Aishite? von Anemia (Love me?) ================================================================================ Kapitel 1: PRECIOUS ... ----------------------- Tohya hatte sich stets gefragt, wieso Nero solch ein Geheimnis aus seinem Nebenjob machte. Er wusste gerade einmal, dass sein Freund sich der Fotografie zugeneigt fühlte und diese auch im professionellen Rahmen betreiben wollte, aber auch diese Infos hatte Tohya ihm lediglich mit Müh und Not aus der Nase ziehen können. Dass er nun tatsächlich einen Auftrag für eine Zeitschrift an Land gezogen hatte, hatte Tohya nur dadurch erfahren, weil er seinen Freund auf frischer Tat beim Losziehen mit der vollen Ausrüstung erwischt hatte. Und auch dann war es Nero ganz offensichtlich nicht recht gewesen, dass Tohya so viele Fragen stellte, hatte er doch ziemlich kurz angebunden auf jede reagiert. Nun, Nero konnte mitunter recht eigen sein und durchaus auch muffelig, aber Tohya wurde das Gefühl trotzdem nicht los, dass der andere etwas zu verheimlichen hatte. Irgendetwas musste doch hinter dieser Geheimniskrämerei stecken. Und da Tohya sich ohnehin über alles viel zu viele Sorgen machte, hatte er sich stets die wildesten Szenarien ausgemalt: Nero, der irgendwelche gutaussehenden Damen für eine Erotikzeitschrift knipste und diese mit seiner roughen Art aufreizte, während er entdeckte, dass er nicht einmal halb so schwul war, wie er beteuerte, zu sein. Das wäre eindeutig Tohyas persönlicher Albtraum gewesen. Dass er Nero an irgendjemand anderen verlor. Tagelang fand Tohya sich damit ab, dass Nero Stillschweigen über seinen Nebenjob bewahrte. Bezüglich des Shootings neulich hatte der Ältere ebenfalls kein Wort verloren, nur behauptet, es wäre gut gelaufen und die Auftraggeber zufrieden. Ob er denn nicht ahnen konnte, dass Tohya sich Gedanken machte und an sich selbst zu zweifeln begann? War er etwa immer noch zu dick? Oder einfach zu unscheinbar? Sollte er vielleicht mehr Make Up auflegen? Oder sich ein weiteres Piercing stechen? Vielleicht im Intimbereich? Würde Nero blaue Haare mögen? Doch so, wie Tohya es drehte und wendete, er kam zu keinem zufriedenstellenden Entschluss. Und so litt er jede einzelne Nacht stumm vor sich hin, bis er eines Nachmittags, als Nero mal wieder in seinen fotografischen Absichten unterwegs war, eine Entdeckung machte. Tohya war auf der Suche nach einem Briefumschlag, hatte seine Mutter doch Geburtstag und eine Karte musste geschrieben werden. Er meinte sich daran zu erinnern, dass er irgendwann einmal Umschläge in einem Schubfach gesichtet hatte, weswegen er sich nun durch den Wust an Papieren und Mappen wühlte. Wenn er sich nicht dazu erbarmte, für Ordnung zu sorgen, landete einfach alles auf einem wüsten Haufen, konnte sein Freund doch ein ziemlicher Liederfleck sein. Doch Tohya war nicht sein Hausdiener und erst recht keine Frau, die sich für den Haushalt verantwortlich zeigte. Ja, wahrscheinlich hätte Nero viel mehr eine Frau gebraucht als einen Lover, der zehn Jahre jünger aussah, als er eigentlich war. Aber bisher hatte Nero sich tatsächlich noch nie für irgendein weibliches Wesen interessiert, zumindest nicht, dass Tohya wüsste. Als er gerade seine Suche nach Umschlägen aufgeben wollte, fand man doch in diesem Sauhaufen ohnehin nichts mehr, wenn man nicht gerade alles von Grund auf sortierte, fielen ihm zwei bunte Bilder in die Hände. Da sie interessant, ja sogar schön anmuteten, zog Tohya sie hervor und beäugte sie eingehend. Zunächst konnte er sich keinen Reim aus den offensichtlichen Originalfotos machen, waren sie doch auf glänzendes Papier in traumhaften Farben gedruckt. Eines der beiden zeigte einen paradiesischen Garten mit tausenden von Blumen, wobei die ganz in weiße Gewänder gehüllte Gestalt die schönste von allen zu sein schien. So zumindest wirkte das Foto, so offenbar die Intention des Fotografen. Tohya konnte nicht sagen, ob es sich bei der Person mit den rosafarbenen Haaren und dem zarten Gesicht um einen Jungen oder ein Mädchen handelte. Erst auf dem zweiten Bild, welches dieses feengleiche Menschlein mit seiner Unschuldsmiene im Wasser stehend zeigte, musste er feststellen, dass es sich dabei um den kleinen, süßen Minpha handelte, der ebenfalls in einer Visual kei-Band spielte. Wie Schuppen fiel es Tohya von den Augen. Dies also waren jene Fotos, die Nero neulich für diese Musikzeitschrift geschossen hatte. Er ließ die Bilder angesäuert sinken. Was für ein hübsches Modell Nero da vor der Kamera gehabt hatte. Ein Wesen wie nicht von dieser Welt, so liebenswert und anmutig, dass er sich bestimmt hatte von ihm bezirzen lassen. Tohya sah sich mit seinen schlimmsten Albträumen konfrontiert. Er kannte Neros Geschmack, er wusste, dass sein Freund sich gern hübsche Jungs anschaute, die eventuell sogar Frauenkleidung trugen. Aber er hatte dennoch gehofft, dass er für Nero der einzige war. Sie waren nun seit ein paar Monaten zusammen, nachdem sie als bloße Kollegen mit gewissen Sympathien füreinander begonnen hatten, aber vielleicht hatte Nero ihn ja bereits satt, schaute sich nach einem anderen Spielzeug um. Tohyas ohnehin schon angeschlagenes Selbstbewusstsein verkümmerte noch mehr. Denn wenn er ehrlich zu sich selbst war, wusste er noch nicht einmal, ob Nero ihn wirklich liebte. Dass er selbst ihn liebte, ja regelrecht vergötterte, das war so sicher wie das Amen in der Kirche, aber der Ältere zeigte seine Gefühle eher selten. Oft wirkte es gar so, als ließe er Tohyas Zärtlichkeiten nur widerwillig über sich ergehen. Ja, und dies lag wahrscheinlich daran, dass er ihm nur einen Gefallen damit tat. Er wollte ihn nicht verletzen und ließ ihn deswegen gewähren. Weil er wusste, wie zugeinigt Tohya ihm war. Welch eine Schmach. Gerade, als Tohya beschloss, nun jeden Tag tanzen zu gehen um noch dünner zu werden und damit vielleicht attraktiver für Nero, ging die Wohnzimmertür auf und sein Freund stand im Zimmer - mit seiner Kamera um den Hals und reichlich verdutztem Blick hin zu dem auf der Couch sitzenden Tohya. Die Fotos auf dem Tisch waren ihm natürlich als allererstes aufgefallen. Offenbar hatte der Kleine sie gefunden, was Nero eifrig zu verhindern versucht hatte, um keine Missverständnisse zu provozieren. Aber nun war es zu spät und zu genau solchen war es gekommen. Tohya sah äußerst betrübt aus. Seine schönen, großen Augen strahlten nicht mehr so verliebt, wie immer, wenn er sonst nach Hause kam, was Nero beinahe das Herz brach. Er hasste es, seinen Freund traurig zu erleben, was zum Glück aber selten vorkam, war Tohya doch im Grunde eine Frohnatur, die ihn mit seiner Lebendigkeit oft anzustecken wusste, aber offenbar schlummerte hinter der fröhlichen Fassade ein weitaus angeschlageneres Selbstbewusstsein, als er je vermutet hätte. Und diese Bilder hatten dieses noch weiter gemindert, genau so, wie Nero es sich fast gedacht hatte.   "Minpha ist schön, nicht wahr?" Jegliche Begrüßung fiel aus. Kein Hallo, kein Schön, dass du da bist. Nur diese entmutigten Worte, die Tohya ihm nicht einmal ins Gesicht sagen konnte. Er schaute betrübt auf die Tischplatte und kratzte nervös an seinem Daumennagel herum, ehe er schließlich doch den Kopf hob und Nero todtraurig ansah. "Schöner als ich?" Nero konnte kaum fassen, was er da hörte. Er nahm die Kamera ab und legte sie weg, um sich anschließend zu seinem Freund zu gesellen, der noch immer vor den Bildern brütete und sie desillusioniert anstarrte. "Die Fotos haben nichts zu bedeuten", versuchte er ihn wenig geschickt zu trösten und betrachtete die Bilder ebenfalls, um etwas an ihnen zu finden, das Tohya von ihrer Bedeutungslosigkeit überzeugen könnte. "Sie sind in keiner Weise anstößig oder auch nur im Geringsten erotisch. Viel mehr sind sie neutral und drücken eine gewisse Distanz, eine deutliche Unnahbarkeit Minphas aus." Er versuchte sich an einem Lächeln, als Tohya skeptisch zu ihm schaute. "Der Fokus liegt nur auf der Ästhetik. Minpha ist wie eine Puppe." "Ja." Tohya nickte. "So schön, wie ich niemals sein werde." Derartige Worte konnte sich eindeutig kein verliebter Mann aus dem Mund seines Schatzes anhören. Nero suchte nach etwas, mit dem er Tohya zeigen konnte, wie viel er ihm bedeutete, wusste aber nicht recht, welche Worte, welche Berührungen überzeugend rüberkommen würden. Dennoch nahm er nun die kleine, verkrampfte Hand Tohyas und hielt sie, während er sie mit der anderen bedeckte. Hoffnung funkelte in Tohyas Augen, hell und klar. Wenn er sich nur einmal selbst mit Neros Augen gesehen hätte, dann hätte er nie wieder daran gezweifelt, dass er der schönste Junge auf der ganzen Welt war. "Die meisten Jungs werden erst dann schön, wenn sie Make Up tragen, wenn sie ihre Gesichtszüge verstecken", erklärte Nero ihm mit ruhiger, warmer Stimme und ebenso warmen Augen. "Aber du brauchst das nicht zu tun. Du hast eine unglaublich einnehmende, positive Ausstrahlung und von Natur aus ein Gesicht wie..." Er hielt inne und strich ihm eine seiner blonden Haarsträhnen von der Schläfe. "Ein Gesicht zum niemals Sattsehen. Genau wie dein ganzer Rest wundervoll ist. Was denkst du, wieso ich nicht anders konnte, als mich in dich zu verlieben?" Tohya wandte mit einem leicht verschämten Lächeln das Gesicht ab. So deutlich hatte Nero ihm noch nie gesagt, was er für ihn empfand, weswegen ihn diese Worte etwas überforderten. Aber ihm auch unheimlich schmeichelten. Vielleicht, ja vielleicht brauchte er tatsächlich nicht an Neros Gefühlen zu zweifeln? Vielleicht hatte er sich ganz umsonst diese scheußlichen Gedanken gemacht? Er glaubte Nero, aber leichte Skepsis blieb dennoch. "Vielleicht magst du aber auch Jungs, die ihre Gesichtszüge aufhübschen", überlegte er laut. "Vielleicht gefällt dir auch das Unnahbare. Das Geheimnisvolle. Das, was man nicht auf den ersten Blick sieht..." Nero machten solche Annahmen sehr traurig. So traurig, dass er gar keine passende Erwiderung auf diese Worte fand, nichts, dass seinem kleinen Tohya den Wind aus den Segeln genommen hätte. "Ganz egal, was passiert, ich liebe nur dich, so lange du es erwiderst und noch länger", versprach er ihm nur und bekam dafür einen wehmütigen Blick von Tohya geschenkt. Der Kleine war gefangen zwischen Hoffen und Bangen, und weil er es sich so sehr wünschte, dass Nero die Wahrheit sagte, kuschelte er sich nun an ihn und schmiegte mit geschlossenen Augen seine Wange gegen seine Brust. "Ich liebe dich sehr, Nero-chama", säuselte er, während der andere ihm sanft durchs Haar strich und sich wünschte, ihm nur irgendwie zeigen zu können, wie schön er war, jetzt, in diesem Augenblick. Einfach nur den Moment festhalten, um ihn nie wieder loszulassen. Das sichtbar machen, was bislang nur sein Herz zu sehen in der Lage war. Und dann wurde ihm klar, dass er dies tatsächlich bewerkstelligen konnte. Es war so simpel, dass er beinahe nicht darauf gekommen wäre.     *     Für gewöhnlich störte er den Schlaf seines Freundes nicht, fand dieser doch oft relativ spät in das Land der Träume und brauchte morgens wesentlich länger als Nero, um fit für den Tag zu sein. Auch heute war er nicht bestrebt, den kleinen, schlafenden Engel zu wecken, weshalb er ihm nur einen kurzen, zufriedenen Blick zuwarf und sich dann seine Kamera schnappte. Nach wie vor lag Tohya auf der Seite, das Gesicht dem sich neben das Bett Hockenden zugewandt. Sein Atem ging tief und gleichmäßig, und die kleine Haarsträhne, die sich an seine Nase verirrt hatte, vibrierte leicht in der ausgestoßenen Atemluft. Nero fand beinahe nichts an seinem Freund entzückender, als wenn dieser sich einmal nicht um den akkuraten Sitz seiner Haare zu kümmern in der Lage war und er dementsprechend verwuschelt aussah. Die seidigen, blonden Strähnen luden ihn zum Ordnen ein, aber Nero beließ es dabei, ihn nur zu betrachten. Und mit ihm zu lächeln, als er sah, wie Tohyas Mundwinkel im Schlaf zu zucken begannen. Bestimmt hatte er süße Träume, und hoffentlich handelten diese von Nero. Aber davon war er fast überzeugt. Der vorangegangene Tag war wundervoll ausgeklungen, mit viel Liebe und Zärtlichkeit und einem kleinen Wonneschrei aus Tohyas Kehle. Vielleicht ließ er das Erlebnis gerade Revue passieren, während er nicht ahnte, dass Nero ihn betrachtete, mit diesen Augen, die seine Schönheit enthüllten. "Mein süßer, süßer Engel", lächelte Nero in sich hinein und setzte die Kamera an, um das einzufangen, was er gerade sah und was er so liebte. Die weiche Haut, das kleine Näschen, die frechen Piercings in Kinn und Augenbraue und diesen seligen Gesichtsausdruck. Wenn er glücklich war, gefiel er Nero eindeutig am besten. Insbesondere dann, wenn er der Grund für sein Glück sein durfte. Ein auslösendes Knacken folgte dem nächsten, konnte Nero alsbald nicht mehr aufhören, das schönste Modell, welches ihm je vor die Linse gekommen war, zu knipsen. Auch dann nicht, als Tohya sich mit zusammengekniffenen Augenbrauen zu räkeln begann und sich schließlich auf den Rücken drehte. So wie er dies tat, hockte Nero sich eifrig neben ihn auf die Matratze und fotografierte ihn über ihn gebeugt weiter. Bis Tohya schließlich zu blinzeln begann. Erst noch träge und verschlafen, staunte Tohya nicht schlecht, als er direkt in ein Kameraobjektiv blinzelte. Sofort war die Müdigkeit passé und ein verwirrter Ausdruck schlich sich auf sein Gesicht. "Was...", setzte er irritiert an, ehe er bemerkte, dass er halb nackt war und sich rasch die Bettdecke bis unter die Nase zog. Was Nero inne halten und schmunzelnd an der Cam vorbeischauen ließ. "Vorhin hast du aber noch schöner für mich posiert", behauptete er. "Und jetzt ist der hübsche Engel auf einmal ganz kamerascheu..." Neros Komplimente ließen Tohya stets erröten, würde er sich doch nie an solche lieben Worte gewöhnen können, schon gar nicht dann, wenn sie von seinem Liebsten kamen, der nicht gerade mit Zärtlichkeiten um sich warf. Kein Wunder also, dass er die Decke noch ein wenig höher zog, um dann mit lächelnden Augen über sie zu lugen. Natürlich fühlte Nero sich dazu berufen, diesen bezaubernden Moment sofort einzufangen. Knips, knips, knips. Tohya lachte nun unter der Decke, und er bedauerte, dass die Kamera nicht dazu in der Lage war, Geräusche festzuhalten. Dafür aber war sie flink genug, um Tohya noch zu erwischen, als dieser rasch unter der Bettdecke hervorschlüpfte und versuchte, in das Bad zu flüchten. Unter lautem Gelächter rannte der Kleine vor ihm und der Kamera davon und versuchte in - eindeutig gespielter - Scham seine Blöße mit den Armen zu verdecken. Dadurch aber konnte Nero ungeniert Bilder von seinem kleinen, süßen Po schießen, der in engen, schwarzen Boxershorts ganz besonders gut zur Geltung kam. Aber auch sein schlanker Rücken wusste ihn zu begeistern, gab es doch nichts an ihm, was Nero nicht gefallen hätte. Das gerade geschossene Foto zeigte einen ausgelassen lachenden Tohya, der gerade frech hinter der Badtür hervorschaute und versucht war, diese Nero samt seinem Gerät vor der Nase zuzuwerfen. Aber natürlich wehrte er sich nur halbherzig und machte es seinem Freund leicht, ihm selbst in das Bad zu folgen. Nero ahnte, dass das Shooting äußerst interessante Züge annehmen würde, als Tohya sich die Unterhose herunterriss und anschließend in die Dusche hoppelte, die hinter einem roten Vorhang verborgen lag. Ob dieser kleine Schlingel etwa ein Spielchen mit ihm spielte? Man durfte Tohya auf keinen Fall unterschätzen. Er mochte mitunter fast schüchtern sein und eine sehr unschuldige Art an den Tag legen, so, als hätte er von schlimmen Worten wie Sex oder gar Ficken noch nie etwas gehört, aber damit kokettierte er nur, das hatte Nero alsbald gelernt. Und deshalb war er sich auch ziemlich sicher, dass Tohya nichts dagegen haben würde, wenn er sich noch weiter auf die Pirsch begeben würde. Er vernahm das Rauschen von Wasser, doch zum Glück war seine Kamera wasserdicht, wie sich bereits bei dem Shooting mit Minpha bewiesen hatte. Die Hersteller wussten mittlerweile, dass der Job eines Fotografen mitunter ziemlich schmutzig und abenteuerreich war und fertigten stabile Geräte, die einiges abhalten konnten. Und zum Glück hielten die Linsen auch Dingen stand, die schmutzig in ganz anderer Form waren. Schmutzig, aber gleichzeitig auch sehr, sehr süß...   "Hat der Kameramann endlich genug?" Ein kurzer, lockender Blick seitens Tohya, der bereits nasse Haare besaß, huschte hinter dem Vorhang hervor und forderte Nero eindeutig dazu auf, seine Privatsphäre zu stören. Es kicherte und giggelte in der Dusche, aber so, wie Nero gespannt den Duschvorhang ein wenig lüftete und einen Blick hinter ihn warf, schmunzelte Tohya ihn nur noch verschmitzt an. Und wirkte gar nicht mehr verschämt, sondern äußerst stolz auf das, was er ihm ungeniert zur Schau stellte. Er stand unter den Wasserstrahlen und war bereits pitschnass. Kleine Rinnsale bahnten sich ihren Weg an seinem schlanken, blassen Körper abwärts, woraufhin Nero nicht widerstehen konnte und ein paar von ihnen in den Fokus nahm. Der eine Tropfen, der mit einem zweiten auf seiner Hüfte verschmolz und geradewegs zwischen seine Beine huschte. Jener, der an seinem Kinn hing und, als er abfiel, unter seinem Nabel landete und sich von dort aus in Gefilde wagte, die bislang eigentlich ganz allein Nero gehört hatten. Was für kleine, freche Tropfen, machten diese ihm doch sein Privileg abspenstig. Aber das durften sie, wenn sie die Schönheit dieses wundervollen Jungen derart zu betonen wussten. "Jetzt leg doch endlich mal die Cam weg", beschwerte Tohya sich nach einer Weile, in der er es mit roten Wangen heimlich in vollen Zügen genossen hatte, von dem Objektiv begehrt zu werden und ein wenig mit ihm beziehungsweise mit Nero geflirtet hatte, der sich nicht nur einmal auf die Unterlippe gebissen hatte. "Ich würde jetzt gern in Ruhe duschen." Nero ließ die Kamera sinken und schaute seinen Kleinen mit schiefgelegtem Kopf an. "Allein?" Tohya drehte sich weg, aber Nero sah trotzdem, dass er grinste. "Das habe ich nicht behauptet..." So lief der Hase also. Und freilich konnte Nero diese Einladung auf keinen Fall ausschlagen. Gut, dass er ebenfalls nur Unterhosen trug, waren diese doch rasch ausgezogen. Die Cam durfte derweil eine wohlverdiente Pause einlegen, denn auch, wenn sie es vermochte, perfekte Momente und Schönheit für die Ewigkeit festzuhalten, so war sie doch nicht in dem Maße in der Lage, diese so gebührend zu würdigen wie es nur jemand tun konnte, der zu Gefühlen imstande war. Und der einfühlsame Hände, einen sich zum Verwöhnen eignenden Mund und noch ganz andere lustspendende Körperteile sein eigen nannte. Alsbald wurde aus dem ausgelassenen Kichern seitens Tohyas ein sinnliches Stöhnen, das allein Nero zu verdanken war, der genau wusste, wie er seinen Jungen lieben musste.     *     Tohya war es selbstverständlich mehr als unangenehm, die Bilder zu Gesicht zu bekommen, welche am Morgen entstanden waren. An so ziemlich jedem, das Nero ihm vor die Nase hielt, hatte er etwas auszusetzen. "Quetsch ich mir wirklich so doof die Wange und den Mund breit, wenn ich schlafe?", wollte er wenig begeistert wissen, doch Nero strich ihm nur amüsiert durch das Haar. "Das ist gar nicht doof", meinte er, und in solch einem Fall war seine Meinung Gesetz. "Das ist mein Freund, den du da beleidigst, klar?" Tohya schaute verwundert zu Nero auf, ehe er schmunzeln musste. Er konnte wirklich furchtbar süß sein, wenn er wollte, auf seine ganz eigene Art und Weise. "Dein Freund sieht aus wie ein dicker Fisch", lachte Tohya in der leisen Hoffnung, noch ein kleines Kompliment einheimsen zu können, aber Nero reagierte gar nicht auf seine Worte, sondern schaute sich schweigend die nächsten Fotos an. Schließlich kam er bei jenen an, die Tohya ganz nackt zeigten. "Oh Gott." Der Kleine hielt sich die Augen zu. "Dass du das wirklich aufgenommen hast..." "Etwa noch nie nen nackten Mann gesehen?" Nero musste schmunzeln, während er sich gefällig an den Bildern weidete. "Also, ich finds gelungen, und du hast es eindeutig so gewollt." Das konnte Tohya nicht abstreiten. Er hatte total billig posiert, einfach, weil er plötzlich ziemlich spitz gewesen war und sich nach seinem Freund verzehrt hatte. Manchmal kam es einfach so über ihn, und dann brauchte er es. Dringend. Unbedingt. Und dann tat er alles, um es zu bekommen. Natürlich gab er nicht offen zu, dass er es heiß gefunden hatte, Nero als Nacktmodell zu dienen. Anstelle schüttelte er die ganze Zeit über peinlich berührt lachend den Kopf, das Gesicht in den Händen vergrabend. Das letzte Bild gefiel Nero, der sich von Tohyas Verhalten nicht irritieren ließ, ganz besonders, aus eindeutigem Grund. "Hierauf hat mein Freund schon halb einen stehen", brummte er zufrieden, wofür Tohya ihn giggelnd gegen die Schulter schlug. "Hör auf!", empörte er sich nach wie vor lachend und mit heißem Kopf, was Nero mit einem amüsierten Schmunzeln hinnahm. Es bereitete ihm viel Spaß, Tohya in Verlegenheit zu bringen. Viele Jungs mimten den Schüchternen, um süß zu wirken, das war bei Weitem nicht nur eine Mädchenmasche. Denn es kam oftmals gut an, nicht nur niedlich auszusehen, sondern auch niedlich zu wirken. Tohya würde seinen jugendlichen Charme wahrscheinlich noch ewig nicht ablegen, auch wenn er bereits die dreißig überschritten hatte - was er natürlich unter keinen Umständen hören wollte. Nero legte die Fotos schließlich vorerst beiseite, war sich aber sicher, sie alsbald wieder hervorzuholen, um sich an ihnen zu erfreuen. Auf Tour würde er sie bestimmt benötigen, wenn sein Tohya daheim bleiben musste oder dieser wiederum er auf Reisen ging. Dann waren solche Aufnahmen besser als nichts. "Weißt du was?" Nero sah Tohya an, als dieser schließlich noch immer mit leicht geröteten Wangen seinen Blick erwiderte. "Ich würde garantiert eine Menge Geld bekommen, wenn ich die Bilder an eine Zeitschrift verkaufen würde..." Zutiefst erschrocken riss Tohya die Augen auf und schnappte nach Luft. "Wenn du das machst..." "Keine Sorge." Er legte den Arm um seinen Freund und drückte den ängstlichen Kerl fest an sich. "Für mich sind diese Bilder unbezahlbar. Sie bleiben natürlich bei mir." Tohya atmete ungemein erleichtert auf und lächelte zufrieden, als Nero ihm mit den Fingerknöcheln über die Wange strich und ihn damit animierte, ihn wieder anzusehen. "Aber sie sind genauso auch für dich", meinte der Ältere. "Damit du jederzeit sehen kannst, wie wunderschön du in meinen Augen bist, Toto-chan." Tohya mochte sich auf den Fotos nicht sonderlich attraktiv finden, aber Nero war ohne Frage so hingerissen von ihm und diesen Momenten, die ihn so schrecklich unperfekt zeigten, dass er begann, die Bilder dennoch ein wenig zu mögen. Auch die peinlichen, die nicht nur seine Schönheit, sondern auch seine unverhohlene Lust zeigten, die er niemandem außer seinem Nero zeigte, welchen er von Herzen liebte und den er nie wieder hergeben wollte.   Kapitel 2: Reflected Feelings ----------------------------- Solch einen schönen Tag hatte Tohya schon seit langem nicht mehr verlebt. Zwar verbrachte er oft auch nette und vor allem witzige Stunden mit seinen Bandkollegen und besten Freunden, doch etwas mit Nero zu unternehmen war noch einmal eine ganz andere Liga und ließ sich mit nichts auf der Welt vergleichen. Die Chemie hatte auf Anhieb zwischen ihnen gestimmt, und das, obwohl sie ein nicht unbeachtlicher Altersunterschied voneinander trennte. Zudem waren sie auch charakterlich grundverschieden - Tohya, der immer fröhliche und ausgelassene Junge und der meist ernste und hin und wieder gar strenge Nero, welcher somit das komplette Gegenteil zu Tohya darstellte. Dazu kam noch, dass die Musik, die ihre beiden Bands spielten, nicht unterschiedlicher hätte sein können. Und doch waren sie sich von Anfang an gewissermaßen ganz nah gewesen. Tohya vermochte es nicht so recht zu beschreiben, er wusste lediglich, dass dieses wohlige Gefühl der Vertrautheit von der ersten Sekunde an mit einem warmen Kribbeln im Bauch einhergegangen war und er Mühe gehabt hatte, sich auf das Interview zu konzentrieren, dem sie sich gemeinsam stellen hatten müssen. Immer wieder war sein bewundernder Blick hinüber zu Nero gewandert, aber rasch wieder weggehuscht, wann immer der andere ihn von sich aus angesehen hatte. Da Neros Art eher unzugänglich anmutete und er so selten lächelte, hatte Tohya angenommen, die Sympathien würden lediglich einseitiger Natur sein. Aber dann hatte Nero ihn einfach zum Essen eingeladen. Und Tohya hatte freudestrahlend zugesagt. Denn er wollte derzeit nichts lieber, als diesen geheimnisvollen Mann mit dieser kühlen, disziplinierten Aura besser kennenzulernen. Es hatte allerdings gar nicht so lange gedauert, bis Nero ein wenig aufgetaut war. Sie hatten gemeinsam für unzählige Fotos posiert, was bei Tohya den Eindruck erweckt hatte, dass Nero genau wie auch er diesen Tag für einen ganz besonderen hielt und ihn am liebsten für die Ewigkeit festgehalten hätte. Bei einem wirklich fantastischen Essen hatten sie sich dann sogar überraschend gut unterhalten können. Besonders vorteilhaft war es, dass sie die Leidenschaft für das Schlagzeugspielen teilten, was alsbald in einer geschäftigen Fachsimpelei ausgeartet war. Tohya hatte sich gefreut, dass Nero ihn als würdigen Diskussionspartner ansah, denn im Grunde spielte er nicht in der Liga des älteren Mannes, in jeglicher Hinsicht. Er fühlte sich so jung und unreif in Neros Gegenwart, und jedes Mal, wenn er ihn berührt hatte, sei es nur an der Schulter oder am Arm, war er knallrot angelaufen wie ein kleines Mädchen. Nero hatte wahrscheinlich nichts davon mitbekommen, denn er hatte sich nicht einmal amüsiert diesbezüglich gezeigt. Vielleicht aber hatte er Tohyas Verhalten auch nur ignoriert. Und sich geschworen, diesem verwirrten, hibbeligen Jungen in Zukunft fern zu bleiben, welcher sich ganz offensichtlich ein wenig in ihn verguckt hatte. Aber so sehr wie dies Tohyas Verstand flüsterte, so eindringlich erwiderte sein Wunschdenken, dass Nero und er ein Date hatten. Zwar war es üblich, dass Kollegen sich auf einen Drink oder ähnliches einluden oder gemeinsam ein gelungenes Interview feierten, aber mit Nero fühlte es sich so anders an als mit allen anderen zuvor. Denn obwohl Nero so erwachsen war und nach wie vor ein bisschen auf Distanz ging, so war er Tohya doch ohne Frage zugeneigt. So etwas spürte man einfach. So etwas sah man in den Augen seines Gegenübers, wenn man mit ihm sprach. Und Nero hatte ihn oft sehr lange und intensiv angesehen. Prüfend und interessiert. Kein Wunder also, dass Tohya geglüht hatte wie eine Leuchtboje. Zumal Nero auch so furchtbar sexy war...aber das musste Tohyas Geheimnis bleiben, unbedingt. Manche seiner Freunde wussten, dass er auf Männer stand, aber Nero durfte dies niemals erfahren. Nero, der nie und nimmer schwul oder zumindest bi war. Solch eine Blamage wollte er sich ersparen.   Tohya schwitzte noch immer ziemlich heftig in Anbetracht seiner Aufregung, als er neben Nero im Auto saß und sich von diesem nach Hause chauffieren ließ. Zumindest nahm er an, dass Nero dies zu tun beabsichtigte. Direkt gesagt hatte er nichts, aber das Date war offenbar beendet und außerdem rückte der Zeiger von Tohyas Armbanduhr allmählich der neun näher. Er versuchte sich deshalb zu entspannen, aber es gelang ihm nicht so recht. Neros Hände mit den lackierten Nägeln, die das Lenkrad hielten, waren nicht minder ansehnlich wie das Gesicht des Mannes, welches oft kaum Mimik vorzuweisen hatte. Tohya erwischte sich immer wieder beim unverhohlenen Starren, weshalb er erst reichlich spät bemerkte, dass sie sich überall befanden, aber nicht in dem Viertel, in dem er wohnte. Er kannte diesen Stadtteil überhaupt nicht, und deshalb machte sich Verunsicherung in ihm breit. "Ähm, ich wohne aber in-" "Ich weiß", unterbrach Nero ihn nur, während er weiter geradeaus starrte. Tohya zog skeptisch die Augenbrauen zusammen und suchte nach den richtigen Worten in seinem Kopf. Er konnte Nero nicht einfach fragen, ob er ihn entführen wollte, schließlich war diese Annahme schrecklich absurd. Er wollte noch nicht einmal direkt wissen, ob Nero gedachte, ihn in irgendeiner Kneipe abzufüllen, um...ja, um ihn gefügig zu machen. Seltsamerweise kribbelte bereits dieser Gedanke in Tohyas Bauch. Ob Nero denn auch eine wilde Seite besaß? Oder ob er immer so beherrscht und kühl, aber gewissermaßen auch liebevoll war? Tohya biss sich leicht auf die Unterlippe. Nero, der Abenteurer. Mh, das hätte der Junge ungemein anziehend, ja förmlich scharf gefunden... "Und wieso kutschierst du mich dann durch halb Shibuya?" Die einfachste und am wenigsten verfängliche Frage. Nero blieb jedoch die Ruhe selbst. "Weil ich dich nicht nach Hause fahre." "Nicht?" Also stimmte es doch. Nero wollte ihn abfüllen oder entführen. Hoffentlich war es dort, wo ihr Ziel lag, gemütlich. Aber das sagte er ganz bestimmt nicht laut. Eher wäre er gestorben. Anstatt, dass Nero ihm eine weitere Antwort lieferte, parkte er den Wagen alsbald an der nächsten freien Stelle und schaltete den Motor aus. Er brauchte tatsächlich nichts zu sagen, denn Tohya konnte selbst sehen, wohin Nero ihn gefahren hatte. Vor ihnen erhob sich ein Love Hotel in die Höhe. Ein auf den ersten Blick unscheinbar wirkender Laden, der nichts Verfängliches suggerierte, aber ein raffiniertes Innenleben besaß. Räume mit verschiedenen Themen gab es da zu bewohnen, angefangen von Hello-Kitty-Zimmern bis hin zu Mickey Mouse oder Dinosauriern. Doch mit einem Ort für Kinder durfte man es dennoch nicht verwechseln. Denn bei einem Love Hotel handelte es sich stets um eine Zuflucht für nur eine Sache: Für Sex. "Oooooh", stieß Tohya aus und presste die Hände peinlich berührt lächelnd zwischen die Knie, während er den Blick ganz tief senkte. "Ich weiß nicht, ob ich...ob ich dafür schon...bereit bin..." Sein Herz schlug so heftig wie bei einem Marathonlauf. Einerseits, weil er sich so schrecklich überfordert mit der Situation fühlte, andererseits, weil er sich so sehr freute, dass Nero anscheinend doch etwas für Jungs übrig hatte. Insbesondere für ihn. Sogar so viel, dass er die Nacht mit ihm verbringen wollte. Kein Wunder, dass Tohya dies alles zu viel wurde. Nero betrachtete die schüchternen Reaktionen und das krebsrote Gesicht des Kleinen mit dem Anflug eines seiner für ihn sehr seltenen Lächelns. Er hatte natürlich von Anfang an gewusst, dass Tohya in ihm mehr sah als einen Senpai, war er doch nicht gerade gut darin gewesen, seine Gefühle zu verbergen. Tohya war einfach jung und naiv, zumindest wirkte er so, ganz im Gegensatz zu Nero, der sich bis zum Schluss nicht direkt in die Karten hatte schauen lassen. Auch wenn er Appetit besaß, saß er nicht unverhohlen geifernd auf seinen vier Buchstaben. Er genoss stets stillschweigend und überlegte mit seinem Pokerface, wie er zu dem kam, was er begehrte. Und dass er Tohya wollte, das wusste er so sicher wie schon lange nichts mehr. Süße Jungs hatten ihm schon immer gefallen, weil sie ganz anders waren als er selbst. Und Tohya war einfach nur entzückend in seiner Art und seiner Fröhlichkeit. Dazu kam auch noch sein Lächeln und seine schönen Augen...und nicht zu vergessen sein putziger, kleiner Hintern... "Du bist aber keine Jungfrau mehr, oder?" Nero war für Direktheit bekannt, und heute demonstrierte er sie nur zu gerne, weil er damit Tohya so zielgenau necken konnte. Der Junge wandte nun sogar sein rotes Gesicht ab und suchte es mit der Hand zu verdecken. "N-nein..." Ein Nuscheln nur, mehr kam nicht über Tohyas Lippen. Der Junge kam sich vor, als würde er jeden Moment explo- oder implodieren, eines von beiden. Dieses Thema in Verbindung mit Nero war einfach nur eine Höllenqual für ihn. "Schade." Tohya wusste nicht, ob der andere lächelte oder nicht, aber wahrscheinlich tat er es nach wie vor nicht. Fassungslosigkeit machte sich bei Tohya breit. Bedauerte der andere es tatsächlich, dass er schon Sex gehabt hatte? Hätte es ihm gefallen, ihn zu...entjungfern? Schneller als ihm lieb war, hatte Tohyas Neros wilde Seite entdecken dürfen, und nun brachte ihn diese fast ins Grab. "Oder findest du mich nicht attraktiv genug?" Innerlich flehte Tohya Nero an, aufzuhören mit diesen teuflischen Fragen, die den Jungen so in Verlegenheit brachten. Aber er musste antworten, denn er wollte Nero keine falschen Schlüsse ziehen lassen. "Doch..." "Was, 'doch'? Mh?" Nero! Tohya wagte es, einen kurzen Blick hin zu dem Älteren zu werfen und duckte sich rasch wieder, als er sich mit dessen starren Augen und dessen wartendem Blick konfrontiert sah. Dieser Mann...er war so heiß, dass Tohya schon deswegen fast ausflippte. Wie er auf einmal mit ihm umging. Gar nicht mehr zuvorkommend und zärtlich, sondern harsch und fordernd. Insgeheim liebte Tohya ja genau das...hoffentlich ließ Nero sich nicht von seinem Verhalten täuschen. "Ich finde dich sehr attraktiv, Nero-chan", tuschelte Tohya betreten, ganz zu Neros Freude. Mit etwas anderem hatte er auch gar nicht gerechnet. "Und trotzdem willst du nicht?" Er zog eine Augenbraue empor und rückte sich die Brille gerade. "Nun, natürlich musst du nicht, wir können auch einen anderen Termin hierfür ausmachen, aber ich für meinen Teil hätte nun große Lust darauf, den schönen Abend mit einer wundervollen Nacht ausklingen zu lassen..." Er strich dem Jungen behutsam aber doch begehrlich über den Hinterkopf, bis er seine Hand schließlich in dessen Nacken legte. "Du gefällst mir, Tohya-chan. Vom ersten Augenblick an wusste ich, dass wir miteinander harmonieren. Und dass ich dich haben will. Vor allen Dingen das..." Tohya schnappte nach Luft und schloss die Augen, als er Neros Hand spürte, die ihn zum ersten Mal auf diese prickelnde Weise berührte. Noch immer glühte sein Kopf lichterloh, aber das Gefühl dieser kundigen Finger auf seiner Haut machte ihn beinahe süchtig, woraufhin er sich nun erst recht nach mehr sehnte. Nero würde so gut zu ihm sein, das wusste er. Und da Tohya schon lange keinen Sex mehr gehabt hatte und generell selten mit jemandem schlief, spürte er, dass die Zeit dafür endlich einmal wieder gekommen war. Er zwang sich dazu, Nero anzusehen und ihm kaum merklich zuzunicken. Dieses Signal aber genügte dem Älteren voll und ganz. Hiermit war die Nacht besiegelt, und Nero rieb sich gedanklich die Hände. Er konnte den Jungen bereits förmlich schreien vor Lust hören. Dessen Stimme eignete sich einfach fantastisch zum Stöhnen und genussvollem Keuchen. Es wäre ja gelacht gewesen, wenn Nero ihm nicht diese wonnevollen Laute hätte entlocken können...   