Der Spürhase von Shevron ================================================================================ Kapitel 10: Fall gelöst… Weiter wie gehabt? ------------------------------------------- Der Rest des Tages war einerseits entspannend, als auch schrecklich. Um eventuelle Rückfälle ausschließen zu können mussten sie trotz des Abklingens des Mondstaubes unter Beobachtung bleiben. Besser gesagt unter medizinischer Beobachtung, da Nick und Judy die verbliebenen Restspuren des Mondstaubes ausgesprochen intensiv genutzt hatten und dabei keine Zuschauer wünschten. Am darauffolgenden Tag war auch Liz wieder erwacht und bei vollem Bewusstsein, allerdings fühlte sie sich Schuldig, wegen der Verletzungen, die Freddy durch sie erlitten hatte. Aber Lea kam zu ihr und versicherte ihr, dass sie daran keine Schuld trage. Ferner wurden diverse Formalitäten abgearbeitet, wie eine detaillierte Aussage aller Beteiligten oder die Berichte, die sie an Laptops erledigen durften, um möglichst viele Details darin vermerken zu können. Aber auch das war irgendwann überstanden und sie trafen sich gegen Mittag in einem abgetrennten Aufenthaltsraum. Die drei Paare waren froh zumindest vorübergehend nicht in ihren Zellen bzw. Krankenzimmern eingepfercht zu sein und genossen ihre Getränke. „Wer weiß… Wenn Nick seinen Charme spielen lässt, dann lässt man uns vielleicht ja bald raus. Ich hätte Nichts dagegen schnell wieder nachhause zu kommen. Im TV sieht man momentan schließlich nur die Berichte über unsere Einsätze.“ Keiner der Anwesenden war dieser Vorstellung abgeneigt und blickte Nick an. Nur dieser war nicht überrascht… Er trug einfach sein patentiertes Schwindler-Lächeln mit den halb geschlossenen Augen, auch wenn sie der Meinung waren, dass sein Lächeln momentan eher ein Grinsen war. Judy wusste zu gut, dass dieser Ausdruck entweder Probleme oder eine freudige Entwicklung bedeuten konnte. „OK. Spuck´s aus: Was hast du angestellt?“ Nick blickte sie mit aufgerissenen Augen an und presste seine Pfote gegen seine Brust. „Aber Möhrchen! Was denkst du nur von mir?“ Judy verzog keine Miene und antwortete ohne auch nur einen Herzschlag überlegen zu müssen. „Nur das Schlimmste. Also?“ Die anderen blickten gebannt zwischen Hase und Fuchs hin und her. Gefesselt von dieser ungeplanten Live-Vorstellung von ‚Das Wilde Leben‘. „Nunja, es könnte sein, dass einer oder zwei unserer behandelnden Ärzte Fans von uns sind…“ Judy zog nun ihre Augenbraue hoch. „Und weiter?“ „… Es könnte auch sein, dass die Bitte um ein oder zwei Autogramme gefallen ist…“ „Ja?“ „… Du kennst mich… Ich kann mir eine günstige Gelegenheit doch niemals durch die Pfoten gehen lassen…“ Ihr Blick wurde hart. „Lass mich raten: Sie sollen etwas machen, was sie sonst nicht machen würden?“ „… Es kommt auf die Sichtweise an…“ „NICK!“ „OK OK OK… EIGENTLICH sollen wir unsere Zellen nicht verlassen, weil sie uns in einem Ernstfall schnell finden müssen…“ „Willst du mir damit sagen, dass wir nur hier sein dürfen, weil du die Ärzte ausgetrickst hast?!“ „Möhrchen, beruhige dich! Wir sind immernoch im Gebäude und von hier ist es sogar näher zu den Behandlungsräumen, als von unseren Zellen aus. Wenn etwas passiert ist es hier somit sogar besser.“ „Und was ist, wenn das rauskommt? Riskieren sie hiermit ihre Jobs?“ „Nein. Tun sie nicht. Die Orte, an denen wir uns aufhalten dürfen liegen durchaus im Ermessen unserer Ärzte. Ich habe sie lediglich dazu bewogen… zu überdenken, wo wir uns aufhalten dürfen…“ Eine Stille senkte sich über den Raum und jetzt fiel ihrem Publikum erst auf, dass sie den Atem anhielten, um ihre Aufmerksamkeit nicht auf sich ziehen zu können. Judy starrte Nick mit einem skeptischen Blick an, während er diesen mit einem lässigen Lächeln erwiderte. „OK. Was noch?“ „Es könnte sein, dass heute Abend ein Raum frei ist… der mit einer großzügig ausgelegten Multimediaanlage ausgestattet ist… Dazu ein bequemes Sofa und einige Sessel… Die Erlaubnis uns einige Snacks und Getränke organisieren zu dürfen… Halt alles, was wir für einen gemütlichen Filmabend benötigen…“ Es war ausgesprochen amüsant zu sehen, wie die Augen und Ohren der anwesenden Tiere immer höher gingen, während er dies sagte. Nach fast zwei Minuten ungläubigen Starrens sprachen sie völlig synchron: „Alles, was anders ist, ist gut!“ Liz wandte sich direkt an Lea. „Was hältst du davon, wenn du dich um die Snacks kümmerst und James organisiert die Getränke?“ „Ich wollte gerade dasselbe vorschlagen.“ Lea blickte daraufhin in die Runde. „Das Übliche?“ Die Antwort war einstimmig, so machte sie bereits im Kopf die entsprechenden Planungen. „Wann soll es losgehen?“ „Also wir haben bisher keine Pläne das Gebäude zu verlassen… Wann passt es euch?“ Da einige ihrer Spezialitäten eine gewisse Zubereitungszeit benötigten einigten sie sich darauf sich wieder gegen Abend zu treffen und sich dann die Stimmung mit einigen guten Komödien zu erhellen, die gerade rausgekommen sind und noch keiner von ihnen gesehen hatte. Wie immer, wenn man etwas kaum erwarten konnte, zog sich die Zeit hin wie ein zäher Kaugummi und die freudige Erwartung war das Einzige, was sie dazu veranlasste sich zu beherrschen. Dann war es endlich soweit. An sich war ein solches Treffen nichts Außergewöhnliches. Zwei bis drei Mal im Monat trafen sie sich, genossen die kulinarischen Künste des Gastgeberpaares, und schauten sich ein paar Filme an. Die einzigen Unterschiede waren diesmal, dass dieses Treffen in einem gesicherten Flügel des Krankenhauses stattfand und dass von den Kindern lediglich Trisha dabei war. Ihre Schwester hatte für den Abend bereits Pläne und Liz´ Kinder waren ohnehin zu ihren Großeltern gekommen, als sie eingeliefert wurde. Da es Freddy aufgrund seiner Verletzung nicht übertreiben sollte beschlossen die Damen, dass er sich dieses Mal einfach zurücklehnen sollte. Dafür dürfte er bei ihrem nächsten Treffen den Butler geben. Freddy war sich nicht sicher, ob das ein guter Deal war oder nicht, aber er hatte in solchen Angelegenheiten ohnehin nichts zu sagen. Nick und James stellten die mitgebrachten Schüsseln und Gläser bereit, während sich die Damen in der Ecke über die aktuellen Kreationen unterhielten, die zu Testzwecken zu den üblichen Snacks hinzukamen. „Ich habe mir beim würzen der Grillen gedacht ‚Warum sollte man nicht auch die Möhren und Paprika würzen?