Der Schmerz, vor dem ich dich nicht bewahren kann von Kyo_aka_Ne-chan ================================================================================ Kapitel 2: Leichtsinn --------------------- Der Fahrtwind fuhr durch Gladios Haare und er versuchte, sich auf sein Buch zu konzentrieren. Doch das Noctis neben ihm saß, brachte ihn immer wieder aus dem Konzept und er las mittlerweile den gleichen Satz zum bestimmt fünften Mal. Er gab es auf, klappte das Buch zu und verstaute es in den Rucksack vor seinen Füßen, in welchem seine wenigen persönlichen Gegenstände verweilten. Anschließend streckte Gladio seine Glieder, weil sie mal wieder so lange im Regalia saßen, dass ihm alles wehtat. Er registrierte Noctis Zusammenzucken neben sich und es löste ein Stirnrunzeln bei ihm aus. „Wann kann ich eigentlich mal wieder fahren?“ Noctis Frage löste nicht nur in Gladio Unbehagen aus, wenn auch aus anderen Gründen. Ignis war sogar kurz zusammengezuckt, während Prompto dem Prinzen nach kurzem Zögern antwortete. „Aber Noct, du weißt doch, dass es Ignis körperliche Schmerzen bereitet, wenn du dich hinter das Steuer eines Wagens setzt“, grinste der Blonde und es ließ Noctis die Augen verdrehen. „Ach kommt schon, so schlimm ist mein Fahrstil nun auch wieder nicht“, meinte er. „Warum willst du denn ausgerechnet jetzt deine Fahrstunden machen, wenn wir unentdeckt bleiben wollen?“, fragte Gladio belustigt und Noctis sah ihn nur einen Moment lang an, ehe er den Kopf abrupt wegdrehte und ein missverständliches Geräusch von sich gab. Gladios Stirnrunzeln vertiefte sich und er konnte sich zum ersten Mal keinen Reim auf Noctis Verhalten machen. „Wenn Noct fahren will, dann kann er das ruhig“, sagte Ignis betont gelassen, doch keiner nahm es ihm ab, schließlich zitterten seine Hände dabei. „Schon in Ordnung... vergessen wir´s einfach“, sagte Noctis da und Ignis entspannte sich wieder, was Prompto überaus lustig fand. Nur Gladio bemerkte, wie Noctis sich ein Stück enger an die Wagentür setzte und Gladio ignorierte. Sonst führten sie immer amüsante Gespräche, doch dieses Mal war dem nicht so. Ob das auch eine Nachwirkung von Lunafreyas Botschaft an ihn war? Wenn ja, so redete Noctis nicht darüber und hüllte sich lieber in hartnäckiges Schweigen. Gladio verletzte es schon, dass Noctis ihn von seinen Gedanken aussperrte, auch, wenn er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen und so wie immer zu handeln. Doch er konnte sich nicht auf sein Buch konzentrieren und an Schlaf war erst recht nicht zu denken. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als auf die Landschaft zu blicken, die pfeilschnell an ihnen vorbeizog. Weiterhin konnte er nur darauf hoffen, dass dies nur eine prinzenhafte Laune war, die schnell wieder vorüberzog. „Noct? Bist du sicher, dass wir so spät noch durch die Gegend ziehen sollten? Es ist schon spät und fast dunkel“, ließ sich Prompto vernehmen, doch Noctis stapfte unbeirrt weiter, ohne darauf zu achten. „Wir könnten den Auftrag auch noch morgen erledigen, noch haben wir genügend Geld“, warf nun auch Ignis ein, aber nicht einmal er drang zu Noctis durch, der sein Schwert auf einer Schulter balancierte und anscheinend auf einen oder mehrere Kämpfe aus war. Normalerweise wäre Gladio voll dafür gewesen, doch in der Nacht, wenn Siecher ihnen auflauern konnten, war auch er dafür, dass sie sicheres Licht suchten. „Noct-“ „Da ist es!“ Der Prinz wies auf ein Nest mit drei Arachnen und einem Dutzend kleinerer Tarantulas, die den Waldboden schier bedeckten. Spinnennetze bedeckten Boden und Bäume und es sah ganz danach aus, als hätten sie die Hauptbrutstätte der Spinnentiere erreicht. „Es sind eine ganze Menge, wir sollten-“ „Auf sie!“, unterbrach Noctis Gladio nur und mit seiner Warpfähigkeit beförderte er sich mitten ins Geschehen. „Was ist bloß mit ihm los?