Erzähl mir ein Märchen von Khaleesi26 ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Hallo ihr Lieben Ich hab da mal eine neue Geschichte angefangen :D Sie wird nicht so lang sein wie die Letzte, aber ich hoffe, sie gefällt trotzdem dem einen oder anderen :P Das tolle Cover hat mir meine liebe dattelpalme11 gemalt (http://animexx.onlinewelten.com/fanart/2626483/) - schaut mal bei ihr vorbei, sie macht wirklich schöne Michi Bilder *_* (http://animexx.onlinewelten.com/fanart/zeichner/446510/) Vor allem malt sie Bilder zu ihren Geschichten, was ich wirklich besonders finde! Und jetzt hat sie ein Bild zu meiner Geschichte gemalt So, und jetzt viel Spaß bei meinem kurzen Prolog ;) Erzähl mir ein Märchen „Papa? Erzählst du mir noch eine Geschichte?“, fragte das kleine Mädchen, als es ins Bett hüpfte und unter die Decke kroch. „Puh, ich weiß nicht. Es ist schon ziemlich spät“, gab ihr Vater zu bedenken und deckte sie zu. Doch die Kleine hatte nicht vor, so schnell aufzugeben. „Ach bitte“, säuselte sie und schaute ihn mit ihren großen, braunen Augen an. Das war typisch – dachte sich ihr Vater und grinste. „Na gut“, willigte er ein und setzte sich zu ihr auf’s Bett. „Welche Geschichte willst du denn hören?“ „Weiß nicht“, meinte das Mädchen und kuschelte sich an ihn. „Erzähl mir ein Märchen!“ „Ein Märchen?“, fragte ihr Vater nach, legte einen Arm um sie und überlegte, welche Geschichte er ihr erzählen könnte. „Ja, ein Märchen“, bestätigte die Kleine lächelnd. „Mit einer Prinzessin und einem Prinzen und einem bösen Drachen, der die Prinzessin fressen will, aber dann kommt der Prinz und rettet sie und…“, begann das Mädchen eifrig und voller Begeisterung zu erzählen, während sie mit den Armen wild in der Luft herumfuchtelte, als hielte sie ein Schwert in der Hand. Ihr Vater musste auflachen. „Na du hast vielleicht eine Fantasie.“ Das Mädchen grinste ihn an und nickte. „Hmm, na gut, so eine Geschichte willst du also hören…“, meinte der Vater schließlich nachdenklich, als ihm eine Idee kam. „Okay, ich hab ein Märchen für dich.“ „Und wie heißt das Märchen?“, fragte die Kleine neugierig. „Es ist das Märchen von Mimi und Tai…“ Kapitel 1: Es war einmal… ------------------------- „Es war einmal ein kleiner Prinz und eine kleine Prinzessin, die in einem weitentfernten Königreich lebten. Die Beiden begegneten sich oft, denn ihre Schlösser lagen nah beieinander. Man könnte sagen, die beiden Königskinder kannten sich schon seit Kindesbeinen an…“ „Taichi Yagami, gib das sofort wieder ZURÜÜÜCK!“ „Ha ha, komm und hol’s dir doch!“ Der kleine braunhaarige Junge lachte auf und rannte mit seiner Beute in der Hand davon. Das kleine Mädchen, welchem er soeben das Spielzeug weggenommen hatte, stand da und ballte die Hände zu Fäusten, während sich ihre Augen mit Tränen füllten. Ihre Lippen bebten und ihre Beine wurden weich, so dass sie weinend und laut schreiend auf den Boden sank. Warum musste er sie immer so ärgern? Manchmal war er richtig gemein zu ihr! Das kleine Mädchen mit dem braunen Pferdeschwanz schrie sich die Kehle aus dem Hals, während sie sich immer wieder mit ihren kleinen Händen über die nassen Augen wischte. „Näh näh näh näh, du Heulsuse!“, rief der Junge ihr entgegen und wedelte ihr aus sicherer Entfernung mit ihrer Puppe zu. Allerdings bemerkte er nicht, wie plötzlich eine Frau neben ihn trat, die Hände an die Seite gestemmt und erbost auf ihn hinabblickte. Das kleine Mädchen wurde plötzlich still, als sie die Frau sah und wartete gespannt darauf, was passieren würde. Dem Junge fiel auf, dass seine Kindergartenfreundin aufgehört hatte zu weinen und folgte ihrem überraschten Blick. „Tai…“, sagte die Frau verheißungsvoll, während das Lachen des Jungen augenblicklich erstarb und ihm jegliche Farbe aus dem Gesicht wich. „Hast du Mimi etwa schon wieder ihre Puppe weggenommen?“, fragte sie ihn und schien sichtlich wütend auf den kleinen Jungen. Tai stammelte herum, dass sie angefangen habe ihn zu ärgern und dass er es ihr nur heimzahlen wollte, doch die Frau hörte ihm nicht zu, sondern gab ihm stattdessen einen Klaps auf den Hinterkopf. „Au! Mama!“, schimpfte der kleine Junge und rieb sich den Kopf. „Du gibst sie ihr sofort wieder!“, befahl seine Mutter streng und packte ihn am Schlafittchen. Tai zappelte wild herum, doch Frau Yagami ließ sich gar nicht von ihrem kleinen Rotzbengel beeindrucken und platzierte ihn stattdessen vor der weinenden Mimi, deren große Augen abwechselnd zwischen ihm und der Puppe hin und her huschten. Widerwillig und mit zusammengebissenen Zähnen gab er ihr die Puppe zurück, welche Mimi sogleich in ihre Arme schloss und an sich presste, während sie noch ein Mal herzzerreißend schniefte. „Und jetzt entschuldige dich!“, forderte ihn seine Mutter auf und sah ihn eindringlich an. „Aber Mama, sie hat angefangen!“, protestierte Tai hektisch, wodurch er sich nur einen weiteren Klaps auf den Hinterkopf einfing. Ja, sie hatte angefangen. Sie hatte ihn ausgelacht, als er versuchte den Fußball zu schießen, dabei ausrutschte und auf die Nase fiel. Der kleine Tai war so sauer darüber, dass er ihr ihre Lieblingspuppe wegnahm und damit davonlief. Doch nun musste er sich dem Willen seiner Mutter beugen, ob er wollte oder nicht! „Ist ja schon gut. Tut mir leid“, brachte der Junge halbherzig über die Lippen, doch seine Mutter schien noch nicht zufrieden, da sie ihn weiterhin mit einem fordernden Blick ansah. Er stöhnte genervt auf und setzte erneut an. „Tut mir leid, Mimi. Ich mach’s nie wieder!“ Das Mädchen nickte leicht und nahm somit seine Entschuldigung an. Auch seine Mutter schien beschwichtigt zu sein, denn sie seufzte erleichtert auf. „Na geht doch! Und war das jetzt sooo schwer?“ Der Junge und das Mädchen sahen beschämt zur Seite. „Ach, ihr beide…“, seufzte Frau Yagami frustriert. „Wieso müsst ihr immer streiten?“ „Hihi“, lachte das Mädchen. „Das ist lustig! Wie bei Heiji und mir!“ „Jaaa“, bestätigte ihr Vater grinsend und kniff ihr in die Nase. „Wie bei Heiji und dir!“ „Ich finde es gut, dass der Junge Ärger bekommen hat“, sagte die Kleine, woraufhin ihr Vater sie mit hochgezogener Augenbraue ansah. „So?“ „Ja!“, nickte sie entschlossen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wenn Heiji mich ärgert kriegt er auch immer Schimpfe von seiner Mama.“ Ihr Vater musste auflachen, während seine Tochter ihn neugierig ansah. „Aber wie ging es denn nun weiter?“ „Hmm…“, überlegte er schließlich. „Also das war so…“ Kapitel 2: Prinzessinnen und Mathe ---------------------------------- „Es war nicht immer einfach für den Prinzen und die Prinzessin zusammen aufzuwachsen. Doch trotz, dass sich die Königskinder oft stritten, entwickelte sich im Laufe der Zeit ein zartes Band der Freundschaft zwischen ihnen. Und während die Jahre ins Land zogen und die Prinzessin zu einer jungen Lady heranwuchs, schien der junge Prinz zuweilen immer noch ein Kind zu sein…“ „Oh Sora, wie soll ich nur meinen Eltern erklären, dass ich schon wieder so eine schlechte Note in Mathe habe?“ Das junge Mädchen legte ein gequältes Gesicht auf, während ihre beste Freundin stillschweigend neben ihr herlief und sie von der Seite her musterte. „Wie soll ich denn die 5. Klasse schaffen, wenn ich Mathe nicht bestehe?“, nörgelte Mimi weiter und kramte ein zerknittertes Blatt Papier aus ihrer Tasche. Erneut las sie es sich durch, bevor ihr Blick an der roten Zahl ganz unten hängen blieb. Sora bemerkte ihren besorgten Gesichtsausdruck und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Das wird schon. Du musst nur ein bisschen mehr lernen!“ „Ja, du hast leicht reden. Du bist ja auch nicht so schlecht in Mathe.“ Sora kicherte und schenkte Mimi einen aufmunternden Blick. „Das liegt auch nur daran, weil ich regelmäßig mit Tai lerne. Vielleicht solltest du ihn mal fragen, ob er dir Nachhilfe geben kann“, schlug sie ihr vor, woraufhin Mimi stolz die Arme vor der Brust verschränkte. „Er würde mir nie helfen! Er ist so ein arroganter, kindischer, kleiner…“, doch weiter kam sie nicht, denn ein Fußball kam auf die beiden Freundinnen zugeflogen und steuerte direkt Mimi’s Kopf an. Sie konnte gerade noch zur Seite springen und ihm somit ausweichen, als der Ball an ihr vorbei sauste und stattdessen auf dem Boden aufprallte. Erschrocken rang Mimi nach Luft und hielt sich die Brust, während sie sich überrascht umsah und der Richtung folgte, aus dem der Ball gekommen war. Sie konnte das Fußballfeld entdecken, an dem sie eben vorbeigegangen waren und die Schulmannschaft, die dort anscheinend gerade ihr Training absolvierte. Stinksauer hob sie den Ball auf, verengte ihre Augen zu Schlitzen und stapfte mitten auf das Fußballfeld, um ihn dem Jungen mit den braunen Haaren in die Hand zu drücken, der breit grinste und sich anscheinend köstlich darüber amüsierte, fast seine Schulfreundin getroffen zu haben. „Sag mal, spinnst du?“, keifte Mimi ihn wütend an und drückte ihm den Ball in die Hand. „Wolltest du mich umbringen oder was?“ „War doch keine Absicht“, entgegnete der Junge halbherzig und grinste sie schief an. „Aber komisch hast du schon ausgesehen, als du dich so erschrocken hast.“ „Taichi, du… Vollidiot!“, schrie das Mädchen ihn an, als plötzlich Sora neben ihr auftauchte und ihr den Zettel reichte, den sie anscheinend vor lauter Schock fallen gelassen hatte. „Hier, das hast du eben verloren.“ Mimi schluckte ihren Ärger hinunter, da diese Note sie erneut auf den Boden der Tatsachen zurückholte und ihr vor Augen führte, was sie wohl zu Hause erwarten würde. Sie hatte jetzt wirklich wichtigeres zu tun, als sich mit diesem Fußballidioten rum zu ärgern. „Was ist das? Zeig mal her!“, sagte Tai und schnappte ihr den Zettel unter der Nase weg, als er ihren bedrückenden Gesichtsausdruck bemerkte. „TAI“, meckerte sie ihn an und versuchte, ihm das Blatt wieder abzunehmen, doch Tai hielt es hoch in die Luft, so dass sie nicht rankam. Er grinste sie frech an und wich ihr immer wieder aus, während er sie weiter neckte. „Was ist das? Etwa ein Liebesbrief?“ Vor lauter Wut lief Mimi feuerrot an, was Tai anscheinend so interpretierte, dass er mit seiner Vermutung recht hatte. Neugierig schielte er auf den Zettel. Sein Blick blieb sofort an der roten Zahl ganz unten hängen, was ihn entsetzt aufschreien ließ. „WAS? Eine fünf in Mathe?“ Er starrte auf das Papier in seinen Händen, welches ihn für einen Moment so ablenkte, dass Mimi es ihm aus der Hand reißen konnte. Sie baute sich stolz vor ihm auf und stemmte die Hände an die Hüfte. „Na und? Was geht’s dich an?“, zischte sie beleidigt. „Oh man, Mimi…“, lachte der Fußballer auf. „Wenn du so dumm bleibst, kriegst du nie einen Freund.“ Mimi stampfte wütend auf den Boden auf und ballte die Hände zu Fäusten, was zur Folge hatte, dass sie das Blatt in ihrer Hand noch mehr zerknitterte als es eh schon war. Sora, die das ganze Szenario stillschweigend beobachtet hatte, schüttelte nur verständnislos den Kopf. „Oh Tai, manchmal bist du so was von kindisch.“ Dieser jedoch schien sichtlich erfreut darüber, dass er Mimi so auf die Palme bringen konnte und legte ein triumphierendes Grinsen auf. „Tai, wo bleibst du denn?“, rief ihn plötzlich ein Mannschaftskollege und kam mit mehreren Teammitgliedern im Schlepptau zu ihm herübergelaufen. „Oh, hallo Mimi“, begrüßte der Junge die Brünette freundlich und lächelte sie an. Mimi, die bis eben noch stinksauer auf Tai war, fing sich schnell wieder und legte ein zuckersüßes Lächeln auf. „Hallo, Ryota“, säuselte sie und machte ihm schöne Augen, woraufhin auch die anderen Jungs sie verliebt anlächelten. Tai konnte da nur genervt die Augen verdrehen. „Verknallte Vögel“, nuschelte er in sich hinein und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Was machst du denn hier? Willst du uns beim Training zusehen?“, fragte Ryota hoffnungsvoll und bekam große Augen. Mimi kicherte und winkte schnell ab. „Nein, nein. Ich bin nur hier, weil Tai mich mal wieder mit einem Fußball attackiert hat. Und so was will euer Kapitän sein? Der kann ja nicht mal richtig zielen!“ „Was?“, platzte es entgeistert aus dem Braunhaarigen heraus. „Ich habe dich nicht attackiert! Du bist doch selbst schuld, wenn du hier rumlungerst und mir in den Ball läufst!“ „Ich lungere nicht!“, entgegnete Mimi stolz, woraufhin Tai sich von seinem Freund einen unsanften Schlag auf den Hinterkopf einfing. „AU!“ „Sag mal, wie redest du denn mit Mimi? So behandelt man Mädchen nicht!“, tadelte Ryota ihn, während Tai sich den Kopf rieb. Seine Teamkollegen stimmten lachend mit ein und auch Sora und Mimi konnten sich ein Lachen nicht verkneifen. „Von Ryota kannst du dir noch ne Scheibe abschneiden, Taichi Yagami“, sagte Mimi und steckte ihre Klausur zurück in ihre Tasche, als sie sich wieder mit Sora auf den Weg machen wollte. Tai knirschte mit den Zähnen und warf ihr einen wütenden Blick hinterher. „Du bist ne blöde Zicke!“, giftete er sie an, doch Mimi hatte ihm bereits den Rücken zugedreht. „Und du bist kindisch!“, antwortete sie gleichgültig und ließ ihn vor versammelter Mannschaft stehen. „Aber Papa“, kicherte das kleine Mädchen und hielt sich den Bauch vor Lachen. „Was haben denn Fußball und Mathe mit Prinzen und Prinzessinnen zu tun?“ Ihr Vater lachte unsicher und kratzte sich den Kopf. „Na ja, auch Prinzessinnen müssen Mathe lernen. Merk dir das gleich mal für die Zukunft!“ „Och Papa!“, meckerte die Kleine und verschränkte die Arme vor der Brust. „Erzähl lieber weiter! Haben sich die Beiden immer nur gestritten?“ „Nicht immer“, sagte ihr Vater bestimmt und legte ein Lächeln auf. „Eigentlich waren sie manchmal sogar ziemlich nett zueinander…“ Kapitel 3: Eine Mohnblume für den Prinzen ----------------------------------------- „Eines Tages kam es nun, dass der Prinz einen wichtigen Kampf verlor. Dabei hatte er wirklich alles gegeben, um seinen Gegner zu besiegen, doch dieser war einfach stärker gewesen und hatte ihn im Duell vernichtend geschlagen. Der Prinz war sehr traurig darüber, galt er doch als bester Krieger des Landes…“ Frustriert saß er am Rande des Fußballfeldes und starrte in den Sonnenuntergang. Den Ball drehte er immer wieder in seiner Hand. Er konnte nicht verstehen, warum sie dieses Spiel verloren hatten. Er hatte so hart trainiert, seine Mannschaft nahezu an die Grenze des Erträglichen getrieben. Und doch hatten sie verloren. Es war das letzte Spiel der Saison und sie hätten die Möglichkeit gehabt den Pokal zu holen. Stattdessen musste er dabei zusehen, wie die gegnerische Mannschaft den Sieg davontrug. Noch nie in seinem Leben war er so enttäuscht gewesen! „So ein Mist!