Haunted von Ariana (Michi Monster Madness) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Horrorfilme schaffen keine Angst. Sie geben sie frei. -Wes Craven- Es war der 31.10. Mit anderen Worten es war die Nacht vor Allerheiligen – Halloween und im Hause Yagami/Tachikawa konnte man es nicht nur sehen, sondern fast schon fühlen. Mimi verwandelte das Wohnzimmer in ein Schaurig gruseliges Horrorhaus, während Taichi nur fassungslos den Kopf darüber schütteln konnte und sich die ganze Zeit fragte, warum Mimi soviel Aufriss veranstaltete, für ein Fest, welches in Japan nicht wirklich gefeiert wurde. „Prinzessin?“, setzte Taichi an und beobachtete seine Verlobte dabei, wie diese gerade in der Küche stand, und einem Kürbis eine seltsame Fratze schnitt. „Was machst du jetzt schon wieder?“ „Einen Kürbis schnitzen“, antwortete die junge Japanerin und musterte kritisch ihr Werk. War sie damit zufrieden? „Ja, aber warum?“ „Ein Kürbis beschützt uns vor den bösen Geistern. Der ist quasi in dieser Nacht so etwas, wie unser Schutzengel.“ „Achso, ja dann.“ Taichi unterdrückte den Zwang, mit seinen Augen zu rollen. Ein Kürbis sollte sie vor bösen Geistern schützen? Klar, warum nicht gleich ein paar Bananen aufhängen? Taichi lehnte sich am Türrahmen an und beobachtete weiter seine Freundin, wie sie ganz in ihrem Element war. Es war irgendwie niedlich, wie sie sich für alles mögliche begeistern konnte. „Ich verstehe ehrlich gesagt immer noch nicht, warum wir überhaupt dieses Halloween feiern?“ „Weißt du nicht?“, horchte Mimi nach und hüllte den Kürbis weiter aus. Taichi schüttelte seinen Kopf. „Nein, weiß ich nicht. Woher auch?!“ „Also das war so. Damals war dass das Fest der Druiden, aus dem heutigen Irland. Es sei die einzige Nacht des Jahres, so glaubten die Menschen damals, in der Hexen und Geister leibhaftig auf der Erde herumspukten.“ „Und warum ausgerechnet an diesem Tag?“ „Damals, also vor fast 2000 Jahren, gab es noch eine andere Zeitrechnung. Das Jahr war zu jener Zeit mit dem Oktober abgeschlossen. Es war quasi so etwas wie Silvester. Der Sommer wurde mit großen Feuern verabschiedet und gleichzeitig der Winter begrüßt. Die Menschen bedankten sich bei ihrem Sonnengott für die Ernte, die sie in der warmen Jahreszeit eingebracht hatten und gedachten an diesem Tag auch der Seelen der Verstorbenen.“ „Okay, Ansicht finde ich das ja gut, aber warum verkleidet man sich dann und stellt Vampire, Hexen oder Zombies da?“ „Es gab auch heimatlose Geister die den Weg nicht zurückfanden und auf der Erde herumspukten und die Menschen erschreckten. Sie verkleideten sich, um sich zu beschützen. Damit sie selber als Untot galten.“ „Also ein Kürbis und dein heißes; Ich bin eine tote Krankenschwester-Kostüm, soll dich jetzt vor den bösen Geistern beschützen?“ „Ja, ganz genau.“ Mimi formte die letzte Zacke in den Kürbis und betrachtete zufrieden ihren Kürbis. „Perfekt.“ „Dabei brauchst du das alles doch gar nicht.“ Mimi runzelte mit ihrer Stirn und wand sich an ihren Verlobten. „Warum das nicht?“ „Na, weil ich dein künftiger Mann bin und ich werde dich vor all den bösen Geistern und Monstern beschützen, ist doch klar.“ Mimi schmunzelte. „Würdest du?“ Taichi näherte sich seiner Freundin, nahm ihr Gesicht in seine Hände und sah ihr tief in die Augen. „Das weißt du doch, du bist das kostbarste in meinem Leben und keiner wird es wagen, dir auch nur ein Haar zu krümmen.“ Mimi küsste den Braunhaarigen sanft auf den Mund, ehe sie ihren Kürbis nahm und ihn vor die Tür stellte. Mimi holte sich anschließend noch eine große Kerze, zündete diese an und stellte sie in den ausgehüllten Kürbis. Taichi sah seiner heißen Verlobten nach, wie sie in dem aufreizenden Kostüm zur Haustüre schritt. „Das Kostüm wird höchstens dabei helfen, irgendwelche Idioten anzulocken, anstatt Geister zu vertreiben“, murmelte er und ging von der Küche ins Wohnzimmer. Taichi – selber trug er ein Mumienkostüm. Warum er das anhatte, wusste er selber nicht. Aber er wollte seiner Verlobten einen gefallen tun und ihr glückliches Lächeln sehen, als sie ihr Werk betrachtete, war es irgendwie wie eine Belohnung für den Älteren gewesen. Ihre Freunde wollten heute alle feiern gehen, während Taichi und Mimi es sich lieber zuhause mit ein paar Horrorfilmen gemütlich machen wollten. Er legte seine Beine quer über die Couch, nahm sich die Schüssel mit den Süßigkeiten drin und wartete, dass seine Verlobte zurückkam, damit sie endlich anfangen konnten Annabelle, zu sehen. „Tai, bist du wahnsinnig?“, kreischte die Brünette und nahm ihrem Verlobten die Schüssel mit den Süßigkeiten ab. Irritiert sah der Ältere zu seiner Freundin. „Das ist für die Kinder!