Zum Inhalt der Seite

Rutting Season

Dante x Nero
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Akt 1

»Kid!«
 

Nero schnellte gewarnt herum und blockte ächzend den Angriff des widerlich schwärenden Dämons, der mit seinem scharfen Schweif geradewegs auf seinen Nacken gezielt hatte. Dumpf fing die Red Queen die giftige Schwanzspitze ein paar Millimeter vor ihrem Ziel ab.
 

Nur eine Sekunde später und er wäre wohl als aufgespießtes Häppchen für diesen hässlichen Hurensohn geendet...
 

Der Dämon zischte wütend, da seine so sicher geglaubte Beute plötzlich den Aufstand probte,- Nero riss seine Schulter zur Seite, um dem widerlichen Speichel dieses Mistviehs zu entgehen, der dampfend aus dem lippenlosen Maul spritzte. Angewidert rümpfte er die Nase, da der Dämon genauso stank wie er aussah – abscheulich.
 

Mit einem knappen Nicken dankte er seinem zeitweiligen Partner für die Warnung. Dante schlug sich unweit von ihm mit Rebellion eine Schneise durch die hässlichen Cesspool Dämonen, die wie eine nicht enden wollende Flut aus stinkenden Eingeweiden und wirbelnden Extremitäten aus der Kanalisation schwappten.
 

Prima, sie hatten offensichtlich ein Nest dieser Viecher gefunden und dabei waren sie eigentlich nur auf der Suche nach einem Artefakt für einen Kunden. Eigentlich ein ganz normaler, einfacher Job. Eigentlich...
 

Nero hatte Dante noch davon abgeraten, einfach so unvorbereitet hier runter zu steigen! Hätte er sich bloß einmal auf sein ungutes Bauchgefühl verlassen und nicht darauf, dass der andere schon wissen würde, was er tat, immerhin war er ja um einiges älter und sollte Risiken vernünftig einschätzen können...
 

Richtig, sollte! Tat er aber nie!

In Dantes Wortschatz schien es so etwas wie Vorsicht oder Risiko gar nicht zu geben, wodurch er Nero natürlich ähnlicher war, als der sich eingestand.
 

Nero ließ den integrierten Motor seiner Red Queen aufheulen, drehte das Handgelenk und säbelte dem Dämon sauber durch den Schweif. Kreischend taumelte der Cesspool zurück, verspritzte großzügig sein Blut, was noch schlimmer stank als der Dämon selbst und besudelte damit die Ränder von Neros blauen Mantel, was den jungen Hunter missmutig knurren ließ.
 

Ganz toll, mit Sicherheit roch er jetzt wie eine Fäkaliengrube! Schöne Scheiße!
 

Zu seinem Glück war er vorübergehend bei Dante im Devil May Cry einquartiert, wodurch er sich eine weitere, nervenaufreibende und langwierige Diskussionen mit Kyrie ersparte, die irgendwie so gar kein Verständnis für seine Leidenschaft, Dämonen zu töten und die damit verbundene Sauerei aufbringen konnte.
 

Ihre Reinlichkeit war allumfassend, manchmal beinahe nervtötend und nicht selten waren sie in letzter Zeit in heftigen Streit über die Banalitäten des Alltages geraten, wie liegengelassene Klamotten oder sein vor Dämonenblut triefendes Schwert...
 

Komisch, im Devil May Cry störte sich nie jemand an so was, der Laden war immerhin ein Hort für Dämonentöter, Waffen in allen Ausführungen, sowie zerrissene und besudelte Klamotten,- alles gehörte schlichtweg zum Inventar, fast wie Dantes heißgeliebte Pizza und das Sixpack Bier im Kühlschrank.
 

Ehrlich angepisst, weil er seinen Mantel erst gestern aufwändig vom letzten Job gereinigt hatte, zückte Nero seine Blue Rose und jagte dem wankenden Dämon eine Kugel zwischen die Augen.
 

Nun... zumindest dahin, wo er die Augen vermutete, denn so recht wusste man bei den Viechern eigentlich nicht, was oben oder unten war. Oberflächlich betrachtet waren sie nicht mehr als matschige, deformierte Körper mit peitschenden Gliedmaßen.
 

Dann packte er den nächsten Mistkerl mit seinem Devil Bringer und benutzte den Dämon als Rammbock gegen seine herannahenden Kollegen, bevor er ihn mit befriedigender, gnadenloser Härte so oft auf den Boden hämmerte, bis der weiche Körper zerplatzte.
 

Plötzlich spürte er vertraute Wärme hinter sich, stand nun Rücken an Rücken mit Dante, während der Ältere seine beiden Pistolen gezogen hatte und mit unmenschlicher Geschwindigkeit einen Kugelhagel auf die angreifenden Dämonen niederregnen ließ. Nero tat es ihm gleich und feuerte seine Blue Rose frenetisch in die Massen, doch die Reihen schienen sich nicht wirklich zu lichten.
 

Unweigerlich wurden sie eingekreist und Nero kam nicht umhin langsam unruhig zu werden. Eigentlich hatte er sich den Tag gänzlich anders vorgestellt, als jetzt knöcheltief in stinkenden Dämonenkadavern zu stehen. Und warum?! Weil er Dante wieder einmal blind gefolgt war, begierig darauf, sich und vor allem dem älteren Hunter etwas beweisen zu müssen.
 

»Ich hoffe, du hast einen Plan, wie wir hier wieder rauskommen, alter Mann«, knurrte er angespannt, während er seine Waffe mit einer geübten Bewegung nachlud, bevor er das Feuer wieder eröffnete. Er spürte Dantes raues Lachen an seinem Rücken und reagierte darauf mit fassungslosem Unverständnis.
 

Wie konnte der Kerl eigentlich noch lachen, wo sie gerade bis zum Hals in der – wortwörtlichen – Scheiße steckten, wenn man die Massen an Cesspools um sie herum betrachtete!?
 

Nero fragte sich nicht zum ersten Mal, wie er sich nur auf die Zusammenarbeit mit dem Devil Hunter hatte einlassen können. Der Kerl nahm überhaupt nichts ernst, war mit Sicherheit wahnsinnig... und noch dazu ein arrogantes Arschloch!
 

»Du hast doch nicht etwa Schiss, Kid?«, zog ihn Dante feixend auf, der wie immer die gelassene Überheblichkeit in Person präsentierte. Er hämmerte Ebonys Griff auf den Schädel eines heranstürmenden Dämons und schüttelte dessen dampfendes Blut danach ungerührt von der Waffe.
 

Nero knirschte mit den Zähnen und ließ seinen Stiefel auf den noch zuckenden Schweif eines Dämons niederkrachen, der sich gerade hatte selbstständig machen und davon kriechen wollen.
 

»Ich für meinen Teil will einfach nur den Job erledigen und heute nicht als ein Haufen stinkende Dämonenscheiße enden! Mir ist schon klar, dass dich das kalt lässt, immerhin riecht es in deinem Laden ja fast genauso schlimm wie hier!« Das war zwar schlicht gelogen, doch das würde er Dante ja nicht auf die Nase binden müssen.
 

»Hey, hey, jetzt werd' mal nicht persönlich«, wies ihn der Devil Hunter in gespieltem Ernst zurecht. »Lass das bloß Trish nicht hören, immerhin ist sie für's Putzen zuständig.«
 

Naja, Nero vermutete eher, dass Trish lieber nicht hören sollte, dass Dante sie zur Putzfrau degradieren wollte, denn dann würde ihm die hübsche Blonde wohl gehörig den Arsch aufreißen.
 

Unvermittelt vernahm Nero Dantes raue Stimme nah an seinem Ohr, da sich der Ältere umgedreht hatte und ihm zusichernd auf die Schulter klopfte. Der jüngere Hunter konnte ein kleines Schaudern nicht verhindern, welches Dantes warmer Atem auf der empfindlich dünnen Haut auslöste.
 

»Keine Sorge, ich hab' alles im Griff. Cesspool Dämonen werden immer von einer Schwarmführerin, ihrer Königin, geleitet. Die müssen wir nur finden und... ein wenig mit ihr plaudern. Wahrscheinlich hat sie unser Amulett«, erläuterte Dante gelassen.
 

»Nur?!«, krächzte Nero ungläubig und blickte auf die Massen an Dämonen um sie herum, aus denen sich unmöglich herausfiltern ließ, ob es sich um Männchen oder Weibchen handelte. »Wie willst du Eure Majestät denn hier bitte schön finden?!«
 

»Null Problem, Kiddo«, meinte Dante noch lapidar, bevor Nero einen auffordernden Schubs gab. »Lenk' du sie ein bisschen ab, ich such' die Königin.«
 

»Bitte was?! Spinnst du?!« Nero konnte gar nicht so schnell reagieren, wie Dantes Präsens in seinem Rücken verschwand und in dem jüngeren Hunter damit ein unbegreifliches, flüchtiges Gefühl von Verlust heraufbeschwor.
 

»Du schaffst das schon! Bin gleich wieder da.«
 

Nero bemerkte in einem Anflug von Unbehagen, dass er sich tatsächlich auf den älteren Devil Hunter und dessen Wort verließ, ihm vertraute und das passte ihm so gar nicht in den Kram, es löste recht widerstreitende Gefühle in ihm aus.
 

Er hatte frühzeitig gelernt, allein klar zu kommen und obwohl Kyrie und Credo immer für ihn dagewesen waren, so hatte er sich doch nie wirklich heimisch in seiner Adoptivfamilie gefühlt, was sicherlich auch größtenteils daran lag, dass er ein Halbdämon war – ebenso wie Dante.
 

Vielleicht war das auch der Grund, warum er in der Nähe des Älteren dieses bedingungslose Vertrauen, dieses irrationale Gefühl von Heimat verspürte. Ein Gefühl, was ihn beunruhigte und irgendwie unsäglich nervte... vor allem nervte! Denn solch einen positiven Einfluss auf sich selbst wollte er Dante ganz sicher nicht zugestehen.
 

Es reichte schon, dass er oft genug anerkennen musste, dass er von dem talentierten Devil Hunter noch so einiges lernen konnte, was sich Nero nur zähneknirschend eingestand.
 

Dante hatte seinen Devil Trigger aktiviert, die mächtigen Flügel entfaltet und sich an die Decke des zerfallenen, unterirdischen Gewölbes katapultiert, wo er die Klauen in den brüchigen Putz bohrte und sich jetzt so wie ein Insekt rasend schnell über die Horden der Cesspool Dämonen hinweg bewegte.
 

»Bastard... «, grollte Nero ihm hinterher, allerdings weniger ärgerlich, als er bezweckt hatte. Er ignorierte starrköpfig den Hauch Bewunderung, welchen er stets im Beisein des gewandelten Devil Hunters verspürte. Dantes Dämonengestalt war imposant, mächtig und der Ältere wusste seine teuflischen Attribute zielgerichtet einzusetzen.
 

Nero hingegen hatte immer noch Schwierigkeiten, seine erwachte dämonische Seite zu beherrschen, diese so kontrolliert einzusetzen, damit er sich in so manch heiklen Situation einen Vorteil verschaffen konnte. Wo bei Dante stets alles so leicht aussah, fast anmutig – so weit man eben bei zwei Meter geballter, animalischer, roher Gewalt von Anmut sprechen konnte – so fühlte sich Nero oft wie ein Baby, dass kaum seine eigenen Gliedmaßen koordinieren konnte.
 

Im Moment nutzte er Yamato, das Schwert von Dantes Bruder, kaum im Kampf, einfach deshalb, weil er sich lieber auf altbekanntes verließ als auf eine Macht, die so überwältigend und schwer zu kontrollieren war.
 

Ein weiterer Grund, warum er die Zusammenarbeit mit dem älteren Devil Hunter nicht ausgeschlagen hatte,- Dante bot eine Möglichkeit, seine dämonischen Besonderheiten besser zu verstehen, diese vor allem zu akzeptieren und zu disziplinieren.
 

Kyrie hatte Nero dazu gedrängt, Dante zu helfen, als dieser nach Monaten erneut in Fortuna aufgetaucht war, um für einen Job einer Dämonenbedrohung auf den Grund zu gehen, deren Ursprung auf der Insel lag.
 

Trish hatte ihm später erklärt, dass die verbliebenen Dämonenfürsten nach Mundus Tod nun um die Vorherrschaft in der Unterwelt stritten und ihre Fehde inzwischen weit bis in die Menschenwelt reichte, sodass vermehrt Höllenportale und frenetische Sekten auftauchten, die Dante trotz der Hilfe von Trish und Lady kaum noch alle allein zurückschlagen konnte.
 

Nero hatte nie wirklich damit gerechnet, den Devil Hunter nach dem Sieg über Sanctus je wieder zu sehen,- er hatte es aus unerfindlichen Gründen zwar gehofft, nachdem Dante eher sang- und klanglos verschwunden war und Nero sich nie wirklich mit dem Umstand hatte abfinden können, dass er die Chance hatte verstreichen lassen, den einzigen ihm bekannten Halbdämonen zu begleiten, um mehr über sich selbst herauszufinden.
 

Kyrie musste seine innere Unzufriedenheit gespürt haben, weswegen sie ihn wohl auch auf die erneute Anwesenheit des Devil Hunters in Fortuna hingewiesen hatte. Offenbar war nicht nur Nero nach einiger Zeit der Meinung gewesen, dass ihnen beiden etwas Abstand gut tun würde...
 

Vor den schicksalshaften Ereignissen um Sanctus war Nero völlig überzeugt davon gewesen, die junge Frau, die ihm Schwester und Familie war, zu lieben, doch inzwischen hatte seine Überzeugung in dieser Sache zu wanken begonnen, genau, wie er selbst sich seitdem verändert hatte.
 

Immer mehr hatten sich in den letzten Monaten dieser Beziehung ihre persönlichen Unterschiede herauskristallisiert, ihre teils völlig gegensätzlichen Ansichten über eigentlich total banale Dinge. Kyrie war einfach wie das Licht, strahlend, rein, kontrolliert und Nero hingegen... nun, ihn zog es zurück in die Schatten.
 

Er war schon immer unangepasst, ironisch und provokativ gewesen, doch seitdem seine dämonische Seite vollständig erwacht war, hatte sich das Ganze nochmals gesteigert, zusätzlich zu seiner Leidenschaft, Dämonen den Arsch aufzureißen. Ein Punkt, der immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Kyrie und ihm geführt hatte, denn sie hatte stets ein Problem damit, wenn er sich – in ihren Augen – so grundlos in Gefahr brachte. Doch er liebte den Kampf einfach, das Adrenalin, die Gefahr, brauchte all das wie die Luft zum Atmen... mehr noch als er Kyrie brauchte.
 