“, fluchte er lautstark, schmiss den Ball hinter sich und stützte seinen Kopf auf die Hände. „Hey, du hast da was verloren!“ „Was?“ Überrascht sah er auf und blickte in das Gesicht seiner Freundin Mimi, die ihm den Ball hinhielt. „Ach, du bist es“, sagte er tonlos, nahm den Ball wieder an sich und stierte weiter vor sich hin. Die Brünette setzte sich zu ihm. „Was ist dir denn über die Leber gelaufen?“ Tai’s Blick verfinsterte sich, als es Mimi plötzlich wieder einfiel. „Ach ja, heute war ja das finale Spiel für eure Mannschaft. Tut mir leid, dass ich nicht kommen konnte. Wie ist es denn gelaufen?“, fragte sie interessiert. „Nach was sieht es denn aus? Siehst du hier irgendwo Konfetti und knallende Sektkorken?“ Mimi legte die Stirn in Falten und sah ihn mitleidig an. „Ouh, das tut mir leid.“ „Mir auch!“, entgegnete Tai verbissen und schmiss den Ball wieder weg. „Ich fühl mich wie der letzte Versager.“ „Ach, Tai…“, sagte Mimi einfühlsam und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Mach dich nicht so fertig deswegen. Ich bin mir sicher, ihr habt euer Bestes gegeben!“ „Wenn wir das hätten, hätten wir doch wohl gewonnen oder?“, entgegnete der Schüler verbissen und ballte die Hände zu Fäusten. Eine kurze Minute des Schweigens ergriff sie. Aber was sollte sie auch dazu sagen? Er wusste selbst, wie kläglich er versagt hatte und wie sehr er seine Mannschaft enttäuscht hatte. „Ich denke, du bist mit dir selbst immer viel zu streng“, meinte Mimi plötzlich und lächelte ihn an. Tai sah überrascht auf. Warum lächelte sie? „Du siehst die Dinge immer viel zu verbissen und denkst, alle Probleme der Welt würden auf deinen Schultern lasten“, erzählte sie weiter, während er sie irritiert anblinzelte. „Du denkst immer, du bist für alles verantwortlich und dabei bist du manchmal so engstirnig, dass du dein Ziel völlig aus den Augen verlierst.“ Tai schluckte und runzelte die Stirn. Hatte sie recht? War er wirklich so engstirnig? „Was ist dein Ziel beim Fußballspielen, Tai?“, fragte sie ihn plötzlich und sah ihn eindringlich an. „Was?“ „Na ja“, sagte sie und grinste ihn schief an. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es dir nur ums Gewinnen geht.“ Nur ums Gewinnen? Ging es nur darum? Diese Frage hatte er sich nie gestellt, aber ihre Worte brachten ihn tatsächlich zum Nachdenken. Er wollte mit seiner Mannschaft den Pokal holen, keine Frage. Er wollte sich beweisen, zu was er als Kapitän in der Lage war! Doch hatte er sich dabei so verrannt, dass er nur noch den Sieg vor Augen hatte und gar nicht mehr darüber nachdachte, warum er eigentlich Fußball spielte? „Ich möchte mit meiner Mannschaft noch viele gute Meisterschaften spielen und Spaß dabei haben“, gestand er ihr schließlich ein wenig kleinlaut. „Na, siehst du! Das ist schon eher der Tai, den ich kenne“, antwortete sie zufrieden und zauberte ihm somit ein Lächeln auf die Lippen. Sie hatte recht! Er hatte sich so darauf versteift, diese Meisterschaft zu gewinnen, dass er sein eigentliches Ziel völlig aus den Augen verloren hatte. Bei so einem Wettkampf sollte man Spaß haben und nicht zwanghaft dem Pokal hinterherjagen. „Und ich bin mir sicher, ihr habt absolut keinen Grund euch zu schämen! Nicht jeder wäre so weit gekommen, wie ihr“, fügte sie noch hinzu, während die untergehende Sonne ihr Gesicht in ein warmes Licht hüllte. Irgendwie hatte sie sich so verändert. War das wirklich noch die kleine Mimi von früher? Sie wirkte plötzlich so erwachsen, obwohl sie doch beide fast noch Kinder waren. „Sag mal“, meinte er plötzlich, denn erst jetzt fiel ihm auf, dass sie Blumen dabeihatte. „Warum konntest du heute nicht zum Spiel kommen?“ Ein trauriges Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie ihm in die Augen sah. „Meine Großmutter ist vor kurzem verstorben und heute war ihre Beerdigung.“ Oh nein… wieso sagte sie ihm das erst jetzt? Und er heulte ihr die Ohren wegen einem verlorenem Fußballspiel voll! „Oh Mimi, das tut mir leid, das wusste ich nicht!“, entschuldigte er sich sofort. „Muss es nicht, ist schon okay“, antwortete sie und wandte den Blick von ihm ab. „Sie ist jetzt an einem besseren Ort.“ Sie griff neben sich und legte den Strauß roter Blumen auf ihren Schoß. „Ich musste mir noch etwas die Beine vertreten und auf dem Weg hab ich die hier gefunden. Ich denke, sie passen ganz gut“, erklärte sie ihm, zog eine der Blumen aus dem Strauß heraus und hielt sie ihm hin. „Eine Mohnblume?“, fragte er verwirrt und nahm sie entgegen. „Ja, sie sollen Trost spenden“, erklärte sie ihm und lächelte ihn an. „Allerdings verlieren sie nach ein paar Stunden schon ihre Blütenblätter.“ Tai betrachtete die Blume in seiner Hand. Irgendwie schien die Anspannung, die er den ganzen Nachmittag verspürt hatte, von ihm abzufallen. Mimi hatte ebenfalls keinen guten Tag gehabt und doch schaffte sie es ihm ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. „Danke, Mimi“, sagte er aufrichtig. „Du bist wirklich eine tolle Freundin!“ „Also mochten sie sich eigentlich?“, fragte das Mädchen und ihre Augen begannen zu strahlen. „Ja, kann man so sagen“, erwiderte der Vater grinsend. „Das ist toll“, sagte die Kleine und sah ganz verträumt aus. „Und wenn man sich mag, dann kann man auch heiraten. So, wie du und Mama.“ „Na ja“, meinte ihr Vater nachdenklich und zuckte mit den Schultern. „Sich nur zu mögen reicht manchmal nicht aus. So einfach ist das leider nicht.“ „Wieso nicht?“, wollte seine Tochter wissen. „Weißt du“, fing er an zu erklären. „Manchmal muss eine Prinzessin eben erst noch viele andere Frösche küssen, um ihren Prinzen zu finden…“ Kapitel 4: Frosch bleibt Frosch ------------------------------- „Die Jahre zogen ins Land. Die Königskinder wurden älter und älter und als sie schließlich langsam erwachsen wurden, kamen viele junge Prinzen aus allen Ecken des Landes angereist, um um die liebreizende Prinzessin zu freien. Und so machte sich die Prinzessin auf die Suche nach einem geeigneten Prinzen, der sie irgendwann heiraten und mit ihr zusammen den Thron besteigen würde.“ „Ich liebe dich!“, hauchte sie ihm ins Ohr, während sie engumschlungen tanzten und er ihr Herz zum Klopfen brachte. Dieser Abend war einfach perfekt! Sie war hier, ihre Freunde waren hier, sie hatte endlich ihren Abschluss in der Tasche… Und sie tanzte mit ihrer großen Liebe – Kouji. Der Abend hätte nicht schöner sein können! Sie seufzte verliebt und sah ihrem Freund hoffnungsvoll in die Augen. Diese wunderschönen, grünen, leuchtenden… verwirrten Augen? Sein Blick huschte unruhig hin und her, als sich ein nervöses Grinsen auf seine Lippen legte. „Du äh… liebst mich?“, fragte Kouji irritiert, während Mimi’s Hoffnungen augenblicklich ins bodenlose fielen. „Meinst du nicht, das geht alles etwas schnell?“ Mimi schluckte. War er gerade dabei ihr Herz zu brechen? Das Herz, welches sie ihm schon längst geschenkt hatte? „Also, versteh mich nicht falsch, Mimi“, setzte Kouji an und nahm ihre Arme von ihm, die sie immer noch um seinen Hals geschlungen hatte. „Du bist toll, wirklich! Aber ich dachte wir hätten hier was Lockeres. Von Beziehung und Liebe war nie die Rede.“ Nun fiel ihr endgültig alles aus dem Gesicht. Der Erdboden hätte sich auftun und sie verschlucken können und es wäre noch nicht tief genug gewesen. Wie peinlich… „Ehm a-aber w-wir… wir gehen seit zwei Monaten miteinander aus“, stammelte sie sich zurecht, doch ihr Gegenüber hatte dafür nur ein müdes Lächeln übrig. „Du meinst, wir schlafen seit zwei Monaten miteinander.“ Das tat er jetzt nicht wirklich… Mimi presste die Lippen aufeinander und versuchte angestrengt zu verbergen, wie verletzt sie war. Diese Genugtuung wollte sie ihm nicht noch geben. Das Alles war so schon kränkend genug! „Ja, du hast recht. Tut mir leid, wenn ich da was durcheinandergebracht habe.“ Sie wandte sich von ihm ab, schnappte sich irgendein Glas das sie rum stehen sah und verzog sich in die nächstgelegene Ecke. Dort ließ sie sich an einer Wand hinabsinken und stützte die Arme auf ihre Knie ab. Sie beobachtete ihre Freunde und Klassenkameraden, die immer noch ausgelassen feierten, tanzten und glücklich waren. Sie befanden sich auf einer weitläufigen Dachterrasse, die mit vielen bunten Lichtern geschmückt war. Es war eine laue Sommernacht und sie wollten ihren Schulabschluss feiern. Ihr neues Leben feiern. Leben, lieben und lachen. Doch für Mimi war dieser Traum schlagartig ausgeträumt. Sie wollte ihm ihre Liebe gestehen, mit ihm gemeinsam die Uni besuchen, einfach mit ihm zusammen sein. Doch alles was er tat, war ihr das Herz zu brechen und darauf rum zu trampeln. Wieso hatte sie nur so ein Pech mit den Jungs? „So ein Arschloch!“, murmelte sie zu sich selbst, während ihr die ersten Tränen in die Augen stiegen. „Was machst du denn da?“ Erschrocken drehte sie sich zur Seite und erkannte ihren alten Kindergartenfreund, der plötzlich neben ihr stand und sie irritiert musterte. Sie wischte sich schnell die aufkommenden Tränen weg und nahm einen großen Schluck von ihrem Drink, der ganz ekelhaft schmeckte und den sie nur schwer hinunterschlucken konnte. „Ich betrinke mich!“, antwortete sie ihm. Er grinste, setzte sich neben sie und nahm ebenfalls einen Schluck aus seiner Bierflasche. „Mimi Tachikawa betrinkt sich still und heimlich in einer Ecke, während vor ihrer Nase eine Party steigt? Mmh, glaub ich dir nicht!“, stellte Tai schulterzuckend fest und nahm einen weiteren Schluck. „Ich denke, ich kenne dich inzwischen lang genug. Also, was ist wirklich der Grund für dein heimliches Besäufnis?“ Mimi seufzte und verzog erneut ihr Gesicht, als sie noch einen Schluck von diesem komischen Getränk nahm. „Ich bin ne blöde Kuh“, sagte sie geknickt und sah betrübt zu Boden. „Das weiß ich. Und weiter?“, neckte Tai sie und grinste sie schief von der Seite an. Doch die Brünette wollte nicht so recht mit der Sprache rausrücken und biss sich stattdessen auf die Unterlippe. „Ist es wegen Kouji?“, hakte Tai unverblümt weiter nach. „Ich hab ihn vorhin mit so einer Rothaarigen abhauen sehen.“ Was? Er hatte schon ein neues Opfer gefunden? Das setzte dem Ganzen ja wirklich noch die Krone auf! Mimi drehte gekränkt den Kopf zur Seite und straffte ihre Schultern. „Oh man, Taichi. Du bist so ein Idiot!“ „Wie bitte? Was hab ich denn getan?“, fragte er Mimi fassungslos. „Du bist so was von unsensibel!“, schimpfte sie und sah ihn verärgert an. „Wieso bin ICH unsensibel? Ich bin ja wohl nicht mit einer anderen abgehauen und hab dich hier sitzen lassen“, konterte er bissig, woraufhin Mimi der Mund aufklappte und sie ihn empört anstarrte. „Und das würde ich auch nicht! Ich bin nämlich nicht so ein Vollidiot, wie du immer denkst! Wenn hier einer unsensibel ist, dann ist das Mr. Kouji-ich-schlepp-alle-Frauen-ab. Das ist doch ein Arschloch! Hab ich gleich gewusst, als du mit ihm ankamst!“, steigerte er sich weiter in das Thema hinein und Mimi fragte sich insgeheim, wer hier eigentlich sauer auf Kouji war? „Ich würde dich hier jedenfalls nicht einfach allein lassen und mit `ner anderen abhauen, und außerdem…“ Doch weiter kam er nicht, denn Mimi’s Blick hatte sich schon erweicht und ehe er sich versah, fiel sie ihm um den Hals. Etwas überrascht über diese Reaktion huschten seine Augen hin und her, denn er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte und anstatt sie zu umarmen fing er nervös an zu kichern. „Ha ha, okaaay… wie viel hast du getrunken?“ Doch Mimi schmiegte sich nur weiter an ihn, woraufhin Tai schließlich verlegen lächelte. „Ach Mimi, lass dich nicht immer auf so eklige Typen ein, die dich nicht verdient haben“, sagte er liebevoll und strich ihr übers Haar. Die Brünette ließ ihn wieder los und sah ihn dankend an. „Ich nehm das mit dem ‚unsensibel‘ zurück. Und das ‚Idiot‘ auch.“ Tai lächelte sie müde an und zog eine Augenbraue nach oben. „Das mit dem ‚unsensibel‘ geht klar, aber das ‚Idiot‘ kannst du nicht zurücknehmen! Denn dann müsstest du die vielen hundert Male davor auch zurücknehmen, als du mich so genannt hast.“ Mimi grinste ihn breit an und fing an lauthals zu lachen. Und auch Tai konnte nun nicht mehr an sich halten und lachte mit ihr mit. Wieder stiegen ihr Tränen in die Augen, doch dieses Mal nicht wegen des Liebeskummers. Tai hatte recht! Dieser Kouji konnte ihr so was von gestohlen bleiben! Er hatte sie nicht verdient! „Na komm!“, sagte Tai schließlich, stand auf und streckte ihr auffordernd die Hand entgegen. „Mischen wir uns wieder unters Fußvolk, Prinzessin.“ Mimi ergriff seine Hand und ließ sich von ihm hoch helfen. Sie legte den Kopf schief und sah ihn neugierig an. „Meinst du, irgendwo da draußen gibt es einen Prinzen für mich?“, fragte sie unverblümt, während ihr die Röte ins Gesicht stieg. „Na sicher doch“, grinste Tai frech und legte ihr mitfühlend die Hand auf die Schulter. „Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn.“ „Tzz, Idiot“, zischte Mimi verächtlich, lächelte ihn jedoch dankbar an, da er es an diesem Abend tatsächlich geschafft hatte, sie aufzumuntern und ihr wieder Mut zu machen. „Ich glaube, er liebt sie“, sagte das Mädchen überzeugt und nickte eifrig mit dem Kopf. „Ach ja, meinst du?“, fragte ihr Vater und ein schiefes Grinsen schlich sich auf seine Lippen, als er seine Tochter von der Seite her ansah. „Ja! Er weiß es nur noch nicht.“ „Hmm, da könntest du recht haben“, meinte er zustimmend und wuschelte ihr durchs Haar. Das Mädchen lachte und schob seine Hand zur Seite. „Was macht ihr denn da? Habt ihr mal auf die Uhr geguckt, wie spät es ist?