Love is a unendless Thing von LolaLucifer (Family counts too!) ================================================================================ Kapitel 3: Chapter No. 3 ------------------------ Sie war erschrocken. Fassungslos sah sie ihr Spiegelbild vor sich an. Sie hatte tatsächlich mit ihrem Cousin geschlafen. Wie konnte es bloß soweit kommen? Gut, die Frage erübrigte sich von selbst, immerhin wusste sie wie es dazu kommen konnte. Seine unerwiderte Liebe zu Josy und ihre Sehnsucht nach Chuck gemixt mit ein paar Drinks waren keine gute Kombination. Es hatte harmlos angefangen und endete mit einem komischen Gefühl am nächsten Morgen. Zum Glück war ihr Sohn da, so konnte sie sich geschickt aus einem unangenehmen Gespräch mit Dean winden. Ihr Gefühl sagte ihr allerdings, dass es noch böse werden würde. Ob denn nun mit Dean oder mit wem anderes, sie konnte es nicht sagen. Ohne aber weitet groß darüber nachzudenken, zog sie sich an, half ihrem Sohn und verließ mit ihm das Hotel. Heute war nämlich der zweite Tag des Klassentreffen. Zwar hatte sie das Bedürfnis wieder nach Hause zu fahren, doch würde es nur zu unnötigen Fragen von Thomas führen. War auch nicht unbedingt nötig. Als sie nach einer halben Stunde also da war, lief sie geradewegs auf ihren Bruder zu, welcher mit seinen Kindern und seiner Frau Laurel selber erst aus dem Auto gestiegen war. Eine kurze Umarmung und sie wurde auch direkt von ihm gemustert. Ein ernster Blick legte sich auf die Züge des Älteren. „Du siehst nicht gut aus, ist etwas passiert?“ Finya hob belustigt ihre Augenbraue. „Danke, genau das wollte ich von meinem großen Bruder hören.“ Für diese Antwort erntete sie ein grummeln, weshalb sie seufzte und nur abwinkte. „Es ist alles in bester Ordnung, wirklich. Ich konnte nur nicht gut schlafen, das ist alles.“ Er glaubte ihr anscheinend nicht, akzeptierte ihre Antwort allerdings. Mit seinem Kopf deutete er, dass sie nun langsam rein sollten. Sie waren nicht einmal ganz die Türe rein, es kam ihnen Dean entgegen. Finya schloss ihre Augen. Doch nicht jetzt! Er blieb direkt vor ihr stehen, man sah ihm an, dass er mit ihr reden wollte. Klar über so etwas musste man reden aber doch nicht so früh! Sie beugte sich zu Charlie hinunter und lächelte ihn mütterlich an. „Schatz? Würdest du zu Onkel Thomas gehen? Mommy kommt gleich nach, alles klar?“ Von dem Kleinen kam ein winziges nicken und schon rannte er los. Er war gerne bei seinem Onkel, er machte immer so lustige Sachen. Kaum war der Kleine weg, sah sie zu Dean hinauf. Wieder ein seufzen. „Finya… Hör mal, letzte Nacht…“ Doch weiter kam er nicht, da wurde er direkt unterbrochen. „Bitte. Ich möchte jetzt nicht darüber reden, wirklich nicht. Ich weiß nicht, was ich denken soll. Lass uns später darüber reden, oke?“ Ihm schien die Antwort nicht zu gefallen. Er wollte es klären und zwar jetzt. Leider kam er aber nicht weit mit dem reden, denn neben ihnen machte eine große Gestalt halt. „Du merkst doch, dass sie im Moment nicht reden möchte. Sie wird schon auf dich zukommen, wenn sie soweit ist.“ Diese tiefe, markante Stimme. Sie würde diese Stimme unter tausenden wiedererkennen. Doch es war schon Jahre her, als sie sie das letzte Mal gehört hatte. Konnte es sein? Ein Blick zur Seite und es bewahrheitete sich. Es war Chuck. Ihr Chuck! Wobei. Von ihrem Chuck konnte nicht die Rede sein. Nicht mehr. In der High School waren sie ein Paar gewesen, auch wenn er vier Jahre älter war. Das Alter hatte niemanden von beiden interessiert. Es hatte sie auch nicht interessiert, dass er schon einmal im Gefängnis gesessen hatte. Alles was sie interessierte war , wie er mit ihr umging. Er war liebevoll ihr gegenüber fürsorglich und alles, was man sich von einem Freund vorstellte. Doch vor fünf Jahren war alles vorbei gewesen. Er hatte ins Gefängnis gemusst. Und das nur, weil er sie beschützen wollte. Sie wollte nicht weiter daran denken, es stimmte sie noch immer traurig, wenn sie an damals dachte. Dean sah von Chuck zu Finya, wieder zurück und verschwand letzten Endes. Schweigend sah Finya zum Boden. Was sollte sie sagen? Es waren fünf verdammte Jahre her, als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte! Allerdings hatte er ihr eben geholfen. Also räusperte sie sich und sah zu ihm hinauf. „Danke.