Snow Lily von Pink-Spider (Eine HectorXEliwood Story.) ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 ~ Die Prüfung ---------------------------------- Kapitel 2 ~ Die Prüfung „Bist du dir sicher?“ „Sicher mit was?“ „Dass wir das wirklich tun sollten?“ „Ach da ist doch nichts dabei.“ „Nichts dabei?“ „Sieh es als Training!“ „Training?“ „Für die wahre Liebe...“ „Wahre Liebe?“ „Es ist doch nur ein Kuss!“ Nein! Es ist nicht nur ein Kuss! Es ist auch nicht nur Training! Meine wahre Liebe, das bist du. Es hat mir sehr wohl etwas bedeutet. Ich liebe dich! Hörst du? Hector! Hörst du mich? Was genau passiert war, nachdem ich Hector den Rücken zugekehrt hatte weiß ich nicht mehr. Ich wusste nur, dass ich nach längeren Fieberträumen in einer Höhle erwachte. Neben mir knisterte ein Lagerfeuer, während draußen ein Unwetter tobte. Es fröstelte mich sehr, als ich mich erhob und die Decke, die mich wärmte, zu Boden fiel. Doch es war keine Decke gewesen. Es war ein rotfarbener Umhang, der mir sehr bekannt vorkam. Es war Hectors Umhang. Hieß das etwa er hatte mich weiter verfolgt? Ich schüttelte den Kopf. Nein, viel eher hatte er mich vor meiner eigenen Sturheit gerettet. In der ganzen Aufregung hatte ich nur schwer gemerkt, wie sehr mich die Müdigkeit eingenommen hatte. In einen Sturm wie diesen das Bewusstsein zu verlieren, hätte mich das Leben gekostet, wäre dieser jemand nicht gewesen, der mich in Sicherheit brachte. Doch wo war er gewesen? Ich sah mich in der Höhle um. Das Lagerfeuer; das neben mir knisterte; war fast erloschen und auch sonst gab es keine Anzeichen darauf, wo sich der Mann aufhalten könnte. Ob er mich zurückgelassen hatte? Es wäre verständlich gewesen, nachdem ich ihn so zurückgewiesen hatte. Diese Zweifel wurden im nächsten Moment schon wieder niedergeschlagen, als ich im dunkelsten Teil der Höhle ein schwaches Licht sah. Nach und nach wurde die Silhouette klarer, als ich Hector schließlich erkannte. In der Hand hatte er eine Fackel und er schaute etwas besorgt drein, als er mich schließlich entdeckte. „Eliwood!“ rief er mir aufgebraucht zu und kniete sich zu mir. „Bist du wieder wohlauf?“ Ich schenkte ihn nur ein verschmitztes Lächeln. Du wirst nicht glauben, wie unangenehm mir die Situation damals war. Jetzt hatte mich dieser Mann schon ein zweites Mal gerettet und das, obwohl ich davon überzeugt war das allein zu schaffen. Es kratzte ziemlich stark an meiner Ehre. Und dennoch war ich im tiefsten inneren froh, diesen Mann an meiner Seite zu haben. „Ja mir geht es gut!“ murmelte ich schließlich in einen heißeren Ton. „Danke, dass du mich hier hergebracht hast!“ Ich spürte Hectors prüfenden Blick auf mir, ehe er seine Hand auf meine Stirn legte. „Bist du dir Sicher?“ meinte er und schaute mir in die Augen. Es war das erste Mal, dass ich ihn so in Sorge sah. „Dein Fieber hat nachgelassen, aber....“ Er säuselte etwas den Kopf senkend vor sich hin. „Bist du dir auch wirklich sicher, dass alles okay ist?“ Dann schüttelte er den Kopf, etwas peinlich berührt und unsicher darüber wie er sich verhalten sollte. „Sorry! Ich bin ganz schön erschrocken, als du plötzlich umgekippt warst... Ich dachte schon...