“, ertönte auf ein mal die Stimme ihrer Mutter, die mit verschränkten Armen im Türrahmen stand und die beiden beobachtete. „Uh“, machte der Mann verheißungsvoll. „Mama hat mal wieder gelauscht.“ „Mama! Papa erzählt mir eine Geschichte!“, strahlte das kleine Mädchen über beide Ohren, woraufhin ihre Mutter zu ihr kam, lächelte und sie zudeckte. „So? Was denn für eine Geschichte?“ „Ein Märchen“, antwortete die Kleine stolz. „Interessant“, meinte ihre Mutter und grinste. „Aber du weißt schon, dass du eigentlich schon längst schlafen solltest?“ Sie warf ihrem Mann einen gespielt vorwurfsvollen Blick zu, der jedoch nur entschuldigend mit den Schultern zuckte. „Och bitte, Mama. Ich will aber so gerne wissen, wie es mit dem Prinzen und der Prinzessin weitergeht und ob sie geheiratet haben!“ „Genau“, unterstützte ihr Vater sie und nickte. „Wir sind gerade an einer sehr spannenden Stelle. Wir können jetzt nicht aufhören!“ Die Mutter seufzte auf, gab sich jedoch geschlagen, als sie in die leuchtenden Augen ihrer kleinen Tochter blickte. „Oh, na gut!“, willigte sie ein, während die Kleine und ihr Papa sich ein High Five gaben. „Aber nur noch eine halbe Stunde!“, sagte sie bestimmend und gab ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn. „Du musst nämlich morgen wieder in den Kindergarten, Michiru.“ „Okay, Mama“, erwiderte das Mädchen und gab ihrer Mutter ebenfalls einen Kuss auf die Wange. „Danke, Mama“, witzelte der Vater mit einem breiten Grinsen, wofür er sich sogleich einen Schlag gegen den Arm einfing. „Du Idiot“, lachte sie und wollte schon das Zimmer verlassen, als ihr Mann ihr noch mal hinterherrief, sie im Türrahmen stehen blieb und sich umdrehte. „Ach und Mimi?“ „Mmh?“ „Ich liebe dich!“, sagte er und lächelte sie liebevoll an. „Ich liebe dich auch, Taichi“, entgegnete sie und ein glückliches Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Uuuh, das Geheimnis wurde gelüftet :D Tai und Mimi sind TATSÄCHLICH die Eltern des kleinen Mädchens - wer hätte das gedacht?! :D Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen. Es passt wunderbar, zu dem zweiten Bild, was die liebe dattelpalme11 gemalt hat :) Eigentlich wollte ich es erst morgen hochladen, aber es war fertig und naja... ich konnte es nicht mehr länger für mich behalten xD Also, bis bald Kapitel 5: Vielleicht irgendwann, Prinzessin -------------------------------------------- „Die Prinzessin gab die Hoffnung nicht auf, dass sie irgendwann ihrem Traumprinzen begegnen würde. Doch als sie schon so viele Frösche geküsste hatte und immer noch nicht der Richtige dabei war, fing die Prinzessin an sich zu fragen, ob sie überhaupt jemals ihren Prinzen finden würde. Was die Prinzessin jedoch nicht wusste war, dass er sie schon längst gefunden hatte…“ Laute Musik dröhnte aus dem Zimmer von nebenan – mal wieder. Sie lag auf ihrem Bett, hielt sich die Ohren zu und versuchte krampfhaft weiter in ihrem Buch zu lesen. Doch es war unmöglich das laute Hämmern des Basses zu ignorieren. Völlig entnervt klappte sie ihr Buch zu und stand auf. Sie hatte es versucht – sie hatte es wirklich versucht! Eine Stunde lang! Doch was zu viel war, war zu viel! Mit einem Ruck riss sie ihre Zimmertür auf und stapfte wutentbrannt nach nebenan. Lautstark klopfte sie gegen seine Tür und fragte sich, ob er das überhaupt noch mitbekam. „Tai“, rief sie. „Mach die scheiß Musik leiser!“ Keine Reaktion. Noch einmal fester klopfen. „Tai!“ Immer noch nichts. Im Gegenteil! Sie hatte sogar das Gefühl, dass er die Musik noch lauter drehte. „TAI!“, schrie sie schließlich völlig außer sich und trat mit voller Wucht gegen seine Tür. Wenn er nicht gleich die Tür aufmachen würde, würde sie… „Oh, Mimi“, sagte der Braunhaarige anscheinend überrascht, als er plötzlich die Tür öffnete und in ihr wutverzerrtes Gesicht blickte. „Hi.“ „Würdest du bitte die Freundlichkeit besitzen und die Musik runter drehen?“, schrie sie ihm entgegen, da sie kein Wort verstanden hatte, was er eben gesagt hatte. Die Lautstärke, die aus dem Hintergrund schallte, war wirklich kaum zu übertönen. „Ich versuche hier zu lernen!“ „Was hast du gesagt?“, fragte Tai stutzig nach, woraufhin Mimi genervt die Augen verdrehte. „Ich habe gesagt, ich versuche hier zu lernen!“ „WAS?“, schrie er sie an und hatte ganz offensichtlich kein einziges Wort verstanden. So, das reichte! Sie stöhnte laut auf und drängte sich an ihm vorbei ins Zimmer. Zielgerichtet steuerte sie die Stereoanlage an und zog, anstatt einfach auf ‚Stopp‘ zu drücken, gleich das ganze Stromkabel aus der Steckdose. „Hey man, was soll das?“, protestierte irgendein Typ, der auf Tai’s Bett saß und erst jetzt mitbekam, dass überhaupt jemand den Raum betreten hatte. Mimi stemmte die Arme an die Seite und funkelte Tai erbost an. „Sag mal, hast du sie noch alle? Es gibt Leute, die müssen für ihre Prüfungen lernen!“ „Ja, schon gut, tut mir ja leid“, meinte Tai entschuldigend und schloss die Tür hinter sich. „Hey man Tai, wer ist diese Zicke?“, kam es von seinem Freund, der es anscheinend gar nicht gut fand, dass Mimi das Kommando übernommen hatte. Wie bitte? ZICKE? Die Brünette schnaufte und richtete ihre Wut auf den Blondschopf, der nicht weniger aufgebracht auf Tai’s Bett saß. „Und wer bist du, ‚hey man‘?“, entgegnete sie herablassend und äffte ihn nach. Der Blonde musterte sie kurz von oben bis unten, stand auf, ging auf sie zu und hielt ihr die Hand entgegen. „Neue Info: ich bin Logan. Und du bist…?“ Dafür hatte Mimi nur ein verächtliches Zischen übrig. Logan. Was für ein beschissener Name! Und wieso grinste dieser Typ so überheblich? „Und ich bin nicht deine Liga!“, entgegnete sie giftig, woraufhin Logan nur triumphierend grinste. „Mmh, wenn du wüsstest…“ „Ach du scheiße, schlagt euch!“, lachte Tai auf und ging zu ihnen. „Mimi, das ist Logan. Er ist neu hier… und er ist Engländer“, erklärte er ihr amüsiert. Der Blonde zwinkerte ihr zu, während Mimi die Augen rollte. „Ach deswegen dieser bescheuerte Name!“ „Wow!“, warf Logan verblüfft über Mimi’s Kommentar ein und grinste Tai schief an. „Die hat ja richtig Pfeffer im Arsch, das mag ich!“, staunte er begeistert und redete über sie, als wäre sie gar nicht anwesend. An Überheblichkeit kaum zu übertreffen! „Boah!“, blaffte Mimi ihn an und stapfte wütend aus dem Zimmer, aber nicht, ohne noch einmal laut die Tür zu knallen. „Ach, Mimi“, sagte der Braunhaarige und lächelte leicht, als er gerade dabei war ihre neuen Platten durchzugehen. „Ich finde, du solltest ihm wirklich eine Chance geben.“ Er legte einige Schallplatten beiseite, während er sich eine genauer ansah und sie umdrehte, um die Playlist zu lesen. „Ich meine, wie lange versucht er es nun schon bei dir? Drei Monate?“, grinste Tai in sich hinein und sah zu Mimi auf, die aufgeregt im Raum auf und abging. Sie waren in ihrem Studentenzimmer, wie so oft nach den Vorlesungen. Schon seit einiger Zeit besuchten sie dieselbe Universität und Tai konnte nicht leugnen, dass es ihm guttat, dass Mimi bei ihm war. Matt war weg – er war mit seiner Band auf Tour. Sora besuchte eine Modeschule in Shibuya und hatte viel um die Ohren, während Izzy ein Praktikum bei Microsoft in den USA machte und Joe dabei war ein aufstrebender Arzt zu werden. Selbst Takeru und seine kleine Schwester wurden pflüge und planten nach dem Schulabschluss eine Weltreise. Also blieben nur noch er und Mimi. Aber das war okay. Sogar mehr als okay! „Ich weiß überhaupt nicht, was dieser Logan eigentlich von mir will“, meinte Mimi nur verständnislos, wobei sie seinen Namen gewohnt genervt in die Länge zog, als wäre es eine ansteckende Krankheit. „Er mag dich eben“, grinste Tai sie an und zuckte mit den Schultern. „Was mir übrigens völlig schleierhaft ist.“ Die Brünette rollte mit den Augen und warf ihr langes Haar nach hinten. Er liebte es, wenn sie das tat… „Hör mal, Taichi“, begann sie betont ernst und setzte sich zu ihm aufs Bett. „Jetzt mal ganz ehrlich“, sagte sie und sah ihn eindringlich an, wobei Tai gespannt eine Augenbraue nach oben zog. „Auf welcher Seite bist du eigentlich?“ Der Student musste auflachen. „Ich wusste gar nicht, dass wir uns hier im Krieg befinden“, grinste er verschmitzt. „Aber, wenn du mich so fragst, auf deiner natürlich.“ „Und wieso willst du dann, dass ich mit so einem alten Schmierlappen ausgehe?“, bohrte Mimi weiter und wandte den Blick nicht von ihm ab. Gute Frage! Warum versuchte er sie dazu zu ermutigen mit Logan auszugehen? Wenn er mal in sich ging und genauer drüber nachdachte war das völlig absurd. Logan kam schließlich nach ihm. „Keine Ahnung“, log er und zuckte mit den Schultern. „Ich find’s einfach mies, dass du ihn jedes Mal so abblitzen lässt. Jeder hat doch eine Chance verdient, oder?“ „Mmh“, machte Mimi nur und sah ziemlich nachdenklich aus. „Du siehst das vielleicht nicht, aber er gibt sich echt Mühe, Mimi. Also ich meine, so richtig Mühe!“ Und das stimmte. Er schickte ihr Blumen, schrieb ihr ellenlange Nachrichten, hatte sie schon gefühlt Hunderttausend Mal um ein Date gebeten, doch Mimi blieb eisern und spielte die Unnahbare. Wobei Tai sich nicht sicher war, wie lange sie ihm noch standhalten konnte. Welchem Mädchen gefiel es schließlich nicht so umworben zu werden? Außerdem war Logan für einen Typen nicht unattraktiv und auf den Mund gefallen war er auch nicht. Sprich: laut seinen Aussagen riss er sonst alles auf, was nicht bei drei auf dem Baum war. Aber nicht so, seit er Mimi kennen gelernt hatte. Seitdem hatte er kein anderes Mädchen auch nur angesehen. Und das hatte wohl etwas zu bedeuten… Wenn Tai mit ihm alleine war, sprach er sogar von ‚Liebe‘ und dass er so etwas noch nie gegenüber einem Mädchen empfunden hätte. Logan war ehrlich. Ehrlich zu sich selbst und zu Mimi. Nicht, wie er… „Gib ihm doch einfach eine Chance“, ermutigte Tai seine Freundin weiter, auch wenn sein Bauchgefühl ihm etwas ganz Anderes sagte… „Und wenn es nicht klappt, hast du ja immer noch mich. Ich bin dann dein Prinz in der strahlenden Rüstung und rette dich!“, witzelte er mit einem breiten Grinsen und zeigte mit dem Finger auf sich, als wäre er eine Trophäe. Mimi lachte und warf ihm einen vielsagenden Blick zu. „Ja, genau, danke! Das beruhigt mich wirklich ungemein!“ Tai schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln und fragte sich, ob es jemals so sein würde. Würde er jemals ihr Prinz sein dürfen? „Und hast du was entdeckt?“, riss sie ihn aus seinen Gedanken. Sie lächelte ihn an und zeigte mit dem Finger auf die Platte, die er immer noch in der Hand hielt. „Äh, ja…“, meinte er leicht verwirrt und hielt sie ihr hin. „Die hier würd ich gern mal hören.“ „Gute Wahl, Sir“, nickte Mimi zustimmend, stand auf und legte die Platte auf einen Schallplattenspieler auf. „Meine neuste Errungenschaft.“ Tai grinste, als die Musik ertönte, sie sich wieder zu ihm aufs Bett setzte und nach hinten fallen ließ. „Toller Sound“, stellte er fest und legte sich neben sie. „Mmh“, machte Mimi und schloss sie Augen. Das machte sie immer, wenn sie einen Song besonders genoss. Das war dann immer, als würde sie ihn in sich aufsaugen. Jedes einzelne Wort. Tai legte sich auf die Seite, stützte seinen Kopf auf seiner Hand ab und beobachtete sie dabei. Es machte ihr nichts aus, dass er das tat. Denn er tat es eigentlich immer, wenn er bei ihr war und sie zusammen Musik hörten und sie hatte sich daran gewöhnt. Immer, wenn er sie so ansah wurde ihm klar, dass sie längst nicht mehr das kleine Mädchen von damals war, welches er immer geärgert hatte und welches ihn immer ‚Idiot‘ genannt hatte. Inzwischen war sie so viel mehr für ihn geworden… Er hing seinen Gedanken nach, als sie plötzlich grinste. Sie öffnete die Augen und lächelte ihn unsicher an. „Du, Tai?“ „Mmh?“, fragte er und wandte den Blick nicht von ihr ab. „Es wäre doch für dich okay, wenn ich mal mit Logan ausgehe oder?“ Der Braunhaarige schluckte und ein ungutes Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit. Aber wieso fragte sie ihn das? Er war es doch schließlich, der sie dazu ermutigte, weil er der Meinung war, dass Logan ernsthaft eine Chance verdient hatte, nachdem er ihr beinahe täglich den Hof machte. Oder war es einfach eine weitere Möglichkeit vor seinen Gefühlen davonzulaufen, um sie sich nicht eingestehen zu müssen? Ja, Tai kannte sie länger, als er und ja, er hätte an Logans Stelle sein können. Aber hatte er je etwas dafür unternommen, dass es so sein könnte? Nein. „Klar“, log er also und versuchte sich seine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen. „Wieso denn nicht?“ Mimi überlegte einen kurzen Moment, wobei sie ihm tief in die Augen sah. Tai hatte das Gefühl, dass sie etwas sagen wollte… doch dann wandte sie sich kopfschüttelnd ab. „Ach, nur so.“ Während sie weiter der Musik zuhörten und Mimi leise mitsummte, fragte sich Tai insgeheim ob es richtig war sie so zu ermutigen. Würde er jemals die Chance kriegen, die Logan bekam? Vielleicht ja… vielleicht irgendwann, Prinzessin – dachte er und schloss ebenfalls die Augen. „Das kann nicht sein Ernst sein!“, schimpfte die kleine Michiru völlig aufgebracht, als ihr Papa zu Ende erzählt hatte. „Wieso macht er das?“ Tai zuckte verlegen mit den Schultern. „Wenn ich das wüsste…“ „Das ist das dümmste Märchen, dass ich je gehört habe, Papa“, meinte die Kleine entrüstet, wobei ihr Vater empört das Gesicht verzog. „Hey, ich bin doch noch gar nicht fertig mit erzählen.“ „Was gibt’s da noch zu erzählen?“, fragte Michiru und verschränkte die Arme vor der Brust. Wie ihre Mutter – dachte Tai und musste fast schon grinsen. „Ist doch klar was als nächstes passiert! Sicher nimmt sie den anderen Prinzen“, sagte sie und ihr stiegen fast schon die Tränen in die Augen, als sie ihren Papa mit großen Augen ansah. „So ein Unsinn!“, lachte Tai auf und zog sie in seine Arme. „Sonst wärst du doch nicht hier.“ „Hä?“, machte das Mädchen verwirrt, woraufhin ihr Vater belustigt abwinkte. „Ach, schon gut. Also, willst du jetzt wissen, wie es weitergeht?