Apfelblüte von Morgi (Inu no Taishō / Izayoi) ================================================================================ Kapitel 14: Gänseblümchen ------------------------- Apfelblüte - Gänseblümchen - Autor: Beta: Fandom: Inu Yasha Genres: Romantik (Hetero), Drama, Epik, Alternate Timeline Triggerwarnungen: Gewalt, Tod, Trauma Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld. - - - - - - - 60 Was, Gift? Er? Yuudais fleischige Wangen wurden rot vor Nervosität und unverhohlenem Ärger, als er Platz nahm. Angespannt leckte er sich über die Lippen und starrte auf die in Öl gebackenen Tintenfischringe und hellrosa geäderten Häppchen. Der Geruch saß bereits verführerisch in seiner Nase fest, aber die Worte des Dämons stachen wie eine Klinge in seinen gewaltigen Leib. Schweiß brach ihm aus, drang durch die Poren und durch die kostbare Seide unter seinen Achseln, während er erneut zu dem weißhaarigen Bastard sah. Sollte dieses Ammenmärchen eine Anspielung auf dessen Fähigkeiten sein? Ein Scherz vielleicht? "Darauf gebe ich nichts", knurrte Yuudai unruhig. "Das ist doch bloß eine kleine, hübsche Legende für Schwächlinge und Frauen. Ein Mann mit Ehre im Leib wählt das Schwert, um seine Feinde zu vernichten!" Heftig griff Yuudai nach zwei bereitgelegten Stäbchen, dann hob er ein Stück der Wildgans, die in Frühlingszwiebeln und Meerrettich gebraten worden war, in seinen Mund und begann so unwirsch zu kauen, als ob der Erfolg einer ganzen Schlacht von ihm abhinge. Die Anderen starrten ihn an, Tajiro schüttelte entsetzt den Kopf. Yuudais winzige Augen schwollen vor Entschlossenheit auf die Größe einer Reisschüssel an und seine Finger, dick wie Flusskarpfen, bebten gespreizt auf seinen Oberschenkeln. Unter anderen Umständen hätte er die Höflichkeit längst abgeworfen, doch er war kein Narr. Dieser Hund musste den ursprünglichen Plan Yugos gestört haben, aber sogar sie blieb stumm. Setsuna no Takemaru hatte ihnen wahrlich einen mächtigen Feind in die Residenz geschleppt. Bis seinem schwerfälligen Verstand eingefallen war, wie er dem Dämon am Besten die Klinge in den Rachen trieb, schluckte Yuudai hinunter und wischte sich grob über die Lippen. Die Erleichterung durchströmte ihn wie nie zuvor: "Köstlich!" Der Herr der Hunde lächelte kühl. "Ich hatte nichts Anderes erwartet." "So?", antwortete der Ratgeber des nordwestlichen Daimyos zäh. "Ich hatte das Gefühl, Ihr setzt auf einen Vorkoster und rührt deshalb nichts an. Dabei sind die Speisen des Fürsten makellos!" "Auch das kann ich nicht übersehen, Yuudai." Der aufgedunsene Leib seines Gegenübers kündete von den üppigen Mahlzeiten, welche Reiswein und Jungfische beschert hatten, doch der Kriegsherr war mehr als ein feister, fettleibiger Mann: Unter der Haut gärte ein Berg aus Muskeln und Verschlagenheit. Um Izayois Willen durfte er kein Risiko eingehen. "Ich habe über Euer Angebot nachgedacht. " Yuudai blinzelte verständnislos, dann begriff er. "Euer Schwert? Ihr wollt die Klingen in einem Übungskampf kreuzen?" Was für ein Sinneswandel! Das Funkeln in seinen Augen wurde dunkel vor Gier, denn eine solche Gelegenheit spielte ihm durchaus in die Karten. Wenn er einen seiner besten Männer Verwirrung stiften ließ, um- "Sou'unga gehört Euch, solltet Ihr mir auch nur einen einzigen, blutigen Kratzer zufügen können." Der vierschrötige Mann erstarrte. Er und eine solch mächtige Waffe? Das war fast zu verführerisch, um es abzuschlagen. Dieser Dämon führte doch etwas im Schilde. "Ihr gebt mir Euer Höllenschwert zu einem derart niedrigen Preis?" "Nun, solltet Ihr überlegen sein, verehrter Berater. Unterschätzt niemals die Fähigkeit eines Mannes auszuweichen." "Wohl kaum." Aber ein Kratzer war schnell geschehen, solange ihn der Gegner für behäbig und tumb hielt. "Rechnet Euch nicht all zu viele Chancen aus. Ich spaltete einem niederen Dämon den Kopf, nachdem er mich im letzten Winter aus einer Schneewehe