All fall down von Leya ================================================================================ Kapitel 29: ------------ Disclaimer: Alle aus Harry Potter bekannten Charaktere gehören voll und ganz JK Rowling. Die anderen sind meine eigene Kreation. - - - All fall down 29 - - - Es hatte lange gedauert, bis Rains seine jüngste Niederlage einigermaßen verdaut hatte. Mittlerweile war er größtenteils darüber hinweg, doch jedes Mal wenn er daran dachte, welche Möglichkeiten ihm jetzt offen stünden, hätte er nur früher Bescheid gewusst, fühlte er immer noch, wie sein Magen sich wütend zusammenzog. Allein die Vorstellung, dass er den Jungen tatsächlich in seiner Gewalt gehabt hatte, nur um ihn dann freiwillig aufzugeben… Der rotblonde Zauberer ballte wütend die Fäuste und spürte, wie die Erinnerung an dieses Ereignis unwillkürlich seinen Blutdruck nach oben jagte. Da half es auch nicht, wenn er sich immer wieder daran erinnerte, dass er keine Ahnung gehabt hatte. All das jedoch war nur halb so schlimm und wurmte ihn bei weitem nicht so sehr wie die Tatsache, dass er sich Lucius Malfoy gegenüber wie ein Trottel verhalten hatte. Er hatte ihm den Jungen regelrecht aufgedrängt und das nur, weil er sich bei einem von Voldemorts wichtigsten Gefolgsleuten hatte einschmeicheln wollen. Rains schloss die Augen und kämpfte rasch das überwältigende Gefühl von Scham und Verlegenheit nieder, das schon wieder in seinem Inneren aufwallte. Malfoy hatte bei diesem entwürdigenden Schauspiel sicherlich vor Lachen kaum an sich halten können. Mühsam bekam er seine aufgewühlten Gefühle wieder unter Kontrolle und erhob sich aus dem weich gepolsterten Sessel, in dem er die letzten Stunden zugebracht hatte, um mit großen Schritten mehrmals von einer Seite seines Arbeitszimmers auf die andere zu wandern. Das Leben war einfach nicht fair. Wieso hatte Malfoy buchstäblich alles, während er selbst nur ein Adeliger war, der außer seinem ererbten Reichtum nichts weiter vorweisen konnte? Rains blieb abrupt vor dem Fenster stehen und starrte in den silbern wallenden Nebel hinaus, nur um sich gleich darauf angewidert abzuwenden, da die Farbe des Nebels ihn viel zu sehr an die Augen seines Widersachers erinnerte und dafür sorgte, dass er Lucius‘ Gesicht mit erschreckender Klarheit in seinen Gedanken auftauchte. Unwillig schüttelte Rains den Kopf, doch das Bild ließ sich nicht so einfach loswerden und zu seinem Ärger stellte er unwillkürlich Vergleiche an. Zwar waren sie beide mehr als wohlhabend, doch damit hörten die Gemeinsamkeiten auch schon auf. Malfoy war gut aussehend und sprühte nur so vor Charme, seine ganze Erscheinung strahlte eine unaufdringliche Eleganz aus, die für gesellschaftlichen Erfolg einfach unerlässlich war und er selbst? Er musste der Wahrheit ins Auge sehen. Ihm fehlte einfach diese fast schon selbstverständliche Selbstsicherheit, mit der Lucius sich in der Gesellschaft bewegte und die jeden, angefangen von den anderen Mitgliedern des Ministeriums bis hinunter zu den einfachsten Botenjungen dazu brachte, sich seinem Willen zu beugen und ihm jeden seiner Wünsche zu erfüllen. Und als hätte dies nicht ausgereicht, hatte Malfoy zu allem Überfluss auch noch den Posten inne, den Rains liebend gern schon seit Jahrzehnten für sich beansprucht hätte: er war einer der engsten Vertrauten von Voldemort. Rains selbst war in den Reihen des Dunklen Lords niemals über den Rang eines einfachen Mitläufers herausgekommen... Was würde er nicht alles tun, nur um diesen unerträglich arroganten Malfoy endlich in seine Schranken zu verweisen! Um Lucius von seinem Posten zu verdrängen war Rains jedes Mittel recht und die Möglichkeiten, seinen Zorn und seine Frustration an dessen Sohn auszulassen, war ein unglaublicher Glücksfall. Endlich hatte er den Schlüssel zu Lucius Malfoys Vernichtung in Händen und nichts und niemand würde ihm diesen Triumph nehmen. Zufrieden nahm er wieder in