“ „Für welche Kinder? Wir haben noch keine Kinder, oder?“ Mimi rollte mit ihren Augen. Doch sie hatte bereits eines. Ein großes Kind, welches ständig Hunger hatte, an ihre Brust wollte und selten ein Nein akzeptieren konnte. Kurzerhand gab sie ihrem Freund einen Klaps auf die Stirn. „Ich schon, mein lieber und die Süßigkeiten sind für die Kinder, die von Tür zu Tür gehen und sagen; Süßes oder Saures.“ „Prinzessin, so etwas machen die Kinder in Japan nicht.“ „Doch, denn mittlerweile wird es auch hier zu Lande immer bekannter und falls ein paar Kinder klingeln, dann haben wir etwas für sie.“ Taichi rollte mit den Augen. Jetzt durfte er nicht einmal die ganzen Köstlichkeiten essen, obwohl sie direkt vor seiner Nase lagen. Wusste sie eigentlich, was sie ihm damit antat? „Können wir dann jetzt bitte den Film gucken?“ „Welchen möchtest du denn zuerst gucken?“, fragte Mimi bei dem Älteren nach. „Lass uns mit Annabelle anfangen und wenn du dich danach nicht zu sehr gruselst, dann gucken wir noch einen zweiten.“ „Zu sehr gruseln? Tzz...“ „Ich sehe schon, wer von uns Beiden diese Nacht einen Alptraum haben wird“, prophezeite Taichi. „Ja, du!“ Mimi kuschelte sich an die Brust des Älteren. Taichi schaltete den Film ein und legte einen Arm um seine Verlobte. Mimi erschrak sich natürlich bei jeder gruseligen Stelle. Schon wenn die Musik im Film sich veränderte, hielt sie ihre Hände vor die Augen und lugte immer mal wieder zwischen ihre Finger. „Prinzessin, du wirst so noch den ganzen Film verpassen.“ „Ich… quatsch. Ich sehe alles.“ Taichi grinste amüsiert. Mimi würde sich die Nacht wieder wie ein kleines Äffchen an ihn heran kuscheln, aber ihm konnte es nur recht sein. Der erste Film war vorbei und Taichi langte wieder in die Süßigkeitenschüssel. „Tai, du sollst doch nicht alle Süßigkeiten essen.“ „Prinzessin, bis jetzt hat genau eine Kindergruppe geklingelt. Es sind jetzt 23:00 Uhr, da werden keine Kinder mehr unterwegs sein.“ Mimi verzog eine Schnute. Wahrscheinlich hatte Taichi auch noch Recht gehabt, dabei wollte sie doch unbedingt, die Kinder ein wenig gruseln. „Trotzdem iss nicht soviel Schokolade, sonst träumst du noch schlecht!“ „Von Schokolade?!“ Ungläubig starrte Taichi sein Mädchen an. Meinte sie das ernst? „Ja, zu viel Zucker ist nicht gut!“ Der Braunhaarige konnte über diesen Satz nur Schmunzeln. Er gab seiner Verlobten einen Kuss, ehe er den zweiten Film in den DVD-Player legte. Taichi wollte einen nicht ganz so grusligen Film einlegen, damit seine kleine Prinzessin später noch schlafen konnte. I am Legend legte er diesmal ein und nach circa einer halben Stunde war die Jüngere eingeschlafen. „War ja so klar“, brummte der Yagami. Er sah den Film einfach weiter bis zum ende an. Irgendwie gruselte ihn dieser Film viel mehr, als jeder Blutrünstige Horrorfilm. Was konnte es schlimmeres geben, als zu versuchen die Menschen zu beschützen, die man liebte, nur um sie am Ende doch alle zu verlieren? Der Abspann lief und auch der Yagami wurde müde. Die Lider wurden schwer und er gähnte viel. Der warme Körper in seinen Armen beruhigte ihn und so dauerte es nicht lange, bis auch Taichi auf der Couch einschlief… „Tai, steh auf.“ Mimi rüttelte an den Schultern ihres Freundes und versuchte ihn wach zu bekommen. „Hmm… Was ist los?“ „Tai, da ist was...“ „Da ist nichts, schlaf weiter“, brummte Taichi und kuschelte sich an den weichen Busen seiner Verlobten. „Tai, da ist was, wenn du nicht nachgucken willst, dann gucke ich jetzt nach!“ Mimi schubste ihren Freund von ihrem Oberkörper herunter und raffte sich auf. Der Braunhaarige blinzelte ein paar Mal mit seinen Augen. Es war noch mitten in der Nacht und scheinbar waren sie im Wohnzimmer auf der Couch eingeschlafen. Er rieb sich den Schlaf aus den Augen und sah sich nach seiner Verlobten um. Diese stand unschlüssig vor der Haustüre und wusste nicht was sie machen sollte. Sie öffnen oder doch lieber zulassen? „Tai, ich schwöre dir, da ist etwas.“ Taichi rollte mit seinen Augen. Es war wirklich eine blöde Idee gewesen, mit seiner Freundin an Halloween Horrorfilme zu gucken, aber sie war ja der festen Überzeugung, dass sie damit keine Probleme haben würde. „Prinzessin, ich bin mir sicher, dass war nur der Wind.“ Plötzlich ein lauter Knall, der von draußen kam. War etwas explodiert? „Ach und das war nur ein Tornado?“, patzte Mimi ihn an. Taichi stellte sich hinter seine Freundin und versuchte sie zu beruhigen. „Baby, da ist nichts. Beruhig dich doch bitte.“ Ein weitere Knall. War das ein Schrei? Ängstlich lief die Jüngere zu ihrem Verlobten und warf sich in seine Arme. „Tai, ich habe Angst.