They see me rollin ~ von Pacey ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Wieso er? Wieso musste das gerade ihm passieren? Das war so unfair… Matthew lief durch die Defense der Gegner, wie ein warmes Messer durch ein Stück weiche Butter glitt. Vorbei am Linebacker und dem Cornerbacker geradezu Richtung Endzone, als ihn der 200 Pfund schwere Defend End tackelte und zu Boden schleuderte. Matt schrie auf und der Schiedsrichter pfiff ab. Die Jungen standen an der 10 Yard Linie und sahen auf den am Boden liegenden jungen Mann, der nicht aufhörte zu schreien. Die Sanitäter kamen angelaufen und trugen ihn mit einer Trage vom Feld. So langsam beruhigte Matt sich wieder und am liebsten wäre er vor Scharm im Boden versunken, weil er sich so aufführte. Doch dieser Schmerz war etwas alles durchdringendes. So etwas hatte er in seinen jungen Jahren noch nie erlebt. Und er konnte sich nicht vorstellen, je mehr Schmerz empfinden zu können. Der Schock linderte den Schmerz und so trugen sie Matthew in die Umkleide und legten ihn dort auf einer Liege ab. Sofort kam Eliyah angelaufen und sah Matt an, der wenigstens aufgehört hatte zu schreien. „Was ist passiert?“, fragte er an alle anwesenden gewandt und Matt äußerte sich sofort. „Law hat seinen Mann nicht ordentlich gedeckt, dass ist passiert! Der Defend End hat mich in Grund und Boden gestampft!“, beschwerte sich der Brünette, Eliyah aber seufzte, als Matt versuchte sich aufzusetzen, sich dann aber wieder unter Schmerzen hinlegte und zu fluchen begann. „Das wird schon wieder. Wir rufen am Besten einen Krankenwagen, nur um sicher zu gehen…“, ordnete Eliyah an und legte seine Hand auf Matts Bein. Dieser wurde mit einem Mal kreidebleich. „Alter… Ich spüre Ihre Hand nicht!!!“ Panik brach in dem Jungen aus. Er richtete sich gegen die Schmerzen hinweg auf und fing an seine Beine abzutasten. Doch nichts. Er spürte reinweg gar nichts. Eliyah beäugte das kritisch und gab einem der Umherstehenden ein Zeichen sie sollen am besten sofort den Rettungswagen holen. Denn das konnte einfach nichts gutes bedeuten. Der Krankenwagen ließ nicht lange auf sich warten. Keine halbe Stunde später lag Matthew in einem Zimmer im Krankenhaus. Das CT hatten sie gerade hinter sich gebracht und nun warteten alle gespannt auf den Befund. Rain, Lil und natürlich Matthews Vater waren an seiner Seite, während die Schmerzmedikation langsam in Matts Venen tropfte. Endlich betrat der Arzt das Zimmer und alle sahen ihn gespannt an. Doch sein Gesicht ließ nicht viel Hoffnung im Raum übrig. „Matthew, ich habe leider schlechte Neuigkeiten für Sie…“, fing der Arzt direkt an, doch Matt unterbrach ihn gleich. „Matthew ist mein Vater. Nennen Sie mich einfach Grant oder Matt wenns sein muss.“ Der Arzt nickte. „Ok Grant…“ Er setzte auf Matts Bettkante und prüfte noch einmal den Bericht, welchen er in der Hand hielt. „Du hast ein Hämatom im Rückenmarkskanal. Das drückt auf dein Rückenmark und deshalb kannst du deine Beine nicht spüren. Wir können das aber auch nicht so ohne weiteres Risiko entfernen. Doch umso länger das Hämatom auf das Rückenmark drückt umso mehr Gewebe stirbt ab, verstehst du das?“ Matt sah zu seinem Vater, dann zu Rain und Lil und dann wieder zum Arzt. „Also was machen wir…?“, hakte der verwirrte Junge nun nach. Der Arzt sah zu Matthew Senior, ehe er den Blick wieder seinem Patienten widmete. „Wir können warten, ob es sich von selbst zurückbildet oder wir wagen die OP, aber dann kann es passieren, dass sie dauerhaft gelähmt bleiben…“ „Und wenn sich das Hämatomding nicht zurückbildet…? Bleib ich weiterhin gelähmt oder was?“ Der Arzt nickte nur. Matthew schluckte. Das war nicht leicht zu verdauen. Doch seine Entscheidung stand fest. Er wollte kämpfen und das um jeden Preis. „Ich will die OP!