Apfelblüte von Morgi (Inu no Taishō / Izayoi) ================================================================================ Kapitel 22: Chrysantheme ------------------------ Apfelblüte - Chrysantheme - Autor: Beta: Fandom: Inu Yasha Genres: Romantik (Hetero), Drama, Epik, Alternate Timeline Triggerwarnungen: Gewalt, Tod, Trauma Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld. - - - - - - - 90 Lautlos betrat er den Raum, und obwohl es ihm nicht behagte, die Regentür hinter sich zu verriegeln, würden die Wachen nicht unaufmerksamer sein als jener, der schnarchend auf der untersten Stufe gekauert hatte. Der Atem des Mannes war unruhig gewesen, wie frisch in den Schlaf gesunken - ihm blieb nicht viel Zeit, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Flüchtig blickte sich der Weißhaarige um, während er auf den mit Goldfäden verflochtenen Bambusmatten stand und den Geruch einatmete, der in jeder Ecke auf ihn zu warten schien. Hier gab es keine Feindseligkeit, nur angenehme Wärme und schwelende Kohlepfannen. Er sah kunstvoll angeordnete Pflaumenzweige als graue Schatten in einer Ecke, einen sechsteiligen Wandschirm mit kostbaren Beschlägen daneben und nicht allzuweit entfernt sogar Räucherwerk aus Chrysanthemen. Nun, natürlich. Diesen Zweck kannte er, denn der Ständer, auf dem ein Kimono in all seinen prächtigen Lagen ausgebreitet war, verriet ihn: Fürstentöchtern war es stets vergönnt, sich mit blumigen Gerüchen umgeben zu können, aber es erinnerte den Herrn der Hunde auch an etwas anderes. Es ziemte sich nicht, die Gemächer einer unverheirateten Frau zu betreten, und noch weniger das schwarze, glänzende Haar zu betrachten, das sich auf den Tatami ausbreitete und wie Seide zerfloss. Ihre Dienerin musste die Schlaufen gelöst und das Wachs ausgekämmt haben, um es Izayoi mit Anbruch der Morgendämmerung neu einzurollen - und das alles, um ihm weitere Zeit zu erkaufen, denn die Prozedur mit Brennscheren und Papierblüten kostete viele Stunden. Seine Gefährtin hatte sich zu Beginn ihrer Ehe unter geröteten Wangen rascher wieder ordnen können, wenn sie verschmitzt von ihm wich, doch das lag fast in Vergessenheit und hatte wenig damit zu tun, dass er umständlicher denn je auf die Knie sank. Sein Versuch, dabei Lärm zu verursachen, scheiterte dennoch kläglich. Für jemanden wie ihn war es nicht leicht, sich hölzern zu zeigen und er hatte die Rüstung in seinen eigenen Räumlichkeiten zurückgelassen. Das Scheppern wäre seinem Vorhaben nur im Weg gewesen - dachte er. Hier wäre es nützlich, obwohl es sie womöglich verstören würde, sich von einem Dämon tragen zu lassen, der von Stacheln und kaltem Metall umgeben war. Bevor er jedoch in die Verlegenheit kam, über den Kragen seines Kimono zu streichen, brachte er ein tiefes, dunkles Räuspern an. "Izayoi", setzte er rau nach, und tatsächlich, es kam Bewegung in sie - wenn auch anders als erwartet. Erst blinzelte sie trunken, dann erwachte abrupt ihr Verstand. Einen Atemzug darauf hatte sie das Kunststück vollbracht, hochzuschrecken, vor ihm zurückzuweichen und voller Entsetzen die gefütterten Decken an sich zu reißen. Er war bei ihr, bevor sie schreien konnte. Und obwohl er ihr nicht verübeln wollte, ihn auch weiterhin für einen Angreifer zu halten, der ihr den Mund zuhielt, presste er - mit sich selbst unzufrieden - seine Lippen aufeinander. Ihre Augen waren panisch aufgerissen und ihr Herz schien wie erstarrt, ehe es noch hektischer hinter ihren Rippen um sein Leben klopfte und fast verrückt wurde, bis sich die Konturen klärten. "Ich wollte Euch nicht erschrecken", versicherte er ernst. "Bitte, ich dachte nicht daran, dass Ihr mich kaum erkennen würdet. Ihr seid keine Youkai." Gott. Izayoi entspannte unwillkürlich, wenn auch nicht weniger aufgeregt. Er nahm fast im selben Augenblick die Hand von ihren Lippen und sank auf die Fersen zurück, aber es fiel ihr schwer, sich zu sammeln und nicht wie ein Rebhuhn vor dem Jäger zu zittern. "V-verzeiht", flüsterte sie dann, "ich hielt Euch für einen Drachen." "Nicht ganz", erwiderte er, bevor in seinen Mundwinkeln ein Lächeln erwachte. "Mir mangelt es wohl nach all der Zeit an der Übung, eine Frau harmloser zu wecken." Izayoi sah ihn an. Dann begriff sie, dass er versuchte einen Scherz zu machen und sogar den Fehler auf sich nahm. Nun, das war gütig, daher nickte sie dankbar. Aber das Gefühl in ihrer Brust konnte sie kaum leugnen: Er war ihr nahe - so nahe, dass sie das Gold in seinen Augen funkeln sah und die Wärme fühlte, die von seinen Händen ausgegangen war. Es machte sie nervös, denn sie kannte die Tradition: Mashiko durfte ihr die Hand auf die Schulter betten, um sie