Apfelblüte von Morgi (Inu no Taishō / Izayoi) ================================================================================ Kapitel 24: Löwenmaul I ----------------------- Apfelblüte - Löwenmaul I - Autor: Beta: Fandom: Inu Yasha Genres: Romantik (Hetero), Drama, Epik, Alternate Timeline Triggerwarnungen: Gewalt, Tod, Trauma Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld. - - - - - - - 95 Der Herr der Hunde landete alles andere als elegant auf dem nächsten Ast, prallte mit der freien Schulter voran gegen den Stamm - und es kostete ihn mehr Beherrschung denn je, das dunkle Knurren in seiner Brust wieder niederzuringen, während die Rinde längst gesplittert war. Irgendwo unter ihm krachten die Stücke noch auf tieferhängende Zweige, schälten Laub und Harz vom Baum, aber er konnte sich beim besten Willen nicht darauf konzentrieren. "Macht das nie wieder", flüsterte er, bevor er die Luft in die Lungen zog und sich einen Moment später am liebsten dafür geohrfeigt hätte. Ihre Witterung breitete sich wie Feuer in seinen Sinnen aus, zerrte an seinen Instinkten und brachte das Rot noch kräftiger in seine Augen zum Glühen. Er musste sie absetzen, denn das war das Erste und Beste, was ihm einfiel - nun, fast. Aber alles Andere stand nicht zur Debatte, daher konnte er nur dankbar darüber sein, dass sie ihn bereits wie einen Geist anstarrte. Nicht auszudenken, was- "Verzeiht", flüsterte sie hastig. "I-Ich wusste nicht ..." Ihre Kehle schien sich zuzuschnüren, weil ihr die Worte fehlten. Was sollte sie auch sagen und bereuen? Hatte sie ihn verletzt? Erzürnt gar? Ja, gewiss. Am liebsten hätte sich Izayoi zu Boden geworfen, doch seine Klauen hielten noch immer ihre Schultern fest und der gewaltige Ast schwankte, als würde er jeden Augenblick unter ihnen bersten können. Alles in Izayoi rebellierte aus der nackten Angst heraus, dass er sie nun verärgert von sich stieß. Grundgütiger! Was hatte sie sich nur dabei gedacht, mit ihm zu gehen? Das war doch verrückt! Sie konnte den aufgewühlten, feuchten Boden kaum erahnen und der eisige Wind, der ihr um die Ohren fegte, machte sie fast taub. Unwillkürlich stiegen ihr die Tränen in die Augen, weil die bittere Kälte sich in ihre Wangen biss - und das verstand sie von allem am wenigsten. Während er halsbrecherisch gesprungen war, hatte sie nichts davon zu spüren bekommen. Lag das an seiner dämonischen Natur? Hatten deshalb ihre Fingerspitzen gekribbelt, als hielte sie ihre Hand über eine wärmende, knisternde Kohlepfanne? "Ich bitte Euch", versuchte sie es heiser. "Vergebt mir. Ich wollte mich nur festhalten und-" "Es ist nicht Eure Schuld. Ich ... ich hätte Euch vorwarnen müssen. Ich war ein elender Narr, nicht daran zu denken, wie wenig Ihr von mir wisst", beteuerte er, und tatsächlich hielt sie inne, als er einen tiefen Atemzug nahm und das dunkle Bernstein zurück in seine Augen kehrte. Die letzten, verräterischen roten Fäden übertünchte ein Blinzeln, dann hatte er sich wieder in der Gewalt. Sein Blick flog entschuldigend an ihr hinab, doch es fiel ihm unsagbar schwer, sich wieder aufzurichten. So einfach ließ sich seine Natur nicht überlisten, aber er wollte sie nicht noch weiter verschrecken. "Ihr", begann er sich schluckend zu erklären, "Ihr