Als er ihre Schlüssel an der anonymen Rezeption löste, spürte er, dass Tohya irgendetwas auf dem Herzen lag. So gut kannte er ihn bereits, um zu wissen, wenn er ihm etwas verschwieg aufgrund seiner großen, zuckersüßen Scham. "Hast du immer noch Bedenken?", konfrontierte er ihn deshalb direkt mit seiner Vermutung, bevor sie in den Fahrstuhl stiegen. Behutsam wie eh und je legte er dem Kleineren die Hände auf die Schultern. "Die brauchst du nicht zu haben, Toto-chan. Es wird dir gefallen, ganz bestimmt." "Ähm...das ist es nicht." Tohya senkte den Blick. "Es ist nur...ich hoffe, du hast nicht irgendein Mickey-Mouse-Zimmer ausgesucht. Da kann ich nämlich nicht..." Daraufhin musste selbst der reservierte Nero herzlich lachen. "Traust du mir so etwas zu?" Er legte schmunzelnd den Kopf schief und betrachtete den etwas irritiert aussehenden Tohya. "Keine Sorge, ich kann inmitten irgendwelcher Kinderfiguren auch nicht." "Aber auch kein Bondagezimmer...", äußerte Tohya, was Nero nach wie vor schmunzeln ließ. Der Gedanke an sich war selbstverständlich nicht schlecht und genau nach Neros Geschmack, aber so einen hübschen, unschuldigen Knaben durfte man nicht gleich ins kalte Wasser werfen. Tohya bedurfte einer gewissen Behutsamkeit, dessen war Nero sich bewusst. "Du wirst ja sehen", gab Nero sich geheimnisvoll und nahm kurzerhand Tohyas Hand, um den noch immer etwas unsicheren Jungen mit sich in den sich gerade öffnenden Fahrstuhl zu ziehen. Viel Zeit blieb Tohya nicht, um zu spekulieren, mit was für einer Überraschung Nero aufwarten würde. Der Fahrstuhl hielt im dritten Stockwerk, und als sie beide Hand in Hand auf das auf dem Ticket ausgewiesene Zimmer zuhielten, beschloss Tohya, dem anderen einfach zu vertrauen. Nero mochte ihn und wollte ihm garantiert nichts Böses. Er sehnte sich lediglich danach, Tohya zu vernaschen, und das konnte er vonseiten des Kleinen gerne tun. Auch wenn dieser wieder etwas scheuer wurde, als er sich im Inneren des Raumes wähnte und sich genauso staunend wie erschrocken umsah, um doch jedes Mal in sein eigenes Antlitz zu blicken. Die kompletten Wände waren mit unterschiedlich großen Spiegeln versehen, was dem Raum einen futuristischen Touch verlieh, war sogar die Decke mit ihnen ausgekleidet. So wirkliche Gemütlichkeit würde da wohl nicht aufkommen, mutmaßte Tohya, zumal das Bett in der Mitte des Zimmers auch ein eher schlichtes Modell war ohne viel Schnickschnack. Aber das wäre vermutlich noch hinnehmbar gewesen. Wenn er sich dahingegen vorstellte, vor hundert enthüllenden Spiegeln Sex zu haben...er, der mit seinem Körper ohnehin nicht vollkommen im Reinen war... "Ob ich das kann...?", fragte er sich selbst, erhielt aber eine Antwort von Nero, der sich hinter ihn stellte und ihm die Schultern sanft massierte. Seine Lippen waren seinem Ohr plötzlich ganz nahe. "Du kannst", versprach er dem schüchternen Jungen. "Es wird wunderschön werden, glaub mir." Aber nicht, wenn Tohya sich die ganze Zeit von seinem eigenen, nackten Körper angetörnt fühlen würde. Das aber behielt er für sich. Anstelle drehte er sich halb zu Nero herum und sah ihm bittend in die Augen. "Kann ich mein Shirt anlassen?" "Aber Tohya." Nero schüttelte mit einem vagen Lächeln auf den Lippen den Kopf. "Das hast du doch überhaupt nicht nötig." Tohya setzte nun doch zu einem Widerspruch an, doch urplötzlich verging ihm dieser, als Nero ihm einfach die Lippen aufdrückte. Im Reflex schloss der Kleine die Augen und konnte nichts weiter mehr tun, als sich fallen zu lassen. Nero wusste genau, dass er Tohya auf diese Weise am effektivsten zum Schweigen bewegen konnte, besaß er doch eine sehr einnehmende Art, zu küssen. Er küsste so, dass er seinem Partner alle negativen Gedanken raubte und seine Bedenken nahm. Tohya sollte sich nicht mehr sorgen. Er war so schön und so süß, er brauchte überhaupt keine Angst zu haben. Und offenbar schwand diese tatsächlich ein wenig, als Nero seine Hände unter das Shirt des anderen gleiten ließ und seine von Gänsehaut überzogene Haut berührte. Nur anhand dessen, was seine Fingerspitzen wahrnahmen, wusste er ganz genau, dass Tohya einen anbetungswürdigen Körper besaß, der es wert war, liebkost und verwöhnt zu werden. Er konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, wann er zum letzten Mal jemanden so gewollt hatte. Tohya war einfach in sein Leben gecrashed und gehörte seitdem untrennbar zu ihm. Er war sein Engel, und doch wollte er versuchen, ihn zu einem kleinen, hemmungslosen Teufel zu erziehen. So hielt er alsbald inne und knöpfte sich unter prüfendem Blick in Tohyas leuchtende Augen rasch sein Hemd auf, um es sich Sekunden später über die Schultern zu streifen. Seine zahlreichen Tätowierungen kamen zum Vorschein, an denen Tohya sich offensichtlich bewundernd labte. Sogar seine Hand streckte er aus, um mit den Fingern über die faszinierenden Muster zu fahren, ehe Nero ihn packte und in einen weiteren, ungestümen Kuss zog. Das Spiel setzte sich eine ganze Weile lang so fort. Tohyas geschwungene Lippen glänzten längst feucht, als Nero sich ungeduldig aus seiner Hose kämpfte und sich alsbald wieder auf seinen Kleinen stürzte, nur noch mit seinen engen, schwarzen Boxershorts bekleidet. Tohya versuchte sich in seiner beginnenden Lust an ihn zu klammern, kratzte mit angespannten Fingern über seinen Rücken, musste aber schon wenig später die Arme heben, da Nero Anstalten machte, ihm das Shirt über den Kopf zu ziehen. Er tat es, und mit ihm die hundert Spiegelbilder, die nun seinen nackten Oberkörper zeigten. Zum Glück vermochte er sich nun noch hinter Nero zu verstecken, aber schon bald gelang ihm dies nicht mehr, denn noch ehe er es sich versehen konnte, küsste der andere sich an ihm hinab, bis er vor ihm hockte und so heftig an dem Bund seiner Hose riss, dass er beinahe nach vorne stolperte. So wie Tohya bewusst wurde, was gleich passieren würde, legte er seine Hände auf die Neros, die sich schon an dem Knopf seiner Hose zu schaffen machten. "Lass mich das machen", sagte er leise und drehte sich langsam von dem anderen weg, um sich in Ruhe seiner verbliebenden Kleidung zu entledigen. Nach wie vor wurde jede seiner Bewegungen von tausend Spiegeln reflektiert, und so konnte er auch nicht dem Anblick seines eigenen, seiner Meinung nach viel zu kleinen Schwanzes entfliehen, den er aus den Augenwinkeln in einem der Spiegel sah. Bevor er sich zu dem wartenden Nero herumdrehte, hielt er sich die Hände vor sein Glied, allerdings so, dass es aussah, als würde er es eher rein zufällig tun. Aber natürlich war Nero sofort klar, dass Tohya versuchte, sich zu verstecken. "Hey", meinte er so einfühlsam er konnte und strich über Tohyas schlanke Schultern seine Arme hinab, bis seine Finger an seinen Handgelenken zum Ruhen kamen. "Ich bin hergekommen, damit ich alles von dir sehen kann. Und nun verwehrst du es mir, du Schlingel." Tohya leiste kaum Widerstand, als Nero den Griff um seine Handgelenke verstärkte und seine Hände behutsam von seiner Körpermitte entfernte. Er fühlte sich dennoch schrecklich entblößt - schließlich war er das auch - war es ihm doch sehr unangenehm, so genau von Nero unter die Lupe genommen zu werden (und Nero inspizierte ihn wirklich eingehend von Kopf bis Fuß), weshalb sein Kopf schon wieder ganz heiß wurde und er verschämt vor sich hinlächelte. "Das hat sich ja wirklich gelohnt", stellte Nero schließlich mit angetanem und gleichzeitig auch ein wenig lüsternem Blick in Tohyas große, hübsche Augen fest, ehe er wieder vor ihm auf die Knie ging und- Tohya hatte nun keine Zeit mehr, sich für irgendetwas zu genieren. Das Gefühl, das Neros warmer Mund in ihm auslöste, beanspruchte sein ganzes Denken und sorgte dafür, dass er nur noch mit offenem Mund dastand und geräuschvoll ein und ausatmete. Er war noch nicht einmal sonderlich hart, aber bereits nach kurzer Zeit schwoll er beachtlich zwischen Neros Lippen an und gab ihm einiges an Arbeit auf. Tohya durfte nur nicht in den Spiegel sehen. Alles nur das nicht... Aber natürlich tat er nun genau das. Mit dem Effekt, dass er sich vor sich selbst ekelte. Er sah sich selbst, nackt und vor dem Bett stehend, während ein halbnackter Mann vor ihm kauerte und seinen Kopf auf und ab bewegte. Wäre er sich nicht wie eine Hure vorgekommen, er hätte es vermutlich sogar ganz anregend gefunden. "Ich bin so eine Schlampe", brachte er schließlich hervor, was Nero dazu veranlasste, ihn aus seinem Mund zu entlassen und erst verwundert, dann anzüglich anzuschauen. "Vielleicht bist du das tatsächlich", meinte er und erhob sich, drängte sich gegen Tohya und schob diesen so weit an das Bett, bis er die Matratze in den Kniekehlen spüren konnte. "Wenn du das bist, dann zeig es mir. Ich will es sehen." Der Kleine landete im nächsten Augenblick rücklings auf dem Bett und wurde von Neros Gewicht in die Matratze gedrückt. Doch ehe Nero sich an ihm gütlich tat, zog er sich mit einer Hand seine Unterhose über die Hüften und warf sie achtlos aus dem Bett. Als er sich wieder Tohya zuwandte, staunte er nicht schlecht, hatte dieser doch die Beine eng zusammengepresst und hielt sie mit den Armen umschlungen. "Das ist aber nichts, was eine Schlampe tun würde", urteilte der Ältere, der nun quasi vor verschlossenen Toren hockte und nur noch die Augen über die Knie des Kleinen blinzeln sah. "Eine Schlampe würde die Beine ganz breit machen und sich mir anbieten." Was er hoffentlich nicht zu deutlich sah, war, dass Tohya etwas schmunzeln musste. Natürlich war es ihm nach wie vor recht unangenehm, sich so offenherzig zu präsentieren, aber im Moment spielte er vor allen Dingen mit Nero. Er wollte herausfinden, wie seine Reaktionen auf so viel Scham und Scheu waren. Und was er dagegen zu tun gedachte. Als Nero ihm wieder die Hände löste, hob er diese schnell vor seine Augen, um sich nicht sehen zu müssen, während der Ältere seine Beine harsch auseinanderzog. Schlimm genug, dass Nero nun alles von ihm sehen konnte und dieses Privileg sicherlich ausgiebig auskostete. Er konnte ihn regelrecht vor sich sehen, diesen strengen, aber zugleich sehr dunklen Blick, der hin und her huschte, um sich ein genaues Bild von der Beschaffenheit seines Partners zu machen. Ganz kurz blinzelte Tohya zwischen seinen gespreizten Fingern hindurch, nur um sich in seiner Annahme bestätigt zu sehen. Nero betrachtete seine Genitalien fast fachmännisch und gleichzeitig wie ein Tiger auf der Pirsch. Und das machte Tohya so scharf, dass sein Penis prompt zuckte. Dass er Nero so gefiel, das war das, was ihm die größte Lust bescherte. Nie hätte er vermutet, dass so ein attraktiver Mann je Interesse an ihm haben würde. Als Nero sich sattgesehen an dem hübschen, rosigen und fast komplett erigierten Schwanz und in Gedanken mit seiner Zunge bereits gegen Tohyas größten und am besten gehüteten Schatz gestoßen hatte, überraschte er den Jungen damit, dass er nun kompromissloser denn je dessen Handgelenke packte und sie über seinem Kopf mit einer Hand fixierte. Tohya hielt daraufhin einen äußerst erstaunten Blick für ihn parat, hätte er doch wohl nicht damit gerechnet, dass Nero derart verlangend sein konnte. Aber wenn er etwas oder besser gesagt jemanden so sehr wollte wie diesen entzückenden Jungen, kannte seine Leidenschaft keinerlei Grenzen. "Endlich kannst du mir nichts mehr vorenthalten", raunte er und schob seine freie Hand hinunter zu der schmalen Hüfte des Jungen, um diese enger gegen seine eigene zu drücken, was darin resultierte, dass Tohya die Augen zukniff und sündhaft aufkeuchte. Nun, wahrscheinlich würde der Kleine sich dank seiner geschlossenen Lider selbst den ganzen Spaß vorenthalten, so zumindest Neros Annahme. Doch als dieser Minuten später schon den schlanken Körper des Jungen mit heftigen Stößen erschütterte, sah dieser in die verhangenen Augen einer kleinen Nutte, welche von dem heißesten Typen ganz Japans gevögelt wurde, als wäre sie die begehrenswerteste von allen. Er konnte seine eigene Lust nicht nur fühlen, sondern er sah sie auch. Wie dunkel sie war und was für einen wahnsinnigen Touch sie seinem Gesicht verlieh! Er sah aus wie ein Tier, von dem ein Dämon Besitz ergriffen hatte, und gewissermaßen fühlte er sich davon so angewidert, dass er während der Masturbation niemals so zum Höhepunkt gelangt wäre. Aber seinem wundervollen Nero konnte er trotz seines eigenen Anblicks nicht widerstehen. Irgendwann verschwamm das Spiegelbild ein wenig vor seinen Augen, als der Druck in seinem Körper überhandnahm. Als er dann ekstatisch zuckte, erblickte er dennoch das heiße Glück in seinen funkelnden Augen. Während er noch zwischen Staunen und Abscheu schwelte, blickte Nero in den Spiegel, der direkt vor dem gegenüberliegendem Bettende angebracht war und leckte sich bei seinem eigenen Anblick gepaart mit dem der erlegten Beute unter sich begierig über die Lippen. So sah ein Genießer aus. Und jemand, der wusste, wie man putzige Jungs zum Orgasmus brachte.   Kapitel 3: Little Satsuma ------------------------- Dem bitteren Gefühl der Scham lag Tohyas impulsives Verhalten zugrunde. Er, der eigentlich immer alle mit seiner guten Laune und seiner Lebenslust ansteckte, zerriss vor laufender Kamera und den Augen seiner Kumpels und Kollegen ein im Grunde unschuldiges Blatt Papier, um das zu zerstören, was auf es gezeichnet worden war. Er hasste Kouki in diesem Moment abgrundtief, zumal dieser derjenige war, welcher am lautesten von allen lachte und gar in die Hände klatschte, während Tomo noch versuchte, ihn zu beruhigen. Aber es half alles nichts. So heftig, wie Tohya Gefühle wie Freude lebte, so wenig konnte er negative Empfindungen unterdrücken und in sich hineinfressen. Wie ein wildes Tier gebärdete er sich gegen die Berührung seines besten Freundes, welche er in diesem Augenblick schlichtweg nicht ertragen konnte. Denn wenn er eines wusste, dann, dass auch er ihn nicht verstehen konnte. Kein Mitglied der beiden versammelten Bands konnte ahnen, wieso er sich so aufregte. Wieso er am liebsten aus dem Zimmer gestürmt und sich schamerfüllt in irgendeine Ecke verkrümelt hätte, wo ihn so schnell niemand mehr finden konnte. Derart gedemütigt war er von seinen Freunden noch nie geworden. Die Enttäuschung diesbezüglich schnürte ihm die Kehle zu und sorgte dafür, dass er kein einziges Wort mehr zum laufenden Interview beizutragen hatte. Ständig kreisten seine Gedanken um diese furchtbare Bloßstellung. Es tat weh, verhöhnt zu werden. Aber noch mehr schmerzte die Gewissheit, dass Kouki Recht hatte mit seiner Zeichnung. Dass er nichts weiter als die Realität dargestellt hatte. Und das wiederum ließ Tohya seine Wut gegen sich selbst richten. Und außerdem gegen jenen, der ebenfalls unweigerlich an der ganzen Misere beteiligt war.   Um irgendwelchen dummen Fragen und lästigen Gesprächen zu entgehen, machte Tohya sich nach dem Event rasch aus dem Staub. Heute wollte er Tomo oder gar Kouki ganz bestimmt nicht mehr begegnen. Zunächst musste Gras über die Sache wachsen, die ihn mit großem Unbehagen erfüllte, seitdem man sie ihm schwarz auf weiß unter die Nase gerieben hatte. Aber ganz konnte er ihr dennoch nicht ausweichen. Er wusste, dass Nero versprochen hatte, ihn nach der Show abzuholen, und für gewöhnlich hielt er seine Versprechen auch, wie Tohya wieder einmal feststellen konnte, als er in der Eingangshalle des Konferenzgebäudes ankam. Noch hatte der andere ihn nicht entdeckt, schaute er doch aus einem der großen Fenster hinaus auf die Stadt und schien in Gedanken versunken zu sein. Tohya atmete tief durch und straffte die Schultern, denn das, was er nun tun würde - musste - würde kein leichtes Unterfangen für ihn darstellen. Denn im Grunde seines Herzens wollte er nichts weniger als diesen Schritt tun.   Es dauerte freilich nicht lange, bis Nero von seinem Erscheinen Notiz nahm. Das sanfte Lächeln, das er Tohya zuwarf, so wie er sich umdrehte und ihn prompt erkannte, sorgte für einen heftigen Stich in der Magengegend des kleinen Drummers. Heute war wirklich ein schrecklich beschissener Tag. Als hätte sich die ganze Welt gegen ihn verschworen, so zumindest kam es ihm vor. Doch Nero hatte sich nicht gegen ihn verschworen, im Gegenteil - der Mann, der ihm derzeit am nächsten von allen stand, schritt nun auf den unschlüssig wirkenden Jungen zu, welcher einen heftigen Kampf mit sich selbst ausfocht. Er schien nicht einmal zu ahnen, wie es in ihm aussah, glaubte bestimmt, er sei müde aufgrund des anstrengenden Interviews, weshalb er ihm liebevoll über den Kopf strich und gar mit den Fingerknöcheln über die zarte Wange des niedlichen Tohyas fuhr. Wenn er nur hätte in Tohyas zerrissenes Inneres hätte sehen können. Wenn er nur im Ansatz geahnt hätte, was der Kleine durchmachte. Wie jede Berührung, jeder zärtliche Blick schmerzte. Tohya hätte so gern seine Hand genommen und ihm ein Lächeln geschenkt, das zeigte, wie sehr er sich freute, dass Nero an ihn gedacht und sich die Zeit genommen hatte, ihn abzuholen, aber er fühlte sich zu entblößt. Und die Wunde würde wahrscheinlich nie mehr zuheilen. Weswegen Tohya, anstatt Neros Hand zu nehmen und ihre Finger miteinander zu verschränken, auswich und den Blick senkte. "Hey, was ist denn los?" Nun merkte Nero schließlich, dass etwas im Argen war. Und das tat noch einmal weh, so sehr. Tohya wollte das nicht, wollte ihn nicht vor den Kopf stoßen, war es doch genau das Gegenteil dessen, was er sich in diesem Moment wünschte. In den Arm genommen werden. Getröstet werden. Geküsst werden. Einfach nur Halt bei seinem engsten Vertrauten finden. Aber er konnte den anderen nicht den Beweis für die Richtigkeit ihrer Annahme liefern. Er wäre eher am Schmerz der Zurückweisung gestorben als sich vor seinen Freund noch einmal zu blamieren. "Ich glaube, wir sollten uns vorläufig nicht mehr sehen", brachte Tohya wenig überzeugt hervor, dabei nach wie vor schwermütig seine Schuhe fixierend, damit es Neros Augen ihm nicht noch schwerer machten. "Es wäre vielleicht besser..." Er hielt die Luft an, als Nero zunächst nichts dazu sagte. Die Spannung, die in der Luft lag, schien greifbar und einfach nur unerträglich. Die Gewissheit, mittels weniger Worte unwiderruflich das kleine Pflänzchen zerstört zu haben, was so viele süße Früchte getragen hatte, sorgte dafür, dass sich ein Kloß in Tohyas Kehle bildete. Zu seinem eigenen Missfallen bemerkte er, dass er den Tränen nahe war. Und umso stärker es unter seinen Lidern drückte, desto verzweifelter wollte er sich Nero entgegenwerfen und sich an ihn klammern, damit er doch bei ihm blieb. Aber er tat es nicht. "Und warum?" Dass Nero nun so schrecklich reserviert klang, machte Tohyas Situation nicht besser. Seine kalten Hände zitterten nun gar, und er wollte...wollte verschwinden. Allem entkommen, um seine Ruhe zu haben. "Wie kommst du darauf? Habe ich etwas falsch gemacht? Bin ich dir zu nahe getreten?" "N-nein..." Um Gottes Willen, dies sollte Nero nicht glauben. Er hatte nichts falsch gemacht, überhaupt nichts. "Es ist nur...ich...ich weiß nicht..." Scheu hob er den Blick und blinzelte Nero an. Da sein Gesicht ihm so vertraut und lieb war, so viel Ruhe und auch eine gewisse Sanftheit ausstrahlte, wenn er ihn anschaute, traten dem Kleinen nun tatsächlich die Tränen in die Augen. Er hasste es. Hasste sich. Wollte Neros traurigen Blick nicht sehen, an dem nur er schuld war. Wollte nicht, dass Nero seine Tränen sah. Wollte nur, dass alle endlich sein verwundetes Inneres in Ruhe ließen. Aber damit konnte er bei Nero natürlich nicht rechnen. Tohya schloss seine Augen zu spät, um dass der andere nicht hätte sehen können, dass er sich mit seinen eigenen Worten und Entschlüssen verletzte. "Ich schlage vor, wir gehen wie geplant zu mir", meinte Nero mit warmer Stimme, die Tohya fast genauso viel Trost spendete wie eine Berührung durch seine wundervollen sanften Hände, unter denen seine Haut stets zu prickeln begann. Als er nun, wieder etwas ermutigter, die Augen aufschlug, sah er direkt in die dunklen Iriden des Älteren, welche fest entschlossen waren, ihn nicht gehen zu lassen. Zumindest nicht so. "Du siehst mir aus, als würdest du einen Whiskey brauchen. Und dann erzählst du mir, was wirklich los ist, mh?" Einerseits war es Tohya nicht recht, nun doch wieder mit Nero mitzugehen, aber es war die einzige Option, wenn er den anderen nicht verlieren wollte. Und verdammt, das wollte er nicht! Nero und er, sie waren ein Herz und eine Seele, auch wenn sie sich in so vielen Dingen unterschieden. Im Grunde jedoch waren sie gleich, zwei Puzzleteile, die sich ineinander fügten und ohne einander nicht mehr sein konnten. Das, was sie verband, war etwas, das zu stark war, um es nur mit ein paar Worten zu trennen. Und Tohyas Gefühle hätten wahrscheinlich nicht einmal viele Worte auszulöschen gewusst. Er war vernarrt in Nero, sehnte sich nach dessen Nähe...und genau das war der Punkt, der einen ekelhaften Beigeschmack mit sich zog. Eine Sache, die ihn befangen machte. Eine Barriere zwischen ihm und dem Mann errichtete, der innerhalb von ein paar Sekunden sein Herz zum Schnellerschlagen gebracht hatte. Er musste ihn einfach begleiten, wenn er Nero nicht ebenfalls verletzen wollte. Schließlich wusste er, dass er ebenfalls große Zuneigung für ihm empfand, und so etwas durfte man nicht mit Füßen treten. Man war ein schlechter Mensch, wenn man so etwas tat. Und unwürdig, überhaupt geliebt zu werden. Von irgendjemandem, aber insbesondere von solch einem tollen Mann.   Kaum, dass sie in Neros Wohnung angekommen waren, zog es Tohya natürlich prompt hin zu seinem Lieblingsplatz. Er schätzte die Couch im Wohnzimmer für ihre Gemütlichkeit, kuschelte sich nur zu gern in die großen Kissen und war in diesen nicht nur einmal sehr schnell eingeschlafen. Heute aber blieb er auch dann noch hellwach, als er die Beine an den Körper zog und sich eines der Kissen schnappte, um es fest zu umarmen. Nero kam nicht umhin, kurz zu schmunzeln, so wie er dem Kleinen zuschaute - lediglich dessen trauriges Gesicht wusste seine Entzückung zu trüben. Tohya schien es wirklich nicht gut zu gehen, irgendetwas musste vorgefallen sein. Nicht umsonst verhielt er sich so und wollte Nero gar aus seinem Leben verbannen, und das, obwohl sie sich doch ohne jeden Zweifel lieb hatten. Auch wenn Nero sich am liebsten noch länger an dem putzigen Bild geweidet hätte, dass der notgedrungen mit einem Kissen kuschelnde Tohya ihm lieferte, machte er sich nun auf in die Küche, um wie abgemacht den Whiskey zu servieren. Tohya mochte keine süßen Schnäpse, bevorzugte harte Spirituosen, was bei Nero anfangs für Erstaunen gesorgt hatte. Wie konnte ein so niedlicher kleiner Kerl nur saufen wie ein beinharter Mann, hatte er sich gefragt, es aber nicht laut formuliert, denn Tohya hörte es oft nicht gern, wenn man seine Männlichkeit untergrub oder infrage stellte. Und deshalb tat es Nero auch nie wieder und gab Tohya, nach was es ihm gelüstete, war es doch wahrscheinlich auch das einzige, was seine Nerven etwas zu beruhigen vermochte. Nero konnte allein mit Worten auch nicht immer zu ihm durchdringen. Doch sein Plan sollte jäh durchkreuzt werden; so wie er einen Blick in den Schrank warf, musste er feststellen, dass die Wiskeyflasche keinen einzigen Tropfen mehr enthielt. Ob Tohya bei seinem letzten Besuch etwa heimlich genascht hatte? Nun, er hatte schon etwas nach Schnaps gerochen und war lachend ausgewichen, wann immer Nero versucht hatte, ihn in seine Arme zu ziehen und zu knuddeln, denn knuddeln war alles, was man mit Tohya tun wollte. Es kam Nero wie eine Pflicht vor, den Kleinen zu herzen und zu drücken, war es doch auch genau das, was Tohya wie die Luft zum Atmen zu benötigen schien. Aber vielleicht hätte Nero ihn zur Abwechslung einmal küssen sollen, um festzustellen, ob seine Lippen denn auch nach Whiskey schmeckten. Und ob sie tatsächlich so weich waren, wie sie aussahen. Weich und zart und schon bald feucht, wenn erst ihre Zungen zum Einsatz kamen... Er schüttelte die Gedanken rasch ab und kehrte mit der schlechten Nachricht zu Tohya in das Wohnzimmer zurück. Die großen Augen, die ihn nun erwartungsvoll anschauten, musste er leider enttäuschen. "Der Whiskey muss verdunstet sein", eröffnete er Tohya. "Die Flasche ist auf einmal leer." Anstatt, dass Tohya die Schultern sinken ließ und seufze, musterte er Nero nun skeptisch. "Verdunstet?" Seine Mundwinkel zuckten leicht. "Sicher, dass du nicht im Schlaf dran genippt hast? So was soll es ja geben...Leute, die im Schlaf essen und trinken." Nero, dessen Hoffnung auf eine vernünftige Klärung von Tohyas Problem wuchs, zeigte sich nicht etwa entrüstet über diesen Vorwurf. Tohya ließ er ohnehin Dinge durchgehen, die er bei anderem bereits mit Strenge geahndet hätte. Der Kleine konnte im Grunde kaum etwas falsch machen, so sehr mochte er ihn. "Ich nehme eher an, dass sich ein kleiner, frecher Gast an der Flasche zu schaffen gemacht hat, als ich gerade nicht im Zimmer war. Jemand, der immer das Gesicht aufgrund der Schärfe des Schnapses verzieht, aber seine Finger trotzdem nicht davon lassen kann." "Wer kann denn das gewesen sein?" Tohya zeigte sich ahnungslos, während er an der Ecke des Kissens pfriemelte. "Etwa einer von den vielen Jungs, die du immer auf einen Whiskey einlädst?" Er grinste nun ganz breit und wirkte somit schon wieder fast wie der alte. Seine Unbeschwertheit schien wieder aufgetaucht zu sein, jene Aura der Leichtigkeit, in der Nero oft so gut von den Sorgen und Problemen des Alltags abschalten konnte. Es gab kaum etwas, was dem Kleinen besser stand als dieser Frohmut. Er war sein schönster Schmuck, der seine Augen hell strahlen und Nero stets wissen ließ, wieso er diesen Jungen so fest in sein Herz geschlossen hatte. "Nun", neckte er Tohya weiter, dem solche Spielchen immer ziemlich gut gefielen. "Ich bin eben ein sehr gefragter Mann mit gutem Schnaps und einem bequemen Sofa." "Heute bist du lediglich ein gefragter Mann mit einem bequemen Sofa", meinte Tohya und griff sich eine der Mandarinen, die in der Schale auf dem Couchtisch lagen. "Und einer, der ziemlich gesunde Dinge anzubieten hat." Nero sah dem Kleinen dabei zu, wie er die Mandarine zu schälen begann und setzte sich alsbald neben ihn. Rasch hatte Tohya die Schale abgeknibbelt und eine der fruchtigen Spalten gelöst, um sie sich zwischen die Lippen zu schieben. Süß. Einfach nur süß. Wie konnte ein Mensch nur so hinreißend sein, bei allem, was er tat? Und wenn er nur aß? Aber er durfte sich nicht von seinen Gefühlen übermannen lassen und den Vorfall von vorhin ignorieren, nur um des lieben Friedens willen. Wenn sie darüber schwiegen, würde er womöglich ihre ganze gemeinsame Zukunft belasten. Oder auf kurz oder lang dafür sorgen, dass es keine gemeinsame Zukunft gab. Und das hätte Nero sehr traurig gemacht. Tohya war doch sein Sonnenschein, und wie sollte er ohne diesen sein können, wenn er nicht mehr für ihn strahlte? "Magst du mir nun erzählen, was passiert ist? Wieso du am liebsten nichts mehr mit mir zu tun gehabt hättest?" Tohyas Miene verhärtete sich prompt, nahm etwas eisigere Züge an. Trotzdem kaute er weiter und steckte sich alsbald sogar noch eine Mandarinenscheibe in den Mund. Auch wenn er nicht aussah, als würde es ihm noch schmecken. "Bei dieser Show...", setzte er an, offenbar nach den richtigen Worten suchend, während er es nicht schaffte, Nero anzusehen, der dafür ihn nicht mehr aus seinen geduldigen Augen ließ. "Es war eigentlich ganz lustig, wir hatten mächtig viel Spaß...bis wir dann die Aufgabe hatten, das zu zeichnen, von dem wir glauben, dass es die anderen am meisten auf der Welt lieben." Er kaute angestrengt weiter, den Blick auf das Kissen gerichtet. Jetzt kam der schwere Part. "Kouki sollte das zeichnen, was ich am meisten liebe, und ich