Er liebte sie noch immer, keine Frage, immerhin gehörte sie zu diesem winzigen Kreis an Menschen, die er am ehesten als Familie bezeichnete... doch eben nicht auf diese romantische Art und Weise, wie sie es sich wohl beide noch vor einiger Zeit erhofft und erträumt hatten.
 

Aber Träume waren eben Träume. Und irgendwann musste man immer aufwachen...
 

Was ein gutes Stichwort bildete, denn Nero wurde ohne Vorwarnung aus seinen Gedanken gerissen, als die Dämonen umher sich plötzlich wie auf einen lautlosen Befehl hin zu einer dichten Masse zusammenrotteten und einer undurchdringlichen Mauer gleich auf ihn zurollten.
 

»Scheiße... « Warum müssen sich die Viecher gerade jetzt entschließen, Hirn zu besitzen und zielgerichtet vorzugehen?!
 

Nero führte die Red Queen mit surrendem Motor, grub mit der Klinge tiefe Spuren in die weichen Leiber, doch am vorrücken hinderte er sie damit nicht. Er wich notgedrungen zurück, während er die stinkenden Dämonen mit gezielten Schüssen seiner Waffe auf Abstand hielt, bevor er die Blue Rose zwangsweise holsterte. Hinter ihm gab es nicht mehr viel Platz, wohin er sich flüchten konnte und Dante sah er auch nicht mehr, wie er eben bemerkte.
 

Mit einem kräftigen Satz katapultierte sich Nero zu einem bröckelnden, halb eingestürzten Vorsprang über ihm und krallte sich mit seinem Devil Bringer daran fest, während er mit der anderen Hand sein Schwert schwang und die vereinzelten Tentakel zurückschlug, die nach seinen Stiefeln gegriffen hatten.
 

Schweiß perlte ihm über die Schläfe, während er sich mit Hilfe seines dämonischen Armes in die Höhe zog. Komm schon, Dante, beeil dich, appellierte er gedanklich an seinen Mentor.
 

Unweit von ihm, in den Schatten lauernd und so unbemerkt, hatte ein glühendes Augenpaar die gesamte Szenerie im Blick und studierte aufmerksam das Geschehen. Der stille Zuschauer hatte in dem langen Zeitraum seiner Existenz Geduld und Abwarten perfektioniert, war ein Meister darin geworden, zu beobachten und Wissen als Waffe zu nutzen.
 

Er wusste inzwischen, jeder, ob Dämon oder Mensch, hatte eine Schwäche, irgendwo und sei jene noch so versteckt, vielleicht fast zu übersehen. Jeder besaß etwas, was er liebte, begehrte, beschützte, brauchte, was wichtig war und wenn man das gefunden hatte, hatte man sein Opfer sprichwörtlich bei den Eiern und das gänzlich ohne mühsame Kämpfe.
 

Und der regungslose Beobachter hasste Kämpfe. Nichts war so geistlos und so langweilig, wie ein blutiger Kampf bis zum Tod, wo blieb da immerhin der Spaß an Intrigen, an List und Tücke?
 

Xoxis lächelte schweigsam, ein unheilvolles Aufblitzen von Reihen scharfer, weißer Zähne in den Schatten. Sein Auftrag war deutlich, sein Ziel glasklar – es galt Ungeziefer auszumerzen. Ein für alle mal.
 

Der Halbdämon Dante, der missratene Sohn des Verräters Sparta, war wohl der größte Dorn im Auge der brodelnden Unterwelt, darin waren sich alle einig, sogar jene, die eigentlich gegeneinander um Herrschaft stritten und kämpften.

Das Devil May Cry war langsam zu einer Belastung geworden und Dante selbst zu einer Bedrohung, die niemand mehr ignorieren wollte und konnte.
 

Der Devil Hunter musste ausgelöscht werden und das schnell, denn wer fähig war, jemanden wie Mundus zu vernichten, der würde auch den neuen Herrscher der Unterwelt aufhalten, wer auch immer das schlussendlich sein mochte.

Allerdings konnten so einige – zu Staub zerfallene – Dämonen ein Lied davon singen, dass Dante offenbar einen Deal mit dem Tod abgeschlossen haben musste, denn er war einfach nicht tot zu kriegen und es glich reinem Selbstmord, den Halbdämon offen herauszufordern.
 

Hier kam Xoxis ins Spiel.
 

Er hatte Dante nun seit einer ganzen Weile schon im Visier. Er verfolgte den Halbdämon, egal, wohin dieser ging oder wo er sich aufhielt, studierte dessen Gewohnheiten, sein Leben, seine Kämpfe, die Menschen und Dämonen, mit denen er sich traf und mit denen er sich umgab.
 

Und dabei war ihm Nero bald aufgefallen.
 

Der weißhaarige junge Mann mit dem hitzigen Gemüt und dem bemerkenswerten Devil Bringer war etwas besonderes, dass war Xoxis sofort klar gewesen.
 

Normalerweise agierte Dante allein, nur ab und an begleitet von einer blonden Schönheit oder einer dunkelhaarigen, jungen Frau mit wirklich übertrieben großen... Waffen. Doch den jungen Nero schleppte der Devil Hunter seit geraumer Zeit immer mit sich herum, der Kleine begleitete den älteren Halbdämonen bei beinahe jedem Auftrag und selbst in ihrer Freizeit hockten die beiden Männer nicht selten zusammen.
 

Doch was wirklich außergewöhnlich war und Xoxis' ausgeprägtes Gespür für charakterliche Schwächen auf den Plan rief, war der Umgang, den die beiden Hunter miteinander pflegten.
 

Einem außenstehenden, unbeteiligten und weniger aufmerksamen Beobachter mochten sie kaum auffallen, diese winzigen und doch so bedeutsamen Gesten - die nur ein klein wenig zu lang andauernden Blickduelle, die forcierten, spielerischen Wortgefechte, all diese Kleinigkeiten, die auf etwas ganz entscheidendes hindeuteten.
 

Der Kleine, dieser hitzköpfige Frischling, war Dante wichtig.

Er bedeutete Dante etwas, mehr, als dieser sich wahrscheinlich selbst eingestehen würde.
 

Vielleicht sah der Devil Hunter in ihm seinen verlorenen Bruder.

Vielleicht eine Art Sohn oder möglicherweise auch sich selbst, in früheren Jahren.

Und vielleicht war es auch etwas gänzlich anderes...
 

Egal, was es schlussendlich war, das spielte für Xoxis eh keine wirkliche Rolle.

Das Einzige, was von Belang war, war Neros bloße Existenz.
 

Nero inzwischen hatte sich halb auf den Vorsprung gezogen, als die porösen Steine unter den Klauen seines Devil Bringers nachgaben und sich urplötzlich lösten. Ungebremst schlug der junge Hunter mit dem Rücken auf dem Boden auf, sodass er jeden Knochen im Leib spüren konnte.
 

Unglücklicherweise war der Boden ebenso instabil wie der Rest des unterirdischen Gewölbes, denn er gab unter Neros Aufprall einfach nach und fiel in sich zusammen, da sich offenbar durch Abwasser ein Hohlraum in den Stein darunter gegraben hatte. Nero verschwand in dem klaffenden Loch, zusammen mit einer ganzen Hand voll der Cesspool Dämonen, die sich um ihn gesammelt hatten.
 

Der junge Hunter stützte erneut ein paar Meter in die Tiefe und landete hart und stöhnend in dem zerklüfteten Geröll, sein Schwert wurde ihm aus der Hand geschleudert, ebenso wie die Luft aus seinen Lungen gepresst wurde. »Fuck...!« Kurz schwammen schwarze Schlieren vor seinem Sichtfeld, ächzend und hustend versuchte er sich wieder aufzurichten und sich zu orientieren, da ihm der Staub die Sicht nahm.
 

Das Problem waren die Dämonen, die plötzlich überall zu sein schienen, sie krochen wie eine Welle über den eben entstandenen Abgrund und stürzten sich geifernd in die Tiefe und damit auf Nero. Der rollte sich herum, sich dabei den schmerzenden, menschlichen Arm haltend, während er hektisch nach dem Griff seiner Red Queen tastete.
 

Der erste Angriff kam schnell. Ein wenig zu schnell, selbst für einen Halbdämonen.
 

Eine tentakelartige Gliedmaße bohrte sich in seine Wade, eine andere in seinen Oberschenkel. Es folgten weitere in seinen menschlichen Arm, seine Hüfte, die Schulter, der Schmerz biss wie tausend Nadeln in seine Nerven und ließ ihn gepeinigt stöhnen. Obwohl sich die Wunden dank seines dämonischen Erbes schnell wieder schließen würden, tat die ätzende Säure der Cesspool doch verflucht weh.
 

Verbissen ertastete er seine Pistole und ballerte das ganze Magazin in die angreifenden Dämonen, während er endlich den Griff der Red Queen spürte und das Schwert ergriff, um mit der Klinge einen weiteren, hinterhältigen Angriff abzuwehren. Also wenn das jetzt nicht genug Ablenkung ist, dann weiß ich auch nicht...!
 

»Dante... «, knurrte er rau und hoffte wirklich inständig, dass der Ältere endlich seinen Arsch bewegen und die verdammte Schwarmführerin finden würde. Er hatte sich wieder auf die Beine gekämpft und mit seinem Devil Bringer den Schädel eines Dämons gepackt, um mit dessen Körper die anderen zurückzuschleudern. »Komm schon, man...«
 

Dante hatte gerade die Königin erspäht, die versteckt im Zentrum der aufgebrachten Cesspool Dämonen ausharrte und jene koordinierte. Er hing regungslos an dem Gewölbe über ihr, beobachtete sie mit glühenden Augen und wartete auf eine Gelegenheit, dass die Wächter um sie die Deckung fallen ließen.
 

Entgegen der recht hirnlosen, männlichen Vertreter dieser Art war das Weibchen intelligent, sehr intelligent. Und Dante hätte sie wohl auch nicht gefunden, wenn er seine dämonische Seite nicht freigegeben hätte, denn nur so konnte er sie... riechen.
 

Tatsächlich sandte die Cesspoolkönigin einen ganz angenehmen Duft aus, wohingegen ihre männlichen Artgenossen mit ihrem penetranten Gestank dafür sorgten, dass der Geruch der Königin überlagert wurde und sie damit geschützt und unentdeckt vor Feinden blieb. Eine einfache, aber effiziente Ablenkung.
 

Ein anderer, unverwechselbarer Geruch schlug nur Augenblicke später in Dantes Dämonensinne ein wie ein Hammer - das Aroma von Neros Blut. Der junge Hunter war verwundet und diese Erkenntnis entfachte ein selten gekanntes, eisiges Feuer von Beklemmung und Wut in Dante. Verflucht, Kid!
 

Er sah dorthin, wo er Nero gerade eben zurückgelassen hatte, erfasste mit einem Blick, dass der Kleine verschwunden war, dazu das Loch im Boden und die Cesspool, die sich in die Öffnung stürzten.
 

Mit einem animalischen Knurren ließ er sich fallen und landete zwischen den Dämonen, ließ seine Klauen und Rebellion in Raserei durch die aufgereihten Leiber der Cesspool fahren. Er mähte sich wie eine Naturgewalt durch die kreischenden Viecher, rückte unaufhaltsam zur Königin vor, die sich unvermittelt einem schnaubenden, tobenden Halbdämon gegenüber sah, dessen riesige Hand grob ihren fleischigen Körper packte und sie so zu Dante heran zerrte.
 

»Pfeif' deine Brut zurück. Sofort!«, grollte er ehrlich angepisst durch sein gewachsenes Gebiss. »Sonst schwöre ich, dass ich hier unten umdekoriere und zwar mit deinen Eingeweiden!« Er wusste, dass die Königin ihn verstehen würde... und wenn sie es nicht täte, würde er sie mit Gewalt dazu bringen, ihn zu verstehen!
 

Er kräuselte die Oberlippe und fletschte die Fänge, verstärkte den Griff seiner Klauen um den Teil der Cesspool, welchen er für ihren Hals hielt, sodass die weiche Haut darunter aufplatzte und ihr Blut floss. Seine Flügel entfalteten sich wie dunkle Unheilsboten hinter ihm, zuckten angespannt durch die Luft.
 

Normalerweise kam es selten vor, dass Dante die Kontrolle verlor, er war nie um einen coolen Spruch verlegen, hatte immer eine gewitzte Antwort parat und bewahrte sich seinen kühlen Kopf in jeder noch so heiklen Situation.
 

Eigentlich passierte es ihm nie, dass er so unkontrolliert aus der Haut fuhr und doch hatte der Geruch von Neros Blut einen Schalter in seinem Kopf umgelegt – wieder einmal. Wenn es um den Kleinen ging, schien er sentimental zu werden. Verfluchte Scheiße, ich hoffe, dass wird nicht zur Gewohnheit!
 

Dante fühlte sich für seinen jüngeren Partner verantwortlich, sah den Kleinen als seinen Schützling an und stand damit auch in der Pflicht, ein Auge auf ihn zu haben. Er wollte einfach nicht schuld daran sein, dass dem Kleinen etwas passierte!
 

Xoxis beobachtete Dante mit überschwänglicher Freude, saugte dessen Anblick genießerisch in sich auf und registrierte jedes noch so winzige Detail - dieses glühende, kaum mehr verhohlene, unkontrollierte Flackern in den geschlitzten Pupillen des Halbdämons, die zittrige, unruhige Anspannung der gewaltigen Muskeln unter der dunklen, geschuppten Haut.
 

Dieser unvergleichliche Ausdruck von Besorgnis auf Dantes kantigem, scharf geschnittenem Dämonengesicht ließ Xoxis beinahe genüsslich aufstöhnen. Das ist es, Dante. Damit habe ich dich bei deinen Eiern. Ein einziger, mentaler Befehl würde die Steine ins Rollen bringen und damit zog sich Xoxis zurück, nachdem er der Königin seine unmissverständliche Anweisung überbracht hatte.
 

Die Cesspool Dämonen erstarrten im nächsten Moment wie ein Mann in ihrer Bewegung, bevor sie sich langsam in die Schatten zurückzogen und plötzlich sehr defensiv das Feld räumten, als hätten sie plötzlich jegliches Interesse an Angriff verloren.
 

Doch erst als Dante Neros blau glimmenden Devil Bringer aus dem klaffenden Loch im Boden ragen sah und sich der Kleine halbwegs unversehrt daraus hervor kämpfte, lockerte Dante selbst seinen Griff um die Kehle der Cesspoolkönigin ein wenig. »Eure Majestät hat offensichtlich etwas, was Ihr nicht gehört...«, raunte er jetzt schon wieder auf seine spöttische Art.
 