könnt meine Hand berühren, meinen Arm, sogar meinen Hals. Aber dort ... ist es anders. Ich bin ein Dämon, und unsereins duldet es nur mit wenigen Ausnahmen, dass ihm jemand ins Fell fährt. Welpen können es jederzeit, denn sie sind schwach und unmöglich zu übersehen." "Ich habe Euch überrascht?" "Ein wenig", gestand er unter einem zurückhaltenden Lächeln ein, doch es erschien ihm zu kompliziert, ihr zu erklären, wie unaufmerksam er werden konnte, sobald er die Frau in seinen Armen nicht für bedrohlich hielt, sondern nur für angenehme Gesellschaft. Er bezweifelte, dass er ihr damit einen Gefallen erwies - sie war doch sehr blass und ihr Herz schlug aufgeregt hinter den Seidenlagen des Kimonos. Nein, da führte kein Weg dran vorbei. "Seht es mir nach, wenn Ihr könnt. Es wird kein zweites Mal geschehen, darauf habt Ihr mein Wort." Izayoi nickte, wenn auch fast unsichtbar. Ihre Hand hatte sie schützend an ihre Brust gezogen, und es verwirrte sie, dass sich der nächste Windstoß, der knackend und unbarmherzig durch die Zweige fuhr, wieder der Wärme geschlagen gab. Das Ziepen auf ihren Wangen verebbte, als hätte ihr Mashiko ein Seidentuch darauf gelegt und sie glaubte zu spüren, dass er wieder ruhiger wurde. Ausgeglichener, so als könne ihm nichts auf der Welt mehr etwas anhaben oder aus dem Tritt bringen. Nichts ... außer ihr. Was für ein Gedanke! Izayoi schalt sich dafür, doch ihre Neugierde flatterte wie ein aufmüpfiger Schmetterling in ihrem Bauch und erstickte die Furcht davor, einen weiteren Fehler zu begehen. "Tat ... tat es Euch weh?", fragte sie leise. "Als Ihr-?" Überrascht weiteten sich seine Augen, dann neigte er den Kopf und schnaubte fast belustigt. Dachte sie das? Dass es ihm Schmerzen bereitete? Nun, er hatte es nicht eindeutig erklärt, das musste er zugeben. "Nein, damit hatte es nichts zu tun. Ganz gewiss nicht." "Aber als Yuudai Euch mit seinem Schwert angriff?" "Auch das ist etwas Anderes", erwiderte er und rang um die nötige Ruhe ihr gegenüber. Es war doch ein Unterschied, ob er nur daran dachte, dass er ihre Fingerspitzen noch immer bis ins Unterfell zu spüren glaubte oder ob er es in Worte fassen sollte. Bedauerlicherweise schien er nicht darum herumzukommen, sie zu erhellen. Verrückt. Der Daiyoukai legte die Stirn in Falten, denn ihm war nie zuvor ein Mensch begegnet, der in der Nacht und in schwindelerregender Höhe auf einem Ahornbaum derlei fragte. Schon gar keine Fürstentochter, aber für gewöhnlich neigte er auch nicht dazu, einer jungen, unverheirateten Frau eine Reise zu Toutousai vorzuschlagen und ohne Feind in die Bredouille zu geraten. Himmel. Der grantige Dämonenschmied würde behaupten, er sei in eine Schlucht gestürzt und habe sich den Kopf angeschlagen - was nicht allzu unwahrscheinlich war, wenn er darüber nachdachte. Er sollte sich besser auf das Wesentliche konzentrieren und Izayois Tat als ein Versehen betrachten. Mehr steckte nicht dahinter, das durfte er nicht vergessen. Yuudai hatte es hingegen beabsichtigt, und das färbte seine Stimme mit Ernst. "Ein Schwertstreich ist um ein Vielfaches leichter zu ertragen, obwohl ich nicht behaupten kann, dass er mir dadurch angenehmer wird. Im Kampf rechne ich jedoch mit einer solchen Verletzung