“, fluchte Gladio und rannte los, Prompto und Ignis folgten ihm. Während Ignis mithilfe seiner Elementarangriffe und Prompto mit seinen Handfeuerwaffen die Aufmerksamkeit der Gegner auf sich zogen, holte Gladio mit seinem Schwert aus und vollführte einen Wirbelangriff, der viele der Spinnen aus dem Gleichgewicht brachte. Doch er hielt sich nicht mit den einzelnen Gegnern auf, sondern suchte nach Noctis, der sich ausgerechnet die größte Arachne vorgenommen hatte. Mithilfe seiner Warpangriffe sprang er schneller umher als Gladio ihm mit den Augen folgen konnte und griff die Arachne direkt und frontal an. „Dieser Idiot!“, fluchte Gladio, denn bei diesen Gegnern war äußerste Vorsicht geboten. Die Arachne attackierte Noctis mit Blitzen und er konnte nur knapp ausweichen und sich an eine Felswand retten, wo er an seinem Schwert hing und kurz Energie sammeln musste. Er war einem weiteren Blitzangriff schutzlos ausgeliefert und Gladio überlegte nicht lange. Er stürzte sich mit seinem Schwert auf die Arachne und legte seine gesamte Kraft in den Schwertangriff. Die Arachne wurde von den Beinen gefegt und landete auf dem Rücken, aber Gladio wusste, dass dieser Zustand nur vorübergehend sein würde. Außerdem waren ja da noch die anderen Gegner, die sich nun von dem Überraschungsmoment erholt hatten und Gegenmaßnahmen ergriffen. Gladio sah kurz nach Prompto und Ignis, die sich jedoch ganz gut schlugen und so konnte er sich wieder um Noctis kümmern, der sich mit einem Warp nun auf einmal bei ihm befand. „Ich weiß nicht, was mit dir los ist, aber könntest du aufhören, dich umbringen zu wollen?“, herrschte Gladio den Jüngeren an, welcher sich augenblicklich vollkommen verschloss. Noctis biss sich auf die Unterlippe, sein Blick wurde aufmüpfig und er antwortete nicht, sondern stürzte sich lieber auf die am Boden liegende Arachne. Doch diesen Moment nutzte die Spinne, um auf die Beine zu kommen und mit ihrer Klaue auszuholen, die am Ende jedes Spinnenbeins saß. Gladio riss Noctis am Kragen seiner Jacke zurück und schleuderte ihn aus der Gefahrenzone, dann ließ er im selben Atemzug seinen Schild erscheinen, um den Angriff abzuwehren. Mit sehr viel Wucht traf der Angriff auf das Metall und Gladio brauchte all seine Kraft, um standzuhalten. Wieder und wieder traf eine Klaue auf seinen Schild und drückte ihn tiefer in den nachgebenden Waldboden. „Gladio!“, warnte Prompto von Weitem, doch es kam zu spät. Eine weitere Arachne hatte sich von hinten an Gladio herangewagt und attackierte seinen ungeschützten Rücken. Brennender Schmerz versengte ihm die Haut und Gladio brüllte schmerzerfüllt auf. Er lenkte den Schmerz in seine Kraft, schlug die vordere Spinne mit seinem Schild zurück, ehe er sein Schwert mit beiden Händen ergriff und zu einem weiteren Wirbelangriff ansetzte. Er legte alles, was er hatte, hinein und beförderte damit zahlreiche Gegner ins Jenseits. „Gladio!“ Es war Ingnis Stimme, aber Gladio konnte ihm nicht antworten. Kraftlos fiel er auf seine Knie, seine Sinne schwanden bereits. Er hatte seine Kraft aufgebraucht und das Gift in der Wunde in seinem Rücken tat sein Übriges. Pure Willenskraft hielt Gladio bei Bewusstsein und er sah sich nach seinen Kumpanen um. Prompto erledigte gerade die letzten kleinen Gegner und er kam gut zurecht, während Noctis und Ignis der letzten großen Arachne den Todesstoß versetzten. //Es geht ihnen gut...