Der Spürhase von Shevron ================================================================================ Kapitel 5: Die Suche -------------------- Nick musste grinsen, als er daran dachte, wie viele zwielichtige Geschäfte er in solch einem Paradebeispiel für eine Gangsterspelunke aus den 30er Jahren abgeschlossen hatte. Zigarrenqualm hing in der Luft und sorgte für einen Schleier aus Nebel, der ausreichte um Details der Anwesenden Tiere zu verschleiern, aber genug erkennen ließ, dass man seine Kontaktleute dennoch erkennen konnte. Heute war er allerding in anderer Mission hier. Hinter der Bar stand ein ergrauter Grizzlybär, der schon beim Bau dieses Lokals hinter dem Tresen stand und wohl auch das Ende selbiger überstehen dürfte. Dieser blickte auf den Fuchs in zivil vor sich hinab. „Hey Jimmy, wie läuft das Geschäft?“ „Nick Wilde… Ist einige Jahre her, dass du dich das letzte Mal hast blicken lassen…“ „Viel um die Ohren. Du kennst sowas ja.“ „Nun ja. Wenn man ein Cop wird, lässt man sich an gewissen Orten üblicherweise nur ungern blicken. Aber ich habe da was läuten hören…“ „Hm. Wenn es darum geht, dass die Vergangenheit in der Vergangenheit bleibt, dann hast du recht. Und ich stehe auch dazu.“ „Na dann… Was soll´s sein?“ „Ich suche Jemanden.“ Der Grizzly hob seine Augenbraue und blickte Nick skeptisch an. „Keine Sorge. Es geht nicht um deinen Schwarzgebrannten und auch nicht um dein kleines schwarzes Büchlein mit den illegalen Wetten. Ich suche diese Frau.“ Nick legte ihm das Bild einer arktischen Füchsin auf den Tresen. „Dienstlich oder privat?“ „Beides. Sowohl mein Chef, als auch das Oberhaupt einer bestimmten, bekannten Familie möchten sich mit ihr unterhalten… Nur bedauerlicherweise scheint sie vom Erdboden verschwunden zu sein. Hat sie sich eventuell kürzlich mal blicken lassen?“ Jimmy war sich nicht sicher, wie er die Situation bewerten sollte. Mr. Big hatte durch seine Leute tatsächlich verbreiten lassen, dass Nick Wilde sein bisheriges Leben und auch das Wissen dazu, hinter sich gelassen hat. Aber wenn er für Mr. Big jemanden suchte, so passte das nicht so ganz dazu. „Wie kommt es, dass du von beiden Seiten nach ihr suchst?“ „Nun, wir wurden gebeten in einer Angelegenheit zu ermitteln und sie ist eine vielversprechende Zeugin.“ „Dir ist schon klar, dass ich es nicht… mag… wenn ich angeschwindelt werde?“ „Natürlich. Ich gehe davon aus, dass du alles, was ich gesagt habe von deinen Freunden in der Gegend überprüfen wirst, sobald ich die Tür raus bin. Wenn sich etwas bezüglich dieser Dame entwickeln sollte… hier ist meine Karte.“ Damit packte er noch seine Visitenkarte zum Bild und verließ die Bar mit einer Pfote in der Tasche. Draußen angekommen ging er direkt zu einem unscheinbaren Wagen und stieg ein. Im Wagen saßen zwei weitere Figuren. Liz saß am Steuer und auf der Rückbank hatte es sich Freddy gemütlich gemacht, der froh war über den Ausgang seines Gesprächs mit dem Psychologen am Vortag. „Und?“ „Er hat noch nichts über sie gesagt.“ Nick nahm sich eine Liste mit Adressen und hakte die unterste ab. „Er wird sich über mich informieren und dann erst nach ihr suchen lassen.“ „Wir haben jetzt alle Orte abgeklappert, an denen sie sich üblicherweise aufhält. Uns gehen die Verstecke aus.