und kann mich eine Zeit lang beherrschen", verriet er. "Als ich den Kriegsherrn niederwarf, hatte ich aus einem anderen Grund die Geduld mit ihm verloren." "Ihr wart sehr wütend", flüsterte Izayoi. Sie fühlte sich nicht wohl bei der Erinnerung daran, denn das Knurren und die Wucht seines Hiebs ließen sie wieder daran denken, dass er bei den Drachen kaum freundlicher gewesen war. Sein Mitleid besaß Grenzen, vielleicht sogar schärfere, als sie es sich vorstellen konnte. "Hat Yuudai Euch beleidigt, hoher Herr?" "Nicht 'hoher Herr'. Nennt meinen Namen", korrigierte er leise, obwohl ihn dieses Mal ihre Gewohnheit fast erheitern konnte. Sie kamen wohl beide schlecht aus ihrer Haut heraus, nicht wahr? "Aber Ihr habt recht. Es fielen Worte, die ich in diesem Leben nicht mehr wiederholen werde. Er schmähte jedoch nicht mich, sondern Euch. Ich nehme an, es war ihm eine Lehre und es gibt nun eine Schlange weniger im Nest, die Euch etwas Schlechtes wünscht." Der Herr der Hunde sah deutlich, dass sich ihre Augen entsetzt weiteten, doch sie senkte den Blick, eher er ahnen konnte, ob sie sich dadurch gekränkt fühlte. Eigenartig. Sein Herz hielt wenig davon, dass sie ihm auswich, ja, sogar die Fingerspitzen und Lippen fester zusammenpresste, als wisse sie nicht wohin mit ihren fliehenden Gedanken. Die Stille, die zwischen ihnen entstand, wurde überschattet von dem Geruch nach Regen. Kühl und ruhig setzte er sich in der Luft fest, rang unauffällig um seine Aufmerksamkeit. In der Ferne hörte Isamu bereits ein Donnergrollen, und eine Kopfdrehung später sah er ein helles, unruhiges Flackern am Horizont - weit, weit hinter der schwarz vor sich hinwuchernden Baumkrone, die der uralte Ahorn ausgeprägt hatte. Dennoch nahm es ihn nicht gefangen. Es gab Bedeutsameres als ein Gewitter und einen Kampf mit Yuudai, der vier Tage zurücklag. Schlicht löste der Inu no Taishou seine Hand von ihrer zierlichen Schulter und strich ruhig über die knisternde und faltig gewordene Seide an ihrem Arm. Dann zeigte er ein weiteres, ruhiges Lächeln. "Es beschäftigt Euch noch immer", vermutete er. "Wollt Ihr es einmal versuchen, während ich darauf vorbereitet bin? Ihr werdet sehen, Ihr habt keinen Grund mehr, Euch vor mir zu fürchten. Bitte. Ihr seid kein General, der mir nach dem Halse trachtet oder mein Eigentum begehrt. Euer Vertrauen bedeutet mir etwas ... und ich würde nur ungern weiterziehen, ohne es zuvor zurückgewonnen zu haben." "Euer Fell?", hauchte sie fragend. "Ihr erlaubt mir, es zu berühren?" "Ich bitte Euch sogar darum", erwiderte er gedankenversunken, sodass ihm der Flügelschlag einer vorüberziehenden Motte entging. Dann hielt er ihr die Hand hin, um mit einer Kopfneigung zum Erdboden zu deuten. "Würdet Ihr mir folgen? Ich erinnere mich daran, dass Ihr eine solche Höhe nicht sonderlich schätzt." "Kaum", stimmte Izayoi zu, und selbst wenn sie gewollt hätte, wäre es ihr doch unmöglich gewesen, ihm die Geste abzuschlagen. Sie hatte ihm zugehört, jedes einzelne Wort auf der Zunge gedreht, bis ihr seine guten Absichten endlich wieder einleuchteten. Als Frau hatte sie wenig Übung darin, ihn vorher zu unterbrechen oder gar mit dem zu behelligen, was sich ihr Verstand in den buntesten Farben ausmalte, aber der