“, nuschelte sie, schluckte dann schwer. Er nickte bloß. „Keine Ursache. Wer war das? Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen das war Dean.“ Kurz holte sie Luft. „Das war Dean.“ Als Antwort kam nur ein kleines Oh und sie verfielen ins Schweigen. Nun war er es, der sich räusperte. „Du hast deine Haare geschnitten.“, bemerkte er. Es war dumm, ja, doch es war alles was ihm einfiel. Ein nicken und Finya berührte nur sachte ihre Spitzen. „Ja. Ich wollte mal etwas neues ausprobieren und die langen Haare wurden nach der Zeit unpraktisch, weißt du.“ Er lächelte nun etwas. „Sieht wirklich toll aus. Du siehst damit erwachsener aus. Deine langen Haare fand ich aber am schönsten.“ Nun war sie es, die lächelte. Erwidern konnte sie allerdings nichts, denn schon kam ein kleiner Junge angerannt, der sich an ihr Bein klammerte. „Mommy!“ Er sah zu ihr hinauf. Wieder lächelte sie und beugte sich zu ihrem Sohn, bemerkte daher Chucks verwirrten Blick nicht. Mommy? Der junge war ihr Sohn, sonst würde er sie schlecht so nennen. Hieß es, dass sie wen gefunden hatte? Oder das sie gar verheiratet war? Aber Finya trug keinen Ring, also war zweiteres wohl ausgeschlossen. Und wenn er sich den Jungen vor seiner damaligen Freundin sah, fiel ihm auf das er schon älter sein musste. Vier oder Fünf Jahre mindestens. Endlich bekam er wieder ihre Aufmerksamkeit, da der kleine zu Chuck sah. „Mommy, wer ist das?“ Ihr Lächeln wurde größer. „Das ist ein sehr guter Freund von mir. Sein Name ist Chuck.“, erklärte sie sanft. Charlie schien nervös, sah seine Mutter noch einmal an, ehe er sich ganz Chuck zuwandte und ihm die Hand reichte. Respekt und benehmen hatte seine Mutter ihm immerhin beigebracht. „Hallo Chuck, mein Name ist Charlie.“ Der Ältere gab dem kleinen Mann ebenfalls seine Hand, stockte allerdings. Charlie? Das war doch wie Chuck bloß eine Abkürzung für Charles. Nun war er achtsam. Könnte es vielleicht sein…? Unsinn, es mussten Zufälle sein. Er wollte es nicht glauben, es war einfach zu absurd, immerhin war es Finya! Sie holte tief Luft und zog ihn somit wieder aus seinen Gedanken. „Ich muss dann mal rein. Wir sehen uns bestimmt nochmal. Immerhin bist du hier beim Klassentreffen.“ Es folgte ein nervöses Lachen. Er nickte. „Ja, so schnell bin ich heute nicht wieder weg.“ So verabschiedeten sie sich und sie lief mit ihrem Sohn hinein. Am Abend saß Chuck in seiner Wohnung und konnte nicht anders als an Finya und ihren Sohn zu denken und der ganzen Situation überhaupt. Es wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf. Da er sie aber nicht direkt darauf ansprechen wollte, hatten sie sich den Tag über nur über Kleinigkeiten geredet. So wusste sie nun, dass er erst seit wenigen Tagen wieder draußen war und eine winzige Wohnung in Sacramento besaß. Er wusste, dass sie seit wenigen in Orlando wohnte. Und das sie tatsächlich nicht verheiratet war. Sie hatte nicht mal einen Freund! Er konnte es sich nicht erklären, doch genau diese Information erfreute ihn wirklich sehr. Wieso? Vielleicht weil seine Gefühle für sie noch immer da war. Noch immer konnte hatte er das Erlebnis vor fünf Jahren vor sich. Flashback Nervös strich er sich durch seine kurz rasierten Haare, bevor er seine Freundin wieder ansah. „Aber Finya, versteh doch endlich! Ich kann so etwas nicht von dir verlangen, es geht einfach nicht!!“ Ihre Tränen flossen weiter ihre Wangen hinab. „Aber du verlangst es doch gar nicht, ich mache es doch von mir aus.“ Er legte sanft seine Hände auf ihre Schulter und zwang sie ihn anzusehen. „Ich werde wahrscheinlich Jahre im Gefängnis sitzen. Ich kann nicht erwarten das du so lange auf mich wartest, du würdest so viel verpassen und es wäre meine Schuld. Du darfst meinetwegen nicht so viel weg werfen, bitte.