Die Liebe der Kirschblüte von Deloran ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Sorry! Das hier ist kein Teil von 'Die Seele, die nicht wandern wollte/ Das Ende eines Kampfes'. Ich entschuldige mich auch nun offiziell bei den Leuten, die "schnell (ja, das Wort existiert in meinem Vokabular)" 'ne Fortsetzung haben wollten (vielleicht gibt's ja so jemanden in den Weiten des www *hoff*...), aber daraus wird wohl vorerst nichts. Der nächste Teil sollte wieder etwas länger werden... im Word-Programm hatte ich schon 7 Seiten... und: Das blöde Teil hier *nebensichauf(durchgeknallten)Rechnerdeut* hat's mal wieder vermasselt*ggrrrr!* und alles gelöscht. Toll. Viel 'Spaß(oder Qualen *g*)' auf jeden Fall! Kiava Die Liebe der Kirschblüte Manchmal denke ich, weiß man nicht mehr ganz so genau, was man wirklich will. Ich meine, man wird geboren, lernt seine Familie kennen... die eigene Welt vergrößert sich mit der Zeit und besteht nun auch aus dem Garten und der immer nach frisch gebackenen Keksen duftenden Küche der freundlichen Nachbarin; weitet sich aus. Irgendwann geht man in den Kindergarten... und wird schon dort teilweise in die Rolle gezwängt, die man später einmal übernehmen soll. Schon dort wird man in die neue, atemberaubende Welt der großen Menschen entführt. Man begegnet schon dort neuen, fremden Dingen, die einem später als selbstverständlich vorkommen. Schon dort wird man in die glitzernde Welt der 'anderen' eingeführt, die sich selbst ihr eigener Mittelpunkt sind. Und schon im Kindergarten verändert man sich. Man bemerkt es kaum, denn... die Veränderung kommt schleichend. Veränderung... tja, Menschen fürchten sich vor ihr. Auch wenn sie immer sagen, sie sei erfrischend- oder belebend? Man kann es ausdrücken, wie man will. Sie haben Angst vor ihr. Nun... nach dem Kindergarten kommt die Grundschule, nach ihr... das kennt man ja. Aber im Kindergarten fängt es schon an... die Entfremdung. Nein, vielleicht auch schon früher. Langsam und mit der Veränderung wird man dem Einfluss der Eltern, die einem Sicherheit gaben, entzogen. Das Schlimme daran ist, dass man es selbst nicht merkt. Die meisten Eltern merken es zu spät und nennen es dann Pubertät. Ich persönlich hasse dieses Wort. Dann meinen alle Erwachsenen, sie müssten sich groß aufspielen und wenn die Probleme des erweiterten Denkens aufkommen, wenn man mildlächelnd als 'Teenager' bezeichnet wird... wenn man dann die Wirklichkeit der Menschen, ihre wahre Natur zu erkennen scheint... und mit diesen großen, weisen Erwachsenen darüber reden, sich entlasten möchte... dann meinen sie, dass das in der Pubertät halt eben so sei. Man entwickle sich nun einmal weiter... Hormonumstellungen. Ja, aber wem hilft denn das? Und damit geht es weiter. Die Erwachsenen unterdrücken die Kinder und machen sie somit zu Sklaven ihrer selbst. Sie erziehen sie zu Menschen. Doch manche Eltern merken die Entfremdung früher... und gehen daran zu Grunde. Zu dieser seltenen Art von Menschen... ...gehörte auch meine Mutter. Sie ertrug es einfach nicht... nicht noch einmal. Dreimal waren wohl doch zu viel für so jemanden, der sich nach Liebe sehnte. Nach solcher Art von Liebe, die sie nie ihrer eigenen Mutter entgegen bringen durfte. Nach Mutters Tod bemerkte ich es zum ersten mal. Ich stand an ihrem Grab. Im Regen, während alle Menschen mit schwarzen Regenmänteln den stillen Friedhof verließen. Sie wichen dem Regen aus... oder vielleicht irritierte ich sie auch. Denn ich weinte. Stand mit leeren Augen am noch offenen Grab meiner Mutter. Vater ging vor den aus meinem Blickfeld entschwindenden Menschen her, führte sie zurück zu uns nach Hause... zum Tendo Dojo. Zu diesem fürchterlichen Leichenschmaus. Er wirkte gefasst. Meine Schwestern waren nicht anwesend gewesen. Kasumi hatte einen Nervenzusammenbruch erlitten und Nabiki... ihr konnte im Moment keiner helfen. Sie war in sich gefangen. Ich stand dort. Der Regen prasselte auf mich nieder, ich hörte das Rauschen wie durch einen dichten Nebel zu mir dringen. Weit, weit entfernt. Das kalte Nass rann mir in den Kragen meines schwarzen Kleides mit weißem Rüschenkragen. Als ich ihnen, den Menschen, die nur auf Tränen der Verwandten warteten, die nur kamen, um heuchlerisch ihr Leid zu klagen und nachher mit den anderen dummen Klatschweibern zu tratschen... als ich diesen Menschen hinterher sah, meinen Kopf wandte, wurde mir erst bewusst, dass wir alle gefangen waren. Sie waren ihr eigener Mittelpunkt. Dachten, jemand würde um sie trauern, wenn sie sterben würden. Doch diese Trauernden waren sich selbst ihr Mittelpunkt. Auf ihr eigenes Wohl fixiert. Auf sich selbst. Aber Leid und Trauer versiegen mit der Zeit. Es wurde mir bewusst, noch während ich mir den kleinen Regenmantel von den Schultern zog, abstreifte, dass wir Menschen irgendwann einsam sind. Während mein Cape auf den aufgeweichten Grund sank... Während meine Füße langsam im Schlamm versanken... Während ich dem Regen zusah, wie er in eisigen Bächen über die Grabkante zu Mama hinunterstürzte... ... zu Mama, die jetzt bestimmt kalt und Angst hatte. Doch ich wollte nicht einsam sein. Also fing ich mit dem Kampfsport an. Während ich flügge werden sollte, trainierte ich. Und entkam somit den Erwachsenen. Ich wurde nun zwar doch einsam, aber ich war frei. Frei, aber einsam. So hört es sich negativ an. Einsam, aber frei. So gesehen positiv. Egal, wie man es betrachtete: Ich war zum Teil genau das, was ich nie sein wollte: Einsam. Doch... wie sollte ich jemanden finden, der so war, wie ich? Der frei sein wollte, und nicht sein eigener Mittelpunkt war? Ich kämpfte, suchte, doch fand ich einen solchen Menschen nicht. Nun... vielleicht nicht auf den ersten Blick. Aber zurück zu meinem Anfangsstatement. Wann wissen wir, was wir wirklich wollen? Wer sagt uns das? Wir Menschen brauchen immer jemanden, der uns sagt, was richtig und was falsch ist. Denn wir sind verunsichert. Das ist nur eine natürliche Folge. Durch das Zusammenleben mit anderen Menschen, die immer nur in eine Richtung gehen und auf ihr fadenscheiniges Ziel fixiert sind. Sie scheinen nur zu einem Zweck zu existieren- um ihr Ziel, das ihnen vorgegeben wurde, zu erfüllen. Wenn sie dieses Ziel erreichen, haben sie keinen Lebenswillen mehr, werden krank, und sterben irgendwann. Dann haben sie nur zu einem Zweck gelebt. Sie sterben, denn sie haben vergessen zu leben. Mit der Zeit und dem Entwachsen der Kinderschuhe, wird man immer mehr in eine Form gezwängt, die man sich noch nicht einmal selbst wählen durfte. Solche Dinge machten mich traurig. Ich wollte nicht so werden, deshalb wendete ich mich dem Kampfsport zu. Ich trainierte zuerst zusammen mit meinem Vater, dann alleine. Er wollte mir diese ganzen Dinge beibringen, es bedeutete ihm nach Mutters Tod wohl so eine Art Ablenkung seiner eigenen Gedanken. Aber auch von ihm wollte ich mich in keine Form zwängen lassen. Ich wollte meinen eigenen Stil entwickeln, wollte... Doch niemand verstand mich. Und das machte mich einsam. "Hör mir doch zu!" Verzweiflung? Ja, das war möglich. "Wieso sollte ich?" Ja, genau der richtige Ausdruck. Meine Stimme klang kühl und abweisend, trotzdem aber eine Spur agressiv, damit er mir keine Faxen machte. Er? Ja, Ranma Saotome, mein Verlobter, der mir von meinem Vater aufgedrängt wurde. "Weil du genau weißt, dass da nichts zwischen Shampoo und mir war, du mich aber trotzdem niedergeschlagen hast, mich beleidigt hast, mich ungerecht behandelt hast und einfach abgehauen bist!!" Ranma kam keuchend neben mir zum Stehen. Er rang kurz nach Luft, da er wohl ziemlich schnell hinter mir hergerannt war. Komisch, seine Ohnmacht musste länger als berechnet angedauert haben. Sonst wäre er schneller nachgekommen. Holdlächelnd drehte ich mich zu ihm um, und aus diesem Lächeln wurde das, was so ziemlich jeden Typen an der Furinkan-High den Verstand kostete: Mein berühmtes Süßstoff-Lächeln. Ranma wich ein wenig verdattert zurück. Auf eine solche Reaktion meinerseits war er nicht gefasst gewesen, und anscheinend hatte mein Lächeln auch bei ihm den erwünschten Effekt hervorrufen: Sprachlosigkeit. Wow, er war ja wirklich nicht drauf gefasst! Das musste man natürlich ausnutzen... Ich ging einen Schritt auf ihn zu und beugte mich zu ihm vor. Gut! Je näher ich ihm kam, desto mehr beugte er sich nach hinten. Seine Augen drückten Verwirrung aus... Perfekt! "Aaaalso Ranma! Ich habe dir nun zugehört. War das alles, was du mir zu sagen hast?" Süße Stimme, lieblicher Augenaufschlag.... und er war baff. "N-n-naja eigentlich schon..." "DANN NERV MICH AUCH NICHT WEITER!!" Und meine Schultasche wollte herniedersausen. Nur leider ging mein Plan nicht auf. Wie...?! Wie hatte er das kommen sehen?! Mit einer einzigen Bewegung packte er meine beiden Handgelenke und warf mich noch mit der Kraft meiner eigenen Armbewegung an die Mauer hinter mir. Es tat zwar nicht weh, schockte mich aber trotzdem. All seine Verwunderung war aus seinen Gesichtszügen gewichen und nun drückte er mich gegen die kalte Mauer. "W-was soll das?! Ranma lass mich los!" "Hör mir einfach zu. Ich hab doch noch was vergessen." Ich konnte mich nicht bewegen. Sein Griff an meinen Handgelenken verursachte keinen Schmerz, aber ich konnte sie keinen Zentimeter von dieser verdammten Wand wegbekommen. Ich hob meinen Kopf und sah ihm ins Gesicht, versuchte gefasst und locker zu wirken, was mir allerdings nicht besonders gut gelang. "Was willst du von mir?!" Meine Stimme klang ein wenig zittrig, und er hätte es merken müssen, doch ausnahmsweise ging er nicht darauf ein. Einige Haarsträhnen fielen ihm locker in sein Gesicht... alles an ihm wirkte lässig und gelangweilt. Es schien ihm keinen Kraftaufwand zu bedeuten, mich einfach so mal kurz hier festzunageln. "Du weißt doch ganz genau, dass ich nichts von Shampoo will. Wenn sie mir immer wie eine Bekloppte die Luftröhre abquetschen will, kann ich doch nichts dafür. Und nun beantworte mir folgende Frage: Wenn es dich doch eh nicht interessieret, was wo und wie ich was mache, warum schlägst zu mich dann immer, wenn andere Leute so'n Blödsinn machen? Das kann dir doch vollkommen egal sein." Grr! Dieser arrogante Idiot!! Nur sein Verhalten regte mich schon auf, und dann...! Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen! "Das ist es mir-" "Aber selbst wenn es dir nicht egal wäre, warum schlägst du dann mich?" Seine Stimme war leise und klang emotionslos, doch er brachte mich trotzdem zum Schweigen. Sprachlos sah ich ihm in seine Augen. Was für einen schönen Blauton sie hatten! Das war mir bis dahin noch gar nicht aufgefallen! In diesem Moment bemerkte ich, dass ich meinem Verlobten, den ich ja später irgendwann einmal heiraten sollte, noch nie richtig in die Augen gesehen hatte. Ein solches Blau...! Es erinnerte mich an das Meer, das ich so liebte. Ich hatte es zwar bisher nur einmal in meinem Leben gesehen, aber ich habe seinen Anblick nie vergessen können. "Kann ich denn etwas dafür?!" Seine Stimme drang zu mir hindurch, laut und gequält, mit schallendem Echo. Ich dachte, mich verhört zu haben und wollte seine Gesichtszüge prüfend studieren, doch ich konnte nicht. Ich war vollkommen von seinen Augen gebannt. Sie waren voller Schmerz... den ich nicht verstehen konnte, ihn nicht ergründen konnte. "Kann ich denn etwas dafür, wenn andere Leute alles falsch machen?! Ich kann ja verstehen, dass du jemanden brauchst, um deine Wut abzureagieren, und ich machen dir ja deswegen keinen Vorwurf... das machen ja schon genug Leute-" Ich wich ein Stück zurück, denn ich hoffte, so seinen Bann brechen zu können. Ich sah den Schmerz... das Leid... doch woher?? Warum...?! "- das machen ja alle! Aber warum versteht denn niemand, wenn ich wenigstens einmal meine Ruhe haben möchte?! Hein?! Ich bin es ja schon gewöhnt-" Seine Stimme wurde nun wieder leiser und bedeutend ruhiger. Eben hatte er mich ja schon förmlich angeschrieen, aber jetzt schien es so, als rede er mit sich selbst. "- den Sündenbock darzustellen. Schon seit ich 3 war... aber hab selbst ich es nicht verdient, einmal meine Ruhe zu haben?! Antworte mir!" Wütend starrte er mich an. Ich wich so weit es ging zurück und drehte fast ängstlich den Kopf nach links, sodass ich seinem Blick nicht mehr ganz so direkt ausgesetzt war. Plötzlich schüttelte er heftig seinen Kopf und schloss krampfhaft seine Augen, mit einem Ruck stieß er sich von der Mauer ab, und zog mich an meinen Handgelenken somit wieder richtig auf die Beine. Sein Gesicht entspannte sich wieder, er hielt aber immer noch die Augen geschlossen, während er mich losließ. "Verzeih." Verwundert starrte ich ihn an. Wie er dort dastand! Das blasse Morgenlicht veränderte seine Töne und färbte sich leicht rötlich. Sein Schatten zeichnete sich klar ab, seine aufrechte Haltung, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Ein leichter Wind kam auf und wehte seine rabenschwarzen Haare sanft umher. Ich betrachtete ihn, wie er mit geschlossenen Augen nach diesem Gefühlsausbruch nun die reine, aber erschöpfte Ruhe ausstrahlte. Ich musterte sein noch junges Gesicht. In diesem Moment kam er mir wie ein Fremder vor, gar nicht mehr so, wie ich Ranma kannte. Jetzt bemerkte ich, dass er uns allen nur etwas vorgemacht hatte. Der Ranma Saotome, wie wir ihn kannten, existierte nicht. Existierte nie. Das Sonnenlicht nahm nun einen kräftigen Rotschimmer an und ließ selbst die grauen Straßen aufleuchten. Doch meine Blicke strichen über sein Gesicht. Ich hatte ihn mir noch nie richtig angesehen. Nie richtig... Damals, als ich ihn kennen lernte, sah er ganz anders aus. Ich ordnete ihm einen bestimmtem Charakterbild zu und so formte sich dann auch in meinen Augen sein Gesicht. Doch wenn ich mich nun von meinen Gedanken befreite, meine Beurteilungen über ihn und sein Wesen einfach mal außer Acht ließ, dann... "Es tut mir Leid." Er öffnete seine Augen, warf seine auf den Boden gefallene Schultasche lässig auf seine Schulter und ging an mir vorbei. Zur Schule. Zur Schule?! Stimmt! Die gab es ja auch noch! Ich lief zu ihm und holte ihn ein. Mit einem eleganten Satz sprang er hoch auf den schmalen Zaun und balancierte ganz locker auf der wirklich schmalen Fläche. Nun bemerkte ich auch, wie schmal das Teil wirklich war! Wie konnte der nur einfach so darauf rumspazieren?! Was kann man nicht alles bemerken, wenn man einmal seinen Geist öffnet... Ich musste ihn die ganze Zeit anstarren. Ihm blieb das natürlich nicht verborgen und er wandte seinen Kopf so weit, dass er zu mir runter sehen konnte und trotzdem den Zaun im Auge behalten konnte (Das Teil könnte ja schließlich plötzlich weglaufen...). Er sah mich fragend und forschend zugleich an- "Was ist?" Schlagartig wurde mir bewusst, dass ich ihn die ganze Zeit über anstarrte.... Gott war mir das peinlich! Und ich wurde natürlich so rot wie 'ne klassisch sonnengereifte Südlandtomate. Ich heftete meinen Blick sorgfältig auf die Straße. "N-n-aja... I-i-ch, also ich-" Was stotterte ich mir da nur zusammen... Das war wirklich...! "Schon gut." Ich sah aus den Augenwinkeln wieder zu ihm hoch. Sein Blick war geradeaus gerichtet. Er beließ es dabei, stumm dort oben zu gehen, anstatt mich gleich wieder runterzumachen. Und dafür war ich ihm wirklich mehr als dankbar- bei meiner schicken Gesichtstönung... "Ranma? Kann ich dich mal was fragen...?" Akane?! Bist du wahnsinnig?!! Halt den Mund...!!! Wieso konnte ich es einfach nicht lassen? Ich glaube, ich wollte einfach seine Stimme hören... "Ja?" Er klang nicht so, als ob er mir böse wäre. Nein, er wollte mir wohl wirklich aufrichtig zuhören. "A-also ~Akane! Reiß dich zusammen! Ein unverfängliches Thema...! Ein unverfängliches Thema...!~, äh..." "Hmm?" Er sah mich fragend an. Sein Blick lud mich förmlich dazu ein, mit ihm einmal normal zu reden... Diese Chance musste ich nutzen! Und ich nutze sie... "Tja, ähm... jeden Morgen gehst du ja da auf dem Zaun... und da wollte ich mal fragen... naja, das Teil ist ziemlich schmal und nunja... selbst wenn du unkonzentriert bist verlierst du nicht das Gleichgewicht... ja und-" "Komm hoch. Ich zeigs dir!" Vollkommen verblüfft blieb ich stehen und starrte ihn an. Er war auch stehen geblieben und streckte mir seine Hand entgegen. "Was??" Fassungslos wäre untertrieben glaube ich... "Komm zu mir auf den Zaun und ich zeig dir, wie's ganz einfach geht." Was war denn mit dem los?! So freundlich... Ich wusste nicht, was ich machen sollte. War das jetzt vielleicht eine Falle, um mich auflaufen zu lassen und sich nachher über mich lustig zu machen? Ich wusste es nicht... aber das Suchen nach einer Antwort wurde mir abgenommen. Als ich sein Lächeln sah, verflüchtigten sich plötzlich alle meine Bedenken. Da konnte ich mich nur noch fragen, was mit mir selbst los war. Warum vertraute ich diesem Idioten?! Naja... dieser Idiot hatte ein verflucht nettes Lächeln. "Nagut..." Ich streckte ihm in einem Anflug von so einer Art Abenteuerlust meine Hand entgegen. Mit einer schnellen Bewegung beugte Ranma sich vor, ergriff meine Hand und zog mich zu sich nach oben. Was uns beide in eine ziemlich pikante Lage brachte... auf der schmalen Fläche fanden meine für solche Aktionen nicht trainierten Füße keinen rechten Halt, und damit wir beide durch meine rudernden Armbewegungen nicht fielen, klammerte ich mich an ihn. Er machte es nicht besser sondern hielt mich mit seinen Armen ebenfalls krampfhaft fest... ... bis wir beide gleichzeitig bemerkten, was wir da gerade taten. Deutlich errötet wichen wir auseinander, was alles nur noch schlimmer machte. Wankend standen wir auseinander. Langsam aber sicher verlor ich wieder das Gleichgewicht. Ich merkte es, doch wollte ich ihm nicht schon wieder SO nahe sein. Wie fiel ihm das bloß so leicht?! Dann plötzlich kam ziemlich starker Wind auf. Wind. Na toll, auch das noch! Ich wankte und wäre sauber abgekracht, hätte er nicht so schnell reagiert und mich an meiner Hand gepackt. Suuuper. Nun standen wir genauso da, wie noch vor ein paar Minuten, mit dem haarfeinen Unterschied, dass ich jetzt wirklich in seinen Armen lag... nun, wie soll ich sagen? Ich war geschockt. Und mir wurde in diesem Moment klar, dass es eine wirklich bescheuerte Idee war, ihn auf dieses 'unverfängliche' Thema anzusprechen. Ich wollte mich und meinen Einfallsreichtum noch eine ganze Weile lang verfluchen, wurde aber von Ranmas stotternder Stimme unterbrochen. "J-ja a-also... Du wolltest doch, dass ich es dir beibringe, oder? A-also dann mal los...." Mir war zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht wohl in meiner Haut. Nicht nur, dass ich jetzt schon seit einer geraumen Zeit ganz locker flockig in dieser ziemlich unangenehmen Lage war, und ER, nicht ich, uns aus dieser befreite- er versetzte einen Fuß nach dem anderen ein wenig nach hinten und verlagerte so unser Gesamtgleichgewicht. So konnten wir einigermaßen getrennt dastehen, ohne, dass einer von uns 'nen Abgang machte. Getrennt bis auf die Tatsache, dass er noch immer meine Hand hielt, damit ich nicht schon wieder das Gleichgewicht verlieren würde; was für andere wohl verdächtig nach Händchenhalten aussah...-... er dachte jetzt bestimmt von mir, dass mir dieses ganze Gewurschtel auf diesem verflucht schmalen Zaun angenehm war! Nunja... so ganz unangenehm war's ja auch wieder nicht, aber das durfte ER doch nicht wissen! Was dachte ich da schon wieder?! Was gefiel mir schon daran?! Spontan fielen mir mindestens 10 Gründe ein, WAS mir daran gefiel... weswegen ich auch mal wieder auf mich selbst sauer wurde. ~Ich HASSE ihn!! Stimmt ja gar nicht. Stimmt ja wohl!! Idiot! Perverser Spanner!! Wie süß er doch aussieht, wenn er stottert und leicht rot um die Nase wird... Trottel! ...wie niedlich...! HALT! SCHLUSS! Wenn man zuviel nachdenkt, wird man irgendwann noch einmal verrückt...~ "Ja... ähm... gut! Also: Dreh dich mal um!" Ich stand immer noch zu ihm gewandt, also tat ich, wie mir geheißen. Doch tollpatschig wie ich nun mal bin, bewegte ich mich zu ruckartig, sodass ich wieder schwankte. Ranma reagierte mal wieder schneller, als mir lieb war und ergriff wieder meine Hand. Wie ich meinen Entschluss das hier zu machen doch bereute! Ich wollte nicht so hilflos vor ihm da stehen, doch was sollte ich machen? Wenn ich jetzt abhauen würde, würde er mich garantiert für einen Feigling halten! "So, und was jetzt?!" Juchu! Wenigstens meine Stimme klang so, wie sie sollte. Schön nervös und agressiv! Haha...! "Warte." Er ließ sich auch nicht dadurch aus der Ruhe bringen, dass ich ihn nun schon wieder anzickte. Komisch... Doch wieder einmal unterbrach er meine Gedankengänge. Diesmal tat er etwas, was ihm beinahe nicht nur meine Aufmerksamkeit, sondern auch eine saftige Ohrfeige eingebacht hätte. Er ließ meine Hand los und legte seine beiden Hände auf meine Hüfte. "WAS SOLL DAS?!!!" "Halt still! Oder willst du, dass wir beide runterfallen?" Tja, wenn meine Bewegungsfreiheit nicht ein kleines bisschen eingeschränkt wäre, hätte er sie jetzt mit Sicherheit gefangen! "Was soll das ?! ?!" Beherrscht, und mit deutlich unterdrücktem Zorn in meiner Stimme, sprach ich zu ihm, wie zu einem Kleinkind. "Ganz einfach. So ist es einfacher. So kannst du einen Schritt nach dem anderen gehen, und ich helfe dir so am besten dein Gleichgewicht konstant zu halten." Achso. Gleichgewicht. Natürlich. Ok. Ich ging also. Zuerst hatte ich ein mulmiges Gefühl, aber Ranma hielt durch seinen Griff wirklich mein Gleichgewicht... was ich ihm gegenüber natürlich nie zugegeben hätte. Is ja klar... "Siehst du, es geht! Sogar sehr gut." Hääää?? Könnte das vielleicht ein Kompliment gewesen sein? Nein, da hatte ich mich sicherlich verhört. "Du musst nur noch ein wenig an deinem Schwerpunkt arbeiten-" Ich wusste es. Er nörgelte schon wieder an mir herum. Obwohl... es war eher Kritik. Und mit Kritik konnte ich umgehen! Doch ihm sagte ich nichts von meinen Gedanken. Ranma schien ohnehin keine Antwort zu erwarten. Er sagte mir lediglich, was ich noch besser machen könnte. "Akane? hörst du mich noch?" Verdammt. "Oh entschuldige bitte! Ich war in Gedanken..." "Das merkt man!" Obwohl ich ihn nicht sah, wusste ich, dass er in diesem Augenblick lächelte. "Was ist denn?" "Ich sagte, dass du noch an deiner Fußkontrolle ausbessern musst!" Ich wollte schon zu einer nicht unbedingt freundlichen Antwort ansetzen - Man muss sich doch nicht alles gefallen lassen! - als er mit ein wenig leiserer Stimme fortfuhr. "Du bist ziemlich leicht, deshalb fällt es dir etwas schwer, deine Füße voll auf den Untergrund zu fixieren und dein Gewicht dann richtig einzusetzen." Ich war baff. Ich hörte den Rest seiner Worte nicht mehr richtig, aber das war auch nicht so wichtig für mich. Warum sagte er jetzt, ich sei leicht? Normalerweise ärgert er mich sonst doch immer damit, dass ich ja so fett wäre und mindestens ne Tonne auf die Waage bringen würde. Aber jetzt... ist er jetzt normal? Wenn er so normal ist... dann würde die Ehe mit ihm bestimmt nicht so schlimm werden... Ich spürte, wie ich schon wieder rot anlief und schüttelte hastig meinen Kopf, um mich der aufkommenden Gedanken zu entledigen. Was dachte ich da nur schon wieder?! "Was ist?" Seine Stimme... ich würde auf pure Verwunderung tippen. "Nichts." "Los komm schon! Was ist los?" "Ich sagte doch! Nichts!" "Akane." "WAS?!" "Mach mal die Augen zu." "Hä? Wieso das denn?" "Mach einfach mal." OK. Ich blieb stehen und schloss meine Augen. Plötzlich fühlte ich mich, als ob ich direkt vornüber kippen würde. Ich schrie leise auf und machte hektische Bewegungen, doch Ranmas Griff verstärkte sich nun und verbot mir solche Bewegungen. Nun fühlte ich mich, als ob ich zur Seite kippen würde. Um nicht runterzufallen, wandte ich mich in die entgegengesetzte Richtung, in der Hoffnung, nicht zu fallen. Doch das ließ mich wieder mein Gleichgewicht verlieren. Ich dachte, ich würde fallen, doch jemand hielt mich oben. "Bleib ruhig! Entspann dich! Ich bin doch da!" Ja, es stimmte. Er hielt mich oben. "Merkst du es?" "Was?" "Wenn du deine Augen schließt, scheint dich dein Gleichgewichtssinn zu verlassen. Du versuchst dem Fall entgegenzuwirken, machst dabei aber alles nur schlimmer." Das stimmte. Da hatte er ausnahmsweise einmal Recht. "Und was soll ich deiner Meinung nach machen?" "Tu einfach gar nichts." "Was?! Und wenn ich falle?" "Ich bin doch da." Ich spürte etwas in mir, was ich schon vor langer Zeit hatte verdrängen wollen. Ich spürte den Wunsch, nicht mehr einsam zu sein. Ich wollte jemandem vertrauen, mich an diesen jemand anlehnen. Er bot es mir an, zumindest für diesen Augenblick. Sollte ich... wenn er mich im Stich lassen würde, könnte ich ihm nicht mehr vertrauen. Nie mehr. Will ich das? Will ich das wirklich riskieren? Aber wie sollte ich es denn sonst jemals herausfinden? Vertrauen... Ein einfaches Wort mit so schwieriger Bedeutung. Ich hielt die Augen geschlossen. Ich könnte fliehen, SEIN Vertrauen in mich enttäuschen. Aber ich tat es nicht. Ich könnte ihm MEIN Vertrauen verwehren. Aber ich tat es nicht. Ich spürte seinen festen aber auch sanften Griff. Die Art, wie er mich hielt... Ich spürte seinen Körper, so nah bei mir... Ich spürte seine Wärme, die mich umschlang... Ich spürte ihn. Und das war mein Entschluss. Vertrauen heißt nicht sich selbst aufzugeben, hinzuschenken, sondern sich einem Menschen anvertrauen. Und nach den langen Jahren der Einsamkeit, wollte ich endlich vertrauen. Ja, auch wenn es nur eine Gleichgewichtsübung auf einem lausig schmalen Zaun war... ich wollte ihm vertrauen. Und ich ging den Schritt. Ich vertraute ihm. Ich ging sicher auf diesem Zaun entlang, seinen Händen, die Halt spendeten, immer bewusst. "Siehst du? Ich hab dir doch gesagt, dass ich bei dir bin. Ich werde immer bei dir sein, und dich beschützen!" Seine Worte sollte ich wahrscheinlich gar nicht hören. Er flüsterte sie leise, und der kalte Morgenwind zerstreute sie schon, doch ich konnte sie hören. Sie wärmten mich auf eine bestimmte Art und Weise, und ich verlor mein inneres Gleichgewicht nicht, da ja jemand da war, der mich hielt. So, das wars mal vorerst! Die Geschichte hier ist denjenigen gewidmet, denen sie gefällt. Sie ist noch nicht abgeschlossen, aber die Fortsetzung werde ich wahrscheinlich nicht reinstellen, da sie ja eh kein Mensch ließt. Vielen Dank dem Leser, der bis hierhin durchgehalten hat *g*! Kapitel 2: ----------- Nun... was soll ich sagen? Das ich stolz und gerührt über die Anzahl und den Inhalt der Kommentare bin, ist wohl ein wenig untertrieben. Als ich mal ganz zaghaft nachsah, ob wenigstens irgendjemand die Geschichte nur gelesen hat, hat mich fast der Schlag getroffen... Definitiv nur positiv gemeint! Gut, da ja ein oder zwei Menschen einen zweiten Teil haben wollten, hier nun die Fortsetzung! Die Liebe der Kirschblüte 2 |Wer bist du? Wer ich bin? Möchtest du das wirklich wissen? Sag es mir. Nein. Fühle es.| Ich spürte ihn, sah ihn, obwohl ich es eigentlich nicht konnte. Fühlte ihn... seine Wärme. Wieso? Ich vertraute ihm. Warum? Das weiß ich auch nicht. Vielleicht, weil er mir eine neue Seite seiner Persönlichkeit zeigte. Vielleicht aber auch... weil er mich in diesem einen Moment so behandelte, wie ich es mir seit Mamas Tod, seit ihrer Beerdigung, und meiner Erkenntnis ... -wünschte. Ich sehnte mich nach einer Nähe, die man wohl schlecht beschreiben kann. Die Leute in den Fernsehfilmen und auch die Mädchen an meiner Schule... redeten so, als ob sie schon alles gesehen hätten. Auch wenn sie von Liebe reden. Sie sagen, es sei ein Gefühl, als ob einem tausend Schmetterlinge im Bauch umherflattern würden. Ich hatte diesen 'erfahrenen' Mädchen immer ein wenig neidvoll zugehört. Es schien mir so, als ob sie schon alles gesehen hätten. Auch wenn es einem noch so dumm vorkommt, diesen weisen und erhabenen Mädchen wollte ich glauben. Ich sehnte mich nach jemandem, der mich tröstete... mir meine Wünsche aus meinem selbsterrichteten Gefängnis auszubrechen wahr werden ließ. Ich sehnte mich nach jemandem, dessen liebste Zeitbeschäftigung es war, mir nahe zu sein, so, wie ich dieser Person nahe sein wollte. Ich erschuf mir somit ein Traumbild von der Liebe, doch mit der Zeit, in der mir meine Einsamkeit immer mehr bewusst wurde, da platzte irgendwann mein Traum von Schmetterlingen. Ich hörte ihren Berichten zu, den Berichten der Menschen, die schon alles gesehen hatten, wollte ihnen glauben... und nach einer Weile schaffte ich das auch. Doch in diesem Moment, indem ich ihn nur spürte und mich doch schon von ihm angezogen fühlte.... in diesem Moment, in dem seine Hände mir Halt gaben... in diesem Moment war ich mir wirklich nicht mehr sicher, ob diese erwachsenen Mädchen wirklich alles gesehen hatten. In diesem einen Moment, sah ich Dinge, die wohl keines dieser Mädchen je gesehen hatte. In diesem Moment wusste ich nicht, ob das Liebe war, aber das war mir egal. Ich wollte es gar nicht wissen. Nur diesen Moment tausendfach durchleben, ihn spüren... ihn sehen, wie er wirklich war. Liebe? Nun, da waren nirgends Schmetterlinge. Aber das war ja auch nicht wichtig. Plötzlich spürte ich etwas an ... WAS?!. Erschrocken öffnete ich meine Augen, wirbelte herum- die Sache mit dem Gleichgewicht hatte ich natürlich wieder einmal vollkommen vergessen- und starrte Ranma an. Verblüfft glotzte er zurück. "Was ist?" Grrr! Er wusste nicht, was war? Hatte er denn nicht gerade...?! Oder hatte ich mich vielleicht getäuscht? Nein... da war etwas! Aber er hatte doch eigentlich keinen Grund dazu!? Hatte er überhaupt die Möglichkeit...? Außerdem wirkte er nicht unbedingt so, als ob er... Trotzdem lieber auf Nummer sicher gehen. "Du-" "Halt mal 'nen Moment still." "Wa-?" Und die Frage blieb mir im Halse stecken. Was machte der denn da schon wieder?! Er hob langsam seine freie Hand -damit ich nicht schon wieder (zum x-ten Mal nur auf diesem Schulweg) das Gleichgewicht verlor, hatte er es irgendwie noch in meinem eigenen Schwung geschafft, meinen Oberarm mit der anderen Hand zu ergreifen- und näherte diese meinem Gesicht. Ich wich ein paar Zentimeter zurück. Scheute ich seine Berührungen? Ich, Akane Tendo? Nun, eine einfache Frage. Eine einfache Antwort: In dem Fall schon. Nicht schon wieder dieses merkwürdige und doch zumindest für mich vollkommen absurd angenehme Hitzegefühl. Nicht schon wieder von ihm abhängig sein! Denn, eines war mir nun klar geworden. So langsam gefielen mir seine wenn auch teilweise nur flüchtigen Kontakte- Berührungen seiner Hände; mir wurde in diesem Moment fast beschämend bewusst, dass ich mich danach sehnte. Seine Hand verharrte kurz in der Luft, und er lächelte mich auf eine furchtbar... süße Weise an, die meine ganzen Bedenken auf einmal wegfegte. Warum nicht? Es war ja nur... Moment mal, was wollte er eigentlich machen? Ich wusste es nicht, hatte aber mal wieder meinen ersten Eindrücken gehorcht. Wie ungerecht von mir! Ich... hatte ihn nun schon seit seiner Ankunft vor einem halben Jahr immer wieder so abgeblockt. Wollte er mich überhaupt berühren? Er nutzte mein Unwissen aus, um mir sein Vorhaben zu zeigen- er nutzte dazu einfach meine momentane Verwirrung. Seine Hand strich kurz an meinem Gesicht entlang und fuhr dann kurz in mein Haar. Verblüfft sah ich aus meinem Augenwinkel, wie er etwas aus meinem Haar herausfischte. Ein Blütenblatt... das eines Kirschbaumes. "Hmm?" Ich war noch immer ein wenig verwirrt, was man mir wohl anscheinend relativ gut ansehen konnte, denn er musste leise lachen. Sofort wechselte meine Stimmung von ein klein wenig neben der Spur zu... stinksauer. "Was soll denn das? Warum lachst du mich aus?!" Manchmal frage ich mich, was mich in solchen Augenblicken immer dazu treibt, gleich vollkommen auszuticken. Zu diesem Zeitpunkt schämte ich mich meiner Verwirrung -ich meine, wie konnte man nur vor so etwas 'Angst' haben? - und um meine Verlegenheit zu überspielen, blaffte ich ihn natürlich gleich an. Als ich mir endlich meiner Worte vollkommen bewusst wurde -als sein Lachen verklang und nur ein trauriges aber sanftes Lächeln zurückblieb- taten sie mir wirklich Leid. Warum musste ich auch alles kaputt machen? "Tut mir -" "Das muss es nicht. Ich dachte nur...-" Sein Blick wanderte an mir vorbei und schien einfach so umherzuirren. "...