seinem Sessel Platz und schloss die Augen, um von seinem baldigen Erfolg zu träumen. -*-*- Während Rains sich seinen Machtphantasien hingab, wanderte der Besitzer des Blauen Ebers unruhig vor dem Kamin in der leeren Schankstube auf und ab, in Gedanken immer und immer wieder die Einzelheiten seines neuestens Auftrags durchgehend. Doch ganz gleich, was er sich auch überlegte, alle Pläne schienen ihm im höchsten Maße unzulänglich und bestärkten ihn in seinem Glauben, dass er buchstäblich dabei war, sich zu Grunde richten. Wie um alles in der Welt sollte er es nur anstellen, Lucius Malfoys ältesten Sohn zu entführen und dies zu allem Überfluss auch noch direkt unter der Nase von Albus Dumbledore? Rains war wahnsinnig, solch eine Idee auch nur im entferntesten in Betracht zu ziehen. Allein die Tatsache, dass Malfoy ihm bei lebendigem Leib die Haut abziehen würde, sollte seinem Sohn etwas zustoßen, reichte aus, um ihn vor Angst schlottern zu lassen. Zählte man dann noch hinzu, dass der Junge im Augenblick unter dem Schutz eines der mächtigsten Zauberer ihres Zeitalters stand, war ein Versagen seinerseits eigentlich vorprogrammiert. Mit einem leisen Stöhnen gab er seine fruchtlose Wanderung auf und sank auf den nächsten Stuhl. Die Ungeheuerlichkeit dessen, was der andere von ihm verlangt hatte, schnürte ihm schlichtweg die Kehle zu und gab ihn das Gefühl, am Rande eines Abgrunds zu stehen. Und doch hatte er keine andere Wahl, als dem ihm gegebenen Befehl Folge zu leisten... Thomas Rains war kein Mann, mit dem man sich ungestraft anlegte, wenn einem sein Leben lieb war. Kaum jemand wusste es, doch Rains war noch viel grausamer, als man es Lucius Malfoy jemals unterstellt hatte. Fenton kannte Geschichten über den Mann, die ihm buchstäblich die Haare zu Berge stehen ließen, sobald er nur an sie dachte. Nach dem letzten Auftrag hatte er sich geschworen, niemals wieder etwas für Rains zu erledigen, doch er war einfach nicht stark genug, um sich aufzulehnen. Unwillkürlich erinnerte er sich an den zerstückelten Körper einer jungen Hexe, den er in Rains Auftrag hatte verschwinden lassen und wieder spürte er, wie sich bittere Galle in seinem Mund sammelte. Hastig schloss er die Augen, atmete mehrmals tief ein und aus, ehe er sich einigermaßen beruhigt hatte und die verstörenden Bilder von Rains Opfern in den Hintergrund seiner Erinnerungen drängen konnte. Sich Rains zu widersetzen grenzte an Selbstmord und daher musste er wenigstens versuchen, Malfoys Sohn in die Finger zu bekommen. Ein leises Klopfen riss ihn aus seinen düsteren Gedanken. „Herein!“ Langsam schob sich das Gesicht seines einzigen Vertrauten durch den Türspalt. „Sie wollten mich sprechen?“ Fenton winkte den hochgewachsenen Mann ungeduldig näher und musterte ihn so prüfend, als würde er ihn zum ersten Mal sehen: John Nichols, offiziell der Inhaber des Blauen Ebers, war Mitte vierzig, gut einen Meter neunzig groß und obwohl sein schwarzes Haar wurde mittlerweile von einigen grauen Strähnen durchzogen wurde, strahlte sein Muskelbepackter Körper eine geradezu unverwüstliche Energie aus. „Komm rein und mach die verdammte Tür hinter dir zu. Wir haben einiges zu besprechen.“ Fenton holte noch einmal tief Atem, wartete genauso lange, wie John benötigte, um sich hinzusetzen und fasste dann in raschen Worten zusammen, was Rains von ihnen verlangte. „Wie bitte?! Haben Sie gerade gesagt, wir sollen einen von Dumbledores Schülern entführen?!“ Fenton konnte das Entsetzen des anderen nur zu gut nachvollziehen. Auch ihm war gar nicht wohl bei dem Gedanken, sich zwischen die Fronten zweier mächtiger, skrupelloser Zauberer zu bringen und dabei auch noch einem Mann in die Quere zu kommen, der es vermutlich problemlos mit dem Dunklen Lord aufnehmen konnte, doch er hatte leider keine andere Wahl. „Wir haben diesen Auftrag erhalten und wir werden ihn ausführen“, war alles, was er sagte, doch seinem Freund schien dies nicht zu reichen. „Warum macht er das denn nicht selbst? Sie sollten ihm zu verstehen geben, dass er seinen Dreck alleine erledigen kann.