‘. Da habe ich einige Streifen mit diversen Gewürzen und Kräutern bestäubt und in eine Extraschale gepackt. Ich bin mal gespannt, wie du sie findest.“ „Wenn sie so gut schmecken, wie sie bereits duften, werde ich sie lieben.“ So ging es noch einige Minuten weiter, bis die Männer verkündeten, dass alles bereit war. Alle versorgten sich mit ihren Getränken, Schüsseln mit ihren Snacks darin und ihren Gefährten an ihrer Seite, bevor James das Licht ausschaltete und die Vorstellung beginnen konnte. Von der ersten Minute an kam Gag auf Gag und kein Auge blieb trocken, als sie teilweise vor Lachen beinahe von der Couch fielen. Beim großen Finale hatte der Film sogar gewonnen, als er es schaffte, dass Trisha herunterfiel, während sie sich immernoch vor Lachen den Bauch hielt. Somit hatte sie auch die zweifelhafte Ehre das Licht wieder einzuschalten, während der Abspann auslief. Das Licht ging wieder an und insbesondere die Cops der Truppe bemerkten reflexartig, dass etwas nicht stimmte. Trisha war verstummt. Alle blickten zu der jungen Wölfin hinüber und diese trug einen äußerst verwirrten Ausdruck auf der Schnauze. „Trisha? Was ist los?“ Sie ignorierte die Frage ihrer Mutter und stellte ihrerseits eine. „Ähm… Judy? Seit wann machst du denn sowas?“ Sie schluckte erst noch den Rest ihres Snacks herunter, bevor sie ebenso verwirrt reagieren konnte. „Was meinst du?“ „Nun… Ähm…“ Sie brachte nicht mehr raus, daher deutete sie auf Judy und machte eine greifende Bewegung. Nicht nur Judy war verwirrt und alle blickten zu ihr, während diese sich ebenfalls umsah. Und sie versteifte sich, als sie erkannte, was Trisha ins Auge gefallen war. Mit aufrecht stehenden Ohren und weit aufgerissenen Augen starrte sie auf das Objekt in ihrer rechten Pfote. Auch die anderen hatten es offenkundig erblickt, denn es war plötzlich so still im Raum, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören. Ohne ihren Blick abzuwenden fuhr sie sich mit ihrer Zunge durch ihr Maul und schmeckte Paprikapulver. Das war zu erwarten, hatte Lea doch vieles damit gewürzt. Da war jedoch noch ein weiterer Geschmack… Sie konnte ihn nicht zuordnen, wusste lediglich, dass es gut schmeckte. Das konnte unmöglich bedeuten, was ihr, und auch den Anderen, durch den Kopf ging. Zögerlich brachte sie die halbe Grille in ihrer Pfote zu ihrer Nase und schnupperte vorsichtig daran. Der Geruch ähnelte dem Geschmack in ihrem Mund. Aber sie brauchte Gewissheit. So ließ sie ihre Zunge hervorschnellen und kostete ein winziges Bisschen der Füllung, von der sie genau wusste, was es war. Sie hatte einst im Rahmen einer Mutprobe eine von Nicks Grillen probiert und konnte den Geschmack nicht aushalten und hatte diese sofort wieder ausgespuckt. Dieses Mal jedoch schmeckte es… köstlich?! Sie musste mehrmals blinzeln, aber der schockierende Anblick blieb gleich: In ihrer Pfote fehlte der Rest der Grille. Nur ein Rest des Paprikapulvers zeugte noch von ihrer Anwesenheit wenige Momente zuvor. Bevor sie bewusst reagieren konnte, spürte Judy, wie sie kaute und dann schluckte. Sie blickten alle auf Judy, die nur Augenblicke zuvor bei vollem Bewusstsein eine Grille gegessen hatte. Und nach einer schieren Ewigkeit kroch ihnen ein Geruch in die Nasen, die sie beim besten Willen nicht mit der kleinen Häsin in Verbindung bringen konnten: Angst. Das Rasen ihres Herzens konnten alle vernehmen, ebenso das Hecheln. Als wäre dies ein Signal gewesen aus seiner Starre zu erwachen, sprang Nick auf und legte seine Pfote auf ihre Wange. „Judy! Beruhige dich! Alles wird gut! Judy! Konzentrier dich auf meine Stimme!“ Auch wenn er sich mehrmals wiederholen musste, so schien es schlussendlich zu funktionieren. Denn sie beruhigte sich… ein wenig… „Jetzt ganz ruhig. Wir gehen jetzt zu einem Arzt, der wird dich gründlich durchchecken und dann wird er uns sagen, dass die Ursache dafür irgendwas Unerwartetes, aber trotzdem völlig Harmloses ist… OK?“ Judy konnte nur nicken und schob sich langsam von der Couch herunter. Sie hatte den Boden noch nicht ganz berührt, stand Nick an ihrer Seite und legte ihr die Pfote auf die Schulter. „Ich bin bei dir.“ Es war zwar eigentlich unhöflich seine Freunde und Kollegen dermaßen zu ignorieren, aber sie würden verstehen, dass im Moment Nichts anderes als Judy für ihn Priorität haben konnte. Es waren nur wenige Meter bis zum Büro des aktuellen Stationsarztes, der mit Kollegen in anderen Krankenhäusern und Laboren immernoch an den Berichten zu den Auswirkungen von Mondstaub saß und diese auf ihre Fälle zu übertragen versuchte. Dabei handelte es sich um denselben Leoparden, der sie auch schon bei ihren Verletzungen vor der ISE behandelt hatte. „Mr. und Mrs. Wilde? Ich dachte der Abend sei mit Ihren Kollegen verplant? Ist etwas vorgefallen?