Apfelblüte von Morgi (Inu no Taishō / Izayoi) ================================================================================ Kapitel 12: Mohnblume --------------------- Apfelblüte - Mohnblume - Autor: Beta: Fandom: Inu Yasha Genres: Romantik (Hetero), Drama, Epik, Alternate Timeline Triggerwarnungen: Gewalt, Tod, Trauma Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld. Anmerkung: Dieses Kapitel ist seit damals gewidmet. - - - - - - - 51 "Ihr wollt mich um etwas bitten?" Erstaunt sah der Herr der westlichen Länder auf die Dienerin herab, deren Herz unlängst schnelle, angespannte Schläge vollführte, während ihre Fingerspitzen steifer denn je die Gräser niederdrückten. Alles an Mashiko strahlte Loyalität aus, Dienstbeflissenheit und Sorge. Auch ohne seine dämonischen Sinne wurde ihm dadurch die Last bewusst, die Mashiko mit ihren offenen Worten auf sich nahm: Es gab kaum etwas Ungewöhnlicheres als einen Daiyoukai anzusprechen, noch dazu in einer fremden Residenz. Er selbst hatte zwar seine helle Freude daran, mit Menschen einige Worte zu wechseln, doch für ihresgleichen war es ein sicherer Schritt in den Tod. Dämonen neigten dazu Freundlichkeit mit Heimtücke zu vergelten, und die adeligen Herrschaften werteten jede Silbe als Kuppelei oder Verrat. Trotz seines Alters konnte der Inu no Taishou die bisherigen Bündnisse mit Menschen an zwei Händen abzählen: Eine Bitte an ihn hatte sich noch seltener darunter befunden. "Ich höre Euch zu", entschied er ruhig, und noch bevor Myouga entgeistert den Mund öffnen konnte: "Jedoch nur unter einer einzigen Bedingung." "Hoher Herr?" "Seht mich an. Ich sagte bereits Eurer Herrin, dass ich mich ungern mit den Gräsern vor ihrem Gesicht unterhalte und ich werde Euch nicht anders behandeln, als sie es tut." Auf den Zügen des weißhaarigen Dämons breitete sich ein warmes, nachsichtiges Lächeln aus. Dennoch vergingen viele Sekunden bis Mashiko den Mut, ja, sogar den Glauben daran fand, sich nicht verhört zu haben. Konnte es sein-? Die Dienerin wagte es nicht ihren Blick höher zu nehmen, als das dichte Wurzelwerk des Apfelbaumes ragte, aber für den Inu no Taishou war jeder einzelne Zentimeter, der ihre Nasenspitze vom Erdboden trennte, ein Zugeständnis. Mashiko leckte sich über die trockenen, spröden Lippen: "Es ... es würde die Herrschaften dieses Ortes erzürnen, täte ich mehr, hoher Herr." "Jede Welle beginnt mit einem einzelnen Stein, der auf die Oberfläche trifft", entgegnete der Herr der westlichen Länder besonnen. "Und nun sprecht. Ich gebe Euch mein Wort, dass ich über alles nachdenken werde, was Ihr erwähnt." "Ich ... ich danke Euch, hoher Herr." "Meister! Glaubt Ihr wirklich, dass dies eine gute Idee ist?", flüsterte Myouga noch vor der ersten Silbe dazwischen. Seine Fingerspitzen zuckten dabei empört, denn obwohl ihn seine Neugierde schlicht umzubringen drohte und er seine Nase für einen kleinen Hinweis gegeben hätte, sah sein Verstand bereits ein ganzes Sammelsurium an Problemen am Horizont aufglühen. "Ihr habt eine wartende Gefährtin", brachte Myouga an, "Euer Sohn ist verschwunden und Ryukotsusei-" "Alles zu seiner Zeit, teurer Freund", schnitt ihm der Daiyoukai das Wort ab. "Erinnerst du dich noch an den Ratschlag, den du mir vor zweitausend Jahren gabst?" "Nun, ich-", verwirrt rieb sich der Flohgeist über die Wange, "ich gab Euch damals viele nützliche Weisheiten mit auf den Weg. Welche meint Ihr?" Durfte er etwa wider besseren Wissens hoffen, dass die Hundeohren nicht so taub waren, wie er allzu häufig dachte? Bei Sesshoumaru war ein solcher Gedanke