Zug um seine Mundwinkel erdete auch diese Befürchtungen: Er bedauerte, was geschehen war, sehr sogar. Und er sprach noch immer mit ihr, bemühte sich darum, diese doch sehr unangenehme Erfahrung zu zerstreuen. Wie seltsam. "Ihr interessiert Euch stets für meine Gedanken", murmelte sie, während sie ihm ihre Hand reichte, "aber das müsst Ihr nicht. Ihr seid ein Mann, ein Dämon, und Ihr schuldet mir keine Aufmerksamkeit. Eure Reise wird sich nur verzögern und ich bin nicht sicher, ob ich mir diese Schuld aufladen möchte. Derlei ziemt sich nicht für eine zukünftige Fürstin." "Oh, Ihr seid mehr als das, Izayoi", entgegnete er. Dann zog er sie dichter und einen Herzschlag darauf näherte sich der Erdboden bereits in vier, fünf wohlbemessenen Sätzen. Das knirschende Astwerk über ihnen war kaum zur Ruhe gekommen, als er sie schon wieder auf die Beine gestellt hatte - und es schmeichelte Isamu, dass die junge Frau sich nur eingeschüchtert umsah, nicht augenblicklich versuchte, mehrere Schritt vor ihm zurückzuweichen. Nun, er hatte zweifellos Kriegsherren und mit Ofudas hantierende Mönche gesehen, die weniger Mut in den Knochen nährten. Angenehm berührt, kniete er sich ins Gras und musterte die weiß schimmernden Pilze und grauen Flechten, die sich neben allerlei Moosen über das Wurzelwerk schoben. Die Erde roch feucht, doch solange er Herr seiner selbst blieb, konnte er die Nässe vernachlässigen. Ein Daiyoukai litt erst unter der Witterung, wenn er am Ende seiner Kräfte oder Beherrschung angelangt war - und sogar dann gab es kleine, aber feine Unterschiede. Die Wärme einer Frau zu begrüßen, war einer davon. Glücklicherweise hatte ihn Izayoi nur aus dem Tritt gebracht, nicht weiter in Versuchung geführt. Dieses Mal konnte er die Angelegenheit weit nüchterner angehen, ohne sie aus einem Impuls heraus zu Tode zu erschrecken. "Setzt Euch", bot er an und sie gehorchte ohne Widerwort, eiligst darum bemüht, die einfachen Lagen ihres Kimono so glatt zu streichen wie nur möglich. Einen kurzen Moment schien sie zu erwägen, die Fingerspitzen in die Tiefen ihrer mit silberner Seide bestickten Ärmelschleppen zurückzuziehen, doch dann blieben sie schüchtern auf dem Persimonen-Orange des Stoffes liegen. Izayoi konnte nicht verhehlen, dass es ihr unangenehm war, beinahe den schmalen Streifen ihres Handgelenks bloßzulegen, doch ... nein, das war albern. Er hatte Schlimmeres gesehen: Ihren blanken Knöchel, einen zerrissenen und einst sorgsam wattierten Saum. Von ihren verwüsteten Haaren, deren Schildpatt-Nadeln auseinandergesplittert waren, ganz zu schweigen. Nun, gewissermaßen entbehrte sie auch jetzt jeder Tradition. Die schwarzen Strähnen flossen schwer an ihren Schultern hinab und ihre Wangen zeigten ihre Verlegenheit. "Es wird niemand erfahren, dass ich so dicht bei Euch saß, nicht wahr?" "Nein", entgegnete er, bevor er die Stimme dämpfte. "Aber Ihr könnt es Eurer Dienerin erzählen, sollte Euch einmal der Sinn danach stehen." "Mashiko würde mich fürchterlich dafür schelten." Vielleicht sogar durch den Fürsten bestrafen lassen, obwohl ihre Amme sonst ein Herz besaß, das mit Gold und Ehre allein nicht aufzuwiegen war. Sie hatte stets auf sie geachtet, im Fieber und auch bei schlechten Träumen, war