-das du in diesem Kirschblütenwind irgendwie ein wenig verloren aussiehst." Erstaunt wandte ich mich um (Gleichgewicht schon wieder vergessen=_=) und sah nun, wem sein Blick gefolgt war. In dieser Richtung stand ein Kirschbaum neben diesem Zaun, der irgendwie den ganzen Morgen komplett 'falsch', oder besser: anders, ablaufen ließ. Dieser Kirschbaum stand in voller Blüte und einige seiner Blütenblätter wehten ständig hernieder, tanzten in einem leichten Windestanz voller Anmut um unsere Körper. Langsam kam ein leichter Wind auf, der einige von ihnen aufwirbelte und ganz dicht an uns vorbeitrieb. Einige von ihnen trafen auch mein Gesicht, und ich spürte die Restfeuchtigkeit des Morgentaus auf ihnen. Erschrocken hielt ich kurz den Atem an. Er war es also nicht gewesen... Als ich nun wieder an meinen vorherigen Verdacht denken musste, wurde ich leicht rot um die Nasenspitze. Wie konnte ich das nur von ihm denken? Nicht er hatte vorhin flüchtig meine Lippen berührt... es war nur ein Kirschblatt. Der Kuss eines Kirschblattes... und ich musste nun, wie vor wenigen Minuten Ranma auch, anfangen zu lachen. Es war ein Lachen, dass mich von meinem wirklich vorschnellen und unberechtigten Verdacht befreite. "Aber... es sieht wirklich schön aus." Seine Stimme klang ein wenig verträumt, ebenso, wie ich mich fühlte. Mein Blick folgte glücklich den fielen kleinen Tänzern. "Ja. Da hast du Recht. Wie sie fallen und einfach so... in der Luft segeln können, ist wirklich schön." Er lachte wieder leise auf. "Ja, das auch." Verwundert und fragend sah ich ihn an, doch er lächelte nur still vor sich hin und gab mir keine Antwort mehr. Wir beobachteten noch lange das Fallen, bis mir wieder klar wurde, warum wir überhaupt so früh morgens schon draußen waren... "OH MEIN GOTT!!! WIR HABEN JA NOCH SCHULE!!" Schnell sprang ich vom Zaun herunter und wollte schon anfangen, loszulaufen, doch Ranma folgte mir nicht. Dieser Vollidiot hatte sich noch nicht mal einen Millimeter vom Fleck gerührt! "Ran - ma..... NUN BEEIL DICH DOCH! WIR KOMMEN ZU SPÄT!" "Sei's drum." Auf diese freche Antwort fiel mir einstweilen echt kein Gegenargument ein. "Aber wir-" "Na komm schon... du hast doch gesagt, dass du das hier schön findest, oder?" Mein Misstrauen ihm gegenüber war wieder vollkommen geweckt und scheinbar endgültig von den Toten auferstanden. "Ja...?!" "Also komm!" "Was?...-" Und im nächsten Moment befand ich mich schon wieder in einer -in diesem Moment unangenehmen Lage-. Na, dreimal darf man raten... auf seinen Armen. Toll. Aber das beste kam ja noch. Und wo und vor allen Dingen wie bewegten wir uns hin bzw. fort? Richtig! Der Kandidat hat tausend Punkte! So schnell über die Dächer, dass einem echt schlecht werden konnte und wo es hinging, davon hatte ich natürlich keinen blassen Schimmer. "RANMA!! SAG MAL BIST DU IRRE?!" Und der Depp lachte schon wieder. "Wieso denn?" So eine Frechheit! Dem musste ich doch mal wieder irgendwann Manieren beibringen! Aber... wenn man sich die Lage von meiner Position aus bedachte, war Hände-in-sein-Hemd-Krallen noch immer die beste Lösung, anstatt den Hammer auszupacken. Die Dächer zogen in wahnsinniger Geschwindigkeit unter uns vorbei. Ich wusste gar nicht, dass Ranma so'n Tempo drauf hatte! Jetzt bemerkte ich es freilich... "Na, keine Antwort? Du wirst doch nicht etwa schüchtern werden?" Wütend blickte ich zu ihm auf, aber um eine richtig schlagfertige Antwort geben zu können, hätte ich seine momentane Stimmung schnell und genau erfassen müssen. Doch das war nicht so ganz einfach. Sein Gesicht zeigte etwas, dass eigentlich kaum als Lächeln durchgehen konnte, einem leichten Grinsen aber näher kam und irgendwie Verwegenheit aber auch sanften Spott ausdrückte. Obwohl ich nun so ungefähr wusste, wie er gelaunt war... eine Antwort bekam er trotzdem nicht. Anscheinend brachte meine Reaktion ihn schon wieder zum Lachen. Heute fand er wohl alles komisch... "Was gibt's denn da schon wieder zu Lachen?!" Jaaa... Gut gemacht Akane!! Soll der Idiot doch ruhig mal merken was Sache ist... Gute Stimmlage. Ein wenig entnervt, aber ... auf jeden Fall war sie gut! "Spürst du sie?" "Was?!" "Die Freiheit!" Ich sah ihn vollkommen baff an, war schon wieder von ihm gefangen. Er sah mich nicht mehr an (achtet hier als einziger verantwortliche Mensch auf den Weg), doch mein Blick haftete wie ein angebackenes Plätzchen am Backpapier an ihm (Von wegen Anti-Haftschicht...). So bemerkte ich auch nicht, dass sich die Landschaft deutlich veränderte. Wir kamen nun in einen nur sehr dünn besiedelten Vorort Tokios und irgendwann gingen Ranma die Dächer aus, sodass er auf die Straße springen und mich absetzten musste. "So, ab jetzt geht's zu Fuß weiter." "..." "Ohhh, bist du traurig, dass ich dich nicht weiter trage?" Giftblick. "Wow.... wenn Blicke töten könnten...!" ...hätt'st du jetzt 'n Messer im Rücken oder meinen Hammer im Gesicht. Wobei letzteres gar nicht mal so abwegig war... aber ich wollte erst einmal abwarten. Eben erst machte ich mir noch Vorwürfe, dass ich den ach so armen Ranma ja immer zu schnell beurteilte; nun wollte ich abwarten und mir damit selbst beweisen, dass ich mit diesen Vorurteilen Recht hatte. "Warum hast du mich hier her gebracht?" Er antwortete mir nicht direkt sondern ging einfach schon einmal vor. Neugierig, wie ich nun einmal war tat ich wohl genau das, was er von mir erwartete. Ich lief ein paar Schritte, um zu ihm aufzuholen und ging neben ihm her. Am Stand der Sonne und anhand der Richtung, in die unsere Schatten fielen, bemerkte ich, dass er zielsicher nach Westen ging. Dort, wo wir nun hingingen, musste er schon ziemlich oft gewesen sein; er fand den Weg sicherer als den zu Dr.Tofu, und das soll ja schon etwas heißen. Ranma sah sich nicht nach irgendwelchen auffälligen Merkmalen um, an denen man sich orientieren könnte, ganz im Gegensatz zu mir. Während er mal wieder seine Hände in seine Hosentaschen steckte, prägte ich mir diesen Weg ganz genau ein. Erstens war er ziemlich merkwürdig und die Häuser sahen irgendwie ganz anders als in Nerima aus. Zweitens: Wenn er sich doch hinterher über mich lustig machen sollte, hatte ich dann etwas, womit ich ihn zum Schweigen bringen würde, womit ich ihn in der Hand hätte... Ich liebe einfach Erpressungen und kleine Bestechungen. Meine 'Überredungskünste' in diesem Fach kamen sogar fast denen Nabikis gleich. "Ich wollte dir etwas zeigen." Ach herrje... durch sein langes Schweigen hatte ich doch schon tatsächlich wieder meine Frage vergessen! (Ja, das liebe Kurzzeitgedächtnis...) "Was denn?" Gut! Wenn man ganz zuckersüß und niedlich klingt, erweckt das nicht den Eindruck, als sei man allzu neugierig- man hört sich lediglich interessiert an. "Das wirst du irgendwann schon sehen." Seine Stimme ließ mich von den wirklich zauberhaften Gärten dieser Umgebung zu ihm aufblicken. Eben noch machte er auf mich den Eindruck eines abenteuerlichen Rebellen, und jetzt war er wieder so, wie... Naja, halt eben wie vor der ganzen Sache mit diesem blöden Zaun. Ein Zaun, der die Welt bedeutete. Ein Zaun, der die Welt grundlegend veränderte. Verdammtes Mistding...! Wo war ich noch mal stehen geblieben? Achja! Er war so... ernst, in gewissem Maße. Na gut. Dann würde ich es irgendwann sehen. Bis dahin... oder besser bis zu dem Beweis hin, dass er mein Vertrauen nicht verdiente... würde ich es ihm schenken und meine Vorurteile einfach mal außer Acht lassen. Ich meine... was war denn so schlimm daran? So war es doch auch einmal ganz schön. Einfach mal einen Tag blau machen, den Wind im Gesicht zu spüren und einmal zu bemerken, dass man lebt. Solche Dinge vergisst man nämlich leicht. Das Leben ist die einfachste Sache und doch unser kostbarster Besitz. Wir vergessen ihn, schätzen sogenannte Kunstgegenstände höher ein, die beim Verlust auch den Verlust von Geld bedeuteten. Aber wenn man nicht mehr lebt, dann hat man doch gar nichts mehr. Nun, man soll mich nicht falsch verstehen! Ich bin kein Hippie oder so; auch ich bin traurig, wenn meine liebsten Dinge einmal zu Bruch gehen. Aber nach solchen Momenten gibt es immer noch welche, in denen man sich freuen kann. Hier möchte ich aber noch nicht zu weit vorgreifen! So weit bin ich wohl in meiner Erzählung noch nicht! Diese und andere Erkenntnisse kamen mir erst später... und teilweise hängen sie auch mit diesem Schulweg und dem Zaun zusammen. Also, noch mal zurück... Nach einer Weile bogen wir in eine enge Straße ein. Hier gab es keinen Bürgersteig, also gingen wir mitten auf der Straße. Ich wunderte mich ehrlich gesagt ein wenig. Nerima ist zwar schon ziemlich ruhig und sagen wir mal, 'ländlich', aber ich war nun mal an Tokio gewöhnt- im Vergleich hierzu nur aus Steinen, Asphalt und Beton bestehend. Aber das hier... diese Umgebung... Nach einer Weile wechselte der Straßenbelag und die Häuser begannen sich langsam zurückzuziehen. Wir gingen gemächlich auf dem Schotterweg, ganz gemütlich, als gäbe es für uns keine Zeit. Keiner sagte auch nur ein Wort. Warum auch? Das wurde uns ja auch schon teilweise abgenommen. Die Vögel zwitscherten fröhlich und die Blätter der Baumkronen, die Gräser der den Weg begrenzenden, üppigen Wiese, raschelten leise im Morgenwind. Ich war wirklich erstaunt. Machte Ranma so etwas öfter? Wollte er hier hin? Zusammen mit mir? Mir... diesen Ort zeigen? Mich in sein Geheimnis einweihen und mit mir solche zugegeben wunderschönen Momente teilen? "Ranma... Warum? Warum zeigst du mir das alles hier?" Ich wusste, er würde mich richtig verstehen. Ich wollte mit meinen Fragen keineswegs ausdrücken, dass ich diesen kleinen Ausflug nicht genoss. Eher im Gegenteil, aber ich wusste, ich müsste es ihm nicht erklären. Nein... nicht Ranma. Er verstand mich, denn er teilte diesen Moment mit mir. Nein... er schenkte ihn mir. "Nun... das hier ist eigentlich noch nicht das, was ich die zeigen wollte." Jetzt war ich echt baff. Das war es noch nicht?? Was sollte denn noch kommen? Wie wollte er SO einen Anblick noch übertreffen? Meine Aufmerksamkeit richtete sich nun langsam auf das Ende des Schotterweges. Dort stand ein großes eisernes Tor, dass Unbefugten das Betreten des dahinter verborgenen Privatgeländes verwehren sollte. Ein langer Zaun grenzte das Gebiet ein. Wir gingen nun etwas schneller und standen bald vor diesem Tor. Jetzt konnte ich auch erkennen, was dahinter lag... "Ein... Hügel? Ist es das, was du mir zeigen wolltest?" Anscheinend hatte er meine Enttäuschung mitbekommen, denn er grinste schon wieder so merkwürdig. "Nein... nicht der Hügel! Das was dahinter liegt!" Kaum hatte er das gesagt, schon machte der Depp einen wirklich beachtlichen Satz über das wirklich imposante Tor. "HAST DU SIE NOCH ALLE?! Falls du es noch nicht bemerkt haben solltest: Das hier ist ein PRIVATGRUNDSTÜCK!!" "Ja und, dass ist doch noch lange kein Grund so zu schreien!" "Häää? Ranma komm zurück! Damit machst du dich strafbar!" "Willst du's jetzt sehen oder nicht? Oder... hast du etwa Angst?!" Dieser... gggrrr! Was ich danach machte, hätte meine Mutter sicher beschämt. Naja... vielleicht nicht unbedingt meine Mutter. Sie hätte das verstanden. Ich schmiss meine nun längst überflüssig gewordene Schultasche über's Tor, nahm Anlauf und sprang auch. Manche Leute, die, die mich zu kennen glaubten, hätten wohl gesagt, ich sei verrückt geworden, oder es sei alles Ranmas Schuld, dass ich DAS jetzt machte. Teilweise war es das vielleicht auch. Ob es nun so war oder nicht, das spielte keine Rolle für mich. Ich sprang aber nicht, weil er meinen 'Stolz' verletzte. Ich sprang, weil da wieder dieses Gefühl zurück kehrte... das gleiche Gefühl, wie als er mir damals seine Hand entgegenstreckte. Damals am Zaun, wo eine ganze Frage alles änderte. Nämlich das Gefühl, dass er mir gab und mich glauben ließ, alles zu schaffen. Zusammen. Tja, über meinen Sprung gibt es nichts besonderes mehr zu erzählen... dafür aber über die Landung. Ranma, natürlich Gentleman wie immer, fing mich auf, und brachte uns damit wieder in so eine Lage, in der ich jetzt noch mein Erzählen leicht rot werde. Ich hatte wohl in meinem Eifer zuviel Anlauf genommen und somit zuviel Schwung, und er... tja, auf einem Bein hat man einen ziemlich unsicheren Stand als Fänger einer mit ungefähr 90km/h anfliegenden Person (bitte beachten sie Höhe und Schwerkraft^^!). Was kommen musste, kam. Besser gesagt, was bei zwei so tollpatschigen Vollidioten kommen musste kam, und zwar mit voller Härte. Wir purzelten über- und untereinander bis wir in die Mulde vor dem Hügel kugelten, zu der sich der Boden erst ein wenig absenkte, um dann als Hügel anzusteigen. Unsere momentane Position: Wir lagen niedergestreckt aufeinander, ich oben, er unten. Ich ein kleines Stückchen unterhalb, sodass mein Kopf auf seiner Brust ruhte. Und er... tja, er hatte mich voll im Griff könnte man sagen. D.h. er hatte seine Arme auch jetzt noch um meinen Rücken geschlossen und ließ nun seine vorher verkrampften Hände erschöpft nach unten sinken. Wir keuchten beide; ich spürte, wie sich sein Brustkorb heftig hob und senkte. Ich sah ihn einige Momente an, streichelte mit meinen Augen sein Gesicht... führte mit ihnen die Bewegungen aus, die meine Hand sich nicht wagte...bis er sich ein wenig aufrichtete, seine Augen öffnete und somit direkt in meine starrte. Eine Zeit lang lagen wir so da, bewegungsunfähig bis... ...bis wir beide schallend loslachen mussten. Wir lachten lange, bis die Sonne gänzlich aufgegangen war und wir japsent zurückgesunken waren. Wohl gemerkt lag ich immer noch auf ihm. Doch ihn schien das keineswegs zu stören. "Weißt du was?" "Hmm?" "So was sollten wir öfters machen." "Hmm." "Kannst du noch was anderes sagen?" "Mmh-mmh." "Ggrr! Toll!" Aber ich nahm's ihm diesmal nicht krumm sondern lachte nur kurz und rollte mich endlich einmal von ihm runter, sodass ich nun neben ihm dalag, genauso flach ausgestreckt und mit geschlossenen Augen. "Sag mal... wie oft machst du das eigentlich?" "Hmm?" "Penner!" "Jaja, schon gut... Was? Wie oft mache ich was?" "Naja... Hausfriedensbruch, Diebstahl...-" "Ey, von Diebstahl war nie die Rede!" Oh man, was machte ich denn da? Ich unterhielt mich mit ihm, wie, als wäre er ein Freund... mein Freund... huch! So jetzt auch wieder nicht...! Aber... auch wenn es nicht unsere Entscheidung war, wir waren verlobt. Und da musste man sich doch irgendwann einmal kennen lernen, oder?! "Du, Ranma-" "Warte Akane! Komm erstmal mit, ja?" Ich spürte, wie er meine Hand ergriff und öffnete meine Augen. Er lächelte mich an und zog mich hoch. Doch meine Hand ließ er nicht mehr los, sondern zog mich an ihr weiter. Hetzte keuchend und fast wie ein kleiner Junge den Hang hinauf. Wie ein kleiner Junge! Man merkte ihm gar nicht an, dass er schon 17 war!(Hatte Geburtstag...) Äußerlich vielleicht schon, aber er verhielt sich, als wäre er... aber was machte das schon?! Wir waren doch auch noch jung! Also auch jung sein! Und dann kamen wir oben an. Die Aussicht, die sich mir jetzt eröffnete, die war wirklich unglaublich. Unter uns befand sich eine Kirschplantage, deren Kirschbäume die schönsten Blüten trugen. Ich war einfach überwältigt. "Das ist einfach..." Ich spürte, wie er von hinten an mich heran trat und mich langsam und ein klein wenig zögerlich umarmte. Doch wehren? Ich, Akane Tendo, gegen ihn? Nein, in diesem Moment wirklich nicht. Nicht zu diesem Zeitpunkt, nie an diesem Ort. Ich ließ meinen Blick schweifen, über eine Pracht, die man kaum mit Worten beschreiben konnte. Man musste sie selbst sehen, um es zu verstehen. Die Sonne strahlte diese wahnsinnig schönen Blüten an, deren Blätter hoch und hernieder flogen. Wir beide waren vollkommen gebannt. "Ich hab dir doch gesagt, dass dir das hier gefallen wird..." "Ja... das hast du." Nach einer Weile lösten wir uns von diesem Anblick und Ranma zeigte mir den schönsten Baum, der mir bis dahin noch gar nicht aufgefallen war. Er stand ein wenig abseits von uns auf dem höchsten Punkt des kleinen Berges und war wohl der älteste Kirschbaum, den ich je in meinem Leben gesehen habe. Seine Blüten waren am schönsten, und seine alten knorrigen Äste knarrten im Wind, der seine Kinder tanzen ließ. Ranma führte mich zu diesem Baum, und wir lehnten uns beide an seinen Stamm, sodass wir die ganzen anderen Kirschbäume sehen konnten und somit auch im ständig flackernden Schatten saßen. Flackernd? Ja. Durch die Blätter und Blüten drangen vereinzelt herrlich glitzernde Sonnenstrahlen und zeichneten helle Flecken auf den Untergrund. Ich fuhr mit meiner Hand sanft über die raue, alte, knorrige Rinde bis hin zum Boden und berührte dabei aus Versehen seine Hand. Ich zuckte kurz zusammen, doch er blieb vollkommen ruhig und blickte weiterhin auf das wogende Meer der Kirschblüten. Mir wurde ständig heiß und kalt. "S-s-sie sind wirklich schön! ~Reiß dich zusammen, Akane!~" "Ja. Das ist eine spezielle Sorte." "Achja?" "Ja... Sie heißt Sakura." "Ah! Dann sind DAS also Sakura-Bäume! Wie schön! Weißt du, als ich noch klein war, da-" Erschrocken schlug ich mir meine Hand vor den Mund. Was hätte ich ihm da beinahe erzählt! "Was?" Wie er mich ansah. Nachdenklich und ernst. Langsam wurde mir bewusst, dass er es wirklich wissen wollte. Nicht jetzt irgendwie, um irgendetwas sagen zu könne. Er wollte es WIRKLICH wissen. "Nun..." Warum erzählte ich ihm das? Damals wusste ich es nicht. Heute... nun eher. Es ist das Gleiche wie "... als ich klein war, wollte meine Mutter einmal unbedingt einen Kirschbaum in unserem Garten haben. Sie meinte..." die der Situation mit dem Zaun "... so würde mehr Leben in unseren Garten kommen. Mehr Farbe,..." oder mit dem Tor. Manchmal "...verstehst du? Doch sie..." haben wir Angst vor Dingen, die "... wollte einen besonderen Baum,..." uns ungewohnt und neu erscheinen, da "... die 'Königin der Blüten', die..." wir sie nicht "...alle anderen in ihrer Schönheit übertrifft. Der Name..." kennen und verstehen. "... klang an sich schon..." Kennen und verstehen, zwei Worte, die "...schön. Er lautete..." es im Grunde "Sakura." nicht gibt. "Und was geschah dann?" "Tja... der Händler hatte nur noch ein ganz kleines Pflänzchen. Mein Vater wollte schon eine andere Sorte vorschlagen, aber meine Mutter wollte nur diese eine. Sie wollte diesen Setzling, nein, diesen Spross, damit sie sich um ihn kümmern konnte... Das war der 2.Teil! Ich hoffe, dass er dem(/n??) Leser(n?????) gefallen hat! Ich habe mir viel Mühe gegeben, denn ich wollte niemand enttäuschen. Aber das ist mir wohl nicht so ganz gelungen... egal. Für euch habe ich so ziemlich all meine Freizeit aufgegeben [<-Keine Mahlzeiten (*schuft* Nicht wichtig!), kein Schlaf], um wenigstens (für meine Verhältnisse) schnell eine Fortsetzung liefern zu können. Hat auch nicht hingehauen=_=... Naja, auf jeden Fall noch vielen Dank für die Kommentare beim letzten Teil! So happy war ich wohl schon lange nicht mehr, auch wenn sich das jetzt übertrieben anhört. Bis irgendwann einmal vielleicht, Kiava Kapitel 3: ----------- Also... eigentlich wollte ich mir noch ä klänes Päus'che gönne, aba ihr seid's ja Skloavetreiber... Na gut. Ehrlich gesagt hatte ich gehofft, dass euch der 2.Teil noch etwas länger abschreckt, aber ich kann mich anscheinend doch nicht vor meiner Verantwortung als ff-Archiv-Monster drücken... Mist. Wird wohl schon wieder nix mit meinem 12 Stunden Schlaf T^T... das Leben ist so was von ungerecht... |Siehst du es? Was? Das Glück. Gefangen..... in einer Blüte.| Die Liebe der Kirschblüte 3 "Tja... der Händler hatte nur noch ein ganz kleines Pflänzchen. Mein Vater wollte schon eine andere Sorte vorschlagen, aber meine Mutter wollte nur diese eine. Sie wollte diesen Setzling, nein, diesen Spross, damit sie sich um ihn kümmern konnte, falls sie einmal einsam sei, sagte sie." In diesem Moment kamen sie wieder hoch, diese Erinnerungen. Wie sie dort stand... Mutter... Mama. Sie und Papa waren gerade dabei, das Pflänzchen ein zu topfen. /Warum diese Pflanze? Es gab doch noch andere! Da war sogar ein kleiner Baum, der schon am Blühen war! Du sagtest doch, du wolltest Farbe in diesem Garten! Warum wolltest du dann unbedingt diesen... Mickerling? Es wird noch Wochen... nein Jahre dauern, bis er Blüten zeigt. Es gibt noch nicht einmal eine Garantie dafür, dass er überhaupt so weit kommt!/ /Nun, Soun... Weißt du, als ich klein war, da stand in unserem Garten auch einmal ein Kirschbaum. Aber nicht irgendeiner! Nein, ein wunderschöner, alter Sakura-Baum. Unser Grundstück wurde von Generation zu Generation weitervererbt. Dieser eine Baum... ja. Er wurde dorthin gepflanzt, als meine ersten Vorfahren auf diesen besonderen Platz kamen und sich dort niederlassen wollten. Seit diesem Zeitpunkt stand er da.... und brachte meiner Familie von da an immer Glück. Dieses Glück wehrte an... bis dieser Baum krank wurde. Verstehst du? Jedes Jahr zu den ersten Frühlingstagen lief meine Mutter noch im Morgenrock hinaus, um die ersten Blüten begrüßen zu können. Doch eines Jahres sahen wir keine Blüten- nicht eine einzige. Dann verarmte meine Familie... und damit diese fortbestehen konnte, wurden wir beide verheiratet. Doch der Baum starb irgendwann ganz ab... und wir mussten unser Haus und unseren Hof verlassen. Tradition... einfach verkaufen! Verstehst du jetzt, warum es ein Sakura-Baum sein muss?/ /Ja aber.... wir hätten doch auf einen anderen Händler warten können!/ /Nein... das ist gut so. So-/ "Akane? Ist irgendwas? Du siehst so blass aus?" "Was geht dich das an?!" Hng! Was machte ich denn da schon wieder?! Er hatte sich doch nur... Sorgen gemacht?! Er und... sich Sorgen...um mich machen? Naja, war ja auch egal- Warum musste ich mich immer an ihm austoben? Meine Wut? "T-tut mir Leid...." Verdammt! Ich klang genau so, wie ich mich fühlte! Verlegen... verschüchtert... "Weißt du, warum die Bäume in dieser Reihenfolge stehen?" "Wie bitte?!" Ich machte ihn wirklich grundlos runter, entschuldigte mich- wohl noch nicht einmal ausreichend genug -ich hatte ja schließlich auch meinen 'Stolz'- - und dann kam er auf irgendwelche Baum-Konstellationen? "Sie sind auch unterschiedlich groß." "Was?!" Mit seiner Hand deutete er auf die Kirschbäume, doch die waren mir in dem Moment vollkommen schnuppe. Meine Aufmerksamkeit war auf etwas anderes gerichtet... Verletzt? Vielleicht. Man sah es nicht. Emotionslos? Vielleicht. Kaum. Das Äußere trug, wie mir in den letzten, intensiven Momenten seit Sonnenaufgang klar geworden war. Ranma nutze dies aus... jetzt, wie auch schon vorher. Langsam spürte ich das Band zerreißen. Das Band, was uns seit dieser Gleichgewichtsübung mit dem Zaun verband. Ein Band, das Sicherheit gab, ohne Freiheit zu nehmen. "Sie sind so, weil man sie ließ." Ein Band, nach dem ich mich schon so lange gesehnt hatte. "So ließ, wie die Natur es vorgab. Früher gab es keine Kirschplantage. Der Besitzer dieses Grundstückes wollte hieraus ein Baugrundstück machen. Doch... er erkannte die Qualitäten, das Wesen. Was daraus werden sollte..." Ein Band- /...so kann das daraus werden, was werden soll. Wenn Blüten blühen- natürlich, nicht erzwungen blühen- dann sind sie rein. Diese Pflanze hier- noch unberührt von menschlichem Willen- soll blühen. Rein, unschuldig. Denn das Glück, dass die Blüten spenden sollen, soll genauso sein. Rein, unschuldig. .../ "... Dort, wo diese vielen Kirschbäume stehen, war vorher Brachland. Dort sollte ein großer Gebäudekomplex entstehen. Doch... die Natur lebte, auch in diesem scheinbar toten Gebiet..." /...scheinbar totes Glück soll mit jedem Frühling wieder aufblühen. Trauer... nicht wenn diese traurigen Augen das Glück, die Schönheit der Kirschblüten, sehen.../ "... sie setzte sich durch. Dieser alte Baum... und diese vielen dort unten- sie stehen in einem bestimmten Zusammenhang. Diese dort unten waren einmal Blüten, wurden Samen. Wind, der hier an diesem Ort immer nur aus einer Richtung weht, trug sie nach unten. Dort wuchsen die Samen und wuchsen. Der Besitzer ließ es geschehen. Und nach einer Weile fingen manche der Bäume zu blühen an. Sie trugen tausende solcher Blüten...." /... Blüten, die das Glück bedeuten.../ Blüten... Glück... "... und aus diesen entstanden wiederum so viele Kirschen, dass der Besitzer nun die waren Qualitäten des Landes hier entdeckte. Verstehst du? Man muss allem seine Zeit lassen..." /...Zeit lassen. .../ "Der Besitzer ließ diesen Bäumen die Zeit, die sie brauchten, und erntete viele Früchte. Er ließ sie auch natürlich wachsen..." /...natürlich wachsen.../ "Und so erntete er auch mehr Erfolg. Ich will ... dir auch Zeit lassen. Doch es ist... schwer für mich. Ich möchte nicht... später mit dir verheiratet sein, und wissen müssen, wie sehr du mich hasst. ..." Ich nahm seine Worte auf, jedes einzelne. Wie eine Pflanze, die Wasser aufnimmt. Meine Gefühle- vollkommen konfus. Keinen einzelnen Gedanken konnte ich mehr klar fassen. Ständig Erinnerungen. Meine Wahrnehmung war getrübt. Warum? Warum?! Was war nur los mit mir? Meine Gedanken drehten sich um ihn... und um Ereignisse von früher. Vater, Kasumi, Nabiki... Mama und ich am Meer. Wie schön es doch war. Es glitzerte im strahlenden Sonnenlicht und warf sanfte Wellen. Möwen segelten durch die Luft, kreischten... sangen in meinen Augen. Ich konnte in ihnen etwas spüren, was mir erst nach Mutters Tod richtig bewusst wurde. Freiheit. Sie segelten durch die Luft, stachen herab zum Meer und schraubten sich manchmal mit Fischen in ihren Schnäbeln zurück in die nach Salz schmeckenden Lüfte. Salz... auf meinen Lippen. Der Geschmack... wohl auf ewig in meinen Gedanken mit Meer verbunden. Nun fiel es mir wieder ein. Diese eine Erinnerung hatte ich verloren. Eine Erinnerung, in der alle noch glücklich waren, in der alles noch in Ordnung war... zu sein schien. Das Salz, in der Luft, im Meer, auf meinen Lippen- überall. Die weißen Möwen, gleitende Wesen; sorglos, um die Freiheit ihrer Existenz wohl wissend. Das Meer, so blau. Wie seine Augen. Sie erinnerten mich wieder an einen längst vergessenen Traum. Vergessen? Nein, das nicht. Nur verborgen... versteckt. Damit niemand ihn finden und ihn mir stehlen konnte. Doch ich stahl ihn mir selber. Ich selbst und niemand sonst. "Man erwartet sehr viel von manchen Menschen. Solche Erwartungen kommen schon früh... wenn man sich mit anderen Menschen einlässt. Das ist einer der Gründe, warum ich... mich ein wenig... hmm... anders gegenüber den anderen Menschen verhalte. Warte- lass es mich bitte erklären. Das ist relativ schwierig, nun-" "Du brauchst es nicht zu erklären." Ich schloss meine Augen und sah es trotzdem. Was? Alles. Meine Augen waren fest verschlossen, und trotzdem 'sah' ich meine Umwelt. Ein Element, das mir in den dunklen Nächten fehlte, ermöglichte es mir, meine Umwelt praktisch zu sehen. Nur durch die Anwesenheit dieses Elementes nahm ich alles so war, als ob ich - nein. Normal nahm ich in diesen Momenten gar nichts war. Ich spürte ihn, das besagte Element, dass mir Licht in der Dunkelheit sandte- und war umgeben von Dingen, die man als einfacher Mensch nicht beschreiben kann. Kräfte, Farben... Dinge, von denen man glaubt, sie existieren nicht. In diesem Moment war ich mir sicher- die erfahrenen Mädchen, die ich früher ja so sehr bewunderte- hatten wirklich noch nicht alles gesehen. Noch nicht das. Das, was sich förmlich in mein Gedächtnis einbrannte. "Du kennst es, nicht wahr? Du weißt, was ich meine." "Hmm?" Na toll... wie oft an diesem Tag versank ich eigentlich noch in Apathie?! Das war ja so langsam nicht mehr zum Aushalten...! "Man zeigt den Leuten das Bild, das sie sehen wollen. Was wirklich in einem vorgeht, das behält man lieber für sich..." Woher...? Wusste er das? Hatte er vielleicht mein Tagebuch gefunden? Unsinn! Was dachte ich denn da für Schwachsinn?! Ich hatte ja noch nicht mal eins! Herrgott noch mal... Jetzt war ich wohl völlig durchgedreht... Obwohl mein Verhalten verhältnismäßig noch normal war. Der Typ war mir in dem Moment echt ein Rätsel! Früher hatte ich geglaubt, ihn zu kennen. Ja, ich hatte mir eingebildet, jeden seiner Schritte vorherzusehen und berechnen zu können. Ja, ich hatte geglaubt ihn zu kennen. Wie war ich doch einfältig gewesen! Er tat nur das, was ich von ihm erwartete! Nicht das, was er wollte. So trafen meine Vermutungen immer ins Schwarze... er wollte es so. Ich hatte geglaubt ihn zu kennen. Ich sah früher in ihm einen Macho... weil ich ihn so sehen wollte und er mir mein Bild bestätigte. Was hatte ich eigentlich noch von ihm zu wissen geglaubt?! Wie ungerecht war ich doch zu ihm gewesen! Konnte man solche Fehler überhaupt wieder gut machen? Langsam öffnete ich wieder meine Augen und sah ihn an. An diesem einzelnen Morgen... hatte er mir Dinge gezeigt.... offenbart, die ich nie für möglich gehalten hätte. "Was soll das?! Warum erzählst du es mir?!" Und warum schrie ich ihn jetzt so an? Hätte ich damals die Antwort gewusst, hätte ich mich vielleicht versucht, zu entschuldigen. Aber damals wusste ich sie noch nicht. "Was?" "Das alles! Ich will es nicht hören! Lass mich damit in Ruhe!" Nun weiß ich die Antwort. Damals sprang ich auf, hielt mir die Ohren zu und schrie ihn an. Sein erschrockener und verletzter Gesichtsausdruck wird mir wohl auf Ewig im Gedächtnis bleiben.... Dann fing ich an zu laufen. Den Hang hinunter zu den vielen Kirschbäumen. Dorthin, wo er mich vielleicht nicht finden konnte. Denn ich hatte Angst... vor seinen Worten. Wie lange hatte ich mich schon versteckt? Nie wollte ich irgendeinem Menschen je wieder mein Vertrauen schenken! Und an diesem Tag? Da hatte ich es wieder getan. Ich wollte nicht verletzt werden. Nicht wieder! Wieder? Nun, da ich es erzähle, legt sich ein bitteres Lächeln auf mein Gesicht. Ja, wieder. Wie damals. Im Regen. Das Grab, noch frisch. Erde, eiskalter Regen. Ein gebrochenes Versprechen. /Mama? Mama! Wo bist du? Warum hast du gelogen? Du hast mich angelogen! Du hast gesagt, du lässt mich nie allein! Und nun? MAMA!/ Ein kleines Mädchen. Verzweifelte Schreie, mit letzter Kraft aus dem zierlichen Körper herausgeschrieen. Eiskalter Regen. Regen, der an den nassen Haaren herunterrinnt. Eiskalter Regen. Keuchend sank ich irgendwann zu Boden. Zwischen diesen vielen, unterschiedlich großen Sakura-Bäumen. Warum tat ich das alles? Ich wusste es nicht. Warum lief ich weg? Ließ ihn allein- ihn, der mir sein wahres Gesicht zeigte. Ich wusste es nicht. Meine Hände sanken zu Boden. Die einzigen Geräusche, die ich vernahm, waren mein Atem und das Gezwitscher vieler Vögel, die ich leider nicht sehen konnte. Hätte ich es gekonnt, hätten sie mich bestimmt von meinen Gedanken ablenken können. Doch ich sah keinen einzigen und war mir somit ausgesetzt. "Ich habe dir doch gesagt, dass ich dir Zeit lasse." Erschrocken wandte ich meinen Kopf. Dort lehnte er an einem Kirschbaum, mir abgewandt, sodass ich sein Gesicht nur teilweise von der Seite her sehen konnte. Wie war er nur so schnell dort hin gekommen? Und ohne dass ich ihn bemerkt hatte? "Lass mich in Ruhe!" Ich tat es schon wieder. "Auch wenn du es nicht willst, irgendwann musst du mir einmal zuhören. Ich weiß, du kannst mich nicht gut leiden.