Knicks vs. Celtics von Vampyrsoul (Boston Boys 2) ================================================================================ Kapitel 10: Airball ------------------- „Hey. So allein hier?“, fragte mich Kilian und schob mir eine Cola über den Tresen. Es war Mittwochabend, ich hatte nichts zu tun und morgen frei. Es liefen zwar ein paar Spiele, aber keines der Knicks. Und mir allein die Celtics oder andere Rivalen ansehen, wollte ich auch nicht. Also war ich in den Club gegangen. „Ja. Ich wollte mal schauen, was so geht.“ „Och, naja, das übliche, wenn es kälter wird. Weniger Leute im Club, aber dafür ist der Darkroom immer gut gefüllt. Diejenigen, die überhaupt rausgehen, suchen eben dann auch die warmen Orte.“ „Ich werd wohl nachher auch mal runter gehen, wenn sich was finden lässt.“ Wirklich großartig motiviert war ich nicht, aber wenn sich etwas ergab, würde ich auch nicht ablehnen. „Mit dem Schnuckelchen hat es wohl auch wieder nicht geklappt?“ „Doch, ich kann mich nicht beklagen. Er war am Wochenende bei mir. Aber wir hatten nicht viel Zeit und ich war nicht drauf vorbereitet, dass mehr passieren könnte. Eigentlich sollten noch andere Freunde da sein. Naja, also bin ich leer ausgegangen“, erklärte ich kurz, machte aber deutlich, dass es für mich in Ordnung war. „Oh... Na dann... Dann ist ja alles gut“, murmelte er. Prüfend sah ich ihn an. Wenn er jetzt den Blick abwendete, dann hatte er irgendwas. Okay, irgendwas wollte er mir sagen, traute sich aber nicht. „Na komm schon, Kil, spuck es aus. Was hast du?“ „Weißt du... Naja, eigentlich sollte ich nichts sagen, aber... er war letzte Woche hier“, stotterte er und konnte mich noch immer nicht ansehen. Wohl auch, weil er eigentlich nicht gern darüber sprach, wer im Club ein und aus ging. „Na und? Er kann doch her kommen. Das ist doch kein Verbrechen.“ Mensch, Kilian schien sich echt Sorgen zu machen. Was wohl passiert war? „Ja, schon... Aber... Ach Mann, eigentlich sollte ich die Klappe halten...“ Ich wartete ab. Ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er jetzt sowieso keinen Rückzieher mehr machen würde. „Ach, na gut... Aber nur, weil du es bist... Du weißt, dass ich sonst nicht verrate, wen ich hier sehe und mit wem.“ „Ja, Kil, weiß ich. Aber dir liegt irgendwas auf der Seele. Also los, raus damit.“ Sanft lächelte ich ihn an. Ihm war wirklich anzusehen, dass er deshalb Gewissensbisse hatte. „Ich mach mir nun mal Sorgen. Er war hier und hat sich mit ’nem anderen Typen nach unten verzogen“, grummelte der Barkeeper. Eine Weile wartete ich, ob noch etwas kam, doch er schwieg. Mensch, was war denn nun? „Er hat sich mit dem Kerl nach unten verzogen und dann?“ „Ja nichts: und dann? Du weißt doch, was da unten abgeht.“ Kilian sah mich mit großen, verwirrten Augen an. „Ja und?“ Wo war jetzt das Problem? Wir sahen uns beide verständnislos an. „Stört dich das denn gar nicht?“, bohrte er nach einem Moment nach. Ach, daher wehte der Wind. Kil hatte Angst, Roger würde mich betrügen. Süß war er ja manchmal. „Warum sollte es? Wir sind nicht zusammen.“ „Ja, aber du klangst so... überzeugt... so verliebt.“ Auch wenn der Barkeeper überhaupt nicht mein Typ war, wurde mir bei seinem unschuldigen Blick mal wieder klar, warum sich Trevor in ihn verliebt hatte. Ich musste lachen. „Kil, wenn ich in jedem Kerl, in den ich mich verknalle, gleich die große Liebe sehen würde, dann würde ich nicht mehr glücklich werden. Ja, ich finde ihn heiß und hab sicher meine Fantasien darüber, dass mehr daraus werden könnte, aber ich mach mir da keine falschen Hoffnungen.