“ „Das… kann man so sagen. Ich… bin scheinbar… zu einem… Omnivoren geworden…“ Er blickte sie an und legte den Kopf schief. „Wie bitte?“ „Ich habe scheinbar geistesabwesend während des Films in die falsche Schale gegriffen. Ich habe einst Grillen probiert, es war ein widerlicher Geschmack… Als ich darauf angesprochen wurde, dass ich eine halbe Grille in der Pfote halte… Der Geschmack war… köstlich…“ Der Arzt versuchte dies gerade zu verarbeiten, als Nick seine Gedanken einwarf. „Wären wir nicht gerade erst mit Mondstaub in Kontakt gekommen, dann hätte ich in Betracht gezogen, dass sie einfach oft genug bei mir war und den Geschmack erträglich finden könnte… So jedoch… Ohne genaue Kenntnisse über eventuelle Nebenwirkungen… Wir sind besorgt… Können Sie sie jetzt nochmal gründlich durchchecken?“ „Natürlich. Legen Sie sich bitte auf die Liege.“ Damit deutete er beiläufig auf Untersuchungsliege. Dann gab er mit einer Sprechanlange an der Wand einer Schwester die Anweisung mit einem Untersuchungs- und Probenset für Hasen zu erscheinen, bevor er sich Einweghandschuhe aus einem Karton auf dem Regal nahm und sich überzog. „Sie haben unter diesen Umständen vollkommen richtig gehandelt direkt zu mir zu kommen.“ Danach wandte er sich direkt an Judy. „Es ist gut möglich, dass Ihr Mann recht hat und es einfach nur Zufall ist, dass Sie diese Entwicklung jetzt erst entdeckt haben. Es gibt Fälle, in denen Tiere, die sonst reine Herbivoren waren bis zu einem gewissen Grad auch animalisches Protein verarbeiten konnten. Sie müssen sich daher zunächst keine Sorgen machen.“ Der Arzt begann seine Untersuchung, indem er mit einer Lampe ihre Augen untersuchte. „Haben sie ungewöhnlich aggressive Impulse verspürt?“ „Nein.“ „Konnten Sie vorhin auch etwas von ihrem üblichen Speiseplan zu sich nehmen?“ Judy musste überlegen, aber Nick konnte sich an etwas erinnern. „Zu Beginn hatte sie auf jeden Fall mindestens zwei gewürzte Möhren gegessen.“ „Paprikapulver. Das gleiche wie auf den Grillen.“ „Hm. Sagen Sie mir bitte ob sie das Spüren.“ Damit nahm er einen Zahnstocher und übte leichten Druck auf diversen Stellen ihres Körpers aus. Ohne Verzögerung konnte Judy bei jeder Berührung antworten. Dann kam eine Braunbärin in Schwesternoutfit mit einem kleinen Rollwagen herein. „Gut. Ich werde Ihnen jetzt eine Speichelprobe und eine Blutprobe abnehmen.“ Routiniert nahm der Arzt die besagten Proben, bevor er noch aus dem unteren Fach des Rollwagens eine ovale Kunststoffform hervorholte, bei der die Oberseite eine Toilette recht ähnlich sah. Die Schwester sollte die Proben schon mal mit Prioritätsanweisung von ihm ins Labor bringen. „Haben Sie viel gegessen und getrunken?“ „Naja, zwei oder drei Limonaden, eine Pfote voll Möhren und… Nick, wie viele Grillen waren noch da?“ „Höchstens eine viertel Schale. Und ich hab nicht viele gegessen.“ „Gut. Ich benötige dann noch eine Urin- und eine Stuhlprobe.“ Judy blickte ihn an, als wäre ihm ein zweiter Kopf gewachsen bevor sie vorsichtig auf das Gefäß in seinen Pfoten deutete. „Ganz genau. Aber keine Sorge. Sie können hier rein gehen.“ Damit öffnete er die Tür zu einer kleinen Toilette und deutete hinein. Ihr Kopf sagte ihr, dass dies nur eine vollkommen verständliche Vorgehensweise war um möglichst viele Proben zu erhalten, aber dennoch fühlte sie sich dabei irgendwie schmutzig. In ihr zog sich alles zusammen und Nick konnte dies spüren. „Lass dir so viel Zeit, wie du brauchst. Ich werde mich solang mit ihm auf dem Gang unterhalten.“ „… Danke…“ „Sie können den Behälter einfach dort drin stehen lassen, wenn sie fertig sind.“ Daraufhin konnte Judy nur nicken. „Toilette ist ein empfindliches Thema bei ihr. Sie mag es nicht wenn Fremde auch nur in Hörweite sind.“ „Ah.“ „Doc… Bitte geben Sie es mir direkt und unverblümt: Wie sieht es aus?“ „Ich weiß es nicht. Wenn Sie wissen wollen, ob ich das vorhin erfunden habe um sie zu beruhigen: Nein. Es kann tatsächlich etwas Harmloses sein. Aber das Schlimme am Mondstaub ist, dass wir die Veränderungen an der Biochemie, die unter Einfluss von Mondstaub eintritt, bisher nicht näher untersuchen können. Es ist durchaus möglich, dass der Mondstaub dafür verantwortlich ist. Sollte das der Fall sein, so kann es sowohl temporär, als auch permanent sein. Wir haben von allen betroffenen Tieren Proben genommen und bevor ich sie entlasse werde ich von JEDEM Tier weitere Proben nehmen. Ich plane die Proben sowohl im Vorher/nachher-Vergleich zu betrachten, als auch mit Proben von Tieren, die dem Mondstaub nicht ausgesetzt waren. Dann haben wir eine gewisse Basis, auf der wir weitere Untersuchungen und ggfs. Behandlungen erarbeiten können.“ Während sich die beiden Tiere unterhielten vernahm Nick Schritte… schnelle Schritte… Nicht völlig unerwartet standen Judys und seine eigene Mutter vor ihm und blickten ihn an. „Wie geht es ihr?“ „Es dürfte euch nicht überraschen zu hören, dass wir besorgt sind, aber es kann durchaus sein, dass es schon länger so ist und wir es einfach nur jetzt bemerkt haben. Wir müssen nun die Untersuchungsergebnisse abwarten… Zumindest von den Proben, die er hier bisher bekommen konnte.“ Beide Mütter zogen die Augenbrauen hoch. „Fragt nicht.“ Damit deutete er den Korridor hinunter. „Da hinten sind die Anderen. Judy und ich kommen nach, sobald sie hier fertig ist.“ Nach gefühlten zehn Minuten kam Judy mit gesenktem Kopf und hängenden Ohren heraus. „Es ist alles in Ordnung. Bonnie und Mom sind auch schon eingetroffen und warten bei den Anderen.“ Nick wandte sich an den Arzt. „Brauchen Sie uns noch?“ „Nein. Gehen Sie nur. Ich komme zu Ihnen, sobald ich etwas sagen kann.“ „Danke.