Apfelblüte von Morgi (Inu no Taishō / Izayoi) ================================================================================ Kapitel 15: Gladiole -------------------- Apfelblüte - Gladiole - Autor: Beta: Fandom: Inu Yasha Genres: Romantik (Hetero), Drama, Epik, Alternate Timeline Triggerwarnungen: Gewalt, Tod, Trauma Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld. - - - - - - - 63 "Meister, dort!", hallte Myougas Stimme in seinen Sinnen wieder und die Augen des Herrns der westlichen Länder glühten ohne jedwede Vorwarnung scharlachrot. Durch den Rauch, der aus der zerfetzten Papierwand drang, erblickte er die Schuppen und Klauen, die wie Efeu glänzten und Verderben ankündigten. Doch dann sprang die Drachendämonin wie von Sinnen zur Seite und einen scharfen Atemzug später begriff der Inu no Taishou, dass der Lindwurm nicht vor ihm auf der Flucht war. Der Schwung eines Schwertes versuchte sie niederzumähen, verfolgt von der Stimme eines Menschen, der seiner Feindin nachsetzte und dabei eine vor Angst kreischende Amme im Windschatten zurück ließ: "Teufelsbrut!", donnerte Takemaru heiser, bevor er die Klinge in einer weiteren Welle vorwärts riss und die Echse so knapp verfehlte, dass ihr das Zischen fast in der Kehle stecken blieb. "Du wirst den Sonnenaufgang nicht mehr erleben. Stirb!" Gleich wie schnell das Schwert des Generals hob und hackte, in Geschwindigkeit und Abscheu war er ihr um Jahrhunderte unterlegen. Der einzige Treffer, der noch immer auf ihrer Flanke das Blut in fingerdicken Rinnsalen hervorquellen ließ, hatte ihm die Überraschung beschert - und sie war zu zornig und viel zu entschlossen, einen weiteren Stich in Kauf zu nehmen. "Was glaubst du, was du hier tust, Menschlein?", spie die Drachendämonin aus. "Ich werde beenden, was ich begonne habe!" "Nur über meine Leiche!", rief Setsuna no Takemaru, dann krachte es und er hob einen Teil der mit Kranichen geschmückten Rollbilder von den Wänden, um ihren nächsten Sprung zu vereiteln. Noch im Fall riss ein zweiter Schwung seines Schwertes das Papier in Stücke, aber ihr Gelächter übertraf sogar das. Wie der Wind stob sie an ihm vorbei, schoss über eine Reihe an Damastkissen - und wurde bleich wie der Tod. "Du", flüsterte sie entsetzt, bevor Millimeter vor ihrer Kehle Sou'unga durch die Luft fegte. Ihr Youki explodierte erneut, heftiger und jäher als jemals zuvor. Keinen Atemzug zu früh wich sie dem nächsten Streich aus und erkannte, dass vor ihr der schlimmste Albtraum lauerte, den ein Kind der allmächtigen Brutmutter zu fürchten hatte. "Bleib stehen, du Wurm", verlangte der Herr der Hunde scharf, sobald sie sich mit einem Satz in Sicherheit brachte und kopfüber an der Decke hing, die Krallen tief ins Holz gerammt, "du hast dich lange genug vor mir versteckt!" Sein ganzer Körper schien vor Zorn zu schwanken, aber die Drachendämonin war zu alt, um nicht eins und eins zusammen zählen zu können. Nicht dieser Hund, sondern der Boden geriet in Aufruhr - und ehe sie den nächsten Atemzug genommen hatte, begannen die Tatami-Matten unter den Füßen des Daiyoukais buchstäblich zu kochen. "Du verdammter-" Bastard, hatte sie fluchen wollen, aber das Blitzen in ihren Augenwinkeln ließ sie abrupt den Kopf zurückreißen. Sekundenbruchteile später drang vor ihr eine Klinge in das Holz, bis die Wucht des Wurfes durch das mit Rochenhaut umwickelte Heft gestoppt wurde. Unfassbar, dass sich nun schon die kümmerlichen Soldaten der Menschenfürsten in ihre Belange einmischten. "Du bist ein nerviges Anhängsel!", donnerte ihre Stimme, während Takemaru einen zweiten Dolch aus der Scheide zog. Als General kannte er einhundert Wege sich zu verteidigen, doch nie zuvor hatte ihn das Schicksal in eine solche Situation gebracht. Gegenüber einem halben Dutzend Drachen hätte er nicht bestehen können, das verstand er nun. Doch gegen diesen besaß er das beste Blatt, das seine Erfahrung zusammenzimmern konnte. Er würde einen Weg finden, um als Erster zuzuschlagen. Grimmig biss er die Zähne aufeinander: "Komm herunter, und wir kehren gemeinsam in die nächste Welt ein, Dämon!" "Das bezweifle ich sehr. Ohne den Schrei dieser Amme hättest du mein Tagewerk doch nicht einmal bemerkt. Dieses Mal wird dir dein jämmerlichen Mundwerk den Hals