Apfelblüte von Morgi (Inu no Taishō / Izayoi) ================================================================================ Kapitel 34: Flieder ------------------- Apfelblüte - Flieder - Autor: Beta: Fandom: Inu Yasha Genres: Romantik (Hetero), Drama, Epik, Alternate Timeline Triggerwarnungen: Gewalt, Tod, Trauma Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld. - - - - - - - 112 Erstaunen erfasste sie und vermischte sich mit dem Gefühl, das auf ihrem Handrücken gedieh. Izayoi spürte die rauen Stellen seiner Haut, die auf ihren Fingerknöcheln lagen und doch ... seine Berührung hatte nichts damit zu tun, dass er sie wie ein Schwert an sich reißen wollte. Die Geste war behutsam, sanft und seine goldenen Augen funkelten still, während sich der Zug um seine Lippen ernsthaft und geduldig ausnahm. Als er Atem schöpfte, schlug sie die Wimpern nieder und lächelte. "Ich möchte es glauben", flüsterte Izayoi, während der Geruch der Gräser, und das Zirpen und Flattern der Insekten an Bedeutung verloren, "aber um eines muss ich Euch dennoch bitten. Achtet nicht allzusehr auf mich. Wie könnte ich verlangen, dass Euer Blut um eines Versprechens Willen vergossen wird? Nein, das wäre nicht richtig. Ihr besitzt einen Sohn und ich tue es nicht. Gäbe es ein Unglück, hätte ich ihm den Vater genommen und ich wünsche nicht zu erfahren, auf welche Weise mir Eure Familie mit Groll begegnen würde. Was hätte ich ihnen entgegenzusetzen?" Isamu wusste, von welcher Schwäche sie sprach, doch den Kopf zu schütteln und die freie Hand unter ihr Kinn zu legen, auf dass sie ihn ansah, erschien ihm einfacher als das Grauen heraufzubeschwören, das man über sie bringen mochte. "Mein Sohn", sagte der Inu no Taishou leise, "klagt nicht. Nie. Menschen sind ihm einerlei und er hätte wenig Grund, Euch meinen Tod anzulasten. Seine Trauer würde niemals seinen Verstand vergiften." "Aber sein Herz", hauchte Izayoi vorsichtig, "so er das Eure in sich trägt?" "Vielleicht." Nein, ganz gewiss sogar. Sesshoumaru sehnte sich danach, ihn zu übertreffen. Er sah den Ehrgeiz und die schwelende Wut seit langer Zeit in den Augen seines Welpen glühen und jeder erteilte Ratschlag nagte an seinem Stolz. Trotz der ausgefeilten Technik und des Talents hatte sein Junge noch immer nicht verstanden, dass es nicht die Macht eines Schwertes war, die über Siege entschied. Weisheit fälschte Klingen ab, um sie zwischen Rippen und Muskeln schieben zu können - nicht Schärfe allein. Ein Fürst benötigte beides, um seine Ländereien zu schützen. Als Vater hatte er ihm bereits das Wichtigste in die Klauen gelegt, doch die Frucht reifte kläglich. Zu früh zu sterben, hieße ihn glauben zu lassen, seine Geheimnisse mit ins Grab zu nehmen. Isamus Mund barg ein schlichtes, wehmütiges Lächeln. Er schwieg, gefangen genommen von seinen eigenen Befürchtungen. Erst Izayois Blinzeln und der Anblick ihres Gesichts, der dichten Wimpern und Lippen, die so nah bei seinen Fingerkuppen geschürzt wurden, brachten ihm die Gegenwart zurück. Was hätte er darum gegeben, sie nicht wieder zurückweichen zu sehen, bis ihm nur noch ihre Hand verblieb. Dann zog eine Windbrise auf, die sich schwer wie der Flügelschlag eines Reihers unter den Blättern der Bäume entlang schob. Dürre Schatten stachen hinter den Ästen hervor, ehe sie an Borken und faustdicken Pilzen herabschlichen, um sich zwischen Moosteppichen und Halmen zu verfangen. Als Izayoi ihren Mund wieder öffnete, hatte sie beinahe vergessen, wie lange sie bereits beieinander saßen. Sie hörte Gräser rascheln und bemerkte die feinen, hellen Härchen in seinem Schulterfell trotz pechschwarzer Nacht, doch ihre Gedanken kehrten rasch wieder an andere Ufer zurück. Eines ließ ihr keinen Frieden: Es fühlte sich wie ein Dorn an, der zwischen Blütenblättern und Stängel lauerte, aber die Furcht verlor gegen den Wunsch, sich Gewissheit zu verschaffen. "Darf ... darf ich Euch etwas fragen, hoher Herr?" "Natürlich. Was auch immer Euch auf dem Herzen liegt." Ihr gelang ein Nicken, während sich Verlegenheit in ihre Gesten stahl und sie das Rauschen ihres Blutes wie das Schnattern der Gänse und Klappern von Essstäbchen verdrängte. "Würde ... würde Euer Schmied ... würde Toutousai ebenfalls meine Hand halten?" "Wie?" Ehe der Herr der Hunde sein Erstaunen bezähmen konnte, ertönte ein