hatte eigentlich gedacht, dass er mein Drumkit malt...aber..." "Aber?", hakte Nero nach, da die Neugierde ihn mittlerweile plagte und Tohya nicht zum Punkt kam. Nun seufzte der Kleine tief und suchte etwas unsicher nach Neros Blick. "Er hat mich und dich gemalt, küssend", verriet er dem anderen mit leiser und beschämter Stimme und wurde prompt ein wenig rot um die Wangen, aber schon im nächsten Moment trat eine kleine Zornesfalte auf seine Stirn. "Er hat mich als schwul und verliebt in dich hingestellt und mich damit vor allen blamiert...ich habe das Blatt sofort zerrissen, aber das hat auch nichts mehr geholfen..." Seine Verzweiflung ließ sich deutlich heraushören, während er ratlos weiße Fäden von der Apfelsine zupfte. "Die denken doch nun alle, wir hätten was miteinander und werden mich bis in alle Ewigkeit ärgern." Nun wurde Nero einiges klar. Tohya und seine Kumpels erinnerten Nero in ihrem Verhalten ganz oft an Schuljungs, plagten sie doch ähnliche Probleme und gerieten sie doch rasch wegen irgendwelchen Nichtigkeiten aneinander. Kein Wunder also, dass es den Älteren etwas amüsierte, dass solch eine kleine Zeichnung der Grund für Tohyas schlechte Laune war. Aber dass er dies zum Schmunzeln fand, verriet er Tohya nicht, schien der Kleine doch nun wieder mehr mit dem Geschehenen zu hadern. Er musste Einfühlungsvermögen zeigen, wenn er Tohya nicht gegen sich aufbringen wollte. "Ist das denn so schlimm?", wollte er wissen, in der Hoffnung, Tohya die Sache dadurch von einem etwas anderem Blickwinkel sehen zu lassen. "Ich meine, die anderen bezeichnen dich doch auch als schwul, wenn du mit Tomo oder einem der anderen Jungs knutschst, und da regst du dich auch nicht auf. Das sind einfach nur Scherze, die nicht böse gemeint sind, und das weißt du doch eigentlich auch." Tohya wirkte nachdenklich. Für einen Moment sah es so aus, als würde er sich nun in sein Schneckenhaus zurückziehen und nicht mehr über die Sache reden wollen, da Nero ihn ohnehin nicht verstand, ja seine Sorgen noch nicht einmal sonderlich ernst nahm, weil der Altersunterschied sie eben doch aus zwei anderen Welten kommen ließ. Doch Nero wartete ab, ließ dem Kleinen Zeit, bis dieser schließlich den Kopf noch etwas weiter gegen seine Brust drückte in seiner Scham ob der folgenden Worte. "Mit Tomo und mir ist das auch was ganz anderes", verriet er leise. "Es hat nichts zu bedeuten, es ist ein Spaß. Wir haben uns auch lieb, aber...nicht so." "Nicht so?" Nero hatte sich diesen erstaunten Kommentar nicht verkneifen können. Auch wenn man wohl nicht vermutet hätte, dass ein besonnener Typ wie er zu solch heftigen Gefühlsregungen in der Lage war, schlug sein Herz jetzt voller Aufregung in seiner Brust. Tohya, dachte er nur. Tohya, bitte lass es wahr sein... "Nero-chan, ich..." Tohya schluckte. Die angefangene Apfelsine fest in den Händen haltend, sah er Nero aus großen Augen an, plötzlich frei jeglicher Scham und voll eines aufrichtigen Gefühls, das Nero zum glücklichsten Mann auf der Welt machte. Er brauchte eigentlich nichts mehr sagen, aber er tat es dennoch. "Zwischen uns, das ist ernster. Ich will nicht, dass sich jemand darüber lustig macht. Ich fühle mich sonst verurteilt dafür, dass ich...einen Mann liebe. Wirklich liebe." Ergriffen ob dieser Worte rückte Nero näher an den Kleinen heran und nahm dessen schönes Gesicht in seine Hände. Gebannt sah Tohya ihm in die leuchtenden Augen, nicht mehr wissend, was geschah und wie ihm geschah in diesem Moment, der so erfüllt war von intimen Gefühlen und stillem Verlangen. Und Neros Verlangen blieb in der Tat still. Er mochte der Sprecher Merrys sein, derjenige, der auf der Bühne die kleinen Ansagen tätigte, aber gerade fand er kein einziges, treffendes Wort, um Tohya die Erwiderung seiner Gefühle zu gestehen. Was aber nicht bedeutete, dass seine Lippen untätig blieben. Er hatte sich schon so lange gefragt, wie weich Tohyas Haut sein musste, wenn sein Mund sie berührte, hatte sich gewünscht, die kleinen Leberflecke in seinem Gesicht zu zählen mittels einzelner, kleiner Küsse, und nun endlich war die Gelegenheit dafür gekommen. Das, was er so lange nicht gewagt, aber sich genauso lange gewünscht hatte, durfte nun sein, denn Tohyas Gefühle waren ein Abbild seiner eigenen. So unterschiedlich sie gewissermaßen sein mochten, so gleich waren sie sich in diesem Moment, in welchem sie nichts weiter als zwei Liebende waren. Tohya schloss geruhsam die Augen, während Nero sein anbetungswürdig hübsches Gesicht mit all den Küssen bedeckte, die er sich über Monate hinweg zusammengespart hatte. Seine zärtlichen Lippen erkundeten jedes Detail, angefangen von seiner Wange bis zu seinem Ohr, was den Kleinen im Überschwang der süßen Gefühle wonnig zucken ließ, war er dort sehr empfindlich, ehe Nero ihm einen Kuss auf die Nasenspitze drückte, gefolgt von einem auf den linken Mundwinkel und schließlich einen mitten auf den Mund. Die Suche hatte ihr Ende, und das Ziel war süß, zuckersüß. Nun war Nero froh, dass er Tohya nicht geküsst hatte, als er nach scharfem, bitterem Whiskey geschmeckt hatte, denn der erste Eindruck zählte bekanntlich auch bei diesen Dingen. In dem Moment, in dem sie ihre Gefühle füreinander endlich zu einem Paar machten, schmeckte Tohya nach den fruchtigen, etwas sauren Apfelsinen, deren Saft seine Lippen ein bisschen klebrig gemacht hatten. Wahrscheinlich würde Nero sich immer an diesen Augenblick erinnern und Tohyas Geschmack mit diesen orangenen Früchten in Verbindung bringen, welche genauso süß und köstlich waren wie der Kleine. Little Satsuma würde Nero ihn nennen, wenn er an ihn dachte und in ansah. Kleine Mandarine. Es mochte kitschig sein, aber wer würde ihn schon dafür verurteilen? Tohyas Freunde ganz bestimmt nicht. Diese würden ihnen nie wieder etwas anhaben können. Und davon würde er Tohya auch sehr bald überzeugen, da war er sich ganz sicher.   *     Der Frühling zog mit großen Schritten ins Land und brachte alsbald die ersten warmen Tage mit sich, welche insbesondere Paare ins Freie zogen. Schließlich gab es kaum etwas Besseres, als die Sonne gemeinsam zu genießen und sich in dem kleinen Glück zu aalen, welches nur zwei Menschen sich gegenseitig zu schenken vermochten. Nun, natürlich war es auch nicht ungewöhnlich, wenn sich frisch Verliebte zunächst im heimischen Bett verkrochen und zunächst dort ihre Liebe zelebrierten, aber dies hatten Tohya und Nero bereits in den letzten Tagen getan. Wunderschöne Nächte aus Zärtlichkeit waren aus ihrer Zuneigung geboren worden, Nächte, die nur ihnen allein gehörten und zu denen die Augen der Welt keinen Zutritt besessen hatten. Aber nun war es an der Zeit, ihre Liebe nach außen zu tragen, so diskret wie möglich, aber doch eindeutig. Es kam selten vor, dass man zwei Menschen Hand in Hand durch die herrlichen Parks ziehen sah, und noch seltener kam es vor, dass man zwei Männer verbunden durch diese Geste der Liebe antraf. Kein Wunder also, dass Tohya sich zunächst etwas geniert hatte, sich an Neros Hand in der Öffentlichkeit zu zeigen. Aber die Scham war ein hässliches Gefühl, das so viel kaputtmachte, weshalb er beschlossen hatte, stolz auf sein Herz zu sein, welches sich dem richtigen Menschen anvertraut hatte. Was zunächst nur ein Entschluss gewesen war, wurde schon bald zu einem irrationalen Gefühl, so wie sie Seite an Seite durch den Park schlenderten und den herrlichen Frühling auf sich wirken ließen, der das Abbild ihrer Empfindungen vonseiten der Natur zu sein schien. Die Welt war ein schöner, friedlicher Ort, wenn man diese beiden Attribute nur in sich selbst fand.   Auf einer Parkbank erblickte Tohya schließlich eine Gruppe Jungs, die er ohne jeden Zweifel als ein paar seiner Freunde erkannte. Kouki war unter ihnen, genau wie Tomo, der an einem Crepe knabberte und bereits über und über mit Schokolade beschmiert war. In anderen Situationen hätte er ihm das Zeug wahrscheinlich persönlich aus dem Gesicht gewischt, aber heute würde er sich nicht zu den anderen gesellen. Dieser Tag gehörte nur ihm und Nero, dessen Hand er entschlossen noch etwas fester umschloss, als sie sich dem Grüppchen näherten. Der Ältere war natürlich äußerst erstaunt bezüglich dieses Sinneswandel, ließ sich aber stolz auf seinen Freund mit sich ziehen. Und konnte sich einen etwas überlegenen Blick nicht verkneifen, als sie an den verblüfft dreinschauenden Jungs vorbeizogen. Die gute Laune, die Liebe und nicht zuletzt der gute Sex in den letzten Tagen schienen Tohya derart zu beflügeln, dass er seinen Freunden sogar keck zuzwinkerte, als er sich ihrer Blicke bewusst war. Zu sagen gab es nichts. Er sonnte sich förmlich in der ungeteilten Aufmerksamkeit und zeigte jedem gerne sein Glück, insbesondere jenen, die sich vor ein paar Tagen noch darüber amüsiert hatten.   "Hast du gesehen, wie sie geglotzt haben?", kicherte Tohya, als sie sich ein wenig von den anderen entfernt hatten und sie sie nicht mehr hören konnten. "Klar habe ich das gesehen", bestätigte Nero, der nun seinen Arm um Tohyas Schultern gelegt hätte, während die Hand des Jungen auf seiner Hüfte ruhte. "Sie sind erblasst vor Neid, weil sie ihre große Liebe noch nicht gefunden haben. Im Gegensatz zu dir." Leicht verschämt schmunzelte Tohya ob dieser Worte in sich hinein. Nero hatte mal wieder den Nagel auf den Kopf getroffen, so, wie er es immer tat. Tohya hatte seine große Liebe gefunden, und dies würde ihm nicht mehr peinlich sein. Denn daran gab es nichts Schämenswertes, was er dank Nero hatte lernen dürfen. Liebe war immer schön und so natürlich, denn sie zauberte einem den Frühling ins Herz. Und manchmal schmeckte sie sogar nach Mandarinen.   Kapitel 4: very PRECIOUS ... ---------------------------- Tohya hatte sich stets gefragt, wieso Nero solch ein Geheimnis aus seinem Nebenjob machte. Er wusste gerade einmal, dass sein Freund sich der Fotografie zugeneigt fühlte und diese auch im professionellen Rahmen betreiben wollte, aber auch diese Infos hatte Tohya ihm lediglich mit Müh und Not aus der Nase ziehen können. Dass er nun tatsächlich einen Auftrag für eine Zeitschrift an Land gezogen hatte, hatte Tohya nur dadurch erfahren, weil er seinen Freund auf frischer Tat beim Losziehen mit der vollen Ausrüstung erwischt hatte. Und auch dann war es Nero ganz offensichtlich nicht recht gewesen, dass Tohya so viele Fragen stellte, hatte er doch ziemlich kurz angebunden auf jede reagiert. Nun, Nero konnte mitunter recht eigen sein und durchaus auch muffelig, aber Tohya wurde das Gefühl trotzdem nicht los, dass der andere etwas zu verheimlichen hatte. Irgendetwas musste doch hinter dieser Geheimniskrämerei stecken. Und da Tohya sich ohnehin über alles viel zu viele Sorgen machte, hatte er sich stets die wildesten Szenarien ausgemalt: Nero, der irgendwelche gutaussehenden Damen für eine Erotikzeitschrift knipste und diese mit seiner roughen Art aufreizte, während er entdeckte, dass er nicht einmal halb so schwul war, wie er beteuerte, zu sein. Das wäre eindeutig Tohyas persönlicher Albtraum gewesen. Dass er Nero an irgendjemand anderen verlor. Tagelang fand Tohya sich damit ab, dass Nero Stillschweigen über seinen Nebenjob bewahrte. Bezüglich des Shootings neulich hatte der Ältere ebenfalls kein Wort verloren, nur behauptet, es wäre gut gelaufen und die Auftraggeber zufrieden. Ob er denn nicht ahnen konnte, dass Tohya sich Gedanken machte und an sich selbst zu zweifeln begann? War er etwa immer noch zu dick? Oder einfach zu unscheinbar? Sollte er vielleicht mehr Make Up auflegen? Oder sich ein weiteres Piercing stechen? Vielleicht im Intimbereich? Würde Nero blaue Haare mögen? Doch so, wie Tohya es drehte und wendete, er kam zu keinem zufriedenstellenden Entschluss. Und so litt er jede einzelne Nacht stumm vor sich hin, bis er eines Nachmittags, als Nero mal wieder in seinen fotografischen Absichten unterwegs war, eine Entdeckung machte. Tohya war auf der Suche nach einem Briefumschlag, hatte seine Mutter doch Geburtstag und eine Karte musste geschrieben werden. Er meinte sich daran zu erinnern, dass er irgendwann einmal Umschläge in einem Schubfach gesichtet hatte, weswegen er sich nun durch den Wust an Papieren und Mappen wühlte. Wenn er sich nicht dazu erbarmte, für Ordnung zu sorgen, landete einfach alles auf einem wüsten Haufen, konnte sein Freund doch ein ziemlicher Liederfleck sein. Doch Tohya war nicht sein Hausdiener und erst recht keine Frau, die sich für den Haushalt verantwortlich zeigte. Ja, wahrscheinlich hätte Nero viel mehr eine Frau gebraucht als einen Lover, der zehn Jahre jünger aussah, als er eigentlich war. Aber bisher hatte Nero sich tatsächlich noch nie für irgendein weibliches Wesen interessiert, zumindest nicht, dass Tohya wüsste. Als er gerade seine Suche nach Umschlägen aufgeben wollte, fand man doch in diesem Sauhaufen ohnehin nichts mehr, wenn man nicht gerade alles von Grund auf sortierte, fielen ihm zwei bunte Bilder in die Hände. Da sie interessant, ja sogar schön anmuteten, zog Tohya sie hervor und beäugte sie eingehend. Zunächst konnte er sich keinen Reim aus den offensichtlichen Originalfotos machen, waren sie doch auf glänzendes Papier in traumhaften Farben gedruckt. Eines der beiden zeigte einen paradiesischen Garten mit tausenden von Blumen, wobei die ganz in weiße Gewänder gehüllte Gestalt die schönste von allen zu sein schien. So zumindest wirkte das Foto, so offenbar die Intention des Fotografen. Tohya konnte nicht sagen, ob es sich bei der Person mit den rosafarbenen Haaren und dem zarten Gesicht um einen Jungen oder ein Mädchen handelte. Erst auf dem zweiten Bild, welches dieses feengleiche Menschlein mit seiner Unschuldsmiene im Wasser stehend zeigte, musste er feststellen, dass es sich dabei um den kleinen, süßen Minpha handelte, der ebenfalls in einer Visual kei-Band spielte. Wie Schuppen fiel es Tohya von den Augen. Dies also waren jene Fotos, die Nero neulich für diese Musikzeitschrift geschossen hatte. Er ließ die Bilder angesäuert sinken. Was für ein hübsches Modell Nero da vor der Kamera gehabt hatte. Ein Wesen wie nicht von dieser Welt, so liebenswert und anmutig, dass er sich bestimmt hatte von ihm bezirzen lassen. Tohya sah sich mit seinen schlimmsten Albträumen konfrontiert. Er kannte Neros Geschmack, er wusste, dass sein Freund sich gern hübsche Jungs anschaute, die eventuell sogar Frauenkleidung trugen. Aber er hatte dennoch gehofft, dass er für Nero der einzige war. Sie waren nun seit ein paar Monaten zusammen, nachdem sie als bloße Kollegen mit gewissen Sympathien füreinander begonnen hatten, aber vielleicht hatte Nero ihn ja bereits satt, schaute sich nach einem anderen Spielzeug um. Tohyas ohnehin schon angeschlagenes Selbstbewusstsein verkümmerte noch mehr. Denn wenn er ehrlich zu sich selbst war, wusste er noch nicht einmal, ob Nero ihn wirklich liebte. Dass er selbst ihn liebte, ja regelrecht vergötterte, das war so sicher wie das Amen in der Kirche, aber der Ältere zeigte seine Gefühle eher selten. Oft wirkte es gar so, als ließe er Tohyas Zärtlichkeiten nur widerwillig über sich ergehen. Ja, und dies lag wahrscheinlich daran, dass er ihm nur einen Gefallen damit tat. Er wollte ihn nicht verletzen und ließ ihn deswegen gewähren. Weil er wusste, wie zugeinigt Tohya ihm war. Welch eine Schmach. Gerade, als Tohya beschloss, nun jeden Tag tanzen zu gehen um noch dünner zu werden und damit vielleicht attraktiver für Nero, ging die Wohnzimmertür auf und sein Freund stand im Zimmer - mit seiner Kamera um den Hals und reichlich verdutztem Blick hin zu dem auf der Couch sitzenden Tohya. Die Fotos auf dem Tisch waren ihm natürlich als allererstes aufgefallen. Offenbar hatte der Kleine sie gefunden, was Nero eifrig zu verhindern versucht hatte, um keine Missverständnisse zu provozieren. Aber nun war es zu spät und zu genau solchen war es gekommen. Tohya sah äußerst betrübt aus. Seine schönen, großen Augen strahlten nicht mehr so verliebt, wie immer, wenn er sonst nach Hause kam, was Nero beinahe das Herz brach. Er hasste es, seinen Freund traurig zu erleben, was zum Glück aber selten vorkam, war Tohya doch im Grunde eine Frohnatur, die ihn mit seiner Lebendigkeit oft anzustecken wusste, aber offenbar schlummerte hinter der fröhlichen Fassade ein weitaus angeschlageneres Selbstbewusstsein, als er je vermutet hätte. Und diese Bilder hatten dieses noch weiter gemindert, genau so, wie Nero es sich fast gedacht hatte.   "Minpha ist schön, nicht wahr?" Jegliche Begrüßung fiel aus. Kein Hallo, kein Schön, dass du da bist. Nur diese entmutigten Worte, die Tohya ihm nicht einmal ins Gesicht sagen konnte. Er schaute betrübt auf die Tischplatte und kratzte nervös an seinem Daumennagel herum, ehe er schließlich doch den Kopf hob und Nero todtraurig ansah. "Schöner als ich?" Nero konnte kaum fassen, was er da hörte. Er nahm die Kamera ab und legte sie weg, um sich anschließend zu seinem Freund zu gesellen, der noch immer vor den Bildern brütete und sie desillusioniert anstarrte. "Die Fotos haben nichts zu bedeuten", versuchte er ihn wenig geschickt zu trösten und betrachtete die Bilder ebenfalls, um etwas an ihnen zu finden, das Tohya von ihrer Bedeutungslosigkeit überzeugen könnte. "Sie sind in keiner Weise anstößig oder auch nur im Geringsten erotisch. Viel mehr sind sie neutral und drücken eine gewisse Distanz, eine deutliche Unnahbarkeit Minphas aus." Er versuchte sich an einem Lächeln, als Tohya skeptisch zu ihm schaute. "Der Fokus liegt nur auf der Ästhetik. Minpha ist wie eine Puppe." "Ja." Tohya nickte. "So schön, wie ich niemals sein werde." Derartige Worte konnte sich eindeutig kein verliebter Mann aus dem Mund seines Schatzes anhören. Nero suchte nach etwas, mit dem er Tohya zeigen konnte, wie viel er ihm bedeutete, wusste aber nicht recht, welche Worte, welche Berührungen überzeugend rüberkommen würden. Dennoch nahm er nun die kleine, verkrampfte Hand Tohyas und hielt sie, während er sie mit der anderen bedeckte. Hoffnung funkelte in Tohyas Augen, hell und klar. Wenn er sich nur einmal selbst mit Neros Augen gesehen hätte, dann hätte er nie wieder daran gezweifelt, dass er der schönste Junge auf der ganzen Welt war. "Die meisten Jungs werden erst dann schön, wenn sie Make Up tragen, wenn sie ihre Gesichtszüge verstecken", erklärte Nero ihm mit ruhiger, warmer Stimme und ebenso warmen Augen. "Aber du brauchst das nicht zu tun. Du hast eine unglaublich einnehmende, positive Ausstrahlung und von Natur aus ein Gesicht wie..." Er hielt inne und strich ihm eine seiner blonden Haarsträhnen von der Schläfe. "Ein Gesicht zum niemals Sattsehen. Genau wie dein ganzer Rest wundervoll ist. Was denkst du, wieso ich nicht anders konnte, als mich in dich zu verlieben?" Tohya wandte mit einem leicht verschämten Lächeln das Gesicht ab. So deutlich hatte Nero ihm noch nie gesagt, was er für ihn empfand, weswegen ihn diese Worte etwas überforderten. Aber ihm auch unheimlich schmeichelten. Vielleicht, ja vielleicht brauchte er tatsächlich nicht an Neros Gefühlen zu zweifeln? Vielleicht hatte er sich ganz umsonst diese scheußlichen Gedanken gemacht? Er glaubte Nero, aber leichte Skepsis blieb dennoch. "Vielleicht magst du aber auch Jungs, die ihre Gesichtszüge aufhübschen", überlegte er laut. "Vielleicht gefällt dir auch das Unnahbare. Das Geheimnisvolle. Das, was man nicht auf den ersten Blick sieht..." Nero machten solche Annahmen sehr traurig. So traurig, dass er gar keine passende Erwiderung auf diese Worte fand, nichts, dass seinem kleinen Tohya den Wind aus den Segeln genommen hätte. "Ganz egal, was passiert, ich liebe nur dich, so lange du es erwiderst und noch länger", versprach er ihm nur und bekam dafür einen wehmütigen Blick von Tohya geschenkt. Der Kleine war gefangen zwischen Hoffen und Bangen, und weil er es sich so sehr wünschte, dass Nero die Wahrheit sagte, kuschelte er sich nun an ihn und schmiegte mit geschlossenen Augen seine Wange gegen seine Brust. "Ich liebe dich sehr, Nero-chama", säuselte er, während der andere ihm sanft durchs Haar strich. Eine Geste, welche Tohya am liebsten nur für sich allein gepachtet hätte. In den Genuss dieser Zärtlichkeiten zu kommen sollte sein Privileg sein und durfte nicht ebenfalls anderen Jungs zuteilwerden. Doch was, wenn Tohya tatsächlich nur einer unter vielen für den anderen Mann war? Er konnte sich gut vorstellen, ja wusste sogar sehr sicher, dass Nero begehrt war und er jeden hätte bekommen können, den er wollte, vorausgesetzt, der Kerl stand auf Typen und darauf, auch einmal etwas ruppiger zur Brust genommen zu werden. Wieso also sollte Nero sich dann lediglich auf Tohya fixieren, wo dieser doch in seinen eigenen Augen nichts Besonderes war, sondern in der Masse unterging? Süße Jungs fanden sich an so ziemlich jeder Straßenecke und erst recht in jeder Band, was Tohya begreifen ließ, dass er sich irgendwie von der Masse abheben musste. Doch wie er schon oft festgestellt hatte, war dies kein sehr leichtes Unterfangen, schließlich musste er dabei trotz allem er selbst bleiben und Nero kein Kasperletheater vorspielen. Der andere war nicht dumm, er hätte die Show sofort durchschaut. Eine auffällige Haarfarbe fiel damit also flach, und erst recht irgendein Intimpiercing, zu dem Tohya sich ohnehin nie im Leben hätte überwinden können, fürchtete er den Schmerz viel zu sehr. Nein, vielleicht brauchte es ja gar nicht viel. Es musste lediglich etwas Wirkungsvolles her, etwas, von dem er dachte, dass Nero es würde mögen. Während er dem gleichmäßigen, ruhigen Atem seines Freundes lauschte und vorgab, zu schlafen, fasste er Neros Geschmack kurz und präzise in Gedanken zusammen: Klein und süß musste der Junge sein, der sich Neros Aufmerksamkeit erspielen wollte. Und noch leichter würde es für ihn sein, wenn er dazu Frauenkleidung trug; Röckchen, Kleider, mädchenhafte Uniformen...und vor allen Dingen hübsche, reizende Unterwäsche. Tohya wusste im Grunde, was er tun musste, auch wenn es ihn wahrscheinlich einiges an Überwindung kosten würde, diesen Schritt zu gehen. Sein Schamgefühl war recht stark ausgeprägt, und vielleicht würde er sich zunächst einen Whiskey genehmigen müssen, um ein wenig lockerer zu werden. Doch dies war ein geringer Preis für das, was er hoffentlich bedingungslos erhalten würde: Neros Liebe. Vor allen Dingen diese, aber nicht ausschließlich. Insgeheim hoffte er, noch in den Genuss von etwas ganz anderem zu kommen. Etwas, das Hand in Hand mit der Liebe ging, aber nicht so rein und unschuldig war wie diese. Schließlich war selbst Tohya nicht so rein und unschuldig, wie er oftmals behauptete, zu sein. Hinter diesen großen Kulleraugen schlummerte ein verruchtes Teufelchen, welches nur Nero zu wecken wusste. Weil es niemand anderen gab, den Tohya so wollte wie ihn.   Er hatte Glück, dass Nero am nächsten Tag wieder seinem Fotografenjob nachging und zu diesem bereits vor dem Mittag aufbrach. So besaß Tohya genügend Zeit, um sich auf den Abend vorzubereiten, dem er gleichzeitig mit Schmetterlingen im Bauch und einem mulmigen Gefühl entgegensah. Der Schnaps beruhigte seine Nerven zumindest ein wenig, aber als er sich schließlich aufmachte, um seinen Plan in die Tat umzusetzen, überlegte er noch lange, ob er denn nicht doch besser abbiegen und den Proberaum seiner Band aufsuchen sollte. Ohnehin waren seine Kumpels nicht gerade begeistert gewesen, dass er sich heute spontan freigenommen hatte, schließlich stand die Tour an und Tohya patzte bei einigen der neuen Songs noch viel zu viel. Aber er musste leider Prioritäten setzen, und am wichtigsten war momentan, sich Neros alleinige Zuneigung zu sichern. Nur deshalb betrat er mit gewissen Schamgefühlen die kleine Boutique am anderen Ende der Straße und begann sich nach etwas umzusehen, von dem er dachte, dass es Nero gefallen würde. Er gab dabei allerdings offiziell vor, dass er nach einem Geschenk für seine Freundin suche, denn man musste ja nicht unbedingt seine crossdresserischen Absichten enthüllen - obgleich ihn alsbald das Gefühl beschlich, die Verkäuferin wisse ganz genau, was er im Schilde führte. Wahrscheinlich bekam sie es häufiger mit Typen wie ihm zu tun, als er dachte. Aber das spielte auch keine große Rolle, denn dafür zeigte sie Tohya alsbald genau das, wonach er gesucht hatte. Die perfekte Überraschung. Das perfekte Geschenkpapier für sich selbst. Nun fehlte nur noch das Schleifchen und der Abend konnte kommen.   Seit ungefähr zwei Stunden schon hockte Tohya unter der flauschigen Decke im Wohnzimmer und schaute eine Unterhaltungssendung im Fernsehen, während er sich ziemlich primitiv vorkam in Anbetracht dessen, was er versteckte. Schon, als er sich in seinem neuen 'Outfit' notgedrungen im Spiegel betrachtet hatte, war er sich nicht mehr schlüssig gewesen, ob das nicht doch zu viel des Guten war und er sich wahrscheinlich viel mehr zum Affen damit machen würde als Nero den Verstand zu rauben. Und auch jetzt haderte er wieder mit dem Für und Wider bezüglich dieser bekloppten Aktion. Als er allerdings gerade zu dem Schluss gelangen wollte, sich wieder etwas Vernünftiges anzuziehen und den Abend mit normalem, wenig aufregendem Alltag ausklingen zu lassen - denn schließlich war er sich noch nicht einmal sicher, ob er heute überhaupt Lust auf Sex hatte, welchen er jedoch unweigerlich provozieren würde, falls Nero sich angetan zeigte - vernahm er das Knacken des Türschlosses. Hastig zog er sich die Decke bis unter das Kinn und spürte nichts weiter mehr als seine glühende Nervosität, die mit seinem heftig klopfenden Herzen einherging. Verdammt, er benahm sich, als hätten Nero und er noch nie Sex gehabt, was absoluter Unsinn war. Nero hatte ihn schon so oft...und mitunter auch so heftig... Na toll, nun glühten auch noch seine Ohren lichterloh aufgrund dieser verheerend scharfen Erinnerungen. Aber was konnte er auch dafür, dass Nero regelrecht austickte, wenn es um die schönste Nebensache der Welt ging? Man traute diesem stets so beherrscht wirkenden Mann solch ein Verhalten nicht zu, aber Tohya kannte diese andere, animalische Facette nur zu gut. Und hoffentlich, hoffentlich war er der einzige, dem er sie offenbarte. Da Tohya nun gemerkt hatte, dass seine Aufregung nicht nur von der bevorstehenden Überraschung her rührte, sondern auch von der aufkommenden Lust, welche ihm seine Vorstellungen schenkten, zweifelte er nicht mehr ganz so arg an seinem Plan. Er würde dies nun durchziehen, irgendwie. Und wenn er sein Gesicht deshalb verlor. Für manche Dinge musste man einfach kämpfen. Insbesondere dann, wenn diese Dinge auf die Namen Sex und Liebe hörten.   Wenig später betrat Nero das Zimmer und hatte zur Begrüßung einen warmen Blick für seinen Liebling übrig. Nachdem er die Kamera weggelegt hatte, welche den ganzen Nachmittag hatte arbeiten müssen, stellte er sich hinter Tohya und drückte ihm einen Kuss aufs Haar. "Hast du mich vermisst, mh?", nuschelte er in das hübsche Blond und wollte Anstalten machen, seine Hände Tohyas Arme hinabzuschieben, aber das wusste der Kleine rasch zu verhindern. Schnell hielt er seine Decke fest und lächelte Nero entschuldigend zu. "Mir ist ganz schön kalt", meinte er, auch wenn er sich deswegen ziemlich bescheuert vorkam, aber Nero belächelte ihn nicht im Geringsten. Anstelle kam er nun um das Sofa herum und ließ sich neben seinem Freund nieder, streckte die Arme nach ihm aus, um ihn an sich zu ziehen. "Ich kann dich wärmen, komm." Immer mehr mutierte Tohya zu einem zusammengekauerten Häufchen. Die Beine fest an die Brust gezogen und von oben bis unten zugedeckt schüttelte er mit einem kleinen Lächeln den Kopf. "Das geht nicht." Überrascht rückte Nero sich seine Brille gerade. Was war denn mit Tohya los? Für gewöhnlich hätte er nie eine Einladung zum Kuscheln ausgeschlagen, war dies doch das, was er wie die Luft zum Atmen brauchte. Wenn er Neros Nähe nicht genießen durfte, war er nicht glücklich, verkümmerte wie ein kleines, ungegossenes Blümchen. Deshalb beschlich Nero ein ziemlich beunruhigender Verdacht. "Bist du etwa noch böse wegen den Fotos mit Minpha?" Kurz blinzelte Tohya seinen Freund an, erstaunt darüber, dass er in die Richtung dachte - in die Tohya selbst nicht mehr denken konnte, hatte sein Gehirn sich doch bereits ein wenig verlagert - ehe er schnell verneinte. "Die Fotos sind mir egal", behauptete er zu seiner eigenen Überraschung reichlich überzeugend. War es vielleicht die Lust, die ihm Mut machte und sein Selbstbewusstsein stärkte, sein stets auf Hochtouren arbeitendes Köpfchen ausschaltete? "Es ist nur...ich kann jetzt nicht kuscheln, weil ich nämlich eine Überraschung unter der Decke versteckt habe." Nero kam aus dem Staunen kaum mehr heraus. "So, eine Überraschung?" Tohya von oben bis unten ausgiebig beäugend rückte er näher an den Jungen heran, dessen Augen ihn geheimnisvoll über den Rand der Decke hinweg anfunkelten. Diesen Blick kannte er, das war der Blick eines kleinen Schelms, der etwas nicht zu Verachtendes ausgefressen hatte. "Ist die denn für mich?" "Vielleicht." Tohya schmunzelte noch breiter und knabberte verschmitzt an seiner Unterlippe herum. "Wenn du denn artig bist?" "Du kennst mich doch", zeigte Nero sich ungemein belustigt, während er seinen Arm auf die Lehne legte, um wenig ein klein wenig körperliche Verbindung zu seinem Freund herzustellen, sehnte er sich doch nach nichts mehr wie in der beglückenden Nähe Tohyas nach diesem anstrengenden Tag abschalten zu können. "Ich habe oft kein sonderlich gutes Benehmen. Besonders dann nicht, wenn man mir etwas vorzuenthalten versucht." "Versuche ich das denn?" Tohya flirtete nun offen, denn es machte ihm Spaß, dass er Nero hinhalten konnte und er sich in Ungewissheit wiegte. Ein kleines Luder war an ihm eindeutig verlorengegangen, nur zeigte es sich nur zu besonderen Gelegenheiten. "Du könntest ja auch einfach nachschauen, was für eine Überraschung es ist. Falls du dich traust..." Dies ließ Nero sich natürlich nicht zweimal sagen. Neugierig bezüglich dessen, was Tohya im Schilde führte, packte er die Decke mit spitzen Fingern und zog sie langsam von Tohyas Körper, dabei immer wieder kurz inne haltend und sich mittels einem Blick in Tohyas wissend funkelnde Augen versichernd, dass er das Richtige tat. Schließlich glitt der Rest des Stoffes über Tohyas Haut, denn ja, der Kleine war obenrum splitterfasernackt, was für Nero die Erklärung zu sein schien, weshalb er vorhin gefroren hatte. Gerade, als er einen Kommentar diesbezüglich zum Besten geben wollte, blieb ihm jedoch prompt das Wort im Halse stecken. Tohya nahm die nackten Beine herunter, die er eben noch an den Körper gezogen gehalten hatte und linste verstohlen über seine Schulter hinweg hin zu Nero, welcher lange und schweigend auf das starrte, was die Überraschung darstellte. Tohya trug nicht seine gewöhnlichen, engen Boxershorts, sondern einen pinken Spitzenslip, der vorn ein wenig zu eng war und die kleine, aber feine Beule kaum zu kaschieren wusste. Immer wieder hatte sein Schwänzlein forsch an der Seite herausgelugt, neugierig, ob denn schon Nero da war und sich ein wenig um es zu kümmern gedachte, und so, wie Tohya nun zufällig an sich hinabschaute, musste er feststellen, dass es schon wieder geschehen war. "Ups", wisperte er und schob die glatte Eichel zurück unter den Stoff, doch kaum, dass er es getan hatte, hatte Nero schon sein Handgelenk fest umschlossen und sorgte dafür, dass er seinen Arm nicht mehr bewegen konnte. Tohya, welcher bis vor Kurzem noch gefürchtet hatte, dass Nero nicht mögen würde, was er präsentiert bekam, blickte nun in die dunklen, unerbittlichen Augen seines Freundes, in denen sich diese gnadenlose Härte abzeichnete, die er so gut kannte und die ihm stets Herzklopfen und kribbelige Gefühle zwischen den Beinen bescherte. Denn wenn Nero ihn so anschaute, wollte er nichts anderes mit ihm tun als ihn zu ficken. Und ja, tatsächlich ficken - es gelüstete ihm nicht danach, nur mit ihm zu schlafen oder gar mit ihm Liebe zu machen. Er saß dem Mann gegenüber, wegen dem er oft tagelang nicht mehr vernünftig laufen konnte, und diese Gewissheit ließ ihn förmlich dahinschmelzen und zu einem willenlosen Spielzeug verkommen. Ab nun besaß Nero die Kontrolle über ihn und die Situation im Ganzen. Tohya würde nur noch nach seinem Gusto agieren.   "Das ist also meine Überraschung, so so", brummte Nero mit tiefer, lüsterner Stimme und ließ von Tohyas Handgelenk ab, um mit dem Zeigefinger verstohlen über den edlen Stoff zu fahren, unter dem sich das verbarg, nach was er nun ungemein hungerte. Schon den ganzen Tag über hatte er immer wieder an Tohya denken müssen, an dessen schnuckligen Hintern und die Art und Weise, wie er stöhnte, wenn er ihm Lust bescherte. Tohya geizte für gewöhnlich nicht mit Reaktionen, war absolut hinreißend, wenn sie Sex hatten und stachelte Neros Gier mit seiner Süße und gleichzeitigen Geilheit stets noch weiter an. Dass der Abend tatsächlich von solch einem wundervollen Erlebnis gekrönt werden sollte, kam ihm mehr als nur gelegen. "M-magst du es?" Etwas scheu war Tohya nun wieder, schließlich hatte Nero sich noch nicht wirklich geäußert bezüglich dessen, was er trug, nur für ihn allein. "Ich weiß nicht, ob es mir steht..." "Dann muss ich es dir wohl erst zeigen?" Tohya legte sich lächelnd den Zeigefinger an die Lippen und nickte dann entschlossen, was für Nero der Anlass war, sich von der Couch zu schwingen und sich zwischen die gespreizten Beine des Kleinen zu hocken. Tohya konnte gar nicht so schnell gucken, wie der andere um seine Hüften herum nach dem Bund des Höschens gegriffen hatte und es ihm erst über den Hintern und dann über die Beine zog. Innerhalb weniger Sekunden hatte es bereits ausgedient, was ziemlich ironisch war, schließlich war Reizwäsche nicht gerade billig, dafür, dass man sie meist nur für eine kleine Weile trug. Aber wahrscheinlich war die beste Reizwäsche jene, die sofort auf dem Boden landete. Solch einen Effekt hätte Tohya dem pinken Höschen gar nicht zugetraut, aber er war nun wenigstens überzeugt davon, dass Nero es liebte. Er war verrückt danach, genauso, wie Tohya es bezweckt hatte, aber noch verrückter war er nach Tohya selbst, der nun nackt auf der Couch hockte und die Beine für seinen Traummann spreizte. Und mit noch einer kleinen, delikaten und sehr süßen Überraschung aufwartete. Der Ältere staunte wahrlich nicht schlecht, als er das kleine, rosafarbene Schleifchen erblickte, welches an Tohyas bereits etwas hartem Penis prangte. "Und das ist mein Geschenk?", hakte er angetan nach und strich über die Innenseiten der schlanken Schenkel seines Freundes, welcher sich daraufhin noch weiter öffnete, frei jeder Scham und voll der Freude und des Genusses über das Wohlgefallen Neros. "Ja", hauchte Tohya freudig und lächelte. "Findest du es schön?" "Ich habe noch nie so ein schönes Geschenk bekommen", befand der andere und linste lüstern zu Tohya empor. "Meinst du, ich darf alle Höflichkeitsformen über Bord werfen und es jetzt öffnen, vor deinen Augen, um mich ein wenig damit zu beschäftigen?" "Ich würde mich freuen", kicherte Tohya. "Wenn du unhöflich und schroff bist, bist du immer ganz besonders sexy." So?, dachte Nero, sagte aber nichts, denn seinem Mund wurde nun eine gänzlich andere Aufgabe zuteil. Mit den Zähnen packte er behutsam das eine Ende des Bandes und löste langsam und begehrlich die Schleife, die genau wie das Höschen zuvor zur Boden fiel. Tohya zuckte prompt vor Lust, als Neros dunkle Augen nichts anderes außer seinem Glied fixierten. Er verbarg sein Grinsen kokett hinter seinen Händen und zeigte somit auch nicht, dass er sich ebenfalls auf die Lippe biss, so wie Nero es ob des Anblicks seines Penisses tat. Nun hielt Tohya all seine Zweifel bezüglich dessen, dass Nero nur ihn wollte, für absolut unsinnig. Neros ganze Leidenschaft galt niemand anderem außer ihm, denn andernfalls hätte er ihn nun nicht so gierig in den Mund genommen und hingebungsvoll verwöhnt. Wenn Tohya etwas ganz besonders liebte, dann diese kundigen Lippen und erst recht diese wollüstige Zunge, welche die ganze Lust des Kleinen in Sekundenschnelle hochkochen ließ. So hoch, dass er sich mit einem zittrigen Stöhnen aufzubäumen begann, die Augen fest geschlossen haltend und nichts anderes mehr tuend als zu genießen. Nero wusste genau, was er brauchte, weswegen es ein leichtes für ihn gewesen wäre, Tohya innerhalb weniger Minuten einen Orgasmus zu entlocken, aber er hatte andere Pläne, welche sein inneres Tier rasch geschmiedet hatte. Er wollte, dass der Kleine berstend geil war, wenn er ihn nahm, und deshalb lutschte er ihn fest, aber einfühlsam, während er die ganze Zeit über in sein Gesicht blickte, heischend nach den Reaktionen, die er so an Tohya begehrte. Und er bekam von ihm immer, was er wollte - Tohya mochte sich oft recht schüchtern zeigen und gar verschämt, wenn es um schmutzige Angelegenheiten ging, aber wenn er ihn erst einmal erregt hatte, wurde der Kleine hemmungslos. Dann legte er seinen ganzen unschuldigen Charme ab und holte sich mitunter gar mit Nachdruck das, was ihm zustand. Es gefiel nicht nur Tohya, es mit dem Mund besorgt zu bekommen - auch Nero hatte seinen Spaß dabei, den Kleinen zu schmecken und genüsslich einzuspeicheln, bis sein Schaft und vor allen Dingen seine Eichel feucht glänzte und all die Spucke seinen Penis so feucht gemacht hatte, dass er wie von Gleitgel benetzt wirkte. Doch Nero dachte nicht einmal im Traum daran, sich selbst von diesem hinreißenden Bürschchen, seinem Liebling, ficken zu lassen. Tohya stand es schließlich viel besser, zu empfangen und sich Nero hinzugeben, liebte dieser es doch, wie männlich er sich dabei fühlte. Er war einfach der Typ Mann, der gern dominierte und seine Beute erlegte, um sie anschließend mit all seiner Leidenschaft zu verschlingen. Und genau deshalb war Tohya noch längst nicht entlassen für heute. Der Kleine hatte es so gewollt, hatte mit voller Absicht seine anzüglichen Abgründe ans Tageslicht geholt, und nun musste er mit den Konsequenzen leben. So wie Tohya merkte, dass der andere Anstalten machte, ihn von der Couch zu heben, öffnete er schwer atmend die Augen und tat eifrig mit, begab sich dorthin, wo Nero ihn haben wollte. Wo er ihn endgültig ficken würde zum Dank für dieses wundervolle Geschenk, das er ihm bereitet hatte. Tohya musste schmunzeln, so wie Nero mittels einer Handbewegung den ganzen Couchtisch abräumte, um Platz für seinen Geliebten zu schaffen, für den es heute nicht mehr bequemer wurde. Im Hintergrund dudelte noch der Fernseher, Zuschauer applaudierten dem Showmoderator, aber auch unwissentlich Nero, der sich jetzt von jener Seite zeigte, die er höchstens noch hinter seinen Drums auslebte. Jede seiner Bewegungen war hektisch; fahrig knöpfte er sich sein Hemd auf und riss sich das Loch am Gürtel fast kaputt, als er sich aus seiner Hose zu befreien versuchte. Tohya betrachtete ihn von seiner unschuldig liegenden Position aus äußerst amüsiert, aber auch erwartungsvoll, ahnte er doch, dass es sich nur um Sekunden handeln konnte, ehe ihm nicht mehr nach lachen, sondern nach schreien zu Mute war. Er schluckte mit zuckenden Mundwinkeln, als sein Freund in Windeseile schließlich genauso nackt war wie er. Nero zeigte selten seinen tätowierten Oberkörper und noch seltener seine noch intimeren Körperpartien - dieser Anblick war ganz sicher allein Tohya vorbehalten, schließlich zeigte er Nero nur zu oft und ausgiebig, wie sehr er dies zu schätzen wusste. Minpha oder auch andere, kleine Bürschlein hätten doch niemals gewusst, was sie an solch einem Mann hatten, wie wunderbar Nero war und wie geil es sich anfühlen konnte, wenn man wild von ihm gevögelt wurde. Denn diese Leidenschaft entfachte sich nur, wenn reichlich Liebe vorhanden war, gepaart mit bedingungslosem Begehren. Und zwar von beiden Seiten. Bloßer Sex war gut, aber Sex mit Liebe war besser. So ein sensibles, züchtiges Gefühl wie Vertrauen konnte einen zu einer Wildsau ohne gleichen machen. Tohya hatte es so oft am eigenen Leib zu spüren bekommen.   Hektisch schnappte Nero sich die ebenfalls auf dem Boden liegende Fernbedienung und machte der jubelnden Meute den Garaus, brauchte er doch keinen Beifall und lobende Worte bei dem, was er nun vorhatte. Tohyas Stöhnen würde genügen, um ihn anzufeuern, und so packte er den Kleinen alsbald bei den Schenkeln, um diese emporzuziehen und das freizulegen, was sich für gewöhnlich gut versteckt zwischen seinen kleinen, knackigen Backen verbarg. Freilich hätte er sich am liebsten sofort genommen, was er brauchte, aber das hier gehörte unweigerlich zu jedem Liebesspiel - auch wenn es Tohya noch einmal so wahnsinnig machte und ihn an den Rand der Beherrschung brachte. Blowjobs mochten der Hammer sein, aber Rimjobs waren schier unbeschreiblich. Besonders jene von Nero. Nero, dessen Zunge sich wie eine feuchte Schlange um seinen kleinen Muskel zu winden begann und Tohya prompt die Augen verdrehen ließ. Vor lauter Anspannung schob er seine Hand an den Rand des Tisches, um an diesem Halt zu suchen, während er mit der verbliebenen über seine eigene Brust fuhr, um nach seinen Nippel zu suchen und sie abwechselnd ein wenig zu reizen. Erst biss er sich noch auf die Lippe und gab keinen Ton von sich, höchstens ein Schnaufen, doch als Nero ihn schließlich mit der Zunge nahm und ihm dabei forsch in die Augen sah, konnte er sich nicht mehr beherrschen. Dieser Mann war in seiner intelligenten und reifen Ausstrahlung so heiß, so sexy und so verrucht, wie er seine Schenkel gepackt hielt und ihn leckte, als gäbe es keinen Morgen. Tohya begann leise zu wimmern, doch das war auch bald nicht mehr genug. Schließlich warf er den Kopf in den Nacken und ließ sich völlig fallen. "Neroooo...ahh..." Genau das war es, was der Ältere zu hören gesucht hatte. Genau deswegen verwöhnte er den putzigen, kleinen Hasen nach allen Regeln der Kunst. Wenn dessen Schreie erklangen, wenn Tohya gar seinen Namen rief, rastete er förmlich aus und ließ es den Kleinen spüren. Er wollte mehr, wollte diese süße, heisere Stimme sich noch einmal erheben hören, weswegen er in seinem Übermut die Gleitgeltube hervorholte, die für alle Fälle unter dem Sofakissen aufbewahrt wurde. Schließlich konnte einen die Gier immer und in jeder Lebenslage plötzlich überfallen, weshalb man für alle Eventualitäten gewappnet sein musste. Und man sah ja, wie schnell es gegangen war und Tohya den Kerl, der ohnehin verrückt nach ihm war, verführt hatte. Ins Schlafzimmer hätten sie es nicht mehr geschafft. Schon gar nicht mehr jetzt, in diesem Zustand. Klebrige Nässe machte sich zwischen Tohyas Backen breit, die von rauen Fingern verteilt wurde. Der Kleine kannte die Prozedur bereits zur Genüge, schließlich taten sie dies hier häufig, wenn auch nicht immer so wild und hemmungslos. Er bekam deutlich mit, dass Nero heute ein wenig ungeduldig war und fast verzweifelt mit den Fingern in ihn vorzudringen versuchte, was ihm aber erst nach ein paar Anläufen gelang. Tohya war noch immer eng wie eine Jungfrau, ganz so, wie es Nero gefiel, aber manchmal vereinfachte es die Dinge nicht gerade. Doch Tohya wusste, dass es leichter ging, wenn er sich vollends entspannte, wenn er kurz an etwas anderes dachte außer an den großen Schwanz seines Freundes, der bereits zuckte in seiner Vorfreude auf die süße Wärme, die in Tohyas Innerem auf ihn lauerte und ihn freudig umfangen würde. Der Kleine hielt die Beine umklammert und wartete, stöhnte wieder etwas, als sein Muskel schließlich durchbrochen wurde und zwei Finger Platz in seinem Po fanden. Es tat nicht weh, nicht mehr, seit er den erfahrenen Nero hatte, der genau wusste, wie man vorgehen musste. Schon deshalb hätte er keinen anderen Mann mehr gewollt. Schon deshalb war Nero alles, was er wollte. Was er brauchte. Der Kerl, der ihm den Verstand raubte. Und der ihm die besten, längsten und intensivsten Höhepunkte schenkte. Es gab kein Halten mehr, für sie beide nicht mehr, als Nero schließlich in den Kleinen vorgedrungen war. Er stützte seinen Po, hob ihn leicht an, sodass er besser in ihn konnte, aber so wie er bis zum Ansatz in Tohya steckte, presste er den anderen mit seinem Gewicht gnadenlos auf den Tisch. Die Unterschenkel Tohyas sich über die Schultern legend, klammerte er sich an den oberen Rand des Couchtisches und stieß zu. Immer wieder. Hemmungslos. Es gab keine bessere Stellung als jene, die ihnen erlaubte, sich in das Gesicht zu sehen, während sie es taten. Er wollte das Glück in Tohyas Augen sehen, die unbändige Lust, während er ihn unbarmherzig fickte. Denn auch in Tohya schlummerte ein Tier, welches begann, sich nun deutlicher als noch zuvor zu zeigen. Der treibende Rhythmus nahm Tohyas komplettes Fühlen und Denken ein. Die gierigen, harschen Küsse, die Nero ihm aufdrängte, konnte er schon längst nicht mehr erwidern. Er keuchte in dessen heiße Mundhöhle, haspelte im Reflex irgendwelche Worte des Genusses, unter die sich auch immer wieder Neros Name mischte, war er doch der Verursacher dessen, was ihn nun vollends in Flammen setzte. "Spürst du mich, huh?", raunte Nero irgendwann mit ebenfalls nicht mehr besonnener, aber umso dunklerer Stimme, während er seine Hüften wie ein Wahnsinniger gegen Tohyas Po bewegte, toll vor Liebe und Geilheit. "Ja...", bekam Tohya nur bemüht heraus, ehe er wieder von dem Rhythmus geschüttelt wurde und jeden einzelnen Stoß mit einem Stöhnen begleitete. Und wie er Nero spüren konnte! Zunächst hatte er noch dafür gesorgt, dass er beflissen an Tohyas wildem Punkt vorbeischrammte, um ihm nicht zu schnell den Orgasmus zu entlocken, doch inzwischen tat er nichts anderes, als seine Prostata gezielt zu stimulieren und dabei abschätzend in Tohyas Gesicht zu sehen, um mitzuschneiden, ob sein Tun denn Früchte trug, ob er es Tohya gut genug machte. Der Kleine wirkte erhitzt, völlig außer sich, die Lippen einen Spalt weit geöffnet. Noch stöhnte er, doch im nächsten Moment verstummte er plötzlich und versteifte sich. Dies war das Signal für Nero, das Tempo verbissen noch ein wenig anzuziehen, um das Maximale aus Tohyas Höhepunkt herauszuholen. Und der Kleine tobte. Bäumte sich wie wild auf und zitterte am ganzen Körper, als ihn die Lust vollends berauschte. Er schrie erst auf, als der gröbste Wahnsinn ihn losgelassen hatte, schrie so herrlich und wonnevoll, dass Nero sich ebenfalls gänzlich gehen lassen konnte und auch musste, war Tohya nun so eng um ihn herum, dass er meinte, sich kaum mehr in ihm bewegen zu können. Aber es ging, es ging irgendwie, und mit gegen Tohyas Hals gepressten Lippen gab er sich seiner eigenen Lust hin, ließ sich erregt fauchend von der Leidenschaft übermannen, die seine süße Sünde in ihm entfacht hatte. Wenn dieses Erlebnis nicht Beweis genug für Tohya gewesen war, dass Nero nur ihn liebte und begehrte, was sollte es dann sein?   Kapitel 5: Blind Romance ------------------------ Dass Tomo regelrecht strahlte, war schlichtweg unverkennbar. Bereits, als er mit einem breiten Lächeln im Gesicht auf Tohyas Fußmatte gestanden und von seinem Freund und Bandkollegen in die gute Stube gebeten worden war, hatte er mit seiner bombastischen Laune förmlich die Luft verpestet. Nicht, dass Tohya mies drauf war - das war er nur in Ausnahmefällen und dann nur, wenn es einen triftigen Grund gab - aber auf einem Höhenflug befand er sich momentan auch nicht direkt, machte ihm doch eine etwas knifflige Situation zu schaffen, welche Tomos bald folgende Erzählung nicht gerade einfacher gestalten sollte. Zufrieden seufzend ließ der Sänger sich auf der Couch nieder und ließ sich ein Bier von seinem Kumpel in die Hand drücken, welcher natürlich mit Gastfreundschaft glänzte. Als er Tomo anschließend Gesellschaft leisten wollte, indem er neben ihm Platz nahm - mit ebenfalls einem Bier in der Hand - plapperte dieser bereits los. Und dies freilich nach wie vor mit diesem Atomgrinsen im Gesicht. "Ich hatte so eine geile Nacht, das kannst du dir gar nicht vorstellen." Diese Offenbarung sorgte dafür, dass Tohya seinen Kumpel erstaunt anguckte. Dieser, in seinen heißen Frühlingsgefühlen badend, sonnte sich voller Stolz in seinem Erlebnis und sah Tohya noch nicht einmal an. Selbstzufrieden hockte er da und trank einen Schluck aus der Flasche, während der andere noch am Verschluss der seinen herumknibbelte und dessen Verwunderung rasch verflog. "Ah ja", kommentierte Tohya nur wenig sagend und entschied sich letzten Endes dazu, die Flasche an der Tischkante zu köpfen. Ein kleines Ächzen entwich ihm, dann knackte der Deckel und Dampf stieg aus der Flasche auf. Ein kurzer, abschätzender Blick hin zu Tomo folgte. "Versuchst du mich damit zu beeindrucken?" Diese Frage besaß ihre Berechtigung - schließlich war Tomo nicht gerade ein Unschuldslämmchen, auch wenn seine Singstimme wie die eines solchen klingen mochte. Es kam häufig vor, dass Tomo etwas mit Fans hatte, denn wieso sollte er die hübschen Mädchen auch verschmähen, wenn sie bereits danach gierten, von dem zugegeben attraktiven Sänger abgeschleppt zu werden? Tomo ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Er ignorierte gar Tohyas spitze Frage. "Sie war unglaublich, die Kleine", schwärmte er nur offen mit einem versonnenen Lächeln. "Sie wollte es die ganze Nacht. Und sogar ihren Hintereingang durfte ich benutzen." Tohya zog eine Augenbraue empor und musste auf diese Information erst einmal einen Schluck trinken. Dafür, dass sein bester Freund sich als bisexuell identifizierte, war er aber ein ganz schöner Weiberheld. Für Jungs schien er nicht sonderlich viel übrig zu haben, obwohl sich unter ihren Fans hier und da ein paar ganz ansehnliche junge Männer tummelten, welche Tohya an Tomos Stelle nicht von der Bettkante geschubst hätte. Doch wie dem auch war - ein nagendes Gefühl der Missgunst machte sich in Tohyas Bauch breit. Nicht etwa, weil er auch gerne ein Mädchen abbekommen hätte, nein; es wäre auch für ihn ein Leichtes gewesen, einen Groupie abzuschleppen, schrien doch alle Mädchen im Chor laut 'Kawaiiiii!', wenn er ihnen ein Lächeln schenkte. Das Problem bestand darin, dass er sich nicht allzu viel aus ihnen machte... "Hey, bist du etwa wirklich neidisch?" Tomo riss ihn per Schulterstoß aus seinen Gedanken. Als er wieder im Hier und Jetzt ankam, blinzelte er verdattert in das Gesicht des Sängers, das ihn aufmunternd anlächelte. "Mann, Toto-chan, spar dir deinen Neid und angle dir irgendeinen Jungen. Sei nicht immer so schüchtern in der Beziehung." Das war Tohya natürlich gewissermaßen, aber da dies ohnehin nicht sein Problem darstellte, stritt er es ab. "Ich bin gar nicht schüchtern." "Ooookay." Tomo lachte, ehe er Tohya mit schiefgelegtem Kopf abschätzend musterte. "Du nimmst aber hoffentlich nicht nur niemanden mehr mit ins Hotel, weil du noch immer diesem Nero hinterherhechelst, oder?" Wieso musste Tomo ihn denn immer so leicht durchschauen? Das war nicht fair. Grummelig verschränkte Tohya die Arme vor der Brust und schaute weg. Dann brummelte er mit leicht roten Wangen etwas, von dem er selbst nicht wusste, was es bedeuten sollte. "Oh Maaaann." Auch wenn Tohya ihn nicht anguckte, hörte er anhand des klatschenden Geräuschs, dass Tomo sich die Hand vor die Stirn schlug. "Ich hab wirklich keine Ahnung, was du an dem findest..." "Nero ist toll, ja?", blaffte Tohya ihn mit glühenden Wangen an, da er sich etwas schämte, als er sich diese Worte sagen hörte. Aber es musste sein. "Ich kann viel von ihm lernen, was das Schlagzeugspielen angeht. Es macht Spaß, etwas mit ihm zu unternehmen. Er ist ein guter Trinker." "Und er sieht sooooo gut aus", äffte Tomo den Freund mit quietschiger Stimme nach. "Er ist sooo sexy, und sein Schwanz ist bestimmt riiiiiesengroß." "Du bist doof", piepste Tohya peinlich berührter denn je. "Über solche Sachen mach ich mir gar keine Gedanken." "Natürlich tust du das." Tomo war sich seiner Sache sehr sicher. "Wäre er nur ein Kumpel für dich, würdest du doch in der Gegend herumvögeln." "Würde ich nicht", versuchte Tohya sich noch immer zu verteidigen, kam sich dabei aber vor wie ein Vollidiot. "One Night Stands liegen mir generell nicht so..." "Hör mal." Tomo hörte nun auf, sich über den reichlich gepeinigt wirkenden Tohya zu amüsieren und mimte den Kumpel, der es nur gut mit ihm meinte. "Nero spielt in einer ganz anderen Liga. Er ist viel zu alt für dich. Außerdem will er nichts von dir. Oder?" Das war ja der Knackpunkt, der Tohya so unglücklich machte. Traurig und zugleich sehr ratlos ließ er die Schultern hängen. "Frag mich was Leichteres." Natürlich mochte Nero Tohya sehr, ansonsten hätte er sich wohl nicht so oft mit ihm umgeben. Sie verstanden sich prächtig, konnten miteinander umgehen, als würden sie sich bereits seit Ewigkeiten kennen. Und doch wusste Tohya partout nicht, woran er bei Nero war. Ob er in ihm nur einen kleinen Bruder sah oder doch mehr. "Wahrscheinlich ist der Typ noch nicht einmal bi", redete Tomo seinem Freund ein und legte ihm plötzlich in einer vertraulichen Geste die Hand auf den Oberschenkel, was Tohya mit erstaunt aufgerissenen Augen kommentierte. "Vergiss ihn lieber. Guck dir jemanden aus, von dem du weißt, dass er auch auf Jungs steht." Daraufhin schaute Tomo ihn mit solch einem seltsamen Funkeln in den Augen an. Was sollte denn das werden? "Alte Säcke mögen gut ficken, aber junge Typen sind experimentierfreudiger und wilder", raunte Tomo und rückte Tohya förmlich auf die Pelle, ohne aufzuhören, sein Gesicht zu mustern. Die fremde Hand wähnte der kleine Drummer nun äußerst nahe an seinem Schritt, was zunächst nicht gerade für Wohlbehagen sorgte. Zwar geizten die beiden besten Freunde meist nicht gerade mit Körperkontakt, aber für gewöhnlich war dieser nicht derart ernst gemeint. "T-Tomo?", stammelte der verunsicherte Tohya, der sich immer weiter gegen die Sofalehne presste, aber dem anderen mit seinen offenbar perversen Absichten einfach nicht entkommen konnte. "Was...was soll das werden?" "Shh." Tomos Zeigefinger legte sich auf seine Lippen. "Lass mich dir den Kopf wieder zurechtrücken, okay? Du wirst es mögen, das versichere ich dir." "Was m-" Er konnte seine Frage nicht vollenden, denn es sprach sich äußerst schlecht, wenn sich gerade ein fremdes Paar Lippen auf die eigenen presste. Tohya wusste nicht recht, wie ihm geschah. Er kannte Tomos Mund, wusste, wie weich sich seine vollen Lippen anfühlten und wie gut und gern er küsste. Es hatte also schon beinahe etwas Vertrautes, sich in solch einem intimen Augenblick mit ihm zu befinden. Und es fühlte sich auch kein bisschen schlecht an. Vielleicht ein wenig falsch, aber auch diese Empfindung verflog rasch, als der andere entschlossen seine Arme um Tohyas Körper schlang und ihn enthusiastisch zu küssen begann. Tomo war bald so voller Tatendrang, dass er beinahe auf Tohyas Schoß hockte. Dazu jedoch kam es nicht, wohl aber dazu, dass er über ihm kniete, so wie er den verdutzten Tohya in horizontaler Lage in die Sofakissen gedrückt hatte. Aus großen, kugelrunden Augen schaute der Kleine ihn daraufhin an, die Lippen feucht von seinem eigenen, aber auch Tomos Speichel. Er sah unschlüssig aus, schien zu überlegen. Und Tomo wartete ab. Wartete, bis der Kleine hastig seine Hände an seinen Hinterkopf legte und ihn gedankenlos zu sich hinab zog, um es zu vollbringen. Die zu lange Abstinenz Tohyas forderte ihren Tribut und zeigte sich schon bald in hemmungsloser Gier nach körperlicher Vereinigung. Er wollte nicht unbedingt seinen besten Freund, aber er wollte, ja brauchte Sex. Schön, dass der andere ihm sein Bedürfnis stillte. Schön, dass er da war. Es war wie ein Befreiungsschlag. Allerdings nicht für eine sehr lange Zeit...   *   Angespannt saß Tohya auf der Couch, die Hände fest zwischen seine Knie gepresst, während sein Blick bereits seit Minuten an der Wanduhr klebte. Schon zweimal hatte er Nero vertröstet, ihm gesagt, er hätte keine Zeit, um sich mit ihm zu treffen - ein drittes Mal hätte er ihn unmöglich belügen können. Zumal er jedes Mal dessen ehrlich enttäuschtes Gesicht sah, wenn er ihm abermals eine Absage erteilte. Heute also musste er sich mit ihm treffen, und zu allem Überdruss würde er Tohya auch noch in dessen Wohnung besuchen. Für gewöhnlich empfing man nur beste Freunde oder Partner in den eigenen vier Wänden, in welchen der Platz knapp bemessen war. Nero musste sich ja ziemlich sicher sein, dass er zu Tohyas engsten Vertrauten zählte. Und dies wiederum verpasste Tohya einen Stich im Herzen. Was total albern anmutete. Er hatte überhaupt nichts Verwerfliches getan. Und doch fühlte es sich genau so an. Als hätte er- Das Klingeln an der Tür ließ ihn erschrocken hochschnellen, obwohl er bereits darauf gewartet hatte. Hastig rannte er zur Sprechanlage und drückte auf den Türöffner, ohne nachzufragen, wer denn da sei. Anschließend stellte er sich an die Tür und lugte unsicher durch den Spalt in den Flur. Die Etagenanzeige des Fahrstuhls gab alsbald grünes Licht, und dann glitten die Türen auch schon auseinander. Himmel, sieht der heute wieder gut aus, war Tohyas erster, impulsiver Gedanke, als er Nero erblickte. Er trug ein elegantes Jackett, dazu kurze Hosen über einer modischen Leggings, kombiniert mit schwarzen Schnürstiefeln. Eine neue, knallgrüne Strähne zierte seine schwarzen Haare, und außerdem schien er eine neue Brille zu besitzen. Der dicke, schwarze Rahmen verlieh seinem Gesicht einen noch strengeren Touch. Tohya vermochte sich kaum mehr an dem anderen sattzusehen und blickte Nero äußerst verdattert an, als der plötzlich mit dem Anflug eines Lächelns direkt vor ihm stand. "Lässt du mich rein?", fragte er amüsiert, woraufhin Tohya schnell zusah, dass er nicht mehr so auffällig starrte. Schlimm genug, dass er sich an diesem Tag bereits lächerlich mit seiner dummen Schwärmerei vor dem anderen gemacht hatte. "K-klar", krächzte Tohya und trat beiseite, damit Nero freie Fahrt hatte. Ohne jeden Kommentar sah Tohya ihm dabei zu, wie er vollkommen ungeniert in die Wohnung trat und das Wohnzimmer ansteuerte. Mit Höflichkeitsbekundungen hielten die beiden sich schon sehr lange nicht mehr auf, das wurde in diesem Moment auch wieder deutlich. Tohya war ganz froh, dass er den Gastgeber spielen durfte, konnte er dadurch doch kurz in der Küche verschnaufen, während er für jeden ein Bier aus dem Kühlschrank holte. Allmählich kam ihm Neros Gesellschaft beinahe unerträglich vor, was er wirklich sehr bedauerte. Anfangs hatten sie sich so gut verstanden, doch dann hatte Tohya - gegen seinen Willen - angefangen, diese albernen Gefühle für Nero zu hegen, die ihm selbst absolut lästig waren. Und alles sabotierten, was zwischen ihnen war. Schon jetzt konnte er kaum mehr normal mit Nero umgehen. Aber er musste sich zusammenreißen. Tief atmete er durch, presste die Lippen aufeinander und betrat dann mit den Bieren in der Hand das Wohnzimmer, wo Nero mit lässig übereinandergeschlagenen Beinen auf der Couch saß - und ihn bereits erwartete. "Komm her, ich hab was für dich." Er lockte ihn gar mit dem Finger; das Bier schien ihn nicht sonderlich zu interessieren. Tohya stutzte kurz, rief sich aber zur Ordnung und wollte sich auf keinen Fall wieder so lächerlich benehmen. Also trat er an den Couchtisch, stellte die Bierflaschen ab und hockte sich doch reichlich neugierig neben Nero. "Was hast du denn?", wollte er wissen und blinzelte den anderen erwartungsvoll an, welcher mit einem kleinen Lächeln ein buntes Tütchen hervorholte. Tohya erkannte natürlich sofort, um was es sich dabei handelte. "Saure Würmer!", jubilierte er und war versucht, Nero die Tüte aus der Hand zu reißen, doch der öffnete die Packung bereits und hielt sie dann seinem gierigen Freund unter die Nase. Dieser langte natürlich sofort hinein und stopfte sich prompt drei der bunten Gummiwürmer in den Mund. Verdammt, er liebte saure Würmer. Wenn man Tohya verführen wollte, musste man ihm im Grunde nur saure Würmer verabreichen, dann machte er alles. Moment...er hielt im Kauen inne. Hegte Nero mit der Aktion etwa Absichten? Aber mitnichten - Tohyas Wunschdenken agierte einmal mehr zu übereifrig. Nero wollte ihm lediglich eine kleine Freude machen - und er sah, wie ihm dies gelang. Für einen kurzen Moment vergaß Tohya seine Sorgen und Nöte und naschte zufrieden. Er wurde erst wieder skeptisch, als Nero ihn abschätzend musterte. "Ist was?", hakte er nach, was Nero jedoch nicht davon abbrachte, ihn zu betrachteten. Anstelle rückte er sich sogar seine Brille zurecht, was meist das Zeichen dafür war, dass etwas Unangenehmes folgen würde. "Ist alles gut bei dir?", konfrontierte er Tohya mit seinen Bedenken, der erschrocken inne hielt und ihn aus großen Augen anstarrte. "Du wirkst in letzter Zeit ein wenig...nun ja, seltsam. Distanziert. Ich bekomme gar keine Wangenküsschen mehr, nicht mal zum Dank für die Würmer." Tohya schien wie versteinert. Hatte er wirklich so ein entlarvendes Verhalten an den Tag gelegt? Dabei hatte er sich so bemüht, sich nichts anmerken zu lassen von seinem sehr schlechten Gewissen, welches sofort nach dem Sex mit Tomo eingesetzt hatte. Das Ganze war ein Fehler gewesen, auch wenn es sich zunächst nicht wie ein Fehler angefühlt hatte. Die miesen Gefühle lohnten sich noch nicht einmal, war die Nummer zwar nicht schlecht, aber auch nicht besonders gut gewesen. Aber das konnte man vorher nicht wissen. Und nun musste er irgendwie damit leben. Auch damit, dass er Nero versichern musste, dass alles in Ordnung war. Trotzdem es ihm sehr schwer fiel, näherte er sich dem anderen nun doch und drückte ihm einen zarten Kuss auf die Wange, so, wie er es früher sehr oft getan hatte. Nero hatte dies oftmals ohne mit der Wimper zu zucken über sich ergehen lassen, was Tohya stets das Gefühl gegeben hatte, dass Nero nicht sehr viel daran lag. Aber offenbar war dem nicht so. Und heute zeigte er es Tohya zum ersten Mal wirklich deutlich. "Es ist alles gut", gab er Nero zu verstehen, während er Mühe hatte, dem Blickkontakt standzuhalten, der schon so viele Sekunden lang währte. Allerdings schaute Nero ihm nicht nur in die Augen, sondern konnte sich kaum mehr von dem Anblick seiner Lippen lösen, an denen noch immer etwas von dem Zucker der sauren Würmer haftete. Verlockend süß war Tohya ja immer, aber heute vermochte selbst ein gestandener Mann wie Nero der Versuchung nicht mehr zu widerstehen. "Das ist schön", flüsterte er zufrieden, um im nächsten Moment die Hand auf Tohyas Wange zu legen und ihn einfach auf den Mund zu küssen. Wieder erschrak Tohya, kam sich wie in ein Deja Vu versetzt vor, nur, dass dieser Kuss ein förmliches Feuerwerk des Glücks in seinem Bauch auslöste, im Gegensatz zu jenem mit seinem besten Freund. Er kam nicht umhin, sich in Neros Jackett zu krallen, während er dessen Lippen auf den seinen spürte, so viel mehr sagend als Worte es nur gekonnt hätten. Tomo hatte Unrecht, schoss es ihm durch den Kopf. Tomo hatte so Unrecht. Oder vielleicht doch nicht? Lange nämlich währte der Kuss nicht gerade. Er blieb kurz und wenig leidenschaftlich, was dafür sorgte, dass Tohya reichlich überrascht aus der Wäsche schaute, als Nero sich von ihm löste und ihm zum Schluss zärtlich über die Wange strich. Was sollte das werden? "Ich geh mal rasch ins Bad", verriet er Tohya und griff zu dessen Verwunderung nach der inzwischen leeren Gummiwürmer-Tüte. "Die kann ich dann gleich in dem Zug entsorgen." Wie paralysiert schaute Tohya dem anderen nach, der das Zimmer verließ und ihn vollends durcheinander zurückließ. Noch nie war es innerhalb so kurzer Zeit geschehen, dass ihn gleich zwei verschiedene Männer vollkommen unerwartet geküsst haben. Lag das am Frühling? Oder sollte er vielleicht sein Haarshampoo wechseln? Nicht, dass dies irgendwie aphrodisierend wirkte und irgendwann eine ganze Horde von Männern hinter ihm herlief, welche alle nur das eine von ihm wollten. Also, wenn Nero nun tatsächlich ins Bad gegangen war, um nach Kondomen zu suchen, würde er durchdrehen. Allerdings wohl eher vor Freude. Nein hätte er nämlich ganz bestimmt nicht gesagt...   