“ Sie hatten noch keine drei Schritte gemacht, da kam ihnen bereits die Schwester entgegen, die Judys Proben ins Labor gebracht hatte. „Doktor!“ „Ja?“ „Die vorläufigen Ergebnisse sind da… Sie sind…“ Sie blickte zu Judy. „… unerwartet…“ Der Leopard blickte zu Judy und Nick und nahm ihr das Klemmbrett ab um es zu studieren. „… Das ist… in der Tat unerwartet…“ „Die Tiere im Labor haben momentan drei Proben in separaten Geräten als Gegenprüfung in Arbeit.“ „Ich werde mir das selbst ansehen. In der Patiententoilette ist noch ein Probenbehälter. Holen Sie ihn bitte und bringen ihn direkt ins Labor.“ „Verstanden.“ „Doc?“ „Tut mir leid, aber ich muss diese Werte erst gegenprüfen, bevor ich Ihnen genaueres sagen kann.“ „Ist es schlimm?“ „Nein Mrs. Wilde. Im Gegenteil. Aber ich muss das erst prüfen. Wenn Sie mich bitte entschuldigen.“ Damit wandte er sich ab und ging zügig den Korridor hinunter. Nick und Judy wussten nicht so recht, was sie davon halten sollten, aber da es nichts brachte auf dem Korridor zu stehen und ihm hinterher zu blicken, gingen sie zu den Anderen zurück. „Und?“ „Sie… haben offensichtlich etwas gefunden… Aber der Doc sagte, es sei nichts Schlimmes, dass er es aber noch überprüfen muss, bevor er uns Näheres sagen kann…“ Bonnie war gleich an ihrer Seite. „Komm Liebes. Setz dich erstmal.“ Sie führte ihre Tochter zur Couch und Marian hielt dort bereits eine Tasse Tee in ihren Pfoten bereit. Sie nippte nur ein paar Mal an ihrer Tasse und blickte dann zu ihren Freunden. „Es tut mir leid, dass ich die gute Stimmung ruiniert habe.“ Liz trat ohne zu zögern vor. „Erzähl nicht solch einen Unsinn. Wir sind immernoch hier im Krankenhaus für genau solch einen Fall.“ Sie trat von hinten an die Couch, legte ihren linken Arm von hinten um Judys Leibesmitte und zog sie an ihre Brust. „Findet ihr nicht auch?“ Damit drehte sich Liz um und hielt Judy wie ein Kuscheltier vor sich. Lea reagierte schnell und schloss ihre Pfote um Freddys Maul, bevor dieser auch nur einen Ton von sich geben konnte, während sie verzweifelt mit ihrer anderen Pfote ihr eigenes Maul verschlossen hielt und versuchte das Lachen zu unterdrücken. Judy blickte hoch auf das breit grinsende Maul ihrer Partnerin bevor sie mit einer ruhigen Stimme antwortete. „Du weißt schon, dass wir beide einen Sparringskampf haben, wenn du wieder fit bist?“ Sie blickte hinab und die Erwiderung kam ebenso ruhig. „Ich wollte ohnehin eine Woche länger zuhause bleiben.“ James begann dabei lauthals loszulachen und dies löste dieselbe Reaktion bei den übrigen Anwesenden aus. „Machen wir zwei draus.“ Sie wusste nicht ob sie laut loslachen sollte oder nicht… Wusste sie doch, dass dieses kleine Tier in ihrem Arm durchaus dazu in der Lage war. Marian trat vor Liz und hob den Kopf. „Elizabeth, lässt du sie bitte runter?“ Für einen Außenstehenden dürfte es ein merkwürdiges Bild darstellen, wie diese kleine Füchsin zu der stattlichen Tigerin spricht und diese, obwohl sie ein Vielfaches der Körpermasse der Füchsin besaß, ohne zu zögern Folge leistete. Judy landete grazil wie immer und Marian ging vor ihr auf ein Knie. „Auch wenn wir nicht wissen, woran es liegt, so kann ich dir eine Sache versichern: Auch wenn es überraschend ist, so ist es bei weitem kein Weltuntergang Fleisch zu essen. Hier.“ Damit griff sie nach einer Möhre und biss ein großes Stück davon ab, bevor sie schluckte. „Hat dich dieser Anblick entsetzt?“ „Nein.“ Danach nahm sie eine Grille und tat das gleiche. „Und das?“ „Nein?“ „Warum nicht?“ „Du bist eine Füchsin. Füchse sind Raubtiere und benötigen animalisches Protein.“ „Gut. Jetzt du.“ Nun hielt sie eine Möhre vor Judys Schnauze. Und diese biss ohne zu zögern ab. „Hast dich das entsetzt?“ „Nein.“ „Sehr schön. Und nun…“ Jetzt hielt sie ihr eine der Grillen hin. Judy blickte mehrmals zwischen Marian und der Grille hin und her. „Nur zu.“ Zögerlich biss Judy hinein und wieder war der Geschmack nicht im Geringsten abstoßend. „Und nun sieh mich an… Sehe ich dich anders an? Entsetzt? Verängstigt?“ „… Nein… Gütig wie eh und je.“ „Da hast du´s. Ungewöhnlich? Oh ja! Aber du bist hier drin…“ Sie tippte Judy auf die Brust, genau über dem Herzen. „… immernoch dieselbe gütige, warmherzige und leidenschaftliche Häsin wie vor einigen Tagen…“ Ihre Pfote glitt tiefer, bis sie auf Höhe ihres Bauches zum Stillstand kam. „… egal, was da drin ist.“ Um ihren Standpunkt zu bekräftigen hielt sie Judy nun auch ein Stück Hühnchen vor die Schnauze und sie schnupperte erst daran, dann ließ sie ihre Zunge hervorschnellen und im nächsten Moment war es in ihrem Maul verschwunden. „Gut?“ „Oh ja.“ „Schön zu hören. Ich mag Hühnchen am liebsten.“ Als wäre ein Bann gebrochen schwand sie Anspannung in der Luft und die Tiere begannen sich wieder etwas ungezwungener und lockerer zu verhalten, auch wenn Judy nun erst recht das Interesse auf sich zog, als sie mit Marian von den unterschiedlichen Fleischsorten kostete, die die Snacks ihrer Freunde darstellten. Marian hatte sie gewarnt, dass selbst unter Raubtieren zu Fisch eine geteilte Meinung herrschte. Manche lieben es, anderen wird bei dem Geruch von Fisch übel. Darum hatte sie sich dies bis zum Schluss aufgehoben. Sie führte ein Stück zu ihrer Nase und schnupperte daran. Der Geruch war nicht berauschend, wie bei den übrigen Sorten. Auf ihrer Zunge schmeckte sie nicht besonders viel, als sie es jedoch in das Maul nahm und begann zu kauen musste sie gestehen, dass es fast so gut schmeckte wie Hühnchen. Mit geschlossenen Augen ließ sie sich das Stück Fisch auf der Zunge zergehen, als sie ein Räuspern vernahm. Sie blickte sich um und sah vor sich ihren Arzt stehen. Dieser trug ein Klemmbrett und eine merkwürdige Kombination aus Verwirrung, Unglauben und… Freude in seiner Schnauze? „Doktor?