“ Michiru überlegte kurz und nickte schließlich zaghaft, woraufhin Tai sie wieder in seine Arme zog. „Also, gut“, begann er erneut. „Schließlich kam es, wie es kommen musste…“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Sooo, ihr Lieben, da haben wir ein neues Kapitel :P Ich muss zugeben, dass mich das Buch "Maybe Someday" sehr zu diesem Kapitel inspiriert hat Daher auch der Titel :) Ich hoffe, es hat euch gefallen :> Bis bald Kapitel 6: Die Prinzessin und das giftgrüne Monster --------------------------------------------------- „Schließlich kam es, dass die hübsche Prinzessin dem Werben des Anderen nachgab und sich eine zarte Verbindung zwischen ihnen entwickelte, ohne zu wissen, was der Prinz, den sie schon aus Kindertagen kannte, wirklich für sie empfand. Doch auch die Prinzessin hatte ein Geheimnis. Ein Geheimnis, welches sie sich selbst noch nicht eingestehen wollte, bis sie eines Tages das giftgrüne Monster der Eifersucht überfiel…“ „Logan, muss das wirklich sein?“, nörgelte Mimi erneut, während ihr Freund sie weiter in Richtung Bar zog. Sie hatten das Pub erst vor einer Minute betreten und schon jetzt würde sie am liebsten auf dem Absatz kehrtmachen und wieder verschwinden. „Ich hatte echt einen langen Tag und bin wirklich müde und außerdem…“ „Und außerdem könntest du mal deinen süßen Mund halten und endlich aufhören rumzunörgeln“, unterbrach er sie lachend und sah sie mit einem vielsagenden Blick an. „Tai ist dein bester Freund“, begann er auf sie einzureden, während die Brünette nur die Arme vor der Brust verschränkte und genervt mit den Augen rollte. „Und er will uns heute Abend endlich seine neue Freundin vorstellen, also tu ihm den Gefallen und sag nicht schon wieder ab, wie die letzten zwei Male.“ Mimi seufzte genervt auf und warf den Kopf in den Nacken. „Okay, okay“, gab sie schließlich klein bei und hob abwehrend die Hände, damit Logan endlich ruhig war. „Aber dann bestell mir wenigstens ein Bier!“ „Geht klar!“, meinte der Blonde mit einem triumphierenden Grinsen und widmete sich dem Barkeeper. Was für ein Schlamassel! Mimi wusste gerade selbst nicht, was mit ihr los war. Ja, sie hatte einen langen Tag hinter sich gehabt und ja, sie war müde, aber war das wirklich der Grund, warum sie so gar keine Lust auf das heutige Treffen verspürte? Tai versuchte jetzt schon seit einem Monat seine neue Freundin vorzustellen, die er vor ein paar Wochen beim Feiern kennengelernt hatte. Doch bis jetzt kam immer was dazwischen. Ein Mal hatte Mimi Migräne und beim nächsten Mal musste sie im Restaurant aushelfen, indem sie nebenbei arbeitete, um sich das Studium und die gemeinsame Wohnung mit Logan zu finanzieren. Na gut – sie musste nicht wirklich aushelfen, da sie eigentlich gut besetzt waren an dem Abend. Doch Mimi schob freiwillig Überstunden. Und warum? Weil sie keine Lust hatte, seine neue Freundin kennenzulernen, wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war. Aber das konnte sie Logan ja schlecht sagen und Tai erst recht nicht! Sie wusste nicht warum, aber irgendwie störte sie es, dass Tai so plötzlich ein Mädchen hatte. Ein Mädchen, das sie nicht kannte. Ob sie wohl hübsch sein würde? Und intelligent? Ob er sie mit diesem Blick ansehen würde, wie er sie noch vor nicht allzu langer Zeit immer angesehen hatte? Wie auch immer… heute würde sie es erfahren. Ob sie wollte oder nicht. „Was ist los?“, fragte Logan sie plötzlich und riss sie somit aus ihren Gedanken, als er ihr das Bier rüberschob. „An was denkst du gerade?“ „An nichts“, log Mimi, zuckte beiläufig mit den Schultern und nahm einen großen Schluck aus der Flasche. „Ich hab mich nur gefragt, was für ein Typ Tais Freundin wohl ist.“ Logan nahm ebenfalls einen Schluck von seinem Bier, bevor er an ihr vorbei sah. „Auf jeden Fall ist sie sehr hübsch!“ „Woher willst du das wissen?“, zischte sie verächtlich und musterte ihren Freund, der gerade keine Augen für sie hatte. „Weil sie gerade kommen.“ Erschrocken folgte Mimi seinem Blick, während Logan die Beiden zu sich rüber wank. Ihr Herz rutschte ihr augenblicklich in die Hose, als sie ihn erblickte. Sie erkannte schon von weitem sein Lächeln und normalerweise liebte sie es, wenn er so lächelte. Doch dann sah sie zu der Person, die Tai hinter sich herzog und musste mit Entsetzen feststellen, dass hübsch noch weit untertrieben war! Sie war bildschön! Lange, dunkelbraune Haare, ein zierliches Gesicht, eine tolle Figur, ein kurzes, knappes Kleid, perfekt gestylt… Unwillkürlich blickte Mimi an sich hinab und beäugte sich kritisch. Sie kam sich direkt richtig schäbig vor, in ihrem alten Shirt, welches sie schon bei der Arbeit getragen hatte und ihrer ausgewaschenen Jeans. Pah! Na und! Sie hatte eben keine Zeit gehabt, noch mal nach Hause zu fahren, um sich umzuziehen, da Logan sie direkt nach Feierabend überfallen und hierhergeschleppt hatte. Schnell strich sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr, damit sie nicht ganz so zerstreut aussah, wie sie sich fühlte. „Hi“, begrüßte Tai sie und Logan mit einem Grinsen, als er bei ihnen angekommen war. „Hallo“, gab Mimi nur kleinlaut von sich und nahm schnell einen Schluck von ihrem Bier. „Schön, dass ihr da seid. Hi, ich bin Logan“, stellte ihr Freund sich gewohnt charmant bei Tais Anhängsel vor und hielt ihr die Hand entgegen. „Hallo, ich bin Chloe“, sagte sie und lächelte ihn zuckersüß an. Okay, vielleicht war ihr Lächeln nicht zuckersüß, sondern einfach ein ganz normales Lächeln, aber in Mimi kroch dennoch die Eifersucht hoch. Was bildete sie sich ein einfach hier her zu kommen, Tais Hand zu halten und gleichzeitig IHREN Freund anzulächeln? Okay Mimi… nicht kindisch werden – ermahnte sie sich selbst in Gedanken und schluckte dieses bittere Gefühl hinunter. „Und du musst sicher Mimi sein! Tai hat schon so viel von dir erzählt!“, wandte die Braunhaarige sich nun an Mimi und strahlte sie förmlich an. Na super – anscheinend war ihr Charakter genauso toll, wie sie aussah. Wie sollte man mit so was mithalten? Halt mal! Mithalten? – schoss es Mimi durch den Kopf. Das musste sie doch gar nicht! Sie hatte doch Logan und der sah mindestens genauso gut aus, wie Tais neue Flamme. „Sicher nur Lügen!“, antwortete sie ihr schließlich mit einem vielsagenden Grinsen und warf einen Blick zu Tai, der ihr Verhalten anscheinend nicht ganz deuten konnte. „Keine Ahnung“, entgegnete Chloe und lachte. „Er meinte, du hast ihn schon als Kind immer geärgert.“ „Was?“, zischte Mimi und warf ihrem besten Freund einen vorwurfsvollen Blick zu. „Das war ja wohl anders rum!“ „Na ja, wie auch immer“, kicherte Chloe und sah sie freundlich an. „Ist auf jeden Fall schön dich mal kennenzulernen!“ Mimi schenkte ihr ein zaghaftes Lächeln, bevor sie sich umdrehte und dem Tresen widmete, als wäre er spannender, als alles andere im Raum. Logan lachte gespielt auffällig und Mimi wusste, dass ihm ihr Verhalten peinlich war. Doch, was sollte sie machen? Sie hatte heute wirklich keine Lust sich mit dieser Chloe anzufreunden. Heute nicht und morgen nicht und die nächsten Tage auch nicht! Dann verhielt sie sich eben kindisch, na und?! „Komm mit, wir schauen mal ob da drüben ein Billard-Tisch frei wird. Ist Tradition! Wenn wir hier sind, spielen wir immer die ein oder andere Runde. Aber mach dir keine Hoffnungen, meistens gewinne ich“, lud Logan sie ein, doch Mimi rollte nur mit den Augen und grummelte in sich hinein. Natürlich war er nett zu ihr! Sie war Tais neue Freundin und er musste ein paar Plus-Punkte sammeln, nachdem Mimi nicht gerade vor Freude platzte. Sie drängten sich durch die Menge und verschwanden schließlich in Richtung der Billard-Tische, während Tai sich neben sie gesellte. Er lehnte sich lässig gegen den Tresen und sah sie von der Seite her an. Sein dämliches Grinsen konnte sie bis auf die Knochen spüren. „Hey Schönheit, welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“, scherzte er und traf Mimi damit genau auf dem falschen Fuß. „Man Tai, lass den Unsinn!“, blaffte sie ihn unfreundlich an und konnte einfach nicht länger verbergen, wie genervt sie von dieser Situation war. „Was hast du denn?“, fragte Tai nun etwas ernster und musterte seine Freundin eindringlich. „Magst du sie etwa nicht?“ Mimi zog eine Augenbraue nach oben und wandte sich um. „Wie könnte ich nicht?“, sagte sie und sah zu Logan und Chloe hinüber, die gerade dabei waren einen Tisch zu organisieren. „Sie ist perfekt!“ „Und das stört dich, weil…?“, hakte Tai verwundert nach und hörte dabei nicht auf, sie anzusehen. Warum konnte er nicht aufhören, sie anzusehen? Mimi stöhnte frustriert auf. „Oh Tai, ich weiß es auch nicht. Ich bin mir einfach nicht sicher, ob sie zu dir passt.“ „Ob sie zu mir passt?“, lachte der Braunhaarige amüsiert auf. „Das weißt du nach zwei Minuten?“ Mimi verengte die Augen zu Schlitzen und presste die Lippen aufeinander. „Bist du grad eifersüchtig, Mimi?“, fragte er sie frei von der Leber weg, so dass Mimi augenblicklich der Mund aufklappte und sie ihn empört ansah. „Ich bin überhaupt nicht eifersüchtig!“, meckerte sie und schlug ihm gegen den Arm. „Du spinnst doch!“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und schmollte in sich hinein, wie ein kleines Kind, sauer darüber, dass er sie durchschaut hatte. „Na gut“, entgegnete der Braunhaarige immer noch leicht amüsiert und schief grinsend. „Denn du hast ja auch keinen Grund dazu. Du hast Logan. Und außerdem…“ Er drehte sich noch ein Stück näher zu ihr, so dass sie ihn ansehen musste. „…wirst du immer meine Herzdame bleiben.“ Mimi schluckte. Ihr Herz schlug stark gegen ihre Brust. Sie spürte, wie sie leicht errötete und hoffte, dass Tai diese Reaktion nicht bemerken würde. Das war völlig absurd! „Hör auf, solche blöden Spielchen zu spielen, Taichi!“ Den Gesichtsausdruck, den er plötzlich auflegte, konnte sie nicht richtig deuten, aber irgendwie sah er… reumütig aus? „Das hab ich schon längst aufgegeben“, erwiderte er tonlos, wandte sich von Mimi ab und ging zu Logan und Chloe hinüber, während Mimi verwirrt stehen blieb und sich insgeheim fragte, ob diese Worte etwas zu bedeuten hatten. Er schlang seine Arme von hinten um ihre Hüften. Sie versuchte die Kugel anzuvisieren. Er küsste ihren Hals. Sie ließ den Queue in ihrer Hand zurückgleiten, bevor sie die Kugel damit traf. Er flüsterte ihr etwas ins Ohr, woraufhin sie verlegen kicherte. Mit einem lauten Plong verschwand die weiße Kugel im Loch, was Mimi entnervt aufstöhnen ließ. Sie stützte sich auf der Bande ab und ballte die Hände zu Fäusten. „So ein Mist!“, fluchte sie laut, so dass alle verwundert zu ihr aufsahen. „Was regst du dich so auf, Süße? Ist doch nur ein Spiel“, lachte Logan auf und drückte ihr im Vorbeigehen einen flüchtigen Kuss auf die Wange. „Okay, ich bin dran!“, kicherte Chloe und platzierte die weiße Kugel so günstig, dass sie gar nicht anders konnte, als einzulochen. Mimi verengte die Augen zu Schlitzen, als sie den Queue ansetzte und versuchte sich zu konzentrieren. Doch da hatte sie die Rechnung wohl ohne ihren Freund gemacht, der sich von hinten anschlich und ihr einen Klaps auf den Po gab, genau, als sie abschießen wollte. Natürlich verfehlte sie somit ihr Ziel und schrie erschrocken auf. „Boah, wie hinterhältig von dir, Taichi Yagami!“, lachte sie und wandte sich zu Tai um, um ihm gegen den Arm zu boxen. Dieser zuckte verlegen grinsend mit den Schultern. „Ich wollte Mimi nur noch eine reelle Chance verschaffen.“ Er warf ihr einen vielsagenden Blick zu, den Mimi zwar auffing, jedoch sofort beleidigt zur Seite guckte. „Okay“, erwiderte Chloe und legte ein verführerisches Lächeln auf, während sie ihn an sich zog. „Das kannst du gerne tun. Aber vergiss nicht, bei wem du heute Nacht im Bett liegen wirst.“ Urgs! Diese Zwei waren so widerlich! Mimi rollte mit den Augen und musste sich beherrschen nicht zu würgen. Wieso konnten sie nicht einfach gleich verschwinden und ins Bett gehen und tun, was auch immer sie vorhatten zu tun…? Angesäuert wandte sie sich ihrem Freund zu, der gerade einen großen Schluck aus seiner Flasche nahm, ehe er sie Mimi in die Hand drückte. „So, ich bin dran!“, verkündete er und sah sie mit seinem gewohnten Checker-Lächeln an. „Wenn ich den hier einloche, bekommt meine Süße ein Geschenk von mir!“ Tai sah verwundert auf. „Ach echt, Logan? Oh man, das wär doch nicht nötig gewesen!“ „Spinner!“, lachte der Blonde und ging auf Mimi zu. Er berührte ihr Gesicht mit seiner Hand und sah ihr dabei tief in die Augen. „Ich meine natürlich die schönste Frau hier im Raum.“ Oh wow, er war einfach unglaublich! Mimi’s Knie wurden augenblicklich weich… so wie immer, wenn er sie mit diesem Blick ansah. „Oh, okay, da kann ich natürlich nicht mithalten“, unterbrach Tai das Knistern zwischen ihnen und zog schmollend die Unterlippe nach oben. Logan schenkte ihr ein vielversprechendes Lächeln und widmete sich schließlich dem Billard-Tisch. „Macht Platz für den Meister!“ An Selbstbewusstsein hatte es ihm noch nie gemangelt. Gespannt sahen alle dabei zu, wie er ansetzte, zielte und zu stoß… und natürlich die Kugel versenkte. Begeistert riss er die Arme in die Luft und jubelte, während Chloe und Tai anerkennend klatschten. „Mmh, nicht schlecht“, musste auch Mimi zugeben, als Logan den Queue weglegte und erneut auf sie zukam. „So, ich habe getroffen… und dir ein Geschenk versprochen“, begann er siegessicher und legte wieder dieses Lächeln auf, was sie nervös werden ließ. Was hatte er vor? Als er sie erreicht hatte, ging er vor ihr auf die Knie, was Mimi unwillkürlich einen Schritt zurückweichen ließ. „Oh Gott…“, brachte sie lediglich über die Lippen, als sie merkte, wie eindeutig diese Situation gerade war. Unsicher warf sie einen Blick zu Tai, der eben ein wenig Abstand zu Chloe genommen hatte und diese Szene kritisch beäugte. „Eigentlich wollte ich ihn dir erst morgen geben, aber irgendwie kann ich nicht mehr warten…“, sagte Logan und griff in seine Jackentasche. Mimi ahnte, was jetzt kam und es war, als würde sich jeden Moment der Boden auftun und sie verschlucken. Zumindest hätte sie sich das gewünscht. Er holte eine kleine, silberne Ringschachtel hervor und öffnete sie vor ihren Augen. „Ich habe ein Geschenk für dich, Mimi Tachikawa“, begann er erneut. Seine Augen leuchteten. „Und ich will dir mein Herz schenken.