Angel of Darkness von LittleAimi (Verbotene Liebe) ================================================================================ Kapitel 1: Albtraum ------------------- Erste Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch das Blätterdach und wärmten den Boden. Es war ein ruhiger Morgen und die meisten wilden Pokemon schliefen noch in ihren Verstecken, bis laute Stimmen ertönten. »Du bist ganz schön unverschämt! Gib doch nicht so an, bloß weil du jetzt nicht mehr single bist, Ash!« Der Angesprochene hob abwehrend die Hände und grinste schelmisch. »Reg dich doch nicht direkt so auf, Lucia. Ich meinte nur, dass dir ein Freund bestimmt guttun würde«, erwiderte er. Er fing sich einen sanften Stoß mit dem Ellbogen von seiner Freundin Misty ein. »Hör auf sie zu ärgern, Ash. Wenn du sie auch noch so aufziehst findet sie erst recht niemanden. Sowas braucht Zeit, siehst du doch an uns«, versuchte sie die Situation zu entschärfen. Rocko nickte im Hintergrund zustimmend. Lucia sah ihre Freundin dankbar an. Sie versuchte sich nicht allzu viel daraus zu machen, aber wenn sie ehrlich war, dann nagten Ashs Stichelleien schon an ihr. Ash und Rocko liefen ein Stück weiter voraus, in freudiger Erwartung bald endlich das Pokemoncenter zu erreichen und sich mal wieder eine vernünftige Mahlzeit zu gönnen. Misty ließ sich zu Lucia zurückfallen und lächelte ihr aufmunternd zu. »Mach dir nichts draus. Du weißt doch, Ash ist manchmal ein ziemlicher Trottel«, tröstete sie ihre Freundin. Lucia zuckte geknickt mit den Schultern. »Ja mag sein… Aber was ist, wenn er recht hat? Wenn ich wirklich ein hoffnungsloser Fall bin?« Zweifelnd nagte sie an ihrer Unterlippe. »Schließlich hat es mit Kenny und Paul auch nicht geklappt. Und ich bin 17, so langsam müsste ich doch mal eine Beziehung haben bei der ich wenigstens das GEFÜHL habe es wäre was für immer, oder?« Misty stupste sie zaghaft in die Seite. »Jetzt mach dich doch nicht verrückt! Du bist ERST 17, du hast noch mehr als genug Zeit« Sie warf einen Blick nach vorne zu den Jungs. »Jetzt komm, bevor die zwei uns abhängen und alles alleine auffuttern!« Mit diesen Worten beschleunigte sie ihr Tempo um Ash und Rocko aufzuholen. Lucia sah ihr zweifelnd nach. Das sagst du so leicht…, dachte sie geknickt. Ein Schauder lief ihr über den Rücken, als sie das Gefühl hatte beobachtet zu werden. Fragend sah sie sich um und suchte die Bäume mit den Augen ab. Doch nichts regte sich. Fröstelnd schlang sie die Arme um ihren Körper. »Jetzt halluziniere ich schon wegen Ashs dummen Gerede«, murmelte sie. »Lucia! Schlag keine Wurzeln!«, rief Misty von weitem. Lucia schüttelte den Kopf und eilte ihren Freunden hinterher, jedoch nicht ohne einen letzten verunsicherten Blick zurück zu werfen. Draußen war es bereits dunkel, als Lucia das Buch, in dem sie gelesen hatte, zuklappte. Sie legte es auf das kleine Nachttischchen neben ihrem Bett und ließ sich müde auf die weichen Kissen fallen. Ihr Blick wanderte durch das Zimmer, welches sie in der Pension gleich neben dem Pokemoncenter bezogen hatte. Im Zimmer nebenan hörte sie Ash und Misty laut lachen. Frustriert vergrub sie ihr Gesicht im Kissen. Dies war ihre erste Nacht ohne Misty. Ihre Freundin hatte sie, kurz bevor sie zur Pension gegangen waren, verlegen gefragt, ob sie sich diesmal ein Zimmer mit Ash teilen könnte. Natürlich hatte Lucia ihr die Bitte nicht ausschlagen können. Trotzdem fühlte sie sich nun sehr unwohl, alleine in diesem kleinen Zimmer in dem alles fremd war und sie niemanden hatte, zu dem sie ins Bett kriechen konnte, wenn sie mal wieder schlecht schlief. Denn das war ihr eigentliches Problem. Seit sie denken konnte plagten sie immer wieder Albträume, die sie dazu brachten mitten in der Nacht mit Tränen in den Augen hochzuschrecken. Lucias Blick wanderte zum Fenster. Der Mond schien hell heute Nacht. In zwei Tagen wäre die Mondfinsternis, ein großes Spektakel hier in der Gegend, deshalb hatten sie und ihre Freunde beschlossen länger hier zu bleiben und nicht sofort weiter zu reisen. Es kam ihnen sowieso ganz