Apfelblüte von Morgi (Inu no Taishō / Izayoi) ================================================================================ Kapitel 43: Geißblatt III ------------------------- Apfelblüte - Geißblatt III - Autor: Beta: - - - - - Fandom: Inu Yasha Genres: Romantik (Hetero), Drama, Epik, Alternate Timeline Triggerwarnungen: Gewalt, Tod, Trauma Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld. Hinfort mit den Spinnweben! - - - - - - - 131 Der Geruch von Reispuder, trocken und lästig, vermischte sich in seinem Verstand zu einer widerwärtigen Paste, als Sesshoumaru die Frau in Augenschein nahm, die in der Mitte des Ganges ausharrte. Sie war klein, fast gebrechlich, aber ihre dunklen Seidenlagen fluteten den Boden mit Selbstgefälligkeit. Im Schein der Kohlepfannen stach ihr lächelnder Mund hervor und jede Falte in ihrem bleich geschminkten Gesicht erinnerte ihn an eine Krähe. Menschen. Es gab nur wenige Geschöpfe, die er für unansehnlicher hielt, sobald sie in die Jahre kamen. Leider stimmte das Alter sie nicht weiser, denn das Weib neigte das Kinn und entblößte schwarzgefärbte Zähne, denen der Glanz der Sumachblattgalle anhaftete. "Wie reizend von Euch", begann sie das Gespräch. "Ihr bewacht die Schwester meiner geliebten Schwiegertochter. Welch Ehre muss das sein? Izayoi hat mächtige Gönner, wenn ich das feststellen darf." Tze. "Ich habe kein Interesse an Eurem Geschwätz", erwiderte Sesshoumaru, ehe er sich zur Wand zurückdrehte und ihre Miene mit der gleichen Nichtachtung strafte, welche er dem winselnden Burschen und dem vor Unmut knurrenden General entgegenbrachte. Vater würde ihn nicht dafür loben, wenn er diesen drei für ihre Unterstellungen, dem Weib wohlgesonnen zu sein, die Hälse brach. Zu bedauerlich. Mürrisch huschten seine Sinne zurück auf das Dach der Residenz, wo das Youki des Herrn der Hunde den Regen gegen die Schindeln presste und Myougas Stimme schimpfend um Gehör feilschte. Sesshoumaru folgte der Litanei, doch er hatte nicht das Glück, dass ihn darüber seine unerwünschte Gesellschaft verließ. Die beiden Männer knieten zügig auf dem Holzboden, so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Tajiro hielt sich als Einziger aufrecht, aber er war nicht Narr genug, das Wort an sich zu reißen. Seine Kehle brannte noch immer und seiner Mutter in die Quere zu kommen, hieße, ihre sittsame Haltung mit freundlichen Absichten zu verwechseln. Angespannt musterte er ihren Nacken, dann sah er in die Schatten des Ganges, in denen sich weder eine ihrer Hofdamen, noch eine andere Dienerin finden ließ. Sie musste ihnen befohlen haben, in den Gemächern zu bleiben. Doch wofür? Einer Fürstenmutter stand es nicht zu, wie ein Kind zu entschlüpfen, und sie erweckte nicht den Anschein, eben in Eile gewesen zu sein, um Izayoi auf den ohrenbetäubenden Lärm und das lauter werdende Brüllen in der Residenz aufmerksam zu machen. Nein, das erschien ihm lächerlich: Warum sollte sie sich um deren Wohlergehen scheren? Sie hatte dem Plan im Speisezimmer erst den nötigen Zunder gegeben. Izayoi war das Mittel zum Zweck! Der einfachste Weg, um an die Ländereien ihres Großvaters zu gelangen und ihm, Tajiro, zu Titeln zu verhelfen - vorausgesetzt, sie blieb am Leben. Starb sie vor der Ehe, würde dem greisen Daimyo nichts anderes übrig bleiben, außer seine Besitztümer dem Urenkel Kosuke zu vermachen oder einen neuen, erwachsenen Erben zu adoptieren. Darauf zu vertrauen, dass er sich für den Bruder eines