“ „Du brauchst keine Angst zu haben.“ Sanft lächelte der Ältere seine Freundin an. Er wollte ihr die Angst nehmen. Er war sich sicher, für alles gab es eine ganz plausible Erklärung. „Die Nachbarskatze hat sicher nur die Mülltonnen umgeworfen.“ Mimi zog skeptisch eine Augenbraue hoch. „Nein, das denke ich nicht.“ Wieder ein Knall und diesmal waren die Schreie lauter. Es waren mehrere Schreie, viele verschiedene Stimmen, aber alle klangen ängstlich und panisch. „Baby, da passiert irgendwas schlimmes.“ „Ich schaue jetzt nach, blieb hier stehen!“ Taichi wollte seiner Verlobten beweisen, dass es nichts gab, wovor sie sich fürchten musste. Zielstrebig schritt er auf die Haustüre zu, als er seinen Griff um die Türklinke legte und sie herunter drückte. Er zog die Haustüre auf. Den Kürbis, den Mimi so tüchtig in der Küche ausgehüllt und verschönert hatte, war komplett zerstört. Die Kerze war aus und die ganze Einfahrt war von dem Kürbis übersät. Er sah sich um und schluckte. Menschen, die panisch auf der Flucht zu sein schienen. Wovor liefen sie weg? „Hey, was ist hier los?“, wollte er wissen und rief in die Menge hinein. War das vielleicht nichts weiter, als ein harmloser Halloweenstreich? „Monster...“, rief eine ängstliche Stimme. Taichi wusste nicht, was er glauben sollte. Monster? Wie schnell wurde etwas als Monster abgestempelt, obwohl es das gar nicht war?! Er warf einen kurzen Blick zurück zu seiner Verlobten. Er hatte Verantwortung – für seine Verlobte und er versprach, sie immer vor allem zu beschützen und so viele Menschen, wie hier vorbei liefen, beschlich ihm das Gefühl, dass es sich hierbei um mehr als einen Halloweenstreich handeln könnte. „Zieh deine Schuhe an, Prinzessin!“ „Was, aber warum?“, fragte Mimi irritiert nach und schlang die Arme um sich selbst. „Ich glaube, da draußen...“ Wieder ein lauter Knall, ein helles Licht, ein Hubschrauber am dunklen Himmel und… „Oh mein Gott!“ Taichi schloss so schnell wie er konnte die Haustüre und verriegelte sie. „Lauf Mimi!“ „Was?!“ Taichi lief zu seiner Freundin, schnappte ihre Hand und lief mit ihr zum Hinterausgang. „Wo läufst du hin? Was ist hier los? Was hast du gesehen?“, fragte die Brünette aufgebracht nach. „Da, ich weiß nicht was es war, aber es sah seltsam aus. Es lief direkt auf die Haustüre zu und...“ BOOM. Ein weiterer großer Knall und etwas undefinierbares stand auf einmal im Flur. Es sah in ihre Richtung. Wenn Taichi es nicht besser wüsste, hätte er schwören können, dass das ein Untoter war. Sofort legte Taichi seine Hand, auf den Mund der Jüngeren und unterdrückte somit ihren Schrei. Er hob sie an, drehte sich und schlich mit ihr zum Hinterausgang. „Wir laufen hinten raus“, flüsterte Taichi seiner Verlobten ins Ohr. Langsam nickte Mimi und versuchte sich zu beruhigen, als sie es fast geschafft hatten, blieb Mimi abrupt stehen. „Mimi, was ist? Komm!“ „Ich kann nicht, ich habe Masami vergessen!“ „Dein ernst jetzt? Mimi, dass ist nur eine Puppe!“ Mimi schüttelte ihren Kopf und lief ins Arbeitszimmer zurück, dass gegenüber vom Wohnzimmer lag. Masami war mehr als nur eine Puppe für Mimi. Diese Puppe begleitete sie schon, als sie ein kleines Baby war. Sie musste überall mit hin und niemals könnte Mimi Masami zurücklassen. „Ist die irre!“, zischte Taichi und eilte seiner Freundin vorsichtig hinterher. Immer noch mit dem Wissen, dass hier jemand im Haus war, der es nicht sonderlich gut mit ihnen meinte. Taichi erreichte das Arbeitszimmer, schloss die Türe hinter sich und sah wie Mimi ihre Lieblingspuppe herzergreifend in die Arme schloss. „Ihr ist nichts passiert.“ Ein Lächeln legte sich auf die Lippen der Brünetten und sie strich der Puppe ein paar Haarsträhnen zurück. „Mimi, jetzt komm endlich. Wir müssen hier verschwinden!“ Mimi hielt Masami nah an ihrem Herzen, nickte mit ihrem Kopf und lief zu Taichi zurück. „Bleib hinter mir.“ Der Braunhaarige öffnete vorsichtig die Türe. Nur einen Spaltbreit, er traute sich die Türe noch mehr zu öffnen – die Luft war rein, dann noch ein bisschen mehr. Plötzliche ein Knacken im Fußboden. „Rarrrr.“ „Ahhh!“ Mimi kreischte, Taichi schmiss die Türe zu und versuchte alles was er finden konnte, vor die Türe zu schieben. Ein Regal, einen Stuhl, alles was er irgendwie zu packen bekam. „Mimi, öffne das Fenster!“ Mimi drehte sich herum, kurbelte die Rollladen hoch und erschauderte. „T-Tai...“, stammelte sie ängstlich und sah nach draußen. Auf diesen Anblick war sie nicht vorbereitet gewesen. Taichi drehte sich herum, während er immer noch seine Hände gegen die Türe stemmte und verzweifelt versuchte, diesen Eindringling aus diesem Zimmer fernzuhalten. „S-sind die alle T-tot?