Nur wer frei ist, ist ein König von Die_Katzenhai ================================================================================ Kapitel 5: Narben ----------------- Rufe drangen von außen in das Zimmer. Die Tür wurde aufgerissen und Fuwa stürmte hinein. Sie starrten ihn an. „Was gibt es?“, fragte Shouta. „Soldaten sind auf dem Weg. Sie sind in dreißig Minuten hier.“ Shouta seufzte. „Könnt ihr sie nicht wegschicken?“ Fuwa kaufte auf seiner Unterlippe. „Ihr seid Kämpfer, oder?“ Er wandte sich an Hidan und Kakuzu. Shouta ignorierte er. „Ja“, sagte Hidan und Kakuzu kannte seinen Gesichtsausdruck. Er war kampfbereit, alleine bei der Vorstellung. „Wenn sie hier her kommen, werden sie Ärger machen. Und sie werden merken, dass Fremdländer hier sind. Es wird Gerüchte geben und-“ Fuwa wurde von Hidan unterbrochen. „Ich kann sie töten, es wird Zeit.“ Kakuzu sah, wie Shouta seine Augenbrauen hob. Er lehnte sich gegen die Wand neben dem Ofen. „Dann habt ihr das geklärt. Du kannst wieder gehen.“ Der Junge war klein und mickrig und Kakuzu fand nicht, dass er wirklich bedrohlich wirken konnte, doch zeigte sich etwas vages Raubtierhaftes in ihm. Seine Stimme war kühler geworden und das Grinsen erreichte seine Augen nicht, was es wie ein Zähnefletschen wirken ließ. In dem Moment konnte man ihm zutrauen, dass er zu mehr fähig war als eine große Klappe zu haben. Fuwa warf Shouta einen abschätzigen Blick zu und sprach weiter mit Hidan: „Töten ist gut. Sie machen zu lange Ärger.“ Damit hatte sich die Sache für Kakuzu erledigt. Hidan musste opfern und es war Kakuzu recht, dass das geschah, bevor das Gejammer begann. Hidan war unerträglich, wenn er nicht zum Opfern kam. Jashin war kein gnädiger Gott und selbst sein treuster Diener – konnte man Hidan glauben – konnte nicht mit einer besseren Behandlung rechnen. Eine grausame Religion mit einem noch grausameren Gott. „Ich kümmere ich darum. Es muss keiner mitkommen.“ Hidan packte seine Sense. „Ich will nicht, dass jemand mitkommt“, verbesserte er sich. Er drängte Fuwa zur Seite als er den Raum verließ. „Es sind viele“, warf Fuwa ein. „Ist es nicht besser, zu zweit zu gehen?“ „Nein“, sagte Kakuzu. „Auf keinen Fall“, sagte Hidan, „sie können mich nicht töten.“ Fuwa schaute zwischen den beiden hin und her, dann zu Shouta. „Fremdländer.“ Es war ein abwertendes Flüstern, das nur zu verstehen war, wenn man sich konzentrierte. Kakuzu zog die Augenbrauen zusammen, was Fuwa nicht mehr sah, da er sich umdrehte und Hidan folgte. „Du magst ihn so sehr wie ich, was?“, fragte Shouta. Die Kälte war nicht vollständig verschwunden, aber sein Tonfall wurde lockerer und nahm die sarkastischen Züge annahm, die Kakuzu bereits kannte. „Ja.“ Kakuzu beobachtete, wie sich Shouta von der Wand abstieß und das Wasser im Kessel prüfte, in dem er hinein fasste. Er verzog genervt das Gesicht. „Braucht noch.“ „Hm“, machte Kakuzu. Er verstand, dass Shouta warten wollte, bis das Wasser warm war. Nach der Kälte war ihm mehr nach heißem Wasser und dafür nahm er Warten in Kauf. Zu seiner Überraschung schwieg Shouta für eine Weile, die Kakuzu genoss. Shouta stocherte im Feuer und wärmte sich die Hände. Kakuzu starrte gerade aus, dachte an Nichts. Dadurch brauchte es, bis er auf Shouta reagierte. „Ich denke nicht, dass es klug ist, die Soldaten zu töten.“ „Hm“, machte Kakuzu erneut. „Als ob sie nicht welche nachschicken würden, wenn keiner zurück kommt“, sagte Shouta. Er schnaubte und setzte sich vor den Ofen. Er zog die Beine an seinen Körper, faltete die Arme über den Knien und legte seinen Kopf auf ihnen ab. Er sah Kakuzu an. „Du hast nichts gesagt“, stellte Kakuzu fest. „Er hört nicht auf mich und es kann mir egal sein. Bis die sich hier hin gequält haben, sind wir weg. Vielleicht habe ich bis dahin schon den Stein.“ „Ich hätte auch nichts gesagt.“ Shouta grinste. „So viel haben wir also gemeinsam.