“ „Kennt ihr dieses Gefühl, wenn ihr wisst, dass ihr etwas direkt vor der Nase habt, es aber nicht erkenns?“ „Ja. Aber es ist ja nicht so, dass wir im Trüben fischen. Wir wissen jetzt, nach wem wir suchen.“ Nick riss die Augen auf und schlug sich mit der Pfote gegen die Stirn. „Liz, wir müssen zurück ins Revier.“ Sie startete den Motor und fuhr los. „Was ist dir eingefallen?“ „Du hast es gerade selbst gesagt: ‚Wir wissen jetzt, nach wem wir suchen.‘ Wir müssen uns nochmal die Aufnahmen der Verkehrskameras des Morgens anschauen.“ Es würde nicht mehr lange dauern bis es dunkel werden würde, aber für die drei Tiere in einem der Räume im Untergeschoss des Reviers war dies ohne Bedeutung, da der Raum keine Fenster hatte, dafür war er voller Monitore und diese zeigten Bilder von einer Straße im Regenwald-Distrikt, welche nur wenige Tage zuvor von einer Explosion erschüttert wurde. „Hier.“ Nick lehnte sich zurück und atmete das Aroma des starken Kaffees ein, bevor er die aufgefüllte Tasse entgegen nahm. „Danke Liz.“ „Wo sind wir mittlerweile?“ „Bereits beim Morgen des Tages vor der Explosion. Bis jetzt nichts Besonderes. Drei Pizzalieferungen, je einmal Chinesisch und Indisch. Zwei Anhänger dieser Weltuntergangssekte, die zurzeit so in Mode ist. Sie haben sogar, wie so viele Andere auch, ihren Teppich zur Frühjahrsreinigung austauschen lassen… Die Firma wird sich über die Kaution freuen.“ Nick konnte sich nicht zurückhalten und musste die amüsanteste Entdeckung verkünden. „Oh, und was wir nicht vergessen dürfen: Ganze acht Tiere haben sich an der Häuserecke erleichtert. Ich tippe mal, dass sie aus der Bar nebenan stammen. Sie sollten eine Gebühr dafür verlangen.“ Nick und Freddy lachten, währen Liz nur die Schnauze verzog. Nachdem sie sich beruhigt hatten fuhr Freddy fort. „Eine Pfote voll Briefe und Werbung, nichts wo eine Bombe drin sein konnte. Aber nicht das Geringste von unserer Verdächtigen. Es ist fast, als wäre sie gar nicht dort gewesen…“ „Ich bin gleich wieder da.“ Damit sprang Nick auf und ließ sowohl Freddy als auch Liz hinter sich im Raum zurück, während sie ihm nur verwirrt hinterher blicken konnten. Kurze Zeit später kam er mit der Akte der Explosion in der Mossstreet zurück und entnahm einige Bestandslisten und einen Grundriss des Gebäudes. Diesen legte er auf den Tisch. Beide schauten darauf, wussten aber nicht was Nick suchte. Nick begann die Akte durchzugehen und fing an Notizen auf dem Plan zu machen. Bei den Schlafräumen trug er ein, welches Tier welches Zimmer hatte und ging wieder an die Tastatur. Dort wechselte er mehrmals die Kamera, während er immer wieder auf den Plan sah. „Wenn ich richtig liege, dann…“ Nick stoppte, als er von einer der Kameras einer Nebenstraße aus eine schmale Gasse erkennen konnte. Dann ließ er die Aufnahme in Zeitraffer laufen. Nach wenigen Minuten stoppte er das Band und eine schlanke Figur huschte in diese Gasse. „Alte Gewohnheiten sind schwer abzulegen…“ „Woher wusstest du, wo du suchen musstest?“ „Sie hatte das einzige Zimmer dessen Fenster auf eine schöne Ziegelwand zeigte. Das war auch einst meine favorisierte Art meinen… Unterschlupf zu betreten. Niemand beachtet ein Tier, das in eine Gasse geht, so kam auch niemand darauf, wo man die Nacht verbringt.“ „Warum solltest du sowas verbergen wollen?