brechen!" Jäh stieß sie hinab und fiel auf den General wie ein Stein, doch sie fand keine Zeit, sich an dem betäubend scharfen Schmerz in dessen linker Schulter zu erfreuen, die wie ein Kugelfisch unter der Rüstung aufplatzte. Der Hund war in einem Satz hinter ihr und trieb sie mit einem Hieb fort, der ihr in einem einzigen Treffer die Knochen aus dem Leib schälen mochte. Der Schlagabtausch, der dann den Raum in weitere Rauchwolken hüllte, war hart und unfair. Sou'unga kostete sie die Hälfte ihres Schwanzes und ihrer Würde, und zum Dank dafür riss sie ihm die Wange in einer tiefen Fleischwunde auf. Der nächste Angriff endete erst, als es der Drachendämonin gelang ihm ein Tabakkästchen mitsamt Pfeifenkopf entgegen zu schleudern. Sie hatte ihm die feine Nase ruinieren wollen, doch die Inbrunst ihres Zorns fegte nur den Flohgeist von seinen Schultern - und natürlich scherte sich der Hund mehr um seinen Berater, als um ihre Schmach. Nie zuvor hatte sie sich auf solch lächerliche Weise Zeit erkaufen müssen, doch im Kampf war ihr jedes Mittel Recht. "Sieh an", ätzte der Lindwurm und stellte die Schuppen wie Stacheln auf, während ihr Blut schwer und dick zu Boden tropfte. Das Zimmer des Neugeborenen stank längst nach Fäulnis und Wut, aber ihre schleichende Arroganz war erst der Anfang. "Du bist noch immer so langsam wie damals. Hatten wir dieses Spiel nicht bereits vor dreihundert Jahren zu meinen Gunsten entschieden? Oder verteidigst du heute deine neuen Freunde, weil dir keine Welpen mehr geboren werden?" "Spar dir deinen Spott, Kuraiko." "Schweig! Mein Name ist nicht für deine Zunge gemacht, du Hund!" Ihr mit messerscharfen Zähnen gespicktes Maul schoss vorwärts - und seine Schnelligkeit war alles, was ihm das Leben rettete, als er geistesgegenwärtig die Schwertschneide empor riss und die Wucht ihres Angriffs in einen Konter umwandelte. In einem Funkenschauer schlug ihr der Inu no Taishou ein halbes Dutzend Schuppen ab und dann teilte sich ihr Kiefer wie eine überreife Pflaume, bevor er sie und alles, was von ihr übrig war, in einem blauen Gewitter aus Youki ertränkte. Das schrille Heulen, das in den Ohren des Herrns der westlichen Länder wiederklang, wurde nur von Sou'ungas Aufschrei übertroffen. Ja! Tötet sie, tötet sie! "Nicht so einfach", zischte der Hundeyoukai, dann zerriss das Band seines Haarzopfs und befreite einen Zorn, den er seit drei Jahrhunderten nährte. Kuraiko, die kaum noch ein Gurgeln aus ihren Lungen hervorpressen konnte, begriff, was ihr blühte - und dann tat sie das Einzige, was einer von Angst erfüllten Drachendämonin das Überleben sicherte. Sie riss sich im gleichen Moment, da die Knochen des Herrns der westlichen Länder in die seiner dämonischen Form übergingen, eine Schuppe aus und vergiftete sie dank ihres Youkis bis ins Mark. "So nicht", würgte sie - und schleuderte das Stück auf die Amme, die es in all der Zeit nicht vermocht hatte, den Raum zu verlassen. Dummes Ding. Es war das Letzte, was sie mit Kosuke im Arm tun sollte, und Kuraiko fand nichts Schlechtes darin, dass der Inu no Taishou überstürzt von ihresgleichen abließ, um etwas aufzuhalten, was sogar einem Daiyoukai unmöglich war. 64 Nein. Die Amme erstarrte, als ob ihr Lebensfaden ein Halm Reis wäre, auf den das Schnittblatt einer Sense traf. Dann brach das Licht ihrer Augen entzwei und ihre Lippen wurden kalt und schwer, noch bevor sich die vergiftete Schuppe völlig in ihrem Fleisch eingebrannt hatte. Nicht einmal der Arm des Hundedämons, der sich jäh um ihre Hüfte schlang und den Versuch unternahm sie noch von der Gefahr fortzureißen, verhinderte ihren Tod. Die Wucht seines Sprungs brachte ihren sterbenden Leib lediglich ins Straucheln, als ob er noch immer einen eigenen Willen besäße - und dann lockerte sich auch schon der Griff um das in blutige Seidentücher gehüllte Bündel. Kosukes greller Schrei verriet, dass er bislang nur oberflächliche Schnitte davon getragen hatte. Dennoch trieb das Geräusch dem Herrn der westlichen Länder alle Farbe von den Wangen. Der Inu no Taishou erkannte erst jetzt, dass der Tropfen auf der blaustichigen Oberlippe des Neugeborenen kein Schweiß sein konnte, der auf die Zunge des Kindes hinab perlte. "Nein!", rief er schreckensbleich. "Nein!" Aber