Die Dämonin spuckte ihm Gift und Galle entgegen, was Dante angewidert die Nase rümpfen und sie ein Stück von sich wegdrücken ließ. »Dante, Sohn einer Hure und des Verräters Sparta, du mieses Stück-...«
 

»Och bitte, nicht schon wieder die alte Leier...« Dante verdrehte die Augen mit einem genervten Seufzen, immerhin begann fast jedes verdammte Gespräch mit einem Dämon mit diesen Worten. »Können wir uns bitte auf's Wesentliche konzentrieren? Wo ist das Amulett von Karveg?«
 

»Du bist tot, Dante! Tot!« Und bevor der Devil Hunter reagieren konnte, hatte die Königin vier schlangengleiche, nadelspitze Tentakel aus ihrem Körper entfaltet und rammte zwei davon zielgerichtet in Dantes Halsseite, die beiden anderen in seine Oberarme.
 

Etwas wie glühendes Feuer schoss in seine Venen, ließ ihn schmerzhaft zischen und den Griff um den Hals der Dämonin ruckartig verstärken, als ihm klar wurde, dass sie ihm irgendetwas injiziert hatte. »Du verdammtes Miststück...«, knurrte er aufgebracht und riss ihr in einer unkontrollierten Regung den Kopf von den Schultern. Gurgelnd ging die Dämonin zu Boden und verspritzte ihr dampfendes Blut in alle Richtungen.
 

»Ups, scheiße...« Dante rieb sich beiläufig die juckenden, brennenden Einstichlöcher, während er seinen Devil Trigger deaktivierte und den Kadaver der Königin mit dem Stiefel beiseite schob. So war das irgendwie nicht geplant gewesen...
 

»Hey, alles okay bei dir...?« Nero tauchte an seiner Seite auf, bedachte die tote Dämonin mit einem skeptischen Blick, bevor er seinen Mentor zweifelnd ansah. »Wolltest du nicht eigentlich mit ihr... reden?!«
 

»Sie war nicht sonderlich gesprächig, eher etwas wortkarg. Weißt du, ich glaube, wir beide werden wohl doch keine Freunde«, tat Dante das Geschehen mit einem Achselzucken ab, dann wandte er sich Nero zu und griff vorsichtig nach dessen menschlichem Arm, den der Kleine in einer unbewussten Regung an der Brust barg.
 

»Bist du verletzt...?« Dante kam nicht umhin, sich dafür die Schuld zu geben, hielt das aus seiner Stimme aber wohlweislich heraus. Nero hasste nichts mehr als wenn er ihn wie ein unfähiges Kind behandelte, auch, wenn er es am Ende nur gut meinte.
 

»Jetzt werd' mal nicht dramatisch, alter Mann... das ist nur 'ne Prellung, das heilt schon wieder«, wiegelte Nero rasch ab, bevor er etwas entdeckte, an Dante vorbei ging und sich in die Hocke sinken ließ. Aus einem dampfenden Haufen von eher zweifelhafter Herkunft zog er ein blinkendes Medaillon hervor und hielt es dem Devil Hunter entgegen.
 

»Ah, da ist es doch!« Dante schnappte das Amulett, wischte es an seinem Mantel sauber und betrachtete es prüfend von allen Seiten. »Damit hab' ich den Job wohl erledigt. Ich würde sagen, zwei Drittel der Bezahlung stehen damit mir zu«, meinte er überzeugt. Flink ließ er das Amulett in seiner Manteltasche verschwinden.
 

»Hey, du tickst wohl nicht mehr richtig!?«, fuhr ihn Nero sofort an und stieß ihm den glühenden Zeigefinger seines Devil Bringers auf die Brust. »Es hieß fifty-fifty, schon vergessen?!«
 

»Ach Kid...« Dante schwang Rebellion gelassen über seine Schulter und stolzierte gemächlich davon. »Fifty-fifty!? Wofür? Dafür, dass du die ganze Zeit da unten gelegen und ein Schläfchen gehalten hast, während ich hier Eure Majestät bei Laune halten musste?!«
 

Beinahe anklagend deutete er auf das Loch, aus dem Nero gekrochen war. Im Vorbeigehen registrierte er mit stiller Bewunderung die unzähligen toten, zerfetzten Dämonen da unten, die ganz eindeutig die Handschrift von Neros Devil Bringer trugen.
 

»Schläfchen?! Ich glaube, bei dir ist 'nen Rad ab, Alter!«, fauchte Nero jetzt wie eine angepisste Katze, der man auf den Schwanz getreten war, was Dante amüsiert grinsen ließ. »Du hast mich den Viechern zum Fraß vorgeworfen, damit du hier in Ruhe dein Date abhalten konntest! Die Hälfte gehört mir!«
 

»Nope.«

»Ich spuck' dir auf deine nächste Pizza! Ich schwöre es!«

»Wenn du das tust, werde ich Trish dazu anhalten, dich das nächste Mal im Devil May Cry als Putzlappen zu benutzen!«

»Sie hat da noch nie geputzt, du Idiot!«

»Ja, umso schlimmer! Dann solltest du das vielleicht ab heute mal übernehmen, Kid.«

»Sag mal, bist du eigentlich völlig bescheuert!?«

Akt 2

»Ich glaub', Dante hat sich irgendwas eingefangen...«
 

»Wieso? Was ist denn los mit ihm?« Trish hörte sich lustlos an, sie schien in Eile und mit den Gedanken nicht ganz bei dem Telefongespräch.
 

Nero druckste unangenehm berührt herum. »Naja... er hat sich vor zwei Stunden in sein Zimmer verzogen, war ziemlich bleich, schien sogar Fieber zu haben. Inzwischen macht er den Eindruck, als wäre er eine Bombe kurz vor der Explosion und äh, sagen wir mal so... er sieht aus, als könnte er sich durch die halbe Unterwelt vor und wieder zurück vögeln... wenn du verstehst... er hat sogar von mir verlangt, dass ich ihn an sein Bett kette, damit er keine Dummheiten macht...«
 

Urplötzlich hatte er doch Trishs Aufmerksamkeit. »Oh wirklich?! Zu schade, dass ich das gerade nicht sehen kann... machst du mir ein Foto davon?! Damit könnte ich vielleicht endlich mal das Geld eintreiben, das er mir schon seit Ewigkeiten schuldet.« Sie kicherte verhalten, wurde jedoch sofort wieder ernst, als sie merkte, dass Nero nicht in ihre Erheiterung einstieg. »Wo wart ihr denn als letztes? Seid ihr auf Dämonen getroffen?«
 

»Ja, auf Cesspool Dämonen. Wir haben ihr Nest bei 'nem Job ausgehoben.«
 

Kurz war es still in der Leitung. »Cesspool?! Wirklich?!«
 

»Jaha... «, bestätigte Nero gedehnt. Ungeduldig klopfte er mit den Fingern auf dem Schreibtisch.
 

»Interessant... hm, eigentlich unmöglich...«
 

Ihm wurde es langsam zu bunt, er wollte endlich Antworten und vor allem eine Lösung für sein... oder besser Dantes Problem! »Was ist unmöglich?! Trish, rede mit mir, verflucht! Dante liegt oben mit 'ner Mörderlatte und kocht wie ein Hochofen! Du magst das vielleicht interessant finden, ich schieb' hier aber seit zwei Stunden Panik, dass er mir irgendwann einfach kollabiert!«
 

»Naja, eigentlich kann es nicht sein, ich wüsste nicht mal wie, aber.... irgendwie ist er wohl mit dem Sekret der Cesspool Königin in Verbindung gekommen. Es würde zumindest auf die Symptome passen. Aber die Königin benutzt dieses Zeug nicht zum Schutz oder zum Angriff, niemals. Dafür ist es viel zu wertvoll.«
 

»Vielleicht hat sie ja mal eine Ausnahme gemacht...!?«
 

»Nero, die Königin verwendet dieses Hilfsmittel ausschließlich zur Fortpflanzung. Nicht umsonst wird das Zeug auf dem Schwarzmarkt der Unterwelt für horrende Preise gehandelt. Man kann es nur aus dem toten Körper einer Cesspool Königin extrahieren. Es wirkt wie ein unheimlich starkes Aphrodisiakum für Dämonen, weckt die urtümlichsten Gelüste und Triebe. Das Zeug heißt „Red“ und wird gerne auf einschlägigen, blutigen Dämonenpartys eingenommen, da es einen richtig auf Touren bringt und man dann die ganze Nacht in der Lage ist... naja, in jedweder Richtung Spaß zu haben.«
 

»Dante sieht aber nicht gerade aus, als würde er Spaß haben...«, knurrte Nero missmutig, er war gereizt und angespannt, weil er bisher effizient so gar nichts hatte beitragen können, diesen Umstand zu ändern. »Er tut zwar, als wäre es halb so schlimm und sagt, er würde schon klar kommen, du kennst ihn ja, aber... ich weiß nicht, ich mach' mir langsam echt Sorgen...«
 

»Das ist auch kein Wunder. Wenn stimmt, was ich vermute, dann hat er das Aphrodisiakum in seiner reinsten Form irgendwie von der Königin abbekommen. Ich habe wirklich keine Ahnung, wie sich das auf einen Körper auswirkt. Ich kann mir vorstellen, dass seine dämonische Seite gerade völlig durchdrehen muss. Dante hat wohl Glück, dass er nur ein Halbdämon ist und die Wirkung somit verzögert und abgeschwächt einsetzt, sonst wäre er vielleicht wirklich schon längst an einem Herzinfarkt krepiert. Es wird wohl hart für ihn, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er das überleben wird und dass das in ein bis zwei Tagen ausgestanden ist...«, erläuterte Trish mit völlig unangebrachter Ruhe.
 

»Ein bis zwei... Tage?!«, krächzte Nero ungläubig. »Die letzten zwei Stunden waren schon die Hölle!«
 

»Naja, vielleicht sollten wir auch etwas nachhelfen und ihm eine Dämonin besorgen. Dann kann er das Zeug auf relativ natürliche Weise verbrennen und die Wirkungsdauer verkürzen. Ich kenne da einen wirklich guten Laden, die Ladys dort schulden mir noch einen Gefallen und wären sicher alles andere als abgeneigt, ein bisschen mit dem kleinen Dante spielen zu können...«, schnurrte Trish amüsiert.
 

»Vergiss es!«, bellte Nero bissig in den Hörer, vielleicht ein wenig zu enthusiastisch, weswegen er auch rasch anfügte: »Viel zu riskant! Am Ende killt ihn so 'ne Braut noch währenddessen, der Alte ist doch nicht ganz bei sich!«
 

»Keine Sorge, die Mädels dort sind vertrauenswürdig, ich verbürge mich für sie-...«
 

»Nein. Ende der Diskussion.« Die Vorstellung, dass irgend so ein billiges Dämonenflittchen auf seinem Mentor Rodeo ritt... war definitiv verstörend. Und gefiel ihm irgendwie so ganz und gar nicht. »Es muss was anderes geben, wie wir ihm helfen können.«
 

»Na, vielleicht solltest du dich dann ein bisschen um ihn kümmern...?!«, kicherte Trish und Nero konnte sich ihren schadenfrohen Gesichtsausdruck nur zu gut vorstellen.
 

Er lief irritierenderweise rot an und war froh, dass man das durchs Telefon nicht würde sehen können. »W-was?! Spinnst du?! W-warum sollte ich denn... ach, weißt du was, vergiss es! Verarschen kann ich mich auch allein! Mir wird schon was einfallen!
 


 

Nero zog das Telefon zum wiederholten Male an sich heran, betrachtete es unschlüssig, bevor er es erneut trotzig von sich schob und das Bier in seiner Hand hastig an die Lippen hob.
 

Seine Finger flogen erneut über die Tastatur des PCs, während er versuchte, sich auf den Bildschirm zu konzentrieren, was ihm allerdings nur mittelmäßig gut gelang, vielleicht auch deswegen, weil Dantes Brüllen erneut angeschwollen war und wie ein unheilvolles Dröhnen durch das Devil May Cry bebte. Das erinnerte Nero sehr bildhaft daran, dass der Devil Hunter oben in seinem Zimmer lag, mit schweren Ketten an sein Bett gefesselt.
 

Das ging jetzt seit Stunden so, dass Dante in regelmäßigen Intervallen der Wirkung seiner „Vergiftung“ erlag. Mal hatte er ruhige, erschöpfte Phasen, schien bewusstlos und dann wieder... naja, führte er sich wie ein gefangenes, tollwütiges Tier auf.
 

Und das Problem war... Nero war eben doch nichts eingefallen. Zumindest nichts wirklich hilfreiches, was besser wäre als Trishs dämlicher Vorschlag.
 

Er stützte das Gesicht erschöpft in die Hände, versuchte das Klirren der Ketten zu ignorieren, die er selbst dem Älteren auf dessen Wunsch hin angelegt hatte und verkrampfte sich unbewusst bei jedem unmenschlichen Schrei aus dem oberen Stockwerk. Das kann doch so nicht weiter gehen, verdammt! Der bringt sich da oben ja noch selbst um!
 

»Vielleicht solltest du dich dann ein bisschen um ihn kümmern...«, hallte ihm Trishs neckender Vorschlag ungewollt im Ohr wieder, verursachte Hitze in seinen Wangen, die er mit einem erneuten Schluck aus der kalten Bierdose zu kühlen und wegzuspülen versuchte... gleich mit den befremdlichen Gedanken, die Trish mit ihrer scherzhaften Bemerkung unwissentlich heraufbeschworen hatte.
 

Wie kommt sie eigentlich auf so 'nen Scheiß?! Als ob ich...!? Also bitte! Wie schräg wäre das denn?! „Hey Dante, komm, ich hol' dir fix mal einen runter, damit es dir besser geht und wir los können, um ein paar Mistkerle zu töten, kein Problem, oder?“ Na sicher... bestimmt nicht!
 

Nero konnte zwar nicht leugnen, dass Dante definitiv attraktiv war – das sah immerhin jeder, auch ein Kerl wie er – aber diese Feststellung gründete sich nicht auf erotischem Interesse, sondern auf reiner Beobachtungsgabe. Und das bedeutete auch nicht, dass er sich vorstellen konnte, ihm an die Wäsche zu gehen!
 

Dante war wahrscheinlich der einzige Mann, bei dem Nero neidlos zugeben konnte, dass er verdammt gut aussah... auch wenn er ihm das garantiert nie sagen würde, weil der Kerl sonst völlig unausstehlich wäre!
 

Er konnte durchaus verstehen, dass Dante die Blicke der Frauen auf sich zog, weswegen der oft auch sehr eindeutige Angebote bekam... die der Ältere allerdings immer ausschlug, zumindest konnte sich Nero nicht daran erinnern, dass Dante mal eine Frau mit ins Devil May Cry gebracht hätte, seitdem er hier wohnte, abgesehen von Trish und Lady natürlich.
 