“ „Nun ja, neben dem offensichtlichen Anlass, dass niemand wissen sollte, wo ich wohne für den Fall, dass ich mit den falschen Tieren in ‚Missverständnisse‘ gerate, gab es noch den klassischen Hass. So mancher Fuchs hat feststellen müssen, dass seine Wohnung durch einen ‚bedauerlichen Unfall‘ in Brand geraten ist und sie sich doch besser einen anderen Ort suchen sollten… Es gab sogar ‚Unfälle‘ bei denen sie noch in ihrer Wohnung waren…“ Liz und Freddy fühlten sich schuldig, da sie früher durchaus von dieser Art ‚Unfall‘ gehört hatten, aber bevor sie Nick kennen gelernt hatten, dachte sie wie so viele Andere auch und machten sich keine Gedanken darum, dass die Füchse die wahren Opfer waren. „Es tut mir leid.“ „Mir auch. Kaum zu glauben wie schrecklich wir eigentlich einst waren ohne es zu merken…“ „So war es halt… ist es mancherorts sogar immer noch. Aber es wird besser. Revier 1 nimmt sowas nicht mehr als selbstverständlich hin. Und in den anderen Revieren wird auch besser… Und alles nur dank einer viel zu idealistischen Häsin, die einen Fuchs bekehrt hat…“ Bei seinen letzten Worten bildete sich ein verträumtes Lächeln auf seiner Schnauze und sein Blick wanderte zu dem Ring an seiner Pfote. Auch seine beiden Kollegen mussten bei dem Gedanken lächeln. „Wisst ihr was? Ihr solltet euch langsam auf den Weg machen. Eure Familien wollen schließlich auch noch etwas von euch haben.“ „Und was wirst du machen?“ „Ich werde mir noch ein paar der Überwachungsbänder anschauen und mich dann auch zurückziehen.“ „Wirst du das auch HEUTE noch machen?“ Liz blickte fragend zu Freddy hinüber. „So wie ich ihn kenne wird er die Nacht durchmachen und wenn wir Glück haben wird er sich morgen früh noch eine Stunde dösen erlauben.“ „Ach komm schon Freddy. Du kennst die Alternative.“ „Oh ja. nur ist für gewöhnlich eine gewisse Häsin für deinen Schlafmangel verantwortlich. Und ich rede von der angenehmen Art und Weise.“ Nick blickte Freddy an und dieser begann zu grinsen. „Wie wäre es denn, wenn Jemand versuchen würde dich von ihr fernzuhalten?“ „Das Lagerhaus damals wäre eine jugendfreie Kindershow im Vergleich zu diesem Tier. Ich würde Judy die Kleider vom Leib reißen und dann…“ Ein Beben ging durch den Fuchs und die beiden anderen mussten sich anstrengen die Schnauze nicht zu verziehen, als ihnen die Pheromone in die Nase stiegen. „Freddy. Ich hasse dich.“ „Ich weiß.“ Damit stand Freddy auf, klopfte seinem Partner auf die Schulter und führte Liz aus dem Raum. „Das war ziemlich gemein.“ „Ich kann dir versichern: Ich habe das nicht in böser Absicht gemacht. So wird er Schwierigkeiten haben sich zu konzentrieren und wird sich vielleicht tatsächlich hinlegen…“ Der Wolf an ihrer Seite schwieg einen Moment und versuchte ein Grinsen zu unterdrücken. „OK, OK… Eine nette Zugabe ist, dass ich ihn zu keiner anderen Zeit dermaßen aufwühlen kann. Und er hält sich auch nie zurück, wenn es bei mir soweit ist…“ Liz schwieg lieber zu dem Thema… War es bei ihnen doch genau so, als sie noch Partner waren. Freddys Plan ging auf und Nick ging recht früh zurück zum ‚Zimmer‘. Aber so sehr er sich auch bemühte, er schaffte es nicht einmal zu Dösen. Der Morgen würde bald dämmern und ihm war klar, dass Judy bereits wach sein würde. Ein schwacher Trost war besser als garkeiner, so wagte er es Judy anzurufen, um sie zumindest sehen und ihre Stimme hören zu können. „Hey Nick, wie geht es dir?