“, sagte er entschlossen, doch legte sein Vater gleich Widerspruch ein. „Können wir das vielleicht erst einmal besprechen? Ich halte die OP nämlich für zu riskant.“ Matt richtete sich auf. „Es ist mein Körper! Mein Leben! Ich entscheide was ich damit anstelle!“ „Nicht solange du noch nicht 18 bist! Solange habe ich nämlich noch die Verantwortung für dich. Und ich sage keine OP!“ Matt war sprachlos. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Sein Vater und er waren ja schon oft nicht einer Meinung und es gab häufig Streitereien zwischen den beiden, weshalb Matt die meiste Zeit bei Rain schlief, aber das sein Vater ihm die Chance verwehrte wieder laufen zu können… Das konnte Grant nicht auf sich sitzen lassen. „Du willst mich also zum Krüppel machen? Mich mein Leben lang bedienen müssen, weil ich nichts mehr alleine hinbekomme? Reicht dir nicht ein Pflegefall in der Familie, brauchst du unbedingt einen Zweiten?!“ „Jetzt reicht es aber! Wage es ja nicht so über deine Mutter zu reden, Junge. Es ist und bleibt meine Entscheidung, Punkt aus!“ „Ja, es mag deine Entscheidung sein, aber mein Leben, welches du damit verpfuschst! Aber das scheint dir egal zu sein. Dass du mir die einzige Chance nimmst hier raus zukommen aus diesem Kaff und endlich was zu werden. Sicher soll ich noch in deine Fußstapfen treten und auch als lausiger Kassierer enden, der gerade so über die Runden kommt. Gott, ich kann dich nicht mehr sehen! Raus hier!“ Matts Vater sah diesen sprachlos an. Der Arzt, der bisher schweigend daneben gestanden hatte, wagte nun einen Bezwischtigungsversuch. „Mr. Grant, am besten Sie kommen erst einmal mit raus. Da sind eh noch ein paar Papiere, die Sie ausfüllen müssen.“ Matthew Senior sah seinen Sohn noch kurz an, ehe er dem Arzt folgte. „Und ihr beide könnt auch ruhig gehen. Ich denke, ich will jetzt meine Ruhe haben.“ Rain und Lil nickte, drückten Matt einmal und verließen dann den Raum. Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Kapitel 2 „Matthew kommst du zum Frühstück? Bitte…?“ Matt seufzte, rollte aber schließlich in die Küche. Sein Vater hatte nach allen Regeln der Kunst gekocht. Es gab Pancakes, Rühreier, gebratenen Bacon und alles was Matts Herz sonst noch so begehrte. Normalerweise. Er war die erste Nacht wieder zu Hause gewesen und es war die reinste Folter. Ihr kleines Haus war nicht für einen Rollstuhlfahrer ausgelegt, sodass sein Vater eigentlich rund um die Uhr immer an seiner Seite war, denn der Junge könnte ja mal auf Toilette müssen, was im Übrigen der unangenehmste Teil an der ganze Sache war. Matt hatte einfach das verloren was ihm immer am wichtigsten war… Seine Unabhängigkeit. Jetzt war er genauso ein Pflegefall wie seine Mutter, schlimmer vielleicht noch, weil er alles um sich herum mitbekam. Wie konnte ihm das nur wiederfahren, fragte er sich ehrlich. Doch nun galt es die nächste Hürde zu nehmen. Matt wollte sich auf einen Stuhl setzen und nicht in diesem Ding gefangen bleiben, wie er selbst es immer wieder betonte. So rollte er neben einen der Küchenstühle und versuchte sich auf diesen hinauf zu hieven. Der Erfolg blieb jedoch aus. Stattdessen stürzte er aus dem Rollstuhl und landete hart auf dem Boden. Sein Vater war sofort zur Stelle. „Alles klar, Junge? Warte ich helfe dir…“ Er streckte bereits die Arme aus um Matt aufzuhelfen, doch Matt schlug diese weg. „Nein, ich kann das alleine!“, protestierte der jüngere Grant und sein Vater stand wieder auf. Sollte er es doch versuchen. Er war da, wenn der Junge scheitern würde, wozu es garantiert kommen würde. Matt richtet sich auf und zog sich zum Rollstuhl. Soweit so gut, dachte er sich und überlegte, wie er nun weiter vorgehen sollte. Er zog sich den Küchenstuhl heran und stützte mit dem einen Arm auf diesen und mit dem anderen auf die Rollstuhllehne und wandte alle Kraft daraufhin auf sich hochzudrücken. Beim Training hatten sie eine ähnliche Übung gemacht, doch irgendwie war es dort einfacher gewesen. Mit Mühe und Not schaffte er es dann doch sich in den Rollstuhl zu verfrachten. Doch das hatte seine Folgen. Sein ganzer Körper schmerzte wie nach dem Unfall. Hatte er es jetzt nur noch schlimmer gemacht? Naja zumindest hatte er es seinem Vater gezeigt, dass er auch alleine sehr gut zurecht kam. „Siehste!