Anfangs hatte Nero noch vermutet, dass zwischen Trish und Dante mehr lief als eine reine Geschäftsbeziehung, doch das hatte sich als Trugschluss herausgestellt. Also war es eigentlich schon verwunderlich, dass Dante so... naja, fast enthaltsam lebte, wenn man seine großspurige, machohafte Art bedachte.
 

Aber das ging Nero eigentlich auch nichts an und war jetzt auch gewiss nicht das Problem. Der springende Punkt war... Nur weil es mit Kyrie gerade nicht so gut lief - was gelinde gesagt die Untertreibung des Jahres war - würde er nicht gleich den Arsch für Dante hinhalten, so als kleiner Freundschaftsdienst, versteht sich! Das wäre ja auch mehr als absurd!
 

Er starrte finster vor sich hin, sich nur zu bewusst, dass er vor dem Drama, was eine Etage über ihm stattfand, nicht einfach flüchten konnte. Dort litt sein Mentor, sein Partner, sein... ja, sein Freund Qualen und er konnte irgendwie so rein gar nichts für ihn tun. Naja, das stimmt so nicht ganz, du könntest vielleicht schon etwas tun...
 

Er ignorierte das lästerlich verlockende Flüstern im Hinterkopf, das sich komischerweise fast nach Trish anhörte, erhob sich ruckartig vom Schreibtisch, da ihm das Internet eh kaum die gewünschten Antworten bringen würde und machte sich auf den Weg in die Küche, um die inzwischen leere Bierdose zu entsorgen und sich die nächste zu öffnen... eine von vielen an diesem Abend.
 

Erschöpft lehnte er sich an den Kühlschrank und schloss für einen Moment die Augen, um sich zu sammeln. Er musste sich etwas einfallen lassen und das schnell, denn in diesem Zustand war Dante zu nichts zu gebrauchen, ganz abgesehen davon, dass er eine Gefahr für sich und seine Umwelt darstellte.
 

Sie hatten dringende Jobs zu erledigen, Dämonen schienen gerade aus allen Löchern zu kriechen, in der Stadt kursierte offensichtlich eine dämonische Seuche und irgendwo in den Grenzbezirken war ein Portal aufgetaucht, das, wenn es zu lange offen blieb, ihnen noch mächtige Schwierigkeiten bereiten würde.
 

Trish war selbst auf einer Mission im Ausland und auch Lady war so schnell nicht zurückzuerwarten, da sie sich auf der Suche nach einer seltenen Schriftrolle befand, die ihnen vielleicht Auskunft über ein paar Schwachstellen der Dämonenfürsten liefern konnte.
 

Fuck! Nero knallte den Hinterkopf gegen die Kühlschranktür. Jetzt war wirklich ein ganz beschissener Zeitpunkt für Dante, mal eben ein Päuschen einzulegen!
 

»Scheiße, alter Mann, mit dir hat man echt nur Ärger...«, grummelte der junge Hunter verstimmt, raffte sich dann allerdings auf und schritt nun entschlossen zum Schreibtisch hinüber, um nach dem Telefon zu greifen. Ich muss jetzt was unternehmen!
 

Trish war zwar der Überzeugung, dass der Devil Hunter überleben würde und das Ganze mit etwas Glück nach ein paar Tagen überstanden hätte, doch Nero konnte und wollte sich nicht nur auf pures Glück verlassen. »Dante ist ein harter Knochen, Kleiner, mach' dir keine Sorgen. Der schafft das schon. Vielleicht geht er gerade durch die Hölle, aber die spuckt ihn doch eh freiwillig wieder aus!«
 

Für Dante musste es sich tatsächlich wie die Hölle anfühlen, gegen seine tobende, dämonische Seite anzukämpfen zu müssen, damit er nicht Amok lief. Es wäre für ihn schlichtweg eine Katastrophe, wenn er in diesem Zustand irgendjemanden Schaden zufügen würde! Das würde ihn umbringen...
 

Auch wenn Dante so manches Mal wie ein oberflächliches Arschloch wirken mochte, Nero wusste genau, dass hinter dieser coolen Fassade ein mitfühlender, ehrbarer Mann steckte, der niemals einen Unschuldigen oder Schutzbedürftigen im Stich lassen würde und der bis aufs Blut, bis zum Tod, wenn nötig, für eine Sache kämpfen würde, der er sich verschrieben hatte!
 

Und genau das schätzte Nero an Dante, deswegen arbeitete er mit ihm, dafür bewunderte er ihn, dafür mochte er ihn...
 

Ja, verdammt, okay... er mochte Dante. Allerdings war das ein weiterer Punkt von den Dingen, die er ihm niemals sagen würde, weil er sich Dantes dämliches Grinsen als Reaktion schon ganz genau vorstellen konnte!
 

Der Ältere hatte ihm mehr als nur einmal im Kampf den Arsch gerettet, seine provokativen Sprüche ertragen, ihn hier im Devil May Cry aufgenommen, als hätte er instinktiv gespürt, dass Nero froh war, aus Fortuna weg zu kommen... und das alles, ohne sich auch nur einmal zu beschweren oder eine Gegenleistung zu erwarten, obwohl Nero das Wort Danke in seinem Beisein wirklich selten über die Lippen kam.
 

Doch Dante schien das auch nie zu erwarten, als wüsste er genau, dass Nero sich mit Vertrauen und Bindung schwer tat. Nein, stattdessen machte er einfach keine große Sache um alles, teilte sogar seine Pizza und Bierreserven mit ihm, obwohl er einen Hang dazu hatte, chronisch pleite zu sein und trainiert ihn, damit er mit seiner dämonischen Seite besser klar kam.
 

Ja, Nero mochte den überheblichen Mistkerl, den knallharten Hunter, den ernsten Zuhörer, den unverbesserlichen Poser und Kindskopf,- er mochte ihn, weil er immer für ihn da war, ihn forderte und - was am wichtigsten war - ihn akzeptierte.
 

Hier im Devil May Cry musste er sich nicht verstellen, musste kein anderer sein, als der, der er eben war.
 

Und deshalb... wenn er eine Möglichkeit hatte, diese Tortur für Dante zu beenden, dann hatte er verdammt nochmal die Pflicht, dass auch zu tun!
 


 

»Mach mich fest, Kleiner... und dann... verlass den Laden für ein paar Tage...«, raunte Dante mit kratziger Stimme.
 

Seine Gesichtszüge waren angespannt, seine Kiefer- und Wangenknochen stachen unnatürlich heraus. Er wirkte völlig erschöpft, war bleich wie das Bettlaken, auf dem er lag und schien seinen unruhigen Körper nur noch mit reiner Willenskraft allein auf dem Bett zu halten. »Das... wird wahrscheinlich... noch hässlich hier...«, knurrte er durch die Zähne mit einem schrägen, ergebenen Grinsen.
 

Nero starrte völlig entsetzt auf die eisernen Ketten, die auf dem Fußboden lagen, neben dem Bett, indem sein Mentor mit sich und seinem rebellierenden Dämon rang.
 

»Das kannst du nicht wirklich von mir verlangen...!?«, quetschte er ungläubig heraus, musterte die massiven Fesseln angewidert, die aussahen, als könnte man damit einen Elefanten bändigen.
 

»Mach schon... und dann hau endlich ab...«
 

»Bist du bescheuert!? Ich lass' dich hier so doch nicht allein, Idiot...« Das sonst so geliebte Schimpfwort verließ ohne großen Nachdruck Neros Mund, er fühlte sich wie betäubt und so verflucht nutzlos.
 

Dantes Lippen kräuselten sich zu einem kraftlosen Schmunzeln. »Keine Widerrede, Kid... ich komm schon klar... du kennst mich doch... sorg' nur dafür... dass ich keinen Schaden anrichten kann, okay?«
 


 

Nero schluckte hart unter der plötzlichen Erinnerung an diesen gequälten, verlorenen Ausdruck in Dantes Gesicht, der so völlig... falsch an dem Älteren gewirkt hatte. Der Kerl sollte ihn foppen, ihn herausfordern, ihn auslachen, alles, nur – verdammt nochmal – nicht so leidend aussehen! Damit kam der junge Hunter einfach gar nicht klar.
 

Er hatte die Nummer, die Trish ihm doch noch gemailt hatte, schon beinahe bis zur Hälfte gewählt, als er erneut zögerte. Sollte er das wirklich tun? Sollte er wirklich so einfach für Dante entscheiden?
 

Nero spürte Übelkeit in seiner Kehle aufsteigen, die Idee gefiel ihm selbst immer weniger und alles in ihm schien sich dagegen zu sperren, seinen Mentor einfach so einer Dämonin zu überlassen, aber... hatte er denn schon irgendeine Wahl?! Nur ein Dämon würde der wilden Raserei eines anderen Dämonen standhalten und diese befriedigen können.
 

Fakt war, dass er den älteren Devil Hunter einsatzbereit und gesund brauchte, wenn sie ihre Jobs weiter erledigen wollten, ganz abgesehen davon, dass es Dante gerade ganz sicher nicht gut ging – auch wenn der Sturkopf das nicht zugab - und es nicht zu hundert Prozent sicher war, dass er das alles auch unbeschadet überstehen würde.
 

Nur weil Trish sich ziemlich sicher war, war Nero das noch lange nicht und er würde Dantes Gesundheit nicht leichtfertig aufs Spiel setzen, dafür war er ihm einfach zu wichtig.
 

Er zwang seine Finger, die vollständige Nummer einzugeben und auf das Freizeichen zu lauschen, während er den Hörer so angespannt umklammerte, dass das Material schon protestierend knirschte. Wenn nötig, werde ich einfach mit gezogener Waffe die ganze Zeit daneben stehen und sollte die Schlampe auch nur eine falsche Bewegung machen, werde ich ihr das Hirn mit Freuden aus dem Schädel blasen!
 

Er wusste natürlich aus eigener Erfahrung, dass es so einiges brauchte, um einen Halbdämonen töten zu können, aber Dante war merklich angeschlagen und in dieser Verfassung ein mehr als geeignetes Ziel für einen hinterhältigen Angriff. Trish hatte ihm die Frauen zwar empfohlen und deren Kooperation in keinster Weise in Frage gestellt, doch Nero war sich bewusst, dass Loyalität genauso käuflich war wie ein Körper.
 

Am anderen Ende wurde abgenommen, geschäftig meldete sich eine säuselnde, weibliche Stimme und Nero räusperte sich befangen, bevor er sein Anliegen knapp vortrug, dabei Trish und den noch ausstehenden Gefallen erwähnte.
 

Die Frau am Telefon hatte eine durchaus sympathische Stimme und wirkte freundlich, geradezu entzückt, nachdem er Trish – und vor allem Dante! - erwähnt hatte. Sie versicherte ihm eifrig, dass sich bald jemand auf dem Weg zu ihnen machen würde, um sich dem Problem anzunehmen.
 

Nero selbst murmelte einen schwachen Dank und eine müde Verabschiedung, dann ließ er den Hörer langsam sinken und legte auf. Die nun einkehrende Stille kratzte unangenehm in seinen Ohren, Dante schien wieder einmal vor Erschöpfung am Ende seiner Kräfte zu sein.
 

Aus mangels an Alternativen und weil er sich irgendwie beschäftigen musste, begann Nero damit, das Büro aufzuräumen - und auch nur, weil Dante gerade wirklich nicht in der Lage war, seinen Scheiß selbst wegzuräumen! - während er nervös und angespannt darauf wartete, dass die Zeit verging.
 

Irgendwie wirklich unzufrieden feuerte er den Abfall in den dafür vorgesehenen Behälter auf der Straße, dann verschloss er die Tür des Devil May Cry vorsorglich wieder und stand nun unschlüssig im Laden, der ohne Dante, der hinter seinem Schreibtisch pennte, eigentümlich leer und farblos wirkte.
 

Argh, verdammt! Nero rieb sich gereizt die Schläfen und versuchte seine Zweifel herabzuschlucken, dann raffte er sich auf, prüfte seine Waffe auf Funktionstüchtigkeit und Munition, bevor er sie in seinen Hosenbund schob und sich kurzentschlossen die Treppe nach oben in Richtung Badezimmer bewegte.
 

Dante hatte ihm zwar ausdrücklich nahegelegt, dass er verschwinden sollte, aber der erwartete doch nicht wirklich, dass er auf ihn hören würde!? Das tat er sonst schon nie, warum also jetzt?!
 

Niemals hätte er den Kerl in dieser Verfassung allein gelassen, sein Pflichtgefühl und seine Ehre verboten es – Gefahr hin oder her. Doch nicht nur die hielten Nero jetzt noch hier, sondern eben auch seine unbestreitbare Verbundenheit mit Dante.
 

Und ich werde auch jetzt nicht abhauen, entschied er, als er eine Schüssel mit kühlem Wasser füllte und jene dann zu Dantes Zimmer balancierte. Ich werde hierbleiben, wenn diese... diese... Frau kommt, um... um... Er konnte den Gedanken einfach nicht zu Ende denken, der ihm fast körperliche Schmerzen bereitete und ihn die Zähne wütend aufeinander pressen ließ.
 

Wenn die ihn auch nur auf eine Weise ansieht, die mir missfällt, reiße ich sie in Stücke! Sein Devil Bringer glomm bereitwillig im düsteren Zwielicht des Flures auf und Nero musste sich beherrschen, dass er die Schüssel in der Hand nicht versehentlich zerdrückte.
 

Er atmete tief ein und aus, dann öffnete er vorsichtig und leise die Tür zu Dantes Zimmer, immerhin wusste er nicht, was ihn gleich erwarten würde.
 

Sieh es einfach als Freundschaftsdienst. Er braucht Hilfe und die besorgst du ihm, nicht mehr und nicht weniger. Ganz einfach. Völlig unkompliziert. Er hätte sicher das Gleiche für dich getan. Er wird es schon verstehen...
 


 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*
 


 

Dante hatte die ganze Sache eindeutig unterschätzt. Er hätte sich gleich fragen sollen, was ihm die Cesspool Königin da eigentlich injiziert hatte!
 

Dämonen gaben ihm normalerweise eher selten nette und freundlich gemeinte Geschenke mit auf den Weg...
 

Die ersten, bedenklichen Anzeichen hatte er gespürt, als er mit Nero wieder im Devil May Cry angekommen war. Ihm war heiß gewesen, verdammt heiß und Halbdämonen war nicht heiß, nicht auf eine so brennende, verzehrende Art und Weise! Er hatte sogar Fieber bekommen und - zum Teufel - er wurde niemals krank! Er bekam nicht mal 'nen verdammten Schnupfen!
 