verrückt, denn dem saß die störrische Jugend im Nacken, aber sein Fürst und Meister ... Der Inu no Taishou unterbrach ihn vergnügt. "Du sagtest, alter Freund: Nur ein weiser Dämon besitzt die Geduld und das Feingefühl, einem schwächeren Wesen die Hand zu reichen." "Ja, das tat ich", schluckte Myouga, während sein Gesicht in eine Untiefe hinabstürzte, die sogar die schweigende Dienerin als Unbehagen erkannte. Dann wurde Ärger daraus: "Oh, ich hätte wissen müssen, dass Ihr diese Erkenntnis eines Tages gegen mich verwendet! Irgendwann wird Euch die Zuneigung zu den Menschen den Kopf kosten, aber dann fragt bloß nicht, wo ich gewesen bin." Trotzig ließ sich der Flohgeist in das Schulterfell hinein plumpsen und ignorierte dank des ihm eigenen Starrsinns jedweden Spott, der milde über ihn hinweg strich. "Wir sollten diesen Moment nutzen", wandte sich der Herr der westlichen Länder wieder der Dienerin zu. "Sprecht." "Natürlich." Mashiko blinzelte, um nicht zugeben zu müssen, dass die eigenwillige Plänkelei der Dämonen einen Teil ihrer Nervosität mit sich fort gerissen hatte, doch der Ernst der Lage war ihr dennoch bewusst. Augenblicklich senkte sie wieder ihren Kopf und gab unter einem Schlucken preis, was ihr so sehr zu schaffen machte. "Der ... der Bruder des hiesigen Daimyos heißt Tajiro. Er plant, meine Herrin noch in diesem Sommer zu ehelichen. Sollte man ihm den Zuspruch verwehren, beabsichtigt er sie zuvor in eine fürchterliche Lage zu bringen und ... und sogar ein Knabe weiß, was sich dahinter verbirgt. Ich schwöre Euch bei meinem Leben: Ich habe mit eigenen Ohren gehört, dass er sie noch in der ersten, offiziellen Nacht ermorden lassen will, um sich an dem Daimyo der südwestlichen Gefilde, ihrem Großvater, zu rächen. Ich weiß nichts von den Gründen seiner Abscheu, aber ich bitte Euch, hoher Herr." Mashikos Stimme fiel zu einem Flüstern zusammen: "Verhindert es." 52 Als der Nachmittag hereinbrach, war der Himmel dicht und grau geworden. Die Luft trug seit Stunden den Geruch von Regen mit sich und der Wind zog unbarmherzig an den Apfelbäumen, um ihnen die letzten Blütenblätter zu entreißen. Diener eilten stumm von einem Ort zum anderen, schoben schwere Holzriegel beiseite und huschten an den Papierwänden vorbei, hinter denen das boshafte Lachen Yugos den Frieden des Hauses brach. "Was für ein Scherz", ertönte ihre Stimme. "Mein Fürst, Ihr hättet früher auf mich hören sollen und einer anderen Frau den Vorzug geben müssen. Chidori mag Euch das Versprechen gegeben haben, einem starken und unerschütterlichen Knaben das Leben zu schenken, aber ihr Betrug ist offensichtlich. Sie beleidigt Eure Ehre als Kriegsherr. Seht Euch doch das Bündel an!" Yugos schneeweiße Hand glitt wie ein Eissturm über die rauen, faserigen Tatami-Matten, aber nicht einmal Kagetora tat ihre überhebliche Geste als Nichtigkeit ab. Die altehrbare Fürstin, die er um beinahe zwei Köpfe überragte, hatte Kosuke vom ersten Atemzug an verachtet. Es war ihre Idee gewesen das winzige, zerbrechliche Neugeborene nur in dünne Seide eingehüllt auf den Untergrund aus Bambus zu betten. "Ein zukünftiger Daimyo", fuhr sie verächtlich fort, "hätte den Überlebenswillen zu schreien, bis er die Kraft aufbringen und eine Klinge führen kann. Seine Mutter ist den Reis nicht wert, den man ihr zur Verfügung stellt." Yugo schmälerte die Augen, ehe sie sich etwas herausnahm, was keinem anderen Anwesenden im Raum eingefallen wäre: Sie überging die schweigsame, tödliche Miene Kagetoras, ihres Erstgeborenen, und starrte die pausbäckige Dienerin hinter dem Baby an. "Ist