heraus attackierte!" "Ihr habt mein Wort darauf, am Leben zu bleiben." "Ich hatte auch nichts Geringeres vor, Dämon!", knurrte Yuudai verächtlich. Wofür hielt der sich? "Ihr stimmt dem Kampf zu?" "Nur ein Feigling würde Ausflüchte suchen. Morgen früh, bei Sonnenaufgang! Seid besser auf der Hut." Yuudai bleckte die Zähne wie ein Kind, das den ersten Stockhieb auf einen Schwächeren ausführen durfte und dafür den Lohn seines Herrn erwartete. Er kannte etliche Geschichten um die Kräfte der Dämonenschwerter. Kagetora würde auf ihn nicht mehr verzichten können, sobald er eines sein Eigen nannte. Vielleicht würde er sogar selbst zum Fürsten ... Tajiros abfälliges Schnalzen unterbrach ihn. "Mutter", eröffnete er und strich sich mit den Fingerspitzen durch den öligen, schweren Haarknoten. "Die Frauen werden nicht zusehen können, ohne die Erlaubnis des Herrn." "Wie betrüblich, mein Sohn. Wären wir nur ein wenig gescheiter, hätten wir diese Gelegenheit zu unserem Vorteil nutzen können. Meine verehrte Schwiegertochter Chidori wird sich und den zukünftigen Daimyo zu beschäftigen wissen, aber Izayoi und ich-?" Yugo spürte, dass ihr die Aufmerksamkeit des Daiyoukais zu flog und es erfüllte ihr rabenschwarzes Herz mit einer stillen Freude, ihn derart leicht zu treffen. Nun, das würde nicht ihr letzter Erfolg sein: "Ein Spaziergang in den entlegenen, duftenden Apfel- und Pflaumenhainen wäre wohl eine gute Wahl. Der glitzernde Morgentau ist ein solch erhebener Anblick für mich. Izayoi, mein Kind", setzte sie liebreizend wie der Tod nach, "möchtest du nicht mit mir kommen?" "Herrin-" Izayoi kam nicht zu einer Ausflucht. Die Papiertür wurde ein drittes Mal aufgestoßen, und das so heftig und finster, dass der auftauchende Schatten zwischen den bespannten Holzrahmen alle Worte schluckte. Wie der Wind die Wellen gegen die Klippen schleuderte, pressten sich die Gesichter der Menschen augenblicklich gegen das raue Bambus der Tatami-Matten. Den Daimyo der nordwestlichen Gefilde berührte das nicht im Geringsten. Kagetoras Stirn war gerunzelt, als ob ihm der unversehrte Anblick seiner Schwägerin zutiefst missfiele und er etwas anderes erwartet hätte. Erbost sah er zur Seite, dann verstand er. "Der hohe Gast meines Hauses", begrüßte er den Herrn der westlichen Länder schroff. "Ihr seid bereits hier?" "Offenbar keinen Augenblick zu spät", erwiderte der Inu no Taishou lächelnd und tat so, als ob er jedes Recht dazu hatte, dem Blick des Fürsten standzuhalten. Nach einer Weile straffte Kagetora noch schärfer die Schultern und schien furchterregender denn je. "Eile und Neugierde können an diesem Ort schlechte Ratgeber sein. Vergesst das nicht, Dämon." 61 Endlich! Der Amme fielen ein zweites Mal die Augen zu und ihr Kopf sackte schläfrig zur Seite; kreiste fast wie ein miserabel geführtes Schwert, dessen Besitzer keine Gefahr mehr wittern konnte. Die letzten Nächte an Kosukes Seite waren unverschämt kurz gewesen und obwohl sie mit einander sorgsam zugedrehten Füßen am Boden kniete, weckte die Dienerin nicht einmal mehr die unbequeme Haltung. Wenige Augenblicke später durchzog ein flatternder, tiefer Atemzug den Raum und erfreute die Drachenyoukai. Ihr Hindernis hatte sich hartnäckig an die verabscheuungswürdige Wachsamkeit gekrallt. Der Regen schlug bereits prasselnd gegen die Wände, betäubte ihre Sinne und dämpfte die Schritte vorbei eilender Diener, denen die wunderbarsten Essensgerüche auf dem Fuße folgten. Ihr Hunger rumorte erwartungsvoll in den Eingeweiden, doch zunächst lauschte sie auf ein Geräusch, das ihr den guten Plan verderben mochte. Nein, da war nichts. Kein Rüstungsklirren, kein blankpoliertes Höllenschwert, kein Herr der Hunde. Heimtückisch lehnte sich das Lindwurmweibchen vor und bohrte die Klauen in den knirschenden Holzbalken unter sich. Einige Splitter rieselten schwerelos auf den Papierschirm hinab, als sie die ersten Meter überwand, doch das