Fang mich auf von Dolly-Bird ================================================================================ Prolog: Wie alles begann ------------------------ Angewidert ließ er das Messer fallen. Er hatte es wieder getan, hatte dem inneren Zwang nicht länger Widerstand leisten können. Auch wenn die innere Leere vorerst gefüllt war, verachtete und hasste er sich selbst für das was er gerade getan hatte. Wieder hatte er ein unschuldiges Leben ausgelöscht. Verzweifelt vergrub er sein Gesicht in seinen Händen, wann würde das endlich aufhören? Vielleicht wenn er endlich diese eine Person fand? Diese eine Person, die ihn lieben und akzeptieren würde wie er war. Sein ganzes Leben wurde er ausgegrenzt und als böse bezeichnet. Nur weil es dieses Buch gab das den gleichen Namen wie er trug. In dem Buch ging es um einen schwarzen Magier der vor hunderten von Jahren gelebt haben soll und Dämonen beschwören konnte, die Welt in ein einziges Chaos stürzen wollte. Er verstand nicht wieso seine Eltern ihm ausgerechnet diesen Namen geben mussten. Er wusste, dass er nur ein Unfall war, seine Eltern ihn nie gewollt haben, aber war es wirklich nötig ihn so zu nennen? Wie oft er sich doch gewünscht hatte sie hätten ihn namenlos zur Adoption freigegeben. Oder ihm wenigstens den nötigen Rückhalt und ein bisschen Liebe geschenkt, wenn er schon mit diesem Namen leben musste. Aber das war Wunschdenken. Als er älter wurde hörte er oft die Augen seien der Spiegel zur Seele. Demzufolge würde er eine tiefschwarze Seele haben. Eine weitere Bestätigung für seine Mitmenschen, dass er das personifizierte Böse sei. Wussten sie eigentlich wie weh das tat? Wahrscheinlich nicht, oder es war ihnen egal. Doch umso öfter er hörte dass er böse sei, abgrundtief schlecht, desto mehr wurde er so. Ein Teil von ihm wurde zu diesem abgrundtief bösen Menschen den sie so sehr wollten, also haben sie ihn bekommen! Doch der andere Teil von ihm hasste sich dafür. Er wollte das nicht, aber mit dem Töten hatte er einen Weg gefunden diese verdammte innere Leere in ihm zu füllen. Die Wirkung hielt nur eine gewisse Zeit an, dann erwachte dieses Verlangen erneut. Es gelang ihm dagegen anzukämpfen, doch nur eine Zeit lang. Irgendwann war der Drang zu groß und er zog wieder los, suchte sich ein Opfer. Er hatte kein Schema, keine Ansprüche, er tötete wahllos, sauber und ohne Spuren zu hinterlassen. Das war es wohl auch was die Polizei verrückt machte. Sie hatten nicht den Hauch eines Ansatzes, jede Ermittlung verlief im Sand. Ohne es zu bemerken war Zeref zu Hause angekommen, oder eher dort wo er wohnte. Ein zu Hause war es für ihn nicht, ist es nie gewesen, würde es nie sein. Als er die Haustür öffnete hörte er seine Eltern mal wieder streiten. Zeref hoffte sie würden sich endlich scheiden lassen und endgültig getrennte Wege gehen. Oder wenigstens einen Zeitplan erstellen, dass sie sich im Haus nicht begegnen würden. Aber sie taten weder noch, wohl auch einer der Gründe weswegen er sich nach der Schule in der Bibliothek aufhielt und las, bis er hinausgeworfen wurde. Er verzog sich direkt ins Bad und duschte, wusch seine letzte Tat ab. Ohne es verhindern zu können kroch der Hass in ihm hoch und die Wut auf sich selbst und die ganze Welt kochte in ihm. Seine Opfer taten ihm leid, hatten sie ihm persönlich nichts getan, doch auf der anderen Seite waren sie auch selbst schuld. Wer geht auch so spät abends noch alleine raus? In einer verlassenen Gegend? Er machte ein abfälliges Geräusch das von dem Wasserstrahl, der unaufhörlich aus dem Duschkopf floss, übertönt wurde. Langsam wusch er sich seine schwarzen Haare, seifte seinen Körper ein und genoss das warme Wasser das über seine erhitzte Haut floss. Als er fertig war stellte Zeref das Wasser ab, nahm sich das Handtuch, das er sich vorher bereit gelegt hatte, und trocknete sich ab. Anschließend schlüpfte er in eine frische Boxershort und ein T-Shirt. Die Kleidung, die er vorher getragen hatte, hatte er in den Wäschekorb geworfen. Irgendjemand von den Angestellten würde sich darum kümmern. Der wohl einzige Vorteil sehr gut verdienender Eltern. Sein Vater war Abteilungsleiter der Neurochirurgie im Fairy Hospital und seine Mutter erfolgreiche Anwältin. Wohl auch einer der Gründe wieso seine Eltern nie Zeit für ihn hatten und kaum zu Hause waren. Zeref verließ das Bad, das er sich zum Glück mit niemandem teilen musste, denn er war ein Einzelkind und seine Eltern hatten eigene Badezimmer. Seufzend ließ er sich auf sein Bett nieder und nahm das neuste Buch seines Lieblingsautors zur Hand. Er hatte schon als Kind Bücher geliebt. Da konnte er sich in eine andere Welt flüchten, eine Welt in der alles in Ordnung war. Weit weg von der Realität. Ein paar Tage später hatte Zeref die Nase voll, gestrichen voll. Es reichte, endgültig! Dass seine Eltern sich stritten war fast schon normal, doch dieses Mal ging es darum wer ihn nehmen würde nach der Scheidung. Zeref stand hinter der angelehnten Tür und konnte nicht glauben was er da hörte: „Nimm du ihn! Ich kann ihn nicht gebrauchen.“ Seine Mutter schnaubte: „Meinst du etwa ich? Du wolltest doch Kinder! Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass mir meine Karriere wichtiger ist!“ Mit Tränen in den Augen rannte re in sein Zimmer, stopfte seine wichtigsten Habseligkeiten in einen Rucksack, schulterte diesen und verließ leise das Haus. Ohne einen Blick zurück zu werfen verschwand er in der Nacht. Hierher würde er nicht mehr zurückkehren. Doch er wusste nicht wohin, Freunde hatte er schließlich keine. Seine Füße führten ihn in den Stadtpark. Müde setzte er sich auf eine der Bänke. Und nun? Er war müde, aber er traute sich auch nicht zu schlafen. Wer wusste schon was für Gestalten nachts im Park ihr Unwesen trieben. Allmählich wurde ihm bewusst, dass er völlig überstürzt und kopflos abgehauen war. Nicht dass seine Eltern sich Sorgen um ihn machen würden, die waren wohl eher froh ihn los zu sein. Zu seinem Leidwesen begann sein Magen zu knurren, doch Geld hatte er keines dabei. Verzweifelt zog er seine Beine an seinen Körper, schlang seine Arme darum und vergrub sein Gesicht auf seinen Knien. Die ersten Tränen kämpften sich ihren Weg nach draußen und ein Schluchzen drang aus seiner Kehle. Er fühlte sich wieder einmal so unglaublich allein und verloren. Was sollte er jetzt nur tun? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)