es war bereits zu spät. Die Augen Kosukes begannen schlagartig im wilden Fieber zu glänzen, als er die Lippen versiegelte und trocken schluckte. Nein, nicht ein zweites Mal! Der Hundedämon riss das Neugeborene an sich, ohne auf den zusammenbrechenden Leichnam der Dienerin oder den Zwist in seinem Rücken zu achten. Sollte der General versuchen die Flucht des Lindwurms zu verhindern: Alles, was für den Inu no Taishou von Belang war, fing in seinen Klauen an zu röcheln und zu würgen. Kosukes Gesicht lief blau an, dann wurde er in Streifen am Hals krebsrot und die dünnen Wangen formten sich wie der Schirm einer Himmelslaterne. Wieder ein Keuchen; und obwohl er das Neugeborene auf den Bauch drehte, hätte er seinen Arm für einen fähigen Heiler gegeben. Die Kehle des zukünftigen elften Daimyos der nordwestlichen Gefilde spannte sich unter dem Druck, den das Dämonengift erzeugte, dann zuckte er ein letztes Mal - und spie ohne Vorwarnung einen Schwall Milch aus, in dem das Grün des Giftes wie Kohle im Wasserbottich zischte. Der Inu no Taishou starrte wie gelähmt auf das Bündel, während sich ein ohrenbetäubend lautes Brüllen an seine Ohren verirrte und eine winzige Faust den Zipfel des eingeschlagenen Seidentuchs zu fassen bekam, um daran zu ziepen. Konnte ... konnte es sein-? Es musste. "Meister", rief Myouga, der sich mit einem zitternden Sprung aus dem Nichts der Rauchwolken befreite und voller Unglauben auf dem Schulterfell landete, "das Menschenkind lebt?" "Ja." Ja. Erst jetzt schaffte es der Herr der westlichen Länder in ein leises, erleichtertes Lachen auszubrechen, das aus den Tiefen seiner Kehle hinauf kam, bevor er das schreiende Kind an sich drückte, das so viel mehr Glück gehabt hatte als sein eigenes. "Ja, das tut es, alter Freund." 65 Die Wucht, mit der die zerfetzten Überrisse der Papierwände und Holzrähmen vom Boden gehoben und beiseite gestoßen wurden, überlagerte nur noch der Wutausbruch des Fürsten Kagetoras persönlich. Seine Augen waren mit Irrsinn gefärbt, und obwohl er die Wegstrecke zum Trakt seines Erben und Sohnes in schier unmenschlicher Eile zurückgelegt hatte, war er viel zu spät, um auch nur noch die letzte Schuppe der Drachendämonin erahnen zu können. Alles, was sich ihm bot, war ein Schlachtfeld. Intarsien waren auseinander gebrochen, Wachskerzen zerborsten und über allem lag der Gestank, den Sterbende hinterließen. Die Luft war so brackig, dass sogar ihm drohte schlecht zu werden und er hatte im Norden mehr Schlachten geschlagen und Eingeweide zerrissen, als er Jahre zählte. Zornig wölbte sich Kagetoras Brust, als in seinem Nacken die pfeilschnellen Schritte seiner besten Kriegsgeneräle erklangen. Die Nachtigallböden sangen das Lied vom Tod, als sie zum Stillstand kamen. Fuchsgesicht, dessen rotstichige Wangen von einem schmalen Schweißfilm überzogen waren, wollte den Daimyo prompt auf die seltsamen Bruchstücke zwischen den Trümmern und Rauchschwaden aufmerksam machen, doch Kagetora fuhr ihm einfach über den Mund. Niemand hatte das Recht seine Residenz in einen Pfad aus Schutt und Asche zu legen. Niemand! "Takemaru, du elender Bastard!", brüllte er, und der General, der sich bereits geistesgegenwärtig verbeugt hatte, musste vor Schmerz die Zähne zusammenbeißen. "Wie kann ein Mann deines Ranges in meiner Gegenwart auch nur eine Sekunde ohne Respekt stehen?! Ich sollte dir den Kopf von den Schultern schlagen, also rede. Wo ist mein Sohn? Ich habe seine Schreie gehört und-" "Er ist hier, Fürst." Kagetoras Miene gefror wie ein todbringender See, über den der Winter eine Eisschicht ausbreitete. Seine Lippen zuckten, weil er glaubte sich verhört zu haben, doch dann blähte er die Nasenflügel und wandte den Kopf fort von Setsuna no Takemaru. Nie zuvor hatte er den Griff seines Schwertes fester gepackt, als in dem Atemzug, da er den verhassten Gast ins Auge fasste. "Ihr wagt es, mein eigen Fleisch und Blut anzufassen, Dämon?" "Der Anblick trügt", erwiderte der Inu no Taishou ungerührt. "Euer Sohn ist bei bester Gesundheit, und erst eingeschlafen. Seht selbst." Der Herr der Hunde hielt Kosuke höher, den er aus den blutdurchtränkten, nassen Tüchern befreit und tief in sein wärmendes Schulterfell gehüllt hatte, doch keiner der Adeligen schickte