ihr hinterher geeilt, wenn sie lachend durch die Teiche springen wollte oder dickköpfig ein Holzschwert an sich riss. Und Mashiko war bei ihr geblieben, obwohl Chidori ihr das Geleit befahl, da es in der gesamten Residenz ihres Großvaters keine Frau gab, der bloß eine von Dutzenden Gebärenden im Kindbett verstorben war. Izayoi hatte nie erfahren, wie es Mashiko gelungen sein mochte, sich zu widersetzen und das auch noch zu überleben, doch sie wollte ihrer Dienerin keinen neuen Kummer aufbürden. Mashiko hatte sich nach all den Jahren nur eine einzige Nacht für sich ausgebeten und sie dann mit Ungehorsam zu enttäuschen ... wie hätte sie das über sich bringen sollen, indem sie ihr später ein solches Detail beichtete? Nie. Es bedeutete ja auch nichts. Er war ein Dämon ohne Hintergedanken und ohne Absicht sie zu heiraten, das hatte er selbst gesagt. Dennoch tat Izayois Herz einen verräterischen Schlag, als sich der Weißhaarige vorlehnte und ihre Hand mit der seinen bedeckte. Sie sah das Gold in seinen Augen funkeln, hörte einen kleinen Kauz hoch oben in den Zweigen rufen, aber sie schwieg, während er ihre Fingerspitzen allmählich höher zog. Dann verschränkte er sie mit den seinen, ohne Hast, ohne Eile. "Konzentriert Euch auf einen Unterschied", forderte er ruhig. "Wie fühlt sich das an?" "Rau ... und warm. Eure Hand ist warm", sagte sie leise, während Izayoi der Gedanke ereilte, dass sie nie zuvor jemanden so bewusst berührt hatte. Schon gar keinen Mann, auch wenn sie im Affekt oder aus Freude heraus, Takemaru das ein oder andere Mal ... aber nein, das war nicht das gleiche. Der erste General ihres Großvaters hatte eine stille, duldsame Art an sich, die jedesmal in etwas umschlug, das sie nicht verstand: Als Knabe war er stolz und unerschütterlich gewesen, hatte ihr mutig hin und wieder ein Wort zugerufen, von dem sie beide wussten, dass es nicht für eine Fürstentochter bestimmt sein konnte. Und nachdem er zwei volle Sommer auf den Feldern verbringen musste - vom Regen durchnässt, von der Sonne gereizt -, hatte ihn Schweigsamkeit heimgesucht. Takemaru und der hohe Herr unterschieden sich in diesem Punkt wie der Tag und die Nacht voneinander, trotz aller Gemeinsamkeiten: Wenn sie einen Raum betraten, folgten ihnen die Blicke und tapfere Männer verloren ihre Zuversicht, sobald sie das Schwert zogen. Aber hier gab es keinen Kampf, keine Wut. Umgeben von dem Rauschen der Wipfel und den undurchdringlichen Schatten, in denen Äste und Zweige knackten, fühlte sie nur Nervosität und Neugierde. Dann schloss Izayoi die Augen und ließ ihre Fingerkuppen federleicht über die seinen wandern. Ihre Mundwinkel huschten empor, weil es nicht schwer zu erraten war, dass er seine Hände weniger schonte als sie ihre eigenen. "Ihr tragt sehr oft ein Schwert", flüsterte sie, sobald sie behutsam tiefer wanderte, "und Ihr habt zwei Narben, die sich hier wie Mondsicheln entlang ziehen." "Mein Sohn ist nicht ungeschickt", verriet der Herr der Hunde in milder Faszination, während sich ein Kribbeln geisterhaft bis in seinen Unterarm stahl. "Ein Kampf?" "Nein, nur seine Fangzähne, als er noch ein Welpe war." "Oh." Izayoi schlug ihre Wimpern wieder auf, ein wenig beschämt darüber, dass sie an solch einer Erinnerung