Cosmic Latte von Done ================================================================================ Kapitel 1: I. ------------- Iwaizumi Hajime war kein Freund von Heimlichtuereien und Geheimnissen. Hauptsächlich deswegen, weil es ihm zu anstrengend war diese Dinge geheim zu halten. Man musste ständig aufpassen, dass man sich nicht ausersehen verplapperte. Man musste sich darüber hinaus auch noch normal verhalten und so tun, als sei die Welt vollkommen in Ordnung. Selbst dann, wenn das gar nicht stimmte und die Welt Kopf stand; man musste es ihr gleich tun und ebenfalls kopfstehen. Das Gleiche galt auch für Lügen. Er hasste sie. Er verstand sie nicht. Die Wahrheit konnte hässlich sein. Er wusste das mehr, als jeder andere. Denn wenn man mit Oikawa Tooru befreundet war, dann gab es einige hässliche Wahrheiten. Auf eine Lüge, folgte immer eine zweite, um die erste Lüge glaubhaft zu machen. Damit die Leute um einen herum keinen Verdacht schöpften, dass man etwas ausgefressen hatte. Dann folgten eine dritte Lüge und eine vierte. Eine fünfte, eine sechste, eine siebte… Und dann flog alles auf und man stand da, wie der letzte Arsch – weil man dann auch einer war. Aber man konnte auch ohne Geheimnisse und komplizierte Lügenkonstruktionen ein Allerwertester sein. Das wurde Hajime in diesem Moment bewusst, als die der Name über seine Lippen rollte. Oikawa schwieg und Hajime spürte seien Blick auf sich. Dann lachte sein bester Freund und es war die Art von Lachen, bei der man dieser Person einfach nur ins Gesicht schlagen wollte. Er spürte Oikawas Hand auf seine Schulter. „Iwa-chan, hast du am Wochenende deinen Humor wiedergefunden?“ „Nein, das war eine ernste Antwort.“ „Klar. Und ich werde eines Tages mit Ushiwaka-chan in einer Mannschaft sein.“ Hajime schnaubte leise und sie bleiben unmittelbar am Eingangstor stehen. Er drehte sich zu seinem Kindheitsfreund, der ihn mit seiner allseits bekannten Leichtigkeit anlächelte. Hajime lächelte nicht. Es gab gerade nichts, was sich belächeln ließ. Stattdessen schaute er Oikawa mit unberührtem Gesichtsausdruck an. „Kageyama und ich, wir gehen miteinander.“ „Du kannst aufh-“ „Das ist kein Scherz!“ Hajimes Stimme war fester als sonst und lauter, als er es beabsichtigt hatte. Er konnte dabei zusehen, wie das leichte Lächeln auf Oikawas Gesicht erstarb. Die Sekunden, in denen sie einfach nur so dastanden und sich anschwiegen waren unerträglich. Sie hatten sich schon öfters angeschwiegen. Wenn sie bei Oikawa waren und stundenlang Kartenspiele gespielt hatten. Oder wenn sie bei ihm zu Hause waren, um sich gemeinsam auf eine Prüfung vorzubereiten. Hajime wusste immer, was er sagen konnte, um diese Stille zu brechen. Nur jetzt wusste er es nicht. Es war Oikawa, der das Schweigen vertrieb. Sein Blick sprang für den Bruchteil einer Sekunde an ihm vorbei. Lang genug, dass Hajime seinen Blick folgten konnte. Hastig und mit einer gezwungenen Ruhe wandte er sich wieder an Oikawa. Er sah aus, als würde er sich jeden Augenblick übergeben. Hajime seufzte, als sei gerade eine große Last von seinen Schultern genommen worden. „Wir reden später darüber“, murmelte er, drehte sich um und lief direkt durch das Schultor und auf Kageyama zu, der in seinem schwarzen Trainingsanzug mehr auffiel, als es Hajime gerade lieb war. „Ich dachte, wir wollten uns nicht hier treffen?“, sagte Hajime mit gesenkter Stimme. Ihre Blicke trafen sich, jedoch sah Kageyama prompt zu Boden. „Ich bin in den falschen Bus gestiegen“, nuschelte er mit großer Mühe. „Wie auch immer. Lass uns gehen.“ Die Hände in die Hosentaschen gestopft, marschierte Hajime stur an Kageyama vorbei, ohne sich weder zu ihm umzudrehen. Dieser folgte ihm nach einem Moment des Zögerns, dann liefen sie gemeinsam die Straße hinunter. Eigentlich wollten sie sich in der Stadt treffen, damit sie nicht sofort von Mitschülern entdeckt wurden. Eigentlich, das war im Grunde ein ganz bescheuertes Wort. Eigentlich hatte er nämlich Oikawa schon lange erzählen wollen, dass er mit Kageyama ausging. Uneigentlich hatte er es aber nicht getan. Eigentlich gab es uneigentlich auch nur in der Mathematik. „Ist alles in Ordnung, Iwaizumi-san?“ „Hm, ja.“ „Du bist so still…“ Eigentlich wollte Hajime dies auf offener Straße nicht besprechen, aber nachdem er bereits bei Oikawa den falschen Zeitpunkt abgewartet hatte… „Ich habe Oikawa gesagt, das wir uns treffen.“ „Oh. Hat er deswegen so komisch geschaut?“ Hajime zuckte nur mit den Schultern. „Lass uns nicht darüber reden.“ „Wir wussten, dass er nicht vor Freude tanzen wird.“ „Ich habe Hunger, wir sollten was essen.“ „Es war gut, dass du’s ihm gesagt hast.“ „Hm.“ Er wusste, dass Kageyama damit Recht hatte. Solche Dinge zählten zu den Sachen, die man sich ohnehin in einer Freundschaft erzählte. Damit sich der jeweils andere für einen freuen kann. Aber Oikawa hatte sich nicht gefreut. Das Bild, wie Oikawas heiteres Lächeln gefror verfolgte ihn für den Rest des Abends. Als Hajime in seinem Bett lag und an die Zimmerdecke starrte, entschied er sich dafür, dass Geheimnisse möglicherweise auch etwas Gutes hatten. Sie konnten auch dafür sorgen, dass man sich nicht wie ein Arsch fühlte. Denn auch wenn er sich keiner Schuld bewusst war, klebte an ihm das Gefühl die Karre sprichwörtlich gegen die Wand gefahren zu haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)