angeheirateten Mannes entschied, hatte sich mit seinen letzten Schreiben jedoch als untragbares Risiko erwiesen: Seine friedfertigen Absichten wandten sich nach Osten. Ausgerechnet! Ehe Tajiro sich ihm durch eine weitere Intrige empfehlen könnte, hätte seine Familie den Alten längst in Sichtweite der Raben verscharrt. Eine offene Schlacht mochten sie scheuen, aber für verlustreiche Listen waren sie stets empfänglicher als für Niederlagen. Sogar seine Mutter hatte zugegeben, dass es für sie keine Rolle spielte, wer am Ende die Hände aufhielt, solange Reis und Waffen einem von ihnen zufielen. Als ob! Izayoi war seine Chance, aus dem Schatten eines Zweitgeborenen herauszutreten. Er würde bekommen, was ihm zustand, ja, Kagetora bald übertreffen. Dass sich seine Mutter so viel Zeit ließ, um den weißhaarigen Bastard erneut anzusprechen oder ihn selbst danach zu fragen, was er hier verloren hatte, war ein schlechtes Zeichen. Aber da: Sie glättete einen der wattierten Säume, als würde sie die mit Chrysanthemen bestickten Seide aus dem Schweigen reißen - oder die näherkommenden Rufe stören. "Ich verstehe", hob Yugo lieblich an. "Ihr haltet weniger von mir als unser erster Gast, doch das will ich Euch verzeihen. Ihr müsst noch jung sein, und ich kann nicht erwarten, dass Ihr bereits wisst, wie wichtig es ist, einen Fürsprecher in fremden Mauern zu haben. Der Tod benötigt niemanden Euresgleichen, um hier reiche Ernte zu halten. Ihr werdet unserem Fürsten ein Dorn im Auge sein. Nehmt meinen Rat an und verschwindet, ehe ein Unglück geschieht." Nachdrücklich spitzte sie die Lippen, doch ihr seidenweicher Ton perlte völlig an dem Erben des Westens ab. Es blieb still. Nur das Prasseln des Regens, der gegen die geschlossenen Holzriegel schlug und heulend durch die Ritzen pfiff, verriet, dass die Zeit weiterlief. Auf eine Geste wartete sie vergebens. So war das also. Yugo drückte ihre Schultern durch, dann gefror ihr Lächeln. "Ihr solltet antworten, Dämon." 132 Izayois Augen waren geweitet, während Windstöße über das Dach fegten und den Regen gegen die Schindeln drückten. Ihr Haar schwamm wie pechschwarze Algen an ihrem Kinn vorbei, aber sie wagte nicht, es zurückzustreichen. Wie sollte sie das auch bewerkstelligen? Mit einer Hand umklammerte sie die schwarzen Wurzeln und mit der anderen deutete sie das sittsame Dreieck an, das eine Frau auf Tatami-Matten mit den Fingerspitzen zu bilden hatte. Nie zuvor war ihr diese Geste so absurd erschienen: Der Flohgeist konzentrierte sich auf den hohen Herrn und Isamu wies seine Klagen verschmitzt damit zurück, dass auch ein Daiyoukai nicht hellsehen könnte. Einen Moment schien Myouga sprachlos zu sein, dann zeichneten sich weitere, rote Flecken auf seinem Gesicht ab. Am liebsten hätte Izayoi beide darum gebeten, ihre Unterhaltung im Trockenen fortzusetzen. Vielleicht wünschte sich ihr Herz auch nur, ebenso mutig zu sein: Die Rufe und Befehle klangen in ihren Ohren wie ein schlecht gestimmtes, von Kinderhand geschlagenes Shamisen. Sie war bereit gewesen, Isamu zuzuhören - aber nicht an diesem Ort, wo im prasselnden Unwetter vage Schemen umherstolperten und Befürchtungen wie Wellen über ihr zusammenschlugen. Sie war ein Mensch, eine Frau! Ein solches Versteck war verrückt verglichen zur dichten Krone des Apfelbaums oder jedem anderen aus ihrer Kindheit. Wehmütig dachte sie daran, wie aufregend es sich angefühlt hatte, hinter einem geschnitzten Türrahmen zu stehen und die Luft