“ „Ja, sicher.“ Fenton verdrehte angesichts dieser offenkundigen Naivität genervt die Augen. „Du weißt ganz genau, dass ich das nicht kann. Thomas Rains einen Wunsch abzuschlagen kommt meiner Vorstellung von Selbstmord gefährlich nahe.“ Er sah den Barkeeper herausfordernd an, als wolle er ihn zum Widerspruch regelrecht auffordern, doch dieser hielt wohlweislich den Mund. Fenton rasch weiter. „Die ganze Angelegenheit ist hochbrisant. Rains möchte den ältesten Sohn von Lucius Malfoy entführen lassen. Warum, weiß ich nicht und ich möchte es auch gar nicht wissen. Fakt ist, dass wir diese Aufgabe nicht ablehnen können, also müssen wir uns ganz genau überlegen, was wir tun. Was auch immer Rains vorhat, wir sollten uns unter gar keinen Umständen mit hineinziehen lassen. Eventuelle Spuren darf man unter keinen Umständen zu uns zurückverfolgen können.“ Nachdenkliche Stille senkte sich über den Schankraum, nur unterbrochen vom leisen Knacken des Kaminfeuers, dessen Wärme den beiden Männern eine Illusion von Sicherheit gab. Lange Zeit saßen sie so da, schweigend in Gedanken versunken, bis John auf einmal ruckartig den Kopf hob. „Ich glaube, ich habe die perfekte Lösung!“ -*-*- „Vielen Dank für die Einladung!“ Rita Skeeter reichte Narzissa die Hand und sah sich neugierig in der Eingangshalle von Malfoy Manor um. Der offen zur Schau gestellte Reichtum war überwältigend. Rasch versah sie jedes einzelne Möbelstück und jedes Gemälde mit einem Preisschild und überschlug in Gedanken die Kosten. Wider Willen beeindruckt folgte sie der Hausherrin in einen in dunkelrosa Tönen eingerichteten Salon. „Möchten Sie etwas trinken?“ Narzissa rief eine Hauselfe herbei. Es dauerte nur wenige Augenblicke und die beiden Frauen hatten ihre Erfrischungen. Rita nippte kurz an ihrem Zitronenwasser, dann straffte sie sich unwillkürlich und kramte in ihrer Handtasche nach Papier und Feder. Zeit, zur Sache zu kommen. „Meine liebe Mrs. Malfoy, Sie haben sicherlich den Artikel meines Kollegen gelesen und da ich beauftragt wurde, die Fortsetzung zu schreiben, bin ich selbstverständlich an den wahren Hintergründen interessiert, die zu dieser Entscheidung ihres Mannes geführt haben. Unsere Leser sind höchst interessiert daran, die Einzelheiten zu erfahren.“ „Das kann ich mir lebhaft vorstellen“, gab Narzissa mit einem ebenso falsch-freundlichen Unterton in der Stimme zurück und ließ zu, dass ein verächtliches Lächeln ihre Mundwinkel kräuselte. „Seien wir doch ehrlich, Sie würden alles schreiben, nur um eine Schlagzeile zu landen. Da erschien es mir besser, die Story der Wahrheit nach zu formen.“ Leichte Röte überzog Ritas Wangen und für einen kurzen Augenblick war sie versucht, diese einzigartige Möglichkeit einfach über Bord zu werfen und sich irgendetwas aus den Fingern zu saugen doch dann siegten ihre Neugier und ihre Karrieresucht über ihre verletzten Gefühle. „Ich würde niemals etwas schreiben, womit Sie nicht einverstanden sind“, sagte sie daher nur und gab sich alle Mühe, sich ihre Verärgerung nicht anmerken zu lassen. „Das ist wirklich sehr zuvorkommend von Ihnen“, entgegnete Narzissa mit einem höflichen Lächeln und lehnte sich scheinbar entspannt zurück. In ihrem Innern jedoch verspürte sie nichts als Abscheu bei dem Gedanken daran, dass sie gezwungen war, sich mit solch einer unangenehmen Person zu arrangieren. Wie tief konnte man eigentlich noch sinken? Doch das war zweitrangig. Entschlossen straffte Narzissa den Rücken. Es gab nichts, was sie nicht tun würde, um ihrem Sohn das Erbe und die Stellung in der Gesellschaft zu erhalten, die ihm von Geburt an zustand. „Nun, wie Sie meinem Brief entnehmen konnten, habe ich einige Informationen über den Wunsch Ihres Mannes, einen Jungen zu adoptieren, der seinen bisherigen Erben von seinem angestammten Platz verdrängt.