“ „Übertreib‘ nicht, Junge.“ Es gab keine Antwort von Shouta, nur ein kurzes Verziehen seines Mundes. Kakuzus Gedanken schweiften ab. Er verstand nicht, was Fuwa mit dieser Aktion bezweckte. Vielleicht war es ein Racheakt, den man als Außenstehender nicht nachvollziehen konnte. Im Grunde war es nicht interessant. Falls Shouta recht behielt würde das erst Schwierigkeiten machen, wenn sie mit der Mission durch oder zumindest beinahe durch waren. Davon abgesehen ging Kakuzu nicht davon aus, dass ein paar Soldaten ihm Schwierigkeiten machen konnten. „Na endlich.“ Shouta stand wieder, jetzt schien das Wasser die gewünschte Temperatur erreicht zu haben. Er zog sich das Oberteil über den Kopf und Kakuzu wurde überrascht. Das war das erste Mal, dass er ihn ohne Kleidung sah. Shouta war kleiner und schmaler gebaut als Kakuzu, aber als er seine Muskeln anspannte, traten sie unter der Haut hervor. Und auf ihr zeichneten sich Narben ab. Schlecht verheilte, grobe Narben als wäre sich um die Wunden, denen sie zu Grunde lagen, nie gekümmert worden. Besonders Shoutas Rücken, dem er ihn zu drehte, war vernarbt. Sie verliefen in kurzen, queren Streifen. Shouta schöpfte Wasser vom Kessel in eine Schüssel und drehte sich zu Kakuzu um. „Du starrst wieder“, sagte Shouta. „Du hast Narben”, erwiderte Kakuzu. Shouta zuckte die Schultern. „Du auch.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, lief er um die Trennwand herum. Kakuzu sah ihm nicht nach. „Ich denke, die haben alle, die wie ich leben. Oder wie du.“ Shouta kam zurück, um in seinem Rucksack zu kramen. Er musste sich dazu auf die Zehenspitzen stellen, sodass Kakuzu direkt auf Shoutas flachen Bauch sah. Es raschelte und es dauerte, bis Shouta ein Bündel hervorgezog. „Woher weißt du, wie ich lebe?“, fragte Kakuzu. Shouta sank auf seine Fußsohlen. „Bist du immer paranoid?“, stellte er grinsend die Gegenfrage. Shouta wartete keine Antwort ab, sondern verschwand hinter der Trennwand. Kakuzu folgte ihm. Er beobachtete, wie Shouta das Bündel auf ein Tischchen legte. Die Schüssel stellte er auf ein weiteres, unter einem angelaufenen Spiegel. „Du bist Ninja, du bist gesuchter Verbrecher. Unsere Voraussetzungen sind nicht grundverschieden“, sagte Shouta. Er wusch sich das Gesicht und blickte über den Spiegel Kakuzu an. „Du bist kein Ninja“, sagte er. „Nein“, antwortete Shouta, „ich kämpfe und wer kämpft hat Narben.“ Er griff nach dem Rasierpinsel, schäumte sich das Gesicht ein. „Willst du mir wirklich sagen, dass es dir darum geht?“ Er sah ihn nicht an, sondern holte das Rasiermesser hervor und strich es über den Streichriemen. Es glänzte. Kakuzu wusste nicht, was er darauf antworten sollte, also schwieg er, während sich Shouta rasierte. Gerade wollte er sich abwenden, doch Shouta sprach wieder. „Deine Narben sind anders als meine. Zumindest die mit den Fäden.“ „Ja“, sagte Kakuzu. „Ein Kin-Jutsu?“ „Das geht dich nichts an.“ Shouta lachte. „Das werte ich als ja.“ Er begann sich zu rasieren. „Du musst mir nichts erzählen, falls du nicht willst. Es ist nur, dass ich nicht glaube, dass es ein Kekkei Genkai ist oder ein Jutsu, das man an der Ninja-Akademie lernt.“ Kakuzu verschränkte die Arme vor der Brust. Shouta hatte recht damit und es war nicht zu leugnen, dass es keine normalen Narben waren. Es schmeckte ihm nicht, dass der Dieb recht hatte und es offen aussprach. Er hatte nicht das Gefühl, dass es ihm mehr Respekt einbrachte. Es brachte ihn noch weniger Respekt ein. Shouta rasierte sich schnell und ohne sich zu verletzten, was Kakuzu bedauerte. „Wie lange bist du in schon in Orora?“, fragte Kakuzu. Heute schien Shouta mehr über sich preisgeben zu wollen. „Vierzehn Jahre“, bekam er die Antwort. Das Rasiermesser an seinem Hals. „Ich nehme an, du willst immer noch wissen, wie ich gelernt habe Chakra zu kontrollieren?