“ In den Moment realisierte ich, was wohl im Kopf meines besten Freundes vor sich ging und es tat mir unheimlich Leid ihn solche Sorgen gemacht zu haben. Die Herzogsfamilie von Ostia war nie mit viel Glück gesegnet. Hectors Eltern starben früh an einer seltenen Krankheit und nachdem Hectors Bruder Uther, der ihn wie ein Vater aufzog, ebenfalls an derselben Krankheit verendete ohne ,dass er es mitgekriegt hatte, schien seine Angst zu steigen. Noch bis heute tut es mir in der Seele weh zu wissen, dass ich noch einmal für diese Art von Schmerz verantwortlich sein werde. Nicht nur für ihn, sondern auch für alle anderen in meiner Umgebung, bereue ich es nicht stark genug gewesen zu sein. Doch für den Moment war ich in Ordnung. Ich fühlte mich zwar noch etwas schwach, doch ich war überzeugt weitergehen zu können. Also schenkte ich Hector ein warmes Lächeln, legte meine Hand auf seine Schulter und sah ihn tief in die Augen, als ich sagte: „Ich bin in Ordnung! Ehrlich!“ Hector schenkte mir das Lächeln nur zögerlich zurück. Dann stand er auf und schaute nach draußen. „Nun gut! Dann lass uns weitergehen.“ beschloss er dann, ziemlich stark entschlossen. „Draußen werden wir keine Minute aushalten. Also schlag ich vor weiter in die Höhle hineinzugehen.“ Ich musste ehrlich sagen, dass ich nicht der Überzeugung war, dass Hectors Vorschlag gerade Sinn ergab. War es nicht besser darauf zu warten, dass der Sturm nachließ, statt sich in einer Höhle zu verirren in der Bären oder sonstige Gestalten herumhausen konnten? Doch bevor ich dagegen argumentieren konnte sagte Hector etwas, was mich vollkommen umhaute. „Vorausgesetzt, du willst mich dabei haben.“ Diese Worte hoben eine gewisse Panik in mir hervor. Es war nicht so, als wollte ich Hector nicht dabei haben. Ich war sogar glücklich darüber ihn an meiner Seite zu wissen. Doch der Gedanke an ihn machte die Sache nur noch komplizierter. Ob sich Hector wohl noch an damals erinnerte? Sicher tat er das. Aber was dachte er darüber? Wir waren damals noch so jung. Nicht älter als du jetzt. Sicher dachte er, es wäre nur eine Jugendsünde gewesen. Nichts weiter von Bedeutung. Aber wenn das so war, sollte ich ihn wirklich davon erzählen? „Hector, natürlich schick ich dich nun nicht mehr in den Sturm. Aber, die Sache mit meiner Frau...“ fing ich schließlich an zu erzählen, als Hector mir den Finger vor den Mund hielt als Zeichen, dass ich still sein sollte. „Es ist schon gut! Das ist eine Sache zwischen dir und deiner Frau. Du musst mit mir nicht darüber reden.“ sagte er zu mir und ich wünschte, es wäre so einfach. Aber mein bester Freund, den ich als so viel mehr sah, hatte sehr wohl etwas damit zu tun. „Und nun komm... Ich will dir was zeigen.“ fügte er dann hinzu und ich folgte ihn, erleichtert darüber mich vor ihn nicht mehr aussprechen zu müssen. Eine ganze Weile schritten wir mit Fackeln ausgerüstet durch die gut ausgebaute Höhle. Es war stockdunkel, doch aber nicht kalt was mich sehr erstaunte. Eher im Gegenteil es wurde immer wärmer, schon fast, als würde im Inneren der Höhle ein Feuer brodeln. Meine Vermutung war nicht ganz richtig, als Hector mich anhielt und ich so etwas wie fliesendes Wasser hörte, wusste ich, dass die Ursache eine andere war. Dann sah ich wie mein bester Freund nach und nach ein paar Kerzen anzündete. Vor mir offenbarte sich immer mehr, was diese Höhle verborgen hielt. Zwischen rötlichen Gestein flossen mehrere Quellen aufeinander, dessen Dampf mir zeigte, dass sie für die Wärme verantwortlich waren. Ich fuhr mit meiner Hand in das heiße Wasser und fühlte die angenehme Wärme, die durch meinen Körper floss. „Ich hätte nie gedacht, das wir so etwas Wundervolles hier finden!