“ Ein silberner Ring, mit einem kleinen Diamanten darauf funkelte sie an. Die Brünette schluckte, als sie eine plötzliche Hitzewelle erfasste. War das etwa sein Ernst? „Du bist meine Prinzessin, Mimi. Seit dem ersten Tag, an dem wir uns begegnet sind. Und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dein Prinz sein zu dürfen – für immer!“ Er sah sie mit großen, hoffnungsvollen Augen an, während Mimi’s Kehle immer trockener wurde und ihr Herz förmlich zu rasen begann. Sicher würde es gleich aus ihrer Brust springen. Was sollte sie nur tun? „Deswegen bitte ich dich, Prinzessin: werde meine Frau!“ Sie wollte es nicht, doch sie warf einen weiteren Blick in Tais Richtung, dem die Überraschung förmlich auf dem Gesicht geschrieben stand. Seine Augen huschten unruhig von ihr zu Logan und wieder zurück, abwartend, was sie sagen würde. Ihr Blick ging zu Chloe, die anscheinend oder eher ganz offensichtlich verzaubert von dem Szenario war, dass sich ihr bot. Ergriffen wischte sie sich eine aufkommende Träne weg und nahm Tais Hand. Sie verschränkte ihre Finger mit seinen und drückte sie fest. Mimi warf noch ein Mal einen letzten Blick zu Tai, der inzwischen wieder Chloe ansah und ihre Hand ebenfalls fest umschloss. Sie blickte Logan in die Augen, die immer noch hoffnungsvoll und voller Liebe zu ihr aufsahen. Er wartete auf eine Antwort. Und sie musste ihm eine geben… „Ja, ich werde deine Frau!“, sagte sie schließlich und besiegelte somit ihr Schicksal. „Papa! Das ist nicht dein Ernst!“, schimpfte die kleine Michiru unaufhaltsam. „Mir reicht’s jetzt! Was ist denn das für ein Märchen?“ „Na ja“, versuchte sich Tai schulterzuckend zu rechtfertigen. „So war es eben.“ „Aber das Märchen hat überhaupt kein Happy End und Geschichten ohne Happy End mag ich nicht!“, meckerte sie weiter, mit zerknirschtem Gesicht und verschränkten Armen. „Wer sagt das?“, grinste ihr Vater sie schief von der Seite her an. „Was?“ „Na, dass das Märchen kein Happy End hat?“ „Tzz“, zischte die Kleine und wieder einmal erkannte Tai seine Frau in ihr. „Ist doch wohl klar, ich bin doch nicht blöd!“ Tai lachte amüsiert auf. „Das stimmt, das bist du wirklich nicht! Und deswegen solltest du so klug sein und dir die Geschichte bis zum Ende anhören.“ Kapitel 7: Liebe duldet alles ----------------------------- „Endlich war es soweit. Die Prinzessin wollte mit ihrem Prinzen den Thron besteigen und gemeinsam sollten sie über das Land regieren. Allerdings war es nicht der Prinz, den sie seit Kindesbeinen an kannte, der sie immer noch liebte und den sie immer noch liebte. Doch auch, wenn sie es nicht wussten, kämpften sich langsam ihre wahren Gefühle an die Oberfläche…“ Feuchte Hände. Schweres Atmen. Ein nervöser Blick. Und wieso zum Teufel noch mal bekam sie in diesem Kleid keine Luft? „Sora, ich kann das nicht!“, brach es plötzlich aus ihr heraus und sie wandte sich aufgebracht von ihrem Spiegelbild ab und ihrer besten Freundin zu, die hinter ihr stand. Sora blinzelte verwirrt, während Mimi sich den Bauch hielt und mit der anderen Hand unruhig an ihrem Ausschnitt rumriss, als würde ihr dieser Traum in Weiß jegliche Luft zum Atmen nehmen. „Was meinst du damit, du kannst das nicht?“ „Na DAS hier!“, fiepte Mimi direkt eine Oktave höher und zeigte auf sich und ihr langes Kleid. Ihre Haare waren offen und gelockt, während ein paar Strähnen geflochten nach hinten gesteckt waren und ein kleiner Schleier ihren Hinterkopf zierte. „Mimi, alles wird gut!“, versuchte sie ihre Trauzeugin zu beschwichtigen und legte ihr beide Hände auf die Schultern. „Du siehst traumhaft aus und es ist ganz normal, dass man vor der Hochzeit aufgeregt ist.“ Die Brünette stieß ein unsicheres Kichern aus. Aufgeregt? Das traf es nicht mal ansatzweise! War es denn auch normal, dass sie seit Wochen nicht schlafen konnte? Dass sie sich den ganzen Tag schon übergeben musste? Dass sie sich insgeheim die Frage stellte, ob das wirklich das war, was sie wollte? All diese Fragen schluckte Mimi jedoch herunter, als Sora sie mit sich auf’s Sofa zog. „Vertrau mir! Es kann nichts schiefgehen, alles wird gut! Und jetzt hol ich dir erst mal ein Glas Wasser.“ Mimi lächelte sie dankbar an. Sora stand auf, ging zur Tür und gerade, als sie sie öffnen wollte, steckte jemand seinen Kopf herein. „Hey, darf ich reinkommen?“ Sie erkannte seine Stimme sofort. Ausgerechnet jetzt. Wieso musste er ausgerechnet jetzt hier auftauchen, wo sie eh schon mit sich am Hadern war? „Hey, Tai“, begrüßte die Rothaarige ihn freundlich, während Mimi ihren Blick abwandte. „Ich hole der Braut nur schnell ein Glas Wasser“, erklärte sie ihm höflich, streckte sich ihm jedoch entgegen und flüsterte hinter hervorgehaltener Hand: „Sie hat kalte Füße und hyperventiliert.“ Mimi warf Sora einen argwöhnischen Blick zu. „Das hab ich gehört!“ „Ach, das wird schon wieder. Tai kümmert sich solange um dich“, säuselte sie, bevor sie drohend den Finger erhob und lachte. „Aber nicht, dass ihr beide mir durchbrennt!“ Dann verließ sie das Zimmer. Stille. Was wollte er nur hier? Wollte sie ihn wirklich jetzt sehen? So kurz vor ihrer Hochzeit? Tai räusperte sich kurz und nahm dann neben ihr Platz. „Entschuldige Prinzessin, ich suche meine beste Freundin. Hast du sie vielleicht gesehen?“, witzelte er und legte eine Hand auf ihre, woraufhin Mimi tatsächlich ein Lächeln entwich. „Scherzkeks“, entgegnete sie und schielte ihn von der Seite her an. „Du hast dich aber auch ziemlich schick gemacht.“ „Nicht so schick, wie dein zukünftiger Ehemann. Zum Glück bekommt der keine kalten Füße.“ „Lass deine blöden Witze, ich bin nicht in Stimmung dafür“, erwiderte sie barsch, stand auf und entfernte sich einige Schritte von ihm. Sie wollte ihm jetzt nicht so nah sein. Nicht jetzt. Denn das war das, woran sie sich in Zukunft besser gewöhnen sollte. „Wieso hast du Angst?“, fragte Tai völlig unverblümt und traf sie damit eiskalt. Mimi überlegte eine ganze Weile, was sie ihm antworten sollte. Warum nur war sie sich so unsicher? „Ich weiß nicht, ob er der Richtige für mich ist“, sagte sie schließlich aufrichtig und dachte an die vergangene Nacht… _ Es war schon fast Mitternacht, doch sie war immer noch unterwegs. Obwohl sie jetzt eigentlich bei Sora sein sollte. Obwohl sie eigentlich von dem bevorstehenden Tag träumen sollte. Obwohl sie eigentlich das glücklichste Mädchen auf der Welt sein sollte. Logan hatte ihr die Welt zu Füßen gelegt. Schon damals, als sie sich während des Studiums kennengelernt hatten. Am Anfang konnte sie ihn nicht ausstehen. Seine hellen, perfekten Haare, sein makelloses Gesicht, sein blödes, englisches Grinsen. Eigentlich überhaupt nicht der Typ auf den Mimi stand und als sie ihn das erste Mal sah, war sie sich sicher, sich niemals im Leben auf so jemanden einzulassen! Doch dann kam alles anders als erwartet. Logan ließ nicht locker und nichts unversucht, um Mimi zu einem Date zu überreden. Er hatte es wirklich nicht leicht, denn wenn jemand gesagt hätte, da beiße er bei ihr auf Granit, dann wäre das noch weit untertrieben gewesen. Doch er wollte und wollte einfach nicht aufgeben und nachdem Tai sie jedes Mal so dazu ermutigt hatte ihm eine Chance zu geben, willigte sie schließlich ein. Tai. Seit sie ein kleines Kind war kannte sie ihn. Sie konnten sich nie besonders gut leiden und verbrachten die meiste Zeit ihrer Kindheit damit, sich gegenseitig zu ärgern. Das änderte sich jedoch, als sie älter wurden. Sie wurden erwachsen, reifer, besuchten zusammen die Uni, waren Zimmernachbarn, verbrachten so viel Zeit miteinander, als wäre es nie anders gewesen. Manchmal schlug ihr Herz höher, wenn sie zusammen auf ihrem Bett lagen und Musik hörten oder sich einfach nur unterhielten, während sie in seine schönen, braunen Augen sehen konnte. Früher dachte sie, sie könnte ernsthaft Gefühle für Tai entwickeln… und er für sie. Heute weiß sie, dass das alles nur Einbildung war. Spätestens seit dem Tag, an dem sie ihn gefragt hatte, ob er was dagegen hätte, wenn sie mit Logan ausgehen würde. Er hatte nein gesagt und dann stand es für sie fest… Sie würde nie mehr sein, als seine beste Freundin. Ihre Füße trugen sie immer weiter, während sie ihren Gedanken nachhing. Logan und sie waren nun seit zwei Jahren ein Paar und sie war glücklich mit ihm, wirklich. Doch nicht so glücklich, wie sie es hätte sein können. Sie hatte immer das Gefühl, dass ihr irgendetwas fehlte. Vielleicht war es das tiefe Gefühl der Verbundenheit, der Vertrautheit, dass sie vermisste. Wieso hatte sie ‚ja‘ gesagt, als er sie fragte, ob sie seine Frau werden wolle? War es wegen des Blickes, den Tai Chloe zuwarf – und nicht ihr? Wollte sie ihn so sehr reizen, versuchen ihn damit aus der Reserve zu locken, dass sie ohne lang darüber nachzudenken, ‚ja‘ gesagt hatte? Doch das war nun egal. Es spielte alles keine Rolle mehr. Tai hatte Chloe. Und sie hatte Logan. Es war das Richtige, ihn zu heiraten. Logan machte ihr Leben perfekt. Wollte sie das? Ein perfektes Leben? Ein Leben mit Logan, anstatt mit ihm? Ohne zu überlegen ging sie durch die Eingangstür, die Treppen hinauf, hoch zu seiner Wohnung. Sie wollte zu ihm, jetzt! _ „Mimi?“, meinte Tai plötzlich und holte sie zurück in die Realität. Er stand auf und ging einige Schritte auf sie zu. „Ist es, weil du gestern Nacht bei mir warst?“, fragte er zaghaft und sie konnte seine Blicke auf ihrem Rücken spüren. Sie wusste keine Antwort darauf. War es deswegen? Warum war sie überhaupt zu ihm gegangen? Eine Nacht vor ihrer Hochzeit? Warum hatte sie ausgerechnet gestern das Gefühl gehabt, ihn unbedingt sehen zu müssen? „Taichi?“, fragte sie leise und wandte sich zu ihm um. „Kannst du mir einen Grund geben?“ Der Braunhaarige sah sie irritiert an und wusste anscheinend nicht so richtig, was er darauf erwidern sollte. Mimi seufzte. „Kannst du mir einen Grund geben, warum ich ihn heiraten sollte?“ _ „Mimi, was machst du hier?“, fragte er sie verwirrt und rieb sich die müden Augen. „Es ist spät. Solltest du nicht bei Sora sein?“ Sie war immer noch etwas außer Atem, weil sie die vielen Treppen zu seiner Wohnung hochgerannt war. Seinen fragenden Blick ignorierte sie und drängte sich stattdessen an ihm vorbei in seine Wohnung. „Ich muss mit dir reden!“ „Was gibt’s denn?“, sagte er und gähnte, als er die Tür hinter ihr schloss und ihr ins Wohnzimmer folgte, wo seine beste Freundin unruhig auf und abging. „Du siehst etwas… zerstreut aus.“ „I-ich… Ich weiß nicht, wie ich’s sagen soll… Es… es ist einfach… ich musste dich sehen und…“ Tai runzelte die Stirn und ging auf die aufgebrachte Mimi zu, um sie an den Schultern festzuhalten, damit sie endlich stehen blieb. „Jetzt atme erst mal“, lachte er. „Und dann fängst du noch mal ganz von vorn an.“ Die Brünette lächelte ihn dankend an, atmete tief ein und aus, woraufhin sie sich gleich etwas leichter fühlte. „So. Besser?“, fragte Tai und sah sie einfühlsam an. „Besser“, nickte Mimi und ließ sich von Tai auf die Couch ziehen. „Und jetzt noch mal ganz langsam. Warum bist du hier?“ Ihr Blick wurde unsicher und sie sah verlegen zur Seite. „Das weiß ich eigentlich gar nicht so genau.“ Tai überlegte und sah sie weiterhin irritiert an. „Okay… und warum bist du nicht bei Sora? Weiß sie, wo du bist?“ Mimi schüttelte den Kopf und sah betreten zu Boden. „Nein. Hab mich rausgeschlichen.“ Der Braunhaarige begann zu lachen und warf ihr einen eindeutigen Blick zu. „Du schleichst dich nachts heimlich raus? Einen Tag vor deiner Hochzeit? Mimi Tachikawa, ich muss schon sagen…“ „Hör auf, das ist doch nicht witzig!“, forderte sie ihn auf und zog beleidigt die Unterlippe nach vorn, während sie ihre Hände in ihrem Schoß vergrub. „Entschuldige“, meinte Tai immer noch schief grinsend, riss sich jedoch zusammen. „Also“, sagte er nun etwas ernster und fixierte sie mit seinem Blick. „Jetzt mal ehrlich, was ist los?“ Mimi schluckte den dicken Kloß in ihren Hals hinunter. Warum war sie hier? Was sollte sie ihm sagen? „Ich musste dich einfach sehen“, gestand sie ihm schließlich, was der Wahrheit entsprach. Sie wollte zu ihm – sonst nichts. „Und warum?“, fragte er mit ruhiger Stimme. Sie sah ihn an. Sah in seine schönen, braunen Augen, die für sie so unergründlich waren. Wie gerne hätte sie jetzt seine Gedanken gelesen… „Weil ich…“, begann sie und hörte nicht auf, ihm in die Augen zu sehen. „Weil ich…“, sagte sie leise und näherte sich ihm. „Ich…“ Doch mehr brachte sie nicht mehr über die Lippen, denn sie wollte nur noch eins – ihn endlich küssen. Nur ein einziges Mal. Sie legte ihre Lippen sanft auf seine und schloss die Augen. Es fühlte sich so gut an, so richtig! Sie konnte spüren, wie er ebenfalls die Augen schloss und ihren Kuss erwiderte. Oft hatte sie sich vorgestellt, wie es sich anfühlen würde, seine Lippen zu spüren. Doch die Realität war noch viel überwältigender, als sie es sich vorgestellt hatte. Und doch war dieser Augenblick von Schmerz begleitet. Es war ihr erster Kuss. Und sollte gleichzeitig ihr letzter sein… Vorsichtig löste sie sich von ihm, wollte jedoch noch nicht die Augen öffnen. Eine Träne bahnte sich ihren Weg über ihre Wange und sie wusste, dass nun dieser Moment vorbei war. Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als ihr klar wurde, was sie getan hatte. Sie öffnete ihre Augen und schlug sich ihre Hand vor den Mund, um ein Schluchzen zu unterdrücken, während sie erkannte, wie reumütig Tai sie ansah. „Oh Gott, es tut mir leid“, wimmerte sie und stand abrupt auf. „Was? Nein!“, sagte Tai schnell und stand ebenfalls auf. „Es muss dir nicht leidtun, ich...“ „Doch, das muss es!“, unterbrach sie ihn aufgebracht. „Wie kann ich einfach hierherkommen und dich küssen? Einen Tag vor meiner Hochzeit!“ Ihr Atem wurde unruhig und sie begann laut aufzuschluchzen. „Oh Gott, ich bin ein furchtbarer Mensch! Du bist mit Chloe zusammen!