Nero aber hatte tatsächlich nur brav die Toilette aufgesucht, sein Geschäft verrichtet und wollte nun die Tüte entsorgen. Da er sich bei Tohya inzwischen wie zu Hause fühlte, wusste er auch, wo er seinen Müll aufbewahrte und konnte den Schub zielgerichtet öffnen. Als er jedoch den Deckel des Plastikmülleimers öffnete, musste er eine recht eigenartige Entdeckung machen. Obenauf lag ohne Zweifel ein benutztes Kondom. Nachdenklich gab er die Gummiwürmer-Tüte dazu und schloss den Deckel wieder, um ins Wohnzimmer zurückzukehren. Dort saß der für seine Begriffe ziemlich schweigsame und ernste Tohya, in dessen Augen jedoch Hoffnung funkelte, so wie er Nero anschaute. Jene jedoch sollte einer großen Betrübtheit Platz machen, als der Ältere sich wieder zu ihm gesellte und ihn prompt mit seinem Fund konfrontierte. "Du hattest mit jemandem Sex?", fragte er, und schon allein das sorgte dafür, dass Tohya schwindelig wurde. Schlimmer aber noch war die Tatsache, dass Nero so furchtbar verletzt klang. Und mit unerbittlichem Blick eine Antwort von ihm forderte. Die Zeit der Lügen war vorbei. "Ja", gestand Tohya ihm schweren Herzens und sank vollends in sich zusammen, schaffte es nicht mehr, Nero in die Augen zu sehen. Zu sehr kam er sich vor, als hätte er ihn betrogen, obwohl dem doch eigentlich gar nicht so war. "Mit Tomo. Es ist...es ist...ich wollte nicht..." "Du wolltest nicht?" Nun klang Nero misstrauisch. "Hat er dir wehgetan?" "Nein", beeilte Tohya sich zu sagen, auch wenn es ihn rührte, dass Nero selbst in einer solchen Situation noch um sein Wohl besorgt war. "Natürlich nicht. Aber es ist...einfach so passiert. T-tut m-mir..." Das kleine Wörtchen 'leid' brachte er nicht mehr heraus, zumal er nun genauso verschüchtert wie reumütig den Blick hob und Nero anblinzelte, welcher ihn nun lediglich enttäuschend ansah. "Und was ist mit uns?" Mit einer solchen Frage hätte Tohya am allerwenigsten gerechnet. Verwundert runzelte er die Stirn. "Mit uns?" "Ja", bestätigte Nero. "Ich hatte eigentlich das Gefühl, als hättest du dich in mich verliebt und es würde sich etwas anbahnen zwischen uns. Aber wenn du noch Augen für andere hast..." Vollends überfordert schnappte Tohya nach Luft. "Ab-aber..." Hilflos klammerte er sich an Neros Jackett fest und blickte ihm aufrichtig, aber zugleich auch ungemein panisch in die Augen. "Ich hab doch nicht gewusst, dass du...das erwiderst. Ich dachte, du willst mich nicht. Und ich...dachte, es würde sich nicht lohnen, zu warten..." "Und da du zu viel Angst davor hattest, irgendwann unbefleckt zu sterben", ergänzte Nero mit seinem trockenen Humor, "hast du dir eben einen Notnagel gesucht. Armer Tomo. Bestimmt heult er sich nun die Augen aus." Zunächst schnallte Tohya nicht recht, auf was Nero hinauswollte und beäugte den anderen misstrauisch, doch als in dessen intelligenten Augen der Schalk aufblitzte, musste er befreit lächeln. "Immer noch besser er als du", gab er amüsiert zurück und schlang dann erleichtert die Arme um seinen Freund. "Oh Mann, wieso hast du mich auch nie von dir aus geknuddelt? Dann hätte ich vielleicht schneller gerafft, dass du mich genauso magst wie ich dich." "Zur Entschädigung knuddle ich dich jetzt, so lange und oft du willst", nuschelte der glückliche Nero in das blonde Haar seines Kleinen und hielt ihn ganz fest. "Damit du nie wieder an irgendetwas zweifeln musst." Ein wenig löste er sich nun wieder von dem anderen, gerade weit genug, um ihm ein süffisantes Lächeln zuzuwerfen. "Und natürlich befriedige ich dir auch deine Bedürfnisse..." Dafür erntete er einen Boxhieb des entrüsteten Tohyas gegen seine Brust, der ihm ein ächzendes Lachen entlockte. Im nächsten Moment aber kuschelte Tohya sich wieder zufrieden an seinen Freund, in dem Wissen, dass nun alles gut war und er nun endlich die schöne Gewissheit genießen durfte, dass der Mann seiner Träume all seine zarten Gefühle erwiderte.   Kapitel 6: Sekkusukuma ---------------------- Es hatte lediglich eines Blickes in das knopfäugige Bärengesicht für Tohya bedurft, um sich unsterblich in das Plüschtier zu verlieben. Natürlich handelte es sich hierbei nicht um seine erste Begegnung mit einem Rilakkuma, stellte dieser doch eine bekannte Trickfigur in Japan dar, weshalb einem Teddybärchen dieser 'Rasse' in jedem gut sortiertem Spielzeugladen begegneten, aber auch auf Alltagsgegenständen wie Tassen oder Bento-Dosen. Aber bislang hatte Tohya jene Bären lediglich niedlich gefunden. Nun aber hatte er sich auf Anhieb in einen ganz bestimmten verguckt. Allerdings stand der Liebe ein Hindernis im Weg - der Teddy war einer der Gewinne, den eine Schießbude im berühmten Freizeitpark Fuji-Q anbot. Und Tohya war weder sonderlich talentiert im Werfen noch im Treffen. Aber zum Glück hatte er jemanden an seiner Seite, der eventuell mehr Glück bei diesem Spiel besitzen würde. Schließlich konnte dieser Mann alles, zumindest, wenn man Tohya fragte. Wenn es einer schaffte, den Hauptpreis zu ergattern, dann Nero. Davon war Tohya überzeugt, und deshalb zupfte er seinen Begleiter äußerst aufgebracht am Ärmel, um ihn von der Dringlichkeit seines Anliegens zu überzeugen. "Nero, Nero, guck mal, da!" Der Ältere blieb etwas verdutzt stehen und blinzelte in jene Richtung, in der Tohyas Finger deutete. Der ohnehin schon quirlige Kleine war so Feuer und Flamme für das, was schließlich auch Nero entdeckte, dass er förmlich auf und ab hüpfte. Niemals hätte man Tohya zugetraut, dass er das dreißigste Lebensjahr bereits hinter sich gelassen hatte. Noch immer wirkte er in Neros Augen wie ein lebenslustiger Teenager, vor allen Dingen jetzt, wo er erkennen musste, für was Tohya förmlich brannte. "Ein Kuscheltier?", hakte er etwas skeptisch nach und rückte sich seine Brille zurecht. "Aber Tohya, dein ganzes Schlafzimmer ist doch schon das reinste Plüschparadies. Du hast doch kaum mehr selbst auf deinem Bett Platz." Tohya, der gehofft hatte, dass Nero sich angetaner ob seiner großen Liebe zeigen würde, schaute ihn jetzt unzufrieden an. "Na und?" Trotzig verschränkte er die Arme vor der Brust. "Ich liebe aber niemanden von ihnen so sehr wie ihn da." Mit dem Kinn deutete er auf den Bären, der von seinem Regal aus nach Tohya rief, in einer Frequenz, die nur für den Kleinen hörbar war, nicht aber für Nero. "Außerdem sind die anderen doch alle winzig klein." "Und er so groß, dass er wohl aus Platzgründen von der Decke wird baumeln müssen." Neros Reaktionen gefielen Tohya überhaupt nicht. Er verehrte den anderen Mann nahezu, aber wenn er seinen Willen nicht bekam - worauf es wohl hinauslaufen würde - konnte er gegenüber jedem ziemlich ungehalten werden. Dann quengelte und nörgelte er so lange, bis den anderen ein furchtbar schlechtes Gewissen quälte. "Ich will ihn aber trotzdem", stellte er mit Schmollmund klar. Es konnte doch Nero egal sein, ob er sein Zimmer noch betreten konnte, und auch, wo Tohya nächtigte. Bestimmt sah er ihm an, so, dass Widerrede im Grunde zwecklos war. "Und du wirst ihn für mich gewinnen!" Hoch beglückt ob dieses Befehls zog Nero seufzend die Augenbrauen hoch. Manchmal konnte er sich partout nicht daran erinnern, wieso er sich ausgerechnet mit Tohya so oft zu Unternehmungen traf und nicht mit wesentlich weniger komplizierten Typen wie Asanao zum Beispiel einer war. Allerdings hatten sie bisher einen äußerst schönen und spaßigen Tag im Freizeitpark erlebt, und Tohya hatte dem Ganzen das Sahnehäubchen aufgesetzt, indem er in der Achterbahn laut geschrien und sich schutzsuchend an Nero gedrückt hatte. Das machte sein jetziges Benehmen wieder wett. Als Nero sich jedoch noch nicht bereiterklärte, Tohyas Wunsch zu erfüllen, blinzelte der Kleine ihn prüfend an. "Du hast mich doch gern, nicht wahr?" Als Nero abermals nur seufzte, legte er den Kopf schief und bohrte mit Blicken förmlich in ihn. "Oder nicht?" "Das ist emotionale Erpressung", brummelte Nero in sich hinein, krempelte in dem Zug jedoch die Ärmel hoch und steuerte schicksalsergeben die Schießbude an. "Gleich fährst du nochmal Achterbahn zur Strafe." "Damit ich wieder auf deine Schuhe kotze?" Eine Erwiderung schenkte Nero sich dieses Mal. Dafür erinnerte er sich an jenen Nachmittag zurück, der die beiden ebenfalls in diesen Park geführt und damit geendet hatte, dass Tohya ihm seine neuen Chucks mit seinem Mageninhalt verziert hatte. Das Problem bei der ganzen Sache war, dass er Tohya nicht im Geringsten für irgendeine Schandtat böse sein konnte, zumindest dann nicht mehr, wenn ihn dieser unschuldig aus seinen großen, runden Augen anschaute. Dann nahm die Zuneigung überhand, übermannte ihn geradezu, und so war es auch heute wieder. Natürlich hatte er Tohya gern. Sehr gern sogar. Und das wusste der Kleine gut genug, um seinen Nutzen daraus ziehen zu können.   Tohya stand erwartungsvoll dreinschauend neben ihm, während er mit dem ersten Tennisball die Dose anvisierte. Mittels eines zusammengekniffenen Auges zielte er, holte aus - und traf tatsächlich. Tohya brach sofort in enthusiastische Jubelschreie aus - und seine Bewunderung für Nero war noch einmal beträchtlich angewachsen. Mit strahlenden Augen schaute er zu dem Älteren auf, und wahrscheinlich war dies der Moment, in dem Tohya sich vollends in ihn verliebte. Nun wesentlich ehrgeiziger als noch zuvor schnappte Nero sich den zweiten Ball, wog ihn in der Hand und dachte dabei fest an Tohyas strahlendes Lächeln, welches sein Lohn für einen Sieg sein würde. Er war bereit, diesem Jungen jeden Wunsch zu erfüllen, denn er hatte oft genug feststellen müssen, dass es nichts Schöneres für ihn gab, als Tohya glücklich zu machen. Einzig und allein dieser Gedanke beflügelte ihn dazu, sein Geschick abermals unter Beweis zu stellen - und die zweite Dose zu treffen. "Wow", staunte Tohya vollkommen hingerissen, welcher sich inzwischen viel weniger für den Bären als für Nero interessierte. "Du bist der Größte, ehrlich. Ich wusste, dass du es schaffst!" "Noch ist nichts entschieden", meinte Nero, hielt aber bereits den nächsten Ball in der Hand und schenkte Tohya ein kleines Lächeln. "Ich kanns immer noch versemmeln." Tohya lächelte zurück, schüttelte dabei aber ganz entschieden den Kopf. Nein, Nero würde noch einmal ins Schwarze treffen, da war er ganz sicher. "Ich glaub an dich", flüsterte er und drückte kurz Neros Arm, ehe er ihn wieder losließ und Nero freie Hand gewährte, um den Sieg zu erringen. Und tatsächlich - die dritte Dose schwankte kurz, purzelte aber schließlich doch um, und noch während sie sich bewegte, fiel Tohya Nero überglücklich um den Hals und küsste ihn stürmisch auf die Wange, immer und immer wieder. "Danke, danke, danke", quietschte der Kleine, der Nero förmlich zu erdrücken drohte in seinen Glücksgefühlen, was Nero aber nicht im Geringsten kümmerte, im Gegenteil. Er mochte Tohya, diesen kleinen Sonnenschein, so sehr, und in diesem Augenblick, in welchem er seine Zuneigung uneingeschränkt spüren konnte, vergaß er alles um sich herum. Alles, was er tat, war, die Hände auf seine Hüften zu legen und ihn festzuhalten, noch ein wenig länger, als es eigentlich die Intention des sichtlich überraschten Tohyas darstellte. Dieser war es nicht gewohnt, dass Nero die Initiative in solchen Dingen ergriff, war es doch meistens er selbst, der Körperkontakt suchte. Deshalb war es umso schöner, dass Nero ihn noch einmal drückte, ihm gar einen Kuss ins Haar drückte und ihm verriet, dass er das gern getan hatte. Einen schöneren Ausklang des Tages hätte Tohya sich nicht vorstellen können. Er besaß in diesem Moment alles, was er brauchte und wollte. Wenn er sich jemals dem Seelenfrieden nahe gewähnt hatte, dann war dies in jenem Augenblick.   Der Teddy hatte längst an Bedeutung verloren, aber doch freute Tohya sich, als er das riesige Plüschtier in die Arme nehmen und mit nach Hause nehmen konnte. Der Bär war fast so groß wie er selbst, zumindest schien es so, während er sich an ihm abschleppte, und wahrscheinlich würde der Fahrkartenkontrolleur der U-Bahn aufgrund dieser Ausmaße darauf bestehen, ein weiteres Ticket für den bärigen Passagier zu lösen. So ging es also heimwärts, mit wohl jenem Verkehrsmittel, in dem man sich in Japan am beengtesten fühlte. Tohya und Nero jedenfalls hatten keinen Sitzplatz mehr bekommen, was bedeutete, dass sie im Gang stehen mussten. Und es bedeutete auch, dass Tohya keine Möglichkeit hatte, sich irgendwo festzuhalten. Schließlich reiste er mit einem Riesenbaby, das ganz sicher nicht auf dem Boden hocken wollte, inmitten von Staub und Schmutz, weshalb Tohya den Bären fest vor seiner Brust hielt und seine Arme dafür nutzen musste. Nero, welcher direkt hinter Tohya stand, konnte immerhin einen der Haltegriffe fassen. Bereits beim Anfahren des Zuges kam Tohya kurz ins Straucheln, fing sich jedoch rasch wieder. Er war lediglich durch reinen Zufall näher an Nero gerückt und konnte nun dessen Körper an seinem Rücken spüren, was in Tohyas Bauch für ein aufgebrachtes Kribbeln sorgte. Denn er nahm nicht nur die Wärme und den Duft des anderen wahr, sondern malte sich auch aus, dass er wohl gerade seinen Schritt an seinem Steiß fühlte. Woher diese plötzlichen, schlüpfrigen Gedanken rührten, wusste er selbst nicht, aber nun war er ganz froh, dass er sein Gesicht in das Fell des Bären drücken konnte, in der Hoffnung, dass so niemand seine glühenden Wangen sehen konnte. Doch es sollte noch übler für ihn kommen. Schon bald nämlich ging ein erneutes, heftigeres Rucken durch den Zug, was dafür sorgte, dass Tohya endgültig das Gleichgewicht verlor. Krampfhaft umklammerte er den Bären, wild entschlossen, diesen mit seinem Leben zu verteidigen, aber zum Glück sollte weder der Teddy noch er selbst auf den Boden stürzen, denn er wurde bei den Hüften festgehalten, ganz kurz entschlossen und präzise. "Hoppla", kommentierte Nero etwas atemlos, gegen welchen er nun vollends geprallt war. Etwas überrumpelt schaute Tohya dem anderen in die erheitert dreinblickenden, intelligenten Augen. Als er aber bemerkte, dass ihm die Röte schon wieder in die Wangen schoss, war er bemüht, eine aufrechte Haltung anzunehmen und eigenständig zu stehen und nicht weiterhin Nero gegen die Wand zu pressen. Er nahm an, dass Nero dann auch seine Hände von ihm nehmen würde, aber dem war nicht so. Die ganze restliche Fahrt über ruhten seine Finger an Tohyas Hüften, so verflucht nahe seinem Schritt. Im Grunde handelte es sich dabei nicht im Geringsten um eine zweideutige Geste, sondern lediglich um eine schutzspendende, aber Tohya war derart hinüber aufgrund des anderen Mannes und seiner plötzlich verrücktspielenden Hormone, dass ihm ziemlich warm und kribbelig in den Lenden wurde. Über den Kopf des Bären hinweg betrachtete er Neros Finger mit den lackierten Nägeln, die Lippen angespannt aufeinanderpressend und heimlich um Atem ringend. Es hieß immer, dass lediglich Teenager dazu in der Lage waren, wie aus dem Nichts erregt zu werden, aber so wirklich schien das nicht zu stimmen. Tohya jedenfalls war nun ziemlich erregt, und er hoffte sehr, dass er seine Gefühle nicht mitten in der U-Bahn würde entblößen müssen. Und noch mehr hoffte er, dass Nero nichts merken würde. Schließlich war der doch ganz bestimmt hetero und hätte sich wahrscheinlich nicht allzu erfreut gezeigt, wenn er plötzlich eine Beule unter seinen Fingern zu spüren bekommen hätte.   Die Fahrt sollte jedoch einigermaßen glimpflich für Tohya ausgehen. Mittels Gedanken an eklige und wenig stimmungsvolle Dinge hatte er seine Lust im Zaum gehalten, trotzdem Nero sich wirklich sehr eng an seinen Rücken geschmiegt hatte, eine quälende Ewigkeit lang. Noch daheim musste er sich daran erinnern, wie sich das angefühlt hatte, und wie es sich erst anfühlen musste, wenn sie beide dabei nackt gewesen wären. "Oh Mann, Kuma-chan, bin ich nicht schrecklich?", fragte er seinen neuen Bärenfreund, welcher einen Platz auf seinem Bett erhalten hatte und ließ ihn zustimmend nicken. "Nero ist aber auch toll, findest du nicht auch?" Als er den Bären abermals nicken ließ, hielt er ihm lachend den Zeigefinger vor. "Aber wehe, du machst ihn mir abspenstig, klar?" Damit ließ er den Teddy sitzen und rieb sich über das Gesicht. Wenn Nero auch nur im Ansatz geahnt hätte, was ihm durch den Kopf ging, hätte er sich höchstwahrscheinlich nie wieder mit ihm getroffen. Wer wollte schon mit Kerlen zu tun haben, von denen man wusste, dass sie feuchte Träume von einem hegten. So etwas war schließlich eklig und machte befangen. Aber was sollte Tohya denn machen? Schon lange schwärmte er heimlich für Nero, aber bislang hatte ihm die Vorstellung genügt, ihn in den Arm zu nehmen und an seiner Seite einzuschlafen - bekleidet. Doch jetzt hatte es ihn vollends aus dem Hinterhalt erwischt. Auf einmal war sein Körper äußerst attraktiv und begehrenswert geworden, und Tohya grübelte darüber nach, was der Ältere mit seinen Händen so alles anzustellen vermochte. Wie er es notgeilen, kleinen Jungen damit besorgte. Tohya musste aufgrund seiner eigenen Gedanken schlucken und zog seinen Laptop zu sich heran, um sich in das Internet zu klicken. Allerdings versuchte er nicht, auf andere Gedanken zu kommen - seine Fantasie blühte in immer berauschenderen Farben und kreiste nun um Neros Penis. Wie er wohl bestückt sein mochte? Und wie er aussah? Oh, Tohya schwörte Stein und Bein darauf, dass er ihm gefallen und er viel Spaß mit ihm haben würde. Es war nicht das erste Mal, dass er etwas von einem Mann wollte, aber bisher hatte er noch niemanden gefunden, der seine Gefühle und Gelüste erwidert hatte. Schwule, ja selbst bisexuelle Kerle schienen rar gesät, und Nero zählte ganz sicher ebenfalls nicht zu ihnen. Das wäre ja zu schön um wahr zu sein gewesen.   In seiner lustvollen Verzweiflung googelte er nach einer Seite, die Sexspielzeuge anbot, denn schließlich kostete ein Blick in das Sortiment nichts. Zielgerichtet rief er die Dildo-Kategorie auf und ließ sich die Plastikspielzeuge anzeigen, bei deren Anblick er dezent glasige Augen bekam. Da gab es unrealistisch aussehende Aliens, mit denen Tohya ganz sicher niemals freiwillig verkehrt hätte, aber es fanden sich auch sehr lebensecht aussehende Penisse mit vielen verlockenden Details, die Tohya sofort in ihren Bann zogen. Der Preis mochte stattlich sein, aber er hatte sich längst in den Kopf gesetzt, dass er nicht mehr vergebens auf irgendeinen Typen warten wollte, der ihn entjungferte. Das Plastik würde seine Pflicht ebenso tun, wesentlich besser als es seine eigenen Finger vermochten.   Wenige Tage später schon traf die Lieferung ein, und Tohya zeigte sich äußerst beeindruckt ob dieses wundervollen Spielzeuges. Bereits in seinem Karton mit Sichtfenster sah es sehr interessant und vor allen so realistisch wie auf dem Bild aus. Allerdings bereiteten ihm die Länge und der Umfang des Kunststoffgliedes Kopfzerbrechen. So ein Arsch hatte doch nicht sonderlich viel Fassungsvermögen, so zumindest seine Annahme, waren doch bereits zwei Finger das äußerste Limit. Noch reichlich skeptisch machte er sich daran, die Schachtel zu öffnen, als sein Handy sich bemerkbar zu machen begann. So wie er es aus seiner Hosentasche fischte und einen Blick auf das Display warf, entschied er, dass das Auspacken seines Spielzeugs noch ein wenig warten musste. Nero rief nämlich an, und für Nero nahm er sich bekanntlich immer Zeit. Auch wenn er eigentlich keine Zeit hatte. "Na, wie gehts dir?", wollte der andere wissen. "Gut", erwiderte Tohya mit einem Lächeln und verstohlenem Seitenblick hin zu seiner Bestellung. "Rufst du wegen was Bestimmten an?" "Nein, ich will nur mal hören, was du so machst." Ah, typisch Nero. Er war einer der einzigen, die sich wirklich ehrlich dafür interessierten, was Tohya trieb. Diese Gewissheit sorgte natürlich für heftiges Herzklopfen bei Tohya und ließ ihn all die Liebe spüren, die er für Nero empfand. Der andere war so ein wundervoller Mann, und noch wundervoller war es, dass ausgerechnet er sich mit einer Nervensäge wie Tohya abgab. Er musste ihn wirklich sehr gern haben. "Ich war vorhin shoppen", erzählte Tohya dem anderen und lehnte sich zurück, bemerkend, dass er noch immer dieses alberne Honigkuchenpferdelächeln auf den Lippen trug und dies auch partout nicht mehr weggehen wollte. "Wirklich? Und, hast du was Schönes gefunden?" Selbst das interessierte Nero. Er fragte nie nur aus Höflichkeit nach. Nicht bei Tohya. "Ja, hab ich." Tohya schmunzelte nur noch breiter. "Ein echt schönes Shirt. In pink." Er hatte ein Faible für schreiende, fröhliche Farben, da sie zu seinem Charakter passten. Dies musste auch Nero so sehen. "Pink steht dir immer besonders gut", bekannte der und Tohya konnte nun hören, dass er ebenfalls schmunzeln musste. "Ist es wieder so ein ganz enges, figurbetonendes?" "Ja." Nun schlich sich ein beinahe schon lüsterner Unterton in Neros Stimme. "Du weißt, das mag ich besonders gerne. Wenn sich dein Körper darunter abzeichnet...wenn man nicht mehr allzu viel Fantasie benötigt...ein alter Mann will nicht mehr ewig spekulieren müssen..." Diese Worte sorgten für so viel Aufruhr in Tohya, dass er förmlich das Blut in seinen Ohren zirkulieren hörte. Solche Aussagen kannte er ja überhaupt nicht von dem anderen Drummer. Was war denn auf einmal in ihn gefahren? Scherzte er nur oder meinte er es ernst? Nein, ganz sicher machte er nur einen Spaß. Das erkannte Tohya schon daran, dass er sich selbst als alten Mann bezeichnet hatte. Und weil er dies annahm und gerade relativ mutig war, spielte er das Spiel mit einem noch immer währenden Schmunzeln auf den Lippen weiter. "Es ist auch ziemlich kurz", offenbarte er und biss sich verschmitzt auf die Unterlippe. "Wenn ich die Arme hebe, rutscht es so weit hoch, dass man ein Stück von meinem Bauch sieht." Als auf diese Worte zunächst keine Reaktion folgte, beschlich ihn die böse Ahnung, dass er zu weit gegangen war, doch dann erlöste Nero ihn amüsiert klingend aus dem kalten Griff der Angst. "Verdreh mir bloß nicht allen Kerlen der Stadt den Kopf", warnte er. "Es gibt genügend verkappt schwule Männer, die sich auf deinen Typ regelmäßig einen von der Palme wedeln." "Sollen sie doch", äußerte Tohya unbeschwert in einem unerklärlichen Anflug von Übermut. "Was ich nicht weiß, macht mich auch nicht heiß." "Ich sag ja nur." Schweigen folgte, während dem Tohya sich selbst dafür verurteilte, dass er Nero den Glauben vermittelt hatte, ziemlich billig zu sein und es zu genießen, wenn Kerle sich an ihm aufgeilten. Was überhaupt nicht so war. Es wurde Zeit, dass er wiedermal halbwegs normale Gedanken hegte, damit er nicht wieder so eine Gülle laberte. Wieder huschte sein Blick hin zu dem unausgepackten Spielzeug. Er wollte doch nur, dass ein Einziger wegen ihm hart wurde... "Wollen wir uns morgen treffen?", schlug Nero endlich vor, um die Stille zu durchbrechen, und Tohya, froh über den neuen Gesprächsfaden, willigte ohne Nachzudenken ein. "Klar. Bei mir?" "Gut. Dann kannst du mir gleich dein neues Shirt vorführen." Es mutete nicht sonderlich überraschend an, dass Nero diesen Wunsch äußerte. Er bewunderte gern neue Outfits an Tohya und verriet ihm auch, wenn etwas unvorteilhaft aussah. Aber meistens schaute er äußerst angetan und genoss für eine lange Zeit nur, und Tohya erinnerte sich daran, dass seine Augen dann meist auch so verrucht zu funken begannen. Er hatte es nicht wahrhaben wollen, aber Nero schien ihn tatsächlich attraktiv zu finden. Vielleicht fand er ihn sogar scharf und wollte...wollte sich Tohya aneignen, um mit ihm zu schlafen. Warme Gefühle zogen in Tohyas Lenden, als er das Gespräch beendete und das Handy auf den Tisch legte. Anschließend glitt sein Blick hin zu dem Dildo und er fasste einen Entschluss. Es würde schon zwischen ihm und dem Spielzeug passen, irgendwie. Er würde so lange probiere, bis es funktionierte. Denn er brauchte es mehr denn je. Nero hatte ihn in eine tiefe Verzweiflung gestürzt, und er konnte keine Minute mehr warten.   Trotz des Tieres in seinem Inneren, welches selbst über süße, unschuldig dreinblickende Jungs wie ihn ab und an herrschte, schaffte er es, das Spielzeug aus seiner Kiste zu befreien. Als er es in der Hand hielt, bekam seine Geilheit einen neuen Schub verpasst, denn der Dildo sah nicht nur realistisch aus, nein, er fühlte sich auch so an. Er war hart, aber doch biegsam, und seine Oberfläche unterschied sich nicht sehr von der eines echten Penis. Tohya stellte fest, dass er mit seiner Wahl ins Schwarze getroffen hatte. Als er die Kiste bereits beiseitelegen wollte, fiel ihm auf, dass sich noch etwas in ihr befand. Er griff hinein und fischte einen schwarzen Gurt heraus. Nachdenklich schaute er zwischen diesem und dem Dildo hin und her. Offenbar konnte man sich das Spielzeug auch umschnallen, oder auch irgendwo befestigen. Zuerst glaubte Tohya, dass ihm dies nicht dienlich sein würde, doch dann musterten seine gierigen Blicke auf einmal den ihn Schreckliches ahnend ansehenden Kuma, auf welchen er prompt zu robbte, um ihn in die Horizontale zu verfrachten. "Tut mir leid, Kuma-chan, aber du wirst mir nun behilflich sein müssen", erklärte er dem Teddy, welcher selbstverständlich keinerlei Gegenwehr leistete, als er den Dildo umgeschnallt bekam.   Tohya kam sich ziemlich bekloppt vor, so wie er entblößt vor dem Teddy hockte und sein Werk begutachtete. Andererseits sah ihn ja niemand, was auch gut so war. Und außerdem schien der Teddy ein Abbild seiner selbst zu sein. Auch er sah unschuldig aus, wie ein Junge mit reinen Gedanken, aber ein solcher war er nicht immer. Er war kein Kind mehr, und deshalb spielte er mit seinen Kuscheltieren auch keine harmlosen Spiele, sondern welche für Erwachsene. Pervers hin oder her, er hatte es furchtbar nötig und außerdem würde er sich ja nicht an dem Teddy aufgeilen, sondern einzig und allein an Nero. Der Bär diente ihm lediglich als Ersatz für den Mann, welchen er so sehr begehrte, aber nicht haben konnte. Nicht jetzt und nicht hier, vielleicht auch überhaupt niemals. Er rieb den Dildo mit reichlich Gleitgel ein, in der Hoffnung, dass er ihm dann nicht allzu wehtun würde. Anschließend dehnte er sich selbst, so gut es ging und so lange er seine Vorfreude ertrug. Der Gedanke daran, Sex mit einem Spielzeug zu haben, welches schon fast ein echter Penis war, schürte das Feuer in seinen Lenden und die Entschlossenheit in seinem Kopf. Und vor allen Dingen freute er sich darauf, es sich in dieser perversen Reiterstellung zu besorgen. Denn er hatte keine Ahnung, ob er sich zu dieser hätte hinreißen lassen, hätte er einen Partner an der Seite gehabt. Viel zu schambehaftet war er, aber heute würde ihm niemand anderes außer Kuma zuschauen. Und natürlich der Fantasie-Nero, der es sich in seinem Kopf gemütlich gemacht hatte und die Show genoss. Es waren stets ausgerechnet die Dinge, derer man sich am meisten genierte, die einen auch am meisten erregten. So fühlte Tohya sich einerseits sehr lächerlich, als er die Beine über seinem Teddy mit dem Dildo grätschte und nach hinten griff, um sich das Spielzeug einzuführen. Andererseits aber reizte ihn das Gefühl auf, ein verdorbener Junge zu sein. Wie hätte Nero über ihn gedacht, hätte er ihn jetzt gesehen, in diesem mit sich selbst so intimen Augenblick? Tohya musste an seine dunklen, scharfen Augen denken, an das verheißungsvolle Funkeln in ihnen - was dafür sorgte, dass sein After reflexartig vor Wonne zuckte. Dabei sollte er sich entspannen, und deshalb schloss er die Augen, dachte für einen Moment nicht allzu viel nach - und zischte angespannt, als dieses verdammte Monstrum sich in ihn quetschte. Ob denn Nero über ähnliche Maße verfügte? Falls ja, dann mutete dies sehr heiß, aber gleichzeitig auch ziemlich schmerzhaft an. Allerdings brauchte Tohya nicht sonderlich lange, um sich an das Gefühl des Ausgefüllt seins zu gewöhnen. Gottseidank hatte er es sich schon so oft mit den Fingern gemacht, und so gelang es ihm alsbald, die ersten, vorsichtigen Hüftbewegungen auszuführen. Kuma derweil starrte ihn etwas hilflos, aber nicht ärgerlich aus seinen schwarzen Knopfaugen an, was Tohyas Geilheit ein wenig zu lindern wusste. Doch nun war es wieder Zeit für seine Fantasie. Nero tauchte vor seinem geistigen Auge auf, nahm Kumas Platz ein und beobachtete ihn an seiner Stelle, verschlang jede einzelne seiner Regungen. 'Los, reit mich', glaubte Tohya, ihn auffordernd raunen zu hören, voll unverhohlener Gier und einem dunklen Glanz in den Augen. 'Darauf warte ich schon so lange...seit ich dich das erste Mal gesehen habe.' Tohya gehorchte seinen eigenen Gedanken. Er war schlank und sportlich, weswegen es ihn nicht viel Mühe kostete, sein Becken ausdauernd und unermüdlich zu bewegen. Den Kopf weit in den Nacken gelegt schloss er die Augen, damit er nicht dauernd damit konfrontiert wurde, dass ein bloßer Ersatz unter ihm lag. Außerdem vermochte er sich so viel besser auf den Wahnsinn zu konzentrieren, der immer heller und heftiger in ihm tobte. Neros Hände lagen längst wieder auf seinen Hüften und stützte ihn, während er sich bewegte wie eine kleine Nutte, nur für ihn allein, nur, weil es Tohya so schrecklich geil machte, sich so entblößt zu präsentieren. Denn in seinen Fantasien fand Nero ihn schön genug, ergötzte sich an seinen Bewegungen und strich begehrlich mit seinen rauen Händen über seinen blassen Oberkörper. 'Machs mir, bis ich komme', hörte er Nero förmlich gurren, projizierte diese Worte auf seine tiefe Stimme, und es klang so echt in seinem Kopf. 