“ meinte ich erstaunt „Aber wir scheinen nicht die Ersten zu sein!“ Hector nickte und schaute auf die Kerzen, die überall in der Höhle verteilt waren. „Aber das ist nicht der einzige Beweis!“ Hector führte mich um eine Ecke, in der sich eine riesiges steinernes Tor befand. Majestätisch prunkte es vor uns und lud uns dazu ein es zu betreten, um die Geheimnisse zu erforschen, die sich hinter ihn verbargen. Auf dem Tor war eine Blume eingraviert, die meine Aufmerksamkeit völlig einnahm. Es war eine Lilie. Genau die Blume, nach der ich suchte. Auch Hector starrte auf das steinerne Bild und schaute dann zu mir. „Wie ging die Legende um die besagte Blume noch gleich?“ fragte er mich und ich antwortete zuverlässig. „Vor vielen Jahren ging ein Mann allein auf den Berg, um eine besondere Blume für seine große Liebe zu holen. Es war eine Lilie, die im Schein der Sonne glitzerte und nie welkte. Nach ihm waren viele Männer ihn gefolgt, um ihrer Frau die Liebe und ihren Mut zu beweisen. Doch niemand fand eine Lilie wie diese.“ Hector hörte mir gut zu, als er nachdenkend den Kopf schief legte. „Ich bezweifle, dass er wirklich alleine gegangen ist.“ meinte er dann schließlich und ich schaute ihn missverständlich an. „Wieso das?“ Auf die Frage hin deutete Hector auf zwei Hebel, die jeweils an einem Ende des Tors zu finden waren. „Um dieses Tor zu öffnen, braucht man zwei Menschen oder kennst du jemand der solange Arme hat, um beide Hebel gleichzeitig zu aktivieren?“ Zu der Erkenntnis kommend, dass Hector recht hatte, starrte ich die beiden Hebel an, die vermutlich die Tür öffneten und schaute etwas verwirrt drein. „Tatsächlich!“ merkte ich schließlich „Aber wenn das so war. Wem hatte er auf die Reise mitgenommen und wozu gibt es dieses Tor?“ Fragen über Fragen, aber Hector kannte die simpelste Lösung dafür. „Nun, zwar ist es sehr verlockend hier in den heißen Quellen ein Bad zu nehmen und wieder nachhause zurückzukehren, aber wieso finden wir es nicht einfach heraus? Wir sind schließlich zu zweit.„ Und so war es beschlossen. Jeder von uns griff nach einen der Hebel und aktivierten diese. Die Tür öffnete sich knarzend und offenbarte einen neuen Raum. Der folgende Raum sah gar nicht mehr wie eine Höhle aus, eher wie das innere eines Schlosses. Die Muster der Lilie waren überall im Raum zu sehen, der sonst recht leer war, wodurch die silberne Statur eines Drachens noch mehr auffiel. Wir schritten voran um uns die Statur näher anzusehen, als eine dunkle erhabene Stimme aus dem Nichts erschallte. Schon lange, hatte ich keinen Besuch mehr, doch hat euch das Schicksal erwählt. Wenn ihr bereut seid, eure Liebe zu beweisen, tretet ein.“ Unsicher sahen wir beiden uns an, nicht wissend was diese Stimme bedeuten sollte. Wir hatten mit allen gerechnet, als wir uns zu Anfang dieser Reise auf den Weg machten. Doch mit einer Prüfung, um die Liebe zu beweisen hatte selbst ich nicht gerechnet. Vor allen Dingen, wem sollte ich meine Liebe beweisen? Meine Frau war nicht da und außer mir war nur noch Hector im Raum, vor den ich meine Zuneigung zu verleugnen versuchte. Zudem, das das Schicksal uns auserwählt hatte. Was sollte das bedeuten? Diese Prüfung könnte zu etwas führen, dass ich gar nicht hervorbringen wollte. Also zögerte ich, aber Hector zog mich weiter voran, wie er es immer tat, wenn ich zu viel nachdachte. „Komm schon Eliwood! Das ist deine Chance!