gelegen, denn Ash wollte seine Jagd nach Arenaorden eine Weile pausieren und sich auf die Zeit mit Misty konzentrieren und Lucia selbst hatte sich ebenfalls eine Auszeit von den Wettbewerben als Koordinatorin genommen. Müde drehte sie sich auf den Rücken und starrte an die Decke. »Okay, Lucia, keine Albträume diese Nacht. Misty soll kein schlechtes Gewissen haben«, sprach sie sich selbst Mut zu und schloss langsam die Augen. Eine endlos weite Wiese erstreckte sich vor ihr, egal in welche Richtung Lucia ihren Blick wandern ließ. Unwohl rieb sie sich über die nackten Arme. Sie trug nur ein dünnes, kurzes Kleid und ihr war kalt. Ein Geräusch ließ sie zusammenfahren, doch egal wie hektisch sie sich umsah, sie konnte nichts entdecken. Ängstlich begann sie zu laufen, bis sie schließlich rannte. »Hallo?! Ist hier jemand?!«, rief sie so laut sie konnte, doch sie konnte nur das Echo ihrer eigenen Stimme vernehmen. Plötzlich gaben ihre Schritte einen platschenden Laut von sich. Sie verlangsamte ihr Tempo und sah auf den Boden hinab. Das Gras war einer dunklen Flüssigkeit gewichen. Stirnrunzelnd sah Lucia genauer hin und zog scharf die Luft ein. Blut! Mit einem Aufschrei sprang sie zurück, drehte sich um und versuchte ihren Weg zurück zu der Wiese zu finden, doch sie konnte sie nirgends entdecken. Plötzlich trat eine Gestalt in ihr Blickfeld. Sie stand einfach dort und schien in ihre Richtung zu blicken. Lucia rief um Hilfe und rannte auf die Gestalt zu, doch diese rührte sich nicht vom Fleck. Das einzige was sie tat, war ihre Hand nach Lucia auszustrecken. Dankbar wollte Lucia sie ergreifen, doch als sie nah genug war blieb sie erschrocken stehen. Die Hand entblößte sich als schwarze Klaue. Tränen stiegen ihr ins Gesicht und sie stolperte verängstigt rückwärts. Die Gestalt trat einen Schritt auf sie zu, sagte irgendwas, was Lucia nicht verstand. »Nein, fass mich nicht an!«, schrie sie hysterisch. Sie stolperte und drohte rückwärts zu fallen. Das laute Krachen vom Donner ließ Lucia hochfahren. Für einen Moment hörte sie noch ihren eigenen Schrei. Sie war schweißgebadet und ihr Nachthemd klebte nass an ihrem Rücken. Schluchzend schaltete sie die kleine Lampe neben ihrem Bett ein und drückte eins der Kissen fest an ihre Brust, bis ihr Atem sich langsam beruhigte. Sie versuchte die Bilder zu verdrängen, doch der Geruch von Blut schien ihr noch immer in der Nase zu hängen und ein Anblick hatte sich in ihr Gedächtnis gebrannt. Die Gestalt mit der Klauenhand. Kapitel 2: Traumwelt -------------------- Die ersten Sonnenstrahlen weckten Lucia an diesem Morgen. Müde drehte sie sich noch zweimal um, bevor sie sich dazu aufraffen konnte ihr bequemes Bett zu verlassen. Ein Blick in den Spiegel erinnerte sie an den Albtraum der letzten Nacht und sie zuckte unsicher zusammen. »Wenn Misty diese Augenringe sieht, wird sie sofort wissen wie schlecht ich geschlafen habe und ein schlechtes Gewissen haben…«, murmelte sie nachdenklich und griff zu ihrem kleinen Schminktäschchen. Nachdem sie die verräterischen Schatten unter ihren Augen versteckt hatte, stolperte sie zum Fenster und riss es auf. Die kühle Morgenluft stieß ihr entgegen und klärte ihre Gedanken. Sie liebte den Geruch am Morgen, wenn es die ganze Nacht geregnet hatte und es juckte sie in den Fingern die Stille noch einen Moment zu genießen, bevor die anderen wach wurden. Also schnappte sie sich ihre Jacke, schlüpfte in die Schuhe und schlich sich auf leisen Sohlen nach draußen, damit niemand ihre Abwesenheit bemerkte. Draußen blieb das Mädchen fröstelnd stehen und sah sich um. Von der Pension führten zwei Wege fort, der eine verlief am Pokemoncenter vorbei und in das kleine Dorf, der andere in den nahegelegenen Wald. Sie entschied sich für das Dorf, auch wenn sie sich ein bisschen schämte, den neuen Ort ohne ihre Freunde zu erkunden. Der feuchte Kies knirschte unter ihren Schritten und unterbrach die Stille. Im Dorf war kaum ein Mensch unterwegs, was an einem Sonntagmorgen vermutlich auch nicht weiter verwunderlich war. Im Zentrum war ein großer, kreisrunder