“ Rita holte ihr Schreibzeug hervor und strich liebevoll über ihre Feder. Erwartungsvoll machte sie sich bereit. „Würden Sie mir erzählen, wann Sie von den Absichten Ihres Mannes erfahren haben? Es war doch sicherlich ein großer Schock für Sie, als er auf einmal einen weiteren Sohn präsentierte.“ „Das können Sie annehmen“, sagte Narzissa und begann damit, die Geschichte zu erzählen, die sie sich sorgsam zurechtgelegt hatte. -*-*- Die Sonne versank langsam hinter den Häusern auf der gegenüberliegenden Straßenseite und die ersten Schatten tauchten die Stadt allmählich in die warme Dunkelheit der Nacht. Für Carl war es ein ziemlich langer Tag gewesen und der Barkeeper fühlte jeden einzelnen seiner Muskeln mit schmerzhafter Deutlichkeit. Obwohl er erst Mitte dreißig war und zudem über die Statur eines Bären verfügte, ging diese langwierige Schufterei nicht ohne Spuren an ihm vorbei. Jetzt sehnte er sich nur noch nach einer warmen Dusche und seinem Bett. Seufzend verschloss Carl die Schlagläden und kippte die letzten Stühle an, bevor er sich schließlich in seine Wohnung in der oberen Etage des kleinen Hauses zurückzog. Zum ersten Mal seit er sein Restaurant eröffnet hatte, spürte er, wie einsam er wirklich war. In seinem Leben war bisher kein Platz gewesen für irgendjemanden, doch Francis hatte dies abrupt verändert. Die letzten Tage waren schön gewesen. Er hatte jemanden gehabt, mit dem er reden und lachen konnte, jemanden der Leben in seine wohlgeordnete kleine Welt brachte und ihm das Gefühl gab, dass das, was er tat, nicht sinnlos war. Wie es dem Jungen wohl gerade gehen mochte? Francis war gerade erst einen Tag weg und schon vermisste Carl ihn mehr, als er jemals für möglich gehalten hätte. Der große Mann schalt sich selbst einen Narren und zog sich langsam aus. Sorgfältig faltete er seine Kleidung, legte sie auf einem Stuhl ab und ging ins Bad. Eine warme Dusche würde ihm gut tun und die Anspannung aus Körper und Gedanken vertreiben, bevor er sich ins Bett legte. Er stellte sich unter das warme Wasser und schloss zufrieden die Augen. Es würde vielleicht ein paar Tage dauern, aber dann würde er über Francis hinwegkommen. Wie das klang. Carl lachte leise und schalt sich selbst einen Dummkopf. Wenn man ihn so hörte, dann musste man den Eindruck bekommen, der Junge habe ihm das Herz gebrochen. Doch war es nicht genau so? Zumindest ein wenig? Verärgert schaltete Carl die Dusche ab und schnappte sich ein Handtuch. Energisch rubbelte er sich trocken, ehe er seinen Bademantel überwarf und das Bad verließ. Kaum hatte er sein Schlafzimmer betreten, blieb er erschrocken stehen. „Mr. Fenton erwartet dich in einer Stunde im Blauen Eber.“ Die dunkel gekleidete Gestalt hielt auf ihrem Weg nach draußen noch einmal neben ihm an und fügte leise hinzu: „Sei pünktlich. Du weißt, was passiert, wenn man Mr. Fenton warten lässt.“ Die Tür fiel ins Schloss und Carl sank kraftlos auf sein Bett nieder. Wut und Verzweiflung schnürten ihm die Kehle zu, als er überlegte, was er nun wohl wieder tun sollte, um einen Teil seiner Schulden zurückzuzahlen. - - - Langsam senkte sich die Nacht über Malfoy Manor, doch Narzissa fand einfach keinen Schlaf. Immer und immer wieder ging sie in Gedanken die Ereignisse der letzten Stunden durch. Sie war sich sicher, dass ihr irgendwo ein Fehler unterlaufen war, doch sie konnte beim besten Willen nicht sagen, wobei dies geschehen sein konnte. Das Gespräch mit dieser unausstehlichen Skeeter war gar nicht so schlecht verlaufen und eigentlich war alles in Ordnung, aber dennoch war da in ihrem Inneren diese nervende kleine Stimme, die ihr zuflüsterte, dass sie etwas übersehen hatte. Mit dem beunruhigenden Gefühl in ihrem Herzen, dass sie sich auf sehr dünnem Eis bewegte, welches jederzeit unter ihr brechen konnte, schlief sie schließlich in einen unruhigen Schlummer. tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)