“ „Schlimm. Ich kann nicht schlafen, wenn du nicht bei mir bist, ich kann fast nurnoch daran denken, was ich mit dir machen will, wenn du wieder bei mir bist und Freddy war so gemein und hat mir noch unter die Nase gerieben, dass du nicht da bist.“ „Das hast du das eine Jahr, wo Lea sich um ihre Mutter kümmern musste auch getan.“ „Ja, aber sie war keine 350 Kilometer entfernt.“ Judy musste ihm zwar zustimmen, konnte sich ein kleines Kichern dennoch nicht verkneifen, bevor ihre Schnauze Besorgnis zeigte. „Nick… Es gibt da ein paar Dinge, das ich dir noch nicht gesagt habe…“ „Judy?“ „Als Trudy ihren Wurf zur Welt brachte… Ich… ich war bei ihr als die Wehen einsetzten…“ Nick konnte sehen, wie sich Tränen in ihren Augen sammelten. „… Ich brachte sie hoch… Mom, Jeri und Jill kamen dazu… Ich habe bei der Geburt selbst geholfen…“ Das brennende Verlangen der letzten Tage verschwand schlagartig, aber dies hätte er dem Schmerz den seine Frau fühlte vorgezogen. „Mom hat sie zur Welt gebracht und ich habe jedes einzelne an Trudy weitergereicht… Ihre Wärme gespürt… Ihren Duft gerochen… Diese Sehnsucht war noch nie so stark gewesen…“ „Judy…“ „Als dann auch noch James zu ihr ins Nest stieg… Es war zu viel. Ich lief fort und brach zusammen.“ Nick musste blinzeln, dennoch trübten seine eigenen Tränen seinen Blick. „Mom fand mich und ich… habe es ihr gesagt…“ „Hast du dich dadurch besser gefühlt?“ „Ein wenig… Aber ich habe ständig daran denken müssen… Was hätte sein können…“ Es war schmerzhaft, aber dennoch sprang ihm die Vorstellung einer eigenen Familie mit Judy in den Sinn. „Ich musste letzte Nacht sogar daran denken, wie sowas bei Jack und Skye Winters hätte aussehen können.“ „Was meinst du?“ „Als er mir von ihnen erzählt hat. Die erste Nacht und wie sie entsetzt war, dass sie Sex mit Jemandem hatte, der nicht ihr Gefährte war.“ Nick wurde hellhörig, denn das war ein Detail, das bisher nicht zur Sprache kam. „Moment… Sie war entsetzt?“ „Ja. Ihr waren die Traditionen sehr wichtig. Aber da hatte sie wohl einen Aussetzer. Wahrscheinlich wegen dem Alkohol, den sie zuvor getrunken hatte.“ Das passte nicht zusammen. „Bist du gerade in der Nähe von Savage?“ „Moment.“ Nick konnte hören, wie sie einige Korridore und Stufen hinter sich brachte, bevor sie an einer Tür klopfte. „Guten Morgen Judy.“ „Guten Morgen.“ „Hi, Jeri. Hi, Jack. Ich habe hier Nick und er hat ein paar Fragen an dich.“ „Savage.“ „Ich benötige jetzt ein paar klare und vor allem ehrliche Antworten. Zu einigen Dingen, die Judy mir erzählt hat.“ Nicks Tonlage war seltsam. Judy hatte sowas noch nie gehört und war sich nicht sicher, was nun geschehen würde.“ „OK.“ „Das zwischen ihnen und Winters war keine feste Beziehung, richtig?“ „Ja.“ „Ihr waren Traditionen sehr wichtig, richtig?“ „Ja.“ „Sie war auch in den Folgejahren jeden Winter bei Ihnen?“ „Ja.“ „Hat sie irgendwann, in irgendeiner Form eine Zukunft angedeutet, die über das zur Verfügung stehen während der Paarungszeit hinausgeht?“ Jack musste einen Moment nachdenken, aber Judy kam sofort etwas in den Sinn. „So wie ihr Packt?“ „Welcher Packt?“ „Nur eine Idee, als sie betrunken war.“ „Savage! Welcher Packt?“ „Sie… schlug vor, dass wir mit der Arbeit für Mr. Big aufhören sollten, wenn…“ „Wenn was?