aus dem Schlaf zu reißen, auch ihre Schwester Chidori und vielleicht sogar ein anderer Diener, sollte die Residenz in einen feindlichen Angriff geraten. Aber er ... "Hoher Herr", flüsterte sie verlegen, ehe sie den Blick vor ihm senkte, "Ihr dürftet nicht hier sein. Die Wachen des Fürsten könnten Euch-" "Ich weiß", unterbrach er sie sanft und ohne der Versuchung zu erliegen, ihren freiliegenden Hals länger ins Auge zu fassen. "Ich bin nicht hier, um Euch Unannehmlichkeiten zu bereiten, aber hört mich an." Izayoi neigte den Kopf, dann sah sie ihn unter dunklen, dichten Wimpern an und bemühte sich, weder an die feinen Knoten zu denken, welche die Nacht in ihre Haare zu wickeln liebte, noch daran, dass sie den Seidenstoff über ihre Schulter ziehen musste. Unauffällig zwar, aber er war aufmerksamer als andere. Gewiss bemerkte er es und verschwieg derlei nur aus Höflichkeit, denn sie hörte deutlich seinen tieferen Atemzug. "Würdet Ihr mit mir kommen?", fragte er leise. "Ich beabsichtigte ein Schwert von einem alten Freund schmieden zu lassen, der meinen Besuch wegen einer anderen Klinge erwartet." "Ich ... Ich verstehe nichts von Schwertern." Erheitert lächelte er. "Das dachte ich mir. Dennoch versprach ich, auf Euch zu achten und das wird mir auf diese Entfernung hin unmöglich sein." "Oh." "Es wird Euch kein Leid widerfahren. Bis zum Morgengrauen seid Ihr zurück." Geduldig fuhr er mit seinem Blick die Linie ihrer Lippen ab, auf die sie sich biss, während sie erst ein Lacktablett mit Schälchen und Bambuslöffeln ansah, und dann wieder ihn. Der Herr der Hunde kam nicht umhin eine Augenbraue zu heben, da sie sichtbar um Mut rang. "Was ist es, was Euch abhält?" "Ich ... ich fürchte, das würde Euch beleidigen, hoher Herr." "Das dürfte Euch schwer fallen", widersprach er ruhig. "Nun", raffte Izayoi die bestickte Seide der Damastdecke zögernd an sich, bevor sie seinem Blick auswich, "es gibt Geschichten, die Takemarus Männer einander erzählten. Als ich jung war, saßen sie oft beieinander und warteten darauf, aufspringen zu können und sich gegen den alten Schwertmeister zu beweisen. Manchmal hörte ich sie reden, während ich an Mashikos Seite durch den Hof schritt und dann berichteten sie einander, wie Frauen in Dörfern von Dämonen fortgelockt wurden. V-verzeiht, ich-" "Es ist wahr." "Wirklich?" "Zu meinem Bedauern. Nicht wenige Youkai sehen in Menschen leichte Beute und pflegen sie zu reißen, nachdem sie ihre widerwärtigen Gelüste an ihnen ausleben konnten. Es ist die Macht über Schwächere, die sie antreibt und ihr Vergnügen." "Wie furchtbar." Ihre Augenbrauen verzogen sich erschüttert, während ihr im Magen ganz flau zumute wurde. "Ihr seid nicht vielen Dämonen begegnet", schlussfolgerte er aus ihrem Blick, und obwohl er längst erraten hatte, welcher Gedanke sie niederdrückte, rührten ihn ihre gerundeten Schultern. Eine Frau sollte nicht auf diese Weise vor ihm ausharren. "Vertraut mir. Ich werde Euch weder rauben, noch überlisten. Ich bitte Euch nur um Eure Gesellschaft, das ist alles." Er hielt ihr seine Hand hin, und obwohl ihr Herz einen verräterischen Schlag tat, vergingen lange Sekunden im Schweigen. Izayoi dachte daran, wie er ihr dieselbe Geste in schwindelerregender Höhe hatte zuteil werden lassen und wie viele Stunden des Tages sie zwischen den Hofdamen bereits damit verbracht hatte sich zu fragen, ob er ihr Zögern jemals als Abscheu wahrnahm. Wäre es angebracht, sich zu erklären? Würde es ihn kümmern? Es gab so vieles, von dem sie nichts verstand und dennoch betrachtete sie die Furchen seiner Hand in dem spärlichen Licht der glühenden Pfannen, als sehe sie diese das erste Mal. Dann schöpfte sie Atem und überwand aus einem Impuls heraus die klamme Unruhe in ihrem Innern - zusammen mit Chidoris Mahnung, ein gefährliches Spiel zu spielen. "Werdet ... werdet Ihr mir auf dieser Reise mehr von Euch erzählen, hoher Herr?" "Isamu", hauchte er. Die junge Frau blinzelte, mehr als verwirrt darüber, ob sie ihn recht verstanden hätte oder durch das Knistern der Seidendecken zu abgelenkt gewesen war. "Isamu?" "Das ist mein Name", flüsterte er warm zurück, während sich ihre Fingerspitzen auf seiner Haut niederließen und er zufrieden die Hand darum schloß. "Ich dachte, es wäre an der Zeit, ihn Euch zu verraten." - - - - - - - Hach. Wie das weitergeht, erfahrt ihr in Kapitel #23, "Glockenblume"! Information: Im Script zu "Swords of an honorable ruler" (2003) war sein Name einmal mit "Tōga-ō" (闘牙王) angegeben, wurde allerdings wieder gestrichen. Daher ist er bei mir seit einigen Jahren unter "Isamu" (Mut, Tapferkeit) geläufig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)