-" Moment mal! "-Unterbrich mich bitte nicht- Das kann man dir noch nicht einmal verübeln. Macht ja schließlich jeder, auch wenn ich eine Zeit lang hoffte, du seiest nicht so. Ich dachte, wir seien uns ähnlich, aber da habe ich mich wohl getäuscht." Ich schluckte. Und ihm konnte man jetzt wohl kaum verübeln, dass er so über mich dachte. Ich tat ja auch alles, damit es so aussah. "Was... macht jeder?" Zuerst antwortete mir ein tonloses Lachen, dann seine Stimme. Und diese machte mir noch mehr Sorgen als sein unehrliches Lachen. "Du weißt es nicht? Hahaha... Na gut, dann wirst du es wohl instinktiv gemacht haben..." Dieser Sarkasmus! Er war deutlich verbittert, aber warum? "Was?" So langsam aber sicher verließ mich die Geduld und ich schrie ihn wieder an. Nun wandte er sich mir zu und grinste mich kalt an... es war... "Mich hassen." Ich schnappte nach Luft. Dachte er wirklich, ich würde ihn hassen?! "Das glaubst du doch nicht im Ernst...!" Nun stummste er sich lässig vom Stamm ab und kam langsam auf mich zu. Seine Schritte verursachten keinen Laut, und doch war mir so, als hallten sie in meinem Gehör wieder und wieder. Langsam kam er auf mich zu, und ich war kaum in der Lage, mich zu rühren. Nun war er angekommen und beugte sich ein wenig zu mir runter. Ich starrte ihn einfach fassungslos an. "Doch. Es gab eine Zeit, in der ich dachte, du seiest anders." ...ja, es war...eine Maske. Wieder eine. Eben noch hatte er sich mir offenbart, wie er wirklich war, und ich... hatte ihn enttäuscht. Ich hatte ihn verletzt, und damit er nicht noch mehr litt, setzte er eine Maske auf. Es war keine Feigheit, das wusste ich. Nein, eher... kannte er es. Wie oft hatte er das wohl schon durchgemacht? Er hatte mir vertraut, und ich dachte nur daran, dass ICH verletzt werden könnte. Ich verstieß ihn, verletzte IHN und missbrauchte sein Vertrauen. Wie egoistisch war ich doch. In diesem Moment hasste ich mich. "Verzeih mir." "Was?" Unsicherheit. Ja, das war es wohl. "Verzeih mir. Ich... hatte einfach Angst." Er zögerte. Auch wenn man es mir wahrscheinlich nicht ansah, da ich meinen Kopf gesenkt hielt und meine Augen krampfhaft verschloss, ich war gespannt wie ein Flitzebogen, was er mir wohl antworten würde. Ob er mir überhaupt antworten würde. "Angst... Wovor?" Er klang so... man kann es nicht recht beschreiben. Es schien so, als würde ein trauriger Strahl durch eine Wolkendecke brechen. Diese Wolkenwand verhinderte den Blick auf die Sonne; aber durch diesen einen Strahl sah man das Wesen der Sonne. Konnte es erahnen. In seinem Fall allerdings war es eher ein... Strahl der ... hmm, Hoffnung vielleicht. "Angst davor... dass ich..." Ich konnte es nicht. Ich konnte es einfach nicht. Meine Kehle schien wie zugeschnürt. Zugeschnürt von... der Angst. Der Angst... Ich sah ihm nicht ins Gesicht. Hatte Angst davor zu sehen, ob er mir glaubte. Angst... immer wieder dieses Wort! Aber Menschen haben vor vielem Angst. Und ich bin ein Mensch. "Also doch." Häää? Freundlich, aber trotzdem noch ein wenig distanziert... merkwürdige Verbindung. "Was?" "Ich hatte Recht. Du machst es auch." "Was? Sag es mir! Was mache ich auch?" Nun lachte er leise... "Du versteckst dich. Warum? Bin ich so furchtbar?" Nun verstand ich echt nur noch Bahnhof. Ranma... keine Spur sauer oder agressiv unterstellte mir erst, dass ich ihn hassen würde, und dann kommt der mir so. Also wirklich, der Typ war manchmal echt 'n bissel neben der Spur. "Wa-was soll denn das auf einmal?! Verstecken...? Wovor denn?" Jetzt lachte der Depp richtig los und kippte nach hinten um, sodass er flach auf dem Rücken lag und sich unter meinen irritierten Augen halb tot lachte. "Warum lachst du denn jetzt so?!" "Ich *japs* hahaha..." Toll. Auf meine Antwort durfte ich wahrscheinlich noch 'ne halbe Ewigkeit warten. Zumindest solange bis er wieder einigermaßen Luft bekam. "Es ist nichts!" "Was?! RANMA!" "Es ist wirklich nichts! Das ist es ja gerade!" "Hä?" -war wohl das einzige, was ich in dem Moment sagen konnte. Ich hatte das dumme Gefühl, dass ich irgendwas verpasst hatte, und wenn's der Anschluss war. "Na ganz einfach... sieh dich mal um!" Na gut... ich ging darauf ein. Ich sah mich um... und nahm endlich richtig zur Kenntnis, wo ich war. Ich kniete mitten in einem Sturm aus Blütenblättern. Ständig wehten und tanzten neue Blüten hinzu und umspielten unsere Körper. Wie ein wogendes Meer aus den schönsten Farben standen die Bäume dort und trugen eine Pracht die einem den Atem nahm. Ein paar Vögel zwitscherten leise, doch ihr Gesang drang kaum durch das Rauschen der Blüten. Einzelne Strahlen hellen Sonnenlichtes fielen auf den mittlerweile trockenen Erdboden, brachen sich in einzelnen Tropfen des Taus auf einigen versteckten Blüten. Der Boden war schon trocken, aber über den Baumwipfeln stieg eine Art Nebel aus verdampfenden Wassers aus. Ein zeitloser und doch wunderschöner Anblick. Ich vergaß ihn nie. "Siehst du? Was dachtest du heute morgen im Bett, was du heute alles machen müsstest? Eine ganze Menge, oder? Und nun? Nun schwänzt du die Schule und sitzt an diesem Ort... keine Pflichten, keine Aufgaben. Hättest du gedacht, dass du das heute machst?" Oh man. Der Typ hatte Recht...! "Ja... nein! Nein, dass hab ich garantiert nicht gedacht! Und wie ist es mit dir?" Tja, meine Neugier... Aber war das denn in diesem Moment wichtig? Neugier... für andere Menschen vielleicht. Aber nicht für mich. Nicht in diesem Moment, nie an diesem Ort! "Ich plane sowas eigentlich nie. Ich lasse es auf mich zukommen." "Wirklich?" Jetzt war ich echt erstaunt. Der...?! Alles auf sich zukommen lassen? So kannte ich ihn ja gar nicht... Na toll. Jetzt kam das doch schon wieder... Akane! Noch mal langsam und zum mitschreiben: Keine Vorurteile mehr solchen Idioten wie ihm gegenüber. "Ja... mein Leben ist total chaotisch. Wie soll ich da etwas planen, wenn eh doch alles anders kommt?" Ahh... das erinnerte mich an etwas. Aber ob ich ihn das einfach so fragen durfte...? Versuch macht ja bekanntlich kluch.... Gott wie ich diesen Spruch hasse... "Sag mal, Ranma..." "Hmm?" Ich sah zu ihm runter. Wie er da lag... die Arme hinter seinem Kopf verschränkt. Irgendwie entspannt... Gut! Eine gute Ausgangssituation um ein möglicherweise unangenehmes Thema zu beginnen... "Ich habe mich schon oft gefragt... ob dich das eigentlich nicht nervt." "Was denn?" "Naja... die ganzen Verlobten. Der Fluch, die Verlobten und das alles." Hoffentlich merkte der jetzt nicht allzu schnell, was Sache war. Mein Gesicht hatte eine leeeeiichte Rottönung angenommen. Außerdem war es wirklich mehr als anstrengend gewesen, noch einen Grund zu finden, der ihn außer 'Verlobten' noch nerven könnte. Was würde er sonst von mir denken...? Vielleicht die Wahrheit... Aber er bemerkte nichts. Er schien ernsthaft über meine Frage nachzudenken und hatte seinen Blick nachdenklich den Blüten zugewandt. "Das mit dem Fluch ist so 'ne Sache. Mein Alter war wohl noch nie so ganz dicht. Aber... das mit den Quellen hätte nicht sein müssen! Es ging damals so furchtbar schnell... und das Schlimme ist, er ist nicht allein Schuld. Wäre ich nicht so unaufmerksam gewesen, hätte er mich nicht in diese verdammte Quelle stoßen können...! Aber naja, wie würdest du reagieren, wenn dein Vater mal eben so plötzlich weg ist und da ein Riesenpanda auf dich zukommt, der das Hemd und die Brille deines Vaters trägt? Ich auf jeden Fall war geschockt. Dann schlug er zu. Ich flog, sah das Wasser immer näher kommen... und da war auch schon von dem Zeugs umschlossen. Einen Moment lang dachte ich, ich würde ertrinken. Dann tauchte ich auf und... nunja. Alles anders. Am Anfang hätte ich mich am liebsten bei meinen ersten Verwandlungen übergeben. Und mit meinem Vater... der hatte mir immer eingebläut, ich solle stark werden. Ich sei sein Sohn und müsse ein richtiger Mann sein, wenn ich meine Ausbildung abschließe. Aber... es ist so schwierig, Akane. Wie soll ich ein Mann sein, wenn da noch das andere ist...! Diese Schwäche. Alles ist fremd an diesem anderen Körper." Sein Gesichtsausdruck bestätigte mir das, was seine Stimme mir sagte. Natürlich wusste ich, dass diese Verwandlungen schlimm für ihn waren. Aber, dass ihn das so sehr mitnehmen würde...! Er war verletzt und noch immer ein wenig geschockt. "Diese Demütigung! Ich weiß, du bist eine Frau. Aber für dich ist es anders als für mich. Weißt du... ich komme aus einer Gegend, in der die Leute immer noch der Meinung sind, dass Frauen weniger Wert seien, als Männer. Mein Vater war auch dieser Ansicht. Ist es vielleicht heute noch... ich weiß es nicht. Naja, aber du gehörst ja wenigstens noch ganz zu einem Geschlecht! Und was ist mit mir?! Ich fühle mich wie ein Mann, doch bei kaltem Wasser...! Immer diese Schwäche und dieser verfluchte Körper! Das ist eine solche Demütigung!" Ersteinmal tief durchatmen. "Ich glaube, ich verstehe dich, auch wenn ich so einen Fluch nicht habe. Ich wünschte mir eine Zeit lang... das ich ein Junge wäre. Weißt du... nach Mutters Tod war alles so furchtbar..." Warum erzählte ich ihm das alles? Damals wusste ich es noch nicht. "... und mein Vater war mit uns drei Mädchen vollkommen überfordert. Freundliche Nachbarinnen halfen zwar ab und zu, aber alles konnten sie nicht machen. Kasumi lernte alles nach einer Weile, aber naja... Zu der Zeit ging der Dojo überhaupt nicht gut. Wir hatten keine Kundschaft, Vater wurde krank. In der Zeit lernte Nabiki auch Geld zu verdienen. Als Mama ging, wurde uns allen etwas genommen, was niemand ersetzen kann. Kasumi lernte Kochen, lenkte sich somit von ihren Gedanken ab. Vater... nun, er wurde krank. Und Nabiki... Ich weiß nicht. Sie war so merkwürdig... und als unser Geld immer knapper wurde verdiente sie uns etwas dazu. Es reichte zwar nie und war immer nur wenig, aber sie lernte. Das wurde immer schlimmer, bis es schließlich fast krankhaft war. Niemand weiß so recht, was mit Nabiki die ganze Zeit los war. Man konnte nicht richtig mit ihr reden... es war schlimm. Zu diesem Zeitpunkt fing ich mit dem Kampfsport an. Ich weiß nicht.... er lenkte mich vom Schmerz ab und verband mich trotzdem mit Mama. Ich wollte stark sein... damals für mich gleichbedeutend wie ,ein-Junge-sein'. Klingt schon komisch, oder? Ja, das war es auch für die Nachbarschaft... so entstanden Gerüchte. Man sagte, mein Vater habe nun überhaupt keine Ehre mehr, wenn eine seiner Töchter nun schon Karate lernte. Aber diese Gerüchte waren auch gut für Vaters Dojo. Nun erzählte man sich auch, dass selbst Mädchen von dem Sport meines Vaters begeistert wären, und so kamen nach und nach ein paar Kunden, die uns mit ihrem Geld aushalfen. Tja... und dann kam irgendwann die Sache mit der Verlobung. Wie fandest du das eigentlich?" Bis hierhin hatte er mir nur stumm zugehört. Nun musterte er mich kurz und abschätzend. In seinen Augen glaubte ich für einen kurzen Moment Mitleid zu erkennen, doch das wollte er mir wahrscheinlich nicht antun. Nein... Mitleid wollte ich nicht. Nicht in dieser Beziehung. Das schien er zu spüren. "Ich fand es fies. Ich meine... sieh mal. Anstatt das Training fortzusetzen und einen Weg zu finden, wieder ein ganz normaler Mann zu werden, wollte mein Alter unbedingt hierhin. Verstehst du? Ich war in meiner Ehre gekränkt, wollte trainieren und noch stärker werden... beinahe Kraft als Ausgleich zu Männlichkeit... und dann wollte er mich auch noch verloben, ohne, dass ich meine Verlobte überhaupt kannte. Ich war sauer... aber um die Ehre meines Vaters und der Saotome-Kampfschule zu schützen musste ich mitmachen. Was hätte das denn für ein Licht auf uns geworfen?! Naja... damals dachte ich noch, mein Vater hätte sowas wie Ehre. Wie man sich doch täuschen kann! Gott, als dann noch Shampoo und die anderen auftauchten wäre ich echt am liebsten getürmt. Jedes Mal, wenn sie mich überfielen und mich mit ihrer Liebe bedrohten, sahst du uns in diesen unvorteilhaften Situationen, dachtest dir deinen Teil, und schlugst zu. Na toll... ich dachte mir 'Was hast du denn noch für eine Zukunft?'. Ich meine: Es sah so aus, als ob alle meine Verlobten durchgeknallt wären. Die eine... ach, du weißt, wie sie sind. Und mit dir... tja. Ich weiß nicht. Wirklich nicht. Ich verstand dich einfach nicht. Aber, ich glaube, wenn sie mich zu 'ner Heirat zwingen würden, wäre ich mit dir noch am besten dran." Hoffentlich sah er jetzt nicht, WIE rot ich wurde. Ich wandte mich schnell ab und sah in eine andere Richtung, damit er mir bloß nicht in mein Gesicht sehen konnte. "Warum?" Ja, wieder meine Neugierde... Aber diesmal war sie doch berechtigt, oder? "Nun... du kannst kämpfen. Jaja, das kann sich auch schnell nachteilig für mich auswirken, aber Dr.Tofu würde bestimmt bald nach der Heirat Rabattmarken austeilen. Nur'n Witz! Nur'n Witz! Bitte Akane! Nicht zuschlagen!!" Na guuuut... wenn er so lieb bettelte... dann ließ ich einmal den Hammer stecken. "Die anderen können auch kämpfen." "Ja, das stimmt..." "Hä?" Wieder dieses freche Grinsen... "Naja, eigentlich hat es nichts mit kämpfen zutun." "Was denn?" Meinte er etwa...? Nein. Das konnte nicht sein. "Ich glaube einfach, dass es am einfachsten zu ertragen wäre, dich zu heiraten." "Häää?" "Nun... ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung, was Liebe ist. Von all den Leuten hört man immer, dass man heiratet, wenn man sich liebt. Toll. Ich bin mindestens 4x verlobt, und in keine einzige habe ich mich 'verliebt'. Versteh mich bitte nicht falsch... Ich weiß einfach nur nicht, was es heißt, verliebt zu sein. Aber ich möchte auch niemanden fragen. Das ist mir zu dumm... könntest du mir auf Anhieb eine Definition für irgendein Gefühl geben? Es muss nicht Liebe sein. Such dir eins aus." Worauf wollte er hinaus? Anscheinend wartete er auf eine Antwort, aber ihm eine geben konnte ich nicht. Also fuhr er schon nach kurzer Zeit fort. "Siehst du? Das ist es, was ich meinte. Das ist auch das schwierige an Gefühlen... weil jeder Mensch sie anders empfindet. Wir Menschen neigen oft dazu, nach einer Norm gehen zu wollen. So können wir die Dinge leichter einordnen. Aber... ich möchte nicht so sein. Ich will frei von solchen Normen sein, frei vom Zwang. Ich möchte nicht irgendein Gefühl 'erleben', wenn, möchte ich es fühlen, durchleben. Wenn das, was bei einer Heirat oder bei solchen Beziehungen anscheinend nötig ist, Liebe ist, dann brauche ich so etwas nicht. Liebe kann man dann ja eigentlich auf Kommando einfach so abstellen, 'Schluss machen', und das ist für mich keine Liebe. Nicht das Gefühl 'Liebe'." Wie er mir das alles erzählte... von sich selber... von seinen Gedanken. Es war so als... würde ich endlich wirklich mit jemandem reden. So, wie jetzt, hatte noch nie jemand mit mir gesprochen. Das alles war so leicht, und doch so schwierig. Nie im Leben, hätte ich damals gedacht, dass ich mich mit ihm, meinem aufgezwungenen Verlobten, einmal in dieser Form unterhalten würde. Mir wurde bewusst, dass er sich mir wirklich mitteilen wollte, und meine Meinung WIRKLICH wissen wollte. Ein merkwürdiges Gefühl. "Da glaube ich... wäre es mit dir am leichtesten. Wir könnten vielleicht so etwas wie Freunde werden, denn wir sind uns ein wenig ähnlich, auch wenn dir das noch so unangenehm ist." "Das ist es nicht." "Was?" Genau! Hatte er das etwa gehört?! Das hatte ich doch nur so für mich gesagt! Aber es stimmte... unangenehm war es nicht. Ich spürte, dass da etwas zwischen uns war... eine Art Verbundenheit. Anscheinend hatte er auch so etwas ähnliches gespürt. Sei es, wie es sei. Damals war ich verwirrt. Die Worte, die er mir allein an diesem Morgen anvertraute... über solche Dinge hatte ich weder mit ihm, noch sonst mit irgendwem gesprochen. Ich war verwirrt, das gebe ich heute offen zu. Aber das ist ja auch nicht so schlimm... es war ja seine Schuld. "Ich war... schon die ganze Zeit auf der Suche." Aaargh!! Was redete ich denn da schon wieder?! Das ging ihn doch wirklich nichts an! Solche Sachen hätte ich eher in mein Tagebuch geschrieben, wenn ich eines gehabt hätte... Warum wollte ich nun ausgerechnet ihm davon erzählen? Die Worte kamen von ganz allein... alles kam wieder hoch... irgendwie. "Auf der Suche, wonach?" Er war wahrscheinlich der Grund. Seine Augen, seine Haltung... die Art, wie er atmete. Die Art, wie er dort dalag und mir einfach zuhörte, während Kirschblätter vom Blätterdachhimmel herunterrieselten. Er ... und sein Vertrauen. Das Vertrauen, das er mir entgegenbrachte, selbst, als er noch an mir zweifelte. Nun... erwiderte ich es. Warum weiß ich bis heute noch nicht. "Nach jemandem, der mich befreit und beschützt." "Wovon befreien? Und wovor beschützen?" Diese Dinge fragte er mich einfach so. Ohne Spott, ohne Hohn. "Von meiner Einsamkeit." Für einen kurzen Moment glaubte ich, er habe mich nicht gehört. Da spürte ich, wie er mich plötzlich von hinten umarmte. Wieder diese Wärme... "Du bist doch nicht einsam. Ich bin doch da." .....und diese Worte... werde ich wohl nie vergessen. Diese Worte... wünschte ich mir seit Mamas Tod zu hören. Von irgendwem. Von Vater, Kasumi, Nabiki, Dr.Tofu... doch niemand sagte sie. Das waren die Worte, nach denen ich mich am meisten sehnte. 'Du bist nicht einsam. Ich bin doch da.' Nicht mehr einsam. Nicht mehr allein. Ohne zu überlegen, was ich tat, wandte ich mich ihm zu und versteckte mich. Ich versteckte mich in seinen Armen, diesmal vor allem anderen. Nur nicht vor ihm. Ich wusste nun, dass es da jemanden gab, dem ich vertrauen konnte. Dieser jemand würde niemandem von meinen Tränen erzählen. Nicht hier, nie irgendwo anders. "Hab ich... irgendetwas falsches gesagt?" Er war verunsichert, zweifelte an sich selber. Warum? Nur weil ich traurig war? Dann gab es jetzt wohl noch einen weiteren Unterschied zwischen ihm und den anderen... Menschen. Ich konnte nicht sprechen, die Tränen der Vergangenheit ließen es nicht zu. Deshalb schüttelte ich nur heftig den Kopf. "Und wovor... soll ich dich beschützen?" Wie lieb er das doch fragte! Er versuchte mich zu trösten, brachte mich dadurch aber erst noch mehr zum Weinen. War er es... den ich suchte? Er sagte die Dinge, die ich schon seit diesem Tag hören wollte, aber dann enttäuscht wurde. Seit diesem Tag... eiskalter Regen... "Akane?" Der Druck verstärkte sich noch ein wenig. Es tat nicht weh, schmerzte nicht. Gab mir aber seltsamerweise ein Gefühl von Sicherheit, das ich mir einfach nicht erklären konnte. Eine Bewegung... er schloss mich nur fester in seine Arme! Normalerweise... bei anderen Menschen würde ich nun fliehen. Nein! Keine Nähe...! Aber er gehörte ja nicht zu diesen Menschen. Wärme... die mir Sicherheit und Halt gab. Meer... über dem Möwen kreisten. Freie Möwen. Und da gab es nun einen Menschen... der mir erlaubte, eine von ihnen zu sein. "Vor der Einsamkeit." "Akane... Ich verspreche es dir." "Was?" "Dass ich dich beschützen werde. Du bist nicht allein. Jetzt nicht mehr. Ich bin bei dir. Und solange ich bei dir bin, wirst du auch nie mehr einsam sein." Nun konnte ich nichts mehr sagen. Aber diesmal nicht wegen Tränen. Sondern einfach so. Erklären... ...selbst jetzt kann ich es noch nicht. Lange Zeit saßen wir so. Auch, als ich schon längst zu weinen aufgehört hatte. Aber es war ein schöner Moment. Der Wind frischte auf, doch mir wurde nicht kalt. Warum? Weil er da war. Seine Wärme. Die Kirschblütenblätter raschelten im Wind, und einige ließen sich auf einen kurzen Tanz ein. Einen Tanz in die Ewigkeit. Der Wind hob einige von ihnen hinauf in den Himmel und blies sie fort in die Ferne. Nun fiel mir erst auf, wie dunkel die Wolken sich schon gefärbt hatten. Fast schwarz hingen sie am Himmel. "Ranma?" "Ja?" Es tat mir Leid, die vorher herrschende Stimmung aufzuheben, aber wenn ich nicht wollte, dass ein weiblicher Ranma mir Gesellschaft leistete, dann musste es sein. Warum ich nicht wollte, dass er zu einem Mädchen wurde? Das, was er mir dort in diesem wahren Paradies aus Kirschblüten sagte... über seine Verwandlungen... das hatte mir doch schon zu denken gegeben. Wenigstens heute wollte ich es ihm ersparen. "Sieh mal zum Himmel." Eine wirklich fast schmerzliche Entscheidung, ihm das zu sagen. Ich spürte seine Bewegung, wie er den Kopf hob, und erst einen kleinen Moment lang brauchte, um aufzuwachen und die Situation richtig zu erkennen. "Uaah!! Akane! Komm, wir müssen uns beeilen!" Hektik, Hektik. Ich hatte es gewusst. Und die Vertrautheit war hin. "Aber..." Ich versuchte ihm ins Gesicht zu sehen, während er uns beide hastig auf die Füße hochzog. "...danke für die Warnung." Tja, was soll ich sagen? Was er da gerade sagte... war fast Entschädigung genug. Wir liefen und liefen; die regenreichen Wolkenbänder immer im Nacken. Die Götter schienen es nicht gut mit uns zu meinen! Der Wind verstärkte sich auch noch und fiel uns im wahrsten Sinne des Wortes in den Rücken. "Akane!" "Was?" "Sei nicht sauer, ok?" "Warum sollte ich-" Die Frage noch nicht einmal vollständig gestellt, schon befand ich mich auf seinen Armen und wieder über den Dächern hinhuschend. Jetzt wusste ich auch, warum ich sauer sein sollte. "RANMA!!" "Jaja, ich weiß! Aber... ich möchte nicht wieder ein Mädchen werden!" Ich tat so, als hätte ich diesen Nachsatz nicht gehört, denn er war bestimmt nicht für meine Ohren bestimmt gewesen. Eigentlich hätte er es jetzt verdient, meinen stets einsatzbereiten Freund wiederzusehen... aber ich ließ es einmal dabei beruhen (man beachte bitte Akanes momentane Lage^-^). Außerdem... kannte er ja nun meine Einstellung zu dieser speziellen Art der Fortbewegung. Schließlich bat er mich ja auch darum, nicht sauer zu sein... Dann ließ ich es ihm halt einmal durchgehen. "Akane... so ungern ich es auch sage, aber wir müssen zur Schule!" "Was?" "Zum Dojo deines Vaters ist es zu weit! Die Schule liegt näher! Vielleicht schaffen wir das noch!..." "Ranma! Hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, was wir sagen sollen, wenn wir dann da sind?! Wir kriegen voll Stress!" "Das werden wir sehen, wenn wir da sind. Lass doch einfach mal alles auf dich zukommen! Außerdem... lass das mit den Lehrern ruhig meine Sorge sein! Mit denen hab ich schon Erfahrung..." "OK! Aber bau ja kein..." "Mist!" "Genau." "Nein! Das meinte ich nicht!" "Was denn?" "Hörst du es nicht?!" Jetzt hörte ich es. Aus der Ferne, aus Richtung des Windes, hörte man schon fernes Donnergrollen. "Verdammt! Akane..." "Ja?" "Halt dich einfach fest!" Zum Fragen, was er denn genau meinte, blieb mir keine Zeit. Bei dem Tempo, das der gerade vorlegte, handelte ich aus Reflex. Meine Finger krallten sich tief in sein Hemd, zum Schreien blieb mir leider keine Zeit . Außerdem fehlte mir etwas eventuell wichtiges. Luft. Ein paar Minuten später sprang er schon auf den Hof der Schule. Hier und da zeichneten sich schon dunkle Flecken auf dem grauen Asphalt des Hofes ab, wo der Regen schon vereinzelt hernieder tropfte. So, fertig! Einige Stellen sind vielleicht nicht ganz so logisch oder gut beschrieben, aber man kann vielleicht drüber hinwegsehen... Achja! Gott, wie bin ich unhöflich...!! Noch einmal vielen vielen Dank für die Kommentare beim letzten Mal! Hab mich echt sehr gefreut!! Bis in... na vielleicht 'nem halben Jahr! Hab ja schließlich noch meinen Winter- und Wochenendschlaf nachzuholen^^... Kapitel 4: ----------- Ha... fantastisch^^... talentiert ^-^... Hui! Da hebt man echt ab! *flat* *flat*... Na gut. Hier is 'se (Pocka-pocka), nur für euch (pocka-pocka)..... Vielen Dank für die verflixt netten Kommentare! Diesmal hat's ziemlich lange gedauert, ich weiß... aber ich dachte mir, dass es ja eh keinen kümmert..... Noch etwas: Der Teil hier ist wirklich furchtbar. |Du verfolgst mich... in der Nacht... in meinen Träumen... Dann...lass dich jagen... lass dich fangen... Was willst du von mir?| Die Liebe der Kirschblüte 4 Lauf! Lauf alleine! Lass mich hier! Siehst du denn nicht die immer schneller fallenden Regentropfen? Du willst es doch nicht! Solche und ähnliche Worte gingen mir zu diesem Zeitpunkt durch den Kopf, doch keines kam über meine Lippen. Für jemanden... anderes mag es merkwürdig und völlig übertrieben vorkommen. Ein 'Kampf' gegen den Regen? Wie lächerlich muss sich das doch anhören. Doch es war mir ernst. Nicht nur, als man schon über unseren Köpfen dieses unheilvolle Grollen vernahm. Es war vielleicht doch so etwas wie ein Kampf. Ein sekundenlanger Kampf... der mir jetzt noch immer zu Denken aufgibt. Warum machte ich mir nur solche Sorgen darum, dass wir trocken in der Schule ankamen? Das konnte mir doch völlig egal sein! ...war es aber nicht. Die Geschichte, die er mir erzählte... seine Worte... seine Stimme. So gequält! Mitleid mit ihm hatte ich zu einem früheren Zeitpunkt noch nie in dieser Hinsicht. Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, hatte ich mir nur seltenst Gedanken um ihn gemacht. Vielleicht, ob er diesen oder jenen Kampf gegen schwierige Gegner gewann... aber nie so recht über ihn. Ranma... meinen... Verlobten. Dieses Wort! Es drückt so eine Vertrautheit zwischen zwei Menschen aus! Doch... galt diese Vertrautheit auch, wenn man unfreiwillig verlobt war? Wahrscheinlich nicht. Diese Vertrautheit, die man bei diesem Wort 'verlobt' empfindet, kam wohl durch Liebe zustande. Und Ranma und ich waren ganz sicher nicht verliebt...! Oder? Tja, wie viele Gedanken können einem durch den Kopf schießen, wenn man von seinem Möchtegern Verlobten durch die Gegend getragen wird und die verflixt zähen Sekunden zur Überquerung eines gerade mal lumpige 200 Meter breiten Schulhofes + Auffahrt ihrem vorangehenden Adjektiv alle Ehre machten? Keine Ahnung, auf jeden Fall waren es genug. Und dann plötzlich war alles wieder vorbei. Die Zeit schien nun endlich wieder ihre normale 'Juchu-ich-komm-schon-wieder-zu-spät-Strichpunkt-wo-sind-bloß-die-ganzen-Minuten-hin-?-!'- Ablaufgeschwindigkeit zu haben. Schon im nächsten Moment standen wir schwer keuchend unter dem Vordach der Schule. Präziser ausgedrückt stand nur Ranma hechelnd da- ich hatte es immer noch mehr oder minder bequem auf seinen Armen. Just in dem Augenblick, in dem wir unter diesem Dach angekommen waren, fing es mit einem Male nur so zu schütten an. Verblüfft und ein wenig geschockt wandte sich Ranma vom Eingang ab und drehte sich zu den vom Himmel stürzenden Wassermassen, sodass wir beide nun eine 1a Sicht auf den kleinen, schuleigenen Vordachwasserfall hatten. Die Ablaufrinnen schienen schon überflutet, und das ganze Wasser schoss nun über die Ziegel der Erde entgegen. "Äh... Ranma... Solltest du mich nicht langsam mal runterlassen?" Ach stimmt! Hatte ich wohl ganz vergessen...! Der Idiot begrabschte mich ja immer noch. Sowas... wie konnte ich das denn vergessen? Hatte mich wohl schon einigermaßen dran gewöhnt... Aber naja, was soll's? Das gäbe später mal wieder ein freudiges Wiedersehen mit meinem Allzeithelfer und Mister-(Werkzeug)-Japan (preisgekrönt^^). "Oh..." Wie niedlich...! Wie rot der werden konnte! Sah so aus, als hätte sich da noch jemand an diese Intimität gewöhnt... und einige Dinge in diesem Zusammenhang vergessen. Zack! Und wie schnell man doch wieder auf dem sicheren Erdboden stehen konnte! Anscheinend war ihm das wirklich peinlich... also ging ich mal nicht näher darauf ein. Ein wenig verwundert sah ich ihm zu, wie er verlegen mit seinem Fuß auf unserer etwas erhöhten (noch nicht überfluteten) Plattform rumscharrte. Na gut... wollen wir mal nicht so sadistisch sein. Dann lenken wir halt mal vom Thema ab... Selbst heute bin ich mir noch nicht so ganz sicher, ob das nicht ein Fehler war. Obwohl... so schlimm wurd's eigentlich gar nicht... aber ich will ja jetzt noch nicht zu weit vorgreifen! "Sollten wir nicht langsam mal reingehen? Ist... ja relativ frisch hier draußen..." Au... weia. Peinlich, peinlich... frisch war wohl etwas unpassend... Aber was hätte ich sonst sagen sollen?! Das es mir draußen zu heiß war?! Bei dem milden Frühlingsklima von 23,5°C Außentemperatur konnte man das ja wohl auch nicht behaupten... Trotz allem sprang er aber auf den Themenwechsel an. Gut für ihn... Äh, ja... wo war ich? Ahja! Da... "Ja... Äh hier!" Seine Verlegenheit sprengte wohl alle Grenzen, denn ansonsten wäre er wahrscheinlich kaum auf den Gedanken gekommen, MIR die Tür zu öffnen und aufzuhalten... Ich nahm mir direkt vor, ihn bei nächster Gelegenheit wieder in eine solche Verlegenheit zu stürzen... "Äh... danke..." Hui... aber nicht nur er war verwirrt. Selbst ich brachte keine anständige Antwort oder besser: Reaktion hervor. Als Antwort konnte man es ja kaum bezeichnen. Als wir es dann endlich schafften, das Gebäude zu betreten, schienen uns die Wolken noch einmal ins Gedächtnis rufen zu wollen, dass es eine gaaaanz schlechte Idee war, JETZT nach draußen zu gehen. Schlagartig goss es nun richtig. Man sah durch die schnell dahinfließenden Regenschlieren an den Fenstern kaum noch nach draußen. Keiner von uns beiden wagte es, auch nur ein überflüssiges Geräusch von sich zu geben. Schon eine merkwürdige Situation- wie wir da krampfhaft versuchten aneinander vorbeizustarren und uns gegenseitig zu missachten. Mal wieder so etwas, was sich im Nachhinein total lächerlich anhört. Aber was soll man machen? In solchen Momenten... denkt man einfach nicht über solche Belanglosigkeiten nach... dass es vielleicht kindisch sei. Oder unsinnig, dumm, ja richtig lächerlich. Aber mal ehrlich - sind solche Dinge denn wirklich wichtig? Wenn man beispielsweise eben beschriebene Situation als einer der Akteure erlebt, dann auf jeden Fall nicht. Die Gänge zogen sich scheinbar endlos in die Länge, aber mir wurde seltsamerweise keine Spur langweilig. Meine Gedanken wirbelten in einer verwirrenden Geschwindigkeit umher... Warum... war es so ein merkwürdiges Gefühl jetzt neben ihm zu gehen? Warum sah ich diese Situation von eben immer wieder lebhaft vor mir? Warum... zog er meine Blicke fast magisch auf sich? Ich verstand mich einfach selber nicht mehr. Konnte ein einziger Morgen- nein, nicht einmal ein ganzer Morgen- jemanden so sehr verändern, dass er sich selbst nicht mehr erkennt? Nun... vielleicht kann ein solcher Morgen nicht einen ganzen Menschen ändern. Aber... die Einstellung dieses Menschen ganz bestimmt. Der Gang wurde nicht erleuchtet und wir waren in ein beinahe unheimliches Zwielicht gehüllt. Kein Geräusch drang zu mir hindurch... wurde in den Klassenräumen, an denen wir vorbeigingen, nicht gerade unterrichtet? Rauschte draußen nicht eine wahre Flut aus Regen auf die Erde hernieder? Kein Geräusch? Nein... nicht ganz. Etwas konnte ich hören. Etwas, was in mir in diesem fast absurden Moment beinahe eine Art Panik hervorrief. Das einzige... was ich vernahm, waren seine Atemzüge. So seltsam das jetzt auch klingt. Warum konnte ich ihn hören? Seine ruhige Atmung hören? Seinen... Atem... spüren. Ja... Angst. Ein solches Gefühl spürte ich in mir aufkommen. Vergeblich suchte ich nach Dingen, die mich in die farbenfrohe und laute Realität zurückriefen. Doch finden konnte ich nichts. Beinahe schien er... nein, nicht nur beinahe. In diesem Moment, in dem ich ihn nicht ansah und trotzdem wusste, was er tat... in diesem Moment war er meine Realität. Wo waren nur diese Dinge, die ich ansonsten jedes Mal im Inneren verfluchte und die mich an die Dinge erinnerten, die schon seit Sonnenaufgang in weite Ferne gerückt waren? Aber selbst wenn ich sie fand... Wollte ich es denn? Wollte ich mich wirklich... wieder von ihm... lösen? Seine Anwesenheit allein fesselte mich und ließ mich nicht mehr los. Was war nur mit mir? Ich wusste es wirklich nicht mehr. Wusste es wohl noch nie... Meine Anspannung brachte mich fast um. Ich war doch Akane Tendo! Und Akane Tendo war doch ein Mensch, der nie Tagträume oder Wünsche hatte! Ich bin glücklich mit meinem Leben!' Tja, das versuchte ich mir die ganze Zeit einzureden. Aber... Selbstverständlich lässt sich die Wahrheit nicht aus den Gedanken vertreiben, vor allem wenn man sie kennt und wünscht, sie zu verdrängen. Naiv, es zu versuchen. Es gelingt nie. Und mir gelang es auch nicht. Tief in mir wusste ich, dass das alles Lüge war. Zufrieden? War ich das? Nein... nicht wirklich. Wünsche? Hatte ich so etwas? Ja... auch wenn ich es verdrängen wollte. Tagträume? Ja... schwer einzugestehen, aber wahr. Wünsche und Träume nach einem Leben, in dem ich nicht zufrieden war, sondern es einfach nicht mehr zu sein brauchte. Keine Enttäuschungen mehr.... Enttäuschungen, die darauf warteten, sich in schwachen und tristen Momenten auf einen zu stürzen und einen somit zu Fall brachten. Zum emotionalen Fall in die Dunkelheit... in die Tiefen der Seele. In die Dunkelheit... der Einsamkeit. Denn in solchen Momenten war man wirklich allein. Man ließ niemanden an sich heran... Nicht noch einmal eine Enttäuschung! Die Seele schrie nach Rettung, doch man selbst verweigerte sie... die Hilfe. Man will nicht einsam sein, ist es aber trotz allem. Unbewusst lenkten sich meine Schritte an ein Fenster. Mit meinen Fingerspitzen fuhr ich über das kalte Glas. Regenströme rannen an diesem herunter... in meinen Gedanken konnte ich sie spüren. Ich legte meinen Kopf ein wenig schief und betrachtete das Wasser. Einzelne Tropfen, Ströme... In jeder dieser Variationen brach sich Licht, woher es auch immer dorthin dringen konnte. Tausend Fassetten, wenn man genau hinsah. Ich lehnte meinen Kopf an diese Scheibe. Ihre Kühle glich angenehm die Hitze meines Gesichtes aus. Langsam beschlug mein Atem die Scheibe. Mein Atem... ein Zeichen, dass ich lebte. Doch so fühlte ich mich nicht. Während ich aus dem Fenster starrte und gerade so durch die Regenschleier auf dem Glas die tiefdunklen Wolkenbänder sah, schienen meine Gedanken mit einem Male wie weggefegt. "Was ist mit dir?" Ich wandte meinen Kopf zu ihm um, lehnte aber immer noch mit diesem an der Scheibe. Mein Blick musterte ihn. Genau sehen konnte ich ihn nicht; dieses Halbdunkel ließ es nicht zu. Doch... ich brauchte seine Gesichtszüge nicht zu deuten. Alles, was ich wissen sollte, erfuhr ich durch seine Stimme. Nicht neugierig. Nicht ...besorgt. Zumindest nicht... panisch besorgt. Merkwürdig... besorgt, trotzdem ein wenig emotionslos. Er erwartete keine Antwort. Er wusste auch so, was in mir vorging. Auch wenn er mich nicht sonderlich gut kannte. Auch wenn ich ihm noch nie meine Gedanken in besonderer Form äußerte. Wunderte ich mich darüber? Nein, nicht in diesem Moment. "Ich... dachte an etwas." Ohne ein Geräusch zu verursachen trat er einen Schritt nach vorne. Ohne Hast, keine Hektik. Nun lag sein Gesicht nicht mehr im Schatten und ich konnte ihn wieder einigermaßen normal sehen. Kein Lächeln. Keine Regung... und doch ein bestimmter Ausdruck, den er ausstrahlte. Ernsthaftigkeit. Meine Worte... wurden gehört und nicht vergessen. Nicht überhört, auch nicht falsch aufgenommen. Meine Blicke maßen ihn, versuchten etwas in seinen Zügen zu entdecken, was mir bisher verborgen blieb. Doch etwas neues konnte ich nicht entdecken. Derjenige, der dort stand, war niemand, den ich kannte. Kein Spott... Derjenige, der dort stand, war mir fremd. ...kein Hohn. Derjenige, der dort stand, war mein Verlobter... Nur nachdenklich. ...Ranma Saotome, so... Ernst. ...wie er wirklich war. Keine Maske. "An was dachtest du?" "An..." Ja, an was eigentlich? Das kann wohl niemand so genau verstehen. Vielleicht eine Person... aber nunja. Ich dachte an etwas... ich erinnerte mich an etwas. An einen dunklen Tag. Ähnlich diesem. Regen. Kalter Regen. Der Geruch feuchter Erde. Regenmäntel. Schwarze Regenmäntel, die mit der Zeit aus meinem Blickfeld entschwinden. Eiskalter Regen. "Dann... denke nicht mehr daran. Zumindest nicht jetzt. Später... vielleicht. Aber nicht jetzt. Denke daran, wann du es wirklich willst. Jetzt nicht. Jetzt willst du etwas anderes." Mit glasigen Augen sah ich ihn an. Wer war er? Ich