“ „Mimi, jetzt hör mir doch mal zu! Du bist kein schlechter Mensch!“, versuchte der Braunhaarige sie zu beruhigen, doch seine Freundin steigerte sich nur immer mehr in die Situation hinein. Eine Situation, die sie so nie beabsichtigt hatte. „Doch, das bin ich!“ Sie nahm seine Hand in seine und sah ihn eindringlich an. „Du bist mit Chloe zusammen!“, sagte sie noch ein Mal mit Nachdruck, doch Tai drückte nur ihre Hand. „Bitte, Mimi, hör mir zu. Ich muss dir auch etwas sagen…“ „Nein, ist schon gut, du musst nichts sagen.“ „Aber ich bin…“ „Es ist in Ordnung, Tai. Sie wird nichts erfahren von mir. Schließlich habe ich dich geküsst. Du bist mit ihr zusammen und ich… ich werde morgen Logan heiraten“, sagte sie und versuchte mit diesen Worten anscheinend mehr sich selbst, als ihn zu beruhigen, da sie wusste, wie falsch es war, was sie eben getan hatte. Tai verschlug es anscheinend jegliche Sprache, während er sie mitleidig ansah. „Ja…“, flüsterte er. „Du wirst ihn morgen heiraten…“ „Werde ich“, stimmte Mimi zögerlich zu und ließ schließlich seine Hand los, um sich zu verabschieden. „Ich muss jetzt gehen. Tut mir leid, dass ich dich so überfallen habe. Wir sehen uns dann morgen bei der Hochzeit.“ Und mit diesen Worten und einem schlechten Gewissen, verließ sie seine Wohnung. _ Sie wusste nicht, warum sie ihm diese Frage stellte und was sie sich eigentlich davon erhoffte, doch sie wusste, dass nur er ihr die Angst nehmen konnte. Nur er konnte ihr sagen, dass es die richtige Entscheidung war. „Warum soll ich ihn heiraten, Taichi?“ Tai fixierte sie eindringlich, bis er schließlich lächelte. „Mimi, er liebt dich.“ Mimi sah ihn fragend an. „Und reicht das aus? Reicht Liebe immer aus?“, fragte sie leise. Er überlegte kurz, wobei er sie einfühlsam ansah. Dann ging er auf sie zu, nahm ihre Hände in seine und lächelte sie liebevoll an. „Mimi, hör mal“, begann er mit ruhiger Stimme. „Ich liebe dich!“ Ihr Herz blieb auf der Stelle stehen. Wie sehr hatte sie gehofft, diese Worte aus seinem Mund zu hören…? „Du bist meine beste Freundin!“ Jetzt zog sich ihr Herz schmerzhaft zusammen. Diese Worte hatte sie leider schon zu oft gehört. „Aber Logan… er himmelt dich an! Und er wird deinem Leben guttun, da bin ich mir ganz sicher“, sagte er so liebevoll, dass es Mimi regelrecht die Kehle zuschnürte. „Aber, wenn du mir hier und jetzt sagst, dass du ihn nicht heiraten willst, dann ist das in Ordnung. Dann helf ich dir sofort aus diesem Kleid heraus und verschwinde mit dir von hier.“ Ihr Herz blieb ein weiteres Mal stehen – wenn das überhaupt noch möglich war. War das ihr Zeichen? Ihr Puls begann zu rasen. Sie hielt die Luft an und wollte gerade etwas erwidern, als Tai erneut ansetzte. „Wenn du ihn aber heiraten willst, dann werde ich das akzeptieren, denn ich weiß, dass er der Richtige für dich sein kann, wenn du es nur zulässt. Er wird dich immer gut behandeln und das ist das, was ich mir für dich wünsche.“ Da hatte sie ihr Zeichen. Lautlos schloss er die Tür hinter sich und atmete schwerfällig aus. Wie sollte er es nur fertigbringen, sie gehen zu lassen, sie endgültig einem anderen zu überlassen, endgültig die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft aufzugeben? Doch, wenn er sie liebte, musste er sie selbst entscheiden lassen. Sie musste das tun, was für sie das Richtige war. Und das war nun mal Logan zu heiraten. Dagegen konnte er nichts tun und er würde es auch nicht, es sei denn, sie hätte ihn jetzt und hier darum gebeten. Doch das tat sie nicht. Er musste sie aufgeben. „Und? Hast du es ihr gesagt?“ Tai hob überrascht den Kopf und erkannte Chloe, die an der gegenüberliegenden Wand lehnte und ihn eindringlich musterte. Ihr Blick wirkte besorgt. „Meinst du…?“, begann er, schüttelte jedoch schnell den Kopf und sah betreten zu Boden. „Nein, habe ich nicht.“ „Oh, Taichi…“, sagte Chloe und sah ihn mitleidig an. „Ist schon gut“, meinte der Braunhaarige und griff in seine Hosentasche, um die kleinen Kärtchen vor zu holen, auf denen seine Hochzeitsrede für das Brautpaar stand. „Sie soll selbst entscheiden, zu wem sie gehört.“ Er drehte die Kärtchen in der Hand und las noch ein Mal den letzten Abschnitt durch, der einen Ferse aus der Bibel enthielt… „Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit, sie erträgt alles, sie hofft alles, sie glaubt alles, sie duldet alles.“ Kapitel 8: Mutige Prinzessin ---------------------------- Die kleine Michiru schniefte und wischte sich mit dem Ärmel ihres Pyjamas über die feuchten Augen. „Das ist die traurigste Geschichte, die ich je gehört habe.“ Tai nahm sie in seine Arme und streichelte ihr übers Haar. „Ich weiß…, aber die Geschichte ist doch noch gar nicht zu Ende“, sagte er einfühlsam und versuchte sie wieder etwas aufzuheitern. Mit fragendem Blick sah seine Tochter zu ihm auf. „Noch nicht?“ „Ist das denn ein gutes Ende?“ Michiru überlegte kurz. „Nein, irgendwie nicht.“ „Dann ist sie auch noch nicht zu Ende.“ „Liebe Gäste, Familienangehörige, Freunde… Das Herz will, was es will. Und heute kommt zusammen, was zusammengehört. Heute werden Logan James Evans und Mimi Tachikawa ihre Liebe vor Gott und der Welt besiegeln, indem sie den heiligen Bund der Ehe eingehen“, begann der Pfarrer seine Rede, während Mimi’s Knie immer weicher zu werden schienen. Ihr Blick immer angespannter wurde. Jetzt gab es kein Zurück mehr! Logan lächelte sie an und zwinkerte ihr zu, um ihr zu signalisieren, dass alles gut war und sie nicht nervös zu sein brauchte. Unsicher wandte sie den Blick von Logan ab und ließ ihn durch die Reihen schweifen, bevor sie zu Sora schaute, die als ihre Trauzeugin neben ihr stand und schon die ersten Tränen in den Augen hatte. Für sie war es das einzig Richtige, dass sie Logan heiratete. Für alle war es das Richtige. Doch war es auch das Richtige für sie? „Es ist die Liebe, die Menschen miteinander verbindet. Es sind nicht der Erfolg, das Ansehen, die Karriere, die unser Leben wirklich erfüllt haben. Es waren die Menschen, die mit uns das Leben geteilt haben.“ Das Leben geteilt haben… Ihr Blick ging weiter von Sora, zu Tai, der direkt neben Logan stand. Tai hatte es immer schon mit ihr geteilt. Er war ein fester Bestandteil ihres Lebens, wenn nicht inzwischen sogar der Wichtigste. Dieser Kuss… sie wusste, wie falsch es war, aber wie kann sich etwas Falsches so richtig anfühlen? Vielleicht hatte sie insgeheim gehofft, dass dieser Kuss etwas bewirken würde. Vielleicht war sie genau deswegen zu ihm gegangen. Weil ein letztes Fünkchen Hoffnung in ihr schlummerte, dass er sie aufhalten würde. „Liebe ist darauf aus, anderen zu helfen, dass sie lieben können. Sie schließt aus, andere vernichten zu wollen.“ Sie hatte darauf gehofft, wahrscheinlich länger, als ihr selbst bewusst war. Was auch immer Tai für sie empfand – es war so stark, dass er nur sah, was richtig und gut für sie war. Und das war Logan. Er ließ sie gehen, damit sie glücklich werden konnte. Er schenkte ihr so viel indem er ihr doch alles nahm, worauf sie gehofft hatte. Sollte sie nicht glücklich sein? Sie sah ihn an. Wie er dastand, mit seinen blonden Haaren, seinem schicken Anzug und seinen verliebten Augen, die sie ansahen, als wäre sie das Schönste auf der Welt. Ja, dieser Mann war bereit ihr sein Leben zu schenken. Und sie? Ihre Hände ruhten in seinen, als sie ihn mitleidig ansah und losließ. Sein Blick war verwirrt und er runzelte die Stirn, wissend, dass etwas nicht stimmte. Eine leise Träne rann ihr übers Gesicht, als sie sich dazu entschloss, das erste Mal in ihrem Leben auf ihr Herz zu hören. „Tut mir leid“, wisperte sie. Logan schüttelte den Kopf und sah sie flehend an. Er ahnte, was jetzt kommen würde. „Tut mir leid, aber ich kann das nicht!“, sagte sie voller Bedauern und verließ den Altar. Er sah, wie sie an den Gästen vorbei stürmte und somit die Flucht vor ihrer eigenen Hochzeit ergriff. Sofort machte sich Getuschel im ganzen Saal breit, während Logan immer noch völlig versteinert vor dem Altar stand, ihr wie hypnotisiert hinterher sah. Logan verstand nicht, was hier vor sich ging, er verstand nicht, warum Mimi davonlief. Warum sie ihn nicht heiraten konnte. Ohne lange zu überlegen setzte Tai sich in Bewegung und lief ihr hinterher. Als er durch die Eingangstür rannte, konnte er gerade noch sehen, wie sie in ein Taxi einstieg und davonfuhr. Tai sah zur Seite, als Logan und Sora plötzlich neben ihm auftauchten. Er sah seinen Freund mitfühlend an. „Sie ist weg“, sagte er und wusste, wie unglaublich schwer das gerade für ihn sein musste. Logan liebte sie mehr als alles andere und wollte ihr heute für immer sein Leben schenken und sie… verschwand, ohne dass er wusste, was mit ihr los war. Tai legte ihm eine Hand auf die Schulter, doch Logan schüttelte sie ab und setzte sich in Bewegung. Während viele der Gäste ebenfalls nach draußen kamen, um zu sehen, was geschehen war, verließ sein Freund ebenfalls wortlos das Kirchengelände. Sora saß im Taxi neben ihm. Traurig betrachtete sie Mimis Brautstrauß, den sie immer noch in der Hand hielt. „Ich verstehe es nicht“, sagte sie leise, ohne den Blick abzuwenden. „Ich verstehe einfach nicht, was in ihr vorgeht.“ Nein, wie könnte sie auch? Mimi war wahrscheinlich nicht immer ehrlich zu sich selbst gewesen und zu ihren Gefühlen und zu Sora auch nicht… sonst wäre sie nicht davongelaufen. „Aber, wenn ich es mir recht überlege“, meinte Sora plötzlich und sah Tai fragend an. „War sie die letzten Wochen schon so komisch. Sie hat immer wieder gesagt, dass sie das nicht kann. Aber ich habe es der Aufregung zugeschrieben. Vielleicht hätte ich sie ernster nehmen sollen.“ Die Rothaarige sah reumütig zu Boden und hatte ganz offensichtlich Schuldgefühle, dass sie nicht eher etwas bemerkt hatte. „Du hättest es nicht verhindert können, auch, wenn du es gewusst hättest“, sagte Tai. „Es war ganz allein ihre Entscheidung.“ Nachdenklich sah er aus dem Fenster und fragte sich, wo sie wohl gerade war. Wohin war sie geflüchtet? „Also“, sagte er, als das Taxi vor seiner Wohnung anhielt und er ausstieg. „Mach dir keine Vorwürfe. Sie wird sich sicher bei dir melden, wenn sie soweit ist.“ Sora nickte und sah ihn dankend an, ehe sich ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen schlich. „Wann bist du eigentlich so erwachsen geworden, Taichi Yagami?“ Der Braunhaarige lächelte sie traurig an. „Manchmal müssen wir erwachsen werden, um Dinge besser zu ertragen.“ Er schlug die Tür zum Taxi zu, blieb jedoch noch eine ganze Weile stehen und sah zu, wie es um die nächste Ecke bog. Irgendwie hatte Sora recht. Ohne, dass es ihm bewusst war, war er in den letzten Wochen erwachsener geworden, als in den ganzen letzten Jahren zusammen. Er hatte Entscheidungen treffen müssen. Entscheidungen, die sowohl Chloe, als auch Mimi und ihn selbst betrafen. Innerlich musste er sogar grinsen über diese Ironie. Wäre er doch nur vor Jahren schon zu solchen Entscheidungen fähig gewesen, anstatt immer um den heißen Brei zu schleichen. Immer noch in Gedanken versunken ging er die Treppen zu seiner Wohnung hinauf und sah überrascht auf, als er merkte, dass er bereits erwartet wurde. Sie saß vor seiner Wohnung. In ihrem schönen Kleid, wie eine einsame Prinzessin und weinte. Ihre Haare waren zerzaust, den Schleier hatte sie anscheinend zerrissen, denn er lag achtlos und kaputt neben ihrem Kleid. Es brach ihm das Herz sie so zu sehen. „Mimi…“, sagte er leise und kniete sich neben sie. Mit verweinten Augen sah sie ihn an und schmiss sich sofort in seine Arme. Sie drückte ihr Gesicht in seine Brust und schluchzte so herzzerreißend, dass Tai ebenfalls eine Träne die Wange hinabrann. Er streichelte ihr Haar und redete ihr gut zu, bis sie sich schließlich einigermaßen beruhigt hatte. Dann half er ihr auf und schloss die Tür zu seiner Wohnung auf, damit sie reingehen konnten. Mimi schlürfte ins Wohnzimmer und ließ sich schwerfällig auf das Sofa fallen. Nun war es also soweit. Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass sie erst mal ein paar Tage untertauchen und sich dann bei ihm melden würde. Und bis dahin hätte er Zeit gehabt sich die richtigen Worte zurecht zu legen. Doch nun kam dieser Moment eher als erwartet – er musste sie fragen, warum sie Logan nicht geheiratet hatte. „Mimi, was…“, setzte er an, doch kam nicht sonderlich weit. „Sag nichts“, unterbrach ihn seine Freundin und wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht. „Es sei denn du willst mir sagen, wie dumm ich bin, denn das hätte ich eindeutig verdient.“ Tai seufzte und kniete sich vor sie, um ihr besser in die Augen sehen zu können. Er griff nach ihrer Hand und drückte sie fest, während er sie eindringlich ansah. „Red nicht so einen Unsinn. Es ist nicht dumm, wenn es sich nicht richtig angefühlt hat.“ „Stimmt“, meinte Mimi und wich seinem Blick aus. „Das hat es nicht.“ Ein kurzer Moment des Schweigens brach über sie herein, indem anscheinend beide nach den richtigen Worten suchten. „Mimi, ich muss dir was sagen“, begann Tai und entschloss sich in diesem Moment dazu, ihr die Wahrheit zu sagen. Er musste es jetzt tun, sonst würde er es nie tun! „Nein, zuerst muss ich dir etwas sagen!“, erwiderte Mimi und setzte eine ernste Miene auf. Der Braunhaarige nickte und ließ ihr somit den Vortritt. Was sie ihm wohl sagen wollte? „Der Grund, warum ich Logan nicht heiraten konnte…“, setzte Mimi an, brach jedoch ab, um noch ein Mal tief Luft zu holen. „Der Grund, warum ich ihn nicht heiraten konnte… warst du.“ Tais Augen weiteten sich. Er? Was hatte er getan? Er wollte doch nur, dass sie das tat, was für sie richtig war. Er wollte doch nicht, dass sie ihn deswegen verlässt. Schuldgefühle machten sich in ihm breit, was Mimi sofort erkannte. „Ich meine nicht, dass du daran schuld bist“, versuchte sie ihn gleich zu beruhigen. „Ich meine damit, dass ich ihn wegen dir nicht heiraten konnte. Verstehst du? Wegen dir!