sich an, die Distanz zu unterschreiten. Nun, warum hätten sie über ihre Schatten springen sollen? Niemand, der bei Verstand war, traute einem Dämon. Einzig das Klappern der Schwerter, die sich aus ihren Hüllen befreiten und messerscharf funkelten, zeugte davon, dass auch Yuudai und Fuchsgesicht mit einem Mörder erbarmungslos ins Gericht gehen würden. Tajiro war der Einzige, der finster das offene, seidige Haar des Daiyoukais musterte und schwieg. Noch. "Ihr habt sein Leben also verschont?", rasselte Kagetoras Stimme, bevor er die Spitze seines Schwertes auf den unübersehbaren Leichnam der Amme richtete. "Ihr seid großzügiger, als ich dachte. Welches Märchen wollt Ihr mir berichten? Starb sie von allein?" Die letzten Worte stieß er fast höhnisch hervor, doch der weißhaarige Bastard schien sich davon nicht provozieren zu lassen. Nun, er war in Übung. Seine Gefährtin gab klügere Schmähungen von sich, sobald sie die Augen aufschlug. "Ein Lindwurm hat sein Glück unter Eurem Dach versucht. Der General verletzte sie schwer und vertrieb sie, daher solltet Ihr ihm und nicht mir danken." "Ich habe weder das eine, noch das andere vor, Dämon. Verwechselt die Pflicht eines Mannes nicht mit seinem Ruhm." "Ich verstehe. Dann ist es wohl Eure Pflicht heute Nacht die Wachen zu verstärken", erwiderte der Herr der Hunde. "Ihr erteilt mir Befehle?!" "Ratschläge", lächelte der Inu no Taishou schlicht, bevor er dem Spuk der Rivalität ein Ende bereitete und auf Kagetora zutrat. Schweigend sahen sich die Männer an, dann musterte der Hundeyoukai die Ratgeber und Kriegsherren an der Seite des Daimyos. Es überraschte ihn nicht, in Tajiros Augen Misstrauen aufglimmen zu sehen, denn der Bruder des Fürsten glich einer Schlange, die sich am Boden einer Grube verbarg und auf die beste Gelegenheit lauerte, den Sieg von dannen zu tragen. Setsuna no Takemaru mochte Dämonen wie ihn mit dem gleichen Ingrimm verabscheuen, doch er war ein Mann der Ehre und hatte sein Leben für Frauen und Kinder eingesetzt. Das war weitaus mehr, als in dieser Gruft anerkannt wurde: "Macht Euch ein eigenes Bild", bot der Inu no Taishou Kagetora an. "Ich werde hier sein, wenn Ihr zu einem Ergebnis gekommen seid." "Tajiro", bellte der Daimyo finster und machte noch im selben Herzschlag kehrt, "achte auf deinen Neffen!" "Ihr wollt gehen, verehrter Bruder?" "Du gibst mir Widerworte? Glaubst du, es spielt für mich eine Rolle, was du denkst? Gehorche! Yuudai, zu mir." Die Adeligen sahen sich einen Moment verblüfft an, dann stoben sie wie die Glühwürmchen auseinander und folgten allen Aufgaben, die der Daimyo der nordwestlichen Gefilde wie ein Stakkato von sich gab. Der Staub und Ruß wirbelte dabei in die Nase des Hundefürsten, doch er weigerte sich seinen Mundwinkel zu verziehen, als sich knapp unter seiner Nasenspitze das Gesicht des schlangengleichen Beraters abzeichnete. "Ein glücklich ausgegangener Kampf", murmelte Tajiro lächelnd und streckte die Hände nach dem Kind aus. "Ihr solltet Euch nach diesen Strapazen ausruhen, Herr. Die Frauen, die wir im großen Speisezimmer zurückließen, weil ihre zarten Seelen und Füße denen der Männer unterlegen sind, würden Euch nur anstarren und auf einen Bericht hoffen." "Nun, das dachte ich mir. Glücklicherweise habe ich meinen eigenen Berater und so werdet Ihr mich zu den Frauen begleiten müssen, solltet Ihr das Kind nicht aus den Augen lassen wollen. Ist das nicht eine erquickende Aussicht?" "G-gewiss", verneigte sich Tajiro tief und schien so angewidert von dem unverhofften Vorschlag, als ob man seinen Kopf soeben in einen eiskalten Quell getunkt hätte. Dieser Bastard! "Ich hatte auf eine solche Gelegenheit gehofft. Werdet Ihr mir in der Zwischenzeit etwas über Euren Ratgeber erzählen? Sprecht Ihr vielleicht von Takemaru?" Der Inu no Taishou lächelte abweisend, denn offenbar war er der Einzige, der den schneidenden Blick des Generals in seinem Nacken richtig zu deuten wusste. Für einen Menschen war Takemaru bemerkenswert: Obgleich er schwer verletzt war, hielt er sich verbissen auf den Beinen und schenkte seiner vor Schmerz gärenden, bereits eiternden Schulter nicht einmal ein Wimpernzucken. Es würde Wochen brauchen, bis er den zweiten Schwertarm wieder belasten konnte. "Nein", erwiderte der Hundeyoukai, "uns eint zu wenig, aber es würde nicht nur ihn betrüben, solltet irgendjemand danach trachten, seiner Herrin zu schaden. Kommen Euch derlei Pläne bekannt vor, Berater?" 