das dein Ernst?", herrschte sie das junge Ding an. "Du wagst es, deinen Blick zwei fingerbreit vom Boden zu heben, während ich im gleichen Raum bin?" Noch ehe die Amme des kleinen Kosuke kreidebleich angelaufen war, presste sich ihr Atem gegen das Holz. "Verzeiht", flüsterte sie überstürzt, doch zu ihrem Unglück - und Yugos Bedauern - mischte sich Tajiro ein. Der schlangengleiche, hagere Mann hatte sich einen Platz im Halbschatten der Kohlepfannen gesucht und genoss den Schein der Flammen, der die Hälfte seines Gesichtes wie Spinnenbeine überzog. Ein naives Gemüt hätte er täuschen können, nicht jedoch die Amme. Seine Hilfsbereitschaft würde sie teuer zu stehen kommen: "Ach, Mutter", schmeichelte Tajiro besonnen, "wir sollten meinen scharfsinnigen Bruder, den Fürsten, nicht mit Banalitäten langweilen." "In der Tat." Yugo lächelte dünn. "Los, bring meinen Neffen fort", verkündete Tajiro und die milchige Vorfreude in seinen Zügen sorgte dafür, dass die Hände der Amme ganz klamm wurden. Ihr Wunsch zu gehen und ein Wiedersehen so lange wie irgendmöglich hinauszuzögern, war verrückt, doch er beflügelte ihr Tun: Rasch nahm sie Kosuke an sich, dessen Lippen pergamentig und blau schimmerten, und trug das Bündel hinaus. Hinter ihr schabte die Schiebetür rasch zurück. Yugo spitzte hämisch die Lippen. Diese Spielereien waren der einzige Grund, weshalb sie akzeptierte, nicht innerhalb der Residenz untergebracht worden zu sein, so wie es ihr in vielen anderen einflussreichen Familien zugestanden hätte. Chidori hätte dem Fürsten und ihr, der Schwiegermutter, dienen müssen: Eines Tages würde sie herausfinden, wie es das dumme Kind angestellt hatte, ihre Meinung zu umgehen. Doch ehe Yugos niederträchtige Gedanken einen Weg auf ihr mit Reispuder bestäubte Gesicht finden konnten, glitt ein weiteres Mal eine Papierwand zurück. Sieh an. Wie reizend, dass die Fürstin ihre eigene Schwester zur Schlachtbank führte... 53 Der steife, bestickte Kragen lag seit einer Stunde unangenehm auf ihrer Haut, doch Izayoi wusste, dass die Qualität des Stoffes mit dem beklemmenden Gefühl in ihrer Brust wenig zu tun hatte. Zu einer anderen Gelegenheit hätte sie verstohlene Blicke auf die Wandbehänge und kunstvoll arrangierten Pergamentrollen geworfen, ja, vielleicht sogar die Stofffalten und Bänder an ihrem Kimono zählen können, doch der Bruder ihres Schwagers saß nur wenige Meter von ihr entfernt. Aus den Augenwinkeln sah sie Tajiro soeben entzückt lächeln, obwohl die Ausführungen Kagetoras derzeit nüchterner als ein polierter Stein klangen. Machte er sich etwa über seinen Daimyo lustig? Nein, unmöglich. Er war ein ranghoher Berater, der auch den letzten Muskel auf seine Pflicht und Ehre ausrichtete. Chidori hatte ihr noch vor dem Papierschirm zugeraunt, dass sogar die wunderschön anzusehenden Kronenkraniche spitze Schnäbel besäßen und Finten legten. Tajiros markante Wangenknochen, die hohe Stirn und der wie Lack glänzende Haarknoten erinnerten sie sehr an diese Tiere. Aber was half es ihr? Hätte sie die Anwesenden bloß besser gekannt. Still und leise schlug Izayoi die Lider nieder und verfolgte, wie Kagetora über einen grobknochigen Mann zu spotten begann, der sich auf einem längst vergessenen Schlachtfeld in das falsche Schwert gestürzt hatte. Tajiro lachte als Erster auf, doch in ihrem eigenen Herz rührte sich nur Mitleid für den Toten. Nein, sie konnte es nicht abstreiten. Die Reise in den Nordwesten hatte ihre Ansichten verändert. Ein Kampf bedeutete für Izayoi nicht mehr Ehre und Geschick. Er trennte auch nicht länger die Spreu vom