Und er war urplötzlich hart gewesen und mehr als bereit, irgendetwas flach zu legen... und dieses Verlangen hatte sich sofort auf Nero fokussiert, offenbar, weil der Kleine der Einzige in der Nähe gewesen war.
 

Spätestens zu diesem Zeitpunkt war Dante klar gewesen, dass die Kacke mächtig am Dampfen war... nicht etwa, weil es sich bei Nero um einen Kerl handelte, so prüde war Dante nun wirklich nicht, aber bitte... das war immerhin Nero! Die jugendliche, vorlaute Kratzbürste! So notgeil konnte er doch gar nicht sein!
 

Okay, Dante hätte Nero auch unter normalen Umständen niemals angefasst, weil er sich ziemlich sicher war, dass der Kleine ihm mit seinem Devil Bringer vorher den Schwanz abgerissen hätte. Und Dante hing prinzipiell an all seinen Gliedmaßen und an diesem einen Teil ganz besonders!
 

Nun quälte ihn seine dämonische Seite seit Stunden mit ziemlich lebhaften Bildern von Sex, Blut und Gewalt, das Gift kreiselte in seiner Blutbahn und machte ihn halb wahnsinnig. Er spürte das ruchlose Erbe in seinen Eingeweiden rumoren, spürte, wie der Dämon sich gegen sein menschliches Gefängnis warf, weil ihn dieses verdammte Scheißzeug irre machte.
 

Nicht nur, dass er seinen eigenen, verräterischen Körper in diesem Moment verachtete, noch größer war die Abscheu vor seinen eigenen Gedanken, vor diesen Begierden, die ihn immer wieder ohne Vorwarnung befielen. Er fürchtete sich davor, dass er sich wie ein Tier, ohne Sinn und Verstand, auf alles stürzen würde, was ihm zu nahe kam.
 

Diese Vorstellung machte ihm eine Heidenangst. Und er verspürte selten Angst.
 

Lass mich doch endlich raus, Dante..., schnurrte seine dämonische Seite. Lass uns Spaß haben, ich weiß auch schon wie! Wir werden etwas töten, unsere Fäuste in Blut und Eingeweide rammen und dann... dann... werden wir uns etwas suchen, was wir ficken können!
 

Ach, halt die Klappe... Er brachte nicht mal mehr wirklich die Kraft auf, mit sich selbst zu streiten. Die ganze Situation war einfach nur völlig absurd und zum verrückt werden!
 

Vielleicht hätte er doch mal wieder ein sexuelles Abenteuer suchen sollen, um sich abzureagieren, das letzte Mal war immerhin... nun, definitiv eine Weile her. Nicht, dass es ihm an Gelegenheiten gemangelt hätte, doch in letzter Zeit war er so mit diversen Jobs, unzähligen Kämpfen und dazu Neros Training beschäftigt gewesen, dass er komischerweise kein wirkliches Verlangen nach Bettsport verspürt hatte.
 

Dante hatte körperliche Bedürfnisse, so viel Mensch war er schon, doch so wild und hemmungslos wie in seiner Jugend trieb er es schon längst nicht mehr. Inzwischen war wahre Befriedigung für ihn schwerer zu finden...
 

Früher hatte er es noch als eine Art Rebellion betrachtet, Genugtuung daraus gezogen, entgegen jeglicher, menschlicher Regeln zu handeln und sich dementsprechend zügellos ausgelebt, mit allem, was eben dazu gehörte,- Sex, Alkohol, Drogen, Schlägereien.
 

Er war mit ausgestrecktem Mittelfinger seinen Weg gegangen, hatte auf Regeln und Normen geschissen, die aus seiner Sicht für ihn eh nie gegolten hatten, da er schon immer zwischen den Welten zu existieren schien - zwischen der scheinheiligen, unwissenden Menschenwelt und der so viel düsteren, verderbten Dämonenwelt, die ihn ständig verfolgt hatte, ihn immer vernichten wollte.
 

„Wenn du immer artig bist, werden die Engel über dich wachen.“ - Die Dämonen waren trotzdem gekommen.
 

„Wenn du nicht langsam schläfst, kommt dich der Schwarze Mann holen.“ - Dante hatte ihm Ivory in den Rachen geschoben.
 

„Wenn du nicht bald die Kurve kriegst, endest du noch in der Hölle.“ - Prima. Ein paar Wichser würde er auf dem Weg gleich mitnehmen!
 

„Wie heißt das Zauberwort?“ - Fuck you!
 

Nachdem er später die Wahrheit über seine Familie erfahren hatte, die Vergangenheit kannte, war für ihn etwas sehr schnell klar gewesen: Gefühle brachten nur Leid. Dementsprechend hatte er sich zusätzlich noch vor allem verschlossen, was ihm zu nahe treten könnte.
 

Seine Mutter war gestorben, weil sie Sparta und ihre Söhne geliebt und sich deshalb geopfert hatte.

Und Sparta, er war verbannt und verdammt, für immer und bis in alle Ewigkeit, weil er Eva und die Menschen geliebt hatte... zumindest mehr als seinen Herrn Mundus.

Und Dante hatte seinen Bruder verloren, den letzten Überlebenden seiner Familie, obwohl oder vielleicht weil er ihn geliebt hatte.
 

Vor diesem Schicksal, seinem persönlichen Fluch, wollte Dante einfach jeden bewahren, mit dem er in Kontakt trat. Deshalb hatte es in seinem Leben schon frühzeitig ein Tabu gegeben, das ihn eigentlich fast zwangsweise zum Einzelgänger geformt hatte – Zuneigung... oder schlimmer noch, Liebe.
 

Denn für ihn war es eine unumstößliche Gewissheit, dass er für andere auf kurz oder lang den Tod bringen würde.
 

Doch mittlerweile... er hätte es sicher nicht offen zugegeben, doch er konnte nicht leugnen, dass er sich irgendwie nach mehr sehnte als nach nie enden wollenden Kämpfen, der ständigen Rettung der Welt oder Sex mit gesichts- und namenlosen Frauen. Sein Körper mochte vielleicht befriedigt sein, doch seine Seele war es seltsamerweise nicht.
 

Vielleicht war er doch zu sehr Mensch, dass er weich wurde... schwach wurde. Vergil hätte das sicher gefallen, er hätte gewisse seine wahre Freude daran gehabt, ihm seine eigenen Unzulänglichkeiten vor Augen zu führen.
 

Dante hatte seine eigenen Grenzen schleichend ausgeweitet, hatte sich auf die Partnerschaft mit Lady und Trish eingelassen, duldete die Frauen nicht nur in seiner Nähe, sondern genoss ihre Gesellschaft und die Zeit mit ihnen im Rahmen ihrer gemeinsamen Jobs.
 

Und nicht zu vergessen, Nero... Nero, der nochmal ein ganz anderes "Problem" in Dantes Leben darstellte.
 

Der Kleine brachte mit seiner schnippischen, herausfordernden Art, dem ständigen Hang zu Ungehorsam und einem Repertoire an Schimpfwörtern, das Dantes eigenem in wirklich nichts nachstand, ziemlichen Wind in den Alltag und der Devil Hunter musste zugeben, dass er sich seit langem nicht so lebendig gefühlt hatte wie in den letzten Wochen, in denen Nero nun übergangsweise bei ihm lebte.
 

Es machte einfach Spaß, Nero an der Seite zu haben, ihn immer wieder zu reizen und zu foppen, weil der immer so herrlich an die Decke ging. Wenn sie sich mal nicht gegenseitig die Köpfe einschlugen, konnte man mit dem Kleinen aber durchaus ernste und gute Gespräche führen und Dante hatte im Kampf dazu jemanden an seiner Seite, auf den er sich hundertprozentig verlassen konnte.
 

Dante mochte Neros Art zu denken und seine Verbissenheit, seinen Ehrgeiz und sein Temperament. Vor allem mochte er ihre bissigen Wortgefechte und - im eigentlich krassen Gegensatz dazu - dieses sich einspielende, schleichende Vertrauen zwischen ihnen.
 

Der Kleine war inzwischen beinahe wie ein Bruder, sie waren sich so ähnlich und ergänzten sich doch irgendwie, und trotzdem war er kein Ersatz für Vergil, dessen Platz niemand je würde einnehmen können. Und das wollte Dante auch gar nicht.
 

Die Beziehung zu Nero war ganz anders, aber nicht weniger wertvoll.

Dante vertraute ihm und ja, er mochte ihn auch unheimlich gern.
 

Er mochte den vorlauten, draufgängerischen jungen Mann, der ihn viel zu oft an sich selbst erinnerte, was auch der Grund gewesen war, weswegen er Fortuna damals nach dem Sieg über Sanctus so schnell wieder verlassen hatte. Er war nämlich kurz davor gewesen, Nero einen Job anzubieten und den Kleinen für seinen eigenen Laden zu rekrutieren.
 

Doch er hatte die Verantwortung egoistisch gescheut, hatte befürchtet, dass er eine zu enge Bindung zu dem jungen Mann aufbauen würde und seine Entscheidung damit gerechtfertigt, dass es eh besser wäre, wenn der Kleine bei seiner geliebten Kyrie und in Sicherheit blieb, als dass er ihn in den Sog der Hölle mitgeschliffen hätte.
 

Tja und nun?! Nun war der Kleine ja doch hier und irgendwie war genau das eingetreten, was Dante die ganze Zeit über befürchtet hatte.
 

Allerdings wusste er inzwischen auch, dass Nero durchaus auf sich selbst aufpassen konnte, genau wie Trish oder Lady - was Dante allerdings nicht davon abhielt, ein Auge auf ihn zu haben - weswegen der Kleine auch zu den wenigen, ausgewählten Personen gehörte, die er gern in seiner Nähe hatte, sich sogar vorstellen konnte, aus dieser Partnerschaft auf Zeit etwas längerfristiges zu machen.
 

Ich könnte ihm anbieten, auch weiterhin hier zu wohnen... Dantes dämonische Seite, dieser besitzergreifende, herrische Teil in ihm begrüßte die Vorstellung, doch sein menschlicher Verstand schüttelte über die eigenen Gedanken den Kopf. Warum sollte er das schon wollen, wo er doch die Kleine hat, die wahrscheinlich zuhause auf ihn wartet?! Sicher werden sie sich wieder zusammenraufen, ist doch immer so...
 

Die Tür zu seinem Zimmer öffnete sich leise, völlig überraschend, denn Dante war der Überzeugung, inzwischen allein im Devil May Cry zu sein.
 

Alarmiert schreckte der Devil Hunter hoch, katapultierte Ebony in die Höhe, die versteckt unter dem Laken an seinem Stiefel geruht hatte und beförderte die Waffe so in seine angekettete Hand, um die Tür ins Visier zu nehmen.
 

Sein Sichtfeld war durch verschwitzte Haarsträhnen und trübe Schlieren ziemlich eingegrenzt und die unnatürliche, verzerrte Haltung, weil ihm die Hände über dem Kopf fest gekettet waren, ließ ihm die Muskeln zittern, da er die Arme gegen die Fesseln stemmte, entschlossen, jene im schlimmsten Fall zu durchbrechen.
 

Wer auch immer hier rein kam und dachte, dass er leichtes Spiel mit ihm haben würde, war eindeutig im Irrtum!

Allerdings stand dort kein hinterlistiger Dämon im Türrahmen, sondern... Nero.
 

Während Dantes innerer Teufel völlig begeistert über diese sich eröffnende Möglichkeit schien, war der Devil Hunter selbst einfach nur entsetzt, als der Kleine mit einer Schüssel in der Hand ins Zimmer schlich und die Tür vorsichtig mit dem Fuß wieder schloss. Verdammt, was macht er hier? Warum zur Hölle ist er überhaupt noch da?!
 

Oh, nimm ihn dir! Tu es! Tu es! Stell dir nur vor, wie köstlich sein Blut sein wird, sein Körper... alles!
 

Sei still! Dante kniff die Augen so fest zusammen, dass er hinter seinen Lidern bunte Punkte tanzen sah, doch konnte nicht verhindern, dass seine überreizten Sinne Neros vertrauten Geruch auffingen und er wie ein ausgehungertes Tier darauf ansprang. Oh verflucht, Kid, warum bist du nicht einfach abgehauen...!?
 

Dante... Der Dämon wollte ihm einfach keine Ruhe lassen. Öffne die Augen, sieh ihn dir an. Er ist willig zu dir gekommen, er wird es genießen, wenn du ihn fickst! Nimm ihn, nimm ihn! Ungeduldig und voller Vorfreude reagierte sein dämonisches Blut auf diese Vorstellung, sein Körper folgte mit einem glühenden Schauer Erregung.
 

Halt verdammt nochmal dein dreckiges Maul! Der Devil Hunter stöhnte gequält, gefangen zwischen diesen obszönen, sündhaften Halluzinationen und seinem menschlichen Gewissen, das ihn beschämt und angewidert vor sich selbst zurückschrecken ließ.
 

Stell dir vor, wie du ihn an der Kehle packst, ihn unter dich zwingst und hemmungslos in seinen Körper rammst, während er vor Lust schreit!
 

Dante krallte die Finger in die eisernen Ketten, die ihn hielten und doch in diesem Moment viel zu wenig erschienen, viel zu schmal und zu schwach, um ihn wirklich zurückhalten zu können. Das Letzte, was er in seinem Leben wollte, war Nero zu verletzen. Er würde es sich niemals verzeihen, wenn er dem Kleinen etwas antat!
 

Doch er war so kurz davor, die Kontrolle zu verlieren, denn er spürte bereits die nächste Woge der sich ausbreitenden Droge heranrollen, den feurigen Hunger, das kribbelnde Begehren, die rasende Gier.
 

Und er erkannte mit erschreckender Klarheit, dass Neros Anwesenheit der Auslöser dafür war.

Akt 3

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Akt 4

Die Luft in der verwinkelten, düsteren Untergrund-Bar war zum schneiden dick, geschwängert vom Geruch unzähliger, aneinander gedrängter Leiber, beißendem Zigarettenrauch und verschüttetem Alkohol. Eine wogende Masse an Körpern bewegte sich zu den harten Riffs und eingängigen Takten der Band, die auf der kleinen Bühne spielte. Der Bass vibrierte angenehm durch den Boden und ließ die Menge ekstatisch feiern.
 

Das Lokal war in den niederen Kreisen der Stadt recht beliebt und dementsprechend auch immer gut besucht, von Sterblichen wie Dämonen, denn der Besitzer der Bar war selbst ein Teufel, der geschäftstüchtig seinen Profit aus den Lastern und Gelüsten der Sterblichen zog. Nicht alle Dämonen wollten den Menschen unbedingt an den Kragen, einige waren eher harmlos und viel eher daran interessiert, eine wirtschaftlich profitable Koexistenz zu erwirken.
 