“ feuerte er mich an und zog mich immer weiter in den Raum. Ich stemmte mich aber dagegen. „Warte! Ich...„ stammelte ich „Ich weiß noch nicht ob ich bereit dazu bin.“ Doch Hector lies nicht locker. „Ob du bereit dazu bist oder nicht, das wirst du schon sehen, wenn wir drinnen sind. Ich bin bei dir, mein Freund. Ich werde dich auf diesen Weg begleiten.“ Hectors Worte berührten mich ein weiteres Mal und schon wieder wuchs in mir das verlangen ihn in die Arme zu fallen und ihn alles zu sagen. Der Sturm tief in mir schien stärker und stärker und ließ mich vergessen um was es eigentlich ging. Also atmete ich durch und sah mich in Ruhe in diesen Raum um. Ich war der Sache schon so nahe. Sollte sich dieser Sturm legen, müsste ich mich endlich meinen Gefühlen stellen und die Wahrheit finden. Der Raum, in dem uns die Stimme geführt hatte war bis auf die Drachenstatur, die wundervoll glänzte völlig leer gewesen. Es gab keinen Ort, an den es weiter gehen könnte. Nur eine Inschrift auf einer Platte unter der Drachenstatur, gab uns einen Hinweis darauf, wie wir vorankommen würden. „Meist sind die kleinsten Dinge jene, die dich am weitesten bringen.“ Doch was konnte das Bedeuten? Wir beide blickten die Statur genau an, um jene kleinen Dinge zu finden, die in dieser Inschrift beschrieben wurden. „Diese Statur..“ Meinte Hector nach einer Weile. „Das ist ein Eisdrache, oder? So einer wie Ninian und Nils, oder?“ Dann klopfte er auf die Statur. „Ninian! Nils! Seid ihr da drin?“ Ich musste ein Lachen verkneifen, als ich jedoch etwas Ungewöhnliches im Raum entdeckte. Hector und ich hatten uns so sehr auf die Statur versteift, dass es uns eine ganze Weile nicht aufgefallen war, aber eine der Lilien an der Wand sah anders als die anderen. Es war nur ein kleines Detail. Ein Stein in der Mitte der Blüte, der ähnlich glänzte wie die Statur. Ich ging zu der Wand hin, kniete mich davor und berührte den leuchtenden Stein, der nur bei der kleinsten Berührung erlosch. Im nächsten Moment hörte ich ein lautes Klirren und als ich schockiert aufsah, sah ich, dass der Kopf der Statur zu Boden geflogen war und Hector betroffen drein blickte. „Ich dachte nicht, dass sie so instabil ist.“ meinte er verschmitzt „Scheint als hätte ich nun auch einen Eisdrachen auf den gewissen.„ Ich musste etwas schmunzeln, als ich das sah, jedoch war die Enttäuschung groß, das meine Entdeckung wohl zu keinen Ziel führte. Zumindest nicht bis der Boden unter uns zu beben begann. Hector schritt etwas zur Seite, als die Statur sich zu drehen begann und sich eine Treppe im Boden öffnete. Wir konnten endlich weiter. „Ich hätte nicht gedacht, dass es helfen würde der Statur den Kopf abzuhacken. Soll das heißen man soll Liebe mit Gewalt durchsetzten?„ fragte sich Hector, als wir die Wendeltreppe hinuntergingen. Doch Zeit um es ihn zu erklären hatte ich nicht, denn kaum hatte ich die letzte Stufe der Treppe betreten, verschwand Hector vor meinen Augen. Anstelle von Hector sah ich plötzlich mich selbst. Oder eher mein Spiegelbild. Und egal wie ich mich drehte und wendete, ich sah nichts anderes. Nur mein verzweifeltes, verwirrtes Gesicht, dass sich umschaute. Noch nicht mal die Treppe nach oben war mehr aufzufinden. Weil ich nicht wusste, wo ich hingehen sollte, fing ich an zu rufen.