Die Stille nach dem Schuß von Pris ================================================================================ Shinichi stand auf dem Dach des Polizeigebäudes und starrte ins leere. Immer wieder ließ er die Ereignisse des vergangenen Tages vor seinen Augen ablaufen. Hatte er wirklich nichts anders machen können? Es hatte alles wie sonst auch begonnen. Die Polizei hatte ihn um Mithilfe bei einem Fall gebeten und er war natürlich sofort gekommen. Alles lief normal bis...er wollte jetzt nicht darüber nachdenken. Er hörte wie die Tür zum Dach geöffnet wurde und jemand zu ihm herauf kam. Eigentlich wollte er jetzt mit niemandem sprechen. Inspektor Megure trat neben ihn und drückte ihm einen Becher Kaffe in die Hand. "Wie fühlst du dich?" fragte er besorgt. Shinichi Antwortete nicht. "Ich weiß was du durch machst. Ich bin schließlich Polizist." "Eben! Ich bin achtzehn! Und kein Polizist. Jedes mal wenn ich die Augen schließe, sehe ich diese Szene vor mir! Ich frage mich, ob ich etwas anders hätte machen können. Ich wollte ihn doch nicht erschießen!" rief Shinichi bitter. "Du hattest keine andere Möglichkeit. Wenn du nicht auf ihn geschossen hättest, hätte er jemanden umgebracht. Dass du ihn tödlich getroffen hast, war Zufall." versuchte der Inspektor Shinichi zu beruhigen. "Trotzdem. Tot bleibt tot. Es hätte doch einen anderen Weg geben müssen!" "Manchmal ist so etwas unausweichlich, glaub mir. Es ist sehr schwer, damit fertig zu werden. Aber ich bin mir sicher, dass du es schaffen wirst." meinte der Inspektor zuversichtlich. "Im Moment kann ich mir das nicht vorstellen. Wirklich nicht." "Du stehst noch unter Schock. Aber bald wirst du dich besser fühlen." "Meinen sie?" "Ja." Beide schwiegen sich an. Shinichi starrte wieder ins leere. Warum hatte diese Waffe auch ausgerechnet ihm vor die Füße rutschen müssen? Warum nicht Takagi, oder gleich dem Inspektor? Als der Mann anfing zu schießen, hatte er die Waffe aufgehoben. Er hatte einen Moment gezögert, und dann geschossen. Er hatte nur in die Richtung des Mannes gezielt. Und ihn in die Brust getroffen. Auf dem Weg ins Krankenhaus war er verblutet. Vielleicht hätte er besser zielen sollen. Aber er hatte nie zuvor auf einen Menschen geschossen. Er hatte einfach die Augen geschlossen und abgedrückt. Jedes mal, wenn er die Augen schloss, sah er den erstaunten Gesichtsausdruck des Mannes, bevor er zusammenbrach. Der Inspektor war dann zu ihm gekommen und hatte ihm die Waffe aus der Hand genommen. Er selbst war nicht dazu in der Lage gewesen, da er am ganzen Körper gezittert hatte. Dann war er zusammengebrochen. "Haben sie schon mal jemanden erschossen?" fragte Shinichi plötzlich. "Ja, habe ich. Ich war damals noch nicht lange bei der Polizei. Auf dem weg zur Arbeit musste ich noch zur Bank. Da ich die Nacht vorher Bereitschaft hatte, hatte ich meine Pistole bei mir. Nun, die Bank wurde überfallen. Es war ein Einzeltäter. Ich zog meine Waffe und zielte auf ihn. Er nahm eine Geisel und stellte sich vor das Fenster. Ich hatte eine großkalibrige Pistole. Wenn ich jetzt auf ihn geschossen hätte, hätte ich einen Passanten, der hinter dem Fenster vorbei ging verletzt, da die Kugel durch ihn durch gegangen wäre. Er wusste das natürlich und stellte mir ein Ultimatum. Dann habe ich ihn erschossen. Ich habe ihn genau zwischen die Augen getroffen. Damit ich niemand anderen verletzen würde, hatte ich durch meine eigene Hand geschossen. Die physischen Wunden sind sehr schnell verheilt, aber ich habe lange gebraucht, bis ich wieder dienstfähig war." Nach dieser Erzählung war Shinichi erst einmal sprachlos. Er hatte zwar gewusst, dass der Inspektor ein guter Polizist war, aber dass er so weit gehen würde, seine Pflicht zu erfüllen, hätte er nicht gedacht. Er war selbst einmal angeschossen worden und wusste, wie schmerzhaft das war. Aber durch die eigene Hand zu schießen um einen Geiselnehmer zu töten? Dazu wäre er niemals in der Lage. "Haben sie das wirklich getan, Inspektor?" fragte Shinichi. "Ja. Für diese Aktion habe ich sogar einen Orden für besondere Leistungen bekommen. Alle waren sehr stolz auf mich. Vor allem mein Vater. Mich hat das alles nicht gekümmert, da ich etwas depressiv war. Aber ich habe es geschafft, dieses Tief zu überwinden." "Wenn so etwas sogar sie aus der Bahn wirft, was soll ich dann tun?" fragte Shinichi verzweifelt. "Du darfst nicht vergessen, dass ich damals nicht viel älter als du war. Außerdem hatte ich längst nicht so viel Erfahrung im Umgang mit dem Tod wie du. Du bist außerdem psychisch sehr viel stärker als ich. Glaub mir, du wirst damit fertig werden." Shinichi war nicht sehr überzeugt davon. Aber er beschloss, sich nicht unterkriegen zu lassen. Außerdem würde Ran ihm bestimmt helfen. "Komm Junge, es ist schon spät. Ich bring dich nach Hause." Mit diesen Worten führte der Inspektor Shinichi vom Dach. ENDE Kommentare? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)