“ „Ja.“ Shouta wusch sich das Gesicht und betrachtete es ihm Spiegel, um seine Arbeit zu kontrollieren. Die restlichen Stoppeln rasierte er ohne Seife fort. „Nicht nur Ritter bilden Kinder aus“, antwortete er, „und nicht jeder will für den König arbeiten.“ Kakuzu schluckte seine Ungeduld herunter. „Du kannst raten, zu welcher Sorte Mensch ich gehöre?“ Kakuzu schnaubte. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass du für irgendeinen Menschen gerne arbeitest.“ „Da liegst du nicht falsch.“ Shouta säuberte das Messer, hielt aber inne, um sich zu Kakuzu herumzudrehen. Die Arme vor der Brust verschränkt. Die Muskeln ein wenig mehr angespannt, als es nötig war. Kakuzu fiel das auf. „Du hast mich gut kennen gelernt.“ Shouta lächelte und Kakuzu verdrehte die Augen. „Es ist nicht schwer, dich zu lesen.“ Jetzt lachte Shouta. „Ist das so?“ „Ja“, sagte Kakuzu, obwohl es nicht stimmte. „Dann werde ich dir das glauben.“ Shouta legte das Rasiermesser bei Seite. „Ich will mich waschen, willst du mir dabei zuschauen oder dich brav umdrehen?“ „Du bist zu mickrig“, wiederholte Kakuzu und verließ ihn. Er legte sich auf das Bett. Shouta lachte. Kakuzu schloss die Augen, während er Wasser plätschern hörte. Was hatte er sich da nur eingebrockt? Der Dieb würde ihn in den Wahnsinn treiben und würden sie ihn nicht dringend brauchen, wäre er tot. Er hatte Glück, nützlich zu sein, aber das würde ihn nicht vor allem beschützen. Er sollte ihm eine Lektion erteilen, irgendwann, wann wer die Nerven dafür hatte. Er musste eingeschlafen sein, denn das nächste, was Kakuzu mitbekam war das Klappern einer Tür. Kurz darauf stand Shouta vor ihm. Die Haare feucht und zurückgebunden. Das Oberteil hatte er sich nicht wieder angezogen. „Ist dir nicht kalt?“, fragte Kakuzu, bevor Shouta etwas sagen konnte. „Seit wann machst du dir Sorgen um mich?“ Kakuzu runzelte die Stirn. „Sorgen?“ „Offenbar sorgst du dich darum, dass mir kalt sein könnte.“ „Krank wärst du nerviger.“ Shouta grinste. Er zog sich am oberen Bett hoch. Es knarzte, dann gab es ein dumpfes Geräusch das verkündete, dass er nun lag. „Hidan war wild auf den Kampf.“ „Dir entgeht nichts.“ Shouta lachte, was das Bett erneut zum Knarzen brachte. Kakuzu würde es nicht tragen. Es wackelte unter dem Dieb genug. „Du weißt, wie man ein Gespräch am Laufen hält.“ In der Hoffnung, dass Shouta es gut sein lassen würde, antwortete Kakuzu nicht. Natürlich wurde die Hoffnung zerschlagen. „Was meinte er damit, dass es Zeit wird?“ „Frag‘ ihn selbst.“ „Er ist nicht da.“ „Dann warte.“ „Warten ist langweilig.“ „Das ist dein Pech.“ „Autsch“, sagte Shouta trocken, „du bist so herzlos.“ Kakuzu stockte, bevor er ein kurzes Lachen ausstieß. „Ich wusste nicht, dass du lachen kannst.“ „Solange kennst du mich nicht.“ „Ich dachte, wir kennen uns genug, um uns gegenseitig einschätzen zu können.“ Man konnte Shouta wirklich nichts erzählen, ohne, dass er sich das merkte und wieder hervor kramte. Kakuzu atmete tief durch, weil er keine Lust hatte, eine Diskussion zu beginnen. Es wurde still. Kakuzu war erneut dabei einzuschlafen. Das Bett war nicht bequem, aber verglichen mit dem harten Boden der letzten Nächte war es eine Wohltat. Durch das Kaminfeuer war es wärmer und trockener. „Hast du Hunger?“, fragte Shouta, „Fuwa wird weg sein, dann kann er nicht nerven, während ich Essen besorge.“ „Du meinst von ihm stehlen.“ „Tu nicht so als hättest du moralische Bedenken.“ „Ich will schlafen“, sagte Kakuzu, „aber bring was mit, wenn du so Angst vor Fuwa hast.“ Er konnte es nicht sehen, aber er war sich sicher, dass Shouta die Augen verdrehte. „Da will man einmal lieb zu dir sein“, murrte er, sprang aber vom Bett – jetzt mit Oberteil – und landete lautlos auf dem Boden. Noch bevor der Dieb zurück kam, war Kakuzu eingeschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)