“ „Wenn es mir gelingen sollte sie zu schwängern.“ Die Leitung blieb still und er dachte bereits, dass sein Gesprächspartner seine Neugierde befriedigt hätte. Was dann jedoch kam hätte keines der anwesenden Tiere erwartet. „DU ELENDER, ERBÄRMLICHER HAUFEN ABSCHAUM!“ Judys Handy flog durch den Raum und alle Anwesenden hatten ziemliche Ohrenschmerzen. Selbst als das Handy in der Ecke lag, schmerzten ihre Ohren und diese liefen rot an, als Nick fluchte, wie sie noch nie ein Tier haben fluchen gehört. Insbesondere als Nick an der Stelle ankam, wo er Jack langsam und qualvoll tranchieren wollte, war allen klar, dass Nick mehr als nur sauer war. „Nick… Nick… NICK!“ Nicks hielt mit seiner Hasstriade inne, als Judy in ihr Handy brüllte. „Nick, beruhige dich. Jetzt langsam… Was ist los mit dir?“ Beide Hasen im Raum beobachteten Judy als ihr Ausdruck sich von verwirrt zu entsetzt veränderte und dann zu sauer… stinksauer, als sie ihren Blick auf Jack richtete. Dieser ahnte, dass etwas, was er getan hatte, diese Reaktion ausgelöst hatte. Somit begann er sofort die Fluchtwege ins Auge zu fassen. Er war froh, dass er in den vergangenen Tagen alles in seiner Macht stehende tat, um wieder fit zu werden. Mit ein wenig Glück könnte er es aus dem Fenster schaffen, bevor sie auf ihn losgehen würde… „Ok. Ich melde mich gleich wieder.“ Jack hatte einst einen Film gesehen, in welchem ein Virus alle Raubtiere der Welt in ihr einstiges Verhalten zurückfallen ließ. Dort ging es um eine Gruppe Beutetiere, die ständig auf der Flucht war um den Monstern zu entkommen, die geistlos hinter allen Beutetieren hinterher waren um sie zu fressen… Er war stolz darauf, dass er sich sicher war, selbst in einer solchen Situation einen kühlen Kopf bewahren zu können, in Anbetracht des Blickes, den Judy nun auf ihn richtete, würde er aber lieber in diesem Film sein. Judy trat an das Bett und er musste schlucken. „Nun… Das erste Mal war ein One-Night-Stand unter Alkoholeinfluss. Solche… Unfälle… können durchaus passieren und müssen nicht zwangsläufig etwas bedeuten. Selbst bei Tieren, denen die Traditionen wichtig sind.“ Jack nickte vorsichtig. „Als sie im Jahr danach zu dir kam, hast du sie gefragt, ob es ihr mehr bedeutet? Was genau es im Hinblick auf die Traditionen von Füchsinnen bedeutet?“ „… Ähm… n… nein…“ Das Feuer in ihren Augen war stark genug, dass selbst der Teufel den Schwanz zwischen seine Beine geklemmt und sich verdrückt hätte. „… Hast du sie jemals wieder auf euren Packt angesprochen?“ Jack wusste nicht, ob es seiner Gesundheit zutraulich war etwas zu sagen, daher schüttelte er nur vorsichtig den Kopf. Judy fletschte daraufhin die Zähne und hätte Jack nicht ohnehin weißes Fell gehabt, so hätte er es nun. „Als sie dir den Packt anbot… Als sie dich bat sie zu schwängern… egal wie wahrscheinlich es auch klingen mochte… Hat sie dir einen Antrag gemacht, der an Bedeutung WEIT über einen Heiratsantrag hinaus ging…“ Judy packte ihn mit beiden Pfoten am Kragen und zerrte ihn vor ihre Schnauze. „UND DU HAST IHN ANGENOMMEN!!!“ Er vermeinte sein Herz würde aussetzen, während Judy ihn weiterhin wutentbrannt anschnaubte und versuchte ihre Fassung wiederzuerlangen. „Es gibt zwei Arten von Füchsen. Die einen ignorieren die Traditionen vollkommen. Ihnen sind alle Mittel recht um zu bekommen, was immer sie wollen. DAS sind die Gefährlichen. Die anderen nehmen die Traditionen sehr ernst. Auch wenn Unfälle geschehen können. Wenn Skye zu denen gehörte, dann war sie dir immer treu und KÖNNTE dich garnicht hintergehen!