All fall down von Leya ================================================================================ Kapitel 18: ------------ Disclaimer: Nur teilweise meins. Alle Figuren, die euch bekannt vorkommen, sind bei Mrs. Rowling entliehen. Vielen Dank an alle, die diese Story immer noch mitverfolgen, auch wenn die Updates ewig auf sich warten lassen, aber ich stecke derzeit im 20. Kapitel ein bisschen fest. Ein besonderes Dankeschön an Akane-chan/Nimue, meine einzige und Lieblingsbeta -*-*- All fall down 18/? -*-*- "Ich hätte nie gedacht, dass du dich noch einmal hier blicken läßt." Lucius warf seiner Frau einen eisigen Blick zu, ignorierte sie ansonsten allerdings vollkommen. Rasch versteckte er sich wieder hinter seiner Zeitung, eine Taktik, die er immer dann anwandte, wenn er sich nicht mit Narzissa unterhalten wollte. Manchmal funktionierte es... "Wir müssen uns unterhalten, Lucius." ...und manchmal funktionierte es eben nicht. Mit einem ergebenen Seufzen faltete er die Zeitung zusammen und sah abwartend zu seiner Frau auf, die den Tisch verlassen hatte, um einen Brief vom Kaminsims zu holen. "Lies das." Sie hielt ihm den Brief entgegen und Lucius nahm ihn zögernd entgegen. Er warf seiner Frau einen mißtrauischen Blick zu, doch Narzissa lächelte ihn nur harmlos an und Lucius fühlte den ersten Vorboten einer dunklen Vorahnung über sich hinwegstreifen. Ungeduldig sah er auf, den Brief immer noch unsicher in der Hand haltend. "Ich habe keine Zeit für diese Spielchen, Narzissa." Narzissa lächelte immer noch, wenn auch merklich angestrengter als zuvor. "Nimm dir die Zeit, Lucius. Es lohnt sich." Der blonde Zauberer sah ein, dass es kein Entrinnen gab und entfaltete den Brief. Schon nach den ersten drei Zeilen wurde ihm übel. Mit zitternden Händen las er bis zum Ende, dann legte er den Brief beiseite und sah seine Frau reglos an. "Was willst du damit erreichen?" "Ganz einfach, Liebling." Narzissa nahm ihm gegenüber Platz und gönnte sich einige Sekunden des absoluten Triumphs. Noch nie zuvor war es ihr gelungen, die Fassade aus Gleichgültigkeit und Selbstbeherrschung zu zerschmettern, die Lucius normalerweise tagtäglich zur Schau trug. Daher war die unverhüllte Panik, die in diesem Augenblick in seinen Augen schimmerte eine wahrhaft fürstliche Belohnung für ihr angeschlagenes Selbstbewußtsein. "Ich will, dass du Francis enterbst. Draco ist der einzige, der ein Anrecht auf das Malfoy'sche Vermögen hat und ich werde nicht tatenlos danebenstehen, damit du dein Geld diesem Flittchen gibst." "Das kannst du nicht von mir verlangen, Narzissa!" Narzissa sah den Schmerz in seinen Augen und frohlockte innerlich. Endlich. Ihr Pfeil hatte sämtliche emotionalen Barrieren durchstoßen, die er um sich aufgerichtet hatte und hatte ihn mitten ins Herz getroffen. Zeit, ihm den Todesstoß zu versetzen. "Und ob ich das kann, Liebling." Narzissa beugte sich vor und legte ihn die Hand auf den Arm, doch Lucius zuckte vor ihr zurück, als hätte er sich verbrannt. Seine Frau lächelte humorlos. "Du wirst Francis nicht nur enterben, ich will, dass du ihn nie wiedersiehst. Solltest du meinen Wünschen nicht nachkommen..." Sie ließ die Drohung unvollendet. Es war nicht nötig, das Offensichtliche auch noch auszusprechen. Der gequälte Ausdruck in den Augen ihres Mannes war ihr Antwort genug. Er hatte sehr wohl verstanden, was sie seinem Sohn anzutun vermochte. "Das wirst du bereuen, Narzissa. Das schwöre ich dir", presste Lucius zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, doch seine Frau lachte nur. "Das glaube ich kaum, Lucius. Das Original dieses netten kleinen Briefes ist an einem sicheren Ort untergebracht und sollte mir irgendetwas zustoßen, dann wird die ganze Welt erfahren, was du und dein ,Sohn' getrieben haben." Lucius wartete, bis die Tür hinter ihr zugefallen war, ehe er aufsprang und in einem Anfall glühender Wut das Geschirr vom Tisch fegte. Klirrend zerbarsten die dreihundert Jahre alten Teller, Tassen und Gläser in unzählige Splitter, doch Lucius kümmerte es nicht. Mit steinerner Miene schritt er zur Tür und zermahlte die Reste des Malfoy'schen Familiengeschirrs unter