“, fragte Mimi weinerlich. Taichi erkannte nicht soviel. Er sah ein paar Menschen, wie sie reglos am Boden lagen. „Mimi, schaffst du es, hochzuklettern und runter zu springen?“ „Was? Ich soll das raus?“ Die Brünette schluckte und schrie erneut auf, als es draußen polterte. Es schien so als wäre nicht nur ein Wesen in diesem Haus. „Ich versuche es.“ Mimi legte Masami auf der Fensterbank ab und stemmte sich an den Seiten hoch. Sie warf ihre Beine über die Front und blickte zurück zu Taichi. „Okay, jetzt komm du.“ Taichi nahm sich den Schreibtisch, schob diesen noch vor die Türe, drückte sich an der Fensterbank hoch und lugte nach draußen. Gerade war nichts zu sehen. Taichi sprang als erster herunter und breitete seine Arme aus. „Komm schnell, ich fang dich auf“, forderte der Ältere auf und versuchte sich auf seine Aufgaben zu konzentrieren. Er musste Mimi beschützen. „Erst Masami!“ Mimi reichte Taichi ihre Puppe, der diese tatsächlich behutsam entgegen nahm, ehe Mimi sich selbst von der Fensterbank abdrückte und von Taichi aufgefangen wurde. „Alles okay?“, fragte der Ältere bei der Brünetten nach. Sachte nickte sie mit ihrem Kopf und nahm Taichi die Puppe wieder aus der Hand. Taichi nahm die Hand seiner Verlobten, blickte in alle Richtung, ehe er seine Freundin hinter sich herzog unwissend, wo sie hinliefen und was sie eigentlich verfolgte. Laute schreie in der Ferne, Feuer, Rauch und zerstörte Vorgärten. Überall war das reinste Chaos zu sehen. Am Himmel über ihnen flogen Militärhubschrauber und Schüsse waren zu hören. „Oh Gott... was passiert hier?“, fragte Mimi verängstigt ihren Verlobten. Taichi drückte ihre Hand fest und zog sie weiter, ohne auf ihre Frage einzugehen. Er konzentrierte sich viel mehr darauf, sein Mädchen in Sicherheit zu bringen. Hinter einem Auto, duckte der Brünette sich und deutete Mimi an still zu sein. Tai hatte da etwas gesehen und wusste in diesem Moment noch nicht, ob es ein Freund oder Feind war. „Was passiert hier?“, flüsterte die Jüngere noch einmal, blickte verängstigt zu dem jungen Mann, dessen Miene versteinert war. „Ich weiß es nicht. Aber es scheint nichts gutes zu sein.“ Er hob den Kopf und versuchte unauffällig einen Blick, auf das Unbekannte zu haschen. Es lief schlürfend an ihnen vorbei und gab merkwürdige Geräusche von sich. Tai legte einen Finger auf seine Lippen und deutete Mimi erneut an, leise zu sein und ihm, in geduckter Haltung, zu folgen. Die ganze Zeit über, ließ der Yagami die Hand seiner Verlobten nicht los. Innerlich war er so aufgewühlt aber sein Verstand blieb klar. Er musste jetzt bei klaren Verstand bleiben. Denn Tai konnte an nichts anderes denken, als seine zukünftige Familie zu schützen. Mimi zu beschützen. Sie flüchteten in ein kleines Gartenhäuschen, das nicht abgeschlossen war um eine kleine Pause einzulegen. Taichi fischte sein Handy aus der Hosentasche und versuchte seine Schwester zu erreichen. „Shit! Ich hab kein Empfang. Hast du welchen?“ Mimi schüttelte gleich bedauernd ihren Kopf. „Ich hab mein Handy zu Hause gelassen...“ Der Brünette seufzte frustriert auf und raufte sich verzweifelt die Haare. Was zum Teufel war hier nur los? „Tai... ich hab Angst“, flüsterte Mimi, kämpfte mit den Tränen und presste ihre Puppe fester gegen ihre Brust. „Ich weiß, Prinzessin... ich weiß. Komm her...“ Die Brünette warf sich verängstigt in die Arme ihres Verlobten, der sie ohne zu zögern fest an sich drückte und beruhigend über den Rücken strich. Immer wieder flüsterte er ihr liebevolle Worte zu, küsste ihr auf den Scheitel und versuchte sie somit zu beruhigen. „Wir schaffen das schon. Warten wir erst einmal ab. Irgendwann müsste doch jemand kommen und uns hier rausholen. So lange werde ich alles in meiner Macht stehende tun, um dich zu beschützen.“ „Uns, Taichi. Uns. Masami und mich.“ Der Brünette schmunzelte. Normalerweise wäre er jetzt, an die Decke gegangen, wegen so einer dämlichen Puppe so viel Theater. Aber in dieser Situation, in der sie sich gerade befanden, konnte Tai ihr einfach nicht böse sein. Scheinbar brauchte Mimi diesen Halt und das vertraute, von ihrer Puppe. „Euch. Natürlich. Ich tue alles um euch zu beschützen.“ Gerade hatte Taichi seine Freundin soweit gehabt, dass sie sich beruhigte, da explodierte gleich in der Nähe des Gartenhäuschen, ein Auto. Der Knall war so laut, welches die beiden dazu veranlasste, ihre Ohren zuzuhalten. „Fuck!