//, dachte Gladio beruhigt und nur das zählte. Seine Kraft schwand weiter, sein mächtiger Körper landete unsanft auf Moos und Gras. Jemand rief nach ihm, aber er konnte nicht mehr erkennen, wer es war, alles war so weit weg. Das Gift brannte sich in seine Wunde und sein Körper gab aufgrund der Belastung auf. Gladio schloss die Augen und Schwärze empfing ihn, während er von ganz weit fern seinen Namen hörte... Kühle Nachtluft strich über seine erhitzte, schmerzende Haut und kühlte, während seine Sinne sich langsam wieder als nahezu funktionstüchtig meldeten. Er hatte noch reichlich Pudding in den Beinen, aber er lag zum Glück, so dass es ihn nicht umwerfen konnte. Der Untergrund bewegte sich und er hörte den Motor des Regalias, mehr aber nicht. Mit einem leisen Ächzen wollte Gladio sich aufrichten, doch die Hände von jemanden drückten ihn zurück auf die hintere Sitzreihe, auf welcher er bäuchlings lag. Eine Stimme sagte ihm, dass er schlafen und sich ausruhen solle und Gladio hörte willenlos darauf. Nur allzu gern versank er wieder in einer Ohnmacht und entfloh der Hitze und den Schmerzen... Als Gladio Stunden später zu sich kam, hatte sich der stetige Schmerz zu einem leichten Pochen entwickelt und er lag auf einem Bett. Vorsichtig richtete und setzte er sich auf, um sich umsehen zu können und er sah drei weitere Betten. Ignis und Prompto belegten zwei der Betten, eins stand leer und Gladio suchte mit den Blicken nach Noctis, den er am Fenster vorfand. Der Prinz saß auf dem Fensterbrett und starrte in die dunkle Nacht hinaus, die von ein paar spärlichen Straßenlaternen erhellt wurde. Da sie sich hier in einem Hotel befinden mussten, waren sie relativ sicher, also sparte sich Gladio den Kommentar, dass sie mit geschlossenen Fenstern sicherer wären. „Noct?“, fragte er leise und seine Stimme hörte sich rau und schwach an, doch Noctis hatte ihn gehört. Sofort sprang der Prinz auf und war bei Gladio. „Gladio, geht es dir gut? Hast du noch Schmerzen?“, fragte er hastig und besah sich den Größeren von unten bis oben. „Alles okay, bin nur noch etwas schwach. Was ist überhaupt passiert?“, wollte Gladio wissen und Noctis zögerte, ehe er langsam mit der Sprache herausrückte. „Wir haben die Spinnen besiegt, aber du warst ohnmächtig durch das Spinnengift. Ignis hatte zum Glück noch ein Gegenmittel, aber du hast plötzlich gefiebert und da haben wir dich in die nächste Stadt gefahren, damit dich ein Arzt behandeln konnte...“ Gladio schaute Noctis überrascht an. War es etwa so ernst gewesen? „Tut mir leid für die Umstände“, sagte Gladio also und kratzte sich verlegen am Hinterkopf, wobei ein schiefes Lächeln seinen Mund zierte. Noctis verzog schmerzvoll das Gesicht. „Wie kannst du mich anlächeln? Ich bin Schuld, dass du verletzt wurdest. Du müsstest mich anschreien, mir eine reinhauen...“, flüsterte er verzweifelt, doch Gladio lächelte nur nachsichtig. „Es reicht, wenn du dich in Zukunft zusammenreißt. Fehler passieren, Noct.“ „Das war purer Leichtsinn und kein Fehler“, korrigierte Noctis. „Das mag sein. Aber du hast daraus gelernt, also wird es nicht mehr vorkommen, oder? Und das ist alles, was ich wissen muss. Außerdem lebe ich noch, jetzt tu mal nicht so, als hätte ich schon das Zeitliche gesegnet“, meinte Gladio und sah die Sache als erledigt an. Noctis atmete tief und zittrig ein, dann überwand er seinen Stolz und sah den Größeren geradeheraus an. „Es wird nicht wieder vorkommen... es tut mir leid, Gladio“, sagte er leise. „Dann ist ja gut. Und was immer dich zur Zeit so aufregt, du kannst mir alles sagen, Noct. Ich bin dein Schild und ich werde mit alles und jedem fertig, also verlass dich ruhig auf mich“, sagte Gladio, doch da verschloss sich Noctis Gesicht und er schüttelte den Kopf. „Nein... damit komme nur ich klar“, sagte er leise und ein Ausdruck purer Trauer huschte über sein Gesicht. Gladio machte sich Sorgen und am liebsten hätte er Noctis ausgequetscht und ihm die Sorgen genommen, doch er wusste leider sehr gut, wann aus dem Prinzen nichts rauszuholen war. Also fragte er nicht, drang nicht auf Noctis ein, sondern nahm es hin, dass sein Freund sich vor ihm zurückzog und wieder seinen alten Platz am Fenster einnahm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)