“ Kilian sah mich mitleidig an und legte mir eine Hand auf den Arm. „Ach Mann, ich hab doch nicht gewusst, dass du schon aufgegeben hast. Hey, du findest scho...“ „Wieso aufgegeben?“, unterbrach ich ihn überrascht. Davon hatte ich doch gar nichts gesagt. „Ich seh es nur realistisch. Es spricht einfach zu viel dagegen, dass daraus wirklich was werden könnte. Er ist nicht geoutet und hat es auch nicht vor. Er will keine Beziehung. Ich vermute genau deswegen. Und er ist ebenfalls ziemlich dominant. Wie stellst du dir das vor?“ „Ihr könntet euch abwechseln?“, riet Kilian ins Blaue, wirkte dabei aber völlig überzeugt. „Ach, Kil, ich liebe deinen Optimismus.“ Ich wuschelte ihm durch die hellen Haare. „Ich glaube nicht, dass es klappt. Das wäre, als würdest du Trevor vorschlagen, er solle sich mal schlagen lassen. Ich steh doch eigentlich überhaupt nicht drauf, wenn man versucht mich zu dominieren. Und er wohl auch nicht. Ich hab ihm am Samstag einen geblasen und er hat gemeint, dass es das erste Mal gewesen wäre, dass er überhaupt die Führung abgegeben hätte.“ „Na siehst du, es scheint doch miteinander zu klappen.“ Kilian lächelte mich an. Hatte er überhaupt zugehört? „Ich glaub nicht, dass es so einfach ist“, seufzte ich. „Er wäre fast panisch aufgesprungen, als ich seinem Arsch auch nur minimal zu Nahe gekommen bin.“ „Vielleicht braucht er einfach noch Zeit? Wenn du es nie versuchst und jeden, der dich nicht gleich nach ein paar Dates abblitzen lässt, von dir fern hältst, dann wird das nie was werden!“, riet er mir und lächelte dabei ein sanftes Lächeln. „Keine Sorge, so schnell werd ich ihn schon nicht los, immerhin ist er ja auch ein Freund.“ Ich lächelte zurück. Ich würde schon wissen, was ich tat. Immerhin hatte ich nicht vor, Roger deshalb gleich abzuschießen. Solange es mir noch gefiel, sah ich dafür keinen Grund. Dann holte ich den Geldbeutel hervor, nahm das Geld für die Cola heraus und übergab es an Kil. „Danke dir fürs Zuhören.“ „Wenn du denn nur darauf hören würdest“, seufzte er noch, während ich mich auf dem Weg zu dem süßen Kerlchen machte, das ich entdeckt hatte. Den nächsten Brief erhielt ich am darauf folgenden Donnerstag. Diesmal war er dunkellila und mit einem dunkelgrünen Stift, statt mit Tinte, geschrieben. Roger wollte sich am Sonntag im Club treffen. Auch wenn ich am nächsten Morgen früh in der Arbeit sein musste, wollte ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Denn wir hatten uns zwar am Wochenende bei Darius getroffen, jedoch nicht zusammen übernachtet. Auch wenn wir uns am Wochenende bereits getroffen hatten, war es bei Darius gewesen und wir hatten nicht gemeinsam dort über nachtet. Zumal das vermutlich keinen Unterschied gemacht hätte, da mit mir noch Terrence und Anthony dort geschlafen hatten. Und auch diesen Freitag würden wir uns dort zwar treffen, aber Roger hatte am Samstag den ganzen Tag einen Kurs, sodass er weder dort schlief, noch am Samstag kommen würde. Dennoch hoffte ich eine Gelegenheit zu finden, ihm kurz zuzusagen und das Treffen am Sonntag möglichst früh anzusetzen. Eigentlich hasste ich es nämlich, Dates vor der Frühschicht haben. Ich hing dann immer den ganzen Tag durch. Für ihn wollte ich es dennoch tun. Nicht, dass ich völlig ausgehungert war, ich war in der Zwischenzeit immerhin noch zweimal im Club gewesen, aber irgendwie vermisste ich seine stürmische Art. So war es bei mir nun mal, wenn ich mich wieder in jemanden verkuckt hatte: Am Ende warf ich doch alle Vorsätze über den Haufen. Der Abend mit Roger im Club war überaus befriedigend gewesen. Und das, obwohl er wieder recht dominant gewesen war und meinen Versuch, selbst die Führung zu übernehmen, sehr direkt