“, schrie der Brünette erschrocken auf und auch Mimi gab einen schrillen Schrei von sich. Das Fenster neben ihnen zerbarst durch die Wucht der Explosion, zerkratze die Haut des jungen Pärchens als es über sie regnete. Tai hatte seinen Körper über Mimi gelegt um sie vor größeren Verletzungen zu schützen. „Shit! Bist du verletzt, Mimi?“ „Ich... ich weiß nicht.. ich...“ „Rrraa...Aaah...“ Ein lautes rasselndes Stöhnen ertönte über ihnen. Hände griffen nach den beiden und versuchten sie aus dem Fenster zu hieven. Die Tachikawa schrie verängstigt auf, während Taichi panisch nach diesen Händen schlug. „W-was?! Verschwinde!“ Er zog Mimi vom Fenster, suchte mit den Augen einen Fluchtweg ab und bemerkte, wie immer mehr solche Geschöpfe, gewaltsam in diese kleine Hütte wollten. „Shit!“, fluchte er erneut und suchte nach etwas, um sich zu verteidigen. Taichi schnappte sich eine Axt, die an der Wand in ihrer Halterung hing und drängte Mimi mit ihrer Puppe hinter sich. „Bleib hinter mir. Wir werden jetzt versuchen, diese Dinger irgendwie... keine Ahnung... zu töten.“ Falls man sie töten konnte. Der Yagami konzentrierte sich, überlegte fieberhaft, wie es in den Filmen ablief. Vielleicht hatten sie ja eine Chance, wenn es nur halbwegs so ablief, wie es in den berühmten Blockbuster war. Tai sah sich um, machte sich bereit und drückte Mimi dicht an seinen Rücken. „Okay, Prinzessin. Bereit?“, fragte der Brünette, obwohl er wusste, dass ihnen eigentlich keine andere Wahl blieb, wenn sie heil aus der Sache heraus wollten. Mimi nickte stumm hinter ihm, krallte sich mit einer Hand an sein Hemd fest und drückte mit der anderen ihre geliebte Masami an sich. Die beiden näherten sich angespannt der Tür, während von der anderen Seite, das zweite Fenster eingeschlagen wurde und weitere Untote in diese Hütte eindringen wollten. Jetzt oder nie. Tai öffnete die Tür und schon kam ihm das erste Wesen entgegen, welches er mit voller Wucht, mit der Axt, in den Kopf schlug. Röchelnd fiel der Untote zu Boden und regte sich nicht mehr. Ein weiterer Untoter drängte sich in die kleine Hütte und erneut zielte der Brünette auf den Kopf, was das Wesen tötete. „Das funktioniert!“, rief Taichi erfreut auf und schlug gleich auf den nächsten ein. „Shit! Das sind verdammt viele. Mimi, du musst mir helfen!“ „Was? A-aber wie?“ „Schnapp dir die Schaufel und ziele immer auf den Kopf!“ Mimi blickte sich hektisch um, erfasste die Schaufel mit ihren Augen und griff zittrig nach ihr. Sie wusste selber nicht einmal, ob sie überhaupt so viel Kraft aufbringen konnte, um diesem Ding den Schädel einzuschlagen. Mimi stopfte sich Masami in ihren Ausschnitt, küsste ihr kleines Köpfchen und trat einen Schritt neben Taichi. Sie machte sich bereit, stellte sich Kampfbereit in Position und hielt die Schaufel in die Höhe. Die Brünette musste jetzt all ihren Mut zusammen nehmen und das gleiche tun, wie ihr Verlobter. In diesen Augenblick, zwängten sich direkt zwei von diesen verwesten Wesen, in die Hütte. Während Tai mit der Axt ausholte und dem einem direkt durch die Schädeldecke schlug, zögerte Mimi eine Sekunde ehe sie die Schaufel direkt in die hässliche Fratze des Untoten rammte. „Oh Gott...“ Bevor Mimi überhaupt reagierten konnte, griff der Yagami nach ihrer Hand und zerrte sie aus dem Gartenhäuschen. Überall liefen Menschen, schrien, lagen leblos auf dem Boden oder wurden von den Untoten gefressen. Die junge Frau hielt sich die Hand vorm Mund. Das Gefühl von Übelkeit machte sich in ihr breit und am liebsten würde sie sich jetzt einfach übergeben. Doch Taichi ließ ihr einfach keine Zeit, um das ganze zu verdauen. Energisch zog er Mimi hinter sich her, wich herumirrenden Menschen aus und zog sie immer wieder schützend in seine Arme. „Tai... warte! Ich kann nicht mehr... ich brauche eine Pause!“, keuchte die Brünette und hielt sich die Seite. „Es geht nicht, Mimi. Wir müssen weiter. Noch ein bisschen, bitte“, flehte der Ältere sie an und zog sie weiter. Hinter ihnen waren Schüsse zu hören, Menschen die schreiend nach Hilfe riefen und das undefinierbare Geräusch, welches die Wesen von sich gaben. „Bitte.. Tai. Ich kann nicht mehr...“, schluchzte Mimi auf, weinte, drückte ihre Hand auf ihren Mund und zog an der Hand ihres Verlobten. Ihr war unfassbar schlecht und sie bekam kaum noch Luft. Der Rauch von den brennenden Häusern und Autos nahmen ihr die Luft zum Atmen, brannten in ihren Augen. Auch der Anblick vom Tod und Blut setzte ihr zu. Taichi gab nach, brachte Mimi hinter einer schützenden Mauer, um ihr eine kurze Pause zu gönnen. Die Jüngere stützte sich mit einer Hand an der Mauer und mit der anderen auf ihren Knien ab. Sie schnaufte, würgte und übergab sich schließlich. Noch nie in ihrem Leben hatte sie solches Leid gesehen. „Geht es wieder?