Apfelblüte von Morgi (Inu no Taishō / Izayoi) ================================================================================ Kapitel 39: Alpenrose --------------------- Apfelblüte - Alpenrose - Autor: Beta: - - - - - Fandom: Inu Yasha Genres: Romantik (Hetero), Drama, Epik, Alternate Timeline Triggerwarnungen: Gewalt, Tod, Trauma Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld. - - - - - - - 123 Als das Knurren erklang, gefror Tajiro der Atem in den Lungen. Sein Blick fiel so abrupt zur Seite, dass er um ein Haar wie ein leichenblasses Kind aufgesprungen wäre, doch zwischen den Papierbespannungen und Holzrahmen gab es keine Chance auf Flucht. Das wusste er - und das musste auch dieser sitzende Bastard wissen, der dem Gast seines älteren Bruders Kagetora so ähnlich sah. "Was wollt Ihr?", zischte er mit belegter Stimme. "Spart Euch die Mühe, ihn fortzuschleifen." Im Lichtschein der Kohlenpfannen schlichen Schatten über Sesshoumarus Züge, ehe er das Kinn neigte und ein rotes Glühen in seinen Augen aufkeimte. "Er gehört mir." Was? Tajiros Zunge klebte schier an seinem Gaumen, bevor er ungehalten auf den Burschen starrte, welcher nun nicht mehr vor Qual stöhnte, sondern kopfschüttelnd und mit weit aufgerissenen Lidern seinen Verstand zusammenkratzte. Dann presste der Narr die blutverschmierten Fingerkuppen gegen seine gute, polierte Rüstung und begann wie von Sinnen zu betteln. "H-herr ... nicht ... nicht allein mit ihm! Nicht!" Dieser Feigling! Wohin hatte sich sein Mut verkrochen?! Dass er ihn für seine erbärmliche Stammelei nicht ehrlos in den Tod schickte, hatte nur einen Grund: Er verabscheute es, Befehle von Fremden anzunehmen und sich die eigenen Pläne zu verderben. "Dieser Mann", bleckte Tajiro umso grimmiger die Zähne, "steht in den Diensten des Daimyos. Euer Begehren besitzt kein Gewicht in diesen Mauern, Dämon! Haltet Euch nicht für mächtiger, als Ihr-" Der Schmerz, der in seiner Kehle explodierte, bevor sein Kopf durch die zerstörten Papierwände auf den Boden schlug, traf Tajiro vollkommen unvorbereitet. Das Nächste, was er zwischen den Schatten drohender Besinnungslosigkeit wahrnahm, war das Kreischen des Halbstarken und dessen Fortkriechen in den Augenwinkeln, ehe dort unheilvolles, grünes Licht hineinschwappte und ein Geruch, der verbranntem Fleisch ähnelte. Dann ragte der Youkai über ihm auf und drückte den Spann seiner Hand tiefer in seinen empfindlichen Hals. "Kein Gewicht? Wiederholt Eure Worte", knurrte Sesshoumaru, "wenn Ihr noch könnt." Wie bedauerlich nur, dass es dem General dafür an Luft mangelte. Er zappelte wie ein Karpfen, den man auf das Schneidbrett gelegt hatte, doch nicht einmal das Geschick seiner rabiaten Schläge und das Kratzen auf der Haut genügte, um ihm die Freiheit zu erkaufen. Sesshoumaru zog ihn aus den Trümmern, bis Tajiro drei Fingerbreit über dem Boden hing und die Wut von krächzenden Jappsern ersetzt worden war. "Erinnert Euch an diesen Moment Eurer Schwäche", raunte der junge Hundedämon, "dann dankt meinem verehrten Vater dafür, dass es nicht Euer letzter sein wird. Verschwindet." Ruchlos ließ Sesshoumaru ihn fallen, ehe seine funkelnden Augen zu dem Burschen schossen, der heillos zitterte. Nur einen Herzschlag später hatte der trotz des bestialischen Schmerzes, sein verdrehtes Bein gepackt und zu sich gezogen, wimmerte und krümmte sich in einer Lache aus Blut und strengen Gerüchen wie ein Kleinkind. Erbärmlich. "Ihr bleibt", wies Sesshoumaru dennoch an, ehe er durch reine Willenskraft seine Präsenz wieder schmälerte und an den flackernden Schatten der Kohlenpfannen vorbei zu seinem Platz zurückging. Das Heulen des Windes, der gegen die Regentüren schlug, erdete sein Gemüt. Dort draußen ... Vater. 