Heute hatten sich auch die Mitglieder des Devil May Cry unter die feiernde Menge gemischt. Trish und Dante besuchten die bekannte Bar relativ häufig, allerdings nicht nur des Alkohols wegen, sondern auch, da sie ein beliebter Anlaufpunkt für niedere Dämonen wie menschliche Handlanger war und damit oft auch als Umschlagplatz für diverse Waffen, Utensilien, Gerüchte oder handfeste Informationen diente.
 

Trish bahnte sich ihren Weg durch die feiernden Gäste und unterhielt sich hier und da mit diversen, kleinen Dämonen oder menschlichen Unterwelthändlern, ließ geschickt ihren Charme spielen, da auch Dämonen bisweilen unter Alkoholeinfluss ins Plaudern gerieten.
 

Nero verweilte am Bartresen und konzentrierte sich pedantisch auf die glutrote Flüssigkeit in seinem Glas, während er recht steif auf seinem Hocker saß und seit geraumer Zeit den Blick geradezu verkrampft geradeaus gerichtet hielt, um nicht wieder der masochistischen Versuchung zu erliegen, in dem dichten Gedränge zu Dante zu schielen.
 

Der drängende Rhythmus der Musik erreichte ihn kaum und vermochte ihn nicht aus seinen düsteren Grübeleien zu reißen oder seine trübe Laune maßgeblich zu verbessern. Mechanisch hob er das Glas an die Lippen, trank von dem scharfen, dämonischen Whiskey, der Spezialität des Hauses, während er hoffte, dass ihm der starke Alkohol zumindest in dieser Nacht traumlosen Schlaf verschaffen würde.
 

Schätzungsweise zwei Wochen war „es“ jetzt her...

Nero fiel es immer noch schwer, die Dinge beim Namen zu nennen, also war „es“ einfach diese eine, bestimmte Nacht, in der Dante der Droge Red zum Opfer gefallen war.
 

Jene Nacht, die Nero seitdem krampfhaft aus seinem Gedächtnis zu streichen versuchte... allerdings mit eher zweifelhaftem, mäßigem Erfolg. Je heftiger er sich gegen die Erinnerung sträubte, desto vehementer machte die sich nämlich in seinem Hirn breit. Es war einfach zum verrückt werden!
 

Dante hingegen schien diese eine Nacht tatsächlich komplett ausgeblendet oder vergessen zu haben, was vielleicht eine glückliche Fügung des Schicksals - oder die Nebenwirkung der Droge - war, denn sein Mentor hatte die ganze Sache nicht einmal auch nur mit einem Sterbenswörtchen erwähnt oder angesprochen.
 

Wenn Nero nicht mit untrüglicher Sicherheit gewusst hätte, dass diese Nacht nicht nur eine Ausgeburt seiner Phantasie war, hätte er allein dem Verhalten des Devil Hunters nach in Versuchung geraten können, das Ganze wirklich für einen Traum zu halten...
 

Eigentlich hatte sich seitdem wirklich gar nichts verändert, der Alltag nahm seinen gewohnten Lauf, alles war beim alten... bis auf den kaum erwähnenswerten Umstand, dass Nero kurz vor einer inneren Supernova stand und ein unbändiges, mörderisches Verlangen verspürte, irgendetwas zerfetzen zu müssen.
 

Denn Dante saß jetzt hier ins dieser Bar, großkotzig und aufreißerisch wie immer, hatte seine Abstinenz vom weiblichen Geschlecht inzwischen offenbar überwunden - wie unglaublich toll für ihn! - und ließ sich von einer dunkelhaarigen, rassigen Schönheit mit der Zunge die Mandeln massieren!
 

Die Frau saß auf dem Schoß des Devil Hunters, hatte die Nägel verlangend in dessen Mantelaufschläge gekrallt, während sie ihn küsste und verzückt mit den schwer geschminkten Lidern flatterte, als ob sie im siebten Himmel schweben würde...
 

Na kein Wunder, bei dem Mund, säuselte eine hinterlistige Stimme in Neros Kopf. Er verzog die Lippen, angewidert und schockiert von seinen eigenen Gedanken, welche die verhassten Erinnerungen und diese abartige Hitze mit sich brachten, die ganz sicher nicht vom Alkohol herrührte...
 

Das ist doch alles Scheiße! Er schnaubte aufgebracht, spannte sich an und war nicht zum ersten Mal ernsthaft versucht rüber zu gehen und die Frau von Dantes Schoß zu zerren, damit er dem Devil Hunter eine verpassen konnte. Er wollte nichts mehr, als ihm dieses coole, anziehende Grinsen aus der attraktiven Fresse zu schlagen und ihm gehörig in den Arsch zu treten!
 

Am liebsten hätte Nero seinem Mentor die Erinnerung wieder eingeprügelt... und sich damit wahrscheinlich komplett lächerlich gemacht, weswegen er auch sitzen blieb und weiter finster vor sich hinbrütete.
 

Er war in den letzten Tagen schon mehrfach kurz davor gewesen, die Sache einfach anzusprechen, weil er die ständigen Grübeleien nicht mehr aushielt, hatte aber jedes Mal kurz davor einen Rückzieher gemacht, denn... was hätte er auch sagen sollen?! „Hey Dante, du weißt es zwar nicht mehr, aber wir hatten neulich Sex, ja und nun bekomm' ich das nicht mehr aus dem Kopf oder besser gesagt, dich nicht mehr aus dem Sinn! Hast du vielleicht einen Rat für mich? Ich weiß nicht, sollten wir das vielleicht einfach nochmal wiederholen, damit ich nicht mehr der Einzige bin, der sich hier total dämlich vorkommt!?“
 

Ja, ganz toll... prima Idee!
 

Verflucht, das ist doch einfach nicht fair! Während Nero noch immer mit dem zu kämpfen hatte, was da zwischen ihnen passiert war, hatte dieser Idiot wieder einmal das unverschämte Glück, sich über gar nichts den Kopf zerbrechen zu müssen, weil er sich schlichtweg einfach nicht erinnern konnte! Dante durfte einfach so weitermachen wie bisher und als wäre nie etwas passiert!
 

Und dabei hatte Nero doch genau das eigentlich gewollt, hatte gehofft, fast gefleht, dass sein Mentor sich nicht würde erinnern können, als er verstohlen und hektisch nach dieser Nacht aus dessen Schlafzimmer geflüchtet war, während der Devil Hunter am Morgen glücklicherweise noch geschlafen hatte.
 

Er hatte Angst gehabt, dass sich dadurch etwas zwischen ihnen ändern würde, dass ihr unkompliziertes Verhältnis verkrampft und seltsam werden könnte, hatte den Gedanken gefürchtet, dass ihre Zusammenarbeit damit gefährdet und sein Aufenthalt im Devil May Cry zu Ende sein könnte.
 

Und jetzt... jetzt machte es ihn wütend, dass sich eben nichts geändert hatte und alles wie vorher war?! Das war doch wirklich völlig bescheuert!
 

Er sollte eigentlich froh sein, dass die Sache nicht weiter zum tragen kam, damit er seine menschlichen Moralvorstellungen nicht zwangsweise überdenken musste, denn immerhin hatte er Sex mit 'nem Kerl und gleichzeitig Dämon gehabt!
 

Sex mit einem Mann, einem Halbdämonen, zum ersten Mal in seinem Leben und das nicht nur mit irgendeinem, dahergelaufenem Fremden, um die Neugier zu befriedigen... nein, mit Dante! Mit seinem verdammten Mentor und Partner!

Und noch dazu ziemlich heißen, wilden, verboten guten, harten, dämonischen Sex...
 

Ach komm, reiß dich zusammen, so gut ist es nun auch wieder nicht gewesen, versuchte er das Offensichtliche herabzuspielen. Nein, du hast recht... eigentlich war es nicht nur gut, es war viel besser! Besser, als du jemals erwartet hättest, bezichtige ihn sein Gewissen sofort schamlos der Lüge, das er mit einem weiteren Schluck des feurigen Whiskeys mehr schlecht als recht zum schweigen brachte. Er wollte sich nicht mit den Schlussfolgerungen und Fragen auseinandersetzen, die unweigerlich folgen würden, wenn er solche Gedanken erst zuließ.
 

Er war sich zwar ziemlich sicher, dass sich die Beziehung mit Kyrie auf einem sterbenden Ast befand und so gut wie abgehakt war, aber das musste doch nicht zwangsläufig bedeuten, dass er deswegen sofort radikal die Richtung änderte und alles über den Haufen warf, an das er bisher geglaubt hatte... oder?
 

Es reichte schon, dass er neuerdings ständig ungewollt zusammenzuckte, wenn Dante ihm zu nahe kam, weil sofort all diese verfluchten Eindrücke ihrer gemeinsamen Nacht wieder da waren, all die Gerüchte, die Geräusche, die Empfindungen... und das so deutlich und klar, dass er jede verdammte Einzelheit wieder genau vor Augen hatte.
 

Seitdem konnte Nero die Arbeit und die Momente mit dem Devil Hunter nicht mehr zwanglos genießen, konnte ihren Körperkontakt kaum noch zulassen, weil ihn das auf einer äußerst befremdlichen Ebene viel zu sehr durcheinander brachte, Gedanken und... Gefühle in ihm erweckte, die er verabscheute. Die er einfach nicht haben wollte!
 

Alles war so perfekt gewesen, sein ganzes Leben war endlich so gelaufen, wie er es sich schon immer gewünscht hatte. Er hatte sich zuhause gefühlt, wirklich angenommen und verdammt wohl bei Dante und Trish im Devil May Cry... und dann hatte ihm diese eine, verfickte Nacht alles kaputt gemacht!
 

Er selbst hatte es sich kaputt gemacht, denn wenn er auf seinen Mentor gehört hätte, nur dieses eine Mal, wäre das alles nie passiert!
 

Dann wäre ihm nie so klar geworden, dass er Dante wirklich brauchte, dessen Freundschaft und Rückhalt, die Neckereien zwischen ihnen, das Gefühl des Vertrauens, die Gewissheit, dass der andere immer für ihn da sein würde. Er konnte sich kaum noch vorstellen, ohne all das zu sein, wusste nicht, wie er allein weitermachen sollte, wenn ihre Jobs irgendwann erledigt wären und ihre Zusammenarbeit enden würde...
 

Eigentlich war es also nicht wirklich das Devil May Cry oder die Dämonenjagd, woran Nero hing, nein, es war der Devil Hunter selbst, den er nicht verlieren wollte, nach dem er sich... sehnte. Denn er spürte instinktiv, dort wo Dante war, da war sein Zuhause.
 

Nero wollte Dante plötzlich nahe sein, näher, als es ihre gemeinsamen Jobs eigentlich erforderten und das war einfach nur... absurd. Unmöglich und völlig falsch.
 

Nero hasste das.

Er begann Dante dafür zu hassen, dass der solche Gefühle in ihm wecken konnte, wo er sich doch seiner Unabhängigkeit und seiner Stärke immer gerühmt hatte.
 

Doch fast noch mehr hasste er sich selbst, dass er diese dämlichen Gefühle nicht einfach abstellen konnte, dass er zu schwach war, um seinen so erschreckend menschlichen Bedürfnissen zu widerstehen und nicht einfach weitermachen konnte wie bisher. Er war doch glücklich gewesen und mehr als zufrieden mit seinem momentanen Leben, warum also musste er plötzlich mehr wollen?!
 

Er hatte sich niemals, nicht einmal in der Beziehung mit Kyrie, soweit auf einen anderen Menschen eingelassen, dass der ihn ernsthaft hätte verletzen könnte... und jetzt das! Jetzt kam dieser dämliche, großkotzige, weißhaarige Mistkerl daher und brachte einfach alles durcheinander!
 

Ungewollt schweifte Neros Blick wieder zu seinem Mentor und schon im nächsten Moment wünschte er sich, er könnte sich die Augen ausstechen, um nichts mehr sehen zu müssen...
 

Dante grinste die dunkelhaarige Frau auf seinem Schoß gerade verschmitzt an, dann lehnte er sich nah zu ihr und flüsterte ihr etwas ins Ohr, was sie albern kichern ließ, während er ihren, durch das offenherzige Kleid, entblößten Rücken mit ausschweifenden, sanften Bewegungen streichelte.
 

Nero beobachtete das Ganze mit atemloser Fassungslosigkeit, während es ihm so vorkam, als hätte man unvermittelt einen Kübel eisigen Wassers über ihm ausgekippt.
 

Wenn er geglaubt hatte, der Softporno vorher wäre unerträglich gewesen, dann wurde er jetzt eines besseren belehrt, denn diese... Vertrautheit, die sein Mentor nun mit einer Fremden teilte, ließ Nero bittere Übelkeit in der Kehle aufsteigen. Es schnürte ihm förmlich die Brust zu.
 

Es fühlte sich an, als hätte er etwas verloren, als hätte man ihm etwas weggenommen, was er doch eigentlich nie wirklich besessen hatte... und auch nie besitzen würde.
 

Nero krallte seinen unheilvoll glimmenden Devil Bringer in das splitternde Holz der Theke, während sich seine menschlichen Finger so fest um das Glas in seiner Hand spannten, dass dieses schon kläglich zu knirschen begann.
 

»Hey, Kleiner!« Der Barkeeper und gleichzeitig Besitzer des Lokals klopfte vernehmlich mit der Faust auf den Tresen und wedelte mit einem Geschirrtuch vor Neros Nase, um dessen Aufmerksamkeit zu erregen. »Wenn du mir mein Inventar zerstörst, geht das auf deine Rechnung, klar!?«, wies ihn der bullige Teufel mit dem abgebrochenen Horn auf das malträtierte Holz unter seinen Fingern hin.
 

»...'tschuldigung«, grollte Nero angespannt, löste die Klauen seines Devil Bringers umsichtig vom Tresen und hob jenen in einer Geste der Kapitulation. Dann kippte er den scharfen Whiskey in einem Ruck herunter, verzog das Gesicht kurz wegen des angenehm feurigen Brennens in der Kehle, bevor er dem Barkeeper das leere Glas wieder vor die Nase knallte.
 

Der hob nur skeptisch eine Braue über den Rand seines pompös verzierten Monokels. »Junge, ich glaube, du hattest schon genug von dem Zeug...«, mahnte er an, in genau diesem Tonfall, den Nero gerade gar nicht gebrauchen konnte. Das klang viel zu sehr nach Dante und der war gerade das eindeutig falsche Thema!
 

Er verengte die Augen mürrisch und warf dem Dämon eine Hand voll zerknüllter Geldscheine aggressiv auf den Tresen.
 