“, fragte Taichi besorgt nach, suchte dabei wachsam die Gegend, nach etwas feindlichen ab. Mimi wischte sich, mit dem Ärmel ihres Kostüms, über den Mund und nickte zaghaft. „Mir ist noch ein bisschen schlecht... aber es geht schon“, murmelte sie leise und strich liebevoll über den Kopf ihrer Puppe, die noch immer unter ihrer Kleidung war. „Können wir weiter? Schaffst du das?“ Tai wollte weiter. Er wollte es nicht Riskieren, dass sie weiterhin ungeschützt hier rumstanden. Sie mussten irgendwohin, wo es sicher für sie war. Sanft strich er ihr eine Strähne aus ihrem verschwitzten und mit Ruß bedeckten Gesicht. Er liebte sie über alles. Ihr durfte einfach nichts passieren. „Ja. Ich denke schon.“ Sofort ergriff der Brünette die Hand seiner Freundin und zog mit ihr weiter. „Warte!“ Was war denn nun schon wieder? Tai drehte sich zu der Brünetten um, die eilig Masami unter ihrem Kleid hervorholte. „Ich krieg keine Luft, es ist zu eng.“ „Ich verstehe immer noch nicht, warum du überhaupt so ein enges Kostüm tragen musstest. Und die Puppe...“ Weiter kam der Yagami nicht, da schon wieder ein paar dieser grässlichen Dinger auf sie zukamen. „Nicht schon wieder!“, stöhnte er genervt auf, packte Mimi am Arm und zog sie in ein verlassendes Haus. Taichi schloss leise die Tür hinter sich, als die Untoten die Veranda empor schlürften um ihnen den Zugang zu verwehren. „Wir müssen...“ „T-Tai...“ Taichi drehte sich herum und erstarrte. Aus dem Wohnzimmer schlürften weitere Untote auf sie zu. „Nein! Verdammt!“ Warum hatte er vorher nicht nachgesehen, ob es in den Haus sicher war? Immerhin stand die Tür offen und so konnte jeder einfach so rein. Auch diese Wesen. Zitternd stand Mimi mit geweitete Augen vor ihm, war wie erstarrt. Sie wusste nicht, was sie tun sollte oder wohin mit sich. Es waren einfach zu viele. „Mimi!“ Erstarrt vor Angst, starrte sie auf den Untoten, der Zähne fletschend auf sie zu getorkelt kam. „Mimi!“ Tai packte seine Verlobte und warf sie sich kurzer Hand über die Schulter. Mit der Axt in der Hand, schlug er um sich und traf einen nach den anderen am Kopf. Reihenweise fielen sie um und gaben dem Brünetten den Weg frei, um ins nächste Zimmer zu flüchten. Zum Glück war dieses leer und sicher gewesen. „Scheiße, man! Mimi was soll das?“ Taichi ließ die Jüngere wieder auf die Füße. Tränen strömten über ihre Wangen. Die Angst hatte sie gelähmt und handlungsunfähig gemacht. Der junge Mann legte beide Hände um ihr hübsches Gesicht, wischte mit den Daumen ihre Tränen weg und blickte ihr tief in die Augen. „Baby, du musst dich zusammenreißen! Für mich! Ich kann das jetzt nicht gebrauchen. Du musst tun was ich dir sage und immer bei mir bleiben. Hast du verstanden? Du bist meine Familie. Du darfst nicht sterben! Ohne dich überlebe ich das ganze nicht.“ Mimi blinzelte, schien langsam wieder zu sich zu kommen und atmete einmal hörbar aus. „Familie... Ja, wir sind eine Familie.“ Sie blickte zu der Puppe in ihrer Hand und dann wieder zu ihrem Verlobten. „T-Tut mir leid. Ich hatte solche Angst.“ Tai nickte, legte seine Hand in ihren Nacken und lehnte seine Stirn gegen ihre. „Ich weiß, ich hab auch Angst. Ich hab richtig schiss“, gestand er und schenkte ihr ein warmes Lächeln. „Aber wir stehen das durch. Wir beide.“ Sanft drückte Taichi ihr einen Kuss auf die Lippen. Für einen Moment stand die Welt für sie still. Keine Untoten, die an der Tür hämmerten. Keine schreiende Mensch und keine Schüsse erreichten die beiden mehr. In ihrer kleinen Welt waren sie eins. „Ich liebe dich, Tai...“ „Und ich liebe dich, Mimi.“ Er sah ihr fest in die Augen und schloss seine Freundin kurz darauf fest in seine Arme. „Wir müssen weiter, Prinzessin. Wir müssen etwas finden, wo wir sicher sind...“ „Was ist mit Hikari und den anderen? Unsere Eltern.. oh Gott unsere Eltern!“ „Mimi, ich weiß. Ich mache mir auch Sorgen um die anderen, aber zuerst müssen wir uns in Sicherheit bringen. Vielleicht haben sie auch schon sicheren Unterschlupf gefunden und warten nur noch auf uns? Komm Mimi, noch ein bisschen. Wir müssen hier weg. Hier ist es nicht sicher.“ Das hämmern gegen die Tür wurde lauter und fester. Schließlich zerbarst die hölzerne Tür und eine faulige Hand streckte sich ihnen entgegen. „Iiiih!“, kreischte Mimi und duckte sich von der Hand weg, während Tai eilig versuchte einen schweren Schrank vor die Tür zu stellen. Was für ein Déjà-vu. Hatten sie das heute nicht schon einmal gehabt? „Fenster, Mimi!