„Hector wo bist du?“ rief ich und nach einer gefühlten Ewigkeit erhielt ich eine Antwort. „Ich bin hier, aber wo bist du?“ hörte ich vom Nahen schallen. Ich versuche in die Richtung zu laufen in der ich seine Stimme gehört hatte und lief dabei gegen einen der Spiegel, die um mich herum aufgestellt waren. Nur mit meinen Armen konnte ich einen Aufprall mit meinem Gesicht verhindern und dann sah ich mir selbst in die Augen. Und es war unangenehm. Es war unangenehm wie die Hölle in diese unehrlichen Augen zu sehen. Nicht lange konnte ich meinen eigenen reuelosen Augen sehen, die deren Reinheit nur vorgaukelten. Ich wand mich von dem Spiegel ab und schloss für kurze Zeit die Augen, als wolle ich vor mir selbst fliehen, als ich Hectors Stimme erneut hörte. „Das ist ein verdammtes Labyrinth Eliwood! Aber wenn wir unseren Stimmen folgen, finden wir vielleicht den Weg!“ rief er mir zu. Ich öffnete wieder die Augen, auch wenn es hieß mir wieder selbst in die Augen zu sehen. „Alles klar!“ rief ich zurück und so folgen wir unseren Stimmen. Immer wieder die Namen des jeweils anderen sagend. Immer wieder hörte ich Hector meinen Namen rufen und ich rief seinen. Und als Hectors Stimme so klar wurde, dass er fast vor mir stehen könnte, hielt ich inne. Vor mir zeigte sich ein verwunderliches Bild. In den Spiegel war ich selbst zu sehen, aber es war nicht so wie bei den anderen. Es war eine jüngere Version von mir selbst. Der junge Teenager, der ich mal war. Der Junge, der schnell merkte, dass seine Begierden nicht der Norm entsprachen. Anders als ein normales Spiegelbild schaute mich mein jüngeres Ich nur an und folgte meinen Bewegungen nicht. Er starrte nur still zu mir hoch. Und das weder vorwurfsvoll oder sauer, sondern bewundernd und stolz. Ein Blick, der mir mehr wehtat, als jeder Vorwurf es konnte. Lange Zeit dachte ich, ich wäre endlich das geworden, was ich schon immer sein wollte. Ein Held, der jeder Herausforderung trotzte. Ein Lord, der ein großes Vorbild für seine Kinder sein wird. Doch wenn ich in den Moment darüber nachdachte, merkte ich erst, dass ich einen Krieg völlig außer Acht gelassen hatte. Auch die Liebe war eine Schlacht. Es war jene, die am kompliziertesten zu gewinnen war, aber zum besten Ergebnis führte. Doch ich hatte diese immer ignoriert und den leichtesten Weg gewählt. Tränen voll Reue flossen meine Wange hinunter. Hectors Stimme, die im Hintergrund hallte und verzweifelt nach mir rief, nahm ich nur stumpf wahr. Mein Blick fiel auf die Lilie, die mein jüngeres ich in der Hand hielt. Ihr Glänzen ähnelte den der Drachenstatur. „Kann ich sie ihn geben?“ fragte er mich in einen unsicheren Ton. Ich schaute zu ihm runter und es schien fast schon so, als würde er keine Reflexion mehr sein, sondern direkt vor mir stehen. „Ich habe doch nichts Falsches gemacht, oder?“ ging er weiterhin auf mich ein. „Also kann ich sie ihn geben, oder?“ Ich kniete mich ein wenig hinunter, um den jungen Eliwood in die Augen zu schauen. Den naiven, verwirrten Eliwood, der ich einst war. „Ich kann dich verstehen...“ meinte ich sanft zu ihn. „Aber das ist nicht der Weg, den du gehen solltest.“ Doch mein jüngeres ich schüttelte heftig den Kopf, als wollte er die Worte, die er gerade gehört hatte von sich stoßen. „Nein! Das ist falsch! So zu denken ist falsch! Ich liebe ihn doch. Egal was er ist. Daran ist nichts verkehrt. Du bist verkehrt.