abgewiesen hatte. Aber seine Art dabei gefiel mir einfach, sodass ich dem nichts entgegenzusetzen hatte. Daher freute ich mich auch sehr, als am nächsten Sonntag ein giftgrüner Briefumschlag aus meiner Tasche fiel, während ich sie ausräumte. Wie hatte er es nur geschafft, den unauffällig dort hinein zu schmuggeln, während wir bei Darius gewesen waren? Und so langsam fragte ich mich auch, wie viele Farben er noch davon hatte. Und ob sie irgendetwas zu bedeuten hatten. Um so enttäuschter war ich, als ich das Datum im Brief las. Frustriert ging ich nach unten und holte mir das Telefon. Schon auf dem Weg nach oben wählte ich die Nummer. Ich hatte sie bisher nur einmal benutzt, doch sie hatte sich in meinem Kopf festgesetzt. Roger nahm ab, als ich gerade die Tür schloss. „Roger Brooks.“ „Hi, na du Lausbub“, flötete ich ins Telefon. „Hi. Hast du schon Sehnsucht nach mir?“ Ich konnte das breite Grinsen durch das Telefon hören. Es steckte mich direkt an. „Das sollte ich dich wohl fragen. Immerhin hast du mir diese nette Nachricht in die Tasche geschmuggelt.“ „Bist du dir da sicher?“ Sein Versuch, unschuldig zu klingen, misslang. „Natürlich. Du bist der einzige, der mir jedes Mal den Tag mit farbenfrohen Nachrichten versüßt.“ Er durfte ruhig wissen, dass ich mich darüber freute. Vielleicht bekam ich dann noch mehr Post von ihm, Und außerdem wäre er dann vielleicht versöhnter, wenn ich ihm gleich absagen musste. „Oh, dann sollte ich dir öfter welche schicken“, witzelte er. „Ich würde mich sehr freuen“, gab ich halbernst zurück. In die Ecke drängen wollte ich ihn ja auch nicht. „Dann lass ich mir mal was einfallen.“ „Ich freu mich schon.“ Verdammt, es tat gut, so mit ihm zu flirten. Auch wenn ich nicht ganz einschätzen konnte, wie viel er ernst meinte und was nur flirten war. Ich hoffte, dass es ihm wenigstens genauso ging. „Aber du rufst nicht an, um mir zu sagen, dass du gerne mehr Briefe hättest, oder?“, wurde er nun ernster. Ich hoffte, mir die Traurigkeit in seiner Stimme nur einzubilden. Ich seufzte. „Nein, leider nicht. Ich kann am Dienstag nicht. Am Mittwoch feiert ein Freund Geburtstag. Der, der das Photo auf meinem Schreibtisch gemacht hat. Ich muss Dienstag nach der Schicht direkt los und komm dann Donnerstagabend wieder, weil ich Freitag Frühschicht hab. Tut mir leid.“ „Schon gut, kannst du ja nichts für.“ Etwas enttäuscht klang er trotzdem, auch wenn er versuchte, es zu verbergen. „Wir sehen uns dann ja am Wochenende. Und danach finden wir sicher einen anderen Termin.“ „Sicher. Ich freu mich schon darauf“, verabschiedete ich mich. Doch dann setzte ich, einem Einfall folgend, noch mit möglichst verführerischem Ton nach: „Wie wär’s, wenn ich dir diesmal zeige, wie schön es ist beim Blowjob geführt zu werden, wenn man ihn selbst gibt?“ Er schnaufte amüsiert. „Vergiss es!“ „Schade. Dabei warst du so schön, als du dich einfach hast fallen lassen“, seufzte ich enttäuscht, ließ meine Stimme aber dennoch möglichst fröhlich klingen. Ich hätte es gern gehabt, aber ihn zwingen oder unter Druck setzen wollte ich nicht. „Sorry, aber ich kann das nicht.“ Scheinbar hatte er doch bemerkt, dass die Enttäuschung überwog. „Schon gut. Wir sehen uns nächstes Wochenende“, versuchte ich möglichst freundlich zu klingen. Er sollte sich deswegen nur nicht schlecht fühlen, das war nicht meine Absicht gewesen. Ich hatte ihn nur etwas necken wollen. Nun hatte ich ein schlechtes Gewissen. „Ja, wir sehen uns.“ Tatsächlich klang er etwas traurig. Das verstärkte sich auch noch, als er direkt vor dem Auflegen hinterher schob: „Tut mir leid.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)