“ „Mrs. Wilde… Ich habe die Ergebnisse Ihrer Untersuchung und würde diese gerne mit Ihnen durchgehen… Ihnen und Ihrem Gefährten…“ Er hatte noch nicht ganz ausgesprochen, da stand Nick bereits an Judys Seite. „Ist es so schlimm?“ „Oh nein. Es ist lediglich… Unglaublich…“ Seine Augen begannen dabei zu strahlen und er presste das Klemmbrett wie einen wertvollen Schatz an seine Brust. „OK. Dann raus damit: Was ist los?!“ „Ähm…“ Er blickte sich um und machte damit deutlich, dass er es vorziehen würde dies unter sechs Augen besprechen zu wollen, aber Judys Geduld neigte sich dem Ende zu. „Sie erfahren es eh früh genug. Also raus damit!“ „Wie Sie wünschen. Ich habe die Ergebnisse der Untersuchungen selbst doppelt und dreifach überprüft. Darauf beruhend legen diese eine begründete Theorie nahe, warum Sie, oder besser gesagt Ihr Körper, nach Fleisch verlangt.“ „LOS!“ „Da Ihr Körper, als reiner Herbivore, nicht über gewisse Proteine verfügt, welche in Fleisch und Fisch vorhanden sind, brauchte er eine angemessene Quelle. Daher haben sie unbewusst die erste Gelegenheit genutzt, um diesen Bedarf zu decken.“ „Welchen ‚Bedarf‘?“ Sie hatten bereits verstanden, dass es sich um etwas Besonderes handeln musste… So breit wie der Leopard grinste und seine strahlend weißen Zähne zur Schau stellte. Aber nichts konnte sie darauf vorbereiten, was nun sein Maul verließ… „Den Ihrer Nachkommen.“ Stille senkte sich über den Raum und niemand wagte es auch nur einen Muskel zu rühren. Selbst ihre Schwänze hingen völlig schlapp an ihnen hinunter. Nach einer gefühlten Ewigkeit schaffte es Judy nach unzähligen verzweifelten Versuchen lediglich ein Wort zu flüstern: „… W… Was?...“ „Sie... sind… schwanger!“ Nur wenige Herzschläge später gelang es ihr ihren Blick zu senken und an sich hinabzusehen, während ihre Pfoten über ihren Unterleib glitten… Judy war nicht dumm. Im Gegenteil: Es war durchaus möglich, dass sie nach dem Arzt das klügste Tier im Raum war, allerdings half ihr dies nicht im Geringsten dabei diese drei Worte zu verarbeiten. Es war, als hätte er in einer fremden Sprache gesprochen. Aber sie war nicht allein. Selbst Bonnie, Lea und Liz als mehrfache Mütter hatten Probleme, dies wirklich zu verarbeiten. Die anwesenden Männer hatten dieselben Probleme. Lediglich Nick ließ erkennen, dass er verstanden hatte, denn sein Blick galt nicht ihrem Bauch, sondern ihren Augen und Tränen liefen seine Wangen hinab. Er fiel auf die Knie und hob seine zitternden Pfoten zu ihren Wangen. Nicht nur Nick war zu geschockt um seine Gefühle in Worte zu fassen, so ließ er seinen Instinkten freien Lauf und fuhr mit seinen Wangen über ihre Schnauze, ihren Kopf, ihren Hals und Judy erwiderte die Geste ohne zu zögern und nach wenigen Augenblicken schloss er sie in seine Arme, zog sie an sich und legte seinen Schwanz um sie, bis sie in einem warmen Kokon aus Fuchs vor den Blicken der Anderen geschützt war. Bonnie fiel es schwer ihren Blick von ihrer Tochter und Nick abzuwenden, allerdings hatte sie Angst ihre Bedenken vor ihnen zu äußern und zog den Arzt, unbemerkt vom Rest, vor die Tür. „Doktor, ich hoffe so sehr, dass Sie recht haben, aber ich muss Sie fragen, ob sie sich sicher sind… Bei dem, was ich über diese Droge gehört habe, wird viel im Körper durcheinander gebracht. Was ist, wenn es sich um eine Scheinschwangerschaft handelt?!“ Die schloss ihre Arme um sich. „Ich habe schon einige davon durchlebt. Und jedes Mal tat es so weh, wie beim ersten Mal, als es sich als solche herausgestellt hat.“ „Mrs. Hopps. Ich versichere Ihnen, dass ich dies ebenfalls in Erwägung gezogen habe. Darum habe ich die Ergebnisse auch mehrmals überprüft und mich mit der Gynäkologin Ihrer Tochter beraten. Wie sie wissen treten bei einer Scheinschwangerschaft alle Merkmale einer gewöhnlichen Schwangerschaft auf. In diesem Fall jedoch veranlasst uns ein besonderer Faktor eine Scheinschwangerschaft als unwahrscheinlich zu betrachten: Ihr… Heißhunger… auf Fleisch! Bei einer einfachen Scheinschwangerschaft hätte ihr Körper keinen Bedarf dafür! Sie haben selbst gesehen, wie sie sich geradezu über das Fleisch hergemacht hat. Und das als Häsin. Wir sind der Überzeugung, dass es daran liegt, dass die Embryonen durch ihren Fuchsanteil diese Proteine benötigen. Ich muss gestehen, dass es erst endgültige Gewissheit gibt, wenn ein Ultraschall gemacht wurde, aber ihre Ärztin möchte damit noch bis morgen warten, damit sie klare Ergebnisse erhält. Abgesehen davon sind wir davon überzeugt, dass diese Schwangerschaft echt ist. Wir haben nur leider keine Vorstellung davon wie sich diese Hybriden entwickeln werden.“ Zwar wurden ihre Bedenken in einer Angelegenheit zum Schweigen gebracht. Jedoch hatten seine letzten Worte Sorgen ganz anderer Dimensionen hervorgerufen. Ihr Blick wanderte zu der Tür, hinter der nicht nur ihre eigene Familie voller Vorfreude über dieses neue Leben in nahezu euphorischer Stimmung war. „Wir können im Moment nur das Beste hoffen.“ Er legte seine deutlich größere Pfote auf ihre Schulter. „Es gibt durchaus Schwangerschaften bei Paaren unterschiedlicher Spezies, die so gut wie keine Komplikationen aufwiesen. Wir sind optimistisch, dass alles den Umstanden entsprechend normal verläuft. Ihre Ärztin wird sich mit diversen Kollegen in Kontakt setzen, die Erfahrungen auf diesem Gebiet haben und wird alles in ihrer Macht stehende tun, um sich auf alle denkbaren Eventualitäten vorzubereiten. Sie müssen sich keine Sorgen machen.