erkannte ihn nicht. Wer war er? Er war mir fremd. Und doch schien er mich zu kennen. "Und... was will ich?" Beantworte es mir. Sag es mir. Ich will es wissen. Von dir... wer immer du auch sein magst. "In diesem Augenblick... möchtest du... leben." Das Gesicht des Fremden wirkte wie versteinert. Keine Regung, weder seiner- noch meinerseits. Die einzige Spur des Lebens, die ich an meinem Gegenüber erkannte, brannte in seinen Augen. Dort... lag etwas, was ich kannte. Natürlich... mir fiel es wieder ein. Das dort war... Ranma. Kein Fremder. Ich kannte ihn. Seine Augen. Der Ranma, den ich zu kennen glaubte, existierte nicht. Das war die Maske. Aber diese Maske war nicht perfekt. Um die anderen Menschen so zu sehen, wie sie waren, hatte jede Maske Schlitze. Und diese Schlitze waren der Makel des Makellosen. Diese Schlitze zeigten die Augen des echten Ranma. So, wie er wirklich war. Sie gehörten zu ihm- die Maske verdeckte nicht seine ganze Persönlichkeit. "Komm." Er schloss kurz die Augen und wandte mir dann den Rücken zu. "Warum?" Ja... warum wollte er weg... "Wir müssen zum Unterricht." "Und warum?" "Komm einfach. Es ist besser so. Und..." Seine Stimme... so teilnahmslos! Doch bei diesem letzten Wort ließ mich etwas neues in seiner Stimme aufhorchen. "...denke bitte nicht mehr so viel nach." Dann ging er. Dieses Mal hörte ich alle Geräusche. Der Regen, der ständig heftig gegen die Scheiben klatschte... seine Schritte, die in dem leeren Gang widerhallten. Er wandte sich nicht nach mir um... er wusste, ich würde ihm folgen. Woher? Tja... er kannte mich. Das verunsicherte mich ein wenig, wie ich nun zugeben muss. Doch... was sollte es? Dann hallten auch meine Schritte wider. Wir wechselten auf dem Weg zu unserem Klassenraum keine überflüssigen Worte mehr. Was gäbe es auch schließlich noch zu sagen? Alles war wieder normal. Alles war wieder so, wie es sein sollte. Alles? Mmh... vielleicht doch nicht alles. Etwas hatte sich verändert. Seit diesem Morgen... seit meiner Frage bezüglich des Zauns, den ich an denselben Morgen noch so oft verflucht hatte. War diese Veränderung gut, oder schlecht? Ich wusste es nicht. Aber wenn ich ehrlich bin, war mir das auch in diesem Moment egal. Warum war es denn auch wichtig? Ranma sagte... ich solle leben. Warum? Weil ich es so wollte. Bis zu diesem Zeitpunkt war es mir noch unklar. Bis zu diesem Zeitpunkt irrte ich herum... gefangen in den Nebeln der Einsamkeit, die meine Seele peinigten. Er führte mich zurück. Ich war verwirrt... traurig, ohne zu wissen, warum. Er führte mich zurück. ...und ich war ihm dafür dankbar. Dann standen wir vor der Schiebetür unseres Klassenraumes. Von Innen hörte man lautes Gerede und die Stimme eines Lehrers, die ich im ersten Moment nicht zuordnen konnte. Doch dann fiel es mir schlagartig wieder ein, wem man allgemein diese Stimme zuordnete: Unserem... Sportlehrer? Seltsam... in dieser Stunde hätten wir eigentlich Mathematik haben sollen. Sport hätten wir nach dem Stundenplan erst am späten Nachmittag. Komisch... Mein Blick suchte den Ranmas, aber er hatte die Augen geschlossen und atmete kurz tief durch, bevor sich seine Schultern strafften und er mit plötzlichem Schwung die Tür aufriss. Während ich noch geschockt im Türrahmen stand, betrat Ranma lässig und mit einer Seelenruhe den Klassenraum. Verwirrt... erstaunt... geschockt? Ja, man könnte sagen, dass das alles auf mich zutraf. Was war jetzt bloß mit ihm los? Ach ja stimmt... den Ranma gab es ja auch noch. Merkwürdig... bei diesem Gedanken fühlte ich mich so traurig. Warum? Ich verstand mich nicht. Ranma hingegen wirkte so wie immer... wie immer, wenn man diesen Morgen außer Acht ließ. Bei unserem Erscheinen kehrte schlagartige Ruhe in den Raum. Mir war das ehrlich gesagt ziemlich peinlich, da sich alle Blicke auf uns richteten, aber Ranma schien das völlig kalt zu lassen. Er wusste, dass man sich in einer solchen Situation - wenn man mehr als eine Stunde zu spät kam - nicht einfach so auf seinen Platz verziehen durfte, deshalb lehnte er sich... ja es gab wohl kein anderes Wort dafür... cool und gelassen an die Wand neben der Tür. Doch anstatt sich beim Lehrer für die Verspätung zu entschuldigen fing der Idiot auch noch an... "Was machen SIE denn hier?" ...frech zu werden. Vollkommen baff starrte ich in an. Der Rest der Klasse tat es mir nach, denn Ranmas Verhalten war in dieser Situation ungefähr so angebracht, wie als wenn er auf einer Begräbnisfeier im Hularock auftauchen würde und 'nen flotten Flamenco auf's Parkett legen würde. Auf mich achtete nun keiner mehr... was wohl das einzig Gute für mich an Ranmas Auftritt war. "Ich bin die Vertretung für euren Mathematik-Lehrer!" Man... der Typ ließ sich echt durch nichts aus der Ruhe bringen. Immer glücklich, immer heiter... "A-ha." Unglaublich. Der Depp musste immer noch eins drauf setzten. Entweder war unser Sportlehrer auf Drogen oder einfach nur hirntot, wenn er Ranmas wirklich absolut respektlosen Umgangston duldete. Ich tippe immer noch auf Drogen... "Warum seid ihr denn heute zu spät?!" Oh, war er heute clean? Hatte er es jetzt endlich gerafft? "Tja... eine laaaaaange Geschichte." "Dann erzählen sie sie mir." Hmm? Herr Fujukuda war heute irgendwie anders. Er hatte seine Stirn in Falten gelegt und wirkte somit viel strenger. Auch seine Art, sich mit Ranma zu unterhalten hatte sich nun schlagartig geändert. Ranma schien das auch aufgefallen zu sein. Doch nur ich bemerkte es, denn er ließ sich vor und von den anderen nichts anmerken. "Gut.-" Er nahm die Herausforderung an? "- Das war so... Ich hatte heute wieder mal verpennt. War 'ne ziemlich lange Nacht müssen sie wissen. Ja... und nach einer solchen Nacht lässt man sich auch durch nichts so leicht wecken. Sie hier-" und damit deutete er auf mich... "-hatte es versucht, und es nicht geschafft. Dann versuchte es mein Vater... sie können sich ja gar nicht diese Schmerzen vorstellen!!" Und damit schniefte er laut und deutlich übertrieben, doch Herr Fujukuda achtete nicht darauf. Ihm schien es gar nicht aufzufallen. Dafür aber meinen Klassenkameraden. Die lachten sich auf ihren Plätzen halb schief. Herr Fujukuda dagegen... sah noch immer ernsthaft Ranma an. So langsam kam es mir so vor, als ob er nur ernst wirken wollte..... "Sie müssen wissen... mein Vater prügelt mich immer! Er... *schnieeeef* schlägt und tritt mich... es ist furchtbar. Und zum Schluss... war ich so schwer verletzt, dass Akane mich zu Dr.Tofu bringen musste..." und mit einem weiteren theatralischen Schluchzer warf er sich mir entgegen und umklammerte mich so, als ob er dringend Schutz und Trost bräuchte. Sofort lief ich tiefrot an und konnte mich keinen Zentimeter rühren. Mit einem Krachen fiel einer von Ranmas Freunden vor Lauter lachen von seinem Stuhl, die ganze Klasse war nur noch am Grölen, aber unser Herr Vertretungslehrer sah uns immer noch sehr ernst an. Grr! Warum suchte sich dieser perverse Volltrottel nicht jemand anderen, um sich über ihn lustig zu machen?! Er hatte mich den ganzen Morgen belogen...! Doch als ich ihm gerade dafür mit meinem Hammer danken wollte, löste er sich von mir, zwinkerte mir kurz zu und führte seine Show weiter. Völlig perplex sah ich ihm hinterher. Was denn jetzt? Schlagen, nicht schlagen? War das jetzt... äh... Hatte der sich jetzt über mich oder über Fujukuda lustig gemacht? Meine Augen durchlöcherten seinen Rücken, der sich von scheinbar unterdrücktem Schluchzen hob und senkte. "I-ich... wie Dr.Tofu dann noch... mein Vater schlägt mich immer! Buhu!" "Ranma... wenn du Probleme hast, dann kannst du dich mir anvertrauen." Alle Leute, die sich im Raum oder in der Nähe der Tür befanden, glotzten unseren Herrn Diplompsychologen an. Selbst Ranma kam wohl ein wenig aus dem Konzept... doch unser sorgevoller Vertretungslehrer blickte ihn unverwandt an. "Ranma! Sage es mir! Du bist jung... und in deinem Alter hat man so viele Probleme... Also gehe aus dir heraus! Erleichtere dich um ein paar Sorgen! Es ist nicht schlimm.... du musst dich nicht schämen!!" Doch Drogen. Wusste ich's doch. "Ja... äh... und deshalb kamen wir zu spät..." "Oh das ist ja grauenvoll! Aber... Ihr müsst bestraft werden! So Leid es mir auch tut... ihr übernehmt heute den Gerätedienst! Verzeiht mir... aber es muss so sein! Das ist meine Pflicht... und nun setzt euch bitte!" Wortlos verzogen Ranma und ich uns auf unsere Plätze. Der Rest der Stunde verlief irgendwie ungewöhnlich ruhig... Noch eine Stunde... eine Stunde der Qual. Japanisch. Wie sehr ich dieses Fach doch hasste! An diesem Morgen schien die Japanisch-Stunde das einzige zu sein, was normal ablief. Denn wir nahmen seit Wochen immer nur ein Thema durch... japanische Grammatik. Etwas Fesselnderes kann man sich kaum vorstellen. Meine ganze Aufmerksamkeit war wie ... ich glaube, kein Wort kann dies beschreiben... gebannt starrte ich.... der großen, summenden Stubenfliege hinterher. Elegant sackte sie einige Zentimeter in die Tiefe und wäre fast ebenso elegant gegen das Fenster gekracht, das sie seit einer Viertelstunde anvisierte. Plong. Frontalcrash mit der Fensterscheibe. Und die etwas schwergewichtige Mücke trudelte dramatisch in die Tiefe. Man konnte praktisch ihr panisch gesummtes 'May-day! May-day!' heraushören... Tiefer und tiefer. Bis sie von einer Hand aufgefangen wurde. Ein wenig erstaunt starrte ich eine Zeit lang die Hand an, bis mein Blick an dieser entlang zum Unter- und schließlich zum Oberarm des Trägers wanderte. Weiter, und weiter... höher und höher... bis ich in das Gesicht einer mir mehr oder weniger bekannten Person starrte. Ich brauchte einen kurzen Moment um zu begreifen, wer dort saß... wahrscheinlich aus einem ganz einfachen Grund. Gerade erwähnter Grund: Durch die wirklich spannende Unterrichtsstunde wurde meine Gehirnaktivität ständig gefordert, und ich war wohl noch zu sehr in 'Extase', um so etwas rasch feststellen zu können. Was machte dieser Trottel denn da mit der armen Mücke?! Das sah ja... wirklich... nach Langeweile aus. Ranma ließ die süße und putzige kleine Fliege (bestimmt Überträger der Schlafkrankheit oder Malaria) einfach auf seiner Hand rumkraxeln, während er sie mit leicht abwesendem Blick löcherte. Gong. ENDLICH!! Die Mittagspause... Ideal, um sich vom 'anstrengenden Schultag' - der in meinem Fall ja aus einer Vertretungs- und der hitzigen Japanischstunde bestand - zu erholen. Man nahm seine Bentobox oder kaufte sich etwas... und genoss die viel zu kurze Zeit. In dieser Zeit saß ich meistens im Klassenraum, um mein Mittagessen zu mir zu nehmen. Meine Freundinnen und ich rückten zu einem gemütlichen Essen unsere Bänke zusammen und packten unser Essen aus. Hier wurde mal vom Sushi der Nachbarin probiert, da mal 'n bisschen Reis vom Gegenüber gemopst... Fazit: Normalerweise eine lustige Angelegenheit. Wie gesagt... normalerweise. Doch nicht an diesem Morgen, an dem die ganze Routine eh schon flöten gegangen war. "Sag mal Akane..." "Ja?" "Wie war denn dein Morgen?" "Hmm? Wieso?" "Naja weißt du..." "...die Sache ist die..." "Jaaa?" So langsam ging mir dieses Herumgehschleiche um den heißen Brei mächtig gegen den Strich. Außerdem kam in mir eine dunkle Vorahnung hoch... "Sag mal..." "... was haben du und Ranma..." "Hmm?" "...eigentlich die ganze Zeit gemacht?" ... diese Frage hatte ich befürchtet. "Was meint ihr?" "Akane!-" ...hörte ich richtig, oder war das etwa eine recht niedliche Mischung zwischen Ungeduld, Angespanntheit und Neugier?... "- Stell dich doch nicht dumm!" Tja... Was sollte ich ihnen denn nun sagen? "Hmm..." Mein Blick suchte den Ranmas... doch der schien selber irgendwelche Probleme zu haben. Was für welche das waren, weiß ich leider nicht. Aber er wurde anscheinend von seinen Kumpels bedrängt... und anscheinend war er ziemlich genervt. Ja, sogar schon fast wütend. Seine Freunde rückten noch ein Stück näher auf ihn ein, und einige stupsten ihn leicht mit ihrem Ellenbogen in die Seite. Lange dauerte es nicht an... gerade so lange, bis Ranmas Geduld am Ende war, und er seine Freunde unwirsch aus dem Weg drängte. Ein wenig grob suchte er sich seinen Weg und ging genervt und mit großen Schritten aus dem Klassenraum. Ein wenig verwundert sah ich ihm nach. Was hatte er denn? "Akane?" "Lass sie doch... wenn man..." "Akane?!" "Hä? Was ist los?" "...ich hab's euch doch gesagt." "Yuka, was hast du ihnen gesagt??" Ja, was denn eigentlich? "Aaaach nichts..." "Yuka...!!" "Hmm??" Ich hasste es ja so, wenn sie einen auf unschuldig tat... "Sag mir sofort was los ist!!" "Aber Akane^^! Das musst du uns doch selbst sagen!" "Was denn??" Ja. Und mit einem Krachen kippte sie von ihrem Stuhl. Die 'Ich-bin-so-naiv-dass-ich-keine-Ahnung-davon-hab-wovon-ihr-redet' -Tour zog auch echt jedes Mal... "So! Das reicht jetzt!" Asano knallte beide Händen flach auf den Tisch (brutales Machoweib...) "Sag uns jetzt endlich, was ihr beide so ganz allein den ganzen Morgen getrieben habt! Das erkennt ja wohl'n Blinder mit Krückstock (+Blindenhund serienmäßig), dass Ranmas Story eben der reinste Unsinn war!" "Was??" (<-leichte Panik) """"AKANE!!"""" (wurde von Yuka, Asano und 2 weiteren Mädchen zugleich herausgeschrieen) "Ähh... Ich muss gehen!" Und in Windeseile hatte ich mein Frühstück, dass so ziemlich über den ganzen Tisch verteilt war, wieder zusammengeklaubt und alles fest in meiner Bentobox verstaut. "Warum?" "Tja... ich muss noch... ahja! Genau ^^'! Gerätedienst vorbereiten!..." "Aber..." "... der Unterricht..." "...beginnt doch erst..." "...in einer halben Stunde..." "Ihr kennt doch Fuju-fuju (absolut niedlicher Kosename für den ehrenwerten (drogenkonsumentierenden...) Herrn Fujukuda)... bei dem weiß man nie!" Und mit einem neuen Schulrekord über Kurz-Distanz-Sprint verließ ich die Klasse und knallte die Schiebetür lautstark hinter mir zu. Kindisch, nicht war? Aber es war mir so, als ob ich die Erinnerungen an dieses durchaus unangenehme Verhör hinter mir lassen, sozusagen wegsperren.... halt eben aus meinen Gedanken raus halten wollte. Keine Ahnung, wie man das so genau erklären kann... Egal. Auf jeden Fall war meine Reaktion wohl etwas zu heftig... Das hatte ihnen bestimmt nur weiteren Nährstoff oder sogar Begründungen für ihre 'Vermutungen' gegeben, welche das auch immer gewesen sein mochten. In welche Gänge ich überhaupt rannte, nahm ich schon gar nicht mehr richtig war. Ich wollte nur weg... fliehen. Wovor eigentlich? Vor meinen Freundinnen? Vor den einzigen Leuten, von denen man behaupten konnte, dass sie wenigstens normal waren... Ja wirklich, sie waren so ziemlich die einzigen. Normale Mädchen... wie gerne wäre ich doch damals eine von ihnen gewesen. Über belanglose Dinge lachen, keine Sorgen haben... doch, vielleicht Sorgen. Aber nicht solche, die ich hatte. Die Sorgen normaler Mädchen waren anders. Waren es wohl schon immer gewesen. Nein... das nicht ganz. Aber das waren sie schon seit sehr langer Zeit. Die Sorgen normaler Mädchen waren solche Dinge wie, ob dieses Kleid die Figur betonte, ob der Lippenstift farblich passte oder ob der neue Freund auch noch 'in' war. Die Sorgen normaler Mädchen... waren anders. Vollkommen anders, total gegensätzlich der meinen. Meine waren.... Erinnerungen. Die Dinge, die mich nachts in tiefsten Träumen zum vergießen bitterer Tränen trieben. Die Dinge, vor denen ich nicht fliehen konnte. Keine Hilfe... kein Licht in der Dunkelheit. Die Dinge, an denen ich im Laufe der Zeit fast zerbrach. Mein Stolz.... nur Schutz vor.... den Dingen.... ...vor... ...mir... Niemand, der meine Sorgen teilte. Ständige Dunkelheit, die mich verhüllte. Mich bedrängte. Fliehende Schatten, die ohne Licht entstanden und existierten. Wie? Wie? Meine Schreie verhallen.... ungehört. Aber ich weiß auch schon längst, dass sie sinnlos sind. Denn da ist niemand. Schon lange plagte mich dieser Traum. Während ich durch diese Gänge eilte, an Schülern vorbei, die ich einfach anrempelte.... sie noch nicht einmal sah... Da dachte ich über solche Dinge nach. Wieso? Weiß nicht. Auf einmal kam alles wieder hoch. Aber als ich mit stechender Seite und keuchendem, schwerem Atem immer langsamer wurde, bemerkte ich mit wieder einkehrender, innerer Ruhe, dass ich in einem Teil des großen Gebäudes angekommen war, in dem nur wenige Schüler auf den Gängen standen. Die Klassenräume wurden selten und wichen vereinzelten Galerien, in denen wohl Kunstgemälde oder ähnliches aufbewahrt wurde. Ganz genau sah ich es nicht, denn die Türen waren verschlossen, und seltene Sichtfenster in den Türen gaben nur den Blick auf mit schweren Tüchern verhängte Staffeleien frei. Das alles interessierte mich aber nur relativ wenig. Warum war ich vorhin so aus dem Klassenraum gerannt? Wie dumm von mir! Was dachten sie nun wohl von mir? Doch.... wenn ich ehrlich zu mir selbst war, interessierte mich auch das nur recht wenig. Wie viel Zeit wohl vergangen war? Während meines Laufes..... durch bestimmt die halbe Schule. Wo war ich hier überhaupt? Ich hatte keine Ahnung. Hier sah alles so anders aus. Irgendwann endete der Gang und ich stand plötzlich vor einer Tür. Einer schweren Tür, die ein Schloss aufwies... ein Schloss, das auf nicht unbedingt natürlicher Weise geöffnet worden war. Nun... wie soll ich sagen? Es gab einen kleinen, inneren Kampf in mir... und... Neugier siegte in einem phänomenalen Fight gegen den Titelverteidiger Panik (knock out, 3.Runde). Also versuchte ich die Tür zu öffnen, was sich als schwieriger als erwartet erwies. Die Tür war so schwer, dass ich mich mit meinem ganzen Gewicht dagegenstemmen musste, um sie überhaupt aufzudrücken. Der Rest war auch nicht besonders einfach. Es gelang mir nicht, die Tür weiter als einen kleinen Spalt aufzudrücken. Nun musste ich mich erst einmal hindurchzwängen. Wie ich das schaffte und gleichzeitig mein Gewicht gleichmäßig auf die Außenfläche der Tür verteilen konnte (wir erinnern uns: Tür= schwer), kann ich leider nicht erklären. Naja, Hauptsache, ich schaffte es überhaupt. Als ich auf der anderen Seite ankam, knallte die Tür mit einem Affenzahn wieder zu und machte dabei einen Höllenlärm. Ich fuhr vor Schreck total zusammen. Hoffentlich hatte das bloß keiner gehört! Irgendwie hatte mich seit den letzten Minuten das Gefühl beschlichen, dass ich hier etwas Verbotenes tat. Dieser laute Knall! Blöde Tür! Dabei hatte ich sie doch noch nicht einmal sehr weit aufgedrückt! Vielleicht höchstens 20cm! So 'nen Krach zu veranstalten... das Teil hätte dazu mehr Recht gehabt, wenn ich sie wirklich weit aufgekriegt hätte (wir erinnern uns: Tür= schwer)! Langsam öffnete ich wieder meine Augen, welche ich eben noch vor Schreck panisch zugekniffen hatte. Mein Puls raste... wahrscheinlich, weil ich noch immer das Gefühl hatte, dass ich hier, wo ich mich nun befand, normalerweise nicht hätte sein sollen. Erstaunt sah ich mich um. Wo war ich hier? Vor mir stieg relativ steil eine steinerne Treppe an... ebenso relativ war auch die Breite der Treppe... zwischen den Wänden, die den kurzen Aufstieg seitlich begrenzten. Hier war es sehr dunkel. Doch einiges konnte ich erkennen. Am Ende der Treppe sah ich wieder eine Tür... die nicht so schwer wirkte. Wo war ich nur hier? Ich konnte mich nicht erinnern, jemals an diesem Ort gewesen zu sein. Also... was macht man, wenn man nicht weiß, wo man sich befindet und auch sich nebenbei bemerkt an diesem Ort nicht unbedingt aufhalten sollte? Falsche Antwort: Man dreht um und tut etwas Richtiges. Richtige Antwort: Man stürzt sich ins Verderben. Und was tat ich? Nun... ich tat das Richtige. Manchmal zwei Stufen auf einmal nehmend kam ich schnell am oberen Ende der Treppe und somit an der 2.Tür an. Hier war kein Schloss angebracht, außerdem bemerkte ich erleichtert, dass diese Tür nicht ganz so stur war, wie ihre Vorgängerin. So schaffte ich es ganz leicht diese hier zu öffnen. Wohl gemerkt hatte ich schon mit einem Zwilling des Sturkopfs von eben gerechnet und somit das neue Exemplar förmlich aufgerissen. Nun knallte sie mit einem (melodischen) Scheppern gegen eine Wand, die sich noch meinem Blickfeld entzog. Aber diese Wand war mir im nächsten Moment schon wieder egal, denn als ich durch die Türöffnung trat bemerkte ich erst, wo ich mich befand..... Auf dem Dach der Schule. Über mir sah ich den strahlend blauen Himmel, der trügerisch unschuldig samtene Friedlichkeit ausstrahlte. Es schien, als wolle er den stürmischen und vor allem nassen Morgen entschuldigen... oder einfach heuchlerisch so tun, als würde er keine Regenwolken kennen. Die Sonne strahlte warm und hatte den Betonboden schnell wieder trocknen lassen. Ich ging ein paar zaghafte Schritte, blieb dann aber wie vom Donner gerührt stehen. ... Was machte er hier? Er? Nun... Um das ganze Dach war ein ca. 2-3 Meter hoher Drahtzaun gespannt, damit sich wohl kein Schüler das Leben nehmen konnte und die Schule keine anfallenden Versicherungskosten zahlen wollte. Und Ranma? Der stand in einiger Entfernung und lehnte mit geschlossenen Augen an diesem besagten Zaun. Irgendwie... ja, ich musste es mir schon irgendwie eingestehen... irgendwie sah das schon... cool aus. Oben auf dem Dach herrschte stetig ein sachter Wind, und dieser ließ Ranmas Hemd, das dieser aus seiner Hose gezogen hatte, leicht um seinen Körper wehen. Auch seine Haare wurden von dem stetig währenden Wind hin- und herbewegt. Er selbst hatte wieder einmal sein Hände in seinen Hosentaschen vergraben. Die ohnehin schon kurzen Ärmel seines Hemdes hatte Ranma wohl wegen der nicht unbedingt unangenehmen Hitze, die hier herrschte, so nach oben gerollt, dass man einen Teil seiner Schultern sah. Die Luft flirrte ein wenig in der Hitze und sein Bild verschwamm in der aufsteigenden, warmen Luft. Ich war... ein wenig verwirrt... Was machte der Kerl hier? Immer tauchte er da auf, wo ich auftauchen wollte!! Ok... eigentlich wollte ich ja gar nicht hier hin, aber naja...! Doch bis jetzt schien er mich noch nicht bemerkt zu haben. Sollte ich mich vielleicht... jetzt schnell aus dem Staub machen? Wär keine schlechte Idee... Aber ich tat mal wieder genau das, was 'falsch' war, sofern man das jetzt so nennen und dabei mit einem Atemzug meine 'Richtig-Falsch-,-egal-was-das-Falsche-auch-sein-mag-,-ich-werde-es-tun' -Theorie erwähnen konnte. Eine solche Theorie hatte ich zwar noch nicht, aber ich beschloss in dem Moment, dass ich mir in nächster Zeit eine zulegen wollte. Was das 'Falsche' war? Genau... Eigentlich wollte ich umdrehen, die verflixte Tür aufstemmen (wir erinnern uns: Tür= schwer) und zu meinen Freundinnen zurückgehen. Ihnen sagen, dass alles nur ein Missverständnis war, und dass ich dem Idiot demnächst mal wieder eine Lektion in der Kategorie Gehorsam erteilen würde. Doch was tat ich? Naja... eigentlich kann man sich nicht so ausdrücken. Bewusst tat ich gar nichts. Meine Schritte hatten ein eigenes Ziel, von dem ich noch nichts wusste. Und wo war das Ziel? Ich ging genau auf Ranma zu. Verdammt! Was machte ich da?! Noch hatte er mich nicht bemerkt, noch... Oh... falsch. Als ich knapp 10 Meter vor ihm zaghaft zum Stehen kam öffnete er seine Augen... seine Augen? Ja, was denn sonst? Aber es war etwas anders... seine Augen blickten mich kalt an. Er schien keineswegs überrascht zu sein, mich hier zu sehen. Wieder einmal konnte ich nichts sagen. Nichts zu ihm... Und er? Was tat er? Keinen Millimeter rührte er sich, maß mich nur mit... eisblauen Augen. "H-hallo..." Mehr konnte ich nicht sagen. Aber, wenn ich's mir recht überlege... war das auch das beste so. Ich meine- meine Stimme zitterte ja schon bei diesem einen Wort! Wie konnte ich denn da noch etwas Gescheites hervorbringen? Moment mal! Warum war ich eigentlich so nervös? Es war doch nur Ranma... mein Verlobter!... nur Ranma. Doch 'nur Ranma' hatte sich seit heute morgen schon wieder verändert. "Was willst du?" Eine Frage... die mir sämtlichen Mut nahm. So kühl... sein ganzes Auftreten... wie er an diesem Zaun lehnte... lässig, doch auch ablehnend und ein wenig genervt. Hatte sich schon wieder etwas geändert? Oder irrte ICH mich? Machte ich vielleicht einen Fehler? Vielleicht... hatte ich mir alles nur eingebildet. Vielleicht existierte der Ranma, den ich heute morgen zu kennen lernen glaubte überhaupt nicht? Vielleicht... war das alles nur einer der idiotischen Tagträume, die mich in jeder Japanischstunde in ferne Sphären versetzten? Nein. Das konnte nicht sein. Jedes Mal, wenn ich nun..... nun, nach diesem einen Morgen... die Augen schloss... konnte ich ihn wieder spüren. Ihn... seine Wärme... Konnte seine meerblauen Augen... meerblau, nicht eisblau... sehen, konnte in meinen Träumen wieder wirbelnde weiße Federn der Freiheit sehen... das Rauschen der Schwingen, die die Freiheit trugen, hören... Konnte wieder die zarten Blütenblätter auf meiner Haut fühlen... den Wind in meinen Haaren- den Wind, der die Kronen vieler Glücksboten hin- und herwiegte... Es musste real gewesen sein. So einen Traum... zugegeben so einen wunderschönen Traum... hatte ich noch nie. Einen Traum... von Freiheit und Glück... und von etwas... einem Satz, der mein Herz, selbst wenn ich ihn nur still und für mich wiederhole, mit einem Gefühl erfüllt, dass Freiheit und Glück in einer Vollkommenheit verband, dass... Es kam mir so vor, als ob ich nie wieder traurig sein könnte... als ob Glück und Freiheit in meinem Herzen so untrennbar miteinander verbunden wären, dass ... Nein! Das konnte einfach kein Traum gewesen sein! Das wollte ich nicht glauben! Man soll mich nicht fragen, warum ich mir das alles zu jenem Zeitpunkt, an jenem Ort dachte. Warum machte ich mir so viele Gedanken um jemanden, wenn ich noch nicht einmal mit mir selbst klar kam? Nun... vielleicht könnte man sagen, dass ich nur nicht 'mehr' mit mir klar kam, weil mir jemand solche Gedanken an sich selbst aufdrängte. Die Präsenz dieses Jemands konnte ich noch immer in mir fühlen... dieser Jemand hatte flammende Spuren auf meiner Seele... in meinem Herzen hinterlassen. So richtig bewusst war mir das damals noch nicht. Wenn ich nur meine Augen schloss... nur meine Augen schloss..... konnte ich schon die Zeichnungen sehen, mit denen 'er', den ich ja nicht einmal richtig kannte, meine Seele versah... Warum? Warum? ..... Tausend Gedanken. Tausend Fragen. Und doch... nur eine Antwort. Ein Satz. "Was willst du?" Schon wieder... seine Worte... sine Stimme... kalt und schneidend. Ich fühlte mich so, als ob tausend Schwerter meine Seele entzweirissen. "Ich... ich bin nur zufällig hier! Kein Grund mich hier so anzuschnauzen!" Uneinigkeit... meine Seele und mein Körper... waren wieder einmal getrennt. aus meinem Mund kamen Worte... fast reflexartig. Ja... es war wohl auch so eine Art Reflex. Früher überließ meine Seele meinem Körper die Macht... damit der Körper die Seele vor Schmerz bewahren konnte. Früher... wollte ich denn nicht, dass alles anders würde? Er hatte es nicht verdient! Ich wollte mich ändern! Nein! Nicht ändern! Nicht wegen ihm, der mein Vertrauen so ausnutze! Ich wollte ihm meines entgegenbringen, damit er... Nicht mehr... keine Schmerzen! Nicht mehr! Doch seine Reaktion... war auf der einen Seite genau das, was 'ich' erwartete, und auf der anderen Seite genau das, was 'ich' nicht wollte. 'Ich'? Zwei Hälften. Yin und Yang. Reaktion? Nun, er schloss kurz seine Augen, stummste sich mit seinem Rücken vom Zaun ab. Der Zaun klirrte... und Ranma ging noch mit geschlossenen Augen an mir vorbei. Kurze Zeit später knallte die erste Tür auf. Ich sah es nicht. Stand immer noch dem Zaun zugewandt da. Etwas hatte mich dort... Noch bevor die erste Tür wieder zugegangen war, hörte ich wieder ein Geräusch gleich dem eines Gewehrschusses. Aha, die 2. Tür. Dann klappte die erste Tür leise zu und schnappte mit einem Klicken an ihren angestammten Platz. Doch ich stand immer noch dem Zaun zugewandt da. Die Luft flirrte, und die Bilder der Umgebung verschwammen. So... *krauch* Vielen Dank, werter Leser, dass sie sich diesen Schund hier angetan haben! Es erfüllt mich immer wieder mit großem Stolz, dieses Archiv zu entehren... (vor mir is fast keins dieser netten Archive sicher... hähähä...) Noch ganz kurz: Morddrohungen bitte an Kiavalou@web.de , ja? (und noch @Swetha: Ich hoffe, dass dir (und den anderen natürlich auch) dieser Teil gefallen hat! Es scheint ja fast so, als ob du auf die Fortsetzung 'gewartet' hättest... ui! *rotanlauf* Was rede ich denn da! Kühne Gedanken...! 'Warten' in Verbindung mit meiner Geschichte... hui...) Kapitel 5: ----------- Gut- Aussagen der Kommentare angekommen. Vielen Dank- Sulai vator let aicune. Zu dem Teil hier kann ich nichts sagen. Falls manche Stellen zu schwierig sind, kann ich nichts dafür. Ihr verlangt von mir Romantik- gut. Ich habe es versucht. Aber ihr habt einen gewissen Faktor nicht mitberechnet. Zu weiteren Stellungnahmen bin ich weder im Moment noch am Ende bereit, da ich um diesen Teil schreiben zu können erst einmal E.S.'s aufbauen musste. M.: Zorn gegen Wut. Hinweis: Dieser Teil ist ein weiterer Beweis dafür, dass ich gerne Metaphern schreibe. |...Wer bist du wirklich? Sage es mir... bevor.....| Die Liebe der Kirschblüte 5 Schmerz. Verzweiflung. Vertrauen? Was ist das noch... wenn man es verloren hat? Nie wieder. Hörst du mich? Nie wieder. Ich schrie in meinen Gedanken. Schmerzen. Tausend Schmerzen. Tränen liefen mir über meine Wangen. Salzig..... Erinnerungen. Verworfen. Meer..... Möwen... ein klagender Schrei. Die Schwingen wollen sie nicht mehr tragen. Die Möwen sind nicht mehr frei. Und eine einzige schwarze Feder segelt vom Himmel. Sturm peitscht das Meer. Warum immer wieder... dieses Meer? Warum weine ich? Warum weine ich wegen ihm? Ich... er war doch nur ein Vollidiot! Wir waren ja noch nicht einmal befreundet! Wie sehr ich ihn doch hasste! Nein.... wenn ich nun an ihn dachte, kam bloß eine seltsame Leere in mir auf. Doch es war mir so, als ob sie nicht nur von mir ausginge. Mein Blick.... so unklar! Und doch ein klarer Blick. Ein Bild. Scharf... gestochen scharf. Entfesselte Wut. Pein. Schaum, der sich auf den Wellenkämmen bildet. Gischt, die aufspritzt. Wellen, die mit einem donnernden Krachen gegen felsige Klippen krachen. Gewitterwolken. Verhangene Sonne. Kaum Licht.... doch eine Kraft, die alles in merkwürdigen Schimmer hüllt. Kein richtiges Licht..... alles verschwimmt in der Kraft des Sturms... des tosenden Meeres. Mächtige Brandung.... Wellen, die sich an hervorstehenden Felsen brechen. Doch... da war jemand an den Klippen. Stand dort und starrte in die Wogen. Eine Person. Einsam. Wer es war? Erkennen konnte ich es nicht. Warum auch? Mir war eh alles egal. Das sonnenüberflutete Schuldach war schon längst meinen aus Gedanken entschwunden. Das einzige, was meine Gedanken durchdrang war das Geräusch brechender Wellen. Wassermassen türmten sich hoch auf... alles dunkel. Keine Sonnenstrahlen. Und doch sah ich alles. Die Schatten lagen tief. Und dann regneten nicht nur Gischttropfen in mein Gesicht. Regen ergoss sich über mir und dieser Person. Ich wandte mein Gesicht den Wolken zu und spürte den Regen an meinem Gesicht herunterrinnen. Über meine Wangen. Vermischte sich dort mit meinen heißen Tränen. Ich hielt meine Augen geschlossen und spürte dem Gefühl des kalten Regens nach. Mir wurde schwindelig... ich hörte das Donnern und Tosen des Wassers, sah jedoch nichts. Kein Gegenstand, an dem ich mich hätte festhalten können. Ich stand einfach auf der Klippe und starrte förmlich mit geschlossenen Augen gen Himmel. Regen rann mir... an der Stirn hinunter... an den Schläfen... über meine Wangen an meinem Hals herab. Die Luft war voll von wilden Geräuschen. Die Wildheit und Kraft des Meeres... entfesselt in einem Sturm der Gefühle. Doch diese Bilder waren nicht die meinen. Jemand anderes sah sie. Und ich sah durch diesen jemand anderen. Wer war dieser Jemand, der solche Bilder sah? Sie sehen wollte? Sie liebte und gleichzeitig hasste? Alle diese Emotionen konnte ich fühlen. Durch diesen Jemand. Das war wohl die Person die dort neben mir stand und mich nicht bemerkte. Ich drang in ihre Gedanken ein. Doch warum? Warum eine Antwort? Unbewusst wollen Fragen, die unsere Gedanken unserer Seele aufzwingen, auch immer unbedingt eine Antwort haben. Ich hasste es. Doch... ... kein doch. Es war nun einmal so. Warum nicht einfach das Meer betrachten? Warum nicht neben dieser Person stehen? Einfach nichts tun und die Gedanken und Wünsche ihres Herzens hören? Ich spürte Qual... und Angst. Furchtbare Angst. Wie gerne würde ich diese Person trösten! Sie schien mir in diesem Moment so nah... doch ich sah ihr Gesicht nicht. Fast wie ein Schatten stand sie dort. Hoch aufgerichtet. Trost... jemandem geben, der ihn nötig hatte. Aber hatte ich das nicht auch? Nein... der Schmerz dieser Person war größer. Ich wollte sie trösten... doch womit? Mit meinem Vertrauen? Ich hatte keines mehr. Was konnte ich tun? Ich... musste etwas tun. Ich hielt es nicht mehr aus. Die Wasserzungen leckten über den rauen Stein schon zu uns herauf... ...ich musste ihm helfen. Ich streckte meine Hand aus und berührte ihn sanft an der Schulter. Es war ein Mann- das sah man an seiner Statur. Doch er reagierte nicht. Nun befand sich meine Hand ganz auf seiner Schulter, lag beruhigend auf dieser. Ganz langsam wandte er seinen Blick vom Meer ab. Sein dunkles Haar wurde von dem kräftigen Wind hin- und hergepeitscht... ...seine weite Jacke flatterte um seinen Körper... der in diesem Sturm der Kräfte unbeweglich schien. Als er mich ansah schien plötzlich die Zeit stehen geblieben zu sein. Ich sah ihm direkt in die leeren Augen. Alle Geräusche verschwammen in meine Ohren zu einem einzigen Rauschen. Die Farben verwischten in Regentropfen und Gischt. Das einzige, was meine Augen nun sahen, waren sein blasses, emotionsloses Gesicht und seine Augen. Doch... ich brauchte nichts weiteres mehr zu sehen. Nicht vom Himmel, nicht von den Klippen... nicht vom Meer. Denn sie waren all das. Durch diese Augen entstand diese ganze Umgebung. Plötzlich schien diese mit einem leisen Klirren in Scherben zu zerbrechen. Um mich herum war nur gähnende Leere. Schwärze... so weit mein Blick reichte. Ich fiel haltlos. Doch sein Bild, wie er dort auf den Klippen stand... seine Augen, sein Blick... sah ich als letztes. Mit einem Keuchen wachte ich auf und fuhr hoch. Wo war ich hier? Was war passiert? Ich sah mich um... ich lag oder besser saß auf einer Liege. Neben mir stand ein kleines Tischchen mit mehreren Flaschen darauf... Nun fiel es mir wieder ein, wo ich war. Aber warum war ich hier? Hier, im Krankenzimmer? "Aah! du bist wach geworden!" Freundlich lächelnd kam die Schulkrankenschwester auf mich zu. "Wie geht es dir?" Was sollte die Frage? Ich war doch kerngesund! "Hä? Ähh ich meine, wie bitte?" Nun lächelte sie noch breiter. Diese Frau hatte ich hier noch nie gesehen. Wahrscheinlich war sie noch neu hier an der Schule. Außerdem ging ich ja immer zu Dr.Tofu. Sie schien noch ziemlich jung zu sein, sah aber sehr freundlich aus. "Was ist mit mir? Warum... bin ich hier?" "Tja... du wurdest ohnmächtig." "Ich und ohnmächtig?" Nun musste sie breit grinsen... "Ja. Du scheinst zwar ziemlich gut in Form zu sein, aber ja, du wurdest ohnmächtig. Das kann jedem mal passieren..." Doch ihre anschließenden Sätze registrierte ich kaum. Ich und ohnmächtig? Wie ging denn das? Und wie kam ich dann hier her? "Ähh... entschuldigen sie bitte! Aber wie komme ich dann hierher, wenn ich doch bewusstlos war?" "Achja! Ein Schüler hat dich gefunden." "Ein Schüler?" "Ja... er sagte mir nicht, wo er dich gefunden hat. Hat dich hier abgeliefert und ist dann gegangen." Mmh? Wer war das? Mir wurde es ein wenig peinlich, als ich daran dachte. Ein Schüler... der mich einfach so hatte rumtrollen sehen und mich dann noch hierher bringt. Wer konnte das gewesen sein? Vielleicht kannte ich ihn ja? "Wie sah er denn ungefähr aus?" "Aaah... interessierst du dich für deinen Retter?" Und sie musste lachen. Mir war es allerdings etwas unangenehm, da meine Gesichtsfarbe ihr vielleicht Anlass zu weiteren solcher Vermutungen gegeben hätte. "Nein!!" "Nana, ist ja gut^^!" "Und? Wie sah er aus?" "Gut!" Eine präzise Beschreibung... "Hääää?" ...und ich fiel mal wieder aus allen Wolken. "Wie 'Hääää?'