Menschlein kämpfte lieber mit einem Albtraum aus der Vergangenheit, den es murmelnd 'Tajiro' nannte, statt mit ihr. Verächtlich blies sie ihren Atem durch das aufeinandergepresste Maul: Kein Wunder, dass diese Kreaturen so rasch starben. Wer die Gegenwart nicht zu schätzen wusste, hatte das Leben nicht verdient. Aber was scherte es sie? Ihre Zunge glitt ein letztes Mal an die Luft, schmeckte die Kälte des Frühlings, einen Hauch Miso-Suppe und den befremdlichen Geruch des Neugeborenen, der urplötzlich scharf und unangenehm hinter parfümierter Seide gedieh. Wie Mist, nur stechender. Kein Drachenwelpe hätte es gewagt, die Brutmutter derart zu belästigen! Sich schüttelnd stahl sich die Dämonin die Decke entlang, dann ließ sie sich auf eine Reihe Damastkissen fallen, die mit Goldfäden durchzogen waren - der Raum mit seinen vielen Seidenkreppbändern, Kästchen und Rollbildern bot ihren Schwingen keinen Platz und sie durfte keinen Lärm verursachen, indem sie an den Papierwänden herunterrutschte und diese mit ihren Klauen in Fetzen riss. Am Boden wirkte sie klein und schmal wie ein Gedicht, doch als ihr Kopf über den Rand der geschnitzten Wiege lugte, übertünchte ihre dämonische Präsenz alles. Sogar ihre aufgestellten Schuppen begannen vor Erregung wie Libellenflügel zu zittern. "Auf diese Weise weckt man schlafende Hunde", flüsterte das Lindwurmweibchen und zeigte die dolchartigen Fänge, die im Kerzenlicht schimmerten. "Leider wird er auch dieses Mal zu langsam sein! Stirb!" 62 Das Shamisen gab den letzten Ton von sich, dann hallte Gelächter durch den prächtigen Raum und wurde von einer Reihe Flöten ergänzt, die in Sehnsucht vergingen. Das halbe Dutzend Dienerinnen, das dem Fürsten zusammen mit dem Fuchsgesichtigen und Chidori auf dem Fuße gefolgt war, hatte der Stimmung etwas Unbeschwertes verliehen und der Inu no Taishou nutzte den Lärm, um sich Izayoi zuzuwenden. Die Fürstentochter war still geworden, seit Kagetora den ersten Becher Sake verlangt und ihr befohlen hatte, als junge, unverheiratete Frau hinter ihm, dem Daiyoukai, zu knien. Viermal war ihm seitdem nachgeschenkt worden und obwohl er den bitteren, herben Tee nicht mochte, reichte er ihr erneut die Schale. Einen solchen Moment konnte er unmöglich an Reiswein verschwenden. Izayoi fing seinen Blick unter dichten Wimpern auf, aber an diesem Ort wagte sie es kaum das warme, freundliche Lächeln zu erwidern. Einzig ihre zuckenden Mundwinkel verrieten, dass sie seine Geste zu schätzen wusste. Und dann gefror die Zeit. Der Schrei, der an seine Ohren drang, war so hoch, dass der Inu no Taishou ihn in der Nähe eines Teiches für brechendes Schilfrohr gehalten hätte, aber er kippte so rasant wie die Witterung im Raum in Blut und Angst. Nein. Sekunden später zerschellte das kostbare Porzellan auf der Bambusmatte, gefolgt von Schüsseln und Schalen, die der umstürzende Tisch nicht mehr halten konnte. Innerhalb von zwei Sätzen hatte der mächtigste Hundedämon des Westens über Tajiro hinweg gesetzt und eine Papierwand zerissen, lange bevor Izayoi begriff, dass sie den Tee nunmehr ins Leere goss und eine Dienerin entsetzt aufschrie, weil sie das gezückte Schwert des Dämons um Haaresbreite verfehlt hatte. Hinter ihm brach die Hölle los, doch das vergaßen seine Sinne, als Myougas Stimme auf den langen Fluren an seine Ohren peitschte. Der Flohyoukai klammerte sich schier verzweifelt an das Schulterfell und kreischte auf, als eine weitere Wand in alle Himmelsrichtungen explodierte: "Meister, was tut Ihr?" "Drachen." "Was, hier?" "Nicht lange genug, um es zu genießen", knurrte der Herr des Westens, dann spürte er das Youki des rot-grau geschuppten Lindwurmweibchens aufflackern und brach mit einem Zorn in den letzten Raum hinein, der seinesgleichen suchte. - - - - - - - Weshalb Dämonen auch Langsamkeit meiden sollten, erfahrt ihr in Kapitel #15, "Gladiole". Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)