»Schön, von mir aus. Du musst ja wissen, was du tust... bist ja alt genug.« Mit einem resignierten Schulterzucken schenkte er Nero wie gewünscht nach und nahm sich dann die Geldscheine, um sie in seiner Hosentasche verschwinden zu lassen. Wenn sich der Kleine um den Verstand saufen wollte, war das ja immerhin auch nicht sein Problem.
 

Irgendein betrunkener Dämon rempelte Nero im nächsten Moment von hinten an und prallte dann dümmlich kichernd gegen den Tresen, um das eben erst wieder aufgefüllte Glas mit dem Arm auf den Boden zu fegen.
 

Das war dann zu viel... der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Dem jungen Hunter knallten sämtliche Sicherungen durch und seine überstrapazierte Selbstbeherrschung war dahin.
 

Mit einem impulsiven Schrei sprang er auf und aktivierte seinen Devil Bringer, packte den unglücklichen Kerl am Schädel und schleuderte ihn aufgebracht durch die halbe Bar, bevor das arme Würstchen in einem Krachen mit der nächsten Wand kollidierte und dort liegen blieb.
 

Viele Augenpaare starrten Nero sofort regelrecht entsetzt an und die Leute wichen murmelnd vor ihm zurück, doch das war ihm gelinde gesagt gerade scheißegal. Er nahm gerade noch so wahr, wie jemand zu ihm trat, fühlte Trishs vertraute Präsens an seiner Seite, die dem Barkeeper mit der Hand einen beruhigenden Wink gab, der schon eingreifen wollte. »Alles okay, Kleiner?«, fragte sie mit ruhiger Stimme.
 

»Hm... klar...«, erwiderte Nero kühl. »Ich glaub', ich geh' irgendwas töten...«, grollte er düster, schnappte sich sein Schwert, das bisher am Tresen gelehnt hatte und überprüfte, ob seine Waffe noch im Hosenbund steckte, bevor er sich ohne ein weiteres Wort abwandte und in Richtung Ausgang stapfte. Die Menge machte ihm sofort bereitwillig Platz.
 

Auf halbem Weg begegnete er Dante, der ihn irritiert aufhalten wollte, doch er schüttelte die Hand des Devil Hunters mit einem knurrigen »Lass mich!« einfach ab und verließ fast fluchtartig die Bar.
 

Trish sah Nero besorgt, fast ein wenig mitleidig hinterher, dann seufzte sie schwer und ließ sich nun auf den leer gewordenen Barhocker fallen, während sie sich mit einem eleganten Wink einen Cocktail orderte.
 

Es dauerte nicht lange, da ließ sich Dante mit einem geschafften Schnaufen auf den Hocker neben ihr plumpen und gab dem Barkeeper ein Zeichen, dass er ihm ein Bier bringen sollte. Mit einem breiten Grinsen wandte er sich Trish zu und fuhr sich mit den Fingern in einer erschöpften Geste durch die - eindeutig von Frauenhänden - durcheinander gebrachten Haare.
 

»Man man, es ist gar nicht so einfach, Infos aus den Damen herauszukitzeln, die für Hive Corp. arbeiten. Die sind ziemlich anspruchsvoll... geradezu unersättlich«, stöhnte er erledigt. »Aber ich hab' was wirklich hilfreiches über das Amulett von Karveg herausgefunden. Ich kann mir jetzt vorstellen, warum der Typ das so dringend haben wollte.«
 

»Ja, du siehst wirklich aus, als hättest du unglaublich hart für diese Infos gearbeitet...«, bemerkte Trish nur sarkastisch und völlig unbeeindruckt, während sie ihm einen knappen Blick mit gehobener Braue zuwarf. Dann fragte sie übergangslos: »Hast du mit Nero gesprochen, Dante?«
 

Wenn sie den Devil Hunter so ansah und die zurückliegenden Ereignisse bedachte, war es für sie nicht sonderlich schwer sich vorzustellen, warum Nero vorhin so überstürzt und erhitzt abgerauscht war... und auch, dass Dante garantiert noch kein Wort zu dem Kleinen gesagt hatte.
 

Dante fuhr sich nachdenklich mit Daumen und Zeigefinger über das stoppelige Kinn. »Meinst du über die Sache mit dem Vulgako-Dämon?! Hm, du hast recht, er hätte wirklich nicht so eine Sauerei mit dem Mistkerl veranstalten müssen, dessen Gedärme hingen ja wirklich überall-...«
 

»Nein, nicht über diesen Job«, unterbrach sie ihn brüsk und seufzte schwer. Manchmal war der Devil Hunter wirklich begriffsstutzig... oder er tat zumindest so, um sein Gegenüber auf die Palme zu bringen. »Ich meine, über diese Sache zwischen euch«, erklärte sie ihm mit einem beharrlichen Blick, während sie seelenruhig an ihrem pinken Cocktail nippte.
 

Dante wandte sich betont unbeteiligt seinem Bier zu, das der Barkeeper eben über den Tresen zu ihm schob. »Welche Sache denn?«, besaß er tatsächlich die Frechheit, den Unwissenden zu spielen, während er einen Schluck von seiner Flasche nahm und der Frau von vorhin keck zuzwinkerte, die völlig bezaubert von dem Halbdämon schien.
 

Trish beobachtete sein Verhalten missbilligend und schlug dem Devil Hunter mit der Faust gegen die Schulter, um seine Aufmerksamkeit zurück zu erlangen. Sie fühlte sich wirklich wie eine Mutter, die ihrem Nachwuchs Verstand eintrichtern musste.
 

»Dante, ich bin vielleicht blond, aber du solltest nicht den Fehler machen und mich für blöd halten«, meinte sie trocken. »Als ich wieder kam, hab' ich ihn überall an dir riechen können und ebenso hing dein Geruch an ihm. Es war wirklich alles andere als schwer sich vorzustellen, was da gelaufen ist...«
 

Dante wandte sich ihr wieder zu, doch statt Einsicht zu zeigen, weitete er nur empört die Augen. »Woah, Trish, schon mal was von Privatsphäre gehört?! Also wirklich... du hast doch nicht etwa an unserer benutzten Wäsche geschnüffelt?!«, grinste er sie dann unverschämt an.
 

Trish war für einen Augenblick aus dem Konzept gebracht, dann packte sie ihm unverfroren in den Schritt und drückte zu, was Dante das Gesicht verziehen ließ, teils schmerzhaft, teils amüsiert. »Hey hey, was denn... ins Schwarze getroffen?!«
 

»Versuch mich nicht für dumm zu verkaufen, Dante, sonst wird dein geliebter, kleiner Freund nie wieder das Tageslicht erblicken, weil ich ihn dir dahin stopfe, wo die Sonne nie scheint«, erläuterte sie mit zuckersüßem Lächeln. »Also erzähl' nicht solchen Mist und hör mir gefälligst zu, klar?!«
 

Sie ließ ihn wieder los und widmete sich ihrem Cocktail, als wäre nie etwas passiert. »Du weißt ganz genau, dass Dämonen eine äußerst feine und empfindliche Nase besitzen. Gerade andere Dämonen können wir oft am Geruch erkennen und sind besonders empfänglich für diesen charakteristischen Duft einer dämonischen, sexuellen Kennzeichnung...«
 

»Also so ist es ni-...«
 

Dante wollte gerade etwas erwidern, doch Trish schnitt ihm mit einer knappen Handbewegung das Wort ab. »Und selbst wenn ich es nicht gerochen hätte... unmissverständlich war der Anruf einiger, bekannter Sirenen, die sich bei mir darüber beschwert haben, dass du deinen Schwanz lieber in den Welpen statt in sie steckst und sie dadurch nicht auf ihre Kosten kommen. Die Damen waren eigentlich für dich gedacht gewesen, um dich vom Red runter zu kriegen und naja... offenbar haben sie gesehen, was ihr getrieben habt.«
 

»Was zum Teufel...!?« Dante starrte sie völlig perplex an und gerade als Trish dachte, dass sie eine Reaktion bei ihm erwirkt hätte... »Ich brauch' unbedingt Fensterläden! Wobei, Vorhänge wären wahrscheinlich billiger...«
 

»Dante!« Trish knallte ihr Glas wütend auf den Tresen, was den Barkeeper ängstlich in ihre Richtung schielen ließ, da er das fragile Glas offenbar schon in der Hand der Dämonin zu Bruch gehen sah. Seine Gäste schienen es heute nicht gut mit seinem Inventar zu meinen...
 

Dante hob verteidigend die Hände. »Hey, wie würdest du dich bitte fühlen?! Ich rekapituliere gerade, wie oft ich nackt durch mein Zimmer laufe!«
 

»Ist das gerade wirklich dein einziges Problem?!«, fuhr sie ihn fassungslos an. Sie wusste ja, dass er einen Hang dazu hatte, alles ins Lächerliche zu ziehen, aber bei wichtigen Themen hatte sie doch bisher immer auf seine Ernsthaftigkeit zählen können.
 

Endlich schien so etwas wie Vernunft bei dem Devil Hunter Einzug zu halten, denn er holte tief Luft und lenkte mit einem knappen Kopfschütteln ein. »Okay, nein, ich hab' nicht mit ihm darüber gesprochen. Warum auch? Ich dachte, es wäre besser, wenn ich so tue, als könnte ich mich nicht erinnern und wir es einfach vergessen.«
 

»Red mag viele Nebenwirkungen haben, Gedächtnisverlust gehört aber nicht dazu«, erinnerte ihn Trish.
 

»Das weiß Nero doch aber nicht«, war Dantes fast berechnende, kühle Antwort.
 

Sie sah ihn einen Augenblick sprachlos an. Dingen so einfach so aus dem Weg zu gehen... das war einfach nicht Dantes Art, im Gegenteil, es war völlig untypisch für ihn. »Findest du das Nero gegenüber wirklich fair?! Willst du dich so einfach aus der Affäre ziehen und aus deiner Verantwortung stehlen?«
 

Dante knallte die Bierflasche heftig auf den Tresen und schien plötzlich seltsam aufgebracht. »Verantwortung?! Wofür bitte bin ich denn verantwortlich? Der Kleine ist erwachsen und es ist ja auch nicht so, als hätte ich ihn darum gebeten, bei mir zu bleiben, damit wir vögeln können! Nein, ich hab' ihn gewarnt, ich hab' ihm gesagt, er soll gehen, doch er konnte ja wieder mal nicht hören! Ich dachte einfach, es wäre besser für ihn, wenn ich so täte, als hätte das alles nie stattgefunden, damit er sich nicht den Kopf zerbrechen oder sich schlecht deswegen fühlen muss! Ist das genug Verantwortung für dich?!«, grollte er Trish aufbrausend entgegen, dann wandte er sich mit einem resignierten Schnaufen ab und fuhr sich mit der Hand erneut durch die wirren Haare.
 

Trish stutzte perplex und zog verwundert eine Braue nach oben, denn solch einen Gefühlsausbruch war sie von dem sonst so coolen Devil Hunter überhaupt nicht gewöhnt. Es kam selten vor, dass er solche Reden schwang, noch dazu so leidenschaftlich. Was war denn nur los mit ihm?
 

Vorsichtig schlug sie einen wesentlich versöhnlicheren Tonfall an: »Ich geb' dir doch nicht die Schuld an dem, was passiert ist, aber... Nero vergöttert dich. Er sieht dich als großen Bruder, als seinen Mentor und als solcher trägst du eben auch eine gewisse Verantwortung. Du musst doch gemerkt haben, dass irgendwas nicht stimmt?! Der Kleine ist ziemlich durch den Wind und das nicht erst seit heute...«
 

Dante starrte dumpf ins Leere. »Natürlich hab' ich das gemerkt, aber ich dachte, dass würde sich mit der Zeit schon wieder einrenken...«
 

Trish legte ihrem Freund und langjährigen Partner bedächtig eine Hand auf die Schulter. »Du solltest wirklich mit ihm reden, ich glaube, das Ganze beschäftigt ihn doch mehr als du vielleicht denkst. Lass ihn jetzt nicht hängen. Wenn ihr weiter zusammenarbeiten wollt, musst du das aus der Welt schaffen und die Sache klären... oder vielleicht solltest du ihn auch erst mal eine Weile zurück nach Fortuna-...«
 

»Nein!« Das Wort zischte wie ein Peitschenknall zwischen ihnen nieder, was Trish irritiert blinzeln ließ.
 

»Dante, ich hab' mich mal ein bisschen umgehört... dieser Vorfall mit der Cesspoolkönigin, zur Hölle, das war eindeutig ein Anschlag auf dich, auf euch, keine Ahnung auf wen, aber jemand hat es wieder mal auf deinen Kopf abgesehen.«
 

Ihr Blick schweifte kurz durch die gut gefüllte Bar und sie senkte die Stimme trotz der Musik bedacht ein wenig ab. »Wenn die Gerüchte stimmen, dann darfst du das wirklich nicht auf die leichte Schulter nehmen. Du solltest das Missverständnis mit Nero schnell aus dem Weg räumen, damit ihr euch wieder konzentrieren könnt, sonst seid ihr beide unnötig angreifbar. Daher dachte ich einfach, dass du in Erwägung ziehen solltest, ihn vielleicht nur vorübergehend zurück-...«
 

»Ich sagte Nein!«, fiel ihr Dante abermals ins Wort, außergewöhnlich forsch und bissig. Seine Augen glühten bedrohlich auf und viel hätte nicht gefehlt, dann hätte er Trish vermutlich angeknurrt. »Er bleibt hier.«
 

Die blonde Dämonin weitete die Augen erstaunt wegen dieser heftigen Reaktion. Er tat ja fast so, als wollte sie ihm etwas wegnehmen! Allerdings... Konnte es vielleicht sein, dass...?! Langsam schien ihr zu dämmern, was hier eigentlich los war, denn Dämonen führten sich doch nur so auf, wenn sie... nun ja...
 

Trish schüttelte den Kopf. Ach, das war Unsinn! Bestimmt interpretierte sie das völlig falsch.
 

Sie zuckte in einer ergebenen Geste die Schultern. »Schön, von mir aus. Ich hab' es nur gut gemeint. Mach, was du willst, aber kümmere dich darum!« Sie leerte ihren Cocktail in einem Zug, dann stand sie auf und schob dem Barkeeper ein paar Münzen zu. »Ich geh' mich noch ein wenig umhören.«
 

Dante sah ihr aus dem Augenwinkel nach, wie sie wieder in der feiernden Menge verschwand und seufzte schwer. Er hätte seine treue Freundin wirklich nicht so anfahren müssen, aber die Option, Nero wegzuschicken... stand einfach nicht zur Diskussion.
 