66 "Um Himmels Willen", rief Chidori aus, und das heuchlerische Geplapper ihrer Schwiegermutter kam so abrupt zum Stillstand, wie die Ehefrau Kagetoras mit blassen Wangen und einem unbeherrschten Aufschrei alle Etikette von sich warf: "Kosuke!" Die Fürstin raffte die schweren Röcke des Kimonos und eilte auf die Füße, was angesichts des immensen Gewichts der Seidenschichten und der Angst in ihrem Herzen fast ihr Stolpern bedeutete. Der Aufruhr, den ihr erster Schritt nach sich zog, schlug Wellen der Überraschung und des Schocks. Die Dienerinnen, die das Shamisen spielten, starrten die unhandliche und viel zu lange Schleppe ihrer Herrin an; und jene, die mit feinen Besen den Tee schaumig schlugen, konnten kaum glauben, dass eine Frau auf zwei Männer zu hielt - nein, auf einen Mann und einen Dämon. "Tajiro! Was ist geschehen?" Tajiro musterte angewidert den Knoten ihres Brokatobis, als ob dieser ihn persönlich beleidigt hätte. Nie zuvor hatte ihn die Fürstin angesprochen, doch er schätzte die Möglichkeit waidwund zu klingen: "Ein Drache verlangte nach seinem Fleisch, nachdem er offene Türen vorfand, verehrte Fürstin. Einzig der General des Daimyos der südwestlichen Gefilde und unser Gast eilten zur Rettung." "Ist das wahr?" "Nun, so wurde es berichtet", atmete Tajiro beiläufig ein. "Die Wahrheit hat viele Gesichter und unser aller Herr wird sie rascher erkennen, als eine Lüge durch eine am Hals gestraffte Korallenschnur ihren Anfang nimmt. Wer weiß, wodurch die Amme unseres zukünftigen Fürsten starb?" Er erwog, sich am Kinn zu kratzen, aber verwarf den Gedanken schleunigst, als der weißhaarige Bastard einen Schritt auf Kagetoras Ehefrau zutrat. Die Größe des Mannes lehrte ihn wachsam zu sein, und die scharfen Schwertklingen taten ihr Übriges. "Nehmt ihn", forderte der Inu no Taishou die Fürstin auf, bevor über seine Züge Milde strich. "Er hat kräftige Lungen und wird Euch mit Glück erfüllen." Chidori starrte ihn an, dann öffnete sie die Lippen und schloss sie doch wieder ungläubig. Tajiro verzog unbemerkt sein Gesicht, aber er wusste aus leidlicher Erfahrung, dass seiner Schwägerin nicht einmal für dieses Verhalten beizukommen war. Kagetora, der nicht davor zurückschreckte, die Kinder der Ammen bis in die Nacht hinein auf dem Dach singen oder in den kalten Gebirgsbächen baden zu lassen, um sie für einen vorwitzigen Atemzug abzustrafen, entpuppte sich in Chidoris Gegenwart als unerträglich weich. Er erhob die Hand viel zu selten gegen sie, obgleich es sein Recht als Ehemann und Fürst gewesen wäre - und so teilte Tajiro die missbilligende Maske seiner Mutter, deren sorgsam bepinselte Lippen alle Falten hervortrieb. "Man sollte einem Dämon gehorchen", säuselte Yugo in ihrem typischen, hohen Singsang, bevor sie nach einer langstieligen Pfeife griff und diese mit einem Stück Holzkohle entzündete. "Durch Dummheit jagt man die Spatzen von den Dächern und in den Schlund der Katze, Chidori. Ein überaus unschicklicher Tod." Yugos Blick huschte zur Seite, als ob sie prüfen musste, ob auch die vor Erstaunen versteinerte Izayoi verstand, aber die unschuldige Seele bemühte sich dank eines scharfen Atemzugs ihrer Dienerin Mashiko bereits darum, ihrer Rolle gerecht zu werden. Hätte die Fürstenmutter erahnen können, dass sich der Herzschlag des Mädchens aus einem anderen Grunde als Nervosität beschleunigte, wäre es schlecht um sie bestellt gewesen. Yugo hob ihr Gesicht und die wegrasierten Augenbrauen, die mit Kohle neu gezeichnet worden waren, verliehen ihr Gram: "Oh, niemand ist sicher, wenn sogar unserem verehrten, übermenschlichen Gast ein Feind entkommt. Mir raubt es fast die Sinne bei dem Gedanken an die Gegenwart eines Monsters!" "Mutter." "Ach, Tajiro", winkte sie aufgeregt, "meine Söhne haben Schwerter, was bleibt da uns armen Frauen? Wir benötigen jeden Schutz, den man uns gewähren kann." Ihre Wimpern, welche die Grazie von Krähen zeigten, schlugen nieder, während Chidori nur wenige Schritte entfernt ihr eigen Fleisch und Blut aus den Klauen des Dämons erhielt. Es entsetzte