“, trotzte er und rollte zurück zum Küchentisch, um sich was zu essen zu holen. Den Teller stellte er sich auf die Beine und nachdem er kurz inne gehalten hatte, um die erneute Welle an Schmerzen über sich ergehen zu lassen, rollte er nun Richtung Wohnzimmer. „Ich ess beim Fernsehen!“, gab er nur von sich und verschwand auch schon im Nebenraum. Er hatte jetzt wirklich keine Lust mit seinem Vater zusammen Zeit zu verbringen. Und wenn er ihm so aus dem Weg gehen konnte, wieso also nicht. Nach dem Essen brachte er seinen Teller zurück in die Küche und wollte als nächstes seine Sachen holen. Doch dummerweise waren die im ersten Stock. Er musste also irgendwie die Treppe überwinden. Und seinen Vater einfach zu bitten ihm seine Sachen zu bringen, wäre wohl zu einfach gewesen. So rollte er zur Treppe und zog sich am Geländer ein Stück weit hoch, fiel jedoch sofort wieder. Er versuchte an das andere Geländer heran zu kommen und sich so mit beiden Armen zu stützen, doch das dauerte einen Moment und seine Kräfte verließen ihn schon recht schnell. Aber es gelang ihm sich einige Zentimeter hochzuziehen, bis sein Vater sein Vorhaben bemerkte. „Kann man dir irgendwie helfen?“, fragte er sarkastisch, denn natürlich war dem so. „Nein, alles gut. Geh weg!“, schnaubte Matthew unter all der Anstrengung. Sein Vater sah sich das noch einige Augenblicke an, doch als er sah, dass Matts Versuche nicht fruchteten, ging er auf ihm zu, um ihm zu helfen. „Komm Junge, lass mich dir helfen!“ Doch Matt drehte sich nur um, stieß seinen Vater weg, um gleich darauf auf der Treppe zu landen. „Ich sagte, doch ich will KEINE Hilfe! Also lass es bitte bleiben!“, schnaubte er aufgebracht. Matthew Snr. seufzte. „Matt, wir können das auf die harte oder die sachte Tour machen. Deine Entscheidung. Wenn du mich dir helfen lässt, wird es so viel einfacher für dich.“ – „Einfacher?! Erzähl du mir nichts von wegen einfacher. Nichts wird einfacher, solange ich in diesem Ding sitze, kapiert. Ich bin ein dummer kleiner Krüppel, der sich nicht mal den Arsch alleine abwischen kann. Also laber nicht so ein Scheiß.“ Matthew war einfach nur frustriert und seinem Vater riss so langsam der Geduldsfaden. „Hey, du weißt, dass wir dieses Wort hier in dem Haus nicht benutzen!“ Matt seufzte. „Wieso nicht? Es stimmt doch. Ich bin ein Krüppel und Mum ebenso! Fehlst eigentlich nur noch du. Ach ne, ich vergaß. Du fühlst dich ja wohl in der Rolle, als Samariter, der uns alle pflegen kann und über uns herrschen kann.“ – „Denkst du etwa mir macht es Spaß hier den Pfleger zu spielen. Es war schon schwer genug, als du noch nicht im Rollstuhl saßt. Sich alleine um deine Mutter zu kümmern und nebenher noch genug arbeiten zu gehen, um uns über Wasser zu halten. Aber jetzt bist du auch noch zu meinem Problem geworden und du machst es mir wirklich schwer nicht einfach abzuhauen!“ Matt war geschockt. Endlich zeigte sein Vater mal sein wahres Gesicht und Matt war damit ziemlich überfordert. Er kroch die Treppe zum Rollstuhl hinunter und hievte sich in den Rollstuhl hinein, ehe er weiter sprach. „Weißt du was? Dann mach ich es uns beiden einfach. Ich gehe. Dann hast du nur noch einen Pflegefall und kein Kind mehr, dass du durchfüttern musst! Machs gut!“ Mit diesen Worten rollte er aus dem Raum. Seine Sachen würde er einfach später holen. Oder besser holen lassen. Jetzt wollte er erst einmal nur weg von hier. Am besten so weit weg wie nur irgend möglich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)