“ Tai runzelte die Stirn. Was genau meinte sie damit? Was wollte sie ihm sagen? Mimis Blick wurde reumütig und sie drückte seine Hand noch fester. „Tai, ich konnte Logan nicht heiraten, weil ich ihm nicht mein Herz schenken konnte. Denn es gehört schon lang dir. Schon so lang…“ „W-was?“, stotterte Tai und dachte im ersten Moment, ob er sich verhört hätte. „Es gehört dir. Hat es immer, tut es noch und wird es wahrscheinlich auch immer.“ Tais Herz setzte einen Schlag aus, als sie diese Worte aussprach. Also hatte er doch recht. Die ganze Zeit über. „Und ich kann nichts dagegen tun“, meinte Mimi plötzlich weinerlich und ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen. „Was? Mimi, nein. Es ist okay, ich…“, setzte Tai verständnisvoll an, doch Mimi sah ihn nur aufgelöst an. „Nein, es ist nicht okay. Ich hab’s versucht, Tai. Ich habe wirklich versucht, mir einzureden, dass es nicht so ist, aber…“, sagte sie und sah ihn plötzlich mit einem Blick an, mit dem sie selbst Logan nie angesehen hatte. „Aber ich liebe dich nun mal. Und ich kann nichts dagegen tun.“ Immer noch kniete er vor ihr, sprachlos über das, was sie ihm gerade offenbart hatte, starrte er sie an. Und dies Mal hielt sie seinem Blick stand. Auch sie war bereit, ihm endlich die Wahrheit zu sagen und ihr Herz zu erleichtern. Nun, da sie so ehrlich zu ihm war, wie konnte er es da nicht sein? Verlegen lächelte er sie an, während er einfach völlig fasziniert von ihrer Aufrichtigkeit war. „Du bist so mutig, Mimi Tachikawa. Weißt du das? Mutiger, als ich es je war.“ Mimi schüttelte den Kopf und wich seinem Blick aus. „Das ist nicht mutig“, sagte sie kopfschüttelnd. „Das ist dumm und egoistisch, das weiß ich, aber ich musste es dir einfach sagen.“ „Wieso egoistisch?“ „Weil ich dich damit in eine schwierige Lage bringe. Wir sind seit Ewigkeiten befreundet, du bist mit Chloe zusammen, ich habe mich in dich verliebt…“, zählte sie auf, während Tai lediglich in sich rein grinste. „Ist das nicht dumm?“ „Nein, ist es nicht“, protestierte er seelenruhig und griff nach ihrem Gesicht um es ihm wieder zuzuwenden. Traurig sah sie ihn an. Sie musste denken, dass sie nun endgültig alles verloren hatte. Doch so war es nicht, im Gegenteil – und er wollte es ihr endlich sagen! „Wenn hier etwas oder jemand dumm ist, dann bin ich es!“ Mimi runzelte die Stirn und war nun sichtlich irritiert. „Wieso du?“, schniefte sie. „Weil ich so dumm war und so lang gewartet habe, um es dir zu sagen.“ „Um mir was zu sagen?“ „Dass ich dich liebe.“ Jetzt war es Mimi, die offensichtlich die Sprache verloren hatte und nicht mehr wusste, wo ihr der Kopf stand. Mit offenem Mund starrte sie ihn an. „Ich liebe dich, Mimi Tachikawa“, wiederholte er noch ein Mal und lächelte sie an. „Und ich kann nichts dagegen tun.“ „A-aber…“, stammelte Mimi vor sich hin und schüttelte ungläubig den Kopf. „Aber du bist mit Chloe zusammen. Was… ich,i-ich verstehe nicht. Liebst du sie denn nicht?“, fragte sie völlig verwirrt. „Nicht so, wie ich dich liebe.“ „Was?“, fragte Mimi entsetzt und ihre Augen weiteten sich. „Ich… Du kannst sie doch nicht wegen mir verlassen! Das kannst du nicht machen!“ Tai schüttelte den Kopf und warf ihr einen vielsagenden Blick zu. „I-ihr… seid nicht mehr zusammen?“, fragte Mimi ungläubig, als sie begriff, was er ihr eigentlich sagen wollte. „Schon lang nicht mehr“, bestätigte der Braunhaarige, woraufhin Mimi in sich zusammensackte. „Wir haben uns nie wirklich geliebt. Und selbst, wenn wir zusammengeblieben wären, wären meine Gefühle für sie nie so stark gewesen, wie sie für dich sind. Und das wusste sie.“ „Sie wusste es?“ Tai stand auf und setzte sich neben sie, ließ jedoch ihre Hand nicht los. „Ja, sie hat es immer gewusst. Genau, wie ich. Ich dachte, wenn ich erst mal mit ihr zusammen bin, würde ich schon irgendwann über dich hinwegkommen. Aber das ist nicht passiert…“ Mimi starrte wie geistesabwesend geradeaus, als ihr bewusst wurde, was das für sie bedeutete. „Und du hast nie etwas gesagt“, stellte sie mit Entsetzen fest. „Nein“, bestätigte Tai ihr reumütig und wusste ebenfalls, was er damit angerichtet hatte. Er hatte all die Jahre verschenkt, weil er vor seinen Gefühlen davongelaufen war, anstatt den Mut aufzubringen und es ihr zu sagen. Hätte er doch nur geahnt, was in ihr vorging… „Ich wollte immer nur, dass du glücklich bist. Du solltest selbst entscheiden, zu wem du gehörst. Früher war ich einfach zu feige und naiv, um es dir zu sagen. Ich dachte immer, dass meine Chance noch kommen würde. Doch dann warst du mit Logan zusammen und er hat dir sogar einen Antrag gemacht, womit ich nie im Leben gerechnet hätte… Danach wollte ich dich aufgeben. Ich wollte deinem Glück nicht im Wege stehen.“ „Du hast recht“, sagte Mimi plötzlich, was ihn überrascht aufsehen ließ. Sie wandte sich ihm zu und lächelte ihn verlegen an. „Das war wirklich dumm von dir, Taichi Yagami!“ Sie näherte sich ihm und ehe er sich versah, spürte er auch schon ihre weichen Lippen, die endlich auf seinen lagen. Sehnsüchtig zog er sie an sich und erwiderte den Kuss. Es fühlte sich richtig an, mit ihr. Und diesmal war es nicht falsch. „Du dummer Idiot“, säuselte sie amüsiert, als sie sich kurz von ihm löste und ihn liebevoll ansah. „Warum hast du nie was gesagt?“ „Tut mir leid“, erwiderte er grinsend und streichelte ihr über die Wange. „Ich mach’s wieder gut!“ Und das war ein Versprechen, dass er nicht nur ihr gab, sondern auch sich selbst. Von jetzt an würde er ihr jeden Tag sagen, dass er sie liebte. Erneut zog er sie an sich und somit in einen innigen Kuss. Noch nie in seinem Leben hatte er so etwas für einen Menschen empfunden. Jetzt gab es nur noch sie beide und nichts stand ihnen mehr im Weg… Abermals schniefte die kleine Michiru auf, doch diesmal vor Freude. „Also hat die Geschichte doch noch ein Happy End“, sagte sie leise und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. „Sieht ganz so aus“, bestätigte ihr Vater und gab ihr einen Kuss aufs Haar. „Das finde ich schön! Aber was ist denn nun aus dem anderen Prinzen geworden? Er war doch sicher ganz furchtbar traurig…“ Tai seufzte. „Ja, das war er wirklich“, sagte er und sah betreten zur Seite. „Aber auch sein Herz heilte mit der Zeit und er konnte es irgendwann einer anderen Prinzessin schenken.“ Michiru lächelte zufrieden. „Das ist schön! Aber wie ging es denn mit dem Prinzen und der Prinzessin weiter? Haben sie noch geheiratet? Und lebten glücklich bis an ihr Lebensende?“ Tai lachte auf. „Na du hast es aber eilig.“ „Na was denn?“, fragte das kleine Mädchen ungeduldig, als könnte sie es gar nicht abwarten. „Haben sie jetzt geheiratet oder nicht?“ Ihr Vater lächelte sie an und nickte schließlich zustimmend. „Ja, das haben sie…“ Kapitel 9: Für immer und ewig ----------------------------- „Endlich hatten die beiden sich gefunden und sie schworen sich, dass nichts und niemand auf dieser Welt sie je wieder voneinander trennen könnte. Daher konnten der Prinz und die Prinzessin es auch kaum erwarten sich das Ja-Wort zu geben und das ganze Volk, ihre Familie und ihre Freunde sollten dabei sein. Viel zu lang hatten sie auf diesen Tag gewartet und als er endlich da war, wurde ihr Glück perfekt. Denn an diesem Tag geschah etwas ganz Wunderbares…“ „Darf ich dir sagen, wie wunderbar du aussiehst?“, fragte Sora und lächelte sie liebevoll an. „Du darfst“, grinste die Brünette verlegen, als Sora nach ihren Händen griff. „Du siehst zauberhaft aus, Mimi. Wie eine Prinzessin.“ Sie betrachtete das lange, weiße Kleid, während ihre Augen funkelten. Es war nichts Pompöses, nichts Ausgefallenes, ein einfaches, weißes Kleid mit Spitze. Leicht eben – wie ihre Liebe. „Bist du aufgeregt?“, fragte ihre beste Freundin und Mimi schüttelte den Kopf. „Nein.“ Noch nie im Leben war sie sich so sicher gewesen. Und noch nie im Leben hatte sich etwas so gut angefühlt, so richtig, wie ihre Liebe zu ihm. Seit sie mit Tai zusammen war fühlte sie sich komplett. Mit ihm war alles so leicht und unbeschwert und sie konnte sich nicht vorstellen, je wieder ohne ihn zu sein. Sie waren erst seit ein paar Monaten zusammen und diese Tatsache belächelten andere oft. Menschen, die sie nicht kannten und die dachten, so schnell zu heiraten wäre überstürzt. Doch das war es nicht. Denn auf diesen Tag hatten sie beide bereits viel zu lang gewartet. Nach Jahren wurde aus Freundschaft endlich Liebe und wenn Mimi sich eines sicher war, dann dass diese Liebe für immer halten würde. Es gab keinen Grund noch länger zu warten, ihre Liebe war eine Liebe für die Ewigkeit. Denn es war ihre Liebe. Überraschend klopfte es an der Tür. „Darf ich reinkommen?“ Mimi stutzte kurz, schüttelte jedoch schnell den Kopf und lächelte ihn an. „Aber natürlich.“ Sora warf ihr einen vielsagenden Blick zu. „Ich lass euch mal allein“, sagte sie freundlich, ging an ihm vorbei und schloss die Tür hinter sich. „Ich muss gestehen, ich habe gerade ein Déjà-vu“, grinste Mimi verlegen und wusste nicht so recht, wo sie hinsehen sollte. „Kann ich mir vorstellen“, bestätigte er ihr grinsend und ging auf sie zu. „Aber keine Sorge. Deswegen bin ich ganz bestimmt nicht hier.“ „Ich freue mich, dass du gekommen bist“, sagte sie aufrichtig und lächelte ihn an. Es war das erste Mal, dass sie sich wieder gegenüberstanden. „Ich freue mich für euch, Mimi, ehrlich“, erwiderte Logan und nahm ihre Hand in seine, während er sie eindringlich ansah. Sie war sich nicht sicher, ob er kommen würde. Doch sie wollte es wieder hinkriegen mit ihm, daher war es ihr eine Herzensangelegenheit gewesen, ihn zur Hochzeit einzuladen. Tai war sehr aufrichtig ihm gegenüber gewesen. Logan brauchte etwas Zeit, um es zu verarbeiten, doch Mimi war sich sicher, dass sie gerade den ersten Schritt in eine innige Freundschaft taten. Eine Freundschaft, die vielleicht ein Leben lang halten würde… „Aber tu mir nur einen Gefallen“, sagte er plötzlich und Mimi sah überrascht auf. „Was denn?“ Logan grinste. „Lass ihn bitte nicht vor dem Altar stehen. Dieser Typ liebt dich, wie verrückt!“ Die Brünette musste lachen. „Also gibst du uns deinen Segen?“, fragte sie und zog eine Augenbraue nach oben. „Mehr als das“, antwortete Logan lächelnd und zog sie in eine innige Umarmung. „Bist du soweit?“, fragte Tai nervös und schielte seinen besten Freund schief von der Seite her an. „Hast du die Ringe?“ „Tai“, begann Matt leicht verärgert und rang nach Fassung. „Wenn du mich noch ein Mal fragst, ob ich die Ringe habe…“ „Ja, ja, schon gut“, erwiderte der Braunhaarige und zupfte stattdessen weiter an seiner Fliege rum. „Tut mir ja leid, aber ich mache das auch nicht jeden Tag.“ „Stimmt. Mimi hat da schon etwas mehr Erfahrung als du, was?“, grinste Matt und fing sich direkt einen Schlag gegen den Arm ein. Tai richtete den Blick auf die Gäste, die gerade dabei waren ihre Plätze einzunehmen. Er konnte immer noch nicht fassen, dass es wirklich soweit war. Sie standen an einem wunderschönen Strand, das Meer rauschte im Hintergrund, während ihm eine leichte Brise durchs Haar wehte. Er atmete die frische Meeresluft ein. Sie war leicht. Alles fühlte sich so leicht an – wie ihre Liebe. Mit ihr hatte sein Leben endlich einen Sinn, mit ihr fühlte er sich vollkommen und er konnte es gar nicht erwarten, sie zu seiner Frau zu machen. Sein Blick fiel auf Logan und Chloe, die gerade nebeneinander Platz genommen hatten. Er war erleichtert, dass sie bereit waren, das Vergangene ruhen zu lassen. Auch sie wussten anscheinend, dass man die Liebe nun mal nicht zwingen konnte. Ihre Blicke trafen sich kurz und Chloe zwinkerte ihm aufmunternd zu. Er war wirklich froh, dass beide gekommen waren. Vielleicht war dies ja der Beginn einer aufrichtigen Freundschaft. „Hey“, meinte Matt plötzlich und stieß ihm unsanft in die Seite. „Ich glaub, deine Braut kommt.“ Plötzlich raste sein Herz, wie verrückt. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass er im Leben jemals schon so aufgeregt war. Aber er konnte sich auch nicht daran erinnern, dass er jemals schon so glücklich war. Sie war das, was er wollte. Für immer. Leise setzten im Hintergrund Geigen ein und das Erste, was er sah, war Sora, die auf ihn und Matt zuging. Sie schenkte ihrem Mann ein kurzes Lächeln und stellte sich dann Tai gegenüber, während alle gebannt darauf warteten, dass die Braut kam. Als er sie sah, stockte sein Atmen und er hatte das Gefühl, dass sein Herz für eine Sekunde aufhörte zu schlagen. Sie kam auf ihn zu, barfuß, ein kleines Kettchen zierte ihren Fuß. Er hatte es ihr geschenkt, in der Nacht, als er sie am Strand gefragt hatte, ob sie seine Frau werden wollte. Das lange weiße Kleid wehte im Wind, ihre Haare waren offen und fielen in Wellen über ihre Schulter. In der Hand hatte sie einen kleinen Brautstrauß. Ansonsten war sie einfach nur Mimi. Noch nie hatte er so etwas Wunderschönes gesehen. Sie war perfekt, so wie sie war! Perfekt für ihn. Es kam ihm vor, als würde sie geradezu über den Sand schweben. Und dann endlich… war sie bei ihm. Stand direkt vor ihm und erneut hielt er die Luft an, als sie ihm das schönste Lächeln schenkte, das er je gesehen hatte. Er konnte nicht anders, er musste sie einfach lieben. „Die Liebe findet immer einen Weg“, begann der Pfarrer seine Rede. „So, wie sich auch Mimi und Tai gefunden haben. Wenn auch über Umwege…“ Sie grinste ihn an. Ja, ihr Weg war wirklich nicht leicht gewesen. Viel zu lang hatten sie auf diesen Tag warten müssen, doch nun, als er endlich da war, war er noch viel schöner, noch viel perfekter, als er ihn sich immer vorgestellt hatte. Der Pfarrer sprach weiter, doch er hörte ihm nicht mehr zu. Viel zu sehr war er damit beschäftigt in diese haselnussbraunen Augen zu blicken. Er wollte dieses Gefühl für immer festhalten, dass er jetzt für sie empfand. Und das würde er auch. Er würde es in seinem Herzen einschließen und nie mehr loslassen, solange er lebte. „Tai?