Yugo, dass er die Chance nicht nutzte, Kosuke aus Versehen fallen zu lassen, nein, obendrein sah er ihn voller Wärme an. Aber nun gut. Was erwartete sie auch von jemandem, der ihren Plänen Izayoi zu entehren und den Daimyo des Südwestens zu Fall zu bringen, im Wege stand? Die besten Schlingen knüpfte man selbst, bevor man sie mit Blattgold und Perlmutt verzierte. Yugo sah erneut zu der jungen Frau an ihrer Seite: "Wie unersättlich mögen Dämonen sein, Izayoi? Du bist mit einem von ihnen gereist und weißt mehr zu berichten, als jede tugendhafte Tochter innerhalb dieser Mauern-" "Yugo." Die Angesprochene sah gleichgültig von ihrem bezaubernden Plätzchen aus Damast, Brokat und Lügengespinsten auf. "Chidori?" "Meine Schwester wird Euch später Eure Fragen beantworten", verkündete die Fürstin kühl und barg die schmalen, dünnen Finger dicht an dem spärlich bekleideten Leib ihres Neugeborenen. "Bis dahin gibt es keinen Grund daran zu zweifeln, dass unserer Familie Schlimmes erspart blieb, weil tapfere Männer weder zauderten, noch den Weg frei gaben. Wir sollten den Ahnen dankbar sein." "In der Tat. Hoffentlich werden meine Söhne den Dämon noch im Morgengrauen erschlagen", lächelte Yugo seidig. "Dämonin", korrigierte der Herr der westlichen Länder. "Ist das nicht dasselbe?", hakte sie einfältig ein, ehe sie - zum Entsetzen der Menschen um sich - auf einmal die Fingerspitzen in einem entschuldigenden Dreieck auf die Tatami-Matte bettete und das Haupt neigte. "Ich nahm nicht an, dass es einer Frau gelingen kann, einen Mann anzugreifen und es zu überleben, Herr." "Ob Drachendämonin oder Schlange im eigenen Nest", erwiderte Taishou vielsagend, ehe er die goldenen Augen schmälerte, "sie überschätzt ihre List bei Weitem." "Dann sollten wir wohl alle hoffen, dass dieser abscheuliche Kreatur das Glück abhanden kommt. Wäre es nicht grausam frühzeitig zu sterben?" Yugos Lippen wurden dünn und schmal, dann fiel ihr Blick zur Seite. "Izayoi, was denkst du, mein liebes Kind?" 67 Schweigend sah der Herr des Westens dem Regen zu, der dicht und kühl auf den sandigen Boden des Hofes fiel. Allmählich verschwammen die Spuren der Dienerschaft in den Furchen und Körnern, aber deshalb zwang er nicht den Atem zwischen den Zähnen hervor. Es tat ihm leid - das erste Mal seit Jahrhunderten empfand er tiefe Reue darüber, eine weitere Chance vertan zu haben und eines Dämons und eines Menschen nicht habhaft zu werden, um deren Blut zu vergießen. War das seine Vorstellung von Gerechtigkeit? Trug auch er den ruchlosen Stolz eines Hundes in sich, der bereit war sein Verlangen nach Rache über alles andere zu stellen? Sein Vater hatte diesen abscheulichen Weg gewählt, und sein ältester Sohn, Sesshoumaru, fand bereits zu viel Gefallen an ruhmreichen Kämpfen, um sich darin noch mäßigen zu lassen. Diese Feststellung traf ihn von allen am härtesten. Einst war er davon überzeugt gewesen, seinen Welpen die Liebe zu Hilfsbereitschaft und Barmherzigkeit lehren zu können, doch inzwischen nagte der Zweifel an ihm wie ein Ungeheuer. Er hatte selbst nie die Weisheit erlangt, die Finten und Intrigen der Drachendämonen zu belächeln - und nun schwankte er trotz seines Alters erneut wie der rotblättrige Ahorn im Sturm. Der Inu no Taishou zwang einen Mundwinkel empor, der sich nur widerwillig von der unterdrückten Wut in seinem Herzen löste. Dann erinnerte er sich ein letztes Mal an die Brutmutter, die älteste und furchterregendste Dämonin, die er jemals getroffen hatte. Ihre Stimme war wie Yugos gewesen, schön und schneidend wie der wächserne Tod: 'Deine Taten erheitern mich, kleiner Welpe, mehr noch als Ryukotsuseis Streben danach, unser Territorium zu vergrößern. Nimm dein Höllenschwert und geh, ehe dich deine Bitte um Frieden das Leben kostet!' Sie hatte ihm freies Geleit gewährt - Ryukotsusei nicht. Kaum, dass der erste Stalaktit durch die Kehrtwende der Brutmutter hinabgedonnert und Eis und Stein in tausend Scherben zersplittert waren, hatte er ihm den halben Schwarm auf die Fersen gehetzt. Seitdem war kein Jahrhundert vergangen, in dem er sich nicht vergeblich nach Stille und Erholung sehnte. Und nun das. Der Herr der Hunde seufzte, dann streckte er die Klauen unter dem Rande seines Obdachs hervor und spürte dem