??" "Ich meine... könnten sie ihn mir vielleicht ETWAS genauer beschreiben?!" "Na gut... Relativ groß... trug keine Schulkleidung - deshalb hatte ich auch zuerst vermutet, dass er ein Austauschschüler sei -... und 'ne coole Frisur. Auf der Schule hier so ziemlich selten. Seine Frisur war der zweite Grund, warum ich hinter seinem selbst- und zielbewussten Auftreten einen Austauschschüler vermutete. Wäre er einer unserer Schüler, hätte der Headmaster diese Frisur wohl nicht zugelassen..." "Was für Kleidung trug er denn?" "Merkwürdige." Krach, purzel. Und ich landete auf dem blank polierten Linoleumboden. "Bitte noch etwas genauer!!" "Na gut... ich glaub ChinaStyle. Bin mir aber nicht ganz sicher." Oh...nein! Ranma! Verdammter Mist!! ********* ,***********-*******************°!! Dieser Perversling? Spanner, Lustmolch, Idiot und Volltrottel in einem? Oh... hatte Mistkerl vergessen... aber auch egal. Er hatte mich gefunden? Verdammt! Ich... wollte ihn doch hassen! Und jetzt... musste ich ihm auch noch dankbar sein. So etwas war einfach nicht fair. "Kannst du aufstehen?" Verwirrt sah ich sie an. Was? Ich war noch vollkommen in Gedanken, als sie mich ansprach. "Ja... ich glaube schon..." - - - - - -< ~*~ >- - - - - - Entgegen des 'strengen' Verbots der neuen Schulschwester fing ich direkt zu Laufen an, als ich das Zimmer verließ. Ihre Mahnung, soweit ich diese noch mitbekam, belief sich darauf, dass ich mich noch schonen sollte. Doch wovor schonen? Vor Anstrengung oder vor psychischem Stress? An dieser Stelle nahm ich mir einfach mal das Recht heraus, selbst zu entscheiden. Ich nahm mir vor, mich vor dem zu schonen, was für mich schlimmer war: Dem psychischen Stress. Der bestand darin, zu spät zu kommen. Andere Leute mögen darüber denken, so wie sie wollen, doch für mich war es mehr als nur Stress, nach dem Lehrer in den Unterricht zu kommen. Nämlich genau dann, wenn der Lehrer gerade die Aufmerksamkeit seiner Schüler 'gebündelt' hat, und diese noch frisch und wirklich aufmerksam ist. Dann richtet sie sich auf alles Neue , entweder -wie vom Lehrer beabsichtigt- auf den Unterrichtsstoff, oder eben auf andere neue Dinge oder Situationen. Wie z.B. einen Nachzügler. Uuuah... ich hasste es zu spät zu kommen. Gegen Schwänzen oder freundlicher ausgedrückt: Betriebsferien machen oder sich einen Tag Beurlaubung nehmen... dagegen hatte ich ja nichts. Zumindest nicht mehr nach heute morgen. Da blieb man ja den ganzen Tag fort... Doch... Unterrichtsstunden?? Nein. Die ganze Situation und die Stille im Raum während des Eintretens... grausam. Nun... vielleicht würde es jetzt nicht ganz so schlimm werden. Denn..... jetzt hatten wir ja Sport. Wenn ich jetzt zum richtigen Zeitpunkt käme, dann wären die anderen vielleicht schon an den Übungen dran. Was für welche mussten wir heute eigentlich machen? Es fiel mir nicht mehr ein. Aber... das war ja ohnehin in spätestens 5 Minuten nicht mehr wichtig. Denn ich bewegte mich mittlerweile außerhalb des Schulgebäudes direkt auf die Sporthalle zu. Gleich... Knarrend schob ich die schwere Tür auf (Hinweis: Schiebetür)... schon das laute Geräusch trieb mir die Röte ins Gesicht. Hoffentlich waren alle schon an ihren Übungen... Doch mein Stoßgebet wurde nicht erhört. Als mein Blick über die Geräte glitt war alles wie leer gefegt. Hatten wir heute nicht Hallensport? Doch... es war noch zu früh im Jahr, als dass wir außerhalb Sport hätten. Schnell schlüpfte ich durch die Tür und schloss diese wieder hinter mir. Heute ging wohl alles schief. Wo waren bloß alle Schüler? Hatten wir etwa früher Schluss? Nein. Das konnte einfach nicht sein. Die Geräte wirkten wie unberührt... und zogen mich somit fast magisch an. Mit meiner Hand strich ich über das raue Leder eines dieser Sportgeräte. Raue Oberfläche... ebenso das Holz. Rau... das weckte wieder Erinnerungen. Doch diese wollte ich nicht wahrhaben. Nicht jetzt. Nicht schon wieder. Das Verdrängen dieser Gedanken war in diesem Moment mein Hauptziel. Sollte ich es wagen? Sollte ich vielleicht einmal versuchen... "Das würde ich lassen." Ich schrak auf und wirbelte herum. "Wer bist du?" "Hast du mich schon vergessen?" Und aus dem Schatten heraus trat... derjenige, den ich jetzt a wenigsten sehen wollte. Er. Ranma trug über der einen Schulter lässig einen Balken, der wahrscheinlich eines der Gerätebauteile war. "Was sollte das eben?" "Was?" "Das weißt du genau." Alle Coolness wich aus seiner Haltung und aus seinen Zügen. Nun wirkte er... wie... ein normaler Schüler. Doch... trotzdem anders. Es lag nicht an seiner Kleidung. Es lag an etwas anderem. An etwas... was mich diesen Morgen erleben ließ. Merkwürdig. Gefühle... Gedanken... alles so verwirrend. Ich wusste nicht mehr, wohin. Wohin sollte ich mich wenden? Mir selber zu? Oder ihm? Nicht mir selber. Das hatte ich all die Jahre auch getan. Wohin mit meinen Gefühlen? Gefühle... flammend heiß und so quälend. Kein Ausweg... scheinbar nie mehr. Emotionen... so fremd und doch... ergreifend und mitreißend. Wenn ich ihn nur ansah... War es das, was mich dazu veranlasste, ihm an diesem Morgen meine Hand zu reichen? War es das, was mich dazu veranlasste, über den zweiten Zaun zu springen? Springen... Reichen... Über Schatten und Barrieren springen... Vertrauen... reichen? Sollte ich mich... ihnen... diesen Gefühlen... und somit ihm hingeben? Mein Vertrauen... schmerzhaft... so die eben gemachte Erfahrung. Doch... Dann... fiel mir wieder etwas ein. Diese eine Erinnerung... die er... seine Augen... in mir hervorriefen... Das war nur ein Stück eines Puzzles. Das Puzzle der Erinnerungen. Nur ein Bruchstück... die Mitte, die mir am eindrucksvollsten in stetig verblassender Erinnerung blieb. Kirschblüten..... ein wahrer Sturm... wirbelten um mich herum. Vollkommene Dunkelheit... und doch war dort ein Licht. Von diesem Licht wehten mir ständig Blütenblätter entgegen. Ich folgte ihnen... ihrer glitzernden Spur... bis hin zum Licht. Und plötzlich befand ich mich wieder am Zaun. Sah, wie er mir seine Hand reichte. Gerade, als ich diese nahm lag ich plötzlich neben ihm auf dieser Wiese... sah ihn lachen... ein aufrichtiges Lachen... schön. Das war Ranma. Dann... waren da plötzlich die Wellen. Sanft... kreischende Möwen... weiße Federn... /Weißt du Akane... warum das Meer so groß und schön ist?/ /Nein... Warum ist es das denn Mama?/ /Weil ganz viele verschiedene Ströme und Flüsse sich in ihm vereinigen. Somit ist es ein Ganzes. Und das macht es so wundervoll und einzigartig. Lebe.../ |/...leben. --- möchtest du... leben. --- In diesem Augenblick.../| /...in diesem Augenblick. Lebe in jedem. Lebe auch in diesem. Betrachte das Meer und erfreue dich an seiner Schönheit. Vergiss das niemals, meine Kleine! Lebe.../ Strome... Flüsse... vereinigt in einem Ganzen. Wellen... |/Ich bin doch da. .../| ... Möwen... |/Ich hab dir doch gesagt, dass ich bei dir bin. .../| ... weiße Federn... |/Ich werde immer bei dir sein.../| ... Freiheit... |/...und dich beschützen./| ... Vertrauen. -Und ein leises Versprechen unter Sakurabäumen. Ich wollte... Viele Flüsse, eine Einheit. ... schon... Eine vollkommene Einheit, Yin- ... seit damals... -Yang. Ein Ganzes... ...nie einsam sein. ... bestehend aus zwei Strömen und vielen Facetten. Meer... die zweite Scherbe. "Du bist noch nicht ganz OK." "W-was?... Das hatte ich gar nicht gemeint." "Was dann?" Lege die Maske ab... meine Gedanken versuchten ihn zu etwas zu zwingen, was meine Stimme und mein Stolz mir untersagten. "Das weißt du." Er legte den Balken ab und baute das bis dahin unvollständige Gerät zusammen. "Soso. Das weiß ich also." ~Hör auf... siehst du denn nicht, wie ich leide?~ "Hör auf!" Meine Stimme... gequält... laut und gekränkt. Im nächsten Moment stand ich hinter ihm und riss ihn an der Schulter zu mir herum. Teilweise war ich erstaunt, wie leicht das ging. Er wirkte immer so sicher und standhaft... doch sein Körper war von leichter Statur. Nun stand ich vor ihm. Er starrte mich an... direkt in meine Augen. Starrte mich an... doch seine Augen wirkten dunkel... ruhig... und doch spürte ich ein bestimmtes Verlangen in ihnen. Bezwungene Gefühle... ...Gewaltige Emotionen... ... die darauf warteten entfesselt zu werden. In mir stieg ein Gefühl der Angst auf. So viel... lag in seinen Augen. Vor allem dieses undefinierbare Verlangen. So sehnsüchtig... nach Freiheit. Keine Fesseln... Fesseln... die seine Seele bannten. Und in diesem Augenblick sah ich ihn, wie er WIRKLICH war. Der ganze Morgen... war nichts zu dem, was mir seine Augen sagten. Der ganze Morgen... ich dachte, ich hätte einen Eindruck von seiner wahren Persönlichkeit erhascht. Doch das war falsch. In diesem Augenblick... wurde es mir klar. In diesem Augenblick... ...sah ich seine Seele. Wild... und doch gefesselt. Atemlos starrte ich in seine Augen... gebannt. Ein unbestimmtes Verlangen drang mich dazu, meine Hand zu heben und über seine Wange zu streichen. Was geschah mit mir? Er blickte mich weiterhin unverwandt an. Bei meiner Berührung zeigte er äußerlich keine Reaktionen... doch in seinen Augen trat etwas Neues auf. Eine Art Schmerz... die mich mit einem... sehr merkwürdigen Gefühl erfüllte. Dieser Schmerz...- Seine Gesichtszüge... fühlten sich seltsamerweise gut an. Ein ganz anderes Gefühl, als wenn ich einfach nur sein Gesicht betrachtete. Eine fast schüchterne Berührung... man könnte glauben oberflächig. Und doch furchtbar gefühlsintensiv. -... durchdrang meine Gedanken und verdrängte die Gedanken daran, meine Hand zurückzuziehen. Denn... dieser Schmerz... entstand nur durch Sehnsucht. Das war mir damals noch nicht bewusst. Noch nicht wirklich. Doch... er sehnte sich danach. Nach einer Berührung. Wellen... die sich an den Klippen brachen. Krachend... berstend, durch ihre eigene Kraft. Ich stand nun dort an diesem Abgrund und starrte in die feuchte Tiefe. Die Wogen zogen sich zu einem neuen Angriff zurück. Dadurch entstand ein wahnsinniger Sog und ließ kleinere Wellenberge in sich zusammenfallen und sich mit der größeren Welle zurückziehen. Für einen neuen Angriff im ewigen Kampf der Gezeiten. Der Salzgeschmack auf meinen Lippen... die Nässe des zerstaubten Meerwassers noch immer spürbar in der Luft... alles so intensiv. Wie diese eine Berührung. Weder er, noch ich scheuten sie. Seine Augen... schimmerten in den dunkelsten Tönen... nicht mehr einheitlich. So schien es mir zumindest in diesem Moment. Tief dunkel und an einigen Stellen grün schimmernd. Nicht mehr wie gewohnt dieses strahlende Blau... sondern wie das vom Sturm aufwühlte Meer. Sein Blick... er wirkte eine Anziehungskraft auf mich aus, die mich noch heute verwundert. Langsam spürte ich, wie meine Kräfte mich verließen. Meine Knie gaben wie in Zeitlupe nach, doch das alles bekam ich nicht mehr mit. Immer wieder sah ich seine Augen vor mir. Dieser ungebändigte Ausdruck... Die Itensivität des Augenblicks... umgab mich noch immer. Er... seine Wärme... Ich war nicht bewusstlos. Nur... offene Augen, und doch kein Blick. Das nächste, was ich nun wirklich wieder sah, oder eher bemerkte war, dass ich mich auf Ranmas Armen befand .Schon wieder. Und doch ganz anders. Unbewusst hatte mein Körper das getan, wonach sich meine Seele offensichtlich sehnte. Meine Arme waren um seinen Hals geschlungen, unverkrampft. Ich war verwirrt. Was ging hier vor sich? Hektisch sah ich Ranma an. Der allerdings schien die Ruhe selbst zu sein. Sein Gesicht drückte keinerlei Gedanken, geschweige denn Emotionen aus. Ohne irgendwelche Probleme trug er mich zum anderen Ende der Halle, zwischen den halb aufgebauten Geräten hindurch, zu der höher gelegenen Bühne, auf der der Direktor oder seine Stellvertreter manchmal wichtige Dinge bekannt geben. Dort angekommen setzte er mich auf der Bühne ab und wandte mir schon den Rücken zu. Doch... so einfach wollte ich es nicht. Nicht schon wieder... "Wa... warum?" Er drehte sich nicht zu mir um. Stand einfach da... ich sah nur seinen Rücken... Aber er brauchte es auch nicht. Ich musste sein Gesicht nicht sehen, um zu wissen, welcher Ausdruck darin geschrieben stand. "Ich habe dir doch schon gesagt, dass du noch nicht wieder okay bist." "Das meine ich nicht." Darauf folgte Schweigen. Wirklich, ich musste nicht direkt vor ihm stehen, um sein Gesicht zu sehen. Mit geschlossenen Augen saß ich dort... zusammengesunken auf dem abgenutzten Holzuntergrund. Sein blasses und ernstes Gesicht... dieses Bild war wie ein Schleier über meine Augen gelegt. Verbitterung schlich sich zusehends in seine Züge. Er... wollte das alles nicht. Doch wie es schien... blieb ihm keine andere Wahl. Wer war es... der ihn von mir entfernte? "Weißt du... ich hatte einfach kein' Bock. Kann denn selbst ein Machoweib wie du nicht verstehen, wenn man mal seine Ruhe haben will?!" Wahrlich ein krasser Kontrast. Stimme... Lässig, cool, locker. ... und Mimik. *Schmerzvoll und krampfhaft um Fassung bemüht. Fassung... für was? Ich sah ihn. Auch so. Auch wenn er es nicht wollte. Aber... es war ja seine Schuld. Er hatte sich mir offenbart. Er hatte mir das gezeigt, was ich schon die ganze Zeit befürchtet... und in meinem Innersten auch erhofft hatte. Jemand anderes. Jemand... besonderes. Der Jemand... den ich suchte. In den dunklen Tiefen der Angst und Einsamkeit verzweifelt suchte... Schmerz... Qual... Pein... des Augenblicks. Einsamkeit, Kälte.... Regen. Strömender Regen... das Geräusch der fallenden Tropfen, die wie in Zeitlupe auf dem Boden aufkommen und in tausend weitere aufsplitterten. So vieles... Regen. Einsamkeit. Kälte. Hilfe... doch... nicht gefunden. Allein. Einsamkeit... ...REGEN. * Leise fing ich an zu lachen. Seine Haltung versteifte sich. Er erwartete das, was normalerweise immer kam. Immer... vor diesem Morgen. Seine Erwartungen... dass ich ihn schlug. Wie immer vor diesem Morgen. Doch... dieser Morgen hatte alles verändert. Seine Erwartungen... dass ich ihm Schmerzen zufügte. Doch... an diesem Morgen hatte er mir... sich selbst in einem Spiegel gezeigt. Meine Verwirrung... besiegt. Überwunden. Er wollte mich täuschen. Doch... das ließ ich nicht zu. "Ranma... hör auf." Mein Ton... weder besonders belustigt, noch von jedweder Emotion beschwert. Er riss seine Augen auf und sah erschrocken nach oben. Das alles sah ich noch immer mit geschlossenen Augen. Sein Blick fing die Lichter der Unendlichkeit und wanderte in der Leere umher. Verwirrt... sein Gesichtsausdruck. Ich musste lächeln. Dieser Ausdruck... hin- und hergerissen zwischen den verschiedensten Emotionen. Daher so wirkend, als ob Ranma versteinert wäre. Er starrte an die gegenüberliegende Wand. *Hör auf... Quäle dich nicht so. Spiel dir nichts vor. Du kannst mich nicht täuschen. Nicht mehr! Denn... ich.......* "Ha... Womit denn?!" Scheinbar hatte er sich wieder einigermaßen gefangen. Schade. Ranma... hör doch auf!' schrie ich fast schon verzweifelt in meinen Gedanken. "Das weißt du." "Aha. So. Das weiß ich also. Na gut. Wenn das alles war, dann werde ich mich, im Gegensatz zu jemand anderem, nicht vor dem Gerätedienst drücken." "Warum?" "WAS WARUM?! DU NERVST!" Er wusste, dass ich gewinnen würde. Deswegen versuchte er zu fliehen. Vor mir. Als ob das was nutzen würde! Die Panik und Wut auf sich selbst in seiner Stimme, ließen mich seltsamerweise immer ruhiger werden. Er wusste es. Das, was ich meinte. Sonst hätte er nicht so extrem reagiert. "Lass mich endlich in Ruhe!" Diese Worte schmerzten, obwohl ich wusste, was er dachte. Denn... ...ich sah die Flut. Den Sturm... einen Kampf, der um der Freiheit willen ausgetragen wurde. *Verdammt! Hör auf damit Ranma...! Ich... kann nicht mehr! Hör endlich auf dich selbst ...* "Ranma..." "Was noch?!" Er war nervös... das konnte ich ja noch bis zu einem bestimmten Punkt verstehen. Keine Schwäche mehr, die Vertrauen zu ließ. Die grausame Reaktion seinerseits auf dem Dach... die im schmerzhaften Gegensatz zu der Balanceübung auf dem verfluchten Zaun und den glücklichen Minuten im Kirschblütenwind stand... das alles hatte ich verstanden. Nun, endlich, wenn auch spät. Aber... er hatte es so gewollt! Schmerzhafte Erinnerungen.... an einem Morgen wieder aufgekommen. Vertrauen... längst verloren geglaubtes Vertrauen... auf ihn gerichtet. Auf ihn... den wahren Ranma. Der die Schattengestalt meiner Träume war, deren Gesicht ich bis zu jenem Zeitpunkt am Zaun nicht kannte. Bis zu jenem Zeitpunkt, an dem seine Worte mein verletztes Herz berührten. Er und kein anderer. Fast schmerzhaft fühlte ich mich zu ihm hingezogen. War das Liebe? War das wirklich Liebe? Da waren keine Schmetterlinge, noch nicht einmal Maikäfer oder Hummeln. Kein Kribbeln in der Magengegend. Nichts dergleichen. Da war nur... ein bestimmtes Verlangen... ...das, ihm einfach nahe zu sein. Einen Tag am Meer verbringen zu dürfen, und bis in die Unendlichkeit leben zu dürfen. Leben... nur diesen einen Tag. Nur diesen einen Tag mit jeder Faser meiner Seele vollkommen durchleben... und dabei das weite und unendlich schöne Meer betrachten zu dürfen. Und selbst am Ende dieses Tages... ja selbst an seinem Ende noch das atemberaubend schöne Farbspiel des Sonnenuntergangs auf den Wellenkämmen zu bewundern. Den goldenen Glanz... die roten Schimmer, die einen noch einmal die schönen Minuten des vergangenen Tages zeigten; von blass- bis tiefrot. Meine Seele flehte darum, diesen einen Tag erleben zu dürfen. Die dunklen und schmerzhaften Stunden des Morgengrauens hinter sich zu lassen, ja... vergessen. Denn... wenn ich endlich das Meer sehen durfte, waren die Gedanken der frühen Morgenstunden nicht mehr wichtig. Nie mehr. "Danke." "Wofür?" Natürlich. Auch wenn er ein wenig verwundert sein mochte, seine Verteidigungshaltung, die selbst in seiner Stimme Ausdruck fand, gab er nicht auf. "Dass du mir geholfen hast." "Ich und dir geholfen? Wo denkst du hin...!" "Danke." Darauf erwiderte er nichts. Warum auch? Vielleicht hätte er sich ja verraten? Wahrscheinlich wollte er mir nur weiß machen, er sei es nicht, dem ich meine Rettung zu verdanken hatte. Doch ich wusste es. Mochte auch ein Austauschstudent aus China die landesüblichen Kleider tragen, und ausgerechnet er mich finden... Aber ich hatte ihn gespürt. Daran bestand nun kein Zweifel mehr, auch wenn ich mir zu einem früheren Zeitpunkt dessen noch nicht sicher war. "Ich hab dir doch-" "Ich frage mich nur eins... Woher wusstest du es?" "Hör doch zu! Ich war-" "Hör auf! Ich weiß, dass du es warst!" Aha. Er gab auf. Immer noch stand er mit dem Rücken zu mir. Seine Haltung hatte sich nicht geändert, immer noch aufrecht. Doch sein Gesicht, welches ich als letztes sah, bevor ich meine Augen wieder öffnete, drückte eine Art Kapitulation aus, die darauf schließen ließ, dass er ohnehin schon von vornherein wusste, dass für ihn keine Siegeschancen bestanden. "... Weiß nicht. Irgendwie." "Danke... auf jeden Fall." Eine Antwort gab er mir nicht. Aber wenn ich ehrlich war, erwartete ich auch nichts dergleichen. Seine Schritte führten ihn zu den halb aufgebauten Geräten zurück. Während er weiter arbeitete, sah ich ihn unverwandt an. Eine merkwürdige Veränderung war seit heute morgen in mir vorgegangen. Früher, vor diesem Morgen... sah ich, jedes Mal, wenn ich nur an ihn dachte, ein boshaftes und spöttisches Lächeln, das um seine Mundwinkel spielte. Selbst, wenn ich ihn direkt vor mir sah, schlich sich eine solche Vorstellung in meine Gedanken. Dieses Bild schien sich dann wie eine zweite Haut über sein Gesicht zu legen, und passte ihn, meinen Verlobten, somit meinen Vorstellungen an. Doch nun, wenn ich ihn so ansah... ohne Vorurteile... ohne irgendwelche 'Gedanken'... Sah ich jemand ganz anderes. Jemanden, der konzentriert arbeitete und weder bösartig, noch gemein und hinterlistig aussah. Nun sah ich jemand... völlig neues. Und nun verstand ich auch allmählich, warum er so viele Verehrerinnen hatte. Man brauchte sich gar nicht vorzustellen, was für Wünsche und Bilder sie in ihren Vorstellungen ihm aufzwangen. Man verstand es auch so ganz gut. Sogar, was sie alles von ihm wollten. Kapitel 6: ----------- Lieber Freund des guten Geschmacks: Hier sind sie eindeutig falsch. Wenn sie jedoch denken, sie seien richtig hier: Sind sie immer noch eindeutig falsch. Zuerst möchte ich mich ganz herzlich bei den Commentschreibern und einer ganz bestimmten Person (die allerdings von ihrem Glück nichts weiß und deren Name mit G anfängt...) bedanken. Gut, aber bevor ich hier noch zu emotionsvoll meinen Dank auszudrücken versuche, hier die Geschichte. Viel "Spaß (in dem Zusammenhang wirklich zum Schreien komisch, das Wort zu verwenden...)"! Achja... es fehlt ein kurzes Stück, macht aber nix. Den Anfang der Sportstunde zu beschreiben war mir ehrlich gesagt ein wenig zuwider... so langweilig (genauso ist auch die Geschichte, also nicht böse sein...). |Enthülle mir dein Geheimnis... Geheimnis? Zeige mir... das Glück der Winde.| Die Liebe der Kirschblüte 6 Ich war verwirrt. So viele Gedanken versuchten gleichzeitig, die Vorherrschaft zu erringen und sich recht Unfairerweise vorzudrängeln. Und ich wurde von so vielen Emotionen umgewühlt, dass mir schwindelte. Wie war das nur möglich? Eben noch schien noch alles in Ordnung zu sein... Eben noch schien ich die Kontrolle zu haben. Über meinen Körper, über meine Gedanken... alles so verwirrend, so neu für mich. Was weckst du in mir? Welche Gefühle, welche Gedanken... Ich wollte fliehen... vor dir, wer immer du auch sein mochtest. Denn... ich bin ein Mensch. Und Menschen wollen lieber im alten Trott leben, anstatt sich an neue Ufer zu wagen, und vielleicht ihr Glück zu finden. Wie auch immer dieses Glück aussehen mochte. Wie auch immer... Was geschah mit mir? Was war das? Meine Blicke folgten dir... wurden fast magisch von dir angezogen. Wie du dort... mit den anderen Sport machtest... genauso wie sie, und doch anders. Nicht nur deine Kleidung, auch nicht vielleicht dein Aussehen. Da war etwas anderes. Wirklich verwirrend, sich so etwas einzugestehen. Vor allem, wenn man es nicht gewöhnt war, sich irgendetwas einzugestehen. Weder Schuld... noch... Wutanfälle. Ja, das war eine meiner größten Schwächen. Wie oft schon hatte ich dich schon geschlagen, manchmal sogar, ohne Grund. Aber, danach fühlte ich mich immer entspannt... nein. Nein. Selbst jetzt, fällt mir diese Hürde des Stolzes schwer zu nehmen... das 'Eingestehen'. Mit sich selbst klarkommen. Mit sich selbst ins Reine kommen. Sich selbst kennen lernen... finden. Eine neue Erfahrung auf dem steinigen Weg des Lebens. Und nun bedeutete mir mein Stolz einen überdimensional großen Felsen. Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Im Wechselbad der Gefühle... so könnte man es beschreiben. Je nachdem, wie man Gefühle definiert. /Wie ein frischer belebender Wind, meine Kleine./ /Wind, Mama?/ /Ja... er bringt Leben. Und was wäre ein Leben ohne Gefühle? Mmh?/ /Ein Leben ohne Gefühle?/ /Ja... stell dir vor, du gehst durch die Straßen und siehst auf dem harten Beton einer Brücke, oder auf den Steinen einer Mauer... auf diesem unwirtlichen Untergrund ein kleines Pflänzchen. Was würdest du dann machen?/ /Hmm?/ /Würdest du stehen bleiben und dich freuen, dass dieser kleine Kämpfer allein durch seinen Willen... allein durch seinen Wunsch nach Leben, sich behaupten konnte? Würdest du dich seiner Widerspenstigkeit und seines erbitterten Widerstandes erfreuen? Oder würdest du einfach daran vorbeigehen... ohne dieses kleine Wunder zu erkennen? Ohne es zu sehen, ja, überhaupt wahrzunehmen?/ Was?! Daran vorbeigehen...? Einfach?... /Ist das ein Leben? Wenn man durch die grauen Straßen geht, ohne die kleinen und doch schönen Farben zu sehen?/ Farben... ja, und 'die grauen Straßen'... Damals... da verstand ich es noch nicht. Damals... schien alles noch leicht zu sein. Damals... war einfach. Doch... 'Jetzt', ist schwer. Jetzt... ist kompliziert. Nun... ist es wohl schwer, im Jetzt zu leben. Denn Damals... warst du da. Damals hast du uns immer dazu gebracht, Gefühle zu fühlen und überhaupt zuzulassen. Damals hast du uns immer zu einem Lächeln verleitet. Doch nun... War es anders. Damals bist du im Regen von uns gegangen. Die Sonne deines Lachens ging unter. Wieso? Gebrochene Versprechen. Vergangen, vergessen? Nein. Vergangen. Und doch nie vergessen. Aber... wie war es nun im Jetzt? Galten hier noch Versprechen? Gab es hier noch... Vertrauen? /| In diesem Augenblick... möchtest du... leben.|/ Vielleicht... nein. Bestimmt. /|Halt still! Oder willst du, dass wir beide runterfallen?|/ Nein. /|Bleib ruhig! Entspann dich! Ich bin doch da.|/ Auf jeden Fall. //Was?! Und wenn ich falle?/ |Ich bin doch da.|/ Ja. Zumindest so lange er da war. Huch?! Was dachte ich da?! Warum dachte ich so etwas überhaupt? Aber während er am Barren einige Übungen der Unmöglichkeit praktizierte und somit seine Kumpels unbewusst zum Staunen brachte, flüsterte mir ein leiser Wind die Antwort zu... eine Antwort der Freiheit und einen Kuss der Kirschblüten. "Na Fräulein Tendo, geht es ihnen nun wieder etwas besser, sodass sie auch mit ihren Kameraden turnen können^^?" AAAARGH!! Musste der Depp mich so erschrecken?! Gott, da bekam ich doch fast 'n Herzinfarkt... wie hieß es doch? In Europa sollte es die Todesursache No. 1 sein... grauenhaft, aber nun wusste ich den Auslöser. Durchgeknallte Sportlehrer, die ganz ausnahmsweise nicht auf Entzug waren. "Äääähm... plötzlich spüre ich dieses... äh..." "^^Dieses?" "Öhhm... Stechen. Ja, genau^^°! Dieses Stechen!" "Oh." Na toll. Jetzt belog ich auch noch meinen heißgeliebten Sportlehrer. Na, ums glaubhafter zu machen... muss man ja immer noch eins drauf setzen... "Ja!! Hier, am Herz!" "Ääähm... ist das nicht ihre rechte Niere?" "Aaaach! So heißt das Ding also, das ständig zu zerreißen droht und meine Nervenbahnen mit Schmerzimpulsen bis hin zu meinem Nervenzentrum durchjagt, und dieses meinen Körper mit Schmerzgefühlen und nicht enden wollender Pein durchzieht!" "*nicknick*" -_-° Ja. Künstler wurden schon immer verkannt. "°-°' Ich glaube, dann geht's mir wohl nicht so gut." "Ja." Bestand da viiiielleicht irgendeine flüchtige verwandtschaftliche Beziehung zwischen dem Junkee und der neuen Funky-Krankenschwester? "Äh... soll ich nun mitmachen oder nicht?" "Mmmmhhh.... Mmmmmhhh...." ? "Mmmmmmhhh........ Mmmmmmmhhh....." ?! "Mmmmmmmmhhh.......... Mmmmmmmmm........" . "Mmh?" "Mmh!" Aha. Na dann. Plötzlich wirbelte Fuju-Fuju abrupt herum und ging mit steifen Schritten auf die Jagd nach sündhaften Sportschwänzern. Ein wenig verwirrt starrte ich ihm nach. Dieser harte und überaus brutale Gesichtsausdruck mit dem eiskalten Blick der Wahrheitssuchenden schockte einige meiner Klassenkameradinnen so sehr, dass ihnen sogar die gefälschten Entschuldigungen (Rheuma in jungen Jahren) aus den Schwitzepfötchen fielen. Fuju-Fuju war wirklich merkwürdig. Die Sportstunde verging wie im Flug, und Fuju-Fuju erwischte noch einige Sünder, indem er sie aus dem Hinterhalt ansprang und zu Tode erschreckte. Die Herzrhythmusmassage konnte bedauerlicherweise nicht mehr von den spätpubertierenden Streberschweinen ausgeführt werden, da die Betroffenen(überwiegend weiblichen Geschlechts, ca. 99,9%. Der 0,1%-Anteil ist eine niedliche und überaus attraktive Transe, die jedoch nicht wirklich etwas mit der Geschichte zutun hat.) in Animemanier nach ca. 2 Minuten wieder einigermaßen auf'm Damm waren. In diesen zwei Stunden passierte eigentlich nicht mehr besonders viel, außer dass ich über die Irren-Rate dieses Jahres an unserer Schule philosophierte (die nach der Ankunft einer gewissen Person im China-Style merkwürdigerweise anstieg) und einer von Ranmas Freunden eine Platzwunde am unteren Kinnbereich erlitt (äußerst massiver Turnhallenboden). Viel zu schnell versammelte Fuju-Fuju seine Schülerschaft um sich, um noch einige abschließende Worte zu sagen, die eh keinen interessierten und ungehört in den endlichen Weiten der Turnhalle verhallten. Das einzige Wort seinerseits, dass wirklich vernommen und mit erschöpfter Begeisterung beantwortet wurde, war "^^Umziehen!". Danach stürmten meine sportbegeisterten Mitschüler den einzigen Ausgang und verstopften ihn kurzzeitig in einem Anfall von Fluchtgefühlen und dem aufkommen natürlicher Überlebensinstinkte. Der Stau endete beinahe in einer Massenpanik, aber glücklicherweise war die Mauer neben der Tür so freundlich, dem Druck der angsterfüllten Schüler nachzugeben und somit einige Schüler durch das herausgesprengte Loch in der Mauer in die ersehnte Freiheit zu entlassen. Nach einer verhältnismäßig langen Zeitspanne von 1:23:89 Min. waren meine zerschundenen Mitschüler aus der Halle geflüchtet. Ich saß noch immer dort auf der Bühne, auf der Ranma mich zuletzt abgesetzt hatte. Es kam mir schon fast wie eine Ewigkeit vor... Naja, und Fuju-Fuju... der war mit einem letzten Sprung irgendwo im Dachgebälk verschwunden. Oh... ich hatte mich wohl geirrt. Nicht alle Schüler waren meinem Blickfeld entschwunden. Da stand noch einer an die Flügeltür der Halle gelehnt. Ich sah nicht, wer es war, da die Sonne von außen genau auf die Hallenseite des Eingangs schien, sodass Gesicht und Kleidung im Schatten verborgen lagen. Hier in der Halle herrschte im Gegensatz zur äußeren Umgebung mehr Dunkelheit als Licht. Dann setzte sich die Schattenperson in Bewegung und kam mir entgegen. Je näher er kam - von der Größe und der Statur musste es ein Mann sein-, desto besser konnte ich ihn erkennen. In einer Entfernung von 10 Metern konnte ich nun endlich erkennen, wer es war. Na, wer wohl... Ranma. War ja irgendwie klar. Was wollte er? Hatte er nun vielleicht endlich ein Argument gefunden, das er mir entgegen bringen konnte und einigermaßen schlagfertig war? Vielleicht. Vielleicht wollte er aber auch etwas anderes...? "Was ist?" Zuerst erwiderte er mir nichts, bis er ungefähr noch 5 Meter von mir entfernt war. Dann konnte ich eine Stimme vernehmen, deren Klang mein Gehirn zuerst nicht zur richtigen Person zuordnen wollte. Kühl, abweisend, distanziert... ebenso, wie ich Ranma erst vielleicht ein- oder zweimal erlebt hatte. Aber so hatte er noch nie mit mir gesprochen. Nicht SO kalt. Nicht zu mir. "Du räumst dann ja nachher hier wohl alles zusammen. Ich hab aufgebaut und Sport mitgemacht." "Ach, und dann soll ich das alles jetzt allein machen?" Ja, man merkte es mir an. Ich war sauer, auch wenn ich es nur verhalten zeigte. Seine Augen beantworteten mir still meine Antwort. Ok, er hatte allein aufgebaut. "Aber wir hatten doch zusammen Dienst! Das kannst du nicht machen! Außerdem kann ich ja wohl nichts dafür, dass mir vorhin nicht gut war!!" Darauf erhielt ich wieder keine Antwort. Einen Moment sah er mich nur an und musterte mich wortlos, wobei mir ein kalter Schauer den Rücken hinunterjagte. Unangenehm war es mir nicht unbedingt, aber dass er mich so unverhohlen abschätze und mich mit solch kühlem Ausdruck maß, verunsicherte mich. Nervös trat ich von einem Fuß auf den anderen. Dann drehte er sich einfach um und ging mit langen und leichten, jedoch verhaltenen und irgendwie nachdenklichen Schritten dem Ausgang entgegen. Moment...? Dem... Ausgang... entgegen?! Er musste mir doch noch helfen! "Hey!! bleib hier!" Nun hatte er die Tür erreicht, und blieb dort mit dem Rücken mir zugewandt stehen. Ohne sich umzudrehen sprach er wieder. Seine Worte waren nachdenklich und leise; obwohl eine solche Entfernung dalag, konnte ich jedes einzelne seiner Worte klar und deutlich verstehen. "Ich muss mich noch umziehen." Tja... zwar wortkarg, aber nun hatte ich einen eindeutigen Sieg davongetragen. Jetzt war ja auch wohl klar, wer später in der Ehe die Hosen anhatte. Victory^^! Aber Moment mal?! Ehe? Ich und Ranma (Hieße es nicht normalerweise 'Ranma und ich'?...)