“ Judy ließ ihn los und zog an ihren Ohren. „Hast du überhaupt eine Vorstellung davon, was du ihr angetan hast, wenn du eure Beziehung als ‚nichts Festes‘ bezeichnet hast?!“ Sie ließ ihre Ohren los und führte stattdessen ihr Handy an selbige. „Nick. Du hattest vollkommen recht. Dieser erbärmliche Cretin hat wirklich keine Ahnung was er ihr…“ Das verdammt laute Zuschlagen der Tür beendete Jacks Möglichkeit dem Gespräch weiter zu lauschen. Sein Blick ging zur einzig verblieben Gesellschaft im Raum uns war nicht wirklich verwundert zu sehen, dass Jeri ihr eigenes Handy in den Pfoten hielt und die Kameralinse in seine Richtung zeigte. Ihr Grinsen machte nur zu deutlich, dass, wenn Klatsch und Tratsch eine Währung wäre, sie auf einen Schlag eines der reichsten Tiere der Stadt geworden wäre. Bonnie war dort, wo sie jeden Morgen war: In der Küche. „Mom…“ Sie blickte auf und sah drei ihrer Kinder mit einem verschreckten Ausdruck auf den Schnauzen vor sich stehen. „Was habt ihr denn?“ „Judy ist gerade raus gerannt… und sie wirkte, als ob jeder Angst vor ihr haben sollte.“ „Wohin genau?“ „Ich glaube zur Scheune.“ „Billy, du hast die Küche.“ „Verstanden, Mom.“ Damit wischte sie sich die Pfoten ab und begab sich zur Scheune. Dort traf sie auf ein nicht völlig unbekanntes Bild: Eines ihrer Kinder, welches mittels Holzhacken überschüssige Energie loswerden oder einfach seinen Gefühlen Luft machen wollte. Bei Judy war aber üblicherweise ersteres der Fall. Diese eisige Stimmung und das angespannte Murmeln, welches von ihr ausging waren allerdings ziemlich ungewöhnlich. Bei den Hieben flogen die Scheite zu den Seiten und sie hatte Sorge, ob der Spaltklotz ihren Hieben noch lange standhalten würde. „Judy?“ Sie blickte ihre Mutter an und diese war froh, dort keine Tränen zu sehen. Dass ihr diese Wut lieber war, konnte sie aber nicht behaupten. „Hattest du schonmal eine Situation…“ Juda spaltete ein weiteres Scheit. „… wo Jemand was gesagt hat…“ Das nächste Scheit fiel ihrem Hieb zum Opfer. „… was dich so wütend gemacht hat…“ Bonnie musste sich vor dem nächsten Scheit in Sicherheit bringen. „… das du dir wünschen würdest…“ Die Axt spaltete das nächste Scheit. „… SEIN Schädel würde hier liegen?“ Und Stu durfte sich um einen neuen Spaltklotz kümmern… Auch wenn er es liebte so ziemlich alles und jeden zu verhöhnen und den Anschein erweckte, dass er Nichts ernst nehmen konnte, so wusste es Chief Bogo besser. Nick Wilde nahm seine Aufgaben sehr ernst, selbst in Anbetracht der momentan besonderen Umstände. So war seine Abwesenheit bei der morgendlichen Besprechung durchaus ein Anlass zur Sorge. Es war nicht schwer ihn aufzuspüren, war er in einem der Trainingsräume, an welchem er vorbeikam auf dem Weg zu Nicks temporärem Quartier. Als Fuchs war er ebenso wie Judy weniger auf rohe Kraft angewiesen, sondern auf seine Schnelligkeit und die Fähigkeit die Stärken seiner Gegner gegen diese zu richten. Trotzdem war er froh, dass Nick sich einen Sandsack vornahm, wenn er nach der Lautstärke der Schläge ging. Als er näher kam, sah er auch den Blick in Nicks Augen und das war beunruhigend. „Wilde?