“, rief er seiner Verlobten zu, schob den Schrank endgültig vor die Tür und folgte ihr zum Fenster. Draußen sah es nicht besser aus als da drin. Aber egal wie sie sich entscheiden würden, das Risiko zu sterben war gleich hoch. Nur draußen hatten sie eine bessere Chance gehabt, als im Haus. „Tai...“ Mimi blickte auf die umher wandelnden Toten, die scheinbar immer mehr wurden und ihr höllische Angst einjagten. „Ich weiß... wir schaffen das.“ Taichi schwang seine Beine über das Fenstersims und sprang als erstes hinunter, um kurz darauf sein Mädchen aufzufangen und erneut mit ihr zu Flüchten. Der junge Mann rannte mit seiner Verlobten über den umzäunten Rasen, kletterte mit ihr über den Zaun und rannte immer weiter. Sie kamen an einem kleinen Waldstück an, in dem sie sich hinter den dichten Bäumen und Büschen versteckt hielten. „Am besten, wir besorgen uns ein Auto und flüchten in die Berge“, überlegte Tai. „Und wie kommen wir an ein Auto? Deines steht in der Garage und keine 10 Pferde bringen mich dahin zurück“, warf Mimi auf die Überlegung ihres Verlobten ein. „Dann müssen wir eben eins stehlen... irgendwie.“ Die Brünette seufzte. „Wie sollen wir das machen?“ Tai zuckte mit den Schultern. „Uns wird schon etwas einfallen. Aber zuerst versuchen wir aus dem ganze Chaos irgendwie raus zukommen und dann sehen wir weiter.“ „Hmm...“ So ganz überzeugt war die Jüngere da nicht. Aber ihnen blieb wohl eh keine andere Wahl. Und wenn sie ehrlich war, war sie gerade so ziemlich froh darüber, dass sie eine kurz Pause von den ganzen Toten um sich herum hatte. „Tai?“ „Hm?“ „Ich bin froh, dass du bei mir bist.“ Lächelnd blickte Taichi zu ihr und drückte ihre Hand fester in seiner. „Wo sollte ich sonst sein, als bei dir?“ Mimi blickte schmunzelnd zu ihm. „Na ja... eigentlich wolltest du ja feiern gehen, aber weil es mir nicht so gut ging, bist du zu Hause geblieben.“ „Natürlich. Du bist meine Familie. Die zukünftige Mrs. Yagami. Es ist meine Pflicht, mich um dich zu kümmern.“ Nie im Leben wäre der Brünette auf die Idee gekommen, feiern zu gehen und Mimi alleine zu Hause zu lassen, wenn es ihr so schlecht ging. „Du bist wundervoll, weißt du das?“ „Klar, ich bin ja auch Taichi Yagami.“ „Oh, wie Charmant. Wieso hatte ich noch einmal Ja gesagt?“ „Weil du mir Hoffnungslos verfallen bist, Prinzessin“, grinste der Yagami frech, sah zu seiner Verlobten, die gerade verträumt ihren Verlobungsring an ihrem Ringfinger ansah. „Tja... und die gegebenen Umstände eben“, lachte sie, während sie den Blick von dem funkelnden Ring löste und zu ihren zukünftigen Mann sah. „Wundervolle Umstände“, hauchte Taichi, strich liebevoll über Mimis Wange. Am liebsten würde er sich jetzt mit ihr ins Bett kuscheln und ihre Nähe genießen. „Ja... besser hätte ich es...“ Bevor Mimi ihren Satz zu ende sprechen konnte, griff eine eisig kalte Hand an ihren Hals, die hinter einem dicken Baum hervor kam. Erschrocken erstarrte die Brünette, riss die Augen weit auf und verspürte kurz darauf einen all durchdringenden Schmerz an ihrem Hals. Sie schrie auf, als das warme Blut über ihr weißes Kostüm floss und alles in ein dunkles Rot tauchte. Das Entsetzen, die Angst und die Verzweiflung standen Tai ins Gesicht geschrieben, als Mimi seine Hand losließ und von dem Wesen zu Boden gerissen wurde. Weitere Untote tauchten auf, ließen sich auf den Boden fallen um über ihr Opfer herzufallen. „Nein... nein...“, keuchte der Brünette zittrig, starrte mit Schreckensweiten Augen auf den leblosen Körper, der einst seine Freundin war. Seine Verlobte. Seine Familie. Die Untoten rissen an ihr, färbten den Waldboden in ein tiefes rot. Noch immer sah er ihr süßes Lächeln vor seinen inneren Augen und den Moment, als dieses Ding sie zu Boden riss. Unter der Meute, lugte ihre Hand hervor, an dem der sorgfältig ausgewählte Ring steckte. Fest umklammert hielt sie Masami, die von ihrem Blut getränkt war. „Nein...“ Taichi taumelte zurück. Tränen der Trauer über den tiefen Verlust, strömten über seine Wangen. „Nein...“ Er ließ die Axt, sein einziger Schutz, auf den Boden fallen und stieß mit dem Rücken gegen einen anderen Baum, an dem er sich kraftlos sinken ließ. „Nein...