“ Seine Stimme war sanft, zärtlich fuhr er mit seinem Daumen ihre Wange hinab um die Tränen von diesen wegzuwischen. „Bitte, tu das nicht wegen mir. Das würde ich mir niemals verzeihen.“ Und es stimmte. Was für ein Mensch wäre er, wenn er ihr so viele Möglichkeiten schloss, indem er sie auf sich warten ließ. Doch sie legte ihre Hand auf seinen Arm. Weitere Tränen kamen nicht mehr, sie hatte sich anscheinend leer geweint. „Aber es ist doch mein Leben und ich kann doch machen, was ich für richtig halte.“ Kurz schloss er seine Augen. Sie war so verdammt Stur, wieso musste sie bloß so stur sein? Ohne ihr eine Chance zu geben weiter zu reden, legte er seine Lippen auf ihre und drückte sie an sich. Chuck wusste nicht genau, wieso er sie ausgerechnet jetzt küsste, es war falsch wenn man bedachte, was er von ihr verlangte. Doch er liebte sie. Er liebte sie wirklich und er wollte ihr die Traurigkeit nehmen. Der Kuss wurde schon nach kurzer Zeit verlangender und es dauerte auch nicht lange, da lagen sie im Bett und er drückte sie auf ihre Matratze und sie gaben sich einander hin. Daher fühlte er sich noch schlechter, als er aufstand, sich anzog und ging, ohne sich von ihr zu verabschieden. Er wollte bloß das Beste für sie und wenn es hieß, dass sie ihn hasste, damit sie nicht auf ihn wartete, dann musste er dieses Risiko eingehen. Flashback Ende Überfordert lehnte er sich zurück und schloss seine Augen. Das war einfach zu viel für ihn. Er musste erst einmal eine Nacht darüber schlafen, vielleicht würde er am nächsten Tag viel klarer denken können. Am nächsten Tag konnte er sich nur schlecht aus dem Bett quälen. Im Gefängnis hatte er immer zeitlich aufstehen müssen. Nun konnte er ausschlafen, doch die Begegnung mit Finya ließ jeden Versuch scheitern. Daher stand er auf, zog sich an und machte sich auf den Weg Richtung ehemalige Heimatstadt zum Klassentreffen. Er hatte noch einen Zwischenstopp in der Stadt, als ihm ein kleiner Junge auffiel. Er kam ihm bekannt vor. Er kam ihm ein wenig näher und schon fiel es ihm auf. Das war Charlie, Finyas Sohn! Er schien traurig, verwirrt, sah sich in der Masse um, den Tränen nahe. Vorsichtig, um den Kleinen nicht zu erschrecken, ging er auf ihn zu. „Charlie?“ Erschrocken drehte dieser sich um, sah erschrocken. Chuck hockte sich vor den fünfjährigen um mit ihm auf Augenhöhe zu sein. „Keine Angst, ich bin es nur. Chuck, der Freund deiner Mama.“ Diese Worte schienen ihn zu beruhigen und er erkannte ihn wohl wieder. „Was ist denn los, wo ist deine Mama?“ Schon flossen winzige Tränen über die Wangen des Kleinen. „Ich weiß es nicht, ich habe mich verlaufen!“ Der Große strich mit seiner Hand über die hellen Haare des Winzling, versuchte ihn mit einem Lächeln zu ermutigen. „Pscht, ich werde dir helfen, oke? Wir werden deine Mutter schon finden, versprochen.“ Er hielt ihm seine Hand hin. Der andere schien zuerst zu zögern, hatte seine Mutter ihm doch beigebracht niemals mit Fremden mit zu gehen. Aber so fremd war er eigentlich gar nicht, da seine Mutter einen Tag vorher noch sagte, wer er war. Also legte er seine Hand in die größere und folgte ihm brav. Chuck war nun eine halbe Stunde mit seinem winzigen Begleiter unterwegs. Er wollte ihn ablenken, daher fing er eine kleine Unterhaltung mit ihm an. „Dein Name ist also Charlie?“ Er bekam ein nicken als Antwort. „Ja. Eigentlich lautet mein Name Charles, mich nennen aber alle Charlie.“ Chuck lächelte. „Du heißt also genauso wie ich. Mich nennen aber alle Chuck.“ Der Kopf des blonden Jungen sprang direkt nach oben. „Wirklich?“ Nun grinste er, man konnte deutlich eine Zahnlücke erkennen. „Mommy hat immer gesagt, ich hätte meinen Namen von einer ganz besonderen Person.“, erzählte er. Chuck wurde hellhörig. „Aha. Und dein Daddy, wer ist es?“ Charlie zuckte nur mit seinen schmalen Schultern. „Weiß ich nicht, ich habe ihn nie kennengelernt. Und Mommy redet nie von ihm.