“ Mitten im Schlag erstarrte der Fuchs vor ihm zur Salzsäule und es dauerte einige tiefe Atemzüge, bevor er sich seinem Vorgesetzten zuwandte. „Chief? Was verschafft mir die Ehre?“ „Sie sind sonst zur morgendlichen Besprechung anwesend. Selbst wenn Sie wiederholt zur Sprache gebracht haben, dass es in ihren Augen nicht immer nötig wäre.“ Nick zog die Auegenbrauen zusammen und blickte dann auf die Uhr an der Wand. „Es… tut mir leid, Chief. Ich habe wohl die Zeit vergessen.“ „Das ist offensichtlich. Was war der Anlass?“ „Dieser… Savage…“ Nick fletschte beim Namen allein die Zähne und verpasste dem Sandsack hinter sich eine schnelle Schlag- und Trittkombination, bevor er weiterreden konnte. „Wie ich heute Morgen erfahren musste war die Beziehung zwischen ihm und… Winters ernster als er es betrachtet hatte…“ Nick atmete mehrmals tief durch. „Sie kann nicht die undichte Stelle sein. Sie ist ein Opfer.“ „Es kommt immer wieder vor, dass Ermittlungen Rückschläge erleiden.“ „Wäre es nur das, wäre es mir egal. Sie hat ihn… ausgewählt. Sie hat ihm einen… Packt angeboten. Wenn er es schaffen sollte sie zu schwängern, dann würden sie beide aufhören für Mr. Big zu arbeiten. Er hat ‚natürlich‘ zugestimmt ohne darüber nachzudenken, da es ohnehin so gut wie unmöglich ist.“ Er ballte die Pfoten zu Fäusten und fletschte erneut die Zähne. „Es war ihm egal, was es für eine Füchsin bedeutet einem anderen solch ein Angebot zu unterbreiten. Egal, ob es wahrscheinlich ist oder nicht. Sie hat sich ihm voll und ganz verschrieben! Und ich bin mir nicht sicher, was schlimmer ist: Tagtäglicher extremer, offener Hass von Fremden wie früher oder solch ignorante Gleichgültigkeit von einem nahestehenden Tier...“ Nick starrte erneut den Sandsack an. „Es ist gut, dass er in Bunnyburrow ist. Ansonsten müssten Sie mich nun verhaften.“ Chief Bogo musste sich selbst eingestehen, dass er nie über das Thema Treue bei Füchsen nachgedacht hatte. Lediglich die tiefgehende Verbindung des Fuchses vor sich zu seiner Gefährtin. Wenn er dies jedoch als Maßstab nahm, so müsste er zugeben, dass ein derartiger Ausbruch in Anbetracht der Umstände durchaus verständlich sein dürfte. „NICK!“ Freddy kam den Korridor hinab gerannt und stoppte, als er seinen Partner im Trainingsraum erblickte. „Chief? Störe ich gerade?“ „Nein. Was haben Sie?“ „Ein alter Bär namens Jimmy hat sich gemeldet. Wir haben vielleicht eine Spur.“ Chief Bogo blickte Nick an und deutete nur mit seiner Schnauze in Richtung Tür. In ihrem Raum wartete bereits Liz auf die beiden und reichte Nick einen Zettel. Auf diesem stand die Nachricht, dass Skye am Tage der Explosion hastig einem Wildschwein gefolgt war, das seltsamerweise immer nur dann in seiner Bar aufgetaucht war, wenn Skye bei ihm war. „Was hältst du davon?“ „Wir können unsere Theorie von ihr als undichte Stelle verwerfen. Ich habe heute Morgen mit Möhrchen gesprochen und dabei hat sich herausgestellt, dass sie ihn garnicht verraten konnte.“ „Wie kommst du darauf?“ „Später. Wir müssen alles nochmal durchgehen. Sie ist zwar nicht die Schuldige, aber dennoch der Schlüssel… Schlüssel… Moment.