“ Fuchsteufelswild knurrte er mich an. Wollte auf mich einschlagen. Mich verleugnen. Doch dieser Junge, der ich einst war. Mein altes ehrliches Ich war nur eine Illusion und so verschwand er und lies mein gewöhnlich verlogenes Gesicht wieder erscheinen. Sekundenlang schaute ich in mein müdes verweintes Gesicht, das kläglicher nicht sein könnte, als eine bekannte schallende Stimme ertönte. „Die ganzen Jahre hattest du dich selbst betrogen, willst du weiter in dieser Lüge leben?“ „Ich...“ kam ein aufgebrachter Aufruf von mir. Ich erhob mich und schaute an die Decke von der ich vermutete, dass sie der Ursprung der Stimme war. Doch auch dort sah ich nur mich. Etwas ernüchtert schaute ich wieder hinunter. Wollte ich das wirklich. Mein ganzes Leben lang lügen? Wie gerne würde ich es einfach sagen. Meine Gefühle freien Lauf lassen. Offen mit meiner Liebe leben können, doch... Mein Spiegelbild veränderte sich ein weiteres Mal. Es verwandelte sich und ich könnte die Gestalt einer Frau erkennen. Durch ihr verdunkeltes Gesicht konnte ich zunächst nicht erkennen, wer sie war. Es schien, als würde jemand Fremdes vor mir stehen. Doch dann sah ich, dass es sie war. Es war meine Frau. Mit verheulten Augen schaute sie mich vorwurfsvoll an. Ihr Blick ähnelte einen Stich ins Herz. Mit ihren leeren Augen, mit den sie in meine Seele blicken zu können schien, sah sie mich an und stellte mir die Frage, die mich zu dieser Reise veranlasste. „Ist es meine Schuld?“ fragte sie „Ist es meine Schuld, dass du nicht glücklich sein kannst?“ Ich stockte. Mein Harz rang nach Atem. Nein, sie war auf jeden Fall nicht Schuld. Es war nicht ihre Schuld, dass ich sie aus eigennützigen Gründen geheiratet hatte. Diese Frau bedeutete mir sehr viel. Ich hatte sie nicht umsonst geheiratet und alles versucht, um sie glücklich zu machen. Das ich es nie geschafft hatte sie so zu Lieben, wie es ein Ehemann sollte, war nicht ihre Schuld. Es war meine. Weil ich immer versuchte meine Gefühle zu verleugnen und mir falsche Gefühle aufzuzwingen. Eine Frau zu Lieben, sie zu heiraten und Kinder zu bekommen. Das war der normale Weg, der richtige Weg, den ein Mann und vor allen Dingen ein Marquis gehen sollte. Doch zu welchen Preis? Ich hatte das Leben dieser armen Frau zerstört, nur weil ich krampfhaft versuchte normal zu sein. „Es tut mir leid!“ wimmerte ich, auf die Knie fallend zu ihr. „Es tut mir leid. Ich liebe dich. Du bist die wertvollste Frau in meinen Leben. Aber...“, „Du liebst diesen Mann. Du hattest ihn schon immer geliebt, oder?“ Die sanfte Stimme meiner Frau ließ mich meinen Kopf heben. Ein leichtes Lächeln zierte ihr Gesicht. Es schien trüb und erleichtert zugleich. „Es ist okay, Eliwood!“ meinte sie in einen mütterlichen Ton. „Wirst du das auch meinen wahren ich sagen? Versprich mir nur, dass du....„ In den Moment verschwand die Frau, die ich nicht mehr lieben konnte wie eine Schwester. Sie löste sich langsam auf. Zuletzt blieb, aber noch eine Hand übrig, die eine weiße Lilie trug. Bevor ich über die Bedeutung dieser Begegnung nachdenken konnte, erschallte wieder diese Stimme, von der ich nicht mehr wusste, ob sie mich leiten oder verspotten wollte. „Diese Frau liebt dich ehrlich! Wenn du es ihr sagst, was wird dann passieren? Alles was du dir aus deiner kleinen Lüge aufgebaut hast, es könnte zerbrechen.