rührte. Sie hatte Neugeborene gesehen, die herzhaft schrien, doch von solchen, die bissen, war ihr nie etwas zu Ohren gekommen. "Es muss sehr gefährlich sein, wenn man nicht auf sich achtet." Einen Augenblick sah er sie an, dann begann er leise zu lachen. Ein rauer und amüsierter Laut, als könne er etwas vor sich sehen, was ihr verborgen blieb. "Dieser Einwurf würde Sesshoumaru gefallen", mäßigte er sich bald wieder und seufzte vergnügt. "Allerdings sollte ich Euch korrigieren. Eine Mutter braucht ihr eigen Fleisch und Blut nicht zu fürchten, denn ihr Geruch ist einem Welpen wohlvertraut. Der Vater hat in dieser Angelegenheit ein schlechteres Blatt gezogen, doch das hilft ihm wenig. Die ersten zwei Wochen gebühren ihm, da sich die Frau von den Strapazen der Niederkunft erholen muss. Ich achtete allein auf ihn. Meine alten Freunde Myouga und Toutousai, zu dem wir reisen, hatten jedoch allerlei Ratschläge parat." Erstaunt hob Izayoi ihre Augenbrauen. Männer, nein Dämonen, die auf Kinder achteten? "Wie abenteuerlich." "In der Tat. Bedauerlicherweise hielt mein neugeborener Sohn wenig davon, seinen Hunger erst später zu entdecken, so wie es üblich gewesen wäre. Ich verdanke ihm einige Kerben und es würde ihn verärgern, wüsste er, wie leicht er sie mir damals schlagen konnte." Heiter zog er die Luft in die Lungen, dann umfasste er ihre Fingerspitzen wieder mit sanftem Nachdruck. Es erstaunte den Inu no Taishou wie glatt und zierlich sie waren - und wie wenig Unterschiede er zu den Händen einer Dämonin feststellen konnte. "Wenn Ihr einverstanden seid", lächelte er, "versuchen wir es nun mit dem Fell." Izayoi nickte, aber ihre Fingerknöchel spannten sich an, weil sie nicht wusste, ob es ihm recht wäre, sollte sie selbst ... oh. Das beantwortete wohl ihre Frage: Er war derjenige, der ihre Hand zu seiner Schulter führte. Natürlich, was hatte sie auch erwartet? Verlegen neigte sie das Kinn, während die Gräser unter ihren Knien knisterten und sie sich langsam vorlehnte. Die Wärme, die von ihm ausging, schien sich zunehmend auf ihrer Haut zu verdichten, glitt wie ein hauchdünner Schleier über ihren Hals und kribbelnd unter den Seidenkragen. Dann spürte sie die ersten Härchen unter den Kuppen ... und war überrascht. "Es ist viel weicher als vorhin", flüsterte sie und sah gebannt auf das helle Fell, das sich ohne jede Widerwehr berühren ließ. Fast hätte sie geglaubt, dass es sich an ihre Hand schmiegte, doch nein, der Eindruck täuschte. Sobald sie weiterstrich, legte es sich glatt und seidig an, bis der nächste Windhauch es bewegte und sie der unscheinbare Anblick zu einem Lächeln verführte. Die Wipfel über ihnen rauschten geheimnisvoll und dunkel, als sie zu ihm sah. "Ihr hattet recht", gestand sie leise ein. "Ich hätte mich nicht vor Euch fürchten müssen." Sein Mundwinkel huschte empor, doch seine Lippen lösten sich um keinen Fingerbreit voneinander. Nur der leichte Druck, der von seiner Hand aus auf ihre Fingerspitzen überging, verlieh der stillen Zustimmung Gewicht - und er war dankbar darum, dass sie sich nicht länger auf seine Züge konzentrieren wollte. - - - - - - - Sollte sie aber in Kapitel #25, "Löwenmaul II", tun, oder? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)