Die Vorstellung daran hinterließ einen bitteren Beigeschmack und ein frostiges Stechen in seiner Brust. Geistesabwesend griff er nach seinem Bier und schluckte das fade gewordene Getränk, während er die lästigen Flirtversuche der schwarzhaarigen Frau vehement ignorierte, die jetzt offenbar wieder auf seine Gesellschaft hoffte, nun, da Trish verschwunden war.
 

Doch Dante hatte ehrlich gesagt so viel Lust auf diese Frau wie auf Fußpilz. Es war schon eine Meisterleistung gewesen ihr überhaupt glaubhaft Interesse vorzugaukeln, während sein Körper so völlig unbeeindruckt von ihren Bemühungen gewesen war, nur damit sie ihm schlussendlich ein paar Informationen ins Ohr säuselte. Die Erinnerung an ihre Küsse und die Zunge in seinem Mund ließen ihn völlig kalt.
 

Er orderte mit einem Fingerschnipsen den hauseigenen, feurigen Whiskey und versuchte nicht all zu sehr darüber nachzudenken, dass Nero vorhin hier gesessen und seine abgezogene Show offenbar beobachtet hatte. Der Kleine würde doch wohl erkannt haben, dass das nur gespielt gewesen war... ?! Oder hatte er es vielleicht ein bisschen übertrieben?
 

Verflucht, warum machte er sich überhaupt solch einen Kopf über Nero und dessen Gedanken?!

Ja, warum wohl, du Trottel?!, stichelte sein Gewissen und Dante seufzte ergeben. Er sollte wahrscheinlich wirklich aufhören, die Lüge selbst glauben zu wollen, die er dem jungen Mann die ganze Zeit über auftischte.
 

Er hatte überhaupt nichts vergessen.

Er konnte sich ziemlich gut erinnern.

Und es wäre wirklich mehr als dämlich den Umstand zu leugnen, dass ihm der junge Hunter inzwischen etwas bedeutete, mehr, als er sollte und mehr, als gut für sie beide war.
 

Seit der Nacht, die er mit Nero verbracht hatte, war Dantes Lust auf Sex mit dem weiblichen Geschlecht spürbar abgekühlt. Begierden hatte er natürlich noch, doch nicht unbedingt in Verbindung mit irgendeiner Frau, nein... sein Verlangen fokussierte sich inzwischen auf etwas ganz anderes, oder besser, auf jemand anderen...
 

Allerdings war er sich mehr als bewusst, dass er diesem Verlangen niemals nachgeben konnte und durfte. Daher hatte er versucht einfach so weiterzumachen wie bisher, hatte versucht, sich nichts anmerken zu lassen, um Nero nicht in Verlegenheit zu bringen und die Erinnerungen an diese eine Nacht irgendwie aus seinem Gedächtnis zu tilgen, doch... vergeblich.
 

Nero hatte die Sache zwischen ihnen nie angesprochen, also hatte Dante es auch nicht getan und sich in die willkommene Illusion des Gedächtnisverlustes gestürzt, um es ihnen beiden nicht unnötig kompliziert zu machen. Immerhin war es doch eindeutig, dass Nero das, was da passiert war, so schnell wie möglich vergessen wollte und Dante hatte das ebenfalls für das Beste gehalten, hatte das Spiel mitgespielt, um dem Kleinen einen Gefallen zu tun.
 

Schlussendlich wünschte er sich wirklich, er könnte sich nicht erinnern, wie er es vorgab. Das hätte vieles um einiges leichter gemacht. Doch leider erinnerte er sich... an jede verdammte Einzelheit!
 

Wenn Trish dachte, dass ihn das alles im Gegensatz zu Nero völlig kalt lassen würde, befand sie sich aber gehörig auf dem Holzweg. Nichts hätte den Devil Hunter mehr aus der Bahn werfen können, als diese eine, gemeinsame Nacht mit Nero.
 

Vielleicht war es noch nicht einmal der Sex - der absolut fantastische, grandiose Sex - gewesen, der solch einen Eindruck bei ihm hinterlassen hatte, sondern der Umstand, dass Nero bis zum Morgengrauen erschöpft in seinem Bett geschlafen hatte, unwissend, was er damit in Dante angerichtet hatte.
 

Niemals zuvor hatte der Devil Hunter jemanden über Nacht in seiner unmittelbaren Nähe, ganz zu schweigen von seinem Bett, geduldet. Niemand war ihm je wichtig genug gewesen, niemandem hatte er je so vertraut, um diese delikate Grenze zu überschreiten und einem anderen einen so wichtigen Platz in seinem Leben zuzugestehen.
 

So lange er sich erinnern konnte, waren seine Nächte immer einsam gewesen.

Und dann plötzlich... war da jemand.

Und es hatte sich gut angefühlt. Sicher. Vertraut. Wie ein Stück Heimat.
 

Nachdem die Leidenschaft zwischen ihnen irgendwann abgeklungen war und Dante sich ein paar Stunden Schlaf gegönnt hatte, hatte er Nero ausgiebig betrachtet, der nackt, schutzlos und so verdammt verführerisch seelenruhig neben ihm geschlafen hatte.
 

Die Spuren von Dantes Raserei waren glücklicherweise irgendwann verblasst, die Biss- und Krallenwunden schnell verheilt, obwohl ein Teil von ihm diese Zeugen ihrer gemeinsamen Nacht gern länger auf der blassen Haut des jungen Hunters gesehen hätte, da sie ihm wie ein unmissverständlicher Stempel vorkamen, eine Markierung, die niemand würde ignorieren und missverstehen können.
 

Eigentlich hatte Dante in der restlichen Stunden nach ihrem Sexmarathon wirklich nicht viel mehr getan, als Nero anzusehen und trotzdem war es ihm als die... ja, erfüllteste Nacht seines ganzen, bisherigen Lebens erschienen.
 

Nero hatte mit seiner puren Anwesenheit in den dunklen Stunden einen Platz, eine Leere in seinem Leben gefüllt, von der sich Dante bisher nie so bewusst gewesen war, dass sie überhaupt existierte.
 

In diesem Moment hatte er vor Augen geführt bekommen, es klar erkannt, dass es vielleicht tatsächlich funktionieren könnte... dass er einen anderen an seiner Seite akzeptieren, sich diesem völlig öffnen könnte, ohne Angst oder Zweifel dabei zu verspüren.
 

Es wäre möglich - wenn es Nero wäre, nur er und kein anderer.
 

Dante hatte realisiert, dass er Nero an seiner Seite wollte, über ihre Arbeit hinaus und weit über die Verpflichtungen als sein Mentor hinweg. Er vertraute ihm wie keinem anderen, so sehr, dass er bereit war, alles in seinem Leben mit ihm zu teilen... selbst sein Bett.
 

Dante musste nur die Augen schließen, um die Bilder dieser sündigen Nacht wieder heraufzubeschwören... diese lustvollen Laute aus Neros Mund, dessen verschwitztes, gelöstes Gesicht, die verschleierten Augen, die ihn so voller Gier angesehen hatten, ihre beiden Körper, die sich hitzig aneinander rieben...
 

Nur das brauchte es und er war sofort hart und äußerst erregt, allein von der Vorstellung, Nero wieder nackt neben sich zu haben. Ein Zustand, den die Frau vorhin mit all ihren aufreizenden Bewegungen und verheißungsvollen Worten nicht hatte erreichen können.
 

Dante hatte in seinem Leben wirklich schon guten Sex gehabt, keine Frage, aber das mit Nero... das war einfach auf einem gänzlich anderem Niveau gewesen, weil er sich völlig hatte gehen lassen können, hatte nichts bedenken, nichts abwägen müssen. Das Red hatte seinen Verstand nicht völlig ausgeschaltet, wie Nero wahrscheinlich vermutete, sondern ihn nur komplett enthemmt und schlummernde, tief vergrabene Begierden geweckt.
 

Er hatte einmal einfach er selbst sein können, wenn auch durch die Droge gefördert, hatte nichts zurückhalten müssen, nicht einmal seine rasende, dämonische Seite, weil er sich sicher gewesen war, dass Nero seine Leidenschaft würde tragen können, eben, weil er auch ein Halbdämon war.
 

Dante wollte nicht mehr irgendeine Frau.

Er wollte nicht mal einen anderen Mann.
 

Er wollte Nero.

Und das war gefährlich.

Verdammt gefährlich, denn es war nicht nur die Begierde, die ihn zu dem jungen Hunter zog, das war ihm längst klar...
 

Eigentlich hatte Trish recht, er sollte seinen Schützling eine Weile wegschicken und hoffen, dass sich die Wogen wieder glätten würden, denn Nero war Dante inzwischen so wichtig, dass er den Punkt schon längst überschritten hatte, an dem er noch hätte umkehren können.
 

Allein der Gedanke, dass Nero nach Fortuna und freudig in Kyries Arme zurückkehren könnte, verursachte ihm körperliche Schmerzen und ließ die besitzergreifende, dämonische Seite in ihm wütend aufbrüllen. Ihm war unangenehm bewusst, dass er seine eigene Regel gebrochen hatte, sich niemals der Zuneigung und Hingabe für eine andere Person zu öffnen.
 

Da brauchte es also nur einen jugendlichen, vorlauten Hitzkopf und schon warf er all seine Prinzipien über Bord! Fuck! Er war doch wirklich verflucht schwach.
 

Aber durfte er nicht einmal in seinem Leben egoistisch sein? Durfte er nicht einmal auch etwas für sich einfordern?
 

Er wusste selbst wie riskant das war und er wollte auf keinen Fall, dass dem jungen Hunter etwas zustieß, aber... noch weniger wollte er ihn gehen lassen.
 

Nero war ein perfekter Partner, ein unverzichtbarer Freund, eine unbestreitbare Bereicherung für Dantes Leben... der kleine Bruder, der Seelenverwandte und Vertraute, den er nie gehabt hatte.
 

Das war wirklich eine heillose, verdammte Scheiße!
 

Dante kippte das Glas Whiskey in einem Ruck herunter, dann bezahlte er und erhob sich entschlossen. So oder so würde er mit Nero reden müssen, denn wenn Trish recht hatte - und er bezweifelte nicht, dass sie es hatte - und ihm wieder mal jemand nach dem Leben trachtete, war es mehr als wahrscheinlich, dass der Kleine früher oder später ins Fadenkreuz geraten würde, einfach dadurch, weil er dem Devil Hunter nahe stand.
 

Und das musste Dante verhindern, um jeden Preis. Wenn er dieser... Sache zwischen ihnen auch nur die geringste, aberwitzige Chance einräumen wollte, dann musste er dafür Sorge tragen, dass man den Kleinen nicht als Waffe gegen ihn verwenden konnte.
 

Also würde er mit Nero ein paar Dinge klären müssen, auch wenn er sich wirklich unsicher war, wie dieses Gespräch am Ende wohl ausgehen würde. Dante verspürte eine selten gekannte Unruhe, aber er war schlussendlich noch nie der Typ gewesen, der irgendetwas aus dem Weg ging und die Unterhaltung mit Nero hatte er nun wahrlich ewig genug herausgezögert.
 

Es war Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen... auch wenn er Gefahr lief, zu verlieren.
 

Er verließ die stickige Bar und schöpfte Atem in der kühlen, klaren Nachtluft, bevor er sich grübelnd den Kopf kratzte. Der Kleine war wahrscheinlich noch unterwegs, um irgendwas zu jagen und zur Strecke zu bringen, so wie der vorhin drauf gewesen war...
 

Womöglich wäre es das Beste, im Devil May Cry auf ihn zu warten, als ihn in der Stadt suchen zu wollen. Irgendwann würde er ja doch mal zurückkommen müssen. Also schwang sich Dante auf sein Motorrad, das er in einer Seitengasse neben der Bar geparkt hatte und machte sich auf den Heimweg.
 

Die Scheinwerfer glitten geisterhaft über die Fassade des Devil May Cry und schnitten wie Messer durch die düstere Nacht, als Dante in die Straße einbog, in der sein Laden lag. Je näher er dem Gebäude kam, desto mehr verdichtete sich ein ungutes Gefühl in ihm, welches eisige Spinnenfinger über sein Rückgrat schickte und seine dämonischen Sinne alarmierte.
 

Das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte.
 

Er ließ das Motorrad vor dem Devil May Cry ausrollen und drehte den Zündschlüssel, sodass die Stille im nächsten Augenblick beinahe ohrenbetäubend war. Dante zog die Brauen zusammen, als er angespannt von seiner Maschine stieg und die Hände in einer instinktiven Geste zu seinem Waffenholster gleiten ließ, um Ebony und Ivory zu ergreifen.
 

Es war eindeutig zu still...
 

Und das letzte Indiz dafür, dass irgendetwas so ganz und gar nicht stimmte, war der Umstand, dass die Tür des Devil May Cry sperrangelweit offen stand und ein unseliger, blauer Schimmer aus dem sonst dunklen Gebäude leuchtete, der Dante förmlich zu empfangen schien, als hätte man ihn bereits erwartet...

Akt 5

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Akt 6

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  vampiergirl-94
2017-10-30T15:14:29+00:00 30.10.2017 16:14
Die Ff jetzt schon 2 mal gelesen, weil die einfach geil ist.
Hoffe es kommt bald ein neues Kapitel. Denn ich wissen wie es weiter geht zwischen den zwei sturköpfen. 😏 und vorallem wer steckt hinter dem ganzen was den Angriff und so betrifft. Der Beauftragte ist ja jetzt nicht mehr zu gebrauchen dafür. 😂
Schreib bitte schnell weiter.
Antwort von:  Ceydrael
17.08.2018 10:29
Hallöchen!
Ich freue mich, dass dir meine Story offenbar so gut gefällt und hoffe natürlich, dass du mit dem Ende zufrieden bist, denn es wurden ja nicht alle deine Fragen beantwortet ^^'
Ich wollte die Story aber bewusst nicht zu weit ausufern lassen, hab mir aber natürlich storytechnisch ein Hintertürchen gelassen, falls ich eventuell doch mal noch Lust auf ein Kapitelchen bekommen sollte :D
Aber prinzipiell ist die Geschichte abgeschlossen!

Liebe Grüße
Cey
Von:  Kaori-mori_08
2017-09-06T17:38:25+00:00 06.09.2017 19:38
NEEEIIIIIIIIIIIIIIIINN!!!!!
Gerade wenn es spannend wird hört das Kapitel auf. T_T
Ich finde die FF bis jetzt toll und bin schon gespandt wie es weiter geht.
Also bitte ganz schnell wieder weiter schreiben.
LG ^^
Antwort von:  Ceydrael
07.09.2017 20:46
Naja, wie heißt es doch... "Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist" ;D
Freut mich, dass dir die Story bisher gefällt :) Ich hoffe natürlich, dass bleibt auch so ;)
Vielleicht bis zum nächsten Mal!

Liebe Grüße
Cey


Zurück