“ Einige Minuten später hielt er die Akte in den Pfoten und blätterte durch die Bilder vom Tatort, bevor er eines in die Höhe hielt. Darauf waren die Überreste eines verbrannten Zimmers zu erkennen. Bett, Schrank, Tisch und Stuhl, natürlich in einem entsprechend desolaten Zustand… An der Rückseite war ein Fenster, dessen Glas durch die Explosion herausgebrochen war. Am Fenstergriff hingen die Überreste zweier dünner Bänder. „Sie hat das Gebäude so nicht verlassen…“ „Hä?“ Nick deutete auf die Bänder. „Ich habe euch doch erzählt, dass sie nicht die Vordertür nutzt. Da Fenster für sowas nicht gedacht sind, muss man improvisieren. Hier haben wir die zwei Bänder, die als Schloss dienen: Beim Verlassen des Gebäudes kommt ein Band nach unten und wenn man zieht, wird das Fenster verschlossen. Das obere Band öffnet das Fenster bei der Rückkehr. Die Bänder sind beide innen, also hat sie das Gebäude nicht auf diese Weise verlassen.“ „Aber wir haben uns die Überwachungsbänder unzählige Male angesehen. Sie hat das Gebäude nicht verlassen.“ „Wie Liz bereits sagte: Jetzt wissen wir wonach wir suchen.“ Nick ging zur Falltafel und betrachtete dort insbesondere eine Zeitlinie, in welcher sämtliche Beobachtungen der Überwachungskameras eingezeichnet waren. Ein Eintrag fiel ihm nun direkt ins Auge. „Kommt mit.“ Damit führte er sie in den Keller in den Verkehrsüberwachungsraum. Er spulte die Aufnahmen bis zu dem Zeitpunkt vor, wo man sehen konnte wie eine Arktische Füchsin die Gasse hinter dem Haus betrat. „Hier trifft sie ein. Und hier haben wir die Vorderseite des Gebäudes.“ Nick ließ die Aufnahme laufen und nach weniger als zehn Minuten fuhr ein Transporter vor. Aus diesem stiegen zwei Wildschweine aus, gingen zum Heck und holten einen großen Teppich heraus. Der vordere klingelte und schien sich dann wegen seiner schweren Last an die Tür zu lehnen. Als diese geöffnet wurde sah es aus, als würde er einfach nur stolpern, nun jedoch konnte er es auch anders interpretieren. Gute zwanzig Minuten später kamen die Wildschweine wieder heraus und trugen auch wieder einen Teppich bei sich. Nick brachte die Aufzeichnung zum stoppen und deutete auf die Schnauzen der Wildschweine. „Fällt euch etwas auf?“ „Sie tragen einen schweren Teppich?“ Auf einem der benachbarten Monitore brachte er die Aufzeichnung zum Stillstand, als sie den Teppich hinein trugen. „Und hier?“ Sie betrachteten die Bilder und Liz fiel es zuerst auf. „Dort verziehen sie keinen Muskel und dort wirkt es fast, als wäre er zu schwer für sie…“ „Genau. Und der Teppich ist auch weiter aufgerollt… Ich wette sie ist dort drin. Vornehmlich bewusstlos, da ein zuckender und schreiender Teppich durchaus Aufmerksamkeit erregen könnte.“ „Dann wollen wir doch mal schauen, wo sie mir ihr hinwollen.“ Ein Fahrzeug zu verfolgen war ein Leichtes, wenn man wusste wie. Der Transporter fuhr durch einige Seitengassen und blieb nie lange auf den Hauptstraßen. Dann fuhren sie durch einen Tunnel nach Tundratown und kamen auf der anderen Seite… nicht wieder heraus… „Ich hasse Déjà-vus…“ Ein Bildschirm zeigte nun die Zufahrt zum Wartungstunnel 6B. Und genau dort bog der Transporter ab. Noch weitere Male schaltete Nick auf Kameras, an welchen der Transporter kurze Zeit später vorbei kam. „Weißt du, wo sie hin wollen?“ „Oh ja. Aber eines verspreche ich euch: Wenn jetzt auch noch Gary am Tor Wache steht, dann schreie ich!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)