? Der Witz des Monats!! Aber... seit diesem Morgen wollte mir bei solchen Hochzeitsgedanken einfach nicht unwohl werden. War ich in meiner Ohnmacht vielleicht mit dem Kopf zuerst auf den sicheren und absolut verlässlich festen Boden aufgekommen? Ich weiß es nicht. Vielleicht liegt in der Bewusstlosigkeit genau darin der Knackpunkt, dass man bewusstlos ist... Auf jeden Fall ein guter Ansatz zum Philosophieren. Musste ich mir merken. Aber... wenn man sich das mal vorstellte...! Ranma und ich... Vor dem Traualtar... der Anzug würde ihm bestimmt gut stehen... AAAAARGH!! Was dachte ich da schon wieder? Wie würde das wohl sein... so mit ihm verheiratet? Furchtbar. Wie würde das wohl sein... mit ihm alleine zusammenzuleben? Furchtbar. Wie würde das wohl sein... °///° von ihm... geküsst... zu werden...? Wundervoll- ääääh FURCHTBAR!! Er und ich.... verheiratet... Memo an mich: Nie heiraten! Irgendwie war dieser Tag grauenvoll. Super. Grauenvoll. Zum Träumen schön^///^... Grr! G-r-a-u-e-n-v-o-l-l!! Gibs doch zu... WAS?!! Na... du weißt schon... (<- Schizophrenie in jungen Jahren) Was dachte ich da schon wieder?! So langsam wurde ich echt vollkommen verrückt. Wenigstens musste ich den ganzen Kram nicht alleine abbauen. Gleich würde Ranma mir helfen... Mein Ehemann in spe... Nicht wenn ich's verhindern kann. Sei doch nicht so;}... Wollte ich nicht aufhören, auf diese lästige Stimme zu hören? Sie will mich ja bloß zu nem mentalen Kampf provozieren...! Den du verlieren würdest^^... Nein. Doch. Nein. Doch. (<-fortgeschrittene Schizophrenie in jungen Jahren) Unendlich mal Nein! Unendlich (=x) + 1 Doch!! ... .. . NAJA (<-herausgeschriien, um Persönlichkeitsabspaltung zu übertönen) ICH SOLLTE DANN WOHL MAL ANFANGEN... Hö? Warum? *pfeif* Da ist niiiiiemand, *träller* da ist niiiiiiiiiemand... Doch. Aber warum willst du schon anfangen? Wenn du's nicht machst hast du viel mehr Zeit mit deinem Liebsten... Er ist nicht mein Liebster!! Ha^^! Jetzt hab ich dich, hähä... man muss dich nur genügend provozieren... Verdammter Mist... (Hinweis: Der Autor ist geistig abwesend und weiß daher nicht, was er schreibt, oder besser: Worauf es hinausläuft.) Währenddessen hatte ich gar nicht bemerkt, dass ich auf die Bühne hochgekraxelt war. Nun stand ich da. Was nun? Gute Frage. Warum war ich hier? Doch dann brauchte ich plötzlich keine Antwort mehr. Stand auf dieser Bühne... Niemand dort... Ich ganz allein... Sah den rauen Holzboden... ... Und hörte auf einmal eine Melodie. In meinen Ohren überirdisch schön. Ich kannte sie... ein Gruß der Vergangenheit. Töne, die mein Herz berührten... aus der Vergangenheit. Doch schon lange vergessen. Wie konnte ich nur?! Eine weitere Scherbe, ein weiteres Puzzlestück meiner Erinnerung. Da war es wieder... das hattest du mir immer vorgesummt... und da war diese Spieluhr... die du mir schenktest... in einer Nacht der Tränen. Mein erstes Haustier... ein kleiner Welpe... war gestorben. Unerfahren wie er war, rannte er eines nachmittags einfach auf die Straße hinaus. Es regnete, die Straße war klatschnass. Die Tropfen fielen vom Himmel und platschten auf den einzigen, großen See. Da lief er... mein kleines Hündchen... einfach so. Er war so glücklich, so verspielt... es schien, als würde er lachen. Mit seinen Hängeohren hinter sich herflatternd rannte er... direkt auf die Straße. Ich rief und rief, doch er war so im Freudentaumel, dass meine Stimme ihn zu spät erreichte. Das Kreischen von Autoreifen... dann Stille. Nur das unaufhörliche Rauschen des Regens. Regen. Er schien mich zu verfolgen. Ich rannte auf die Straße... rief immer wieder seinen Namen. "Ibu-chan! Ibu-chan!..." Erfüllt von purer Verzweiflung. Dann war ich bei ihm. Ließ mich auf die Knie fallen, direkt neben seinem kleinen Körper. Der Regen fiel auf uns hernieder, ich roch sein nasses Fell. Die Regenlache um uns herum weichte meine Kniestrümpfe und meinen Rock auf... doch in die klare Flüssigkeit mischte sich auch ein beunruhigender Rotton. Ich weinte. Wusste nicht, was mit Ibu-chan passiert war. Warum stand er nicht auf? Warum sprang er nicht auf, tollte um mich herum und leckte meine Hand? Warum... bewegte sich Ibu-chan nicht? Tränen tropften aus meinen Augen, ohne dass ich mir dessen bewusst war. Ich sah, wie der Regen in sein nasses Fell hineintropfte. Sah diesen leblosen Körper vor mir liegen... Diesen leblosen Körper, der sonst immer, wirklich immer in Bewegung war. Warum wedelte er nicht mehr fröhlich mit dem Schwanz? Warum ... blieb er einfach im Regen liegen? Ihm war doch bestimmt kalt! Ich musste ihn warm halten... Ich legte ihn vorsichtig auf meinen Schoß, damit er nicht noch mehr nass würde... doch seine lebenslustigen Augen öffneten sich nicht. Er blickte mich nicht an. Es sah nicht so aus, als würde er schlafen... nein. Selbst im Schlaf strahlte er noch die pure Lebensfreude aus. Nun... lag sein Kopf auf meinem Arm. Seine Augen geschlossen, die Mundwinkel und Lefzen erschlafft. Tropfen, die aus seinem Fell fallen. Wie in Zeitlupe. Sein Körper, der meinen Rock durchnässt. Warum bewegte er sich nicht mehr? "Ibu-chan!" flüsterte ich verzweifelt... und sank mit meinem Oberkörper in sein Fell. Versteckte mein Gesicht an seinem Rücken und presste den kleinen Hundekörper an mich. Unkontrolliert bahnten sich meine Tränen den Weg, tropften in sein von der Feuchtigkeit dunkel aussehendes Fell. Meine Arme umschlossen ihn vollkommen, ich musste ihn einfach ganz fest umarmen. Das schenkte mir Trost... Die Autoscheinwerfer beleuchteten uns ein wenig. Der Fahrer hatte sich noch nicht bewegt, er stand unter Schock. Doch das alles registrierte ich nicht. der eiskalte Regen rann an meinen Haaren herunter, in mein tränenfeuchtes Gesicht, durchnässte mich und meinen kleinen Liebling. "IBU-CHAAAAAN..." Seit diesem Tag... wollte ich nie wieder ein Haustier. Auch, als meine Eltern mir einen neuen Hund schenken wollten, wehrte ich mich heftigst dagegen. P-chan... nun, vielleicht wollte ich unbewusst mit ihm nur das ausgleichen, was mir seit Ibu-chans Tod fehlte. Aber... in dieser Nacht, nach Ibu-chans Tod... da kam meine Mutter zu mir. Sie wollte mich trösten... Doch ich wollte nicht getröstet werden. Ich wollte Ibu-chan zurück. Nichts weiter. Und da gab sie mir... eine kleine Spieluhr. Mama sagte, sie habe sie beim Abschied von ihrer Familie damals ebenfalls von ihrer Mutter bekommen. Dann zog sie sie auf und drückte sie mir in meine kleinen Hände. Das Material war kalt, strahlte aber doch eine gewisse Wärme aus. Während die Musik ertönte und meine Mutter leise mein Zimmer verließ, musterte ich fasziniert diese Spieluhr. Sie war wunderschön... Viele Muster. Sie wirkte zwar alt -eine solche Art der Musterung und Feinheit hatte ich noch nie gesehen- und dennoch liebevoll gepflegt und gut behandelt. Mama musste sie geliebt haben... man merkte der Spieluhr auf Anhieb an, dass sie etwas besonderes war. Nicht nur besonders gearbeitet, oder besonders schön... sondern auch mit Wärme und Liebe nur so durchsetzt. Ich drückte sie an mein Herz... spürte die Wärme, genoss die Melodie in vollen Zügen, und sah plötzlich Ibu-chan wieder vor mir. Er sprang mit mir in unserem Garten umher und tollte auf der Wiese zwischen den vielen Sommerblumen umher. Rannte mit schlackernden Ohren durch das hohe Gras auf mich zu... Ja, diese Musik hörte ich nun. Nur ich allein... Und ich fing an zu tanzen. [so, kurzer Sichtwechsel. Ich weiß, dass es zum Gesamtaufbau der Geschichte nicht passt, aber es muss sein. Ebenso die Zeitwechsel...] Langsam und mit schweren Schritten gehe ich zurück. Die Andern hatten sich schon verabschiedet und waren schon längst auf dem Nachhauseweg... wo ich auch gerne jetzt wäre. Aber es geht ja nicht. Ich musste ihr ja helfen... Man, so 'ne Furie. Aber... ich hätte ihr wohl auch so geholfen. Muss ja sein. Nagut, es müsste nicht sein. Aber was soll's. Nun trat ich in die Turnhalle. Man isses hier dunkel... der krasse Gegensatz zum gleißenden Sonnenschein draußen. Doch dann... wurden meine Blicke plötzlich wie magisch zu einem bestimmten Punkt gelenkt. Ja... zu Akane. Was machte sie da? Wie schön sie doch jetzt aussieht... Na gut, sonst sieht sie auch nicht gerade schlecht aus... aber nun wird es einem erst bewusst. Ach, was red ich denn da... aber... warum tanzt sie? Akane... und tanzen... das passt gar nicht zu ihr. Falsch. Eigentlich passt es ganz genau zu ihr. Doch sie will es sich meist selbst und vor allem nicht vor anderen eingestehen. Das ist vielleicht ihr größtes Problem. Ihre Bewegungen... so fließend... und schön. Irgendwie anmutig. Mag sie sich vielleicht auch sonst wie ein Trampel ohne die kleinste Spur Feinfühligkeit verhalten... das hier ist etwas anderes. Endlich zeigt sie sich, wie sie wirklich ist. Auch... wenn sie es nicht absichtlich tut. Gott... Wie das aussehen mochte. Ich steh hier einfach so rum und glotze zur Bühne hoch... aber ich kann nicht anders. Kann mich nicht rühren... Es scheint so, als würde sie mein ganzes Selbst herausfordern. Ja... wie heute morgen. Mit bemerkenswertem Zielstreben setzte sie meinen Schutz außer Kraft. Stur ist sie wirklich, dass muss man ihr lassen. Aber ich glaube, das ist einer der Gründe, warum ich nicht aufgeben will. Nicht bei ihr. Diese Sturheit... schon irgendwie niedlich. Aber... das ist noch längst nicht alles. Sie weiß es selbst noch nicht, aber ich kenne sie besser, als sie glaubt. Denn wir sind uns ähnlich... sehr ähnlich. Wir zeigen nur das, was andere von uns sehen möchten. Anmutig... und wunderschön. Entweder liegt es an meiner begrenzten Intelligenz, dass mir keine anderen Worte einfallen, oder sie raubt mir meinen klaren Verstand. Bezaubernd kommt auch noch hinzu... und verwirrend. Doch vielleicht gibt es keine anderen Worte, Adjektive, die sie in diesem Moment beschreiben können... Anmutig, ja. Ihre Bewegungen sind perfekt koordiniert, und scheinen alle vom oberen Rücken und der Schultermuskulatur auszugehen. Ihre Schultern und deren nahe Umgebung scheinen die fixierenden Punkte zu sein. Diese Bereiche sind die einzigen, die nicht bewegt werden. Der Rest ihres Körpers... geht vollkommen in fließenden Bewegungen auf. Wunderschön... ja, wirklich. Anders kann man es nicht ausdrücken. Ihr blauschwarzes Haar... glänzt matt und umfließt ihr Gesicht. Sie tanzt mit geschlossenen Augen... und scheint ganz in einer fremden Melodie gefangen zu sein. Be- oder verzaubernd... ja, sie raubt mir wirklich meinen klaren Verstand und hinterlässt in mir nur unverständlich fremde Gefühle... die mich vollkommen verwirren. Diese Gefühle..... so merkwürdig. Ich weiß nicht, was es ist. Ich kann sie einfach nicht einordnen, egal was ich mache. Doch... das ist nun wohl egal. Das einzige, was nun... in diesem einen Moment für mich wichtig ist... ist sie tanzen zu sehen. In diesem Moment scheint es meine einzige Lebensaufgabe zu sein. Später kann ich mir über diese Gedanken Sorgen machen, mich über sie lustig machen und mich für sie verfluchen... doch nicht jetzt. Auf einmal höre ich es... Es? Ja, die Melodie. Ich weiß nicht woher sie kommt, aber ich bin mir sicher, dass Akane zu ihr tanzt. Denn... die sanfte Melodie, Akane... und ich als beeindruckter Beobachter, scheinen irgendwie eins zu sein. Ich blicke Akane nur an... Akane hört nur dieser Musik zu... und diese verbindet Akane und mich, indem sie auf uns beide einwirkt und uns auf unbestimmte Art einschließt. Wahnsinn. So etwas... habe ich wohl noch nie in meinem Leben gefühlt. Man scheint vollkommen in dieser Melodie aufzugehen... Jetzt zählt nur noch, sie tanzen zu sehen. Später kann ich ja noch darüber grübeln. Jetzt... ist ja nicht später... [...] Keuchend und erschöpft ließ ich mich auf meine Knie fallen. Ich war erschöpft... und doch glücklich. Meiner Vergangenheit... war ich nun ein kleines Stück näher. Auch, wenn es noch so schmerzhaft war. Endlich... nach so langer Zeit hatte ich sie endlich wieder gehört... diese Melodie... die Melodie meines Herzens. Dann sah ich auf und sah nach links- aus einem mir unbekannten Grund- und... dachte, mich trifft der Schlag. 3 Mal darf man raten, wer da stand. Na klar. Ranma. Wer sonst. Aber... etwas war anders. Anders als bei unserem letzten 'Gespräch'. Er musterte mich wieder... was mir natürlich peinlich war, als ich mir der Tatsache bewusst wurde, dass er mich wahrscheinlich bei meinem Tanz gesehen hatte... ...aber diesmal war wirklich etwas anders. Sein Blick war nachdenklich... aber doch strahlte er etwas aus, was ich nicht deuten konnte. Etwas merkwürdiges. Aber die Gesamtsituation war auch nicht von schlechten Eltern. Auch merkwürdig... Ich kniete da also auf diesem alten, rauen Holz und starrte nach links zum Eingang der Sporthalle, von wo zwei blaue Augen zurückstarrten. Doch der Besitzer dieser Augen wurde sich anscheinend schneller als ich dessen bewusst, was wir da gerade machten und wandte schnell den Blick zu Boden. Danach ging 'das Herrchen' seiner Wege. Nämlich zu den Geräten, um seine Strafe abzuarbeiten... ...was ich ja eigentlich auch hätte machen sollen. Doch irgendwie konnte ich mich nicht rühren. Starrte ihm einfach nur hinterher, während er sich scheinbar ruhig an den Geräten zu schaffen machte. Als auch nun endlich ich selber checkte, was abging, wurde ich ein klitzeklitzekleines bisschen rot im Gesicht. Aber wirklich nur eine zarte Spur eines Hauches. Um das zu vertuschen senkte auch ich meinen Kopf und starrte auf das rissige Holz. So alt... so rau, und wie viele Lebensgeschichten wohl mit damit verbunden waren! Was mir aber in dem Moment total egal war und mir auch überhaupt nicht in den Sinn kam. Mein Gesicht mochte dem Fußboden (ich liebe gut verlegtes Parkett) entgegensehen, doch aus meinen Augenwinkeln beobachtete ich Ranma. Sein Gesicht war zwar blass, aber nicht von Spuren der Anstrengung gekennzeichnet. Die Blässe mochte auch von der Beleuchtung her kommen... aber er machte den Eindruck, als ob ihn irgendetwas wirklich beschäftigen würde. Nur was es war, dass wusste ich nicht. Aber... schon wieder. Warum? Immer wieder, seit diesem Morgen, starrte ich ihn an. Was war wohl schon so interessant an ihm? Na gut... man könnte einräumen, dass er gut aussieht. Ja, so weit kann mein Stolz es mir zulassen, über ihn zu denken. Einen Tag zuvor wäre das wohl nicht möglich gewesen. Und er hatte ein wirklich nettes Lachen. Schöne Augen... aber das war doch kein Grund, ihn einfach so die ganze Zeit anzustarren!! Na gut, ich geb's ja zu - es war einer. Aber sowas machte ich doch sonst nicht...! Ja. Und schon wieder steht der Morgen mit seinem Verlauf im Mittelpunkt. Was war wohl an diesem Tag so anders, dass er mein ganzes Leben umkrempeln konnte?! Na gut, ich geb's ja zu - alles. Hatte ich ihn wirklich die ganze Zeit über, seit seiner Ankunft, nie angesehen, sodass ich nun Nachholbedarf in solchem Ausmaße hatte?! Was war nur mit mir los? Plötzlich verstand ich mich selber nicht mehr. Und was war mit ihm los? Am Morgen... so freundlich, nun so abweisend... als hätte er Angst... Moment! Angst? Ja... das musste es sein. Angst. Er wollte nicht... enttäuscht werden. Wie wohl schon so oft in seinem Leben... Er wollte nicht... jemandem vertrauen, den er nicht kannte. Er wollte nicht... dass dieser jemand sein Vertrauen missbrauchte. Wie wohl schon so oft in seinem Leben... Er fürchtete sich, dass er... mir so sehr vertraut, dass es für ihn keinen Ausweg mehr gab, wenn er sich doch in mir getäuscht hätte... Ranma... Sah in sein Gesicht... ... warum... Sah in seine Augen... ... machst... Sah in seine Seele... ... du... Sah in ein Meer... ... es mir so... Sah in ein Meer, aufgewühlt, gepeitscht in einem Sturm... ... schwer?... ...voller unterdrückter... ... Meinst du... ... und versteckter Gefühle... ... ich... ... so stark und mächtig... ... wollte... ... die Felsen brechen wollen... ... dich... ... im ewigen Ansturm... ... verletzen?... ...gegen die Klippen... ... Ich?... ... sprengen... Und dann viel mir noch etwas ein. Nämlich der Gerätedienst. Schnell stand ich auf, klopfte mir den Staub von meinem Kleid (das Schulkleid) und sprang von der Bühne. Schnell begab ich mich an ein Gerät, das möglichst weit von Ranma entfernt war. Blöder- und ganz zufälligerweise wählte ich genau ein Gerät, das mir durch seinen Aufbau und seine Struktur erlaubte, die ganze Halle inklusive Ranma im Blickfeld zu haben. Flott begann ich den Abbau - immerhin musste ich ja Ranmas 'Vorsprung' wieder aufholen! - , war jedoch ziemlich unkonzentriert. Meine Gedanken wichen immer weiter ab... und immer weiter, und weiter. Sodass ich am Ende noch immer an diesem einen Teil immer wieder ein und dieselbe Stelle 'bearbeitete (falls man streicheln damit ausdrücken kann)' , während Ranma den Rest schon längst abgebaut hatte. Bis er schließlich zu mir herüberkam und sich beiläufig an einen Pfosten des Gerätes lehnte und mir interessiert zusah. "Weißt du... es ginge vielleicht einfacher, wenn ich dir helfe." UUUUAAARGH!! Der Depp erschreckte mich fast zu Tode! Wenn man über Gott und die Welt und gleichzeitig an den sprichwörtlichen Teufel denkt... mein kleines Teufelchen hatte aber nun ein wirklich unverschämtes Grinsen im Gesicht. Hätte ich ein kleines, hammerartiges Putzgerät gehabt, hätte ich ihm sein Grinsen reflexartig aus dem Gesicht gewischt. Aber mein Outdoor-Putzset hatte ich wohl zu Hause vergessen... "Man! Was soll denn das? Siehst du denn nicht, dass ich beschäftigt bin?!" "Oh doch. Das sehe ich." Gggrr!! In solchen Momenten wäre es wirklich nicht unübel, wenn die ganzen Blutgefäße im Gesicht auf Befehl mit kleinen Thromben verstopft werden könnten. Mein Gesicht fühlte sich total überhitzt an... und es gab für mich keine Chance, es zu verdecken. Leider. Aber dieser Idiot...!! So eine Frechheit... und dann dieses verflixt süße und freche... momentchen! 'Süße'? Bin echt schon so durchgeknallt (schizophren)...naja, bescheuert trifft es ganz gut... dann halt eben dieses bescheuerte Grinsen! "Komm ich helf dir." "Nein! Ich schaff das schon alleine!!" "Natürlich." Ich hasse Ironie. Und dann noch diese gönnerhafte Miene...! "Soll ich dir zeigen, wie man das ganz einfach macht?" "Tu, was du nicht lassen kannst!" Man könnte sich hier an dieser Stelle fragen, warum ich schon wieder so zickig reagierte, oder warum Ranma sich plötzlich total gegensätzlich zu eben Gezeigtem verhielt. Bei mir war es ganz einfach. Ich fühlte mich halt total überrumpelt und auch ein bisschen ertappt, da ich ja beim Abbau wirklich nicht so ganz bei der Sache war. Bei Ranma weiß ich es nicht (Aber i-hich^^...). Und dann... ja dann. Dann stellte er sich neben mich, hob seine Hand zu einer flammend roten Druckfläche, auf der in weißen Lettern "Push" stand, und schon löste sich der Balken, den ich schon seit einer Viertelstunde 'bearbeitete' mit einem leisen Klicken aus seiner Verankerung, sodass er einem fast schon einladend entgegensprang. Ranma schnappte sich den Balken und brachte ihn dorthin zurück, wo der Balken sich schon seit seinem Einzug vor ca.11 Jahren zu Hause fühlte. Völlig perplex stand ich da. Mitten in der Halle. Die einzige Person, die mir treu zur Seite stand, war ein halb abgebautes Gerüst. Sonst war meine Umgebung müde und gähnte mich mit Leere an. Ranma war irgendwo im Halbdunkel verschwunden. Gott, wie war mir das peinlich. Aber so richtig unwohl fühlen konnte ich mich seltsamerweise nicht. Ein wenig ... peinlich... war es mir wirklich... doch vor Ranma konnte ich mich irgendwie nicht so richtig schämen. Was versauten mir Ranma und dieser Morgen (das DreamTeam...) eigentlich noch?! Dann kam Ranma wieder und wir bauten gemeinsam den Rest meines treuen Freundes ab. Über die Sache davor verlor er kein Wort. Doch irgendwie hatte ich Lust - auch wenn sich das jetzt noch so bescheuert anhört - ... ja, ich hatte irgendwie Lust, mich mit ihm zu unterhalten. Aber ich war noch ein wenig verunsichert- der vergangene Morgen saß mir immer noch tief im Nacken. Wie hatte all das bloß nur anfangen können? Genau. Als ich mich unterhalten wollte. Mit Ranma. An diesem Zaun. Was für ein Unglück würde ich mit meiner Gesprächssucht nun wieder heraufbeschwören? Würde das nun wieder so unnormal ablaufen, wäre der Tag hier schon so unnormal, dass er wieder beinahe normal wäre. Was für ein Satz... aber egal. Aber... mochten mich alle koffeinsüchtigen Workaholic-Teufel der Hölle holen kommen und kein Lösegeld für mich verlangen... es war mir wirklich egal. 'Schlimmer' konnte es wohl nicht mehr kommen. Wie sehr man sich doch irren kann. Aber dazu später. Warum wollte ich eigentlich unbedingt mit diesem Vollidioten reden? Zugegeben, mit diesem Vollidioten mit dem Süßsauer-Lächeln (Persönlichkeitsabspaltung will schließlich mitreden^^...). Warum? Warum riskierte ich, von gehörnten Kidnappern entführt zu werden? Ich verstand es wirklich nicht. Nicht mal mehr mich selbst. Konnte das alles hier wirklich nur ein einziger Tag Schuld sein? Was wäre, wenn ich am nächsten Morgen aufwachen würde, und alles normal sein würde? Wenn ich aufstehen, ins Bad gehen, mich anziehen, runter zu Kasumi gehen würde, fröhlich Guten Morgen wünschen und anschließend Ranma wecken müsste, mit dem alltäglichen Morgenritual des in-den-Gartenteich-Katapulierens? Doch dazu musste ich mir über eines im klaren sein... Wollte ich das denn? Wollte ich... die alltäglichen, tristen Dinge tun, die ich jeden Tag tat? Ein neues Gefühl in mir... das seit dem Ranma mir seine Hand reichte meine Taten beflügelte... ein neues und doch altes, vergessenes Gefühl verbot es mir. Wollte ich... in den Spiegel sehen und um für den Tag gewappnet zu sein, extra vor dem Spiegel das Lächeln üben? Nein. Das war doch kein Leben! Aber was hatte ich dann all die Jahre getan? Gelebt? Nein... nicht wirklich. Wahrscheinlich waren das die Stunden der Angst, als meine Sonne noch nicht den warmen Schein spendete und mein Herz erwärmte. Die Stunden vor dem Sonnenaufgang... War denn heute meine Sonne aufgegangen? Würde das Dunkle... die Schatten der Nacht... nun endlich aus meinem Herzen weichen? Und mit einem Male wurde ich unsicher. Ich verstand mich selbst nicht mehr. Aber... hatte ich das jemals? Vielleicht... vor den Tagen des Regens. Konnte... er mir helfen? Kannte er mich? Oder... verstand er mich sogar? Diese Nähe zu ihm... ließ mich hoffen. Konnte er mich... mir selbst näher bringen? Nur... wenn ich ihm vertraute. Aber das hatte ich doch schon, oder? Ich hatte ihm vertraut... Mein Herz kannte die Antwort... und leise schlichen sich dessen Worte seiner Sprache in meinen Verstand und breiteten ein Gift -oder eher ein Heilmittel?- in mir aus. Etwas... was mich ihm selbst gedanklich näher brachte, als ich es mir eingestehen zu wollen wollte. "Was machst du heute Abend?" Ohne die Zustimmung meines verklärten Verstandes übernahm mein Herz die Kontrolle über meine Zunge, während Ranma und ich nebeneinander die Turnhalle verließen. Das Sonnenlicht blendete unangenehm einen Moment, solange, bis sich meine Augen an die plötzliche Helligkeit gewöhnten. "Trainieren. Wieso?" Ja! Genau! Wieso eigentlich? Aber diese Frage kam mir selbst zu diesem Zeitpunkt nicht in den Sinn. "Nur so... darf ich dir zusehen?" Verwirrt sah er mich an. Wir waren nun vor der Turnhalle stehen geblieben. Ein wenig perplex fuhr er sich durch die rabenschwarzen Haare und musterte mich völlig durch den Wind. Aus irgendeinem sonderbaren Grund ließ mir diese Geste bewusst werden, dass er ja da wirklich neben mir ging, alles echt und nicht irgend so ein vermaledeiter Tagtraum war. Ja... alles, was ich nun sagte und tat, das sah und hörte er, und würde es nicht vergessen. Garantiert nicht... "Klar... wenn du willst." Aus irgendeinem mir unbekannten Grund freute ich mich. Warum hatte ich ihn überhaupt gefragt, ob ich zusehen dürfe? Aber natürlich!! Nur wegen dem... "Wegen dem Training!" Gena-hau. "Wegen was sonst?" Warum grinste der denn so...? "Wirklich!" Nun lachte er auch noch... "Ich sag ja gar nix dagegen." Verwirrt sah ich ihn von der Seite an. Was er aber glücklicherweise nicht bemerkte, da er noch immer damit beschäftigt war, zu lachen. Wenn er es mitbekam, dann war er wenigstens so umsichtig, es nicht zu zeigen. Schnell wandte ich mich ab... "Aber..." ... um mich gleich darauf ihm wieder zuwenden zu müssen. "Hmm?" "Hm." "Wie bitte??" Seltsam. Was war daran jetzt denn schon wieder so witzig? Der Trottel war schon wieder am lachen...! Alter Lachsack... "Ich lass dich zusehen. Aber nur unter einer Bedingung..." Womit er plötzlich auf mich zukam. Womit sich ein leichter Rotschimmer auf meine Wangen legte. Womit ich mit leicht verunsicherten Schritten (auch Schritte haben Gefühleò.ó!)zur weiß verputzten Wand (so jung, und schon ein Mageninhalt...) zurückgedrängt wurde. Nun konnte ich nicht weiter vor ihm zurückweichen. Und er beugte sich mit einem mehr als suspekten Grinsen zu mir herunter. Jetzt verfluchte ich fast meine Eltern, dass sie mich nicht mit Fruchtzwergen vollgestopft hatten (Calcium is gut für den Knochenbau^^! Also zückt die Löffelchen!) und nun ein solcher Größenunterschied zwischen Ranma und mir bestand. Größe wirkt in manchen Momenten echt bedrohlich. "W-was?!" Hoffentlich nicht das, was... "Du musst... mir...-" Grrrrrrr!! "-... bei meinen Matheaufgaben helfen. Deal?" Uff. Mit einem Seufzen atmete ich aus. Was hatte ich da bloß wieder gedacht?!... "Seufz." "Hä? Was ist denn?" "Schon gut." "Jetzt sag schon! Was hattest du denn gedacht?" Der wusste es echt nicht...! "Nix, ehrlich^^°!" "Sag schon." "Nein." "Siehst du das?" Hmm? Was denn? "Das... ist der Blick der Gerechtigkeit! Also was nun?!" Ha! Blick der Gerechtigkeit... Nun musste diesmal ich anfangen, wirklich laut loszulachen. Jetzt spielte er den Beleidigten, sodass ich schließlich an der Wand zu Boden sank, unter heftigstem Lachanfall. Er beugte sich noch weiter vor und grinste mich plötzlich hinterhältig an. "Na gut... wie du willst. Dann darfst du mich auch noch zu 'nem Nachmittagssnack einladen." "Ne-hahahahaha-nein-hahahahahaha..." "Naaaagut. Dann lassen wir das mit dem Training..." Womit er sich umdrehte, die Hände wieder einmal in seine Hosentaschen einbuddelte und seiner Wege gehen wollte. Womit ich mich, immer noch kichernd, aufrappelte und hinter ihm hertorkelte, und den Versuch startete, ihn einzuholen. "Warte!-hhaaaaaahaha..." Wow! Der wartete ja wirklich. Sein Glück, denn als ich ihn einholte, war ich vor Lachen so schwach, dass ich mich an seinem Hemd festhalten musste, um nicht umzukippen. Endlich gelang es mir, keuchend mit dem Lachen aufzuhören. "Deine Preise werden ja immer teurer!" "War ja auch nur ein Scherz." "Der von eben war aber besser... haaaahahahahahaha..." Und schon wieder hatte es von mir Besitz ergriffen... dieses furchtbare Lachen. So langsam erschien es mir fast chronisch... Doch mein Lachen brach ab, als sich Ranma wieder in Bewegung setzte. "Wo willst du hin?" "Zur Umkleide. Da sind noch meine ganzen Sachen. Ich würde dir aber raten, mich bis dahin loszulassen. Obwohl... in der Jungenumkleide gefällt's dir sicher..." Jetzt wurde mir erst bewusst, dass meine Hände immer noch in sein Hemd gekrallt waren. Sofort ließ ich, wie von der Tarantel gestochen, los. "Idiot!" "Wenn du willst kannst du das Hemd behalten. Ich hab auch noch andere..." "Trottel!" "Würde dir bestimmt gut stehen..." 'Freundschaft' hin oder her, der Typ war fällig!! "Heeeeey! Nicht schlagen, ja??" Der hatte 'nen echt tollen Hundeblick drauf! Die Reaktion auf die Aktion mit Niedlichkeitsfaktor 10 auf einer Skala von 1-10 war dann auch dementsprechend: Sie fiel aus. Wie schnell man doch seine Meinung ändern kann... Damit kamen wir bei den Umkleideräumen an. Während er in seinem verschwand, rannte ich noch schnell ins nun größtenteils leere Schulgebäude und unsere Klasse zurück. Größtenteils leer? Wahrscheinlich leer, bis auf die durchgeknallten Vielfachsteine des Chemieclubs. Die waren ungefähr 76% ihres Lebens in der Schule. Ansonsten... hatten Ranma und ich mit unserem 'Abbau' so lange gebraucht, bis auch die Vollidioten vom Kendoclub, dessen Clubchef und gleichzeitiges Clubhäschen Kuno seine armen Hörigen bis zum späten Nachmittag knechtete, verschwunden waren. Mein Zeug fand ich recht schnell. Vielleicht lag es daran, dass sich die magnetischen Erdfelder in den letzten Jahrzehnten stark verändert haben. Vielleicht aber auch daran, dass meine Tasche die einzige war, die sich noch in unserem Klassenraum befand und sich dort langweilte. Eilig schnappte ich sie mir und rannte die Treppen hinunter und die Flure entlang. Ranma wartete bestimmt schon... obwohl mir das ja eigentlich egal sein durfte. Aber ich wollte ihn ja wegen der Trainingsstunde nicht ungnädig stimmen. Moment mal...! Ich wollte doch heute Abend gar nicht trainieren! Und selbst wenn ich es wollte, warum hatte ich mich dann so darum bemüht, gerade ihm zusehen zu dürfen? Warum war ich so erpicht darauf, ihn trainieren zu sehen? Um die Aussicht genießen zu dürfen, die den meisten meiner Klassenkameradinnen verwehrt blieb? Neeeee! Obwohl... ein solcher Vorteil ja schon seine Reize hatte... Unwirsch schüttelte ich meinen Kopf. Was dachte ich da schon wieder?! Das war es also. Das Unglück, das ich ja unbedingt heraufbeschwören wollte. Genauso wie bei der Aktion mit dem Zaun. Ich wollte mit ihm reden. Und was war? Ich ritt mich nur in Dinge und Szenen rein, die mich ihm noch näher brachten. Wenn mein Verstand nicht mehr weiterwusste, half mein Herz wohl aus. Meine Güte...! Dann durfte ich bloß hoffen und beten, dass mein Verstand sich nicht noch einmal 'nen Kurzurlaub mit Hilfe eines vom Herzen nur allzu gern und bereitwillig ausgestellten Krankenscheins genehmigte... Endlich...! Die Tür! Wenn ich wieder bei Ranma war, lenkte er mich hoffentlich so weit ab, dass ich nicht mehr so viel nachdenken konnte... Ah! Da stand er ja... "Hi! Sorry... musstest du lange warten?" "Nö. Ging noch. Obwooooohl... wie wär's jetzt mit 'nem Entschädigungssnack?" "Wenn du ihn bezahlst hab ich nix dagegen." "Ich meinte eigentlich, dass du mich entschädigen sollst." "Oh. Dann wird wohl nichts draus." "Bist du so fies..." Akane! Du musst der Niedlichkeit und Glucosewirkung wiederstehen... "Na hör mal! Kasumi wird sicher traurig sein, wenn wir nachher keinen Hunger mehr haben..." Ha^^! Kasumi! Klasse! Immer für eine Ausrede gut... "Ok..." Yes. Er gab sich geschlagen... Wurd aber auch langsam Zeit. "Na also." "Und... wie wär's mit 'nem Tee? ~+Gebäck?~" "Nei-" "Und wenn ich dir deine Tasche trage?" Wie putzig... Das musste man doch...- "Hier, meine Tasche." "So, danke! Und jetzt zum nächsten Café..." "Wieso Café? Wir gehen jetzt nach Hause." "Häää?" "Ich habe dir nur meine Tasche zum Tragen gegeben. Mehr nicht. Also komm." -... ausnutzen. Muahahaha. "Och menno..." "Was?!" "Ach nix..." Während die Sonne sich langsam schon hinter den Westbergen verkroch, gingen wir fast ebenso langsam unseren Heimweg. Ranma nachdenklich gestimmt, ich beschwingt und im wahrsten Sinne des Wortes unbeschwert. Eine interessante Mischung. Aber aus einem für mich unbestimmbaren Grund freute ich mich auf diesen Abend. Als ich mir dieser Freude bewusst wurde, fielen mir sogar zwei Gründe ein: 1. Training. Hatte ich in letzter Zeit fast sträflich vernachlässigt... 