124 Die Nachtstille vermischte sich mit den aufragenden, tiefschwarzen Wolkenbergen, die wie ein Ungeheuer über der Residenz hingen. Er hatte sich beeilt, doch auch ein Mann mit seinen Kräften konnte dem aufkommenden Regen nicht davonlaufen. Als er mit Izayoi auf der Astgabel des Apfelbaumes landete, fielen bereits die ersten Tropfen und verdichteten sich rasch zu langen, seidigen Fäden. Bald trommelte das Wasser auf den Sand des Innenhofes und verwischte alle fein gerechten Linien. Sein Lächeln ließ sich davon nicht erschüttern. Noch während er die junge Fürstentochter auf die Beine stellte und ein Abrutschen verhinderte, indem er sie weiter am Ellenbogen festhielt, deutete er mit einer Kopfneigung zu einer handvoll Schatten nicht weit von ihnen. "Wachen", erklärte er leise. Sie sahen grimmig aus und hatten die Gesichter zu verhärmten, boshaften Masken verzogen. Der Herr der Hunde zweifelte nicht daran, dass sie ihre mit Stofflagen umwickelten Strohsandalen verwünschten, während sie durch frische Pfützen schritten und die Kälte von den Fingerknöcheln bliesen, um mit den Händen weiter die Schwerter führen zu können. Jede verantwortungsvolle Aufgabe verlangte Konzentration, Widerstandskraft und Wagemut - so auch diese. Aber ihre Blicke verrieten, dass sie keine Dämonen waren. Die Männer des nordwestlichen Daimyos sahen in seine Richtung, ohne in dem konturenlosen, trüben Grau des Apfelbaumes fündig zu werden. Auch auf der anderen Seite des Innenhofes, wo er deutlich die Energien seines Sohnes abflachen spürte, lockte sie kein Misstrauen an. Sie gingen einfach weiter. Niemand forderte eine Erklärung für Sesshoumarus Anwesenheit vor Izayois Gemächern ein. Eigenartig. Nicht die Männer, jedoch ... sein Junge mied für gewöhnlich die Nähe der Menschen. Wartete er auf ihn? Oder hing sein Ausharren mit dem vom Regen abgeschwächten Blutgeruch zusammen? Sein eigenes war es jedoch nicht. Die Witterung war zu fremd, um an seinen väterlichen Instinkten zu ziehen und Unmut heraufzubeschwören, weil jemand Hand an seinen Welpen gelegt hatte. "Isamu?" "Hm?" "Ich ... ich danke Euch." "Tatsächlich?", raunte er abgelenkt, ehe er seine Augenbrauen senkte und bemerkte, wie hastig Izayois Herz hinter ihren Rippen schlug. Das Geräusch hämmerte in seinen Sinnen so nachdrücklich wie der Regen, und er bewunderte aufrichtig, mit welcher Vehemenz sie noch immer die unangetasteten Erdwurzeln umklammerte und es vermied, tiefer als bis zu seiner Brust zu sehen. Ah. Natürlich. Sie fürchtete nach wie vor die Höhe. Das Knirschen und Wanken des Baumes bescherte ihr eine Gänsehaut, die er deutlich auf ihrem Unterarm erkennen konnte: Genau dort, wo das Seidenkrepp nicht mehr auflag, weil er sie stützte und sie ihre Elle beugte, sodass der Kimonostoff hinabrutschte. Der Anblick erinnerte ihn unweigerlich an ihre freigelegte Kehle, doch