'Spürst du, wie ich wegen dir zucke, Luder, huh? Wie gekonnt du alten Männern den Kopf verdrehst. Wie süßlich du sie verführst und dich ihnen dann offen anbietest. Das macht dir Spaß, mh? Jede Bewegung macht dir gerade großen Spaß, nicht wahr?' Tohya stöhnte nun gepresst auf, auch wenn das Spielzeug in ihm leider nicht zu zucken in der Lage war, nicht so, wie Nero es getan hätte aufgrund seiner pulsierenden Enge. Aber das machte nichts, das machte überhaupt nichts - die Illusion war lebendig genug, und sie brachte Tohya vollends um den Verstand. Ja, er war eine kleine Schlampe. Wenn man ihm seine Hemmungen raubte, war er es, und er war es nur für Nero. Mit einer Hand griff er nun nach seinem Glied und rieb es hektisch, während er sich weiterhin bewegte. Seine blonden Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht und kitzelten ihn an der Nase, aber er konnte sich nicht darum kümmern. Sein Atem ging gepresst und oft hielt er ihn einfach an, was seine Erregung nur noch steigerte, ehe er wieder nach Luft japste. Lange würde er es nicht mehr aushalten, nicht mit diesem Kopfkino, das ihn zeigte, wie er auf Neros Schoß saß und seine sexuelle Frustration an diesem abreagierte. Aber es war noch nicht genug. Er brauchte noch einen besonderen Kick, und er verschaffte sich diesen, indem er sich nun nach hinten beugte, sich abstützte und die Beine weit auseinanderspreizte. Nun zeigte er seinem imaginären Nero alles von sich, und dieser blickte auch prompt mit glasigen Augen zwischen seine Beine, sah nicht nur Tohyas auf und ab wippenden Penis und seine immer praller werdenden Hoden, sondern auch seinen eigenen Schwanz, wie er in und aus Tohyas glitschigem Loch glitt. Schon lange bebte Tohyas Körper, aber nun zitterte er förmlich, vermochte den Rhythmus nicht mehr beizubehalten. Neros Hände legten sich auf die Innenseite seiner Schenkel und drückten sie weiter auseinander, so, als fürchtete er, dass ihm sonst irgendetwas von der Schönheit des Jungen entging, der ihm alles von sich preisgab. Faszinierte sowie sehr, sehr betörte Blicke hefteten sich auf seine Mitte, eine Zunge leckte hitzig über feuchte Lippen. So gefiel er Nero. Damit machte er ihn geil. Denn ein alter Mann wollte nicht mehr ewig spekulieren müssen. Er wollte mit Tatsachen konfrontiert werden, und deshalb bekam er nun auch Tohyas Orgasmus geschenkt, eine erbarmungslose Druckwelle, die ihm abgehackte Bewegungen und genau solche kleinen, unterdrückten Schreie entlockte. Jeder Atemzug zitterte in seiner Kehle, während die Lust sich restlos ihren Weg an die Oberfläche bahnte und ihn nach zwei, drei Krämpfen erschöpft, aber lediglich mäßig glücklich zurückließ. Als Tohya geschafft blinzelte, sah er Kumas verurteilend an die Decke gerichteten Blick. Er konnte es dem Teddy absolut nicht verübeln, dass er ihn nicht mehr anzuschauen gedachte. Allerdings brachten Kuscheltiere den Vorteil mit sich, dass sie einem niemals böse waren, egal, was man auch - mit ihnen - anstellte. So besaß Kuma auch keinerlei Einwände, als Tohya sich an ihn kuschelte, nachdem er sein Fell gereinigt und ihn von dem Strap on befreit hatte. "Wenn du mir hilfst, Nero für mich zu gewinnen, brauchst du das nicht mehr zu tun", versprach Tohya seinem Bären, drückte sein Gesicht an dessen weichen Kopf und legte den Arm um ihn. Leider würde Kuma ihm nicht helfen können, sondern ihn lediglich zu trösten vermögen, wenn er Kummer wegen Nero hatte. Die schweren Wege würde er ganz allein gehen müssen. Ohne jede bärige Unterstützung.   *   "Und? Entspricht das deinen Erwartungen?" Tohya drehte und wendete sich kokett in seinem neuen, pinkfarbenen Shirt und wurde dabei von seinen beiden größten Kritikern eingehend beäugt. Nicht nur Neros Augen ruhten auf ihm, sondern natürlich auch die Kumas, neben dem Nero es sich bequem gemacht hatte. Bär sowie Mann schwiegen lange, aber während man aus dem Poker Face des Teddys nicht zu lesen vermochte, wirkten Neros Augen eindeutig interessiert. Und das war ja auch die Hauptsache. Mit einem Lächeln verschränkte Tohya die Hände im Nacken, wodurch das Shirt wie angekündigt ein Stück weit nach oben rutschte und nackte Haut entblößte. Aber nicht nur diese wurde sichtbar, sondern auch der Bund der Boxershorts, welche Tohya unter der knackig engen Jeans trug. Als ganz unverkennbar Gefallen in Neros Blick aufblitzte, ergriff ihn ein sein Selbstbewusstsein stärkender Triumph. "Verlockend", raunte Nero und rieb sich seinen Kinnbart, während er seine Augen kaum mehr von Tohya zu nehmen vermochte. "Steht dir wirklich ausgezeichnet. Ist die Hose auch neu?" "Nö", erwiderte Tohya und erntete dafür einen verständnislosen, ja beinahe empörten Blick von Nero. "Und wieso hast du sie dann noch nie getragen, wenn wir was unternommen haben? Denkst du, ich hätte kein Interesse daran, deinen kleinen Knackpo in seiner vollen Pracht zu bewundern?" Worte, die dafür sorgten, dass Tohya puterrot anlief und verschämt lächelnd die Schultern hochzog. "Das braucht dir gar nicht peinlich zu sein", legte Nero den Finger zur Krönung auch noch in die offene Wunde und schlug die Beine übereinander. Mit kühler Miene wanderten seine Blicke nach wie vor an Tohya auf und ab. "Genauso wenig, wie die Tatsache, dass du mich magst. Sehr magst. Genauso sehr wie ich dich mag." Tohya war versucht, etwas zu erwidern, aber das Gefühl gnadenloser Überwältigung lähmte sein Hirn. Im schwindelte förmlich vor Wonne, denn nun wurde er sich gewahr, dass sein größter Wunsch drauf und dran war, doch in Erfüllung zu gehen. Nero mochte ihn. Sehr. Er flirtete offensichtlich mit ihm. Und seinen Blicken nach zu urteilen fand er ihn förmlich zum Anbeißen. Tohya hatte keine Ahnung, ob er deshalb zuerst in die Luft springen vor Freude oder doch lieber mit einem Ständer in Ohnmacht fallen sollte. Schließlich tat er nichts von beiden, sondern beobachtete Nero dabei, wie er nun den Arm um Kuma legte. "Und deswegen bin ich auch ziemlich eifersüchtig auf deinen Kumpel hier", behauptete er und begann, mit dem Bären zu sprechen. "Nicht wahr, Kuma-chan, du hast Tohya-chan schon mal ganz nackt gesehen? Er hat sich schon mal vor dir ausgezogen." Wenn Nero eine Ahnung gehabt hätte, was Tohya noch alles mit ihm angestellt hatte... "Hab ich", piepste Tohya, der allmählich vor Aufregung schwitzte und sich unentwegt den Arm kratzte, um sich zu beruhigen. "Und er hat mich dabei ganz ungeniert angeguckt." Zunächst schenkte Nero ihm einen nicht zu deutenden Blick, dann widmete er sich wieder dem Teddy. "Ich frage mich nur, womit du das verdient hast. Du bist doch asexuell, du weißt das gar nicht zu schätzen." Tohya rang nach Worten, und dann kam es ihm einfach leise über die Lippen. Das, von dem er nie geglaubt hätte, dass er es je aussprechen können würde. "Du kannst mich ja mal lieb fragen, vielleicht zieh ich mich dann auch mal für dich aus..." In Neros Blick ging ein Wandel vor sich. Zunächst zeichnete sich Erstaunen in seinen dunklen Augen ab, ehe eine wilde Gewissheit in ihnen Einzug hielt. Angestachelt von Tohyas recht eindeutiger Einladung verlor er das Interesse an dem Teddy und entzog ihm seinen Arm, wollte nach vorn stürzten, zu Tohya hin, um ihm vielleicht prompt die Kleider vom Leib zu reißen oder aber nur, um ihn heißblütig zu küssen, doch durch den Ruck fiel Kuma auf die Seite - und lüftete somit ein ziemlich pikantes Geheimnis. Tohya, der über Platzprobleme verfügte, war in seiner Not erfinderisch geworden und hatte den Dildo kurzerhand in seinem Bären versteckt, denn dort würde ihn niemals jemand entdecken, so zumindest seine Annahme. Doch nun ragte ein großes Stück des Spielzeugs aus dem aufgetrennten Kuma heraus, was Nero in seiner Bewegung inne halten ließ. Vollkommen entgeistert guckte er auf das realistisch gehaltene Spielzeug, während Tohya beschämt die Hände vor die Augen schlug. "Scheiße", wimmerte er, da er sich prompt wie ein Perversling fühlte, denn jemand, der einen Dildo solcher Couleur sein eigen nannte, musste wahrlich verzweifelt sein. Da Nero noch immer nichts zur Sachlage beizutragen gehabt hatte, blinzelte Tohya nun vorsichtig zwischen seinen Fingern hindurch, nur um einen sichtbar amüsierten Nero dabei zu beobachten, wie er den Dildo in den Händen hielt und eingehend begutachtete. "Armer Kuma", bedauerte er schließlich in gespieltem Mitleid den umgefallenen Bären. "Muss mit einem Schwanz im Arsch leben. Und das, obwohl er asexuell ist. Nicht alles, was dir gefällt, gefällt auch ihm." Tohya konnte kaum mehr Luft holen, geschweige denn sprechen, und so schwieg er einfach nur mit roten Ohren und den Händen vor dem Gesicht. So lange, bis die Matratze leise knackte und jemand seine Handgelenke nahm, um dafür zu sorgen, dass er sein Antlitz wieder freigab. Ob er wollte oder nicht, er sah nun direkt in Neros ihn bestimmt musternde Augen. "Aber mir gefällt es dafür auch", gestand er Tohya und griff in seine Hosentasche. Tohya beäugte fragend die geschlossene Faust, die der andere ihm daraufhin entgegenhielt, doch noch ehe er etwas zu sagen vermochte, öffnete Nero seine Hand. Auf ihr lag ein kleines, viereckiges Tütchen, unverkennbar ein Kondom, auch wenn es lauter kleine Rilakkumas zierten, die so wenig mit Sex zu tun hatten wie nur irgendwie möglich. "Willst du?", stellte Nero schließlich die alles entscheidende Frage, und als Tohya seinen überaus entschlossenen Blick einfing, war er nur noch in der Lage, zu nicken. Natürlich wollte er. Und dass er nun durfte, das hatte er irgendwie doch Kuma zu verdanken. Kuma und seinen Artgenossen.   Kapitel 7: Puzzle Pieces ------------------------ Selbst die Presse hatte rasch Wind von dem guten Verhältnis bekommen, welches Tohya zu Nero pflegte. Sie machten in der Tat auch keinerlei Hehl daraus, dass sie sich mochten - immer wieder tauchten in den Social Medias Selfies auf, die die beiden vereint zeigten, und meist zeigten jene Bilder sehr deutlich, wie nah sie sich standen. Hier gab Tohya dem Älteren ein Küsschen auf die Wange, da aßen sie gemeinsam in einem Restaurant und wirkten sehr vertraut und glücklich. Oft fanden sich dazu auch niedliche Texte, welche die Fans zu euphorischen Reaktionen bewegten. Aber natürlich war dies alles nur Spaß, egal, wie viele Mädchen bereits gemutmaßt hatten, dass es sich bei den beiden in Wirklichkeit um ein Paar handelte. Nero und Tohya waren Freunde, und dazu diente Nero dem anderen als Senpai, beriet ihn in verschiedenen Fragen bezüglich des Schlagzeugspielens und hatte gar bereits den einen oder anderen Vistlip-Song des neuen Albums mitproduziert. All diese Aspekte sorgten schließlich für weitreichende Spekulationen, und es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis ein Magazin die Anfrage stellte, ob sie denn Lust auf ein gemeinsames Interview besaßen. Und dazu nicht nur auf irgendeines, sondern auf ein ganz besonderes, welches vorzüglich zu der Beziehung, die sie pflegten, passte. Die Fragen für das Interview sollten nicht von einem Mitarbeiter des Magazins kommen, sondern von den Befragten selbst. So war jeder der beiden dazu angehalten worden, sich im Voraus Dinge zu überlegen, die sie über den jeweils anderen in Erfahrung bringen wollten. Und natürlich würde der spätere, geneigte Leser rasch die Zuneigung aus jeder Zeile lesen können. Denn die meisten der Fragen beschäftigten sich äußerst intensiv mit dem, der sie gestellt bekam. Selbst der Interviewleiterin stand ein verzücktes Lächeln ins Gesicht geschrieben, schon seitdem Tohya es sich neben Nero auf der Couch gemütlich gemacht hatte. Dem Jüngeren war dies freilich nicht entgangen, denn die meisten Leute reagierten so, wenn sie sich zusammen präsentierten. Irgendetwas schien von ihnen auszugehen, das die Menschen berührte. Wahrscheinlich lag dies der Chemie zugrunde, die zwischen ihnen herrschte. Vielleicht vermochte man so etwas ja zu sehen, auch wenn Tohya es noch nie hatte ausmachen können, bei niemandem. Er wusste nur, dass er ganz ähnlich warm empfand, wenn er Nero ansah. So, wie er es auch jetzt wieder tat, während er seine wahren Gefühle hinter seiner typischen Unbeschwertheit verbarg. Nero verschränkte die Hände gerade um sein Knie herum, das auf dem anderen Bein ruhte und blickte Tohya an. "Nun würde ich gerne wissen, was du an dir magst." Abermals bekam Tohya solch eine positive Frage gestellt, was er sehr begrüßte. Er mochte nicht gern über negative Dinge sprechen. Negative Dinge verdrängte er gern ganz tief in sich. Dennoch brauchte er eine Weile, um über die Frage nachzudenken. Er tippte sich mit dem Zeigefinger ans Kinn und ließ seinen Blick schweifen. Schließlich huschte ein Lächeln über sein Gesicht. "Ich kann gut Schlagzeugspielen", verriet er, was Nero ein Lachen abrang. "Darauf wäre ich ja nie gekommen", feixte er, der so viel ausgelassener wirkte, wenn er mit Tohya zusammen war, als wenn er sich in Gesellschaft anderer Personen befand. "Und was magst du noch an dir? Das kann nicht das Einzige gewesen sein." Es freute Tohya, dass Nero das so sah, und sein Körper reagierte mit einem zarten Kribbeln darauf. Natürlich gab es noch mehr Dinge, die ihm an sich gefielen. "Im Tanzen bin ich ebenfalls nicht schlecht", gab er zu und lachte mit zusammengekniffenen Augen auf. "Die anderen haben schon gemeint, ich wäre besser in einer Girlidolgroup aufgehoben als in einer Band." Kurz dachte er nach, ehe er zu Nero schmunzelte. "Und ich mag meine Augen. Sie sind so schön groß." Ihm war, als würde Nero etwas dazu sagen wollen, denn seine Lippen zuckten bereits, aber offenbar hatte er es sich anders überlegt. Deshalb stellte Tohya dem anderen nun eine Frage. Eine, die ganz ähnlicher Natur war wie jene, die er eben bekommen hatte. "Und was magst du an mir?" Als er hin zur Interviewleiterin linste, hätte er am liebsten mit den Augen gerollt, so verträumt schaute sie sie beide an, die Wange in die Hand gestützt und innerlich förmlich aufseufzend. Aber Tohya vermochte ihr die Verzückung nicht zu verübeln. Auch er fand, dass Nero ihm gut stand. Und er Nero. Nero musste ihm Gegensatz zu ihm nicht lange über die ihm gestellte Frage nachdenken. Er schien genau zu wissen, was er an Tohya schätzte. Und es schienen sogar sehr viele Aspekte sein. "Du bist sehr begeisterungsfähig", urteilte er mit dem Lächeln auf den Lippen, das er schon die ganze Zeit über auf ihnen trug. Seine dunklen, intelligenten Augen ruhten die ganze Zeit über auf Tohya. "Du siehst in allem und jedem das Gute. Außerdem steckt deine Lebensfreude selbst den größten Miesepeter an. Wenn man mit dir zusammen ist, hat man unweigerlich eine gute Zeit. Und du hast keine Angst, deine Gefühle zu zeigen, was ich sehr angenehm finde." Tohya spürte, wie seine Wangen aufgrund der ganzen wertschätzenden Worte aus dem Mund des Mannes, der ihm so viel bedeutete, ganz heiß wurden und blickte verschämt zu Boden. Aus der Ferne quietschte irgendein Mitglied der Crew 'Kawaiiii!', aber vielleicht bildete er sich dies auch nur ein, weil er es erwartete. Dabei war die Situation weit mehr als nur kawaii. In Momenten wie diesen glaubte er ganz deutlich zu spüren, dass Nero mehr in ihm sah als nur einen guten Freund. Es schien so klar und greifbar, aber doch wagte er es nicht, die Hand danach auszustrecken. Nero hatte Recht, er hatte keine Angst, seine Gefühle zu zeigen, aber er erwischte sich bezüglich dessen, was Nero und ihn verband, immer öfter dabei, wie er etwas von seinen wahren Empfindungen verbarg. Einfach, weil sie ihn so verletzlich machten. "Und was schätzt du an mir?" Da hatte Nero es sich ja reichlich einfach gemacht. Im Grunde aber hatte Tohya bereits damit gerechnet, dass etwas in der Art folgen würde. Abermals brauchte er seine Zeit, um eine Antwort zu finden, allerdings nicht, weil er nicht wusste, was er an Nero mochte - das nämlich wusste er sehr genau, zu genau - sondern weil er aufpassen musste, dass er auch heute wieder etwas von seinen Gefühlen zurückhielt. Trotzdem war die Frage nicht gerade zuträglich für seine Gesichtsfarbe. Er musste rot wie ein Tomate sein, und dies auch noch vor Publikum. "Ich finde deine unerschütterliche Geduld sehr bewundernswert", meinte er lächelnd und wippte mit dem Fuß. "Ich bin schließlich oft eine ganz schöne Nervensäge, und dass du es mit mir aushältst, ist krass." Als Nero eine abwertende Handbewegung machte und bescheiden lächelte, grinste er selbst kurz breit. Und unfreiwillig hingerissen. "Außerdem finde ich deinen Style ziemlich cool. Du siehst so erwachsen und schlau in deinen Klamotten aus." "Ich bin erwachsen und schlau, ich sehe nicht nur so aus", amüsierte Nero sich und brachte damit die ganze Mannschaft zum Lachen, inklusive Tohya. Der aber fühlte sich ein wenig befangen, denn ihm lag noch etwas auf den Lippen, was er an Nero mochte, aber wusste nicht recht, ob er es tatsächlich verraten sollte. Aber dann entschied er sich doch dafür, denn er war schließlich dafür bekannt, mit jenen Zuneigungsbekundungen nicht zu geizen, die den Fans und den Lesern des Magazins sicher gefallen würden. Als sich alle halbwegs beruhigt hatten, legte er seine Hand auf Neros Arm und schaute ihn so niedlich, wie er nur konnte, an. "Und ich mag, dass ich mich bei dir immer so geborgen fühle, Nero-chan." Nun vermochten sich ein paar der anwesenden Damen endgültig nicht mehr zu beherrschen und quiekten hinter vorgehaltener Hand, was der Kuss, den Tohya dem ziemlich selig dreinschauenden Älteren auf die Wange drückte, nur noch weiter anheizte. Aber das kümmerte Tohya nun weniger. Alles, was er deutlich wahrnahm, war Neros Hand, die sich in einer Geste der Zuneigung bekräftigend auf seinen Unterarm legte und ihm verriet, dass es in Ordnung war. Dass Nero ihn auch mochte. Sehr mochte. Der Moment allerdings konnte natürlich nicht für immer währen, auch wenn Tohya sich das gewünscht hätte. Die Professionalität aller Beteiligten hielt alsbald wieder Einzug, und Nero hob den Zeigefinger, als Tohya gerade neuerlich zu sprechen ansetzen wollte. "Bevor du irgendetwas sagst, hab ich noch eine Frage an dich", erklärte er und sorgte dafür, dass Tohya ihn ganz erwartungsvoll musterte. "Wie oft warst du bereits verliebt?" Oh. Nero stellte ihn vor Herausforderungen. Kurz dachte er darüber nach, ob er seine Kindergartenfreundin mitzählen sollte, aber wahrscheinlich vermochten Kinder noch nicht auf diese bestimmte Weise zu empfinden. Auch sie konnten lieben, genauso innig und tief, doch nicht so, wie man einen Partner liebte. Jemanden, mit dem man sein ganzes Leben verbringen wollte. "Einmal", gab er schließlich preis, was Nero zu seiner Verwunderung einen erstaunten Blick abrang. "Einmal erst?", wiederholte er ungläubig, woraufhin Tohya nickte. "Ja", versicherte er. "Ich bin zwar wirklich sehr begeisterungsfähig, aber mit so etwas wie wirklicher Liebe werfe ich trotzdem nicht um mich." Er hatte gehofft, dass Nero nun wieder etwas zufriedener dreinschauen würde, doch der nachdenkliche Ausdruck seiner Augen blieb bestehen. Sehr lange, so lange, dass Tohya die Stirn runzelte und ins Grübeln geriet. Wieso nahm Nero sich dieses Geständnis derart an? Es brauchte ihn doch überhaupt nicht zu berühren. Aber offenbar tat es das doch. Was Tohya zwar ahnte, aber nicht explizit wusste, war, dass Nero viel daran lag, dass er glücklich war. Dass er alles hatte, was er brauchte. Und dazu gehörte eben auch die Liebe. Es hatte nur eins, zwei Treffen bedurft, um ihn herausfinden zu lassen, dass Liebe etwas sehr Wichtiges für Tohya darstellte. Er mochte Körperkontakt, und genauso hatte er Komplimente gern, und dies waren auch jene Dinge, die er sehr oft von sich aus gab, viel eher noch und freigiebiger als jeder andere, den Nero bislang kennengelernt hatte. Wenn Tohya jemanden mochte, dann zeigte er dies sehr deutlich. Und dann musste man ihn auch widermögen, sonst brach sein kleines, liebes Herz rasch entzwei. Allerdings stellte es ein Ding des Unmöglichen dar, Tohya nicht gern zu haben. Selbst Nero, der die meisten Jungs mit dieser quirligen, verspielten Art, wie sie auch Tohya zu eigen war, als eher nervig und penetrant empfand, hatte ihn in sein Herz geschlossen. Und das musste einiges heißen. Deswegen verwunderte es Nero so sehr, dass Tohya erst einmal wirklich verliebt gewesen war, ja, es schmerzte ihm gewissermaßen sogar. Tohyas Glück würde doch keine Grenzen mehr kennen, wenn er jemanden an seiner Seite wusste, der ihm ebenfalls das Liebste auf der ganzen Welt war. Und einzig und allein aus diesem Grund setzte Nero sich in den Kopf, dieses Gefühl in Tohya neuerlich zu entfachen. Er mochte sich zwar noch nie als Amor betätigt haben, aber er wollte dennoch sein Bestes versuchen. Denn schließlich wusste er auch schon ganz genau, wer Tohyas perfektes Gegenstück darstellte...   *   "Ich hab gehört, Tomo soll eine neue Haarfarbe haben", meinte Nero und bemühte sich dabei um bloße Beiläufigkeit, obwohl er seine wachsende Neugierde wohl kaum zu verhehlen mochte, als er zu Tohya hinschaute, der neben ihm lief und keinen blassen Schimmer von dem hatte, was ihn erwartete. Noch wusste er nicht, auf was Nero hinauswollte, weswegen er auch gänzlich unbeschwert mit einem Lächeln antwortete. "Ja, er hat sie sich ganz schwarz gefärbt", erwiderte er amüsiert. "Nun sieht er fast aus wie ein Teufel. Obwohl, Umi ist ja schon unser Teufel..." Tohya fühle sich verdammt wohl in seiner Haut und so unbeschwert wie immer, wenn er mit Nero unterwegs war. Er freute sich bereits auf einen gemütlichen Nachmittag im Café, gemeinsam mit seinem mittlerweile besten Freund, der ihm für gewöhnlich nicht nur ein Getränk, sondern auch eine Kugel Eis spendierte. Erdbeere natürlich, da brauchte Nero inzwischen nicht einmal mehr zu fragen. Er kannte Tohyas Wünsche wie seine Westentasche. "Blond hat ihm aber am besten gestanden", tastete der Ältere sich weiter an sein eigentliches Anliegen heran und beobachtete Tohya unentwegt aus den Augenwinkeln. "Obwohl er eigentlich immer ganz gut aussieht, oder?" Er ahnte, dass er es falsch angepackt hatte, als er sah, wie Tohya kurz die Augenbrauen hob und ihn irritiert anlächelte. Schließlich boxte der Kleine ihm keck gegen die Schulter. "Hey, was soll das denn?", wollte Tohya wissen und klang eindeutig amüsiert. "Wirst du mir nun etwa untreu? Lass gefälligst die Finger von Tomo, sonst rede ich nie wieder ein Wort mit dir." Gespielt eingeschnappt verschränkte er die Arme vor der Brust und zog einen Schmollmund. Okay, dieser Versuch Neros, Tohya ein wenig bezüglich seinen etwaigen Gefühlen für Tomo auszuhorchen, war wohl gehörig danebengegangen. Aber es war ja zum Glück noch nicht aller Tage Abend. "Keine Sorge", beschwichtigte Nero seinen Freund und legte den Arm um ihn, um ihn genauso gespielt aufzuheitern. "Du wirst immer meine Nummer eins bleiben, Tohya. Schließlich kenne ich niemanden, der in einem Schulmädchenkostüm so hinreißend aussieht wie du." "Perversling", schnaubte Tohya, ehe er den Blick hob und seine Augen Nero förmlich anfunkelten vor Belustigung. Doch Nero glaubte, dass sich auch noch etwas anderes in seine Iriden gemischt hatte, etwas ganz Warmes und Zärtliches, aber wahrscheinlich war das nur das Spiegelbild dessen, was er selbst in diesem Moment empfand wie in unzähligen zuvor. Er ließ den Perversling tatsächlich auf sich sitzen und drückte Tohya dafür enger an sich, um so mit ihm Seite an Seite in Richtung des Cafés zu schlendern, das ihren Besuch erwartete. Sie mussten wie ein frischverliebtes Paar wirken, aber das taten sie ohnehin oft. Und Nero wahrte den Schein genauso gern wie Tohya, denn schließlich war dies nichts, wofür man sich schämen musste. Tohya war ein toller Kerl in Neros Augen, und für ihn nahm er sogar in Kauf, dass die Leute ihn für schwul hielten. Solche Dinge verloren an Bedeutung, wenn er Tohya im Arm hielt. In solchen Augenblicken zählten ganz andere Sachen. Solche, die sein Herz vor Zuneigung schneller schlagen ließen.   Fast bekam Nero ein schlechtes Gewissen, als er Tomo an einem der Tische entdeckte. Ihre Blicke trafen sich, woraufhin der Sänger die Eiskarte sinken ließ, die er gerade noch studiert hatte und Tohya und ihm einen irritierten Blick schenkte. Noch immer klammerte Tohya sich glücklich lachend an den Älteren und schien, als würde er ihn in der nächsten Zeit nicht mehr loslassen wollen, was Tomo einen winzig kleinen Stich ins Herz versetzte. Nero hatte vorgeschützt, sich mit Tomo treffen zu wollen, um etwas bezüglich des neuen Albums mit ihm zu besprechen - ohne Tohya geschweige denn den anderen -, aber im Grunde hatte er dem Unterfangen von Anfang an reichlich skeptisch gegenübergestanden. Schließlich war es eben diese Skepsis gewesen, die ihn dem Treffen hatte zustimmen lassen. Denn wenn irgendjemand ein zwielichtiges Spiel mit Tohya treiben wollte, würde er alles dafür geben, um das Vorhaben desjenigen rechtzeitig zu entlarven und zu verhindern, dass jemand dem Kleinen wehtat. Aber das würde Nero doch nicht tun, oder? Nun, ganz sicher konnte man sich da nie sein... Auch Tohya erblickte irgendwann durch Zufall seinen Bandkollegen und winkte ihm etwas verdutzt zu, während Nero ihn bereits in seine Richtung zog. Nun gab es für den Älteren kein Zurück mehr. Er wollte wenigstens versuchen, das Feuer zu entfachen, wenn er schon einmal hier war. "Das ist ja ein Zufall", wunderte Tohya sich, als er den Stuhl Tomo gegenüber zurückzog, um anschließend auf ihm Platz zu nehmen. "Seit wann gehst du denn in Cafés?" Tomo fing den flehenden Blick auf, den Nero ihm zuwarf, der sich ebenfalls an den Tisch gesetzt hatte und runzelte kurz die Stirn, verriet ihm aber die Wahrheit nicht. Allerdings interessierte ihn nun brennend, was hier gespielt werden sollte. Wieso sollte Tohya nicht wissen, dass er sich hier mit Nero hatte treffen wollen? Wollte der Ältere sie sich etwa beide warmhalten? Also, das hätte der Sänger dem alten Casanova sofort zugetraut. Er hoffte nur, dass er Tohya nicht wirklich irgendwann das Herz brechen würde. Kein Wunder also, dass Tomo ihm ab jetzt mit gewissem Argwohn begegnen würde. "Ich hatte halt spontan Lust auf einen Eiskaffee", lieferte er die erstbeste Notlüge, die er parat hatte, warf allerdings Nero noch einen scharfen Blick zu, damit dieser sich nicht allzu sehr in Sicherheit wog. Anschließend lächelte er Tohya arglos an. "Und ihr beiden Hübschen? Ihr wolltet doch noch ins Studio." "Da waren wir auch", erwiderte Nero an Tohyas Stelle und faltete die Hände auf dem Tisch. "Aber ich fand, dass wir uns eine kleine Pause verdient haben." "Ah ja", befand Tomo mit unverhohlener Skepsis in der Stimme und wirkte abermals kurz besorgt, doch Nero zögerte nicht damit, den Gesprächsfaden neuerlich an sich zu reißen. Denn schließlich befand er sich auf einer Mission. "Deine neue Haarfarbe steht dir wirklich gut", befand er mit einem schiefen Schmunzeln, wofür Tohya ihm neuerlich einen amüsiert-rügenden Blick zuwarf. "Tohya meinte, du würdest nun wie ein Teufel aussehen. Und er hat recht gehabt. Ich wette, die Kerle werden dir nun scharenweise hinterherlaufen." Tomos Meinung von Nero wurde immer geringschätziger, schien dieser ihn nun tatsächlich anzuflirten. Was zum Henker sollte das? Es wunderte ihn stark, dass Tohya sich nicht sonderlich viel daraus zu machen schien, sondern im Gegenteil noch am Kichern war. Nahm er diese Dinge denn nicht ernst? Der Kleine war viel zu gutgläubig, ja bisweilen regelrecht naiv. Tomo wusste schon lange, wie sehr Tohya Nero mochte, und er würde darauf Acht geben, dass dieser Kerl ihm nicht das Herz brach. Darauf konnte er Gift nehmen. "Mir läuft niemand hinterher", erwiderte Tomo trocken, schenkte Tohya anschließend jedoch ein kleines Lächeln, ehe er zurückschoss. "Dafür ist Tohya vor Verehrern kaum mehr sicher, weil er immer so süß lächelt. So wie jetzt auch wieder!" "Stimmt doch gar nicht!", wehrte Tohya ab, der lauthals lachte und zart rosa schimmernde Wangen bekam. "Du spinnst doch!" "Das finde ich nicht", kommentierte Nero beharrlich und schaute zwischen Tohya und Tomo hin und her. "Ihr seid beide ganz tolle Kerle, die nebenbei gesagt auch noch ein ganz hübsches Paar abgeben würdet." Er stupste Tohya mit dem Zeigefinger gegen den Arm. "Nicht, Tohya, Tomo ist doch wirklich nicht von schlechten Eltern? Gutaussehend und sehr nett." Die Verwirrung der beiden Vistlip-Mitglieder kannte mittlerweile keine Grenzen mehr. Selbst Tohya irritierte die Situation zunehmend. "Auf was willst du hinaus?", hakte er skeptisch nach, und Tomo nickte zustimmend, konnte er sich doch ebenfalls keinen Reim mehr auf Neros Anspielungen machen. "Och, auf nichts, auf gar nichts." Nero hob abwehrend die Hände und stand dann plötzlich auf, allerdings mit einem breiten Lächeln im Gesicht. "Ich lass euch dann mal allein, nicht?" Er schimpfte sich einen Vollidioten, als er sich an einen der freien Tische in der Nähe setzte, von wo aus er die beiden zukünftigen Turteltäubchen aus bestens beobachten konnte. Allerdings bezweifelte er arg, dass Tohya dank seiner Hilfe nun Gefühle für einen seiner besten Freunde entwickeln würde. Anstelle nämlich sah dieser kopfschüttelnd und mit einem schiefen Lächeln zu Nero herüber, der nun die Eiskarte aufschlug, um sich hinter dieser zu verstecken. Verdammt, er taugte wirklich überhaupt nicht als Amor. Aber Tohya und Tomo hatten sich auch wenig empfänglich für seine Kuppelversuche gezeigt. Wenn keine guten Voraussetzungen gegeben waren, vermochte auch er auch mittels eines kleinen Schubses in die richtige Richtung nichts auszurichten. Schade.   "Der ist ja verrückt", murmelte Tomo und deutete mittels eines Kopfruckens hin zu Nero. "Erst dachte ich, er gräbt mich an, und dann versucht er auf einmal, uns miteinander zu verkuppeln. Den Eindruck hattest du doch auch, oder?" "Ja", kam es von Tohya, welcher jedoch inzwischen gedankenverloren in seinem Eiskaffee herumrührte. Es gefiel ihm nicht so recht, dass Nero ihm Tomo hatte schmackhaft machen wollen. Schließlich zeigte dies nur, dass er selbst nicht dasselbe für Tohya empfand wie dieser für ihn... "Ach, Tohya-kun." Tomo seufzte nun laut, und als Tohya den Blick hob, sah er in dessen vorwurfsvolles Gesicht. "Du hast ihm also immer noch nichts gesagt. Wie lange soll das eigentlich noch so gehen? Das kann sich ja keiner mit ansehen." "Du hast gut reden", entgegnete Tohya so betrübt wie er es selten war. "Nero will mich nie und nimmer. Ich weiß zwar, dass er mich mag, aber...nicht so." Wehmütig ließ er seinen Blick hin zu dem anderen schweifen und sah rasch weg, als Nero ihn auffing. "Er steht mehr auf solche wie...Asanao." "Asanao?" Ein Grinsen huschte über Tomos Gesicht. "Sorry, das glaub ich nun wirklich nicht..." "Doch." Tohya wirkte sich seiner Sache sehr sicher. "Er hat ihn sogar schon auf den Mund geküsst. Was er mit mir nie macht." Tomo rollte mit den Augen. "Mann, du solltest euch mal zusammen sehen!", stöhnte er. "Er schmachtet dich ganz genauso an wie du ihn. Und manchmal dachte ich echt schon, er würde dich am liebsten küssen wollen, aber traut sich nur nicht." Tohya rümpfte skeptisch die Nase. "Ich weiß nicht..." "Ja, und genau das ist das Problem", nannte Tomo die Sache beim Namen. "Ihr wisst nicht, was der jeweils andere fühlt. Weil keiner es wagt, den Mund aufzumachen und Klartext zu reden." "Ist ja auch schwer." Nero vom Nebentisch lächelte ihn ermutigend an, aber Tohya vermochte nicht zurückzulächeln. "Wenn er mir einen Korb gibt, bin ich ihn als Kumpel auch gleich noch mit los." "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt", gab Tomo einer seiner Weisheiten zum Besten, ehe er sich zu Tohya vorlehnte und ihm fest in die Augen sah. "Weißt du was, Kleiner? Ich werde die Sache ab jetzt in die Hand nehmen. Aber du musst mitmachen, ja?" Tohya schien diese Aussicht nicht zu behagen, aber Tomo legte die Hand bekräftigend auf seinen Arm. "Vertrau mir. Ich würde so etwas nicht tun, wenn ich mir nicht ganz sicher wäre, dass ihr beide nicht nur einen kleinen aber feinen Tritt in den Hintern brauchen würdet." Noch immer zweifelte Tohya an Tomos fixer Idee, aber als er abermals sehnsüchtig hin zu Nero linste, der gerade seinen Eiskaffee mit einem Lächeln entgegennahm, das er der Kellnerin schenkte, erklärte er sich bereit, den Versuch zu wagen. Denn er spürte, dass er Nero für sich gewinnen wollte. Kostete es, was es wollte. Für das Liebste auf der ganzen Welt war er bereit, jeden Preis zu zahlen. Und mit Tomos Hilfe würde das Unterfangen sicher glücken. Er musste optimistisch bleiben, so wie sonst auch immer. Aber wenn es um die Liebe ging, war er einfach nicht der Alte. Manchmal erkannte er sich selbst nicht wieder, seit er Nero kannte. Im Schlechten, aber natürlich auch im Guten.   *   Tomo hielt sich für ein gewieftes Genie, als er schließlich neben Nero auf dem Beifahrersitz hockte und sich zu dem vermeintlichen Date mit Tohya chauffieren ließ. Es war von Vorteil gewesen, dass Tohya wusste, dass Nero über einen Führerschein sowie ein Auto verfügte, denn so ließ sich sein Plan perfekt in die Tat umsetzen. Ja, er war eben brillant. Der brillante Tomo. "Schön, dass ihr beide euch so gut versteht", meinte Nero irgendwann, als er an einer Kreuzung abbog. "Ich habe mir gleich gedacht, dass es zwischen euch irgendwann funken würde. Früher oder später..." "Ja." Ein Schmunzeln breitete sich auf Tomos Gesicht aus, welches jedoch weitaus andere Ursachen hatte als Nero annahm. "Tohya ist eben wirklich etwas ganz Besonderes." "Oh ja, das ist er." Tomo musste sich zusammennehmen, um nicht förmlich wissend zu grinsen, als Nero ihm nicht nur zustimme, sondern anschließend sogar träumerisch seufze. Scheiße, war der verknallt. Dass Tohya und er sich so schwer taten, konnte er nicht verstehen. Es war so offensichtlich, dass sie ineinander verschossen waren. Aber Liebe machte ja bekanntlich blind, und vielleicht sahen sie ja deshalb nicht, was der eine vom anderen dachte. "Was bringst du ihm eigentlich mit?" Neros Frage riss Tomo aus seinen Gedanken. "Äh", eierte er herum und merkte nun, dass er im Grunde nichts bei sich führte außer seinem Wohnungsschlüssel und seiner Brieftasche. "Ich...muss ihm was schenken?" "Du kannst unmöglich mit leeren Händen bei ihm aufkreuzen!", entrüstete Nero sich und schnaubte, als er an einer Ampel hielt. "Was bist du denn für ein Gentleman?" "Ich dachte, weil Tohya ja kein Mädchen ist...", setzte Tomo an, verstummte aber und begann einen neuen Gesprächsfaden, da er eine Chance witterte. Nero erwies sich als fabelhafter Protagonist in jener Liebesgeschichte, die er zu schreiben begonnen hatte. "Was soll ich ihm denn deiner Meinung nach schenken?" "Ganz klassisch Blumen", riet Nero ihm ohne nachzudenken. Wenig später schon hielt er direkt vor einem Blumenladen und winkte Tomo heraus, nachdem er den Wagen geparkt hatte. Eine Weile standen sie vor den vielen bunten Sträußen, die das Geschäft anbot. Die Auswahl schien schier riesig zu sein, und Tomo, der nicht gerade viel Ahnung davon hatte, was man einem Angebeteten zu einem Date schenkte, zeigte sich reichlich ratlos. Er selbst machte sich zugegeben nicht sehr viel aus Blumen, und sicherlich tat dies Tohya auch nicht, aber das hier war schließlich Neros Date, beziehungsweise würde sich zu einem solchen entwickeln, und deswegen überließ er die Entscheidung ganz ihm. "Was meint du, welche werden ihm gefallen?", suchte er Rat bei Nero, der ebenfalls die vielen bunten Sträuße beäugte. Auf Tomos Frage hin jedoch beugte er sich zu den roten Rosen hinab und zog ein paar - zwei an der Zahl - aus der Vase. "Nichts symbolisiert die Liebe so eindeutig wie eine Rose", urteilte er, während er die Blumen betrachtete. "Und zwei davon symbolisieren ein Liebespaar. Ich würde ihm ja am liebsten Kirschblüten schenken, weil sie genauso besonders und schön sind wie er, aber die Rosen hier werden ihm auch gefallen." Tomo beobachtete den anderen Mann dabei, wie er vollkommen in seinen Gedanken versunken mit dem Zeigefinger über die zarten Blüten strich, so zärtlich, als handelte es sich dabei um Tohyas Gesicht. Tomo vermochte sie förmlich zu hören, die Bassgeigen, die den ganzen Himmel schmückten und die Melodie der Liebe spielten. Es wurde Zeit, dass er Nero endlich zu dem wartenden Tohya verfrachtete und den Sehnsüchteleien ein für alle Mal ein Ende setzte. Ansonsten lief er Gefahr, in all dem Kitsch zu ertrinken. Romantikkram stellte nicht gerade seine Vorliebe dar, aber für Tohya tat er sich das Ganze gern an. Schon bald würde der Kleine auf Wolke sieben schweben, und das war es wert. Er war nur noch einen winzigen Schritt weit von seinem Ziel entfernt, das wusste er, wann immer er Neros schmachtenden Blick sah, der nur zu deutlich verriet, an was er tagein, tagaus dachte. Tohya, Tohya und nochmals Tohya.   *   Schließlich parkte Nero das Auto in einer Parklücke direkt vor dem Haus, in dem Tohya wohnte. "Viel Glück", wünschte er Tomo, doch dieser machte ein unsicheres Gesicht und beäugte die Rosen in seinen Händen reichlich skeptisch, während er keinerlei Anstalten machte, auszusteigen. Was Nero natürlich seltsam vorkam. "Stimmt irgendwas nicht?" "Ich..." Tomo seufzte und warf Nero einen bittenden Blick zu. "Ich glaube, ich traue mich nicht alleine dort hoch. Kommst du noch mit an die Tür?" Nero wirkte im ersten Moment ratlos, aber Tomo war bekanntermaßen ein Überzeugungstalent. "Komm schon, ein wenig seelischer Beistand würde mir guttun", versuchte er Nero zu überreden. "Du willst doch schließlich auch, dass Tohya glücklich ist, nicht wahr?" "Natürlich." Damit hatte er ihn, und das hatte Tomo geahnt. Er stieg sogar schneller aus als er selbst, wartete dann aber gnädig draußen auf ihn und schlenderte schließlich an seiner Seite auf das Haus zu. Währenddessen musste Tomo anerkennen, wie uneigennützig Nero sein konnte. Er unterdrückte seine eigene Eifersucht, nur um Tohya das Glück zu schenken, was er seiner Meinung nach verdiente. Er hätte ihn an der Seite eines anderen akzeptiert, auch wenn er ihn im Grunde seines Herzens ganz für sich allein wollte. Tomo wusste zwar nicht sonderlich viel von der Liebe, aber das musste sie sein, und zwar in Reinform. Inzwischen hatte selbst er eingesehen, dass Nero der Richtige für Tohya war. Dass es niemanden gab, der Tohya so glücklich machen konnte wie Nero.   "Na dann...", setzte Nero an, als sie schließlich vor Tohyas Wohnungstür standen und Tomo nur noch ein Klingeln weit entfernt von seinem Date war. Der Ältere wollte sich gerade zum Gehen wenden, da er ja seine Aufgabe erfüllt hatte, doch Tomo packte ihn am Ärmel seines Hemdes und hielt ihn auf. "Warte", meinte er, und just in diesem Moment tat sich die Wohnungstür auf und ein neugieriger Tohya steckte den Kopf heraus. Noch ehe irgendjemand etwas zu sagen in der Lage war, drückte Tomo Nero die zwei roten Rosen in die Hand und stürmte anschließend mit einem fröhlichen Gruß und einem geflöteten 'Viel Spaß!' die Treppe hinunter. Und so stand der verdatterte Nero also auf Tohyas Matte, mit zwei Rosen in der Hand und einem entschuldigenden Lächeln im Gesicht. "Mh, Tomo hat offensichtlich kalte Füße bekommen", brummte er, obwohl er selbst wusste, dass er Mist redete. Aber sein Hirn wollte einfach nicht mehr so wie er, blockierte ihm sein beschleunigter Herzschlag doch seine Fähigkeit, rational zu denken. Denn verdammt, er stand Tohya gegenüber, der ihn aus ganz großen, schönen Augen anschaute, in denen sich die Liebe spiegelte wie die Reflektion eines hellen Sterns in einem nächtlichen See. Und trotzdem konnte er noch immer nicht wahrhaben, dass Tohya nun tatsächlich eine seiner Hände von den beiden Rosen löste und ihn in die Wohnung zog. Tausende Zweifel rauschten durch seinen Kopf, als er über die Schwelle trat. Nein, Tohya konnte ihn nicht lieben. Nicht so. Er war doch viel zu alt für ihn, und sie waren doch so grundverschieden. Natürlich, sie verstanden sich gut, sie hatten viel Spaß zusammen, aber deswegen musste Tohya ihn ja nicht zwangsläufig lieben. Aber dann fand er sich plötzlich in einem abgedunkelten Wohnzimmer wieder, in welchem Kerzen die einzigen Lichtquellen darstellten. Ein paar zierten die niedrigen Regale, und eine weitere befand sich auf dem Tisch, zwischen den beiden bereitstehenden Tellern. Im Hintergrund spielte leise Musik, aber diese verschwamm alsbald inmitten der zahlreichen Eindrücke, von denen der bedeutendste Tohyas Anblick war. Der Kleine stand ihm nun direkt gegenüber und hielt noch immer etwas unsicher seine Hand. Nero stellte fest, dass sie genauso feucht war wie seine. "Nero", setzte er mit leicht bebender Stimme an. Das Licht der Kerzen flackerte bedeutungsschwer in seinen Augen. "Erinnerst du dich noch daran, was ich geantwortet habe, als du mich gefragt hast, wie oft ich bereits verliebt war?" "Ja", gab Nero zu, denn daran erinnerte er sich noch genau, wie an alles andere, was er von Tohya wusste. Wie an so ziemlich jedes Wort, das je die Lippen des Kleinen verlassen hatte. "Du warst bisher nur einmal wirklich verliebt." "Richtig." Tohya nickte, und das Licht in seinen Augen schien nun noch heller zu strahlen als zuvor, doch es war nicht mehr nur das Licht der Kerzen. Dieses Licht hier kam von innen. Aus seiner Seele. "Und zwar in dich." Es war, als wäre eine große Last in diesem Moment von ihren beiden Herzen abgefallen. Diese Worten hatten genügt, um die Ungewissheit ein für alle Mal zu beseitigen. Die Rosen noch in der Hand haltend schlang Nero die Arme um Tohya, der sich mit geschlossenen Augen an ihm klammerte und das Gefühl genoss, endlich das gefunden zu haben, nach was er so lange gesucht hatte. Wenn es zu jedem Puzzlestück nur ein zweites gab, das zu ihm passte, dann war Nero dieses Puzzlestück für Tohya. Und nun, wo sie sich zusammengefügt hatten, ergaben sie ein untrennbares Ganzes. Ein Bild, gezeichnet aus der wahren Liebe.   Kapitel 8: Pikaboy ------------------ Pikaboy     Selbst wenn man bereits straff auf die Vierzig zugeht, kann man sich mitunter noch freuen wie ein kleines Kind. Zumindest Nero musste feststellen, dass ihm dies so erging, als sein Herz einen Hüpfer machte, so wie sich die Türklingel bemerkbar machte. Im Grunde konnte dies nur heißen, dass der Paketbote eingetroffen war, um ihm seine langerwartete Lieferung zu übergeben. Eine Playstation, das neuste Modell, welches ihn zwar ein halbes Vermögen gekostet hatte, doch man gönnte sich ja sonst nichts. Die gemeinsamen Spieleabende mit Tohya würden den Preis garantiert wieder wettmachen. Sein Freund liebte Zocken nämlich genauso sehr wie er, wenn nicht sogar noch mehr. Dass er der Bestellung in weiser Vorrausicht ein Pokemonspiel beigefügt hatte, sollte seinen Jungen restlos begeistern, war dieser doch förmlich vernarrt in ein gewisses, kleines, gelbes Monster mit quietschiger Stimme. Hin und wieder fühlte Nero sich bei Pikachus Anblick an Tohya erinnert, war er doch schließlich genauso quirlig und lebensfroh. Und mindestens genauso niedlich. Nero sah zu, dass er zur Tür kam, um dem Paketboten zu öffnen, ehe dieser annehmen konnte, dass niemand zuhause war. Es war Freitag, und am Wochenende würden sie viel spielen können, falls nicht irgendwelche Verpflichtungen bezüglich ihrer Band dazwischenkamen. Zockerrunden bis in die Nacht hinein erwarteten sie genauso wie spät beginnende Morgen. Hin und wieder ließ sich ein solches Leben wahrlich aushalten. Ohne nachzufragen, wer denn da sei, betätigte Nero den Türöffner und ließ den Gast raufkommen. Während er darauf wartete, dass der Fahrstuhl im siebten Stockwerk ankam, lehnte er erwartungsvoll im Türrahmen und starrte ziemlich aufgeregt auf die aufwärts zählende Stockwerkanzeige über dem Fahrstuhl. Eins, zwei, drei vier...er war wirklich noch ein Kind, zumindest in Momenten wie diesen. Wahrscheinlich war dies auch der Grund dafür, wieso Tohya sich so gern mit ihm umgab. Zwar konnte Nero, wenn es vonnöten war, auch eine gewisse Ernsthaftigkeit an den Tag legen und Verantwortung zeigen, ganz, wie es sich für einen Erwachsenen gehörte, doch manchmal entfaltete er schlicht und ergreifend seine kindliche Seite. Denn wieso sollte man diese in seinem Inneren verkommen lassen? Fünf, sechs, sieben - endlich kam der Fahrstuhl an. Seine Türen glitten auf und gaben den Blick auf den Mann in der unverkennbaren Uniform des Paketboten preis. In Gedanken rieb Nero sich bereits die Hände, um anschließend nach einem kurzen Gruß das Päckchen in Empfang zu nehmen. Oh ja, der Paketbote verdiente im Grunde die Bezeichnung 'wahrer Weihnachtsmann', denn er war es doch, der den Menschen die - selbstbereiteten - Geschenke überbrachte. Nero musste jedoch zugeben, dass er nicht schlecht staunte, als er das Päckchen überreicht bekam. Es war wesentlich leichter als erwartet. Ein elektrisches Gerät konnte nie im Leben derart wenig wiegen. War dem Händler etwa ein Fehler unterlaufen? Ehe Nero sich jedoch offen wundern konnte, verlangte der Paketbote nach seiner Unterschrift, welche er ihm gedankenverloren lieferte. Anschließend war der Job für den guten Herrn beendet und er dampfte nach angedeuteter Verbeugung ab, ging den Gang entlang zum Fahrstuhl. Und Nero verzog sich zurück in die Wohnung, den Blick jedoch gar nicht mehr von dem Paket wenden könnend. Stirnrunzelnd schüttelte er es, während er ins Wohnzimmer zurückkehrte und sich in diesem auf die Couch setzte. Zeit, das Geheimnis um das Fliegengewicht der Playstation zu lüften. Wenn er das Paket nicht öffnete, würde er nie herausfinden, was es mit dieser Merkwürdigkeit auf sich hatte. Also schnappte er sich eine Schere und zertrennte die Klebestreifen mittels einer geschickten Handhabung des Schneidewerkzeugs und klappte dann die Laschen um - nur, um prompt große Augen zu bekommen, so wie er in das Innere der Kiste blickte. Nein, hierbei handelte es sich tatsächlich nicht um seine Playstation, ja noch nicht einmal um das Pokemonspiel, welches sein Geschenk an Tohya darstellen sollte. Doch mit Pokemon hatte der Inhalt tatsächlich etwas zu tun. Ein fröhlicher Pikachu strahlte ihm entgegen und winkte ihm zu, aufgedruckt auf einem Paar Socken. Nero mutmaßte, dass der Firma wirklich ein Fehler unterlaufen war und überlegte bereits, wie er sie würde kontaktieren können, als Tohya in der Wohnstube auftauchte. Er hatte eine halbe Ewigkeit im Badezimmer zugebracht, weil er gut aussehen wollte, wenn sie nachher Tomos Geburtstag in der besten Kneipe der Gegend feiern würden. Dementsprechend wie aus dem Ei gepellt wirkte er, auch wenn Nero niemals einen Makel an seinem Liebsten feststellen konnte, auch wenn dieser gerade aus dem Bett kam. An Tohya gab es einfach nichts, was sich verschönern ließ. Er war süß, auch ganz ohne Make Up und mit zerstrubbelten Haaren. Er war eben ein kleiner Pikachu, der von innen heraus strahlte dank seiner unbändigen Lust am Leben. "Was hast du denn da?" Tohya stand noch immer im Türrahmen und blinzelte neugierig. Das Päckchen auf Neros Schoß hatte auch seine Aufmerksamkeit geweckt. Nero jedoch stieß nur ein amüsiertes Schnauben aus. "Eigentlich hatte ich eine Playstation bestellt, damit wir endlich richtig zocken können", erklärte er Tohya und griff im selben Moment in die Kiste, um ihm zu zeigen, was er anstelle geliefert bekommen hatte. "Aber die Leute von der Firma dachten wohl, ich könnte eher ein paar Socken gebrauchen." Er erwartete förmlich, dass Tohya dieses Missverständnis ebenfalls witzig fand, doch anstelle bekam dieser ganz große Augen und hechtete förmlich auf seinen Freund zu, um ihm die Socken aus der Hand zu reißen und hinter seinem Rücken zu verbergen. Kein Wunder, dass Nero ihn für diese Aktion äußerst irritiert anschaute. "Was soll denn das?", fragte er glucksend nach. "Du tust ja gerade so, als wären diese Socken etwas äußerst Verwerfliches, und ich viel zu jung, um so etwas zu Gesicht zu bekommen." Er wuschelte Tohya in einem Anflug von verliebter Amüsierung durch das Haar, ganz ungeachtet der Tatsache, dass er vorhin erst Strähne für Strähne sorgfältig gestylt hatte. Für gewöhnlich hätte Tohya sich lautstark darüber beschwert, doch heute wich er nur brummelnd zurück, die Socken einfach nicht mehr zeigen wollend. Und dann senkte er den Blick auf seine Schuhe. "Ich hab mir die Socken bestellt", nuschelte er, und es klang so schuldbewusst, dass Nero ihn am liebsten prompt auf seinen Schoß ziehen, ihn in den Arm nehmen und ihm sagen wollte, dass er sich kein bisschen dafür zu schämen brauchte. "Du hast ausversehen mein Paket geöffnet." "Oh, das tut mir leid." Nun wurde Nero einiges klar. Also hatte die Firma doch nicht geschlafen. Viel mehr hatte er selbst es versäumt, einen Blick auf den Empfänger zu werfen. Allerdings empfand er dies als nicht weiter schlimm, und dementsprechend freundlich lächelte er seinen Freund an, der nun sogar ein klein wenig rot im Gesicht wurde. Was für ein entzückender Kerl Tohya doch war. Selbst nach einem ganzen Jahr der Partnerschaft musste er dies immer noch fast täglich aufs Neue feststellen. "Mh." Tohya tat wirklich ganz so, als handelte es sich bei den Socken um etwas Verwerfliches. Aber davon abgesehen, dass sie sehr kindisch aussahen, war an ihnen nichts Schlimmes zu entdecken. Nichts, wofür man sich derart zu schämen brauchte. "Hey." Nero streckte die Hand nach seinem Freund aus, und dieser ergriff sie tatsächlich nach ein paar Sekunden des Zögerns, um sich auf Neros Schoß ziehen zu lassen. Der Ältere strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht und fuhr mit dem Daumen hauchzart über sein Ohr, was Tohya schließlich dazu verführte, Nero aus seinen unschuldigen Augen anzusehen. "Ich kenne dich doch inzwischen und weiß, wie gern du niedliche Sachen magst. Deshalb wollte ich dir auch eigentlich ein Pokemonspiel schenken, aber du siehst ja, bislang ist es noch nicht eingetroffen." Tohya presste nachdenklich die Lippen aufeinander und senkte kurz den Blick, ehe er leicht unsicher am Kragen von Neros Hemd pfriemelte. "Ich hab ja nur gedacht, dass du es albern findest, wenn dein Freund Kindersocken trägt." Seine Mundwinkel zuckten. "Besonders sexy ist das ja auch nicht...nicht, dass du mich nie wieder anrühren willst, wenn ich-" "Ach, so ein Unsinn." Nero konnte einfach nicht anders, als Tohya in der Schilderung seiner Bedenken zu unterbrechen. "Wenn ich nicht auf niedliche Jungs stehen würde, hätte ich mich ja wohl nicht in dich verguckt, mh?" Er legte seinen Zeigefinger behutsam unter Tohyas Kinn und forderte ihn somit dazu auf, dass er ihn wieder anschaute. Mit dem Ergebnis, dass Nero so verzückt aufgrund des Gesicht des Kleinen war, dass er ihn am liebsten auf der Stelle geküsst hätte, und dies nicht zu knapp. "Ich bin mir sicher, dass dir deine neuen Socken ganz ausgezeichnet stehen werden." Er schmunzelte verwegen. "Also, ich finde sie nämlich tatsächlich sehr putzig. Wie geschaffen für deine niedlichen, kleinen Füße." Nach wie vor wirkte Tohya etwas verunsichert, aber auch Erleichterung sprach aus seinem Blick, als er nun ein richtiges Lächeln für Nero übrig hatte. "O-okay", entgegnete er und schob sich rasch von Neros Schoß, damit dieser nicht sehen konnte, dass er schon wieder zu erröten begann. Bisher hatte er noch nie ein Wort über seine Füße verloren, geschweige denn sich ausdrücklich für sie interessiert, auch, was Berührungen anging, weshalb es ihn ziemlich mitnahm, dass er sie nun als niedlich bezeichnete. In der Tat waren Tohyas Füße wie auch seine Hände ein ganzes Stück kleiner als Neros, was aufgrund des Unterschiedes ihrer Körpergröße ganz normal war. Tohya fand es bereits entzückend, wenn seine kleinere Hand in der größeren, raueren Neros lag und sich ihre unterschiedlich aussehenden Finger ineinander verschränkten. Wie wundervoll würde es dann erst sein, wenn er seine Füße streichelte? Tohya verbat es sich, genauer darüber nachzudenken und zog sich lieber ins Schlafzimmer zurück, um sich dort für Tomos Geburtstag einzukleiden. Ein besonderes Outfit musste nicht her, eher reichte etwas ganz Alltägliches, schließlich war der Ehrentag seines Kumpels kein formeller Anlass. Das einzige, was speziell anmuten würde, würden seine Söckchen sein. Er hatte sich dazu entschlossen, sie heute gleich zu tragen. Allerdings nicht, um besonders schick für Tomo zu sein, sondern, um sie Nero bei Gelegenheit vorzuführen. Denn der kleine Tohya, der so unschuldig dreinschaute und bei Männern und Frauen gleichermaßen Beschützerinstinkte weckte, obwohl er bereits die Dreißig überschritten hatte, hatte es mitunter faustdick hinter den Ohren. Nein, er führte nichts durch und durch Harmloses mit seinen neuen Socken im Schilde. Deshalb hatte er sie auch zu verstecken versucht. Zwar war er sich ziemlich sicher gewesen, dass Nero die Socken mögen würde, aber bis er nicht vollständige Gewissheit erlangt hatte, hätte er sie lieber erst einmal an einem sicheren Ort aufbewahrt. Doch nun hatte Nero sich ihm bereits von ganz allein offenbart, was es ihm ermöglichte, den nächsten Schachzug zu planen. Oh, er konnte so durchtrieben sein, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Und wenn diese Sache auch noch etwas mit Sex zu tun hatte, setzte er mitunter alles auf eine Karte. Seine Vorlieben verdienten es, ausgelebt und erforscht zu werden. Nun konnte er nur noch hoffen, dass Nero seine Füße tatsächlich so putzig fand, wie er behauptet hatte. Doch dass seine Stimme so anzüglich geklungen hatte, als er jenes harmlose, kleine Wörtchen benutzt hatte, um seine Füße zu beschreiben, war ein gutes Zeichen. Genau wie die Tatsache, dass es bislang noch keine Körperstelle gegeben hatte, die Nero an ihm nicht zärtlich liebkost hatte. Ja, er war zuversichtlich, dass sein Plan aufgehen würde. Man sah es Nero nicht auf den ersten Blick an, genauso wenig wie ihm selbst, aber sie beiden konnten richtige Schmutzwürste sein. Ein Grund mehr, wieso sie so gut zueinander passten.     *     Nero schalt sich einen Idioten dafür, dass er es bedauerte, dass Rui und Tomo seinen Kleinen prompt in Beschlag nahmen, so wie sie in der Kneipe eintrafen. Am liebsten nämlich hätte er neben Tohya gesessen, denn dies hätte ihm wie sooft sicher das ein oder andere spontane Küsschen eingebracht. Wenn Tohya eins war, dann anhänglich und süchtig nach Zuwendung. Mitunter konnte dies anstrengend sein, besonders dann, wenn man gerade eine wichtige Angelegenheit zu klären hatte, aber meist genoss er die verspielten Annäherungsversuche seines Freundes, welche immer eindringlicher wurden, umso länger er ihnen widerstand. Meist ließ er Tohya eine ganze Weile zappeln, ehe er ihn dann an sich zog und abknutschte, um ihm damit ein zufriedenes Lachen abzuringen. Ja, er war sein kleiner Prinz, aber eben auch der der ganzen Band. Als kleines Nesthäkchen musste er die Knuddeleien der anderen ebenfalls über sich ergehen lassen. Insbesondere Tomo umarmte und beschmuste ihn an diesem Abend immer wieder, während die Jungs Nero gegenüber auf der Bank saßen und ausgelassen quatschen und lachten. Er selbst blieb etwas außen vor, was aber nicht schlimm war. Manchmal reichte es einfach, seinem Freund dabei zuzuschauen, wie er eine gute Zeit hatte und glücklich war. Natürlich durfte auch das Anstoßen auf das Geburtstagskind nicht fehlen, weshalb nun die vollen Gläser von allen Anwesenden gehoben wurden. "Auf Tomo!", krakeelte Tohya ausgelassen, und die anderen stimmten lauthals ein. Auch Nero, doch Tomos Name blieb ihm prompt im Hals stecken, als er bemerkte, wie jemand gegen seine Beine trat. Gerade, als er nachschauen wollte, wer dort seine Füße nicht stillhalten konnte unter dem Tisch, landete ein paar Füße auf seinen Oberschenkeln. Ein fröhlicher Pikachu inmitten eines Blumenmeers winkte ihm zu, was Nero klarmachte, um wessen Füße es sich hierbei handelte. Er richtete seinen Blick auf Tohya, der sich allerdings nichts von seinem Tun anmerken ließ. Anstelle kicherte er wieder laut auf, was ganz im Gegensatz zu dem stand, was seine Füße nun zu tun gedachten. Lange verharrten sie nämlich nicht auf Neros Oberschenkeln. Nachdem Tohya sichergegangen war, dass er sie sich nicht von Backe machen würde, schob er sie beide geradewegs in Neros Schritt und bewegte seine Zehen ein wenig. Mit dem Ergebnis, dass Nero prompt die Luft weg blieb. Mit gehobenen Augenbrauen nahm er einen fahrigen Schluck aus seinem Glas, um es dann sicherheitshalber vor sich abzustellen. Nach wie vor beachtete Tohya ihn nicht, sondern tuschelte angeregt mit Rui, wofür sich der neugierige Tomo lauschend von hinten an ihn schmiegte. Niemand konnte ahnen, dass er gleichzeitig Nero Schwindelgefühle entlockte. Denn der kleine Pikachu führte nichts Gutes im Schilde. Oder besser gesagt nichts, was in die Öffentlichkeit gehörte. Aber vielleicht war Nero auch selbst schuld daran, schließlich zwang ihn ja niemand, so auf diese Sache zu reagieren. Es fühlte sich ganz anders an, von Tohyas Füßen begrabscht zu werden als von seinen Händen. Ja, es war wesentlich aufregender, schon deshalb, weil sie so etwas noch nie gemacht hatten. Tohya hatte stets entweder seine Hände oder seinen Mund benutzt, um ihn zu befriedigen, aber noch nie seine kleinen, zuckersüßen Zehen. Nun aber stupsten sie unentwegt und in äußerst verspielter Manier Neros empfindliches Fleisch durch die Hose hindurch an. Seine Fußsohle rieb mit leichtem Druck fast zielgenau über seine langsam anschwellende Länge, und Nero fühlte sich gewissermaßen schäbig dafür, dass er Pikachu in solch einem erotischen Licht sah. Doch sein Verstand war der plötzlichen Erregung nicht gewachsen. Am liebsten hätte er nun seinen Hosenstall geöffnet und den verspielten Zehen den Weg gewiesen, aber er befand sich nach wie vor in einer Kneipe. Er konnte sich hier nicht derart gehen lassen. Weshalb er nun entschlossen Tohyas Beine packte und sie von sich schob. Tohyas verdutzter Blick streifte ihn, glaubte er doch nun wohl, dass Nero das kleine Experiment nicht gemocht hatte. Doch der Ältere würde ihm noch zur rechten Zeit beweisen, wie viel er ihm tatsächlich abgewinnen konnte.     *     Es war bereits fast Mitternacht, als sie nach Hause zurückkehrten. Kleine Tohyas gehörten um diese Zeit längst ins Bett, damit sie am nächsten Morgen fit aus den Federn hüpfen konnten, aber heute würde es wahrscheinlich noch später werden. So ungeschoren nämlich würde Neros Kleiner nicht davonkommen. Nicht nach der Nummer, die er abgezogen hatte. Ungeschoren würde er da nicht mehr herauskommen, der kleine Tunichtgut. "Ich geh noch schnell duschen", verkündete Tohya, wieder ganz die Unschuld in Person, während Nero es sich bereits auf der Couch gemütlich gemacht und einen Stuhl vor sich gestellt hatte. "Willst du mitkommen?" "Schön, dass du mich noch fragst." Gelassen schob er sich eine Zigarette zwischen die Lippen und lehnte sich zurück. "Aber daraus wird nichts. Auch für dich nicht." "Eh?" Tohya verharrte mitten in der Bewegung und schaute stirnrunzelnd zu Nero hinüber. Der schenkte ihm ein zufriedenes Lächeln. "Du hast schon richtig gehört." Er deutete mit dem Kinn auf den bereitgestellten Stuhl. "Setz dich lieber. Es gibt wichtigeres zu tun als zu duschen." Wenn Tohya ahnte, was Nero vorhatte, dann wusste er dies gut zu verbergen. Ratlosigkeit schimmerte in seinem Blick, und genauso zögerlich waren seine Schritte, als er sich Nero näherte. Erst nach einer weiteren Aufforderung nahm er auf dem Stuhl Platz, rutschte unschlüssig auf diesem hin und her, während er Nero fragend anblickte. Hin und wieder glaubte Nero, dass er seine Unschuld tatsächlich nicht nur spielte, um ihn zu bezirzen. Manchmal sah es so aus, als wäre der Kleine wirklich so unbedarft, wie er schien. Aber das spielte in diesem Moment keine Rolle. Tohya war bei Weitem kein kleines, unbescholtenes Kind mehr. Hinter den großen Augen verbarg sich ein dreckiges Gedankengut. Tohya war ein Mann mit einer ausgeprägten Libido. In dieser Beziehung konnte er mühelos mit Nero mithalten, der es passenderweise genauso oft brauchte wie Tohya. "Gib mir deine Füße", verlangte Nero fast schon etwas barsch, weil Geduld nicht seine Stärke war, wenn die Lust bereits an ihm nagte. Und sie tat es noch immer, hatte er doch bis jetzt nicht mehr vergessen können, was Tohya in der Kneipe getan hatte. Jetzt würde er die Gelegenheit bekommen, sein perfides Spiel fortzusetzen. Wieder zauderte Tohya kurz, ehe er die Beine hob und seine Füße auf Neros Oberschenkel schob. "Was bist du denn auf einmal so schüchtern, Süßer, mh?" Der Ältere beäugte erst Tohyas Füße, die nach wie vor in den lustig-bunten Socken steckten und richtete dann den Blick auf sein Gesicht. "In der Kneipe hast du noch keine Skrupel gekannt, mich aus der Fassung zu bringen." Mit den Fingernägeln fuhr er hauchzart über die Oberseite von Tohyas Füßen, und offenbar war der Kleine äußerst empfindlich, denn er reagierte mit einem prompten Zusammenzucken. Nero rang dies ein amüsiertes Glucksen ab. "Vielleicht sollte ich dich zur Abwechslung mal ein wenig aus der Fassung bringen?" Tohyas hübsches Gesichtchen nahm eine knallrote Färbung an. Scheu wandte der Kleine den Blick ab, während er noch immer vollkommen angespannt dasaß. Zum Glück kannte Nero ihn inzwischen gut genug, um zu wissen, dass er, besonders wenn er gepeinigt und bloßgestellt wirkte, großen Gefallen an der Sache fand, die sich anbahnte. Seine Scham gestaltete ihren Sex oft nur noch reizvoller. Er liebte es, den kleinen Jungen zu mimen, der noch nie einen versauten Gedanken gefasst hatte. Er liebte es, sich jedes Mal aufs Neue vorzustellen, wie Nero ihn entjungferte. Seine Vorlieben muteten eben reichlich speziell an, aber Neros waren keinen Dreck besser, wie sich herausstellte, als dieser begann, die Sohle von Tohyas linkem Fuß mit dem Daumen zu massieren. Wieder zuckte der Kleine zusammen und zog den Kopf zwischen die Schultern, denn dass er so sensibel auf diese Berührungen reagieren würde, hätte er selbst nicht geglaubt. "Süß, sehr süß", befand Nero zufrieden und knetete jede Zehe einzeln durch die putzige Socke. Tohya blieb nichts anderes übrig, als die Lippen aufeinanderzupressen und ihn anzustarren. "Zum Reinbeißen süß." Zur Bestätigung seiner Worte schnappte er nach Tohyas Zehen und zwickte kurz in sie, was den Kleinen prompt befreit lachen ließ. Er legte den Kopf in den Nacken und beschloss, das, was auf ihn zukommen würde, einfach in vollen Zügen zu genießen, denn es konnte nur gut werden. Nero war verrückt nach ihm, und es bereitete Tohya Bauchkribbeln, ihm dabei zusehen, wie er nun die bunte Socke über seinen Fuß rollte. Er legte sie fein säuberlich auf der Couch ab, anstelle sie auf den Boden zu werfen, ehe er sich Tohyas nun nacktem Fuß widmete. Mit äußerst begehrlichen Blicken rieb er abermals über seine Sohle, erkundete die kleinen, kurzen Zehen hingerissen und konnte es sich schließlich nicht nehmen lassen, jede einzelne von ihnen zu küssen. Tohya sank immer weiter in seinem Stuhl zusammen. Sein Kopf stand förmlich in Flammen. Genau so hatte er sich das Ganze vorgestellt. Auch wenn er überrascht war, wie empfindlich er auf Neros weiche Lippen reagierte. Empfindlich war er und gleichzeitig wusste ihn das Spiel sogar zu erregen. Anscheinend befanden sich auf seiner Fußsohle besondere Nervenenden, die seinen Schwanz geradezu aufrichteten. Jedenfalls empfand er tatsächlich Lust, so wie Nero weitere Küsse über seine Sohle verteilte. Seine Haut war dort so zart, weshalb sie die Verwöhnung in besonderem Maße verdiente. Mit verklärtem Blick schaute Tohya Neros Tun zu. Als der Ältere sah, wie glasig die Augen des Kleinen geworden waren, nahm er dies zum Ansporn, noch offensiver zu werden. Er übersäte seine Fußsohle nahezu mit unzähligen Küssen, und als er die Ferse erreichte, leckte er von dieser aus mit breiter Zunge empor bis zum Ansatz von Tohyas Zehen. Dem Jungen entwich ein förmlich geschocktes Stöhnen. Im Reflex war er versucht, seinen Fuß zurückzuziehen, doch Nero hielt sein Fesselgelenk ganz fest und warf ihm nur einen warnenden Blick zu. "Wehe dir, du zertrittst meine Brille..." Das bezweckte Tohya natürlich nicht. Er wollte ja brav sein und still halten, aber Neros Zunge kitzelte so sehr, besonders, als sie sich über die Ansätze seiner Zehen tastete. Immerhin war es ihm noch erlaubt, zu lachen, und er hatte alsbald wirklich Tränen in den Augen. Irgendwann stöhnte und lachte er nur noch abwechselnd, denn es war der helle Wahnsinn, dabei zuzusehen, wie Nero seine Zehen auseinanderfächerte und dann mit flinker Zunge durch die Zwischenräume fuhr. Tohya bäumte sich auf und suchte verzweifelt nach Halt an seinem Stuhl, fand diesen aber nicht. Seine Finger rutschten vom Sitz ab und versuchten, die Stuhlbeine zu fassen zu bekommen, aber auch dieses Unterfangen war zum Scheitern verurteilt. Nero schaute ihm mit verzücktem Blick zu, gab es doch für ihn nichts Schöneres, als zu sehen, wie sein Liebster die Fassung verlor, und dies nur wegen ihm allein. Schöner würde es nun nur noch sein, wenn er wieder stöhnte vor Lust, und deshalb konnte er es sich nicht mehr nehmen lassen, die Zehen nicht mehr nur mit der Zunge zu umfahren, sondern sie eine nach der anderen mit den Lippen zu umschließen und an ihnen zu saugen. Ein Beben ging durch Tohyas Körper, so heiß und heftig, als würde Nero anstelle seiner Zehen an seinem Schwanz lutschen. Sein Rücken drückte sich durch, doch er konnte partout nicht auf den Anblick verzichten, den der andere ihm lieferte. Deshalb zwang er sich dazu, die Ruhe zu bewahren und richtete seine volle Aufmerksamkeit auf das, was Nero da tat. Feucht flutschten seine kurzen Zehen aus seinem Mund, nur um im nächsten Moment wieder in ihm zu verschwinden, dieses Mal gleich zwei auf einmal. Seine Zunge windete sich nach wie vor in der heißen Höhle um sie, und Tohya konnte förmlich spüren, wie entrückt sein Blick anmuten musste. Seine Verwöhnungen waren einfach nur herrlich, denn Nero ging mit voller Inbrunst zu Werke, sparte nicht mit Küssen und leckte immer wieder zärtlich über die Sohle. Doch Tohya besaß noch einen zweiten Fuß. Da Nero bereits mit dem ersten alle Hände voll zu tun hatte, beschloss Tohya, ihn selbstständig in das Spiel einzubringen. Hemmungen kannte der Kleine nun keine mehr, auch wenn er noch immer vor Scham und Lust glühte. Außerdem war es an der Zeit, dass Nero etwas wiederbekam zum Dank dafür, dass er genau wusste, was sein Junge brauchte und liebte. So schob er seinen Fuß auf Neros Schritt und übte leichten Druck auf ihn aus. Dies bewegte den Älteren dazu, erschrocken die Luft anzuhalten. Er ließ von Tohyas linkem Fuß ab, um dem rechten einen Blick zuzuwerfen, wie er mit bettelnden Zehen über den Reißverschluss seines Hosenstalls fuhr. Er dachte gar nicht erst lange darüber nach, was er tun sollte. Ein entschlossener Blickaustausch mit Tohya genügte, um sich die Hose zu öffnen und sie sich samt Unterhose bis zu den Knien herunterzuziehen. Tohyas Fuß wollte sich prompt zum Angriff bereitmachen, doch Nero war schneller, zog Tohya die Socke aus, um ihn dann ungehindert gewähren zu lassen. Was sich freilich bezahlt machte. Der kleine, süße und oft so unschuldig wirkende Junge rieb mit dem Fuß fest über seinen immer härter und härter werdenden Schwanz. Nero, der eigentlich hatte fortfahren wollen, an Tohyas Zehen genüsslich zu saugen, saß nur noch mit offenem Mund da und beäugte begierig das, was sein Junge da tat. Ja, es war wirklich etwas komplett anderes, von Tohyas Fuß verwöhnt zu werden als von seiner Hand. Die Bewegungen muteten fahriger und unpräziser an, und als Tohya schließlich etwas ungeschickt dafür sorgte, dass sich sein Schaft in den Zwischenraum zwischen großer Zehe und der nachfolgenden klemmte, stöhnte selbst Nero erregt auf und biss sich auf die Unterlippe. Hoch beglückt legte er bekräftigend seine Hand auf den zarten Rist und bewegte sich mit ihm an seinem Glied auf und ab, welches in Nullkommanichts derart erigiert war, dass seine Eichel schon jetzt beinahe violett schimmerte. Erste Tropfen perlten über seinen Schaft und benetzten Tohyas unglaubliche Zehen. Oh ja, diese Füße waren so süß, dass er um jeden Preis auf sie kommen wollte, genauso süß wie Tohyas Gesicht es war, während der Kleine wild entschlossen sein Bein bewegte, unermüdlich und in immer heftigerem Rhythmus. Sie sahen sich in die Augen, während es um Nero geschah und sein Blick einen verklärten Zug annahm. Tohya konnte sich daraufhin ein Lächeln kaum mehr verkneifen, denn dies allein war sein Verdienst und der Beweis, dass Nero wirklich alles an ihm liebte und verehrte. Der Anblick seines Spermas auf seinen Zehen und seinem Rist ließ auch Tohya wieder verlangender denn je pochen, weshalb er die Beine weiter spreizte, um Nero die hübsche Beule zu zeigen, die in seiner Hose auf Zuwendung lauerte. Und natürlich sollte er diese auch bekommen. Allerdings erst, nachdem Nero ihm mit einem Taschentuch den Fuß gesäubert und ihn noch einmal ausgiebig liebkost hatte. Erst dann hockte er sich vor seinen Stuhl und begann, mit abenteuerlustigem Blick, seine Hose zu öffnen - und prompt von einem fröhlichen Pikachu angestrahlt zu werden, der ihm von Tohyas Unterhosen aus entgegenblickte. "Du hast wohl wirklich gedacht, ich würde mich von einem kleinen, gelben Monster abschrecken lassen", raunte Nero beflissen, während er die Beule sanft massierte, die sich unter dem Slip verbarg. "Aber da hast du mich wirklich unterschätzt, Kleiner. Meine Gier nach dir kann nichts stoppen, nicht einmal Pikachu." Dies stellte freilich Musik in Tohyas Ohren dar. Genüsslich schmunzelte er in sich hinein, als Nero ihn durch die Unterhose hindurch hungrig küsste und damit auch unweigerlich Pikachu liebkoste. Offenbar würde es noch nicht einmal diesem gelingen, Nero mit seiner Fähigkeit, Elektrizität zu produzieren, von Tohya fernzuhalten. Und das war auch gut so. Kapitel 9: Tokyo Chaos ---------------------- Tokyo Chaos   "Nun mach schon." Tohya klang genauso aufgebracht, wie Nero sich fühlte. "Die Zeit läuft uns davon." Eine knappe halbe Stunde blieb ihnen noch. Dann mussten sie sich in die Maske begeben, um sich allmählich auf ihre Auftritte vorzubereiten. Wenn es nichts zu tun gab und man nur sinnlos herumsaß, verstrich eine halbe Stunde mitunter quälend langsam. Doch wenn man gerade wie Tohya von seinem Freund Huckepack durch einen endlos langen Gang getragen und im wahrsten Sinne des Wortes abgeschleppt wurde, jagten die Sekunden förmlich dahin. Eine halbe Stunde konnte einem demzufolge wie lediglich ein Augenblick vorkommen. Und in einem einzigen Augenblick gestaltete es sich mehr als schwierig, sich für beide Seiten zufriedenstellend einander hinzugeben. Tohya klammerte sich fester an Nero fest, was darin resultierte, dass das 'Pferd' des Kleineren nicht mehr nur angestrengt schnaufte, sondern ein ärgerliches Knurren für ihn übrig hatte. "Nun mach schon", äffte er Tohya nach und zog den Unmut des Jüngeren auf sich, als er seinen Schritt gar verlangsamte. "Was kann ich dafür, dass hier in jedem verdammten Zimmer herumgekrochen wird?" "Beeilung!" Tohya ließ sich nicht beirren. Ja, Nero wirkte gereizt, aber das kannte er bereits von ihm. Seine sonst so entspannte Aura verwandelte sich rasch, wenn ihn ein gewisses Bedürfnis plagte und er keine Möglichkeit sah, um es zu befriedigen. Tohyas Worte und Aufforderungen sorgten zudem erst recht nicht für gute Laune bei ihm. Und erst recht nicht die Tatsache, dass er seinem Pferd nun auffordernd auf den Arsch schlug. "Wenn du nachher auch so einen lahmen Hengst abgibst, lieg ich noch nackt unter dir, wenn meine Bandkollegen schon auf der Bühne stehen. Ohne mich, wohlgemerkt. 'Wo ist Tohya? - 'Oh, der lässt sich gerade seinen eigenen Rhythmus vorgeben. Und spielt mit Neros Drumstick.'" Der heitere Tohya kam nicht umhin, über seinen eigenen Witz zu lachen. Nero hingegen verzog genauso angestrengt wie missbilligend das Gesicht, während er seinen Blick fieberhaft über die teils angelehnten, teils geschlossenen Zimmertüren wandern ließ. Ein Jäger auf der Pirsch. Nur mit dem Unterschied, dass er seine Beute bereits auf dem Rücken trug und nur nach einem Ort suchte, wo er sie rasch erlegen konnte. Oh ja, und 'rasch' war das Stichwort. "Zweifelst du an meinen Liebhaberfähigkeiten?", brummte er und blieb zu Tohyas Leidwesen endgültig stehen, um ihm über seine Schulter hinweg einen angestrengten Blick zuzuwerfen. Tohya jedoch erwiderte diesen nicht. Angespornt durch Neros Innehalten linste er auf sein Handy, dass er nicht mehr aus der Hand legen wollte, da es den Countdown anzeigte. "Siebenundzwanzigeinhalb Minuten." Er gab Nero ungeduldig die Sporen und bewegte seine Hüften gegen seinen Rücken, was dem Älteren ein unwirsches Ächzen entlockte. "Wenn es dich beruhigt, du bist ein Teufel im Bett, aber das bekommst selbst du nicht hin. Niemals!" Unbehelligt rannte Nero weiter. Links, rechts, alle Türen geschlossen. Super. "Dann führ dir doch schon mal den Finger in den Arsch, dann gehts nachher schneller." "Falls wir überhaupt ein Plätzchen finden..." "Und steck deinen Pessimismus gefälligst wieder dorthin, wo er hergekommen ist." Vorhin noch hatten sie aus Spaß an der Freude und um die anderen Bandmitglieder zu unterhalten eine Art kleines Theaterstück aufgeführt, welches einen Beziehungsstreit behandelte. Irgendwann war es zu einer - ungeplanten! - Rangelei ausgeartet, mit dem Resultat, dass Nero ihm im Affekt seine Lippen aufgedrückt und ihn ganze fünf Sekunden lang nicht mehr aus der Mangel gelassen hatte. Fünf Sekunden. Vor Publikum. Wenigstens hatte er davon abgesehen, ihm die Zunge in den Hals zu stecken. Aber auch so schon hatte das Schauspiel einen weitreichenderen Effekt auf sie beide, als ihnen lieb war. Das Feuer, das sie im Scherz heraufbeschworen hatten, loderte lichterloh, auch jetzt noch, und die damit einhergehende Leidenschaft kannte keine Grenzen mehr. Sie brauchten Zeit für sich. Dringend. Ansonsten war nicht mehr gewährleistet, dass sie heute Abend funktionierten. Aber wo sollte man in einem Gebäude, in welchem sich gerade mehr als zehn Bands samt Crewmitgliedern tummelten, Zeit für sich genießen können? Dies schien ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Weshalb Nero Tohyas Pessimismus diesbezüglich wahrlich nachvollziehen konnte. Aber wer war er denn, dass er so schnell resignierte? Die Erregung befähigte einen Mann mitunter sogar dazu, über Leichen zu gehen. Das rationale Denken schaltete sich ab. Und das Tier begann zu regieren. "Und pack verdammt nochmal das Handy endlich weg, es macht mich doppelt nervös, wenn ich nun auch noch vorgehalten bekomme, in wie vielen Nanosekunden genau ich es dir besorgt haben muss." Er war so ruppig, was Tohya eine genaue Vorstellung davon vermittelte, was er erleben würde, wenn sich eine Gelegenheit für sie bat, um miteinander allein zu sein. Oft war sein Freund eher zärtlich und liebevoll, aber unter diesen Umständen würde Tohya Gefahr laufen, dass er nachher nur noch mit Schmerzen im Allerwertesten auf seinem Schlagzeughocker sitzen können würde. Doch selbst das spielte keine Rolle. Das, was danach kam, interessierte ihn nicht. Nero hatte es geschafft, ihn mittels weniger Berührungen und Worte spitz zu machen, und nun musste zu Ende geführt werden, was begonnen worden war. Tohya wollte gerade widersprechen und Nero mitteilen, dass es wichtig war, die Uhrzeit genau im Auge zu behalten, um sich nicht zu verkalkulieren, denn wie gesagt, eine halbe Stunde konnte im Flug vergehen, wenn man gerade äußerst beschäftigt war. Doch in dem Augenblick beschleunigte Nero sein Tempo derart, dass Tohya in dem plötzlichen Galopp fast den Halt verlor und erst im letzten Moment aufkreischend seine Arme so fest um Neros Hals schlingen konnte, dass diesem Fast die Luft wegblieb. Doch dieses Mal beschwerte er sich nicht wieder über eine solche in dieser Situation belanglos wirkende Sache. Er hatte wahrlich eine offen stehende Tür entdeckt, ganz am Ende des Ganges, und als er sie barsch weiter aufstieß, stellte sich mittels eines einzigen Blicks heraus, dass der Raum dahinter leer war. Wahrscheinlich handelte es sich hierbei um ein Lager für Stühle und Tische, denn von diesen waren mehr als nur reichlich vorhanden; teilweise gestapelt waren sie, aber dort hinten am Fenster gab es einen relativ großen Tisch, der mühelos erreichbar und dessen Fläche komplett leer war. Eine perfektere Konstellation hätte sich nicht finden lassen können. Ohne irgendein Wort an Tohya zu richten schlüpfte er in den Raum und machte sich dann von innen an der Tür zu schaffen. Nur, um wenig später genervt zu brummen. "Mist, das Ding geht nicht mal abzuschließen!" "Pech." "Und wenn irgendjemand einen Extrastuhl braucht, weil sein Arsch Überbreite hat?" "Verbarrikadiere doch einfach die Tür mit irgendwas." Manchmal kam Tohya wahrlich auf brillante Ideen. Kurz entschlossen schnappte Nero sich den erstbesten Stuhl und stellte ihn vor die Tür. Wer den Raum wirklich betreten wollte, würde ein leichtes Spiel dabei haben, sich den Weg trotzdem zu ebnen, aber um noch schwerere Geschütze aufzufahren, fehlte ihm die Geduld. Und die Zeit. Kaum, dass der Stuhl an seinem Platz stand, ging ihm alles am Arsch vorbei. Breit grinsend und dreckig lachend schleuste er Tohya in Richtung des großen Tisches und setzte ihn auf diesem ab, um sich hektisch auf ihn zu schmiegen und an seinem Hemd herumzureißen. Tohya konnte nicht mehr anders, als in den ungestümen Kuss, den sie teilten, zu lachen. Das Unterfangen war ein kleines Abenteuer für sich, und Tohya konnte von sich gut und gern behaupten, ein Abenteurer zu sein. Insbesondere dann, wenn er mit Nero gemeinsam Risiko spielte. Das Handy, das ihm entglitten und über die rutschige Fläche des Tisches davongeschlittert war, angelte er sich nun wieder und warf einen raschen Blick auf das Display, während Nero atemlos und ungehalten an seinem Gürtel rupfte. "Fünfundzwanzig Minuten", keuchte Tohya. Seine Hosen wurde er just in dem Moment los, weil Nero sie ihm über die Beine zog. Durch den Ruck kam er auf dem Rücken zum Liegen und Nero erschien über ihm, schloss die Hände um seine Handgelenke und blickte ihm wild entschlossen in die Augen. "Ich schaffs in fünfzehn." Tohya lachte ihn an. Oder doch eher aus? "Das will ich sehen, du Superstecher", kicherte er, und wie um den Beweis für seine Fähigkeiten zu erbringen, packte er den Kleinen nun bei den Oberschenkeln und drückte diese empor, bis sie beinahe seine Brust berührten. Tohya sah, als er an seinen Beinen vorbeiblickte, wie Nero sich vor den Tisch und damit vor seinen entblößten Hintern hockte. "Wieso kannst du keine Frau sein?", bedauerte er, während er seine Fingerspitze um Tohyas Anus kreisen ließ. "Dann könnte ich mir so was sparen, wenn ich dich nur feucht genug gemacht habe." Tohya, den die Aufregung noch sensibler gemacht hatte, bog mit einem lauten, viel zu lauten Ächzen den Rücken durch, als Nero ihn zu berühren begann. Allerdings fing er sich wieder ein wenig und schmunzelte seinem Freund ebenso genüsslich wie keck zu, als dieser seinen Finger mit seiner Zunge ersetzte und ihn hastig und wild leckte. "Ich bin aber keine Frau", raunte Tohya spitzbübisch und biss sich kurz auf die Unterlippe, als das Gefühl der Stimulation immer mehr an Intensität gewann und das Kribbeln in seinem Bauch immense Ausmaße annahm. "Weil ich dann ständig mein Höschen wechseln müsste, so feucht, wie du mich mit bloßen Blicken machen würdest." "So was nennt man in Freundeskreisen auch notgeil", gab Nero seinen Senf dazu, nuschelte seine Worte gegen Tohyas Arsch. Tohya schnaubte daraufhin gespielt missbilligend. "Zum Glück bist du auch gerade so notgeil, dass du mit deinem Schwanz jederzeit jemanden pfählen könntest." "Nero the Impaler", knurrte der andere gefällig und griff in seine Hosentasche, um fahrig in dieser herumzuwühlen. "Verflucht, wo ist das Gleitgel?" "Andere Seite", riet Tohya ihm, und tatsächlich, es versteckte sich in der linken anstatt der rechten Hosentasche. Voller Tatendrang presste Nero die halbe Tube auf seinen Fingern aus und drückte anschließend seine Finger wesentlich bestimmter als sanft und abschätzend in Tohya. Er brauchte sich deshalb gar nicht zu wundern, dass Tohya abermals laut wurde. Es tat ihm nicht sonderlich weh, denn er kannte die Prozedur bereits zur Genüge, aber es war trotzdem unangenehm, plötzlich einen Fremdkörper in seinem Inneren zu spüren. Auch, wenn es sich dabei um einen erwünschten Fremdkörper handelte. Schnaufend richtete er sich so gut es ging auf und umklammerte seine eigenen Beine fester, während er Neros forschen Blick erhaschte. Der bloße Anblick von zwei seiner sich offensichtlich vor- und zurück bewegenden Finger brachte Tohya noch mehr in Wallung. Nero war in seinen voreingenommenen Augen der Superstecher, daran ließ sich einfach nicht rütteln. Er vermutete, dass das Beben bereits in ihm einsetzen würde, wenn er nur in ihn eindrang. Oft schon hatte er unbändige Lust auf den anderen verspürt, aber heute ließ ihn die Geilheit fast freidrehen. Was auch der Grund dafür war, dass er noch nicht einmal mehr den süßen, kleinen, schüchternen Jungen mimen konnte, den er Nero so gern vorspielte, wenn es um sexuelle Belange ging. Sie beiden standen darauf, aber es war auch in Ordnung, wenn er schmutzige Dinge sagte und eine anrüchige Wortwahl an den Tag legte. Sex unter Zeitnot forderte eben so manchen Kompromiss - welchen sie beide nur zu gern einzugehen bereit waren. Tohya schwindelte es zwar bereits und das Benommenheitsgefühl, das die Lust mit sich brachte, verschleierte seinen Blick, aber er hielt sich dennoch das Handy vor die Augen und versuchte, den Countdown zu erfassen. "Zweiundzwanzig Minuten", presste er bemüht hervor, während er durch die präzisen Stöße von Neros Finger förmlich geschüttelt wurde. Zumindest fühlte es sich so an. Das Handy glitt ihm beinahe wieder aus den Fingern, als Nero, angestachelt durch die aktuell verbleibende Zeit, über ihm auftauchte und mit einer Hand seine Gelenke zusammenraffte, um sie über seinem Kopf festzupinnen. Es gab ein dumpfes Geräusch, so wie sie mit der Tischplatte kollidierten. Beute. Tohya war hier die Beute, und Nero war ein begnadetes Raubtier. Mit nur einer Hand löste er den Knopf seiner Hose, zog den Reißverschluss herunter und zerrte sie sich bemüht bis knapp unter die Hüften. Immerhin lag auf diese Weise alles frei, was in den nächsten Einundzwanzig Minuten von Belang sein würde. In Tohyas Augen hielt das lüsterne Funkeln Einzug, das er noch nicht einmal verbergen konnte, wenn er den unschuldigen Jungen mimte, als er Neros Gemächt zu Gesicht bekam. Es mochte vielleicht nicht riesig sein, aber es war dick und ganz ohne Frage dazu in der Lage, Tohya den einen oder anderen Höhenflug zu bescheren. Wenn es sonst glückte, dann ganz bestimmt auch heute. Unter Druck. Er beschloss, sich auf nichts anderes als auf die Stöße zu konzentrieren. Nero zauderte nicht lange und packte seinen Schwanz, um ihn in Tohya zu geleiten. Es ging leichter als gedacht, aber der Junge legte trotzdem den Kopf in den Nacken und stieß einen schaudernden Laut aus. Vor Lust. Vor Lust an ihrem kleinen Abenteuer. "Mir wird die ganze Sauerei während des Gigs aus dem Arsch in die Hose laufen", merkte Tohya außer Atem an, als Neros volle Länge in ihm steckte und der Ältere ihn harsch mitsamt seiner Beine umarmte. "Daran kannst du noch denken?", knurrte er und leckte lüstern über Tohyas hübschen, kleinen Mund. "Mh, hast du auch nichts vergessen, auf den Einkaufszettel zu schreiben?" Tohya hatte bereits seine liebe Mühe, seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu fokussieren als auf Neros gierig stoßende Hüften, die seinen harten Prügel immer und immer wieder unerbittlich in ihm rammten, aber das Spielchen wollte er sich trotzdem nicht entgehen lassen. "Müllsäcke", keuchte er und verdrehte im selben Moment die Augen. Nero nämlich hatte bei jenem Wort, das seine Lippen verlassen hatte, sein Tempo nur noch angezogen. Tohya fühlte, wie verschwitzt sein Haar im Nacken bereits war, als er versuchte, seine Hände in sein kurzes Haar zu krallen. "Immer noch Müllsäcke im Kopf?", keuchte er und vergrub sein Gesicht ungehalten in Tohyas Halsbeuge, während er sich gemeinsam mit seinem Liebsten dem wahnsinnigen Rhythmus ihrer Liebe hingab. Nein, Tohya hatte keine Müllsäcke mehr im Kopf. Dafür aber konnte er einfach nicht die Tatsache vergessen, dass ihnen die Zeit im Nacken saß. Nein, er konnte sich nicht fallen lassen. Nicht, wenn er nicht genau wusste, wie viele Minuten ihnen noch blieben. Es gelang ihm, sein Handy in die Finger zu kriegen und sogar, über Neros Kopf hinweg einen Blick auf es zu erhaschen. "Achtzehn Minuten!", verkündete er erschrocken, während ihn jeder einzelne Stoß erschütterte. "Jetzt mach schon, ich hab lieber die Schweinerei in der Hose, als- AH!" Nero beförderte ihn fast ins Delirium. Er war so eng, und trotzdem ritt er ihn nun so heftig durch, dass er nicht anders konnte, als aufzuschreien. Inzwischen hielt Nero sich am Tischende über Tohyas Kopf fest und zog sich ohne auch nur eine Sekunde zu schwächeln immer wieder an diesem empor. "Geschwindigkeitsmodus Doublebassdrum", stieß Nero gepresst zwischen aufeinandergebissenen Zähnen hervor. Der Rhythmus strengte ihn an, aber er wuchs gerade über sich hinaus. Tohya bekam deshalb den Mund gar nicht mehr zu. Oh ja, Doublebassdrum traf es wirklich haargenau. Sein Rücken würde wund sein, so heftig, wie er sich an der Tischplatte scheuerte, aber das war egal. Als Nero ihn mit kurzen, zielgenauen Stößen fickte und er abermals aufschrie, konnte er ohnehin keinen klaren Gedanken mehr fassen. "Halt doch die Klappe! Die hören uns sonst!" War das Neros Ernst? Tohya blinzelte ihn aus lustverhangenen Augen an, die aber sicherlich auch einiges an Erstaunen preisgaben. "Du vögelst mir halb die Besinnung aus dem Leib und erwartest, dass ich leise dabei bin?" Eine Erwiderung blieb Nero ihm schuldig, aber er hatte selbst bereits im nächsten Moment vergessen, dass er ihm eine empörte Frage gestellt hatte. Der andere lag schwer auf ihm und schien genau wie er selbst jegliche Beherrschung verloren zu haben. Das Geräusch schwerer Atemzüge und gepressten Keuchens erfüllte den Raum. Wie lange würde das noch so gehen? Tohya besaß keine Kontrolle mehr darüber. Und das Handy vermochte er nun auch nicht mehr zu checken. Die Zeit floss ihm durch die Finger, ohne, dass er sie aufzuhalten vermochte. Schade eigentlich, denn er hätte sich wahrlich schlechtere Dinge vorstellen können, mit denen er den Rest seines Lebens verbracht hätte.   Das Geräusch eines auf den Boden knallenden Stuhls lenkte sie von ihrem wilden Treiben ab. Tohya spürte förmlich, wie Nero über ihm zusammenzuckte, ehe er erschrocken inne hielt und über seine Schulter spähte. Auch Tohya blickte nun benommen in Richtung Tür - mit dem Resultat, zwei Gestalten zu erblicken, von denen die eine die andere hektisch gegen die nächste Wand presste, um ihr prompt voller Entschlossenheit an die Wäsche zu gehen. Während die eine ihrer beiden Hände unter den Rock fuhr, sorgte die andere unbarmherzig dafür, dass ihr Spielgefährte ihr den abgewandten Kopf zuwandte. "Weißt du jetzt wieder, wem du gehörst?" Wer Miya kannte, der wusste, dass dieser niemals laut wurde, um seinen Standpunkt zu verdeutlichen. Selbst während einer Meinungsverschiedenheit behielt er nach außen hin die Ruhe. Dafür wirkte es umso bedrohlicher, wenn er mit derart leiser, beherrschter Stimme brach. Selbst Tohya konnte förmlich sehen, wie Chiaki, der Kerl, der nur selten sprach, aber ganz eindeutig ein gewisses Verhältnis zu Miya pflegte, schluckte. Tohya allerdings meinte, ihn vorhin mit Tatsurou gesehen zu haben. Mit unterwürfig gesenktem Haupt hatte er sich von ihm am Arm an einen Tisch zum Gespräch zerren lassen. Offenbar hatte Miya es auch gesehen, und es hatte ihm sauer aufgestoßen. "Ja, Herr", erwiderte Chiaki so leise mit gedämpfter Stimme, dass Tohya es nur mit Mühe hören konnte. "Ich lasse mich nie wieder von Tatsurou herumkommandieren, das verspreche ich dir..." Sekundenlang beäugte Miya den anderen abschätzend, fast so, als wollte er prüfen, inwiefern er den Worten des anderen trauen konnte. Dann aber entschied er sich dafür, es gut sein zu lassen und machte sich an seiner Hose zu schaffen. "Bitte nicht", entwich es Tohya da gegen seinen Willen, da er absolut kein Bedürfnis besaß, nun den Schwanz eines anderen Kerls präsentiert zu bekommen. Nero versuchte noch, ihm die Hand auf den Mund zu pressen, doch es war zu spät. Zwei Paar Augen musterten sie schockiert, und Miya verbarg seinen Penis rasch unter Chiakis Rock. Dabei hatten die beiden es noch wesentlich besser als Nero und Tohya - diese waren schließlich längst miteinander verbunden. Grund genug für Tohya, sich die Hände auf die Augen zu pressen, während Nero angestrengt an die Wand starrte, um die Scham irgendwie zu besiegen. "Könntet ihr vielleicht woanders..." Es fiel Nero hörbar schwer, diese Worte auszusprechen, so heiser, wie seine Stimme klang. "Und wir vergessen das einfach?" "Ich hab Chiaki durch das gesamte Gebäude gezerrt und nirgendwo einen geeignet Ort gefunden, um ihn in Ruhe zu belehren", ertönte Miyas Stimme aus dem Hintergrund, und wie immer schien er sich noch immer jegliche Contenance bewahrt zu haben. "Uns bleiben noch zwanzig Minuten, bis wir mit unserer Session Band auftreten müssen, und-" "Also, so kann ich jedenfalls nicht auf die Bühne!", ereiferte sich nun selbst der devote Chiaki lautstark; offenbar wusste er nicht nur, wie man gehorchte, sondern auch, wie man quengelte und sich seinem Freund, Herrn, wie auch immer, gegenüber schlecht benahm. "Wenn Miya mich vorher nicht mehr ficken kann, liefere ich eine Scheißperformance, davon mal abgesehen, dass ich eine Riesenbeule unter dem Rock habe, und ihr wärt dran schuld!" "Es reicht, Kleines", maßregelte Miya ihn mit einer Stimme so geschmeidig wie fließender Honig. Erst dann wandte er sich wieder an Nero. "Aber ich muss ihm recht geben. Ich muss es ihm innerhalb dieser zwanzig Minuten irgendwie besorgen, sonst gibt es hier ein Riesendesaster." "Dann mach halt", hörte Tohya da Nero zu seiner Empörung abgebrüht knurren. "Ich hab keinen Bock mich zu streiten, während ich in meinem Freund stecke." Tohya warf ihm einen strafenden Blick zu, den er aber beflissen ignorierte. Anstelle setzte er nun dazu an, den Kleinen zu dessen Verblüffung weiter zu ficken, und das, obwohl Publikum anwesend war. Doch dieses war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um Nero und Tohya Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Das Problem war nur, dass Tohya einen Blick auf sie erhaschen konnte, wann immer er die Augen öffnete und über Neros Schulter hinweglinste. Und vor allen Dingen konnte er sie hören. Oder besser gesagt, er konnte Chiaki hören. Und dabei wollte er ihn gar nicht hören. Dafür mutete es in der Tat beeindruckend an, wie Miya mit ihm verfuhr. Wie er ihn an den Haaren packte, mit dem Bauch voran an die Wand drückte und leicht in die Knie zwang, um dann nach reichlich spärlicher Vorbereitung in ihn zu dringen. Für jemanden, der mit BDSM nicht viel anfangen konnte und dementsprechend wenig Ahnung davon besaß, sah das Ganze sehr unfreiwillig aus, zumindest was Chiaki anging, weshalb Tohya versuchte, sich wieder ganz auf Nero und das Gefühl zu fokussieren, das sein Inneres ausfüllte, das gierige Pochen seines Schwanzes. Aber das war nicht gerade leicht. Immer wieder musste er daran denken, wie leidenschaftlich die beiden anderen zugange waren. Wie Miya seinem Freund schmutzige und äußerst bedrohliche Dinge in den Nacken raunte. Wie er ihn unter dem Rock begehrlich streichelte. Und wie dunkel und tief und gequält der Junge stöhnte. Wie im Schmerz. Es konnte ihm nicht gefallen. Es... Es war nicht so, als ob Tohya bereits oft jemanden hatte kommen sehen, aber er wusste dennoch, in welchem Moment es für Miyas kleinen Liebling so weit war. Er windete sich unbeherrscht mit offenem Mund, dessen Lippen im Rhythmus der Stöße an der Tapete rieben. So sah auch er selbst aus, während er sich vergaß. Nero hatte es ihm einmal im Spiegel gezeigt. Die Erinnerung an jenes Erlebnis der besonderen Art sorgte dafür, dass auch er sich urplötzlich zusammenzog. Auch wenn er es nicht wollte, entwich ihm ein abgehackter Laut, welchen Nero jedoch schnell zu ersticken versuchte, indem er ihn in einen leidenschaftlichen Kuss zwang. Oh, er war nicht dazu in der Lage, ihn widerzuküssen; die Druckwellen der Lust versetzten seinen Körper in helle Aufruhr. Doch sobald, wie er sich dazu fähig sah, haspelte er gegen Neros Lippen. "Beeil dich, Miya hats glaub ich auch gleich. Nach gefühlten fünf Minuten. Ich muss sonst annehmen, dass du mich nicht so scharf findest wie er Chiaki." "Zweifelst du wirklich daran?" Er klang gepresst und hastig. Um ein eindrückliches Exempel zu statuieren, legte er abermals einen Zahn zu und trieb sich mit verzerrtem Gesicht und wilderer Entschlossenheit denn je in Tohya, bis ihm ein erlöstes Ächzen über die Lippen kam. Zeitgleich mit Miya. Das war zwar nicht das, was Tohya sich vorgestellt hatte, als Nero ihn hierein geschleust hatte, aber in einer Notsituation wie einer solchen musste man eben den einen oder anderen Kompromiss eingehen. Immerhin würden diesen Raum gleich vier zufriedengestellte Personen verlassen, welche die Schamgrenze tollkühn im Affekt überschritten hatten. Die Lust war eben nicht wählerisch. Die Lust war der Teufel, der in der Not auch Fliegen fraß. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)