Marktplatz. Sie lief bis zur Mitte und drehte sich einmal um die eigene Achse, um die vielen Eindrücke auf sich wirken zu lassen. Weiter hinten torkelte ein Mann entlang, der die Nacht zuvor wohl zu tief ins Glas geschaut hatte. Mit gerümpfter Nase wandte Lucia sich ab und lief auf eine Straße in die andere Richtung zu. Plötzlich hatte sie wieder das Gefühl beobachtet zu werden. Nervös beschleunigte sie ihren Schritt und ließ ihren Blick hektisch von links nach rechts wandern. Als sie gerade an einer Bank vorbei kam ergriff sie ein eigenartiger Schwindel. Nein, kein Schwindel. Müdigkeit. Ehe sie irgendetwas tun konnte, kippte sie nach vorne, während ihr Verstand immer weiter in eine schwarze Tiefe gezogen wurde. Sie spürte noch, wie sie weich auf etwas landete, dann umfing sie Dunkelheit. Dieser Traum war anders als ihre bisherigen Albträume. Alles war verschwommen und unklar, während sie selbst aber bei vollstem Bewusstsein war. Sie wusste, dass sie träumte. Verwirrt sah sie sich um und versuchte irgendwas Bekanntes zu entdecken. Und wenn es nur Blut am Boden war oder die monsterartigen Gestalten, die sie sonst heimsuchten und nach ihrem Leben zu trachten schienen. Doch nichts von alledem geschah. »Hab keine Angst«, flüsterte eine Stimme. Lucia drehte sich um die eigene Achse, doch nirgends konnte sie den Ursprung der Stimme entdecken. »Wer bist du?!«, fragte sie laut und versuchte dabei so mutig wie möglich zu klingen. Stille. Lucia trat einige Schritte vorwärts, was einen seltsamen Widerhall verursachte. Diese ganze Situation verwirrte sie. Klar, Träume waren oft unklar und verwirrend, doch dieser hier übertraf alle bisherigen. Ein Ruck ging durch ihren Körper und sie schnappte erschrocken nach Luft. »Warum bin ich hier?«, stellte sie eine weitere Frage, weil sie auf ihre erste offenbar keine Antwort erhielt. Wieder ein Ruck. »Verdammt! Was ist hier los?!«, schrie sie nun mit einem Anflug von Panik. »Du musst aufwachen«, flüsterte die Stimme eindringlich. Und wie auf ein unsichtbares Zeichen hin löste der Traum sich auf. »Hey, Mädchen, wach auf!« Der unangenehme Geruch nach Alkohol stieg Lucia in die Nase, als sie blinzelte. Langsam klärte sich ihr Blick und sie erkannte den Mann vom Marktplatz, der sie an den Schultern gepackt hatte und mit seinem Gesicht unangenehm nah an ihrem war. Hustend versuchte sie sich hochzurappeln, von dem Geruch wurde ihr schlecht. Der Mann half ihr, ohne sie dabei loszulassen. »Hast einfach da am Boden gelegen«, nuschelte er. Seine Hand wanderte an ihre Hüfte, während er sie ein paar Schritte mit sich zog. »Ich wohne gleich um die Ecke, kannst mitkommen« Lucia zog die Augenbrauen zusammen und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien. »Was? Nein! Ich gehe einfach zurück nach Hause, es ist nicht weit«, versicherte sie ihm. Doch der Mann ließ nicht locker und verstärkte seinen Griff. Panisch begann Lucia sich zu winden. »Lassen Sie mich los!«, rief sie. Der Mann sah sie an und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken. Mit schreckensgeweiteten Augen starrte er an ihr vorbei, ließ sie los und stolperte so schnell er konnte davon. Lucia schauderte und drehte sich um, doch hinter ihr war nichts außer die leere Straße. Wovor hatte der Mann solche Angst gehabt? »Hallo?«, fragte sie leise. Keine Antwort. Fröstelnd wandte sie sich ab und lief so schnell sie konnte zurück zur Pension. In der Pension angekommen huschte sie ohne ein Wort zu den Duschen und begann sich die helle Haut zu schrubben, als könnte sie den Schrecken aus sich herauswaschen. Das warme Wasser prasselte ihr auf den Kopf und sie schloss für einen Moment die Augen. Das war alles verrückt. Sie verlor den Verstand. Plötzlich mischten sich Tränen unter das Wasser und sie schlang die Arme um sich. Ein stummes Schluchzen schüttelte sie. Es dauerte ein paar Minuten, bis sie sich endlich beruhigt hatte. Müde stellte sie das Wasser aus, trocknete sich ab, zog sich an und verbrachte den Rest des Tages mit ihren Freunden, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)