“ Überrascht wandte er sich dem Pfarrer zu, der ihn eben aus seinen Tagträumen gerissen hatte. Seine Verlobte kicherte leise und warf ihm einen vielsagenden Blick zu. „Taichi, ihr Eheversprechen…“, erinnerte ihn der Pfarrer, woraufhin Tai sich nervös durch die Haare fuhr. „Achso… ja…“ Mimi kicherte immer noch, hielt sich die Hand vor den Mund. Für einen kurzen Augenblick ließ er sich abermals ablenken, griff jedoch schnell nach ihrer Hand, woraufhin sie ihn mit großen, erwartungsvollen Augen ansah. Er wollte ihr endlich sagen, wie sehr er sie liebte. „Mimi…“, begann er zaghaft und sah ihr dabei direkt in die Augen. In diesem Moment blendete er einfach alles aus, was um ihn drum rum war. Er sah nur noch sie an. Nur noch sie… „Mimi, ich würde so gern in Worte fassen, was du mir bedeutest. Doch alle Worte der Welt reichen nicht aus, um dir zu sagen, wie sehr ich dich liebe. Deswegen kann ich dir nur sagen, warum ich dich liebe. Ich liebe dich für den Menschen, der du bist und dafür, was du aus mir gemacht hast, denn du hast mich vollkommen gemacht. Ich liebe dich dafür, dass du so aufrichtig und mutig und liebevoll bist. Ich liebe dich für dein großes Herz. Ich liebe dich dafür, dass ich dir vertrauen kann, immer und bedingungslos. Mimi, du bist meine beste Freundin, meine Geliebte und meine Seelenverwandte und ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als den Rest meines Lebens damit zu verbringen, dir jeden Tag zu sagen, wie glücklich du mich machst.“ Tai musste lächeln, als er seine Rede beendet hatte und sah, dass sie Tränen in den Augen hatte. Mit ihren Lippen formte sie leise „Ich liebe dich“. Sie versuchte sich schnell wieder zu sammeln, atmete noch ein Mal tief ein und aus, ehe sie ihn liebevoll ansah. „Tai…“, begann sie und sprach dabei seinen Namen so sanft und mit so viel Liebe aus, dass es ihm einen wohligen Schauer über den Rücken jagte. „Wir kennen uns seit wir kleine Kinder waren…“ Jetzt war Tai es, der grinsen musste. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie sie als kleine Kinder tobten und sich gegenseitig neckten. „Damals konnte ich dich nicht ausstehen“, lachte Mimi und auch die Gäste mussten ein wenig schmunzeln. „Doch irgendwann sind wir richtig gute Freunde geworden, sogar noch viel mehr als das. Wir sind die besten Freunde geworden. Du hast mir gezeigt, wie wichtig es ist, dass man im Leben immer jemanden hat, der einem zur Seite steht, der einem Halt gibt. Du hast mir gezeigt, wie unendlich groß und bedingungslos die Liebe sein kann, die man für einen anderen Menschen empfindet. So groß, dass sie bereit ist sich selbst aufzugeben, nur damit der Andere glücklich sein kann. Du hast mir gezeigt, dass aus Freundschaft Liebe werden kann.“ Erneut stiegen ihr Tränen in die Augen und sie musste den Blick kurz zu Boden richten, um sich wieder zu sammeln. „Tai, ich liebe es von dir geliebt zu werden und ich verspreche, dass ich jeden einzelnen Tag für den Rest meines Lebens damit verbringen werde, dir diese grenzenlos große Liebe wiederzugeben.“ Sie lächelten sich an. Am liebsten hätte er sie für diese wunderschönen Worte sofort geküsst und in seine Arme gezogen. Doch er würde diese Worte für immer in seinem Herzen einschließen, dessen war er sich sicher. Der Pfarrer wandte sich nun an den Trauzeugen, um die Ringe anzureichen. Mit zittrigen Fingern nahm Tai den kleinen, zierlichen Ring entgegen, griff nach ihrer Hand und streifte ihn ihr langsam über. „Für immer“, sagte er leise und lächelte sie liebevoll an. Mimi wischte sich schnell noch eine Träne weg und nahm dann ebenfalls den anderen Ring entgegen. „Und ewig“, sagte sie und besiegelte somit ihre Liebe. Zärtlich zog er sie in seine Arme und küsste sie erneut, während sie sich langsam zum Klang der Musik bewegten. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass sie jetzt endlich verheiratet waren. „Habe ich Ihnen schon gesagt, dass sie wunderschön aussehen, Frau Yagami?“, flüsterte er ihr sanft ins Ohr und jagte ihr somit eine Gänsehaut über den Rücken. „Erst hundert Mal“, grinste Mimi und drückte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. „Aber du kannst das gerne den ganzen Abend sagen, solang du mich immer ‚Frau Yagami‘ nennst.“ „So, das gefällt dir also?“, fragte Tai lachend, woraufhin seine Frau verliebt lächelte. „Ja, das tut es. Sehr sogar.“ „Hey, darf ich kurz stören?“, fragte Logan, der plötzlich neben ihnen aufgetaucht war. Mimi löste sich kurz von Tai und ließ sich von ihm in eine innige Umarmung ziehen. „Ich wollte euch nur noch mal kurz sagen, wie sehr ich mich für euch freue. Ihr habt es wirklich verdient miteinander glücklich zu werden.“ „Danke, Logan“, erwiderte Mimi glücklich. „Du weißt, ich wünsche dir nur das Beste. Und das nächste Mal tanzen wir auf deiner Hochzeit.“ Logan lächelte verlegen und warf einen Blick nach hinten. „Jaah, vielleicht. Meine Begleitung und ich müssen jetzt leider schon gehen. Danke, für die tolle Feier.“ „Danke, dass du gekommen bist“, erwiderte Tai und zog seinen Freund in eine kurze Umarmung. „Schickt mir ne Karte aus euren Flitterwochen“, lachte der Blonde und ging zurück zu Chloe. Er nahm ihre Hand und gemeinsam verließen sie den Pavillon, in dem die große Hochzeitsfeier stattfand. Mimi grinste und warf den beiden einen vielsagenden Blick hinterher, bevor Tai sie dicht an sich zog. „Vielleicht sollten wir uns auch ein wenig verkrümeln, was hältst du davon, Frau Yagami?“, flüsterte er ihr ins Ohr, womit er in Mimis Bauch tausend Schmetterlinge zum Tanzen brachte. Sie nickte kaum merklich und als sie sich kurz umsahen und feststellten, dass niemand hinsah, schlichen sie sich raus. Tai zog seine Schuhe aus und gemeinsam gingen sie ein Stück am Strand entlang, während die Sonne vor ihnen unterging. Die ganze Zeit über hielt er ihre Hand, während ihr Kleid leicht im Wind wehte. Sie fühlte sich einfach so leicht mit ihm an ihrer Seite, so unbeschwert, so vollkommen, so perfekt. „Weißt du noch, als ich dir früher immer deine Puppe weggenommen habe, als wir klein waren?“, fragte Tai plötzlich, was Mimi überrascht zu ihm aufsehen ließ. „Wie kommst denn jetzt da drauf?“ Er grinste. „Na ja, du hast mich daran erinnert, als du vorhin gesagt hast, du konntest mich früher nicht leiden. Und rückblickend betrachtet muss ich gestehen, dass ich manchmal ein ganz schönes Eckel zu dir war.“ Mimi musste lachen und hielt sich die Hand vor den Mund. „Und das fällt dir erst jetzt auf? Ziemlich spät, mein Freund.“ „Besser spät, als nie“, zuckte Tai mit den Schultern. „Soll das gerade so etwas wie eine Entschuldigung sein?“, neckte Mimi ihn und pikste ihm mit dem Finger in die Seite. „Auf keinen Fall“, lachte Tai und schielte sie von der Seite her an. „Die kleine Mimi Tachikawa war ja schließlich auch nicht ohne. Oder muss ich dich daran erinnern, wie liebend gern du mich ausgelacht hast, wenn ich beim Fußballspielen hingefallen bin?“ Die Brünette zog beleidigt die Unterlippe nach oben, was Tai nur mit einem Zwinkern kommentierte. „Dachte ich mir doch.“ Mimi ließ seine Hand los, verschränkte die Arme vor der Brust und ging vor ihm her. „Dann können wir ja nur hoffen, dass unsere Tochter mal einen weniger gehässigen Charakter bekommt.“ „Was? Ich habe doch gar nicht gesagt, dass du gehässig bist“, lachte Tai laut auf und runzelte die Stirn. „Und woher willst du überhaupt wissen, dass wir mal eine Tochter bekommen?“ Sie drehte sich zu ihm um, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und schaute verlegen zur Seite. Tai ging einige Schritte auf sie zu, nahm ihre Hand wieder in seine und schaute sie eindringlich an. „Mimi?“ Seine Frau sah zu ihm auf und lächelte ihn glücklich an. „Weil ich schwanger bin, Tai.“ Er hatte sich geirrt. Er dachte die schönsten Worte, die je aus ihrem Mund kamen, waren die, die sie vorhin vor dem Traualtar zu ihm gesagt hatte. Doch er hatte sich geirrt. DAS waren die schönsten Worte, die sie je zu ihm gesagt hatte. Er lächelte sie liebevoll an und zog sie fest an sich, nur um ihr den gefühlvollsten und leidenschaftlichsten Kuss zu geben, den er ihr je gegeben hatte. Sie machte ihn so glücklich! „Das ist das Schönste, was ich je aus deinem Mund gehört hab“, gestand er ihr schließlich, als er sich wieder von ihr löste und seine Stirn sanft gegen ihre stützte. Mimi lächelte und schon jetzt wusste er, dass seine Tochter ein genauso süßes Lächeln, wie ihre Mutter haben würde. „Und wir kriegen wirklich ein Mädchen?“ „Ja“, nickte Mimi. „Ich weiß es auch erst seit gestern. Also, dass es ein Mädchen wird. Dass ich schwanger bin, weiß ich schon etwas länger.“ Tai runzelte die Stirn und sah sie schief grinsend an. „Und du hast die ganze Zeit nichts gesagt?“ „Mmh, glaub mir, es war nicht einfach es vor dir geheim zu halten.“ „Glaub ich dir“, erwiderte Tai und griff um ihre Taille, nur um sie gekonnt auf seine Arme zu heben. „Hey, was soll das werden?“, kicherte Mimi, während Tai mit ihr auf dem Arm immer weiter ins Meer stieg. „Dafür, dass du es so lang vor mir geheim gehalten hast…“, lachte dieser nur und warf sie in voller Hochzeitsmontur ins Wasser. Mimi sprang erschrocken wieder an die Oberfläche und schnappte nach Luft. „OH!“, sagte sie verheißungsvoll und ging auf ihn zu. „Na warte!“ Sie lachte, als sie ihn mit sich ins Wasser zog und ihn untertauchte. Pitschnass tauchte ihr Mann wieder auf und zog sie ohne jegliche Vorwarnung wieder in seine Arme. Die Brünette schrie auf, als er sie erneut hochhob und wieder ins kalte Nass schmiss. Als sie lachend wieder auftauchte und sich die nassen Haare nach hinten strich, zog Tai sie an sich und umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen, während er ihr liebevoll in die Augen sah. „Ich liebe dich, Mimi Yagami.“ Diese Frau machte ihn einfach nur unglaublich glücklich und das würde er ihr für den Rest seines Lebens sagen. „Und ich liebe dich, Taichi Yagami“, lächelte seine Frau zufrieden und küsste ihn. „Für immer“, hauchte er ihr leise entgegen. „Und ewig.“ Tai lächelte, als er die Geschichte beendet hatte und feststellte, dass sich die Erinnerung daran immer noch genauso lebendig und echt anfühlte, als wäre es erst gestern gewesen. Er warf einen Blick auf seine Tochter, die bei den letzten Worten friedlich in seinem Arm eingeschlafen war. Vorsichtig löste er sich von ihr, stand auf und deckte sie zu. Er beugte sich zu ihr runter und drückte ihr einen Gute Nacht Kuss aufs Haar. „Ich hab dich lieb“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Für immer und ewig“, nuschelte die kleine Michiru und war offensichtlich schon im Land der Träume verschwunden. „Ja“, lächelte Tai glücklich, „für immer und ewig“, und löschte das Licht. Epilog: -------- „Na, schläft sie endlich?“ „Jaah“, gähnte Tai und streckte sich genüsslich, als er die Treppe runterkam und seine Frau an der Küchentheke sitzen sah. „Ich glaub, ich hab mich selbst müde erzählt.“ „So?“, fragte Mimi und legte ein verschmitztes Lächeln auf. „Das ist aber schade.“ Sie rutschte von ihrem Hocker runter, ging auf ihn zu und spielte an seinem Hemdkragen herum, während sie ihn verführerisch ansah. „Dabei habe ich die ganze Zeit versucht mich wach zu halten, um meinen lieben Mann noch ein bisschen zu verwöhnen.“ „Hm, plötzlich bin ich gar nicht mehr so müde“, grinste Tai und beugte sich nach unten, um sie zu küssen, doch seine Frau drehte sich nur schulterzuckend weg. „Tja, Pech für dich, ich nämlich schon.“ Tai lachte und ging auf sie zu. Er umarmte sie von hinten und legte seinen Kopf auf ihrer Schulter ab. „Kann ich verstehen. Sicher schläft der Kleine auch schon.“ Er streichelte liebevoll ihren kleinen, runden Bauch, während Mimi ein wohliger Seufzer entwich. „Ja, das denke ich auch. Dein Sohn kostet mich jetzt schon ganz schön viel Kraft. Als ich mit Michiru schwanger war, hatte ich das Gefühl, ich könnte Bäume ausreißen…“ „Na, jetzt übertreib mal nicht…“, lachte Tai, denn er konnte sich noch gut an die Zeit zurückerinnern. Ein Mal sollte er ihr am frühen Morgen Unmengen an Eis besorgen, weil sie es unbedingt haben wollte und als er mit einer Jahresration Schokoeis wiederkam, war sie tief und fest eingeschlafen. Sie schlief dann den ganzen restlichen Tag. Und sie meinte ernsthaft, sie könnte Bäume ausreißen… „Ja, doch, genau so war es“, bestand seine Frau jedoch darauf und lehnte ihren Kopf an seiner Brust ab. „Aber er soll ja auch mal groß und stark werden, wie sein Daddy. Von daher ist es schon okay, dass er mich ein bisschen müde macht.“ Mimi gähnte herzhaft und lächelte ihren Mann dann an. „Hat ihr dir Geschichte gefallen?“ „Wieso fragst du?“, erwiderte dieser amüsiert. „Du hast doch eh die ganze Zeit an der Tür gelauscht.“ Die Brünette lachte, löste sich von ihm und setzte sich wieder auf den Hocker an die Küchentheke. „Jaah, aber nur, weil es meine Lieblingsgeschichte ist. Ich erinnre mich gern daran zurück.“ Tai grinste. „Wie du mich damals immer ausgelacht hast, wenn ich den Ball nicht getroffen hab.“ Mimi zog eine Augenbraue nach oben und sah ihn belustigt an. „Wie du mir ständig mein Spielzeug weggenommen hast.“ „Wie du immer mit meinen Manschaftskollegen geflirtet hast.“ „Hab ich gar nicht!“, protestierte die Brünette gespielt empört. „Oh, doch das hast du. Und sie fanden dich ganz hinreißend.“ „Na und? Dafür hast du mich immer aufgezogen, weil ich so schlecht in Mathe war.“ „Du warst wirklich eine Niete in Mathe.“ „Ich weiß. Aber du liebst mich trotzdem“, säuselte seine Frau mit einem Schulterzucken. Tai ging auf sie zu, nahm ihr Gesicht in seine Hände und sah ihr liebevoll in die Augen. „Ja, ich liebe dich, wie verrückt! Ich liebe euch alle drei wie verrückt!“ Dann zog er sie an sich und küsste sie. Immer noch, auch nach all den Jahren schlug sein Herz wie wild gegen seine Brust, wenn er ihre Lippen auf seinen spürte. Immer noch wollte er ihr jeden Tag zeigen, wie sehr er sie liebte und dass sie einfach das Wichtigste auf der Welt für ihn war. Sie war seine Prinzessin und das würde sie auch immer bleiben. Er würde sie für immer lieben. Es gibt tausend Antworten darauf, was wahre Liebe ist oder was sie bedeutet. Für ihn gab es nur eine Einzige. Man sagt die wahre Liebe gibt es nur im Märchen, doch… „Das wunderbarste Märchen ist das Leben selbst.“ Hans Christian Andersen Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)