seinen Füßen zu Staub. Er war geschlagen, aber noch nicht am Ende. Narzissa würde dafür bezahlen und wenn es das letzte war, was er in diesem Leben tun würde. Lucius erreichte die Tür und ging hinaus. Aber erst einmal musste er dafür sorgen, dass Francis vor seiner Frau sicher war. Alles andere würde sich finden. -*-*- Als Carl an diesem Morgen die Treppe hinunterstieg, galten seine Gedanken dem Gast, den er den Abend zuvor bei sich aufgenommen hatte. Während er den kurzen Weg bis zu der Abstellkammer hinter sich brachte, ging er in Gedanken noch einmal alle möglichen Argumente durch, die Francis zu der Annahme seines Angebots bewegen konnten. Ihm war keineswegs entgangen, dass der Junge nicht besonders angetan von seinem Vorschlag gewesen war. Doch gleichgültig, was Francis auch glauben mochte, er brauchte jemanden, der sich um ihn kümmerte und ihm half, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Carl ging den Flur entlang, entschlossen, Francis auf keinen Fall gehen zu lassen. Es musste einfach einen Weg geben, den Jungen von der Strasse fernzuhalten und so schnell wie möglich zu seinem Vater zurückzubringen. Carl schob die Tür zu der kleinen Kammer auf und erstarrte mitten in der Bewegung. Der Raum war leer. Sekundenlang starrte er auf die ordentlich zusammengelegten Kissen, die von einer säuberlich gefalteten Decke geziert wurden, ehe er mit einem wütenden Laut auf den Lippen herumwirbelte und in die Küche stapfte. Dieser elende, kleine... Gereizt blickte er aus dem Fenster. Es regnete schon wieder. Ihn schauderte bei der Aussicht auf einen verregneten Tag, der sicherlich die meisten Gäste von der kleinen Seitenstraße abhalten würde, in der sein Restaurant lag. Eigentlich konnte es kaum noch schlimmer kommen. Gedankenverloren sammelte er den Müll ein und brachte diesen dann hinaus und wieder blieb er wie erstarrt stehen. Der Junge sah aus wie eine gebadete Katze. Dieser Gedanke schoss ihm durch den Sinn, wenige Augenblicke, bevor seinem Gehirn klar wurde, was seine Augen ihm meldeten. Francis war nicht davongelaufen. Er stand in der Mitte des Hofes, die Augen geschlossen, das Gesicht dem Himmel zugewandt. Der strömende Regen schien ihm nicht das geringste auszumachen. Carl war noch nicht einmal sicher, ob er überhaupt bemerkt hatte, dass es regnete. Carl betrachtete die vor Nässe triefende Gestalt vor ihm mit abschätzenden Blicken und konnte sich ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen. "Hier bist du also. Ich dachte..." Er ärgerte sich, dass man ihm seine Erleichterung so deutlich anhören konnte, aber er hatte wirklich geglaubt, der Junge hätte sich wieder einmal davongestohlen. "Du dachtest, ich wäre einfach auf und davon." Francis öffnete die Augen und sah ihn ausdruckslos an. In seinem Gesicht konnte Carl keine Antwort auf die Frage finden, die er mehr als alles andere beantwortet haben wollte und so beschloß er, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. "Wirst du bleiben?" Francis seufzte und wischte sich die Regentropfen aus den Augen. Die blonden Haare schienen durch die Nässe dunkler und Carl gönnte sich für einen kurzen Augenblick das Vergnügen, den schlanken Körper unter den durchweichten Kleidern zu betrachten. Wütend, weil er sich so leicht hatte ablenken lassen, zwang er sich dazu, seine Aufmerksamkeit wieder auf das Gespräch zurück zu lenken. "Willst du denn, dass ich bleibe?" fragte Francis mit sanfter Stimme nach und Carl merkte, wie er allmählich die Geduld verlor. "Glaubst du, ich hätte dir dieses Angebot gemacht, wenn ich nicht wollte, dass du bei mir bleibst? Was denkst du eigentlich von mir?" Carl wurde schon wieder wütend. ,Ruhig', ermahnte er sich selbst. Warum nur ließ der Junge in ihm immer die Ruhe verlieren? Irgendwie hatte Francis so etwas an sich, dass in ihm das Bedürfnis weckte, den Bengel entweder übers Knie zu legen oder in den Arm zu nehmen. Francis konnte ein amüsiertes Grinsen nicht unterdrücken, während er aufmerksam die verschiedenen Gefühle verfolgte, die in kurzer Folge über das Gesicht des Mannes huschten. Er zuckte mit den Schultern, sicher in der Gewissheit, dass dies den