“ Bonnie war sich immer noch nicht ganz sicher, war jedoch bereit optimistisch zu sein. So öffnete sie die Tür wieder und musste sich die Pfoten über die Schnauze schlagen um nicht laut loszulachen. Sämtliche Kissen waren in einer Ecke der Couch arrangiert, um eine ausgedehnte, sehr gut gepolsterte Liegefläche zu bilden, auf der Judy lag. Eine Decke war bis zum Hals um sie geschlungen und um sie herum standen diverse Schüsseln mit Essen und einige Getränke. „NICK! Man kann es auch übertreiben!“ „Oh nein… Du willst die Kleinen doch nicht etwa hungern lassen?! Hier. Iss noch eine Grille.“ Judy wollte gerade etwas darauf erwidern, als bereits eine weitere Grille in ihrem Maul landete und sie dieses reflexmäßig schloss. Um die Couch herum standen ihre Freunde und hatten allesamt ein wissendes Grinsen in der Schnauze. Nick verhielt sich nicht einfach nur natürlich… Er verhielt sich wie jeder von ihnen, als sie erfuhren, dass ihre Gefährtin zum ersten Mal schwanger war. Das breiteste Grinsen trug natürlich Marian, welche zudem auch ihr Handy in der Pfote hielt und die Linse stetig auf ihren Sohn richtete. Dank ihrer guten Ohren konnte sie auch die Kommentare der Anderen vernehmen, die diese ihren Nachbarn zuflüsterten: Liz und James: „Ich würde ein Jahresgehalt geben um dabei sein zu können, wenn sie es Chief Bogo sagen.“ „Ich würde dafür sogar noch heute der Polizei beitreten.“ Trisha und ihr Vater: „Die beiden sind ja sowas von niedlich.“ „Psst. Lass sie nicht hören, dass du das N-Wort benutzt hast.“ Freddy und Lea: „Ich wette, dass Nick bald anfängt dicke Zigarren zu verteilen.“ „Das passiert erst, wenn sie auf der Welt sind, aber dann für jedes Kind eine.“ „…“ „Was?“ „Ich habe mir gerade vorgestellt, wie ihre Kinder allesamt der Polizei beitreten und einer von uns einen Sparringskampf mit der gesamten Wilde-Meute hat.“ Bonnie musste sich in den Unterarm beißen um bei der letzten Bemerkung nicht laut loszulachen. „Ich kann es kaum erwarten Chief Bogo, darüber zu informieren!“ „Oh ja! Jetzt gleich?“ „Das wäre göttlich!“ „Auf jeden Fall!“ „Oh nein!“ Alle blickten daraufhin zu Marian und diese trug dasselbe Schwindlerlächeln mit halb geschlossenen Augen, wie ihr Sohn. Nur wirkte es bei ihr… diabolischer. Dadurch wurde den Anwesenden erst wirklich bewusst, von wem Nick dies hatte und ihnen lief ein kalter Schauer über den Rücken. „Ich schlage vor, wir warten noch ein wenig. Wenn sie ihr erstes Ultraschallbild hat, hält sie es ihm kommentarlos unter die Nase und lässt es für sich selbst reden.“ Das Starren setzte sich fort, aber nach kurzer Zeit zeigten sich die ersten Zähne, als sie sich seinen Ausdruck vorstellten… Liz fand ihre Stimme als erstes wieder. „Marian… Du böse, skrupellose, kleine Füchsin… Der Plan ist genial!“ Am Vormittag des folgenden Tages erschien Chief Bogo um sich nach dem Zustand seiner Tiere zu erkundigen und ihnen mitzuteilen, dass sie den Rest der Woche und die komplette folgende Woche noch vom Dienst freigestellt seinen. Wie abgesprochen behielten sie Judys Zustand für sich und ihre Kollegen versicherten später sowohl ihr als auch Nick, dass sie sich nichts haben anmerken lassen. Gegen Mittag wurden dann die Tiere, die mit Mondstaub in Kontakt kamen entlassen, Judy und Nick blieben aber aus einem besonders erfreulichen Grund vor Ort. War doch Judys Ärztin erschienen und diese war mindestens ebenso voller freudiger Erwartung wie die Beiden. Es war ein seltsames Gefühl bei einer solchen Untersuchung nicht nur als moralische Unterstützung dabei zu sein. Aber es war tatsächlich soweit! Judy lag auf der Liege und konnte ihre Aufregung kaum im Zaume halten während die Häsin an ihrer Seite eine Untersuchungssonde mit leicht angewärmtem Gel versah. „Judy! Ich kann mir vorstellen, dass Sie aufgeregt sind… Ich muss zugeben, dass ich das auch bin. Aber Sie müssen sich beruhigen. Sonst dauert es nur noch länger.“ Judy griff nach Nicks Pfote und drückte diese. Ihre Augen starrten unentwegt auf den Bildschirm und sie wagten es kaum zu blinzeln aus Sorge den Moment zu verpassen. Auch wenn sie es nicht ausgesprochen hatte, so waren auch Judy die Bedenken ihrer Mutter in den Sinn gekommen, dass es sich trotz allem nur um eine Scheinschwangerschaft handeln könnte. „Hab ich euch.“ Die Häsin stoppte die Sonde und drückte eine Taste, durch die das Bild einfror. „… Sind… Sind das…?“ Auf dem Ultraschall waren mehrere kleine runde Objekte zu erkennen und dank ihrer Erfahrung konnte die Ärztin diese trotz ihrer geringen Größe als das erkennen, was sie waren. „Oh ja. Das sind sie… Alle Vier.“ Die Erleichterung ließ ihre Freude noch um ein vielfaches stärker ausfallen und sie schlang ihre Arme geradezu euphorisch um Nicks Hals und drückte ihn an sich. „Es ist wirklich… wahr… Sag mir, dass dies… kein Traum ist!“ Nicks Augen hingen noch immer am Monitor und wollten den Blick nicht von diesen unscheinbaren Kugeln abwenden, während Judy spürte, wie ihre Schulter immer feuchter wurde. Es interessierte sie nicht, spürte sie doch an ihrer Wange, dass sie seine Schulter ebenso nässte. „… Nein… Kein Traum…“ Stunden waren seit ihrer Entlassung vergangen und sie konnte immer noch nicht glauben, dass sie tatsächlich ein Ultraschallbild ihrer eigenen Nachkommen in ihren Pfoten hielt. Es war ungewöhnlich still in ihrem Apartment, aber sie saßen einfach nur eng umschlungen auf der Couch und blickten auf dieses Bild ihrer Zukunft. Diese friedliche Stille wurde erst von einer Melodie unterbrochen, die Nick zu verstehen gab, dass ihn ein Tier aus dem Revier zu erreichen versuchte. Benjamin Clawhauser um genau zu sein. „Hi Spots. Was gibt´s?