er überging beide Verlockungen. "Darf ich erfahren", fragte er rau, "wofür Ihr mir dankt?" "Für das Abenteuer", flüsterte sie zurück. "Ihr mochtet es?" Izayoi nickte, obwohl ihre Wangen brannten und ein streitsüchtiges Stimmchen in ihrem Kopf schrie, dass die vergangenen Stunden keine Wertschätzung verdienten. Sie hatte sich mit Männern unterhalten, noch dazu Dämonen, und war soweit von ihrer Amme Mashiko getrennt gewesen, dass es das ehrbare Verhalten einer Fürstentochter und jede Tradition mit Füßen trat. Ihr sonst sorgsam gebürstetes, schwarzglänzendes Haar war dank der Reise wirrer als ein Vogelnest, da der Wind harsch durch die Bäume schnitt - aber seine Sprünge machten ihr allmählich keine Angst mehr. Sie waren so regelmäßig gewesen wie die sich kräuselnden Wellen eines Teiches, die an der Uferbank zerschlugen, während er Kreaturen erwähnte oder besonnen ihrem Schweigen lauschte. "Werdet Ihr mir wirklich die Insel der Hanyous zeigen?", hauchte sie. "Gern. Eure Gesellschaft wäre mir sehr angenehm an diesem Ort." "Ich bin Euch keine Last?" "Izayoi." Er neigte sich zu ihr hinab, ohne das Pfeifen des Windes stärker als ihr Stocken zur Kenntnis zu nehmen, während sein Youki federleicht über ihr Kinn schlich. Er ersetzte es mit seiner Hand, um zu verhindern, dass sie den Blick abwandte. Eine Weile betrachtete Isamu ihre Augen und den Glanz ihrer Lippen, dann atmete er aus. "Ist das alles, was Euch beschäftigt?" "Nein." "Was gibt es noch?" "Ich ... ich bin nicht sicher." Verlegen blinzelte Izayoi, als ob sie damit ihre Gedanken für sich behalten könnte. Es gab so vieles, das auf ihrer Zunge tanzte. Eine Bemerkung über seine Hand an ihrer Elle, deren Klauen behutsam auflagen. Die Frage, ob sein Geruch mehr mit Zitronengras oder wilden Flüssen gemein hatte oder was es bedeutete, dass ihr seine Nähe zu teuer schien, um ihn nicht pflichtbewusst darum zu bitten, sie nicht mehr zu berühren. Dazu die Wärme, sein Blick, ein einziger Atemzug auf ihrer Haut. "Es ist kein guter Ort, um Euch davon zu erzählen", flüsterte sie. "Werdet Ihr es mir morgen auf der Insel anvertrauen?" "Dazu müsste ich es verstehen können." "Ihr gebt mir Rätsel auf", erwiderte der Herr der Hunde, während er mit der Kuppe seines Daumens gedankenverloren über ihren Mund strich, dann stockte - und seine Hand von ihrem Gesicht nahm, bevor er abweisend die Schultern anspannte. Sie begegnete ihm mit überraschten Schweigen, aber Isamu schüttelte nur den Kopf. "Ich habe nicht nachgedacht", beteuerte er leise, "vergebt mir. Es stand mir nicht zu." Ausweichend sah er fort, um zwischen den schwarzen Konturen der Apfelzweige und dem Regen die ersten, schneidenden Windböen auszumachen. Gischt sprühte zu ihnen, fein und eiskalt, ehe sein Youki sie aufwärmen konnte. Doch auch die Männer des Daimyos, die das andere Ende des Hofes erreichten, boten keine Ablenkung von der zermürbenden Frage, warum er für einen Moment vergessen hatte, seine Taten ebenso sorgsam abzuwägen wie seine Worte. Was war nur in ihn gefahren? Das war eine Geste, die für Ehefrauen gemacht war, nicht für sie. Er hatte sie so oft genutzt, damals, als er noch ... - - - - - - - Als es weniger Folgen hatte? Kapitel #40, "Wermut", zeigt einige Optionen ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)