Regen auf seinen Kuppen nach. Das samtige Gefühl von Tropfen auf der Haut erdete seine überreizten Sinne in dieser Nacht - bis das Klappern der Regentür die Stille durchbrach. Nun, es kam nicht unerwartet. Der Daiyoukai sah zurück, lange bevor die Papierwand jenseits der Tatami-Matten aufgeschoben wurde und das angestrengte, gedämpfte Flüstern zweier Frauen ertönte. Ihre Schatten flackerten unter dem Schein einer abgeschirmten Kerze. "Herrin, ich glaube nicht-" "Ich brauche nur einen Moment, Mashiko. Warte hier auf mich und lösch das Licht." "Izayoi-sama! Das dürft Ihr nicht!" "Ich darf nicht die Wahrheit erfahren?" Ein Schnauben erklang, fein und dünn wie das Geräusch, als die junge Frau auf Händen und Knien über die Schwelle rutschte und entschlossen Atem schöpfte. "Takemaru hätte mir alles sagen können, und er schwieg. Soll ich nun Yugos und Tajiros Behauptungen glauben, statt den hohen Herrn selbst zu befragen, was bei Kosuke vor sich ging?" "Aber", Mashiko neigte sterbenselend ihren Kopf, "er ist doch ein Dämon, Herrin." "Ja, zum Glück. Einen anderen Mann hätten wir beide nicht ansprechen dürfen." Die Enkeltochter des Daimyos der südwestlichen Gefilde lehnte sich seufzend zu der alten Dienerin vor und dämpfte ihre Stimme: "Mashiko, ich weiß deine Sorge zu schätzen und dein Urteil bedeutet mir mehr als der hellste Reis in meiner Schale. Aber du hättest den hohen Herrn nie vor der Zeit in das große Zimmer geführt, wenn er für mich eine Gefahr darstellen würde. Er kann Kosuke nicht bedroht haben. Ich glaube vieles, weil ich jung bin, doch das? Nein. Niemals." "Vertraut Ihr ihm so sehr?", flüsterte Mashiko matt. "Er hat dich von den Toten zurückgeholt", erwiderte Izayoi ernst. "Wie könnte meine Angst vor ihm jemals größer sein, als sein Herz an diesem Tag?" Über das Gesicht ihrer alten Kinderfrau huschte ein Ausdruck, den sie nie zuvor an ihr gesehen hatte, doch Mashiko senkte rasch ihren Kopf, bevor sie ihn deuten konnte: "Herrin ... Bitte, beeilt Euch. Yuudais Männer werden in wenigen Minuten ihren Rundgang beendet haben und Ihr wisst, welche Strafen unverheiratete Frauen bei Nacht und Nebel außerhalb ihrer Räumlichkeiten erwarten. Ich-" Mashiko brach ab, ehe ihr die letzte Bemerkung über die Lippen rutschen konnte. Nein, das war nicht der rechte Ort für diese Mahnung. Sie sah den Dämon im Kegelschein der Kerzenflamme nicht, aber sie wollte ihn mit ihrer Achtlosigkeit nicht auf Ideen bringen. Er hatte feinere Ohren als jeder Mensch. Zitternd griffen ihre Finger nach dem schweren Riegel, bevor sie unter einem heftigen Ruck die Regentür zuzog und verschloss. Das federleichte Schaben von Stoff über glattgeriebenem Holz verriet der Fürstentochter auf der anderen Seite, dass sie sich tatsächlich durchgesetzt hatte. Dieser Umstand erleichterte und überraschte sie zugleich: Vor einer Woche noch hätte Mashiko sie nicht einmal allein in der Nähe einer Wasserschüssel zurückgelassen, und nun? Irgendetwas musste auch sie beschäftigen, um ihr eine solche Freiheit zu gewähren. War es Neugierde? Furcht? Und hing auch das mit dem hohen Herrn zusammen, der Mashiko vor einigen Stunden so seltsam angesehen hatte? Nun, mit etwas Glück würde sie das ebenfalls herausfinden. Entschlossen atmete Izayoi durch, dann wandte sie ihren Kopf und nahm all ihren Mut zusammen. Die Tatami-Matte unter ihren Knien, die mit feinen Goldfäden versehen war, knisterte leise. "Hoher Herr?" Angestrengt lauschte sie in die Dunkelheit und versuchte im Zwielicht, das den weitläufigen Raum dominierte, mehr als die Spuren des Regens auszumachen. Eine Tür auf der anderen Seite war geöffnet, doch der Spalt war bis auf die eindringenden, eisigen Windböen verwaist. Fror er denn nicht bei diesen-? "Ich bin hier." Izayoi fuhr zusammen, dann reagierte sie intuitiv und bettete unter glühenden Wangen die Fingerspitzen und die Stirn auf den Bambus. "V-verzeiht", flüsterte sie rasch, während sie seinen Blick direkt über sich fahren spürte und ein Seufzen vernahm. Nun, kein Wunder: Er saß direkt neben ihr, verborgen in den Schatten. Falls sie mehr als eine Armeslänge voneinander trennte, musste sie sich schon sehr irren. "Ich habe Euch nicht bemerkt. Ich ... ich dachte, Ihr würdet euch noch ausruhen." "Ihr besucht