“ „Hey Nick, wie geht´s euch?“ „Soweit ganz gut. Warum?“ Sie hatten beschlossen die freudige Botschaft nicht nur Chief Bogo zu verschweigen, sondern auch allen anderen, da insbesondere Ben als Zentrale der Gerüchteküche nichts für sich behalten konnte. „Der Chief hat nicht viel mehr gesagt, als dass ich euch Beide, Liz und Freddy Bescheid geben soll morgen früh zu erscheinen.“ „… Nichtmal eine Andeutung?“ „Nein, nicht direkt. Er hat mir erlaubt dabei zu sein, scheint also etwas Größeres zu sein… Habt ihr was ausgefressen?“ Nick blickte zu Judy und noch bevor sich ihre Blicke trafen hatte er bereits ihren Ellenbogen in der Seite. „Hmm… Solange wir unsere Uniformen trugen haben wir uns soweit es uns möglich war an die Richtlinien gehalten. Da kann eigentlich nichts sein…“ „Dann wollen wir uns doch einfach mal überraschen lassen. Bis morgen.“ „Bis morgen.“ Nick hatte gerade aufgelegt, da hatte er bereits Freddys Nummer gewählt, während Judy bei Liz anrief. Ihre Partner beteuerten nochmals, Chief Bogo gegenüber nichts verraten oder auch nur angedeutet zu haben. „Und jetzt?“ „Er kann eigentlich nichts darüber wissen. Vielleicht hat es etwas damit zu tun, dass wir innerhalb weniger Stunden an gleich zwei gefährlichen Rettungsmissionen beteiligt waren?“ „Hm… Könnte sein. Ich schätze wir werden es morgen früh erfahren.“ „Was auch immer es ist. Wenn wir fertig sind, dann können wir ihn doch in seinem Büro aufsuchen und ihn hierüber informieren…“ Beide blickten sich an und Nick bekam fast schon Angst, als Judys Ausdruck dem seiner Mutter nur allzu ähnlich war, als diese die Idee hatte. Sie waren zwar nicht im Dienst dennoch erschienen sie in Uniform. Ihre Partner hatten offenkundig dieselbe Idee, wie sie. Auch wenn diese ihre Oberteile nur über die Schultern geworfen hatten, um ihre Verletzungen zu schonen. Kaum hatten sie das Revier betreten, so hatte sich bereits eine Traube um sie gebildet und die Fragen nach ihrem Wohlbefinden prasselten nur so auf sie ein. Selbst als sie im Besprechungsraum ankamen fuhren ihre Kollegen mit ihren Fragen fort. Dies änderte sich erst, als Chief Bogo den Raum betrat und alle zu ihren Plätzen sprinteten. „Wie alle gesehen haben habe ich unsere Kollegen herbestellt, obwohl sie hier bis übernächste Woche eigentlich nichts zu suchen haben. Aber wie ich gestern feststellen musste haben die Wildes etwas Wichtiges versucht für sich zu behalten.“ Judy und Nick erstarrten, nachdem sie ihre Ohren angelegt hatten. „Aber dank ihrer Partner habe ich die Grundlagen bekommen bekannt geben zu können, worauf beide schon sehr lange warten mussten.“ Wolf und Tigerin rissen die Augen auf und blickten mit offenen Mäulern zu ihren Partnern und diese blickten wütend zurück. „Wenn ihr wieder diensttauglich seid, dann gibt es offensichtlich zwei Sparring-Runden zu dritt!“ Neben ihren entsetzten Ausdrücken wurden sie plötzlich so blass, dass sie sich vor einer weißen Wand hätten verstecken können. „Wildes, herkommen. Sie sollten den beiden dankbar sein.“ Beide traten neben Chief Bogo und wandten sich ihren Kollegen zu. „Dank der ausführlichen Berichte ihrer Partner habe ich alles bekommen, was ich benötigte.“ Freddy und Liz machten sich so klein wie möglich und hofften inständig sich einfach in Luft auflösen zu können. „Wilde.“ Damit richtete er sich direkt an Judy. „Ich hoffe Sie wissen, dass ich aufgrund der mir vorliegenden Informationen keine andere Wahl hatte.“ Sie nickte einfach nur zur Bestätigung, da sie sich nicht sicher war, dass in dieser Situation nicht ihr Temperament mit ihr durchgehen würde. „Wilde.“ Nun richtete er sich an Nick. „Hätte mir Irgendwer vor einigen Jahren erzählt, was ich nun verkünden kann, so hätte ich ihn wohl ausgelacht. Und doch sind wir hier.“ Chief Bogo richtete sich wieder zu voller Größe auf und wandte sich den ihm unterstellten Tieren zu. „Ich würde es gerne direkt machen, aber es gibt leider immernoch Tiere, die denken dies dürfte nicht sein. Daher konnte ich lediglich einen Deal herausschlagen.“ Judy und Nick blickten sich verwirrt an, bevor sie ihren Blick auf den Büffel an ihrer Seite richteten. „Officer Nicholas Wilde wird in zwei Monaten am Lehrgang für Führungspersonal im Streifendienst teilnehmen. Sollte er diesen erfolgreich absolvieren, woran ich keinen Zweifel habe, kann Niemand mehr verhindern, dass wir bald Sergeant Nicholas Piberius Wilde in unserer Mitte begrüßen können.“ Da Chief Bogo dem Raum zugewandt war sah er zunächst, wie sich Liz und Freddy zunächst erlaubten tief durchzuatmen, bevor sie erst wirklich auf seine Ankündigung reagierten und sich für ihren Kollegen freuten. Dann fuhr sein Blick zu den Tieren an seiner Seite und statt Freude sah er… Erleichterung? „Wildes? Habe ich was Falsches gesagt?!“ Judy strich sich mit ihrer Pfote über ihre Schnauze, bevor sie ohne nachzudenken in ihre Brusttasche griff und etwas herausholte. „Oh Nein. Ich hatte nur befürchtet, Sie reden hiervon.“ Chief Bogo nahm das Stück Papier entgegen und blickte darauf. In diesem Moment wurde Judy erst klar, was sie da gerade getan hatte und auch Nick blickte sie seltsam an. „Ups…“ Daraufhin blickten beide hoch und Chief Bogo hielt das kleine Bild in seinem Huf, während er den Kopf leicht schief hielt. Eine Stille hatte sich über den Raum gelegt und alle starrten auf ihren Vorgesetzten, der scheinbar versuchte zu verstehen, was er dort in seinem Huf hielt. Sie konnten auf die Sekunde genau sagen, wann er verstanden hatte, denn seine Augenlider schossen hoch, während sein Kiefer in die andere Richtung schnellte. Keiner ihrer Kollegen konnte sagen, wann sie Chief Bogo das letzte Mal sprachlos gesehen hatten, wenn überhaupt. Nach einer gefühlten Ewigkeit wandte er sich dem Fuchs und der Häsin zu und hielt das Bild hoch. „… Ist… das echt?!