2. Endlich der Abschluss dieses verflixten Tages. Unsere Schatten wurden länger, und unter einem lauten Knurren Ranmas Magens erreichten wir das Anwesen meines Vaters. Ranma ausgelassen, in Gedanken an eine bevorstehende Mahlzeit, ich ein wenig nachdenklich gestimmt. Irgendwie lag Unheil in der Luft... Kapitel 7: ----------- Dieser Teil sollte eigentlich das Ende sein... Eigentlich. Doch da ich für die sogenannte Einführung allein schon ungefähr 5 Seiten brauchte, habe ich es wieder nicht richtig weiter gebracht. Aber keine Angst, lange müsst ihr diesen Schwachsinn nicht mehr ertragen... Gibt wahrscheinlich nur noch einen Teil. Herzlichen Glückwunsch! Ihr habt es bald geschafft... Noch was: Teil 7 ist noch bescheuerter als die ganzen Vorteile. Ich nehme es also niemandem übel, wenn er schon nach einem Viertel abklickt. |Bist du bereit... Wozu? ...bereit, zu Leben? Ich weiß es nicht... Ich habe Angst... Wovor fürchtest du dich? Vor... dir... und vor mir selbst...| Die Liebe der Kirschblüte 7 Mit einem leisen Quietschen öffnete Ranma die großen Holzflügel des Eingangstores. Höflicherweise blieb er stehen und ließ mir den Vortritt, was ich jedoch nicht mitbekam. Ich war zu sehr in Gedanken versunken... In Gedanken versunken... so häufig an einem Tag. Ein Tag... der mir wie eine Ewigkeit vorkam. Ich wusste nur nicht, ob es mir missfallen sollte. Eine Ewigkeit... ja, wirklich. So vieles war an diesem einen Tag geschehen. Vieles, was ich mir nicht erklären konnte. Und vieles, was mich überraschte, verwirrte und meine Gefühls- und Gedankenwelt vollkommen aus dem Gleichgewicht warf. Nur musste ich mir nur noch eine letzte Frage beantworten: War das schlimm? Hatte es sich... unangenehm angefühlt? Hatte es mir Schmerzen bereitet? Hatte es mich... verletzt? Ich war mir nicht sicher. Eines stand aber auf jeden Fall fest: An diesem Tag, diesem einen Tag hatte ich mehr erlebt, als in den vorigen Wochen, Monaten... ja, sogar Jahren. Ein Tag... bewusst gelebt. Mit jeder Faser meines Körpers... ja, und meines Herzens. Emotionen... überwältigend und plötzlich bei Anbruch dieses Tages wie eine Woge über mich hereinbrechend. Situationen... fremd, und doch irgendwie vertraut. Mit einem Lachen besiegelt, mit dem Wind so süß und doch so schnell verflüchtigt. Und doch... solche flüchtigen Erinnerungen, mit einem Kirschblütenkuss unvergesslich in Seelen eingebrannt... auf das man sie nie vergisst. Nie... nie. Nie wieder solche Unsicherheit in des Regens Angesicht... Nie wieder schneidend kalter Wind ungeschützt die Klippen brandend... Nie wieder... Wellenstürme an rauem Fels brechend. Nie wieder. Doch... nur eines tun. Und das mit vollen Zügen und einer bestimmten Art des Bewusstseins, die mich umgibt, umschmiegt und festhält. Nicht in die Abgründe sehen. Nicht die Dunkelheit sehen. Nie wieder. Nur eines tun... ... immer und immer wieder... ...Leben. Bis meine Sonne untergeht und ich die Sterne sehen kann. Doch wo meine Zeit... meine verbliebene Zeit verbringen? Wo? Zu diesem Zeitpunkt... am Sonnenaufgang MEINES Tages... wurde es mir allmählich klar. Den einzigen Tag... am Meer verbringen. Den glitzernden Schimmer auf den Wellenkämmen genießen dürfen... Die Gezeiten kommen und gehen sehen zu dürfen... Tobende Stürme und seichte Brandungen mit jedem Wechsel spüren zu dürfen... Spüren, in lebhafter Erinnerung des einzigen Tages festhalten und bis zum Sternenhimmel nicht mehr loszulassen. Nie mehr. Doch bevor ich meinen Tag am Meer verbringen durfte... musste ich eines tun. Vertrauen. Dem Meer. Seiner Wärme... selbst wenn mich diese Wärme irgendwann einmal verschlingen sollte... selbst dies war mir recht. Solange ich meinen ersten und letzten Tag dort verbringen durfte... Auf einmal herrschte eine plötzliche Leere in mir. Ich wusste, was ich wollte. Ich wusste, wie ich mein Ziel erreichen konnte. Aber ich wusste nicht, wie ich den Mut dafür aufbringen sollte. Eben schien doch alles noch so einfach! Und nun... stand ich wieder vor meinem größten Feind. Meinem eigenen Stolz. "Akane?" Ich fuhr aus meinen Gedanken auf. Mittlerweile war die Sonne untergegangen, sodass nur die flackernden Straßenlaternen noch Licht spendeten. Wie lange standen wir schon so da? Warum standen wir noch hier? Und vor allem... warum standen wir zusammen noch hier? Ranma... warum war er nicht schon reingegangen, wenn er doch solchen Hunger hatte? "Ja?" "Lass uns reingehen, ja? So langsam wird es doch recht frisch hier draußen, findest du nicht?" "Ja..." "Dann komm." Und damit und einer einladenden Geste bedeutete er mir, vor zu gehen. Warum war er so freundlich? Warum... war heute alles so anders? Gemächlich gingen wir über den von meinem Vater immer ordentlich geharkten Kiesweg. Immer ordentlich... Nicht immer. Nicht immer war er ordentlich geharkt. Nicht immer hatte mein Vater diese ernüchternde Ordentlichkeit gezeigt. Nicht immer... nur seit einem Tag im Regen. Seit diesem Tag, der alles veränderte. Mein Vater hatte damals den Schmerz des Verlustes betäubt, indem er durch unser Haus ging und alle Unregelmäßigkeiten beseitigte. Unregelmäßigkeiten... Dinge, die nicht mehr in das Bild passten. Die Unregelmäßigkeiten, die damals vor diesem Tag im Regen unser ganzes Leben bedeuteten. Doch auf einmal schien es nicht mehr wichtig zu sein, zu leben. Mama... warum bist du damals gegangen? Warum hast du dein Versprechen gebrochen? Warum?! WARUM?! Warum hast du uns das angetan... Wie hatten dich doch lieb! Warum wolltest du, dass alles sich veränderte?! Warum wolltest du... ...dass Kasumi... sich in diesen verdammten Haushalt hineinsteigerte und zu früh... viel zu früh erwachsen wurde? Wolltest du das etwa? Wolltest du etwa, dass eine deiner Töchter... auf einmal nicht mehr spielen wollte?! ...dass Nabiki einfach nur dasaß und weinte? Wolltest du das etwa? Wolltest du etwa, dass eine deiner Töchter... auf einmal nicht mehr leben wollte?! ...dass Papa... sich vollkommen dem Schmerz hingab und mit leeren Augen versuchte, sich an irgendeine Ordnung zu klammern, jetzt, da in seinem Leben nichts mehr normal war? Wolltest du das etwa? Wolltest du etwa, dass der Mann, der dir sein Ja-Wort gab... auf einmal sein Leben vergaß? ... dass... sich alles veränderte? Doch warum... Warum kann ich dich dafür nicht hassen? Mittlerweile waren wir am Eingang angekommen. Von Innen konnte man die Wärme unserer Behausung schon spüren. Lebhaft konnte ich mir vorstellen, wie Kasumi bereits den Tisch deckte, wie Nabiki Rechnungen ihrer Kunden bearbeitete und auf den neusten Stand brachte, wie Happosai seine Unterwäsche bügelte, wie Paps und Herr Saotome Go spielten. Wie jeden Abend. In völliger Gleichheit. Kasumi würde wieder Dr.Tofu etwas zurechtmachen, nachdem sie das Essen auf den Tisch gestellt hätte. Nabiki würde wieder gnadenlos ihre Preise erhöhen. Happosai würde sich wieder für einen erneuten Raubzug bereit machen. Paps und Herr Saotome würden sich wieder gegenseitig betrügen. Mit den selben Tricks wie jeden Abend. Mit dem gleichen lächerlich wichtigtuerischen Gehabe. Mit dem selben Schema wie jeden Abend. Mit der gleichen Perfektion und Fehlerlosigkeit wie jeden Abend. Mit der selben und immer gleichbleibenden Routine. Jeden Abend. Erst jetzt viel mir das wirklich auf. Jetzt, wo wir die Tür öffneten und nacheinander eintraten. Etwas spät, nach so langer Zeit. Und was tat ich jeden Abend? Auf einmal wollte es mir nicht mehr einfallen. Wie aus meinem Gedächtnis gelöscht. Aber egal ob gelöscht oder einfach entfallen: Hier stimmte etwas nicht! Ranma schien das wohl nicht aufzufallen, denn er wollte schon zur Treppe gehen. Ich betone hier 'wollte', denn ich ließ ihn nicht gehen, sondern hielt ihn am Ärmel zurück. "Warte mal!" "Was denn?" "Merkst du nichts?" Nun schien auch endlich bei ihm der Groschen gefallen zu sein. Heute schien wirklich so einiges anders abzulaufen als sonst. Hier, im unteren Stockwerk brannte kaum Licht. Nur die relativ schwache Flurbeleuchtung ermöglichte die Sicht. Normalerweise hielten sich um diese Uhrzeit doch alle Personen unten auf... Waren sie vielleicht ausgegangen, ohne uns Bescheid zu geben? Dann musste doch in der Küche eine Notiz zu finden sein... Dieser Gedanke schien nun auch Ranma gekommen zu sein, denn zielstrebig betrat er eben genannten Raum und bewegte sich im Dunklen, ohne Licht anzuschalten, auf die Küchenanrichte zu. Ich blieb im Eingang zur Küche zurück und hörte mit halbem Ohr Ranmas Gefluche zu, als er keinen Zettel vorfand und -wohl aus lauter Frust- gegen irgendetwas, im Schatten verborgenes und daher undefinierbares gerannt war. Tja, hätte man das Licht angemacht, hätte man wohl zwar auch keinen Zettel gefunden, man wäre wohl auch genauso frustriert gewesen, aber man hätte vielleicht den Kühlschrank in der Mitte des Raumes stehen sehen. Und man hätte -vielleicht, ich wiederhole vielleicht- den Bratpfannenparcours vom einen Ende des Raumes zum anderen sehen können. Aber... es war ja dunkel. Jetzt könnte man sich natürlich fragen, warum das ganze Kücheninventar vom Salzstreuer bis zu den kleinen Ausstechförmchen in den weihnachtlich anmutenden Formen von Sternen, Tannenbäumchen und Herzen in allen Ecken des Raumes, den man allgemein als Küche definiert, verstreut lag. Oder, man könnte sich fragen, warum Ranma auf seinem Hinweg nicht schon in das ganze Zeug reingerasselt ist. Ich wiederhole: Man könnte. Als Ranma dann, mit einigen Mikrowellenbauteilen, Fleischmessern und Teeservicemilchkännchen festlich dekoriert, aus der Küche heraustorkelte, war seine Laune aus irgendeinem Grund auf den absoluten Nullpunkt (gleich -273°C) gesunken. Während ich nun damit beschäftigt war, Ranma aus den Fesseln des heimtückischen Mixerkabels zu befreien, legte er erst richtig los, seine Meinung über Küchengeräte und ihren eigentlichen Aufbewahrungsort zu äußern. Und über Ranmas Gezeter und meinen Versuchen, mit Hilfe einer -ebenfalls von Ranma angeschleppten- Grillzange den durchgeknallten Hummer -der sich seinen Spaß, seine Scheren in Ranmas Hemd zu schlagen, partout nicht nehmen lassen wollte- zu entfernen, vergaßen wir natürlich vollkommen die Umgebung. Nicht dass jetzt irgendetwas besonders spannendes passiert wäre, als Ranma sich endlich von den niederträchtigen Salatgürkchen entledigte und in seinem Vortrag bei den Normgrößen von Kaffeefiltertüten angelangt war. Nein... eher das Gegenteil war der Fall. Es rührte sich überhaupt nichts. Hätte da irgendwo eine Hose rumgehangen- ich wäre jede Wette eingegangen, dass sie sofort mausetot gewesen wäre. "... und das war das letzte Mal, dass ich eine Geschirrspülmaschine auch nur angesehen habe! Und dann erst...-" "Ranma?" "-... diese- Was?" Yeah. Ich hatte seine Aufmerksamkeit. "Vielleicht... sind sie ja oben?" "Was??" Anscheinend hatte er alles, was sich nicht um die Kücheneinrichtungsmöglichkeiten von Ikea drehte, komplett vergessen. "Ich meinte ja nur... vielleicht sind die anderen alle schon schlafen gegangen?" "Meinst du nicht, dass das noch ein wenig früh wäre? Es ist grade mal schätzungsweise halb fünf." "Hmm... wir können ja trotzdem mal nachsehen... Zumindest mach ich das. Was du machst ist deine Sache." "Jaja, schon gut." Yes. Kontrolle ist das halbe Leben. Leise gingen wir die Treppenstufen hinauf. Man könnte es auch mit Schleichen vergleichen. Schon doof, wenn man in seinem eigenen Haus so was macht. Und Ranma und ich hätten wohl kaum eine schlagfertige Antwort auf die Frage hin geben können, was wir da eigentlich machten. Wahrscheinlich, weils so gut zum Ambiente passte. Totenstille und dann die knarzenden Treppenstufen... wäre da vielleicht irgendein lautes Lachen angebracht gewesen? Nö. Also. Oben angekommen... tat ich erst einmal das einzig richtige... nämlich das Licht einzuschalten. Vielleicht war hier wieder so ein Durcheinander? Nein, ich irrte mich. Hier... herrschte saubere Ordnung. So, als ob-... Eine Tür nach der anderen stießen wir auf, sogar das Bad öffneten wir. Natürlich mit vorigem Anklopfen, aber als sich nichts gerührt hatte, wurden wir mutiger. ... -seit dem Morgen niemand mehr hier oben gewesen wäre. Doch in einem der Zimmer fanden wir eine mehr oder minder frische Spur. In Kasumis Zimmer... herrschte das sogenannte 'totale Chaos', d.h. dass die Schubladen herausgerissen waren und der Inhalt der Schränke auf dem Boden verteilt war. Kurz: Es sah aus wie nach einem Taifun der heftigeren Art. Nur an Kasumis Schreibtisch hatte man sich offenbar nicht vergriffen. In all der Unordnung bildete diese Oase der aufgeräumten Friedlichkeit fast einen absurden Kontrast. Also konnte es kein Einbrecher gewesen sein, zumindest keiner, der noch alle Tassen im Schrank hatte. Dieser Gedanke brachte mich schon zu einer Vermutung, die schon leicht an einen Verdacht grenzte, doch Happy würde dann gegen seine eigenen Prinzipien verstoßen, was er ja eigentlich nie tat. Vor Kasumi zeigte er meistens Respekt- meistens. Wenn er sich nicht zurückhalten konnte, hatte er entweder direkt eine Bratpfanne oder Bettys Ellenbogen im Gesicht. Wo Betty in solchen Momenten herkam, war immer noch unklar, aber man ernannte die WunderProduktions - all rights reserved - and Co.- all rights reserved - [, sponsored by God]zu den Verantwortlichen. Außerdem fanden wir in Nabikis und meinem Zimmer keine Spuren dieser Art der Verwüstung, was in diesem Zusammenhang ja sehr merkwürdig war. "Was sagst du dazu?" Ranmas Stimme... irgendwie hörte sie sich genauso an, wie ich mich fühlte... nämlich so, als ob man in den kurz vorher vergangenen Momenten viel zu viele Informationen und Eindrücke vermittelt bekam, und sich das Gehirn nun diesen einen Augenblick dazu ausgesucht hätte, diese ganzen Dinge zu verarbeiten. "Das wir etwas verpasst haben." Ja... und zu dieser Leere kam auch eine plötzliche Müdigkeit... "Gut... und was machen wir jetzt?" "Mmmh... weiß nicht. Wie wär's mit Mathe-Lernen?" "Ooooookay." ...und der müde Krieger ergab sich seinem unausweichlichen Schicksal. Oder so ähnlich. Aber ich hatte es mir wohl zu einfach vorgestellt. Ranma war wohl so naiv zu glauben, dass er an seinem Schicksal ein Mitbestimmungsrecht hatte, und versuchte es plötzlich, sich doch noch aus der Misere zu retten. Anscheinend hatte er nicht damit gerechnet, dass Kami-sama und ich die einzigen waren, die im Moment was an seinem Schicksal zu reden hatten. Armer Junge. Tat mir wirklich Leid. Ganz ehrlich. "Ooooder, warum... machst du nicht schon einmal Mathe vor, und ich... ich geh schon mal trainieren... ja?? Dann ist ja gut, ich-" "Vergiss es. Du hast mich doch um meine Hilfe gebeten, oder? Und jetzt willst du sie nicht mehr? Das verletzt..." Schnell wandte ich mich ab, sodass er nicht in mein Gesicht sehen konnte. Meine Schultern hoben sich unkontrolliert, und aus meiner Kehle kamen Laute, die meine eigentliche Stimmung verrieten. Doch das wollte ich nicht vor ihm. "Akane...-" Seine Verunsicherung... und dieser- Versuch, mich zu trösten... War er vielleicht doch nicht so grob...? "-... bitte weine doch nicht... Komm, dreh dich zu mir um!" Nein! Ich wollte doch nicht, dass er mich so sah... Nicht so... nicht- Mit einem heftigen Ruck drehte er mich um... sodass er mein Gesicht sehen konnte. Und seine Verwunderung gab mir wirklich den Rest. Wie der glotze, brachte mich um den letzten Rest Fassung, den ich mir ja so mühsam aufrecht erhalten hatte und lachte schallend los. Warum reagieren Männer immer plötzlich so einfühlsam, wenn es um vermeintliche Tränen geht? Nicht, dass es nicht manchmal Vorteile brächte... Aber es verwundert einen um so mehr, wenn man an die Empfindsamkeit eines Sandsteinsockels gewöhnt ist. "Grrrrrrrrr.... A-ka-neeee...!!" Dummerweise konnte ich ihm in diesem Augenblick keine Antwort geben, da ich mich auf dem Boden rumwälzte und krampfhaft versuchte, noch einigermaßen Luft zu kriegen. "Na gut. Dann vergiss halt unseren Deal. Ist mir sowieso egal. Mach doch was du willst." Seit wann war er denn so... empfindlich? Für die Beantwortung dieser Frage nahm ich mir keine Zeit, da ich damit beschäftigt war, Ranma bäuchlings hinterher zu robben. Konnte der Idiot nicht langsamer machen? Es war ja nicht unbedingt einfach, jemandem hinterher zu kriechen, wenn man a) Keine Schlange oder sonst ein Angehöriger der sich durch Kriechbewegungen fortbewegenden Spezies war oder b)meine Alveolen keinen Gasaustausch mehr veranstalten konnten. Beides schien irgendwie zuzutreffen, denn bald hatte Ranma mich auf dem Weg zu seinem Zimmer abgehängt. Da half nur eins: Luft holen und sich praktischerweise so fortbewegen, wie es in der Gattung des homo sapiens normalerweise so üblich war: Aufrecht und wenn möglich mit höherer Geschwindigkeit. Schon hörte ich, wie Ranma seine Tür hinter sich zugeworfen hatte. Nun musste ich mich aber wirklich zusammenreißen! Während ich auf unserem Flur kurz verschnaufte, drängte sich mir wieder eine einzige, allzu genau bestimmte Frage in mein Bewusstsein. Warum tat ich das hier alles? Nur, um mit diesem Trottel Mathe zu büffeln? Konnte mir doch egal sein, wenn er später durchfiel. Oder war es das Training? Ja, bestimmt! Das musste es sein. Doch warum wollte ich unbedingt Ranma zusehen? Natürlich hatte das schon so seine Reize... natürlich rein der Technik willen. Er war ja wirklich gut... ... wie sein Aussehen und sein Körperbau auch... ja, aber... Hey!! I-ich musste ja endlich wieder trainieren. U-und Vater und Herr Saotome würde ich wahrscheinlich nicht dazu bewegen können, sich v-von ihrem Shogi-Brett auch nur einen Meter wegzubewegen. Falls sie denn irgendwann einmal wieder gedachten, sich in unserem gemütlichen Hause, dass freundlich jedem Penner- hier ein kurzer Verweis zu Ranma und seinem Vater- Obdach anbot, einzufinden. Es interessierte mich wirklich, was sie denn so lange trieben. Nabiki würde wohl erst später oder am nächsten Morgen eintreffen. Am Morgen beim Frühstückstisch hatte sie einige Bemerkungen wie 'Freundin, wird später' oder 'wahrscheinlich mit Übernachtung. Vielleicht bis morgen!' gemacht. Happo war mit Sicherheit wieder auf einem seiner Streifzüge, und Kasumi... Vielleicht war sie ja einkaufen gegangen? Oder hatte Doc Tofu wieder etwas zu Essen vorbeigebracht? Dann würde es bei ihr sicherlich auch länger dauern, da sie ja -hilfsbereit wie immer- dann nachher Tofus Wohnung aufräumen musste, wenn der eigentliche Besitzer in irgendwelchen zwielichten Gegenden mit seiner etwas dürren und magersüchtigen Betty Tango übte. Aber da war ja noch etwas seltsames an diesem Abend... Die Küche und Kasumis Zimmer. Normalerweise war sie so etwas wie die Miko der Küche. Sie pflegte und hegte die Küche wie einen heiligen Tempel und diente der Kunst der geschmacksnervlichen Verführung. Selbst wenn man die Küche aus der Betrachtung ausschloss, so gab einem das Zimmer meiner ältesten Schwester immer noch ein Rätsel auf. Kasumi sorgte akribisch für Ordnung im ganzen Haus, und in ihrem eigenen Zimmer konnte niemand ihrem Treiben und ihrem Drang nach Ordnung Einhalt gebieten. Und dort herrschte wahrliches Chaos. Dieser Tag war eindeutig nicht normal. So langsam fragte ich mich ernsthaft, ob ich nicht wieder irgendwelchen Schwachsinn träumte, den mir meine Phantasie vorgaukelte. Dann viel mir noch etwas ein, verdrängte die Gedanken an alles Absurde und Abnormale dieses Tages. Nämlich die Sache mit dem Mathe-Lernen. Vergessen, alle diese zweifelnden Gedanken, warum ich plötzlich so scharf auf geistiges und körperliches Training war. Während ich dort auf dem Fußboden die ganze Zeit philosophiert und nachgedacht hatte, bekam ich auch wieder gut Luft. Dann blieb also nur noch das Problem mit Ranma. ... HINTERHER! Aufspringen und den Flur bis hin zum Gästezimmer zu laufen war ja nicht schwer. Doch es kostete mich einige Entschlusskraft, die Tür zu öffnen. Ob er ... überhaupt noch Mathe lernen wollte? Vor meinem Lachkrampf sah es ja nicht allzu sehr danach aus. Warum hatte er mich dann überhaupt gefragt?! Wenn man wütend ist, gelingen einem Angelegenheiten wie die der Überwindung sehr leicht. Mutig wie ein Löwe riss ich die Tür auf und rauschte wie der Sturmwind persönlich in unser dauerbelegtes Gästezimmer, dessen Aufschnitt aus Genma und Ranma Saotome bestand. Nun, wütend kam ich herein, und hätte beinahe nicht mehr heraus gefunden. Der Anblick, der sich mir in diesem, plötzlich so klein wirkenden Zimmer, darbot, hätte die Herzen des offiziell-inoffiziellen Ranma-fanclubs höher schlagen lassen. Aber auch mein Puls schien sich beinahe nicht mehr im messbarem Bereich zu sein. Natürlich aus Panik. Aber warum eigentlich? Er war doch schließlich mein Verlobter! Aber wir kannten uns doch schließlich kaum... außerdem war die Verlobung ja auch nicht freiwillig gewesen! Und trotzdem... Ich war so sehr damit beschäftigt, mit mir selbst meine sogenannte "Beziehung" mit Ranma auszudiskutieren, dass mir eine Zeit lang nicht bewusst war, dass ich ihn die ganze Zeit anstarrte. Jetzt nicht so denken, wie sich das nun anhört! Um die Situation näher zu erklären: Ranma hatte ich gefunden. Doch was vielleicht zu erwähnen wäre, wäre die Tatsache, dass er sich gerade umzog. Wie oft hatte ich ihn schon aus meinem Zimmer bzw. dem Bad geschmissen, mit einem Hammer niedergeschlagen, weil er in ungünstigen Momenten den Raum betrat, in dem ich mich in solchen ungünstigen Momenten befand. Nun wusste ich, dass man so etwas meist unabsichtlich macht. Meine Aussicht belief sich momentan -Gott sei dank- nur auf seinen Oberkörper, und das glücklicherweise von hinten. Wenn ich mich... ganz langsam und leise aus dem Staub machen würde, würde er mich vielleicht gar nicht bemerken. Gut. Dann müsste ich es nur noch schaffen, auch meinen Körper zu überzeugen. Natürlich wollte er nicht. Er vertrat ganz andere Ansichten von wegen Verlobung ausnutzen und Mädchenherzen enttäuschen. Auch diese innere Stimme, die ganz eindeutig nicht meiner Leber sondern meinem Herzen gehörte, sprach einige klare Worte, auf die ich nun wirklich nicht hinhören wollte. Was zum Teufel war nur mit mir los?! Ein Komplott von mir gegen mich selbst. Da bekommt beispielsweise der Satz eine ganz neue Bedeutung. Na los!! Komm schon Akane! Geh endlich bevor er... Mein innerer Zwist schien wohl so eine Art Strahlung auszusenden, die Ranma meine Anwesenheit verriet. Suppa, un was nu?! Genau. Er tat exakt das, was ich hatte vermeiden wollen. Mit einem "Hm?" drehte er sich um. Neue Szenenbeschreibung: Ranma stand mir direkt gegenüber, natürlich, Oberkörper unbekleidet. Man musste ja schließlich die Muskeln erkennen. Toll. Verdammt ...!! Aber wenigstens erweckte er den Eindruck völliger Verblüffung, die ich später vielleicht hätte ausnutzen können. Vielleicht + hätte ist eine wirklich unglückliche Kombination. Aber rein der Formsache willen muss man hier zu Protokoll nehmen, dass er wirklich nicht schlecht aussah. Schwarze, chinesische Trainingshose... Ja, und noch einige andere Dinge, die sich hier vermuten lassen würden. Anscheinend wollte er ganz in schwarz trainieren, denn in seinen Händen hielt er ein ebenfalls schwarzes Hemd. Komisch... Schwarz war doch normalerweise nicht seine Farbe...? Zumindest hatte ich ihn noch nie darin gesehen. Zugegeben, es stand ihm ausgezeichnet... Womit ich mich wieder selbst verfluchte. Da stand ich nun. Vor meinem -unfreiwilligen! Auch das soll schließlich protokolliert werden!- Verlobten. Wahrscheinlich mit einer gesunden Gesichtsfarbe, rührte mich nicht vom Fleck und starrte ihn die ganze Zeit an. Mein -frecher, absolut idiotischer, egoistisch egozentrischer und A-B-S-O-L-U-T unfreiwilliger- Verlobter tat allerdings auch nichts dagegen. Ob es ihm Spaß machte, mich so zu sehen?! War es für ihn etwas eine Genugtuung?! Aber wie gesagt: Die Situation war einfach absurd, und ich machte mir wirklich als einziges um Ranmas Farbwahl Gedanken. Doch halt...! Da gab es ja noch so eine wirklich unsinnige Sache, über die ich zu diesem Zeitpunkt, in einer Zeitspanne von ca. 23,85 sec., nachdachte. Er hatte wirklich schöne Hände. Nunja, schön... ist so ein... irgendwie femininer Ausdruck. Aber ich weiß nicht, wie ich es sonst ausdrücken könnte. Ästhetisch? Merkwürdig. So schwierig kann es also sein, nach einem Adjektiv zu suchen. "Äääh, ich ..." Und so schwierig kann es sein, in einem so peinlichen Augenblick die richtigen Worte zu finden. "Akane, ist alles in Ordnung mit dir?" Wie der mich ansah... Moment! Den Ausdruck kannte ich! Er verhieß aufrichtige und ernsthafte Besorgnis. Aber Besorgnis? Passte das... hier irgendwie rein?...?...? "Was soll schon sein?!!" Tja, da sieht man es mal wieder. Um die eigene Unsicherheit zu vertuschen oder künstlerisch mit Ölfarbe Fresken drüber zu pinseln, wird man aggressiv. Meist, damit man den Gegner, manchmal auch sich selbst, auf Abstand halten kann. Denn Aggressivität verheißt Prügel, wenn man dem 'Schläger' zu nahe kommt. Und in solchen Momenten braucht man erst einmal Abstand, um einen halbwegs klaren Kopf behalten zu können. Welchen ich wirklich dringend brauchte. ... "Ich meinte ja nur... Du bist so blass..." Blass? Blass?! Jucheeeee!!!^-^! Das Leben kann so schön sein wenn das Gegenüber farbenblind ist! Ich war blass?! Her-vor-ragend! Erste Unsicherheit schon einmal aus dem Weg geräumt! Das ließ wieder Mut zu. "Machst du dir etwa Sorgen, Ranma?!" "Um ehrlich zu sein, ja." Seine Reaktion verblüffte mich ein wenig. Anscheinend war er nicht auf Streit aus. Meine Aufforderung dazu, bestehend aus feinem Spott, hatte er einfach hingenommen und abgetan. War ich wirklich so blass? Machte... Ranma sich wirklich Sorgen...? "Naja. Das kann dir ja egal sein." Das war es, was ich vorhin meinte. Wenn man unsicher ist, wünscht sich der Geist Abstand. Und in diesem Moment ist es egal, wie man ihn erreicht. Oder ob man jemanden... verletzt. Noch vor einigen Augenblicken reagierte ich aggressiv, nun schnippisch. Aber... wollte ich mich nicht ändern? Ein leises Seufzen antwortete mir. "Akane. Sei doch einfach mal ehrlich mit dir selbst." "Was?" "Ach schon gut. Vergiss es einfach, ok?" "Jaja, ok..." Herrjemine, war ich verwirrt. Leider bemerkte sogar ich das ziemlich deutlich an meinem Tonfall. Innerlich betete ich, dass Ranma noch weniger Feinsinn in solchen Angelegenheiten hatte als ich und es nicht bemerken würde, oder dass die Bodenbretter des Gästezimmers so morsch und von Holzwürmern durchfressen waren, dass sich ein gnädiges Loch dazu erbarmte, sich aufzutun und mich verschlingen würde. "Warum bist du eigentlich in meinem Zimmer?" Wie freundlich von ihm, dass er das Thema wechseln wollte. Doch wie unfreundlich von ihm, unsere Konversation in solche Bahnen auf dieses eine, spezielle Thema zu lenken. "Ich..." "Ja?" Glücklicherweise war dieses Zimmer ziemlich schwach beleuchtet. D.h. eigentlich, dass das Zimmer nur von einer Straßenlaterne erhellt wurde, deren Schein durch die dünnen Wände drang. Dadurch wurde das Zimmer in ein leicht bläuliches Licht gehüllt, und man konnte Farben nicht so gut erkennen. Sonst hätte Ranma garantiert bemerkt, dass meine 'Blässe' nur durch die fehlende Innenbeleuchtung zustande kam, und sich hinter meiner 'kränkelnden' Tönung in Wahrheit eine ganz andere Farbe verbarg. "Darum!!" Kommen wir noch einmal ganz kurz auf das Abwehrverhalten, ausgelöst durch psychische Enge und darauf folgende Platzangst, zurück. Dabei will man möglichst auf Abstand gehen, weswegen die Reaktionen leicht übertrieben wirken. Das war nun wieder so ein Fall. Ich schnappte mir Ranma am Arm und schleifte ihn, immer noch nicht fertig angezogen, auf den Flur hinaus knallte die Gästezimmertür hinter uns zu und brachte es irgendwie fertig, ihn in mein Zimmer zu bringen. Aber... was dann? Nun hatte ich ihn also, halb angezogen bis hierhin geschleift. So. Aus reiner Überreaktion. Und nun? Jetzt viel mir wirklich nichts mehr ein, womit ich das vor Ranma rechtfertigen konnte. Was er wohl jetzt von mir dachte...?! Mein Kopf fühlte sich irgendwie seltsam leer an, und mein Herz fühlte sich niederträchtig gut. Uaah, wie ich es doch in diesem Moment hasste. Müde ließ ich Ranma einfach auf den Boden plumpsen, setzte mich auf meinen drehbaren Schreibtischstuhl und scherte mich recht wenig darum, ob er sanft landete, oder 'ne klassische Bauchlandung machte. Merkwürdigerweise kamen jedoch weder Beschwerde- oder Klagelaute, noch irgendwelche Beleidigungen, die sich verdächtig nach "Machoweib" anhörten. Gar nichts dergleichen. Lebte er überhaupt noch? Ich dreht mich mitsamt meinem Stuhl um, machte diese Bewegung jedoch wieder sehr schnell /rückgängig/. Nun wusste ich, dass er noch lebte. "Was ist?" "Was soll sein?!" "Was ist los mit dir, du bist schon den ganzen Abend so komisch..." "Es ist nichts." "Jetzt sag schon." "Was soll bitte schön daran komisch sein?" "Woran? Hast du jetzt endlich eingesehen, dass du dich merkwürdig verhältst?" "Wie bitte? Aber auch egal. Daran, dass es komisch ist, wenn ich dir nicht unbedingt dabei zusehen möchte, wenn du dich umziehst!" Ja, das war es. Der Idiot hatte Nerven. Anstatt mich gleich mit nervigen Fragen zu löchern setzte er auf eine ordentliche Bekleidung. Sehr taktvoll. konzentrieren... Das Jetzt, in dem ich beim passieren des Wohnzimmers Paps wehleidige Schreie von wegen "ohne-Kasumi-kein-Frühstück" hörte..... Und das Jetzt, in dem ich an der Tür von einem noch halb schlafenden Ranma konfrontiert wurde. Jaja, guten Morgen. Was für ein Anblick. Dort stand er und pennte öffentlich am Türrahmen..... Das wäre doch eigentlich die Chance, abzuhauen!! Aber ich war ja nun einmal ein gutes Kind. Also weckte ich ihn freundlich mit meiner Schultasche auf. Kurze Zeit später sah man uns auf unserem Weg zur Schule einigermaßen friedlich nebeneinander hergehen. Hin und wieder hörte ich einige Kommentare von Ranmas Seite, solche wie "hey, das wird ja dieses Mal nur einen Gips und 23 Blutergüsse geben! Sag mal, hast du die Anabolika abgesetzt?!", aber ich beschloss einfach so zu tun, als ob ich ihn nicht gehört hätte. Hatte ich den vorigen Tag denn nur geträumt?? Es schien so, als hätte er nie versucht, mir das Balancieren auf dem Zaun beizubringen. Als hätte er mir nie diese Kirschplantage gezeigt, und, als wäre dieser 'neue' Ranma nicht existent. Verwundert sah ich auf, als Ranma letztendlich doch aufgab, irgendeine Überreaktion meinerseits zu provozieren. Er wurde doch letztendlich nicht doch noch vernünftig?? Verstohlen musterte ich ihn, wie er ausdruckslos der Schule entgegenlief und meine Blicke nicht bemerkte. Hatte ich mir wirklich all das nur eingebildet? Nun, dann musste ich es eben herausfinden. Wagemutig blieb ich stehen und musterte den WIRKLICH schmalen Zaun. Ranma hatte meinen Stopp nicht so ganz mitgekriegt und lief einfach weiter. Überlegen wir einmal... Wenn der vorige Tag wirklich nicht passierte, dann dürfte ich auch nicht in der Lage sein, auf diesem Zaun stehen oder laufen zu können. Tja, einen Versuch war's wert. Waghalsig sprang ich auch die schmale Fläche... und bereute mein Vorhaben direkt wieder. Wahrscheinlich hatte ich wirklich nur allzu wirre Träume gehabt... Denn mein Versuch ging voll nach hinten los. Ich konnte mein Gleichgewicht absolut nicht halten, und wäre wohl mit vollem Tempo gen Erde gesegelt... ... wäre da nicht diese Hand gewesen, die mich zurückriss. Noch immer in Erwartung des Falls schloss ich meine Augen, doch der erwartete Schmerz blieb aus. Stattdessen spürte ich starke Arme, die sich blitzschnell um mich schlossen und mit einiger Mühe meinen Schwung wieder ausglichen. "Akane?! Sag mal bist du wahnsinnig?!" Als ich die Stimme erkannte, öffnete ich verwundert meine Augen. Ranma...? Jup. Das war zweifellos Ranma. Aber nicht der Ranma, der mich noch wenige Minuten früher über meine angebliche Abhängigkeit von Steroidhormonen aufzog. Sondern der Ranma aus meinem Traum. Er blaffte mich an, von wegen wie gefährlich meine Aktion gewesen sei, und dass ich mich hätte verletzen können. Aber sein scharfer Ton und seine harschen Worte verletzten mich nicht, ja, ich hörte sie ja noch nicht einmal. Verträumt sah ich ihn an und versuchte mir den Ausdruck von Besorgnis in seinem Gesicht und vor allem: seinen Augen, einzuprägen. Aber dann fing etwas anderes meine Aufmerksamkeit: Ein kleiner, seidenweicher Tänzer hatte sich auf Ranmas Hemd niedergelassen. Erstaunt sah ich mich um und bemerkte, dass wir wieder auf dem Zaun vor dem Grundstück mit dem Kirschblütenbaum standen. Ranmas Predigt ging noch ein wenig weiter, bis ich zögernd meine Hand hob, das Blütenblatt von seiner Schulter entfernte und er dabei verstummte. Ein frustrierter Seufzer entkam seinen Lippen. "Du hast nicht ein Wort von dem gehört, was ich gesagt habe, stimmt's?" Entschuldigend lächelte ich und nickte unschuldig. Wieder seufzte er, und erlaubte seinen Blicken, den Blüten zu folgen. Nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, schien er vergessen zu haben, dass er mich noch immer ziemlich besitzergreifend und nah umarmte... Ich muss allerdings ehrlich zugeben, dass ich auch nicht die Absicht hatte, ihn in nächster Zeit daran zu erinnern. Es war so angenehm in seinen Armen... Außerdem wäre es eine regelrechte Wohltat, wenn Shampoo ihren "Wodka noch einen (^-^sry, ich konnte nicht anders...)" , "Soda Eiscreme" oder was weiß ich, so sehen würde... "Ranma?" Fast tat es mir ja schon Leid, ihn in seinem Frieden zu stören, aber da gab es etwas, was ich wissen musste. "Mmh? (Wie immer sehr einfallsreich...)" Aus seinen Gedanken und Tagträumen gerissen schaute er mich einen Moment offspace an, bevor sein Blick sich von verklärt zu fragend wandelte. "Ich wollte nur wissen... Hättest du vielleicht Lust, die Schule zu schwänzen?" Verdattert und offen wortlos starrte er mich an. Wahrscheinlich konnte er sich gerade nicht entscheiden, ob er noch immer am schlafen war, oder gerade einer waschechten Halluzination gegenüber stand. Seine Gedanken sind wahrscheinlich recht einfach nachzuvollziehen: Akane + nett = Unmöglich Akane + Schule schwänzen = Absolut unmöglich "Ich würde gerne wieder diese traumhaften Blüten sehen..." Sein Gesicht lichtete sich ein wenig, und ein Lächeln spielte um seine Mundwinkel. Ein Lächeln, was mir beim näheren Hinsehen recht suspekt erschien... "So, du willst also blau machen, und Kirschbäume sehen?" Zögernd nickte ich. Was hatte er jetzt nur wieder vor?? "Dann will die Madame auch sicherlich...