hüftseite blieb. Die Felle an Isamus Schultern glitten schwer wie die See über das Dach und bargen Splitter statt Wellenschaum. "Es scheint", flüsterte er rau, "als hätte mein Sohn das Talent seiner ersten Tage auf dieser Welt wiederentdeckt. Er hat mich überrascht." Die einkehrende Stille zwischen ihnen genügte, um sich mit einem feinen, nachsichtigen Lächeln gegen das Wissen zu sträuben, wie viel ihm Izayois Leben bedeutete und wie leicht ihn der Glanz ihrer Lippen in der Dunkelheit ablenken konnte, seit er seinem Jungen zutraute, sich allein in Wäldern, Tälern und unübersichtlichen Situationen zu behaupten. Offenbar hatte er trotzdem die Gelegenheit verpasst, bei der Rückkehr kein Aufsehen zu erregen. Die zerbrochenen Ziegel und Sesshoumarus Spuren würden ihn teuer zu stehen kommen. - - - - - - - Der Flohgeist hat es vorhergesehen! Überall gibt es Probleme, z.B. in Kapitel #46, . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)