Weizen. Stattdessen erinnerte sie der andauernde Hohn über die Sterbenden an den einzigen, weißhaarigen Mann, der im Blut keinen Frieden fand. Wie verrückt. Das Bild des Inu no Taishous ruhte klar und deutlich vor ihren Augen, aber es erstaunte die junge Frau, wie mühelos sie seine Gesten und das unerschütterliche Lächeln vor sich sah. Sie kannte ihn doch kaum! Dennoch hatte der hohe Herr so aufrichtig um ihre Meinung gebeten, dass ihr das Empfangszimmer und die Anwesenden nun kühler und lebloser denn je erschienen. Sie kniete in einem Käfig - und daran konnte nicht einmal die Gegenwart ihrer verehrten Schwester Chidori etwas ändern. Wo der Daiyoukai wohl sein mochte? War er abgereist? Takemaru war ebenfalls wie vom Erdboden verschluckt und Izayoi verbrachte lange Minuten damit, über das Schicksal des Generals nachzudenken. Der Hinterhalt der Drachendämonen hatte seinem Ansehen schwer geschadet und ihre zerstörten Kimonos kamen seine Familie teuer zu stehen. Männer waren für weniger Schande aus den Diensten ihres Großvaters entlassen worden und- "Izayoi." Um ein Haar hätte ihr Herz einen Schlag ausgesetzt, doch dann berührte ihre Stirn bereits die Tatami-Matte. Der Sandelholzkamm stach Izayoi noch unangenehmer in das Haar und als sie das Kinn ehrfürchtig neigte, schienen sich die aufgerollten Strähnen, die durch das Wachs klebrig und schwer geworden waren, fast lösen zu können. "Mein Fürst?" Es war kein gutes Zeichen von Kagetora angesprochen zu werden, das war es nie. Zäh fuhr sich der Daimyo über das Kinn und in seinen Augen lag tiefer, unverhohlener Zorn. "Meine Mutter wünscht eine Unterhaltung. Tajiro wird euch begleiten." Seine Hand wischte sie fort, wie man ein unliebsames Insekt verjagte, doch nicht einmal Chidori - die leichenblasse, stolze und wunderschöne Chidori - wagte es der Entscheidung ihres Mannes etwas entgegen zu setzen. Er war der Fürst, der mächtigste Mann im Raum, ihr Herr und Gebieter. Der Erste und der Letzte, der über ihren Atem entschied. Izayoi spürte den Blick, der ihr quer über das Bambus zugeworfen wurde und sie wünschte, Kagetora hätte sie nicht allein in das Spinnennetz gestoßen. Sie ... sie würde den Mund nicht halten können, wenn Tajiro und Yugo das Wort an sie richteten. Wie sollte sie so die Bitte ihrer Schwester erfüllen und schweigen? Aber sie hatte keine Wahl. "Ich danke Euch, mein Fürst", flüsterte sie unglücklich. Eine tiefe Verbeugung später, zog sich Izayoi zurück, erhob sich. Der mehrlagige Kimono drückten ihre Schultern nieder und ihr wurde beinahe schwindelig vom Gewicht des schweren Obis. Unbemerkt und lautlos wie der Tod war Yugo an ihre Seite getreten, lächelte: "Komm, mein liebes Kind. Uns erwarten die ersten Speisen und deine Künste, uns den Tee zuzubereiten. Es gibt nichts, wovor du dich fürchten musst." Der eisige Schauder, der Izayois Nacken hinauf schlich, sagte ihr etwas anderes. 54 Yugo streckte ihr Kinn in einer Selbstgefälligkeit, die erahnen ließ, was für eine bemerkenswerte Schönheit sie einst gewesen sein musste. Ihre Schritte waren noch winziger geworden, seit sie den Korridor betreten hatte und dennoch flossen die Stoffe ihres Kimonos wie Koi-Karpfen und das Wasser des Flusses um ihre Knöchel. Nicht einmal die Nachtigallböden, die dafür berühmt waren, auch den leisesten Tritt mit ihrem Singsang zu begleiten, brachten einen Ton hervor. Dafür stieß sie ein Seufzen aus: "Tajiro, ist dieses Schweigen nicht fürchterlich? Ein Shamisen sollte uns später aufheitern, denn die langen Flure ermüden mich und ich habe eine beschwerliche Reise hinter mir." "Es