Schrei, der laut genug gewesen wäre, um den umgestürzten Baumstamm zu ihren Füßen vor Schreck wieder aufzurichten. Zeternd und schnaufend trat der Schmied aus den Schatten der Farne, ohne ein Reiskorn darauf zu geben, sich gegen den Wind an einen Daiyoukai angeschlichen und ihn neugierig belauscht zu haben. Das war kein Talent, sondern ein mittelprächtiger Grund, mit den Zähnen zu knirschen. "Jetzt ist es aber genug! Hört auf mit diesem Unsinn!", wetterte er erbost. Klatschend fuhr Toutousais Hand gegen die Flanke seines Ochsen, ehe er das arme Tier aus den Augenwinkeln anstarrte, als hätte es muhend den Vorschlag unterstützt, ihn mit solch einer albernen Idee zu verärgern. "Ich rühre keine Menschenkinder an", erklärte Toutousai knatschig. "Nie! Soll ich dir das auf ein Maulbeerpergament pinseln, Mädchen? Schon der Gedanke macht mich ganz krank. Solch ein Süßholzgeraspel!" "Toutousai." "Was?", erwiderte der Schmied hitzköpfig. "Hast du nicht stets darauf bestanden, Ehrlichkeit zur rechten Zeit wiege einhundert Schwerter auf? Dann ernte auch, was du gesät hast, alter Freund!" "Ihr gebührt ein besserer Ton." "Warum?" "V-verzeiht", stotterte Izayoi, die nur von dem Druck auf ihrer Hand davon abgehalten wurde, sich in die Gräser zu werfen. Dass der Hundedämon neben ihr ein Grollen ausstieß, stimmte sie umso nervöser. Für einen Streit wollte sie nicht die Verantwortung tragen. Die Luft war mit einem Mal so glühend und stickig, dass ihr die Kehle brannte. "Es ... es lag nicht in meiner Absicht, Euch zu beleidigen, verehrter Schmied." "Pah!", wiegelte der kratzbürstig ab, während das Youki des Inu no Taishou höher wallte, gefrorene Grashalme abknickte und ihm bedrohlich unter den Baumwollkimono kroch. Schon wieder! Eine liederliche Angewohnheit war das, wenn man dem das Worte aus dem Munde nahm oder so sprach, wie einem der Schnabel gewachsen war. Aber gut, er wollte ihn nicht weiter reizen. Auch der ruhigste Hund konnte beißen und Isamu stand kurz davor, sich zu erheben. "Was ist nun mit meinem schönen Schwert?", lenkte Toutousai daher die Gemüter in ruhigere Gewässer. "Wünscht dein Menschenkind den Schutz des Herrn der Hunde?" Isamu öffnete scharf die Lippen, ehe ihm ein Flüstern zuvorkam, das so dünn wie ein Reiskorn klang, das auf Bambusmatten fiel. "J-ja." Huh? "Wie entzückend!", jubelte der Schmied und weidete sich an dem Umstand, dass ihm die Steine aus dem Weg geräumt wurden, die seiner Handwerkskunst schmähten. Danach bohrte Toutousai in aufgesetzter Gelassenheit mit der Klaue in seinem Ohr und sprach die Frage aus, die Isamu selbst am meisten beschäftigte: "Woher rührt der Sinneswandel?" Izayoi schrumpfte unter flammend roten Wangen noch weiter zusammen. Nun auch noch das! Sie hatte kaum verwunden, dass sie dem hohen Herrn zuvorgekommen war. Als Frau ziemte es sich nicht, das Gespräch an sich zu reißen. Dabei war es nur ein einziges Wort gewesen! Eine kleine, harmlose Silbe - und doch änderte sie alles. Ihr Herz schlug schneller, ihre Fingerspitzen wurden klamm vor Furcht. Der Gatte ihrer lieben Schwester Chidori hätte sie gewiss hart bestraft. Aber wie sollte sie länger in dem Bambuskäfig ihrer Erziehung ausharren, wenn Isamu sie immerzu dazu ermunterte, das Gegenteil zu tun? Auch Tatami-Matten konnten sich ungeachtet ihrer Streben und Damastfäden im Sturm verbiegen: Ließ das Unwetter nach, fanden sie in ihre alte Form zurück und niemand ahnte mehr das Abenteuer. Ja, das erschien ihr eine gute Erklärung für ihr fürchterliches Verhalten. Eine Ausnahme zu gestatten, um die Wogen zwischen den Dämonen nicht aufpeitschen zu lassen, war mutig genug. "Ich hoffe nicht auf Schutz für mich", flüsterte Izayoi, "aber darauf, dass ein Schwert von Eurer Hand jedes Leben verteidigen kann, das einem Fürsten teuer ist. Ganz gleich, ob Mensch oder Dämon oder ... oder Hanyou." "Aha." Hanyou. So so. Toutousai schnalzte trocken mit der Zunge, bevor er mit der Spitze über seinen Gaumen strich, die Zähne überspeichelte und dann in einer Grimasse innehielt, die er für den Herrn der Hunde persönlich aufgespart hatte. "Bring bitte niemanden auf Ideen, Mädchen, ehe ich die zweite und dritte Bedingung ausgesprochen habe." - - - - - - - Ideen? Wer kommt da auf Ideen? Wir in Kapitel #35, "Gerbera"? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)