“ Schluchzend raufte er sich die Haare. Das durfte doch nicht wahr sein! Ein unachtsamer Moment und alles war vorbei? Wie konnte es nur soweit kommen? Mimi starb, weil er nicht aufgepasst hatte. Weil er nicht aufmerksamer war und nicht schnell genug handeln konnte. Taichi hatte versagt. Er hatte sein Mädchen nicht beschützen können und jetzt lag sie da. Tot und zerfressen von diesen Wesen. Mit einem Mal, war sein ganzes Leben Sinnlos. Sein Leben, seine Frau, seine Zukunft, seine Familie. Ausgelöscht, durch Unvorsichtigkeit. Es hatte keinen Sinn mehr, weiter zu machen. Ohne sie konnte er nicht weiter machen. Ohne seine Mimi, ohne seine Familie, konnte und wollte Tai nicht weiter Leben. Der Verlust schmerzte zu sehr in seiner Brust, lähmte ihn, nahm ihm die Luft zum Atmen. Taichi vergrub sein Gesicht in seine Hände und schluchzte mehrmals auf. Er bemerkte nicht einmal mehr, wie sich nach und nach die Untoten von seiner Verlobten lösen und auf ihn zusteuerten. Er spürte den Schmerz des ersten Bisses nicht. Tai spürte nichts, außer den tiefen Schmerz des Verlust seiner großen Liebe. Taichi Es war unerträglich für den Brünetten gewesen. Die Trauer ließ nichts anderes mehr zu, außer diesen einen Schmerz. Kein Biss war schmerzhafter oder erdrückender als dieser Verlust. Taichi Der Yagami durchlief tausende Erinnerungen an sein geliebtes Mädchen. Das erstes Date, ihr erster Kuss und ihr erstes Mal. Ihre erste gemeinsame Wohnung. Das wunderschöne Lächeln auf ihren Lippen, als sie ihren ersten morgen in ihrem gemeinsamen Haus hatten. Das unglaubliche Essen, welches sie ihm zubereitete, als sie ihm etwas ganz wundervolles sagen wollte und wie aufgeregt Mimi dabei immer war. Taichi Träumte er, oder warum hörte Tai ihre liebliche Stimme? Die Wesen rissen an ihn, zerfetzen seinen Körper. Warum starb er nicht einfach? Warum quälte man ihn nur so? „Taichi? Warum weinst du?“ Warum? Weil du fort bist, wollte der Brünette sagen, aber seine Stimme versagte. „TAI? Bitte wach auf. Sag doch was.“ Aufwachen? „Mimi...“, krächzte Tai und öffnete zaghaft seine Augen. Er blickte in das besorgte Gesicht seiner Verlobten, die hilflos sein Gesicht umfasste. Warm. Sie fühlte sich warm an. „Bin ich im Himmel?“, fragte er und hob die Hand, um über die weiche Wange seiner Liebsten zu streicheln. „Himmel? Was redest du da? Wir sind doch nur auf der Couch eingeschlafen.“ Eingeschlafen? Taichi fuhr sich über die nasse Augenpartie und blinzelte ein paar mal. Er musste erst einmal realisieren wo er überhaupt war. „Du hattest einen Albtraum! Ich hab doch gesagt, du sollst nicht so viele Süßigkeiten am Abend essen. Das macht nur Bauchschmerzen und Albträume!“, schimpfte die Brünette und richtete sich auf. Taichi blickte von ihrem, verärgerten, aber immer noch wunderschönen Gesicht zu ihrem Bauch, wo sich schon eine kleine Kugel abzeichnete. „Familie...“, murmelte er und legte beide Hände auf Mimis Bauch, in dem ihr kleines Wunder heranwuchs. Die Jüngere hielt inne, sah besorgt zu ihrem zukünftigen Ehemann und setzte sich schließlich wieder hin. „Was hast du geträumt, Tai?“, fragte sie einfühlsam nach. „Ich hab dich verloren. Euch verloren.“ „Verloren?“ „Ja... da waren überall Zombies. Die verdammte Apokalypse ist über uns eingebrochen und dann...“ Er schluckte den harten Kloß in seinem Hals hinunter und strich liebevoll über ihr kleines Bäuchlein. „Ich konnte euch nicht beschützen.“ „Oh, Tai!“ Sie warf ihm einen mitleidigen Blick zu und legte ihre Hand auf seiner, die auf ihrem Bauch ruhte. „Uns ist nichts passiert. Alles ist gut. Es war nur ein blöder Traum.“ Taichi nickte, zog Mimi in seine Arme um ihr einen zarten Kuss von den Lippen zu stehlen. „Ein leben ohne dich, könnte ich nicht ertragen. Du bist das wichtigste in meinem Leben. Du bist der Mensch, der meine schönsten Träume wahr werden lässt.“ „Das hast du schön gesagt, Schokobärchen.“ „Schokobärchen?“ Taichi hob skeptisch eine Augenbraue. Mimi kicherte und schenkte ihm ein süßes Lächeln. „Weil du so schokoladig braun bist. Braune Haare, braune Augen, dunkler Teint. Du bist mein Schokobärchen.“ „Wow. Die Prinzessin und ihr Schokobärchen. Lass das bitte niemals Matt hören.“ „Niemals! Das ist mein geheimer Kosename für dich.“ „Apropo Name. Wir wärs, wenn wir unser kleines Mädchen Masami nennen?“ Erstaunt runzelte Mimi die Stirn. Sie hatten oft, über einen Namen für ihr ungeborenes Kind geredet und jeder Vorschlag wurde von dem anderen gleich wieder verworfen. Besonders schlimm wurde es, als sie das Geschlecht ihres Babys herausfanden. Sie konnten sich nie einigen und egal welcher Name fiel, keiner war gut genug. „Ich dachte, du mags diesen Namen nicht. Warum plötzlich doch?“ „Hmm... sagen wir mal so, ich hab so das Gefühl, dass dieser Name perfekt wäre. Außerdem bin ich mir sicher, dass unser kleines Mädchen, genauso schön sein wird, wie du.“ Mimi kicherte und spielte an einem losen Leinenstoffband, welches sich von Tais Haaren gelöst hatte. „Charmeur.“ Wir träumen öfters das, was wir fürchten; seltener das, was wir hoffen. - Karl Ferdinand Gutzkow- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)