-" ängstlich beobachtete ich, wie aus dem anfänglichen, netten Lächeln ein sadistisches Grinsen wurde. Oh lieber Gott, was hatte ich mir da bloß wieder eingebrockt?! "- wieder getragen werden?!" Oh. Nein. Heilige Maria Mutter Gottes...!! BITTE NIIIICHT!!! Aber mein inneres Flehen wurde nicht erhört. Schon begann wieder das wilde Rumgehhopse... Nach einiger Weile bemerkte ich aber, dass ich schon ein wenig resistent wurde. Trotzdem war es doch eine gewaltige Überwindung, nicht sofort loszukreischen... Es war ja nicht so, dass ich Ranmas Fähigkeiten nicht vertraute. Nein. Ich vertraute ihm nicht. Naja, höchstens ein kleines bisschen. Und dann... Standen wir auch schon irgendwie vor dem Tor. Wie wir da so fix hinkamen, weiß ich leider nicht mehr. Es muss irgendwas mit Raum-Zeit-Verschiebung zu tun haben, oder vielleicht, weil Ranma so'n mega speed drauf hatte. Das wäre natürlich auch eine Möglichkeit. Ja, die nächste und letzte Hürde: Das Tor. Wieder zeigte sich dieses Grinsen auf seinen Zügen, als er mein Zögern bemerkte. Jaaaaa... da ist man einmal gesetzestreu, und schon wird man dumm von der Seite her angegrinst! Grrrrrr! "Ich kann dich auch hinüber tragen, wenn du willst..." Wieder dieses heimtückische Grinsen...! "Nein danke!" Mmmh. Hier könnte man zu einer langen Diskussion ansetzen, warum Ranma es immer wieder schaffte, mich zu den sinnlosesten Schwerverbrechen anzustiften, aber ich will hier an diesem Punkt meiner Erzählung nicht zu viel Zeit verschwenden. Außerdem war es ja eigentlich meine Schuld, dass wir hier landeten... Aber was soll's? Die letzte Hürde... Tief Luft holen und Spru- Was zum Teufel?!!... Warum? Warum zum Geier muss der Typ immer die Initiative ergreifen, wenn er mal ein/zwei Minuten warten muss?! Für diejenigen, die mir nicht ganz folgen konnten: Der Herr Saotome meinte, mir helfen zu müssen, schnappte mich einfach ohne zu fragen, und sprang selbst. Dazu sagt man im Volksmund: Asozialer Vollidiot. In der gehobenen Sprache: Unterbelichteter Rüpel. Und dann lacht der Depp sich noch halb schepp (^^Ein Reim, ein Reim...), als ich ihn noch, giftig, wie es nun mal meine Art ist, anschnauzte... Ranma hörte sich gemütlich mein Gezeter an, bis wir auf dem kleinen Hügel angekommen waren. "Bist du irre?! Musst du mir denn immer dazwischenfunken?!! Ich war doch gerade dabei-" Nun, man kann Dinge 1000 mal sehen, und trotzdem haben sie noch ihre Wunder, rauben einem selbst dann noch die Sprache, wenn man sie zum 1001. Mal sieht. So war es auch für mich, als ich wieder vor diesem wogenden Meer aus Kirschblüten stand. Tausend Bäume... tausend Wunder... tausend Träume ...... Irgendwie entschwanden mir alle Worte und farbenfrohe Ausdrücke, die ich Ranma eben noch an seinen Dickschädel werfen wollte. In meinem einfachen Geiste war nur noch Platz für den Frieden, der von diesem Ort ausging. Doch dann hörte Laute, die mir sehr angenehm waren und mich auf unbestimmte Weise mit einem Ausdruck des Lebens füllten. Ein leises, warmes Lachen, welches nach viel zu kurzer Zeit wieder abebbte. Erstaunt wandte ich mich um, um direkt meine Tat zu bereuen. Schon wieder einmal fing er meinen Blick. Wie er dort da stand! Manchmal sieht man einen Menschen, dem man schon so lange Zeit lang ins Gesicht sah, mit merkwürdig fremden Augen. Man sieht ihn einfach an, und dieser Mensch ist ein Fremder. Dachte man früher, das Gegenüber habe merkwürdig hoch ansetzende Wangenknochen, so betrachtet man nun ein Gesicht, dass einem edel, anmutig und offen entgegen sieht. Dort stand er also, mit rabenschwarzen, nur vom Wind gebändigten Haaren und sah den Blütenblättern bei ihrem Fall zu. Zwischen all diesen Kirschbäumen strahlte er eine solch tiefe Friedlichkeit aus, wie ich sie selten bei einem Menschen erlebte. Sein Gesicht zeigte Ruhe, während seine Augen einem fröhlichen, doch auch ruhigen Tanz bunter Blütenträume zusahen. Nichts erinnerte mich an den starken Ranma, den sturen und beleidigenden Ranma, oder einfach den Ranma, der immer das zu sein scheint, was man von ihm denken will. Nun, ohne jegliche Gedanken, Erinnerungen und die Wirklichkeit verzerrenden Emotionen geplagt zu sein, sah ich ihn einfach an. Sanft, wie die seidigen Kirschblütenblätter, spielte nun ein warmes Lächeln auf seinem Gesicht. Nicht dieses Grinsen oder das Lächeln, dass er Freunden und Familie zeigte. Nein. Denn diese Wärme hatte auch seine Augen erreicht. Ruhig, ohne jegliches, überflüssiges Geräusch, welches wohl den Frieden der Bäume gestört hätte, wandte er sich mir zu. Stand nun einfach dort und lächelte mich auf diese bestimmte Art und Weise an, die mich beim bloßen Anblick leicht zum Erröten brachte. Es war nicht dieses sexy Lächeln, dass genau diesen Effekt bei Mädchen/Frauen aller Altersgruppen hervorrufen sollte. Nein. Eher war es die reine Tatsache, dass er nur mir allein dieses Lächeln schenkte. War das das Lächeln eines Liebenden? Ich wusste es nicht. Nie werde ich es wohl wissen werden, denn wer vermag schon über solche Gefühle, die manche mit Flugzeugen, manche mit Schmetterlinge, und manche vielleicht mit einem Lächeln ausdrücken, zu urteilen? "Das ist es wohl, was ich dir gestern wirklich zeigen wollte." Seine erstaunlich tiefe, angenehme Stimme riss mich aus meinen vielen Gedanken, die sich alle doch nur um ihn drehen wollten. "Was wolltest du mir zeigen?" Ja, meine Worte waren kaum mehr als ein Flüstern. So vieles wirkte in mitten dieses Blütentanzes auf mich ein... Und doch hatte er sie vernommen. Sie, meine vor Emotionen fast schon heiseren Worte... "All das, was du hier sehen kannst, und doch auch wieder nicht." Meine Verwunderung wollte mich einfach nicht mehr mit der gewohnten Kraft umhauen. Da war nicht dieses beinahe schon panische Gefühl der Unsicherheit, das einer neuen Situation, die man noch nicht kennt. Was war nur wieder los mit mir?! Auch all diese Fragen, mit denen ich mich selber um meines Stolzes Willen her immer plagte, überkamen mich nicht mehr mit ihrer gewohnten und erstickenden Macht. Warum? Tja, eine gute Frage. Eine Frage, die ich nur mit einem Gefühl beantworten kann. Ja, Warum. Darum, denn ich hörte seine Stimme. Seine Stimme, die so warm und angenehm wie eine leise Melodie in meinen Ohren klang. Seine Stimme, die Worte mit so viel Bedeutung sprach, dass sie mich auf eine wohltuende Art berührte. Nun war seine Stimme nicht von Nervosität, Stress oder Wut belegt, wie ich sie sonst nur hörte. In diesem einen Moment klang sie klar und ruhig, wie das Meer an sonnigen Tagen. Allein dieser Stimme vertraute ich und ließ mich von ihr leiten. "Hier, in mitten dieser vielen Kirschbäume... Was empfindest du, wenn du sie siehst? Was spürst du, wenn dich ihre Blütenblätter streifen?" Lange sah ich mich um, bis ich meine Augen schloss, und dem Wind in den vielen Blättern zuhörte. Ganz allmählich spürte ich die Ruhe und den Frieden, der über diesem Ort lag. Unbewusst entspannte sich meine Gesichtsmuskulatur, sodass es sich anfühlte, als ob ich die ganze Zeit mein Gesicht in Ärger, Wut und Zweifel verzogen hätte. Wohl erwartete er keine mündliche Antwort von mir, und deutete vielleicht meine entspannte Haltung als solche. "Ja. Frieden. All diese Bäume sind unterschiedlich groß... jung und alt... Und doch verbindet sie alle dieser Frieden. Zeiten, ja beinahe Welten liegen zwischen all denjenigen, die hier an diesem Ort leben... und doch ist er erfüllt von einem tiefen Frieden, den selbst der Mensch nie wird brechen können. Es ist, als würden einem alle Sorgen von den Schultern genommen werden." Ich musste ihm zustimmen. Schlicht und einfach: Er hatte Recht. Hier, an diesem einen Ort schien es wirklich nur den Wind, die Bäume und uns zu geben. Doch trotzdem wusste man, dass sich noch so viel Leben zwischen all den Blättern, unter der Erde und sogar im Wind verbergen musste. Kein Ungeziefer oder irgendwelche Tiere, nein, Leben in jeglicher Form. Nie war ich ein großer Naturfreund gewesen, werde es auch schätzungsweise nie sein, aber eines ist gewiss. Jeder Mensch, selbst der größte Naturschänder, besaß irgendwo auf dieser weiten Welt einen Platz, an den er hingehörte. Einen Ort des Friedens. Doch warum teilte er ihn mit mir? Warum teilte Ranma diesen einen Ort mit mir von all den vielen Menschen? "Weißt du, wie ich das alles hier fand? Als wir uns wieder einmal gestritten hatten, bin ich einfach herumgelaufen, bis ich mich plötzlich hier befand. Keine Ahnung, ob ich damals das Schild "Betreten verboten!" gelesen habe, oder es einfach nicht wahr genommen hatte. Ich war wohl einfach blind vor Zorn gewesen. Nun, ich kam hierher... Und plötzlich verflogen all diese Gedanken und Wortfetzen unseres Streits, die mir keine Ruhe lassen wollten, und die immer und immer wieder durch meinen Kopf geisterten. Auf einmal waren dort nur diese Bäume. Zu der Zeit bildeten sie erst neue Blätter, doch trotzdem fühlte ich mich von ihnen angezogen. Dieses neue Gefühl verblasste jedoch nicht, als ich das nächste Mal wieder durch Streit hier her fand. Nein, der Friede in meinem Herzen blieb. Zu jeder Zeit, egal, wie erzürnt ich war; hier fand ich meine Ruhe. Und in letzter Zeit kam ich oft hierher..." Beschämt drehte ich ihm meinen Rücken zu. Ich wollte nicht, dass er meine Augen sah, die nicht mehr mein Bedauern über vergangene Taten verbergen konnten. Denn ich hatte begriffen, wer ihn so oft hier hin trieb. Er brauchte seinen Satz gar nicht erst fortzusetzen. Aber mir brannte noch immer eine Frage auf meiner Zunge, und die Worte dieser Frage brachen nun fast unter Tränen aus mir hervor. Wieder war meine Stimme nicht mehr als ein Wispern des Windes, doch trotzdem würde er mich hören. Dessen war ich mir sicher. "Und warum... zeigst du das alles... dann ausgerechnet mir von allen Leuten? Ich habe dich geschlagen, getreten, beleidigt und wirklich manchmal - zugegeben - sehr unrecht behandelt. Und dennoch zeigst du mir den einzigen Ort, an dem du Frieden findest?! Ich...-" Nun konnte ich sie nicht mehr zurückhalten... Meine Tränen... Warum weinte ich?! Wegen ihm? Ich musste doch stark sein... Akane Tendo durfte doch nicht... schwach sein..... "- i-ich verstehe dich nicht. Warum zeigst du gerade mir den Ort deines Glücks?!" "Braucht nicht jeder Mensch...-" Irrte ich mich, oder wurde seine Stimme lauter? Kam er näher?... "-jemanden, der...-" Erschrocken zuckte ich zusammen, als ich seine Arme um meine Taille spürte. Was machte er denn da schon wieder? Verwirrt ließ ich es geschehen. In mir schien jeglicher Rest der alten, störrischen Akane Tendo verloren gegangen zu sein. Ich ließ ihn gewähren, ließ ihn mich leicht zu sich heranziehen, sodass mein Rücken an seinem warmen Oberkörper lag und seine Arme, ebenso wie die Wärme, die von ihm ausging, mich umschlang. Das war keine dieser leidenschaftlichen Umarmungen, die man immer in Filmen zu sehen bekommt. Das war etwas ganz einfaches, pures, simples. Er brauchte meine Wärme, und ich die seine. Um seine und meine Vergangenheit zu vergessen, und einander zu vertrauen. "- das Glück mit einem teilt? Du warst in letzter Zeit so oft traurig, Akane. Auch, wenn ich es nicht recht zugeben mag, macht mich das unglücklich. Ich will nicht, dass du traurig oder einsam bist. I-ich versteh mich ja selbst nicht mehr..." Seine Stimme brach ab, einfach so. Hatte ich mich da getäuscht, oder war das wirklich eine Art Verzweiflung, die ich da herausgehört hatte? Wahrscheinlich, weil er sich selbst einfach nicht mehr begreifen konnte. Sein Körper hatte sich etwas verkrampft und er presste mich somit noch näher an sich, als ob mein Körper ihn vor einer Art Kälte beschützen könnte, deren er sich selbst nicht erwehren konnte. Und was tat ich? Tja, ich habe in meinem Leben schon oft Fehler gemacht, das gebe ich zu. Aber hier kann ich sagen, dass ich mich einmal richtig verhalten habe. Stillschweigend genoss ich einfach seine Wärme. Warum fühlte es sich nur so... richtig an, in seinen Armen zu liegen? Warum gerade ließ ich ihn von all den vielen Männern dieser Welt das tun, was selbst mein Vater nicht tat? Aber wieder einmal wirkten diese Fragen schwach, kraftlos. Denn nun zählte für mich nicht mehr das ewige "Warum", sondern einfach bei ihm zu sein. Ist das Liebe? Ist es das, worüber sich so viele Menschen streiten? Sind das Schmetterlinge, Flugzeuge oder gar Feuerwerkskracher im Bauch? So enttäuschend sich das nun für Außenstehende anhören mag, nein. Nein, das war es ganz bestimmt nicht. Auch war es nicht dieses sogenannte "leidenschaftliche Feuer der Liebe". Denn es war viel mehr als das. Wenn Liebe sich wirklich nur in Magenbeschwerden und/oder körperlichen Begierden ausdrückte, dann wollte ich nicht lieben. Mochte ich dort unter all diesen Kirschbäumen einfach durch Gottes Hand niedergestreckt werden, so wäre es mir egal gewesen. Denn das, was ich scheinbar in meinem Leben seit diesem einen Regentag suchte, hatte ich in seinen Armen gefunden. Vertrauen. Ein simples, einfaches Wort, mit soviel Komplexität. So vieles sagt man nur mit einem Wort......... So vieles, was man in menschlichen Worten nicht ausdrücken kann. Etwas, was so vergänglich wie von den Winden zerstreute Blütenblätter ist. Ein zartes Gebilde aus feinstem Glas, welches bei einer falschen Bewegung in tausend Scherben zerbricht. ... Und das Gefühl, sich an einen anderen Menschen anzulehnen. Mochte dies mein letzter Tag auf Erden sein, ich hätte ihn gerne gelebt und den Tod willkommen begrüßt. Denn in diesen Momenten, umwirbelt von Kirschblüten und in seiner Wärme willentlich gefangen, war mein Leben erfüllt. Ranmas Oberkörpermuskulatur entspannte sich wieder, doch immer noch hielt er mich. "Du bist so verwirrend..." Erstaunt lauschte ich seinen Worten. Ich und verwirrend? Aus Ranmas Mund war das ja beinahe schon ein Kompliment! Aber das hatte er anscheinend wirklich ernst gemeint. Seine Stimme klang heiser, er war wohl immer noch ziemlich verwirrt über sein eigenes Verhalten. Und ich sollte der Grund für seine Verwirrung sein? So etwas hatte man mir noch nie gesagt... Aber irgendwie gefiel es mir, Ranma so reden zu hören, obwohl er sich dessen wahrscheinlich kaum bewusst war. "Du auch." Ach herrjeh... Das war mir einfach nur so rausgerutscht......... "Hm?" Na toll, jetzt auch noch eine nähere Erklärung... Hoffentlich sah er jetzt nicht diesen leichten Rotschimmer in meinem Gesicht...... "N-nunja, normalerweise streiten wir uns ja imm-" "Schh... Bitte. Ich will jetzt im Moment ehrlich gesagt nicht darüber reden, ok? Wenn wir wieder auf den Straßen Nerimas gehen, dann können wir über solche Dinge sprechen. Aber bitte nicht hier, ja?" Seine Stimme klang nicht fragend. Er wusste bereits meine Antwort. Ich verstand nur allzu gut, warum er jetzt nicht über solche Themen wie Streit, Verlobte und andere unangenehme Dinge diskutieren wollte. An diesem Ort wirkten solche Sorgen und Gedanken, ja selbst solche Worte, fehl am Platz. Wider willen musste ich lächeln. Ja, ich verstand ihn wirklich. Zumindest in diesem einen Punkt..... "Was ist?" "Was denn?" "Warum lächelst du so?" "Aaaach nichts." "Wirklich nichts??" Warum akzeptierte er einfach kein "Nein-lass-es-bei-dem-Thema-bewenden-und-komm-nicht-mehr-drauf-zurück" ?! Lieber sollte er mir verraten, warum er so grinsen musste. An seiner Stimme konnte ich es ja wohl deutlich hören.... "Nein." "Los komm..." Aha. Er versuchte es also auf die Niedlichkeitstour... Wobei ich sagen muss, dass er damit beinahe Erfolg gehabt hätte. Nun mal ehrlich: Wer kann Ranma schon widerstehen, wenn er seine berühmt-berüchtigte "Ich-bin-ein-kleiner-Junge-und-soooooooooo-niedlich" Stimme anwendete?! Ich, aber nur sehr schwach, mit Müh und Not. Doch hatte das alles noch einen weiteren Effekt, außer, dass sich mein Lächeln verbreiterte. Seine Stimme weckte in mir einen längst vergessenen Spieltrieb..... "Wenn du's wirklich wissen willst, dann...-" "Ja?!" Wie er sich doch so um die Antwort bemühte... Tja, da durfte ich ihn ja wohl kaum enttäuschen....... "-Dann musst du mich... erst kriegen!!" Womit ich mich blitzschnell aus seinen Armen befreite und zwischen die vielen Kirschbäume flüchtete. Ranma stand einen Moment noch verdutzt da, bis sich ihm ein breites Grinsen auf sein Gesicht schlich. Hätte ich dieses gesehen, hätte ich mich wohl direkt ergeben... Es war... das Grinsen eines übermütigen, verwegenen und Schokolade süchtigen Grundschülers. Unsere Jagd dauerte lange... hin und wieder wäre es echt knapp für mich geworden, aber das Spiel sah vorerst ganz gut für mich aus... ...Bis ich seine hastigen Schritte nicht mehr hören konnte. Ihn abzuhängen war mein Ziel gewesen, das stimmt schon... Aber diese folgende Stille war mir unheimlich, ja schon verdächtig. Während ich mich heftig keuchend gegen einen jungen 7-jährigen Kirschbaum lehnte, war nur noch das sachte Rauschen der Blätter im Wind zu hören. Viele tausend Blätter... Jahr für Jahr neu, und doch spielen sie in ihrem einzigen Lebensjahr das gleiche Spiel, das schon gespielt wurde, seit es den alten Wind gibt. Früher, als ich noch sehr klein war, da hatte ich gern Geschichten über ihn gehört - ihn, den alten Wind. Oder auch den "Atem der Erde". So frisch, so belebend, so neu - und doch hat er schon so vieles gesehen. Erquickende Freude und quälendes Leid gleichermaßen sah er schon vorüberziehen. So viele Jahre, und doch scheint es letztendlich so, dass so unterschiedliche Emotionen wie Freude und Trauer vom Wind getragen werden: Mit jedem verwehten Kirschblatt wird auch eine Träne fallen. Eine Träne des Leides... Doch ist dort auch der Wind, der diese Träne hinfort weht, sie trocknet... in einem Tanz der Freude und des darin neu entdeckten Lebens. Seufzend richtete ich mich auf. Ranma hätte mich doch schon längst finden müssen... Vorsichtig lugte ich hinter dem Baum hervor, lauschte mit gespitzten Ohren... Fand jedoch nichts als Stille vor. Entweder hatte er sich in Luft aufgelöst oder... "HAB DICH!!" ... hatte mich schon gefunden und stürzte sich aus einem Hinterhalt auf mich. Yuppie. Gefunden. Aber so angenehm es auch war, wieder in seiner Gesellschaft zu sein, in der sich daraus ergebenden Situation konnte ich keinen Komfort finden. Meine Position? Man könnte sie auf komplizierte Weise beschreiben, oder auf die einfache: Er oben, ich unten. Er kam von oben, und riss mich in seinem Sprung mit nach unten... Jetzt war es nicht mehr wirklich still. Die Blätter raschelten immer noch munter vor sich hin, aber nun konnte ich auch seinen heftig gehenden Atem hören. Das Schlimme an der Sache: Ich konnte ihn auch recht gut spüren. Betrachtet man einmal die Tatsache, dass ich flach unter ihm lag und das ganze für Außenstehende nach einer ziemlich heftigen Umarmung aussehen musste... Dann war das auch kein Wunder. So sachlich und rational man das alles bis hier hin herleiten konnte, so absolut dusselig ist das, was ich in diesen Momenten empfand. Sein heißer Atem an meinem Nacken, bzw. Hals machte mich fast wahnsinnig. Das wirklich Dumme war nur, dass es sich sogar recht angenehm anfühlte. Auch wenn ich mich noch so sehr dazu zwang, wütend zu werden... ich schaffte es einfach nicht. Okay, wir waren uns nah... SEHR nah... und trotzdem mochte ich es auf eine merkwürdige Art und Weise, so von ihm "umarmt" zu werden. So nah war ich noch nie zuvor irgendeinem Menschen gewesen... Wäre Ranma nun eine meiner Schwestern, irgendein Verwandter, Doc Tofu oder ein Lehrer, wäre es mir bestimmt sehr peinlich und regelrecht lästig gewesen. Aber Ranma war ja Ranma. Nicht, dass mir diese ganze Situation mit seiner Präsens minder peinlich gewesen war, oh nein! Und doch war es so, dass es sich irgendwie richtig anfühlte, ihm so nahe zu sein. Selbst mein Verstand war irgendwie leicht benebelt... Er hatte sich wohl für kurze Zeit ganz aus dem Staub gemacht, so nach dem Motto "Heeeeeeeeey, ab in den Süden! ...ey o was geht.... dem Stolz schnell hinterher, ey o was geht...". Aber auch ohne Stolz und Verstand ließ es sich einmal ganz gut aushalten. Sein Duft, die Sonnenstrahlen, die mich wie seine rabenschwarzen Haare ein wenig kitzelten und flackernde Muster auf den trockenen Erdboden zeichneten (*smile* es geht hier immer noch um die Sonnenstrahlen, nicht um R.'s Haare...). Falls es hier für Außenstehende immer noch so aussieht, als hätte Ranma mich so merkwürdig eng umarmt, der täuscht sich, und zwar ganz heftig! Das war nur, weil er... ... zu schwach war, um aufzustehen? ... immer noch vollkommen außer Atem war? Langsam aber sicher, begann es selbst mir zu dämmern. Selbst meine Sonne ging nun endlich auch über dem Horizont auf. Eine glutrote Sonne der Wut... Der arme arme Ranma schien zwischenzeitlich beschlossen zu haben, wieder zu Atem zu kommen. Außerdem war wohl auch seine Stärke wieder einigermaßen zurück gekommen, denn ich spürte einen sanften, aber beständigen Griff um meinen Rücken... Seine Atmung war ruhig + er war wieder zu Kräften gekommen = Alles war schon seit geraumer Zeit wieder in Ordnung <=> Er nutzte die ganze Situation skrupellos aus, um mich zu begrabschen. Na warte.......!! Grr! Dieser perverse, ekelerregende...! Schon aus reiner Gewohnheit hob ich meinen Arm und zauberte meinen Unglückshammer mitten aus der Luft hervor. Physikalisch lässt sich das zwar kaum erklären, doch sagen wir einfach mal, ich habe ein gewisses Talent... Aber zum Schlag sollte es nie kommen. Noch bevor ich wirklich ausholen konnte, hörte ich seine Stimme. Was mich wirklich von meinem nicht sonderlich verbalen Schlag abhielt, waren jedoch nicht irgendwelche gestammelten Entschuldigungen, als hätte er den Hammer gesehen bzw. geahnt. Nein. Seine Stimme... klang so rau... fast wie das Flüstern des Windes. Und doch hatte sie so viel Ton, dass ich aus ihm so viele Emotionen herauslas, die er selbst sich wohl kaum zugestehen würde. Da war Verwirrung, so viel Verwirrung. Als ob er sich selbst nicht ganz verstehen könnte... oder seine Handlungen...... "Warum? Warum habe ich es so weit kommen lassen? Warum?! Ich hätte es wissen müssen. Nein, ich wusste es ja. Ich wusste, dass ich mich dir nicht nähern durfte, aber... Warum weckst du all das in mir?!-" All diese Gefühle, so unbekannt, so neu... "-Dieses Feuer, dass mich von innen verzehrt und mich nur nicht verbrennt, wenn du mich berührst... Diese Sehnsucht, dich so zu halten, so zu spüren, nur um zu wissen, dass du nicht nur ein schöner Traum bist... Warum? Warum?! Sag es mir! Ich verstehe mich ja selbst kaum mehr... Sage mir, warum du so anders bist!" ... so überwältigend. Ja, ich verstand ihn gut. Besser, als er es sich wahrscheinlich vorstellen konnte. Er dachte, wir seien uns ähnlich... und doch hatte er keinen Schimmer, WIE ähnlich. 'Warum?' Immer und immer wieder diese eine Frage. Eine Frage, auf die es für den Fragenden wohl nie eine Antwort gibt. Ich selbst hatte sie mir tausend Mal gestellt, doch aus der schwarzen Leere, die mich umgab, antwortete mir niemand. "Darum." Meine Stimme klang klar, fest, und doch sanft, als ich ihn noch ein Stück näher zu mir heran zog. Mochte er jetzt denken, was er wollte. Mochten andere jetzt denken, was sie wollten. Mir war es vollkommen egal. "Aka-akane??" Schock? Pure Verwirrung? Ja, das dürfte es ziemlich genau treffen. "Ich weiß nicht, wer du bist. Ich weiß nicht, was du mit mir machst, sodass ich kaum klar denken kann, wenn du mich umarmst. Aber eines weiß ich nun..." "Und... was wäre das?" Mmmh... Seine Stimme hatte wieder diesen rauen Unterton, den ich so liebte! Liebte? Kann man das wirklich sagen? Nun, nur, wenn man weiß, was dieser Begriff speziell für sich selbst bedeutet. "Du hast mir etwas gestohlen, mein kleiner Dieb..." Erstaunt richtete Ranma sich auf, um mir in meine Augen zu sehen, doch ich schloss meine Augen, um mich besser konzentrieren zu können. So lange wie möglich wollte ich diese Wärme in meinem Körper spüren und nachempfinden. Als dieses wohlige Gefühl letztendlich doch abebbte, öffnete ich meine Augen wieder und sah auf Anhieb, dass Ranma sich keinen Zentimeter von seiner Stelle gerührt hatte. Er saß noch immer, leicht über mich gebeugt, auf der Erde und ließ den Wind an seinen Kleidern und Haaren zausen. Das alles hätte mich in meinem unbeschwerten Zustand beinahe laut auflachen lassen, aber etwas an Ranmas Augen fesselte mich und ließ mich nicht mehr los. Er sah mich einfach nachdenklich und ernst an, doch in den blauen Tiefen seiner Augen spiegelte sich noch etwas wieder, was ich nicht zu benennen wusste. "Ranma, was...?" Anstatt mir zu antworten beugte er sich langsam, jedoch nicht zögernd zu mir herunter. Hatte er etwa Angst, ich würde einfach so davon laufen? Sekunden später musste ich mir eingestehen, dass seine Angst eigentlich ganz berechtigt war... Denn er beugte sich für meinen Geschmack etwas zu weit vor. Wollte er etwa...?!! "W-warum...?" Schon fast panisch sah ich ein leises Lächeln aufkommen, dass ihm wirklich gut stand. Es ließ ihn etwas älter aussehen und zeigte, dass er kein kleiner, trotziger Junge mehr war... Seltsamerweise beruhigte mich sein Lächeln, ebenso spürte ich, wie meine Verkrampfung ein wenig nachließ. Nie wandte er seine Augen von den meinen ab; er sah mich einfach nur so... intensiv an und lächelte. Doch dann spürte ich seinen warmen Atem auf meinen Lippen mit denen er eine tonlose Antwort formte, als er mir nach kurzer, jedoch irgendwie erhitzter Stille erwiderte: "Darum." Zeit zum Antworten ließ mir dieser Flegel nicht mehr... Aber man muss eine kleine Ergänzung dazu tätigen: Ein Flegel, der entweder oft genug übte, oder einer, der ein Naturtalent in Sachen Kuss war. Hello... Er ließ sich selbst von meinen nach und nach immer schwächer widerwilligen Versuchen nicht abbringen, meinen Verstand in den Süden zu schicken. Seine Wärme und Duft hatten außerdem auch einen recht verwirrenden Effekt... Wie würde man sonst erklären können, dass ich seine Zärtlichkeit erwiderte?? Vielleicht weil seine Lippen - äääääh das Wetter- so warm war, seine Umarmung - Umgebung! Umgebung!! - so... so....einladend war..... Atemlos brach er den Kuss ab. Meinen 1., wenn man mal Neko-Ranma resolut aus dieser Liste ausschloss... "Und was habe... ich dir gestohlen?" Wieder dieses Lächeln... Aber nun zuckten auch meine Mundwinkel verräterisch, als ich versuchte, eine ernste Miene zu wahren. Warum hatte ich ihm nicht gleich eine reingezogen, als er sich mir so merkwürdig näherte?! Warum ließ ich es zu, dass er mich küsste?!! Beinahe kam schon Verblüffung über mich selbst in mir auf, warum ich nicht böse auf ihn war. Na ja ... ... ... Der Wind frischte auf und nahm mir sanft die Worte von meinen Lippen... trug sie zu dem Ort, zu dem Jahr für Jahr tausende Kirschblütenblätter gestrandet werden. Und doch hörte er sie... "Mein Herz" __________________________________________________________________ Erschöpfte und gespielt verzweifelte Rufe aus dem Garten locken mich an das Küchenfenster. Und dort steht er: Ranma Saotome. Neben einem schönen, jungen und doch sehr kräftigen Kirschbaum, dessen Äste sich schwer mit Früchten beladen herabsenken, sodass einige Zweige sanft in das Wasser des Teiches, neben den er gepflanzt wurde, eintauchen. Mit der Zeit seiner Blüte ist sachte, fast unmerklich der Frühling in den Sommer übergeglitten, und die dunklen Früchte lachen nun reif im Sonnenschein. Aber was ist das? Was raschelt da wohl durch die Zweige? Verzweifelt bemühe ich mich darum, mir mein Lächeln zu verkneifen, und mich wieder angeregt meinen Reisbällchen zu widmen... Was mir natürlich nicht gelingt. Denn die Szenen, die nach diesem Rascheln zweifellos folgen werden, wiederholen sich Jahr für Jahr, und ich habe sie schon oft mitangesehen... mich aber noch längst nicht satt gesehen. Natürlich hat Ranma dieses verdächtige Rascheln über sich auch bemerkt und stößt ein dunkles Grollen scheinbar gegen die unschuldigen Kirschen aus, welches ich zufällig durch das geöffnete Küchenfenster hören kann. Als Antwort erhält er jedoch nur ein weiteres, kleineres Rascheln der Zweige und einige sanft hernieder rieselnde Blätter. "So, jetzt reicht's..." Womit Ranma aus dem Stand einfach so in die dicht belaubte Krone des Baumes springt. Hätte ich ihn nicht schon auf viel zu schmalen Zäunen entlang balancieren und auf Häuserdächer springen sehen, würde ich mir nun sicherlich Sorgen machen... Aber ich kenne Ranma ja. Dem Dickschädel passiert nie was. Den kann man sogar mit einer 20kilo Pfanne bearbeiten, und er überlebt es. Aber ich wende mich schnell von meinen Erinnerungen ab und konzentriere mich wieder auf diesen merkwürdigen Baum. Anhand der vermehrt raschelnden Blätter und einzelnen, herunterfallenden Kirschen kann man Ranmas Bewegungen ungefähr erahnen... "Aha! Hab ich dich!" Mein Lächeln verbreitert sich unwillkürlich, als ich ein kurzes Quieken des "Baumes" höre, das Rascheln im 'Kampfgetümmel' sprunghaft ansteigt und Ranma kurze Zeit später triumphierend aus dem Baum herausspringt. Über seiner Schulter hängt geschlagen der sogenannte "Baum", der sich nun lautstark bei seinem Träger beschwert... Wie jedes Jahr. "Hey, lass mich runter!" Ein Baum mit der Stimme eines 9-jährigen, kleinen Mädchens. Interessant. "Ja, ja. Damit du wieder Kirschen naschen gehst." Ranma, der versucht einen ernsten und strengen Ton zu wahren... noch viel interessanter....... Kopfschüttelnd wende ich mich wieder den Reisklößchen zu, höre aber trotzdem noch mit halbem Ohr der Unterhaltung zu. Nach der Lautstärke zu urteilen, bewegen sich Ranma und seine kleine Begleiterin auf die Küche zu. "Mama hat doch gesagt, sie bräuchte jede Hilfe zum Ernten der Kirschen!" "Hat Mama auch gesagt, dass du sie dabei alle aufessen sollst?" Man hört förmlich sein Lächeln. Nun kann ich beide im Türrahmen sehen. Und in beider verwuschelter Mähnen hängen im Kampf abgerissene Blätter. "Mama!!" Lächelnd wende ich mich meiner kleinen Tochter zu, die sich trostsuchend um meine Beine klammert. "Was ist denn mein Schatz?" "Papa ist gemein zu mir!" "Sakura -" Aber weder Sakura, noch ich lassen ihren Vater ausreden. Ich überhöre seinen Einwand einfach und widme mich wieder dem Reis, während Sakura sich plötzlich freudestrahlend auf ihren Vater wirft, und ihn zwingt, mit ihr "ernten" zu gehen. Ja, wer hätte das gedacht? Ich habe diesen Idioten doch geheiratet. Und noch immer frage ich mich, was für ein Wahnsinn mich dabei geritten hat. Lächelnd sehe ich aus meinen Augenwinkeln durch das Fenster, wie Sakura wieder zum Kirschbaum davon wuselt. Alleine? Erstaunt sehe ich auf und begegne... seinen strahlend blauen Augen. Du hast mir schon so viele Probleme bereitet, Ranma Saotome. Aber in den Jahren, in den wir uns wirklich kennen, auch sehr viel Freude. Die größte turnt gerade im Kirschbaum meiner Mutter herum und "erntet" fleißig. Damals, im Morgengrauen nach unserer ersten Nacht, fragtest du mich, warum ich dich heiratete. Damals antwortete ich dir nicht. Doch du wusstest die Antwort ohnehin. Denn du warst derjenige, dessen windzerzaustes Haar mich dazu verführte, meine Hände im ewigen Spiel des Windes teilhaben zu lassen. Denn du warst derjenige, der mir unter all diesen Sakurabäumen meinen Atem stahl. Denn du warst derjenige, der mir unter all den samtweichen Blütenblättern mein Herz mit sich zum peitschenden Meer nahm. Doch das Meer ist nicht mehr so furchtbar unruhig, so aufgewühlt durch bloße Wut und Verzweiflung. Nein, vielmehr fanden die Wellen neue Kraft in etwas, was keiner dieser vielen, erfahrenen Menschen wirklich kennt... Etwas, was sich diese alles-wissenden Schulmädchen, die man früher heimlich bewunderte, nur mit Schmetterlingen blass erträumen können... ... Die Liebe der Kirschblüte. Hosted by Animexx e.V. 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