“ „Doch was genau soll ich tun?“ schrie ich verzweifelt in den Raum. Doch in diesen Moment: Stille. Nichts war da außer meine eigenen Gedanken, die nicht weiter wussten. Eine unbehagliche Kälte kam über meinen Körper, als ich realisierte, dass der einzige, der mir den richtigen Weg weißen konnte ich selbst war. Und das jeder Schritt, den ich machen würde, einen Abgrund nahe kommen würde. Die Kälte wurde immer unerträglicher, ein unangenehmer Wind ging durch meine Haare. Ich versuchte mich aufzurichten. Einfach weiter zu gehen, als sich ein allerletztes Mal mein Spiegelbild änderte. Vor mir stand Hector. Der Mann mit den alles beginnen, aber auch Enden würde. Er stand nur da und dennoch schien er soweit weg. Es schien, als würde er auf etwas warten. Darauf, dass ich zu ihm kommen wurde. Also ging ich los, doch der Wind hielt mich immer mehr zurück. Immer stärker wurde der Sturm und er war unendlich kalt. So kalt, dass er die Spitzen meiner Haare gefrieren ließ. Als ich zum zweiten Mal in den Schnee fiel, der sich plötzlich unter mir aufgetürmt hatte, musste ich feststellen, dass der Sturm nichts anderes, als meine Zweifel repräsentierten. Was sollte ich sagen, wenn ich ihn erreichen würde? Wollte ich wirklich weiter in dieser sicheren, aber unbefriedigende Lüge leben? In meinen inneren spielten sich Bilder ab. Doch sie waren nicht mehr so kalt wie sie es vorher waren. Sie waren viel eher hoffnungsvoll. Mein erster Gedanke drehte sich um meine Hochzeit und die Familie, die ich gegründet hatte. Ich erinnerte mich, wie stolz ich war, als ich dich, meinen einzigen Sohn, in den Armen hielt. Wie konnte so eine wundervolle Schöpfung ein Fehler gewesen sein? Egal was passieren würde, diesen Jungen würde ich niemals im Stich lassen. Ich dachte an die Frau, mit der ich diesen wundervollen Sohn aufzog. Eine Frau, der ich niemals gerecht werden würde. Sie sollten beide Gerechtigkeit erfahren. Sie sollten erfahren, wie ich wirklich fühlte. Dann dachte ich an Hector und an die gemeinsame Zeit, die wir verbrachten. Wie lange kannten wir uns nun schon? Und wie lange war ich schon in ihn verliebt? Wir sind zusammen durch dick und dünn gegangen. Versuchten uns immer zu übertrumpfen. Ich dachte, es würde reichen immer nah bei ihm zu sein, doch auch wenn wir, sollte er meine Liebe erwidern, niemals ein Paar werden könnten, sollte er es dennoch erfahren. Zumindest er sollte erfahren wie sehr ich ihn doch Liebe. „Hector!“ schrie ich durch den Sturm, der immer lauter und heftiger wurde. „Hector! Ich muss dir etwas sagen! Hörst du mich? Hector!“ Ich kämpfte mich durch den Sturm. Hector war inzwischen kaum noch zu sehen, doch ich kämpfte weiter und besiegte meine Zweifel. Die Sicht wurde nur langsam klarer, doch schon bald hatte ich den Spiegel erreicht. Von der Kälte war er vollkommen verblichen, doch als ich ihn berührte schien er wieder klarer zu werden und nach kurzer Zeit bekam er Risse, die in sogleich zerschellten. Die Scherben fielen zu Boden und als ich wieder aufschaute, sah ich ihn. Dies war keine Illusion. Dieser Hector war echt. Zusammen standen wir inmitten des Sturms und er sah mich voller Erwartungen an. „Eliwood.“ sprach er mit ruhiger Stimme. „Was willst du mir sagen?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)