anzuhalten, sobald Mashiko auf Knien in den Raum rutschte und in der Dunkelheit nervös nach ihr flüsterte. Doch dieses Mal verbarg sie sich nicht allein. Sie zählte nicht mehr sieben Sommer. Ihre Gedanken hatten sich verändert. Wenn sie den Atem einzog, spürte sie ein leichtes Flattern in ihrem Magen. Die durchweichte, eiskalte Kimonoseide mochte ihre Schenkel bedecken und an ihrem Verstand zupfen, damit sie endlich den Stoff von der Haut schälte und sich richtete - aber all das verblasste, als er ihr den Kopf zudrehte. Warm und flimmernd strich das Youki über ihre Wangen, kribbelte in ihrer Nase und doch ... da war mehr. "Izayoi." "Hoher Herr?" Sie lächelte verunsichert, wie so oft. Er sprach ihren Namen weicher aus als jeder Mensch und sie mochte seine Art, die unerschütterliche Ruhe in seiner Stimme. Über sein Gesicht lief der Regen und es schien ihn nicht einmal zu kümmern, dass ein Rinnsal den Weg in seinen Kragen fand. Oh. Vielleicht doch. Ein wenig. Er streckte seinen Hals, als wollte er dem Spuk durch eine Neigung ein Ende bereiten oder sich schütteln. Es musste ihr Glückstag sein: Isamus Berater duckte sich tiefer in das nassglänzende Schulterfell statt ihren zuckenden Mundwinkel zu erwähnen. Dann spürte sie, wie sich die Hand auf ihrer rechten Hüfte rührte. Dort, wo der persimonenorangefarbene Stoff Falten schlug, verstärkte Isamu den Druck, aber er zog sie nicht näher und tat nichts, was sie durch seine Klauen hätte verletzen können. Nur das Gold seiner Augen ließ sie erahnen, dass er sich seiner Geste äußerst bewusst war. Aber- "Unter uns sind Eure Gemächer", flüsterte er, "und mein Sohn. Bedauerlicherweise ist er nicht allein." Sehr zu seinem Erstaunen. Er konnte sich weder erklären, zu wem die Witterung abseits der bekannten Gerüche um Tajiro und dessen Mutter passte, noch weshalb sich Sesshoumaru dort aufhielt. Hätte er raten müssen ... Nun, Myouga würde sich kaum zufällig vor den Regentüren einen Unterschlupf suchen, statt sich in der Nähe einer Kohlenpfanne die Fingerspitzen zu wärmen und auf seine Einfälle zu schimpfen. Dieser gerissene, kleine Flohgeist. Besser er fand heraus, womit der den widerspenstigen Welpen dazu gebracht hatte, die Gegenwart von Menschen zu ertragen. Doch zuvor gab es anderes zu bewältigen. Das Temperament seines Jungen konnte Geduld gut gebrauchen - Izayoi nicht. Sie hatte lange genug gewartet. Der Wind heulte auf, und peitschte die Tropfen harsch gegen das Holz der Residenz und zusammenlaufende Pfützen. Die Wachen im Innenhof, das erkannte er nach einem Blick, wären bald auf Sichtweite heran. Bereits jetzt konnte er ihre verkniffenen, sonnengegerbten Gesichter nachzeichnen, die im Schatten der Nacht fahl und grau wie Gestein glänzten. Dem Pechvogel unter ihnen war erneut der Riemen seiner mit Stofffetzen umwickelten Sandale gerissen, aber eine Gefahr lag näher als diese Vasallen und die Menschen vor Sesshoumarus Nase. Isamu musste nur zwei Fingerbreit über das Ende des Daches sehen, um den mit einem Tuch verhüllten Kopf zu entdecken. Er war an dem Schlafenden hinein- und mit Izayoi wieder herausgeschlichen. Ihr Abenteuergeist hatte ihm dabei geschmeichelt, doch jetzt war der Mann hellwach und hielt seine Waffe mit der Entschlossenheit eines Kriegers fest. Er konnte ihn kaum bitten, beiseite zu treten. Er nicht ... - - - - - - - Was hat der alte Hund ausgeheckt? Erfahrt es in Kapitel #44, "Geißblatt IV"! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)