“ Beide sahen sich kurz an, bevor Nick seine Pfote auf Judys Schulter legte und sie sich zunickten. Dann sahen beide auf und ein breites Lächeln bildete sich auf ihren Schnauzen, bevor Nick mit stolz geschwellter Brust antwortete. „Unerwartet? Auf jeden Fall. Echt? So wahr wir hier stehen.“ „O M G! Ist das ein Ultraschallbild?!“ Clawhauser war vorgestürmt und hielt die Kamera in seinen Pfoten direkt auf das Bild in Chief Bogos Huf. Die beiden Tiere an seiner Seite wandten sich ihm zu und zeigten ein strahlendes Lächeln. Ohne hinzusehen hob Judy ihre Pfote zu ihrem Bauch und Nick legte seine auf ihre. Es wurde wieder totenstill im Raum und nach etwa einer Minute brach Jubel aus und ihre Kollegen applaudierten. Auch wenn sie es von ihren Kollegen erwartet hatten, so war der Freudentanz ihres Vorgesetzten an ihrer Seite umso schockierender. Die Cops verließen das Revier deutlich später als üblich, aber sie hofften, dass dies Niemandem auffallen würde… Nun standen sie vor dem Büro ihres Vorgesetzten und warteten auf die Ankunft des Büffels. Nach wenigen Minuten kam er auch an und beide folgten ihm hinein. „Nach diesem erfreulichen Morgen müssen wir leider noch einige Formalitäten regeln.“ Chief Bogo nahm ein Formular aus seinem Schreibtisch und setzte seine Brille auf. Diverse Angaben wurden benötigt, aber dann kamen sie an einer Stelle an, die ihn zögern ließ. „Wissen Sie schon näheres über die Dauer der Schwangerschaft?“ „Leider nicht wirklich. Es gab zwar einige Fälle von Paaren unterschiedlicher Spezies, die Nachkommen zeugen konnten, aber noch keine über Fuchs und Hase… Hasen haben eine Tragezeit von etwa einem Monat, während Füchse bis zu zwei Monaten haben. Wir gehen davon aus, dass es irgendwo dazwischen liegen müsste.“ „Hm… Da muss ich wohl noch etwas nachhaken. Für eine solche Kombination gibt es noch keine Vorgabe für die Freistellung wegen Mutterschutz.“ „Mutterschutz?!“ Beide Tiere sahen Judy mit einem seltsamen Blick an als wenn ihr ein zweiter Kopf gewachsen. „Natürlich. Sie denken doch hoffentlich nicht, dass ich sie so noch auf die Straße lasse. Schreibtischdienst, bis der Mutterschutz einsetzt.“ „Aber…“ „Kein Aber. Wenn es nach mir ginge, würden Sie keine Pfote mehr in dieses Revier setzen, bis diese Vier da drin auf der Welt sind. Und da sie bis einschließlich nächster Woche aus medizinischen Gründen freigestellt sind, stehen die Chancen gut, dass genau das der Fall ist.“ Judys Ohren hingen durch und sie blickte ihren Vorgesetzten mit einem entsetzten Blick an. Nick legte seine Pfote auf ihre Schulter und zog damit ihre Aufmerksamkeit auf sich. „Judy… Du weißt genauso gut wie ich, dass diese hier…“ Er legte seine Pfote auf ihre Leibesmitte. „… mehr als nur ein Wunder sind. Besonders für uns. Und wenn euch etwas passieren würde… Wir wissen nicht, ob es uns nochmal gelingen könnte.“ Chief Bogo hob die Augenbraue und Nick wandte sich mit einem ungewöhnlich ernsten Ausdruck an ihn. „Die Ärzte können nicht sagen, woran es lag, dass sie schwanger werden konnte. Es könnte reiner Zufall gewesen sein, dass es halt genau jetzt geschehen ist. Es könnte der Mondstaub gewesen sein. Es könnte daran gelegen haben, dass wir so lange voneinander getrennt waren. Es könnte eine Kombination dieser Faktoren sein. Es könnte auch an etwas komplett anderem gelegen haben, woran noch Niemand gedacht hat. Wir wissen es nicht… Und es kann auch kein Tier sagen, was wir… was Judy durchmachen kann, ohne die Kleinen in Gefahr zu bringen.“ Judy sah auf und ließ die Schultern hängen. „Es ist halt nur so schwer zu akzeptieren, dass ich nun wie ein zerbrechliches Püppchen behandelt werden muss. Aber ich weiß nicht, ob ich diese Zeit überstehen werde ohne durchzudrehen.“ „Irgendwas sagt mir, dass Sie es bereuen werden die Zeit nicht zur Erholung genutzt zu haben, bevor sie zur Welt gekommen sind, aber ich werde sehen, ob sich da etwas machen lässt.“ Nick sah auf und Chief Bogo hob den Huf. „Keine Sorge. Keine Gefahr, keine unnötige Aufregung. Und es wird immer ein Tier in der Nähe sein. Eventuell Archiv oder Funkzentrale. Aber ich verspreche nichts.“ Judys Augen leuchteten auf bei dem Gedanken nicht bis zu zwei Monate oder gar noch länger zuhause rumsitzen zu müssen. Der Rest der Formalitäten war innerhalb einer Stunde abgeschlossen und nun waren sie auf dem Heimweg. Nick fuhr einen Umweg um noch einige Bugburger zu holen… Und einen für sich selbst. Der Blick des jungen Geparden beim Ausgabeschalter brachte beide zum Lachen und Judy hatte immernoch Tränen in den Augen, als sie ausstiegen und ihre Wohnung betraten. Es gefiel ihr nicht, aber der Vormittag hatte dennoch seinen Tribut gefordert. So bat sie Nick zu sich auf die Couch zu setzen und machte es sich an seiner Seite gemütlich. Dabei legte Nick seinen Schwanz wie eine Decke über ihren Leib und nach wenigen Minuten schlief sie bereits tief und fest. Er blickte auf seine Frau hinab und musste lächeln, während ihm Bilder von ihrer gemeinsamen Zukunft durch den Kopf und er beugte sich hinunter um sie zwischen ihren Ohren zu küssen. Selbst im Schlaf reagierte sie indem sie sich noch weiter in sein Fell kuschelte und dabei lächelte. „Ich liebe dich Judy. Dich und unsere gemeinsame Zukunft als Familie.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)