Mann noch mehr aufregen würde, als er ohnehin schon war. Er hatte sich nicht geirrt. Carl biss die Zähne zusammen und zählte langsam bis zehn. Am liebsten hätte er diesen verdammten Bengel... "Ich bleibe. Zumindest eine Zeit lang." Francis wandte sich ab und ging ohne sich noch einmal umzudrehen an Carl vorbei ins Haus zurück. Erst als er die Schwelle überschritten hatte, blieb er stehen und warf dem Mann über die Schulter einen auffordernden Blick zu. "Was ist? Kommst du? Die Arbeit erledigt sich nicht von allein." Der Mann stand noch lange im Hof, die Abfallsäcke vergessen in der Hand haltend und überlegte, ob es wirklich so eine gute Idee gewesen war, den Jungen bei sich aufzunehmen. -*-*- Lucius eilte an der erschrockenen Sekretärin vorbei und betrat ohne anzuklopfen das Büro seines Anwalts. Der ältere Mann sah von seiner Arbeit auf und schenkte seinem Gast ein höfliches Lächeln. "Mr. Malfoy! Welche Freude!" Er erhob sich rasch und reichte seinem Mandanten die Hand, doch zu seiner Überraschung machte Lucius keine Anstalten diese zu nehmen. Mit einem leicht unguten Gefühl im Magen ließ er die Hand wieder sinken und setzte sich hin. "Was verschafft mir die Ehre? Haben Sie..." "Wo ist der Brief, den meine Frau Ihnen geschickt hat?" Vollkommen überrumpelt brauchte Finley einige Sekunden, ehe er sich an die Eule erinnerte, die er einige Stunden zuvor von Narzissa Malfoy erhalten hatte und er ahnte, dass dieses Gespräch ziemlich unangenehm werden würde. Seit er denken konnte, hatte er alles getan, um Lucius Malfoy zu unterstützen und ihm zu helfen. Die Malfoys waren seine wichtigsten Kunden. Er kannte Lucius Malfoy schon sehr lange und hatte ihn noch nie enttäuschen müssen. Bis jetzt. Er schüttelte ablehnend den Kopf. Als er den jüngeren Mann genauer in Augenschein nahm, erschrak er. So hatte er ihn noch nie gesehen. Angespannt, erschöpft, verzweifelt. Diese Eindrücke wechselten sich so schnell auf Lucius Zügen ab, dass Finley nicht sicher war, welches dieser Gefühle tatsächlich die Oberhand behielt. "Tut mir leid, Mr. Malfoy. Aber dies..." "Geben Sie ihn mir. Sofort." Lucius verspürte weder Zeit noch Lust, sich mit Höflichkeiten abspeisen zu lassen. "Verstecken Sie sich jetzt bloß nicht hinter ihrer Schweigepflicht als Anwalt! Sie sind mir verpflichtet, Finley. Ich will diesen Brief und ich will ihn jetzt." "Das kann ich nicht. Ich habe ihn nicht mehr", gestand Finley mit leiser Stimme ein und lehnte sich vorsichtshalber so weit wie möglich in seinem Stuhl zurück. "Gemäß dem Wunsch Ihrer Frau habe ich das Schreiben an einen befreundeten Anwalt geschickt, der es für mich verwahren wird, bis Mrs. Malfoy es zurückfordert." "Und Sie können es nicht zurückholen?" Lucius klopfte mit seinen Fingern einen unruhigen Takt auf den Kopf seines Spazierstocks und sah mit Befriedigung, wie der Anwalt schluckte. "Nein. Es besteht die strickte Anweisung, niemandem außer Ihrer Frau den Brief auszuhändigen." Finley sah Lucius in die Augen und wusste plötzlich, welches Gefühl gewonnen hatte. Pure, nackte Verzweiflung spiegelte sich in Lucius Blick und der Anwalt fühlte, wie sich in seinem Magen ein eisiger Klumpen bildete. Das sah gar nicht gut aus... Verlegen, weil er seinen langjährigen Mandanten so im Stich gelassen hatte, stammelte er eine Entschuldigung hervor, doch davon wollte der andere nichts hören. Lucius hob die Hand und brachte den zitternden Mann abrupt zum Schweigen. "Leider kann man den Schaden, den Sie angerichtet haben, nicht wiedergutmachen. Aber lassen Sie mich Ihnen eines versichern... ich werde nichts vergessen." Er stand auf und ging zur Tür. Ohne sich umzudrehen, beendete er den Satz: "Und nichts vergeben." Finlay starrte Lucius mit weit geöffneten Augen hinterher. Mit zitternden Fingern goß er sich ein Glas Wasser ein und leerte es in einem Zug. Aufgewühlt von dem, was er gerade mit angesehen hatte, stand er auf und trat an das Fenster. Irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, gerade Zeuge einer Katastrophe geworden zu sein, an deren Auslösung er anscheinend nicht ganz unschuldig war. tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)