ist bereits alles vorbereitet, Mutter." "Wirklich?" Yugos Wangen färbten sich mädchenhaft rot, dann wandte sich ihr Gesicht zu Izayoi, die hinter ihr den Flur entlang ging und damit beschäftigt schien, keine Dummheit anzubringen. Nun, diese Mühe hätte sie sich zweifellos sparen können. Yugo hatte ihr Urteil längst gefällt, und das Ergebnis war alles andere als schmeichelhaft. Dennoch flötete sie wie ein Regenpfeifer: "Unser Fürst ist ein großzügiger Mann, nicht wahr? Du bist ein hübsches, junges Kind und diese unsägliche Geschichte ... waren es wirklich Drachen, die sich in den Schatten dräuten und dich in diesem Zustand zurückließen?" "H-herrin-" "Ach! Du musst nichts sagen." Yugo schnalzte mit der Zunge, ehe sie ihre Lippen, die mit Färberdistelpaste geformt worden waren, verzog. "Dämonen bringen niemandem Glück, ob Mann oder Frau. Ist es nicht so, Tajiro?" Der hagere Mann starrte sie aus den Augenwinkeln an, ein feines Lächeln im Gesicht. "Ein gut geschliffenes Schwert ist das beste Mittel, um Recht von Unrecht zu unterscheiden, Mutter. Izayoi hatte unfassbares Glück nicht auf sich allein gestellt zu sein. Nicht auszumalen, was im schlimmsten Fall geschehen wäre." "Mein kluger und weitsichtiger Sohn. Dein Verstand spricht für sich selbst. Niemand möchte einer Gefahr gegenübertreten, die er maßlos unterschätzt. Oder, Izayoi?" "J-ja, Herrin", flüsterte diese und versuchte des flauen Gefühls in ihrer Magengrube Herr zu werden. Die Luft in diesem Teil der Residenz roch dennoch verführerisch, nach Gebratenem, holzigem Reiswein und sogar etwas süßlich. Wenig später fiel ihr auf, dass die Dienerin, die bisher vorangeeilt war und die zahlreichen Papiertüren aufstoßen musste, vor einer weiteren Wand innegehalten hatte. Offenbar waren sie angekommen. Die Dunkelheit, die den restlichen Korridor verschluckte, verschwand hier und machte Lichtflecken und Kerzenschein Platz. Der Anblick erinnerte Izayoi an die Schattenspiele, die Chidori und sie früher mit Fingern und Füßen und lachenden Gesichtern vollführt hatten - Yugo stieß es nur angewidert auf. Tajiro und sie hatten Pläne! Was dauerte da so lang? "Das wurde auch Zeit", presste sie hervor, als der Riegel endlich aus der Verankerung schnappte. Und kaum, dass die Papierwand weit genug zurückgeglitten war, schritt die Mutter des Fürsten finster aus, bereit sich das gesamte Esszimmer auf einmal untertan zu machen. Einen einzigen Atemzug darauf wurde sie so weiß wie der kalkige Reispuder auf ihrer Stirn und Tajiro, zu überrascht von ihrem Innehalten, prallte gegen ihre schmächtige Schulter. Yugo schalt ihn nicht einmal dafür. Sie war viel zu beschäftigt damit die Gestalt anzustarren, die sich in einer Eleganz erhob, die keinem Menschen zu Eigen war. "Ah, Gesellschaft", lobte der Herr der Hunde mit einem undurchsichtigen, fast verächtlichen Lächeln, das sich erst erwärmte, als er Izayoi im Schatten des Beraters und dessen Mutter ausmachte: Vor ihr verneigte er sich zuerst und das war für Hundedämonen eine deutliche Geste. "Eure Dienerin brachte mich hierher, auf Anweisung. Nach ihren Worten hätte ich auch kaum ablehnen können, obwohl ich fürchte, ich bin zu früh erschienen." "Mashiko, hoher Herr?" "Sie ist dort drüben", erwiderte der Inu no Taishou und deutete auf die Gestalt, die in einem dunklen Winkel des Esszimmers mit ihren eigenen Dämonen focht. "Ein vertrautes Gesicht birgt stets Sicherheit, wusstet ihr das?" - - - - - - - Nein, aber Kapitel #13, "Teerose", wird endlich Mashikos Beweggründe offen legen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)