freiwillig einen schlafenden Dämon, Izayoi?", fragte der Inu no Taishou verschmitzt. "N-nein! Ich meine", wich ihm Izayoi aus, "vielleicht doch. Ich hatte gehofft, Ihr würdet mir etwas verraten können." "Was immer Ihr wissen wollt", erwiderte der Herr der Hunde schlicht. "Aber nur, wenn Ihr mir dabei in die Augen seht." "Die Gräser", erinnerte sie sich leise. Er unterhielt sich also noch immer ungern mit abgewandten Gesichtern. "Ich versuche daran zu denken, hoher Herr." Und doch ... wie endlos dumm von ihr, dass sie unlängst begonnen hatte, ausgerechnet an dieser Freiheit Gefallen zu finden. Außer ihm duldete es niemand in ihrer Familie, und das machte sie wehmütig. Behutsam zog Izayoi die Fingerspitzen von dem rauen Untergrund zurück, um sie auf die mit Apfelblüten bestickte Seide des obersten Kimonos zu betten und unter dichten Wimpern zu ihm zu sehen. Eine Weile musterte sie schweigend seine Züge, die hohen Wangenknochen und die dunklen Streifen darauf, deren Bedeutung sie nicht kannte. Ihr entging nicht einmal, dass der Schnitt vom Abend fast verheilt schien, und sie wunderte sich darüber, wer ihn versorgt haben könnte. Als in seinen goldenen Augen ein unergründliches Funkeln einkehrte, jagte Izayoi ein seltsames Kribbeln über die Unterarme. "Warum seid Ihr geblieben, hoher Herr?" "Ich gab ein Versprechen." Die junge Frau runzelte die Stirn und schickte sich an die Lippen zu öffnen, bevor sie zögernd an Takemaru dachte. Er war ihm zu Hilfe geeilt, oder? Dennoch konnte sie sich nicht dran entsinnen, an dem General Freude über diese Tat ausgemacht zu haben. Trog der Schein? Männer verstanden sich oft, obwohl sie sich nichts zu sagen hatten und Versprechen schlugen die eigenartigsten Brücken. "Seid Ihr deshalb zu Kosuke geeilt und später mit ihm zu uns zurück gekehrt, statt ihn Tajiro zu überlassen? Bat man Euch darum, ihn zu schützen?", fragte sie. "Nein", erwiderte der Weißhaarige lächelnd. "Das war nur meine Art, einen Feind zu warnen." "Einen Feind, hoher Herr?" "Haltet Ihr Tajiro für einen guten Menschen?" "Ich ..." Izayoi stutzte, denn es verwirrte sie, dass ihr Verstand und ihr Gefühl zu dieser einfachen Frage zwei verschiedene Antworten kannte. "Vielleicht", entschied sie unsicher. "Ich kenne ihn kaum, aber er gehört zur Familie meiner Schwester und Chidori verlor bisher kein schlechtes Wort über ihn." "Das wundert mich nicht. Eure Schwester ist vollkommen uninteressant für seine Absichten und rührt ihn wenig, doch Euch wird er bereits im Frieden kein Freund sein." "Ihr sorgt Euch um mich?" "Ja", flüsterte er erstaunlich sanft, "das tue ich. Im Gegensatz zu ihm, weiß ich Eure Gesellschaft zu schätzen. Für Euch würde ich derzeit mehr Wagnisse eingehen, als mein alter Freund Myouga jemals gutheißen könnte." Der Herr der Hunde musterte sie abwartend aus den Augenwinkeln, dann konnte er dabei zusehen, wie eine flüchtige Röte von ihren Wangen Besitz ergriff und die Stille ihren Atem flattern ließ. Er öffnete die Lippen, um einen weiteren Satz anzubringen, doch er wusste nicht- "Ich ... ich sollte gehen. Es ist spät", hauchte sie und das leise, entschiedene Rascheln von Stoff erklang, ehe sich seine Hand wie aus dem Nichts auf ihre Fingerspitzen legte. Überrascht hielt Izayoi inne, denn sie erinnerte sich an die letzte Gelegenheit, als er ihr nahe gekommen war. "Bleibt", bat er, während das Prasseln der Regentropfen einen Teil seiner Empfindungen verwischte und er den aufwendigen Papierschmuck und die Seidenblumen in ihrem Haar musterte. "Erzählt mir mehr von Euch." "Das kann ich nicht", flüsterte sie. "Ihr könntet es versuchen." "Und dann?" Izayoi lächelte dünn, während sich in ihren Erinnerungen erneut sein Arm um ihre Hüfte schlang und das Maul eines Drachen ins Leere hob. Die Furcht verfolgte ihren Verstand noch immer, und sie wusste beim besten Willen nicht, ob es klug war, sie durch die beruhigende Wärme seiner Hand zu ersetzen. "Mashiko wartet", hauchte sie leise. "Ich weiß." Izayoi schickte sich an, ihre Hand unter der seinen hervor zu winden, aber dann erklang das vertraute, heftige Geräusch der Regentür. - - - - - - - Wie unromantisch: Besuch? Kapitel #16, "Enzian", lüftet das Gesicht dazu ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)