“ Chuck fand diese Informationen recht interessant. Seine Befürchtungen schienen sich langsam zu bewahrheiten. In der Zwischenzeit machte sich Finya Vorwürfe, während ihr Cousin Johnny versuchte ihr gut zu reden. Thomas war gerade dabei die Polizei zu rufen. Finya löste sich aus der Umarmung ihres Cousin und lief auf und ab. „Ich hätte ihn nicht aus den Augen lassen sollen, ich weiß doch wie er ist. Ich halte doch immer seine Hand, wieso habe ich sie bloß los gelassen?“ Natürlich wusste sie, wieso sie die Hand los gelassen hatte. Dean hatte wieder vor ihr gestanden, wollte über das gemeinsame Erlebnis endlich reden. Da Finya eine angestaute Wut in sich trug, hatte sie die Hand ihres Sohnes los gelassen und Dean die Wahrheit gesagt. Dass sie nur zu viel getrunken hatte. Das sie ihn zwar liebte, aber nur so, wie eine Cousine ihren Cousin halt liebte und nicht mehr. Das sie noch immer Gefühle für einen anderen Mann hatte. Dean war erleichtert gewesen. Er hatte schon ein schlechte Gewissen gehabt, weil es bei ihm nicht anders ausgesehen hatte. Und schon war ihnen aufgefallen, dass Charlie weg war. Überfordert und zitternd hockte sie sich hin. Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter. Sie musste nicht aufsehen um zu wissen, dass es ihr Bruder war. „Mach dir keine Sorgen, ich bin mir sicher das es ihm gut geht. Bestimmt sitzt er auf einem Spielplatz und will auch nur zu dir zurück. Die Polizei ist auf dem Weg hier her, sie werden ihn schon finden, du wirst schon sehen.“ Die junge Mutter schluckte schwer, nickte dann aber. Vielleicht hatte er recht. Es dauerte auch nicht lange, da war die Polizei auch schon da und befragte die beteiligten. Weit kamen sie nicht, da ein Ruf eines kleinen Jungen zu hören war. „Mommy!“ Finya drehte sich in die Richtung und sah ihren Sohn. Überglücklich nahm sie ihn in den Arm und drückte ihn an sich. „Charlie!“ Sie sah ihn an. „Wo warst du nur, wieso bist du weg gelaufen?“ Charlie sah beschämt Richtung Boden. „Es tut mir leid! Ich hatte einen bunten Luftballon gesehen. Ich bin ihm hinterher gelaufen und als ich mich umgeguckt hatte, warst du plötzlich weg und ich habe den Weg nicht mehr gefunden. Ich werde das nie wieder machen, versprochen!“ Und schon drückte sie ihren Sohn wieder an sich. Sie wollte nicht schimpfen, dafür war sie zu glücklich, ihren kleinen wieder bei sich zu haben, gesund und munter. „Scheint so als könnten wir wieder gehen.“ Die Polizisten vor ihnen lächelten freundlich, reichten jedem ihre Hände. Die Brünette entschuldigte sich noch einmal und sah den Wagen weg fahren, bis sie sich endlich dem Mann zu drehte, der ihren Sohn zu ihr gebracht hatte. Wieder galt ihre Aufmerksamkeit ihrem Sohn. „Schatz? Gehst du mit Onkel Thomas schon mal rein? Ich komme sofort hinterher, ich muss noch schnell etwas klären.“ Er nickte, nahm die Hand seines Onkels und lief hinein. Chuck stand bloß da und sah sich alles ruhig an. Anfangs schwiegen sie sich an, bis die junge Frau endlich das Schweigen brach. „Danke. Dafür das du ihn sicher hergebracht hast.“ Der dunkelhaarige Mann winkte bloß ab. „Kleinigkeit, dafür brauchst du dich nicht zu bedanken.“ Wieder schwiegen sie. „Woher wusstest du das wir hier sind?“ Ein kaum sehbares Lächeln bildete sich in seinem Gesicht. „Ich habe den kleinen einfach gefragt, wo er dich das letzte Mal gesehen hat. Es war nicht leicht aber zum Glück kenne ich mich hier sehr gut aus.“ Ein seufzen. Er sollte mit ihr darüber reden. Je früher desto besser. „Hör mal wegen damals…“ Sofort verkrampfte sie sich sichtbar. Sie ließ ihn nicht weiter reden sondern unterbrach ihn. „Du hast mir damals sehr weh getan!“ Wieder ein seufzen. „Ich weiß. Und ich weiß auch, dass ein Es tut mir leid nicht helfen wird. Aber glaub mir, wenn ich könnte, ich würde es gerne ungeschehen machen. Aber das bringt wahrscheinlich auch nichts.“ Er trat wenige Schritte näher an sie ran. „Ich würde alles tun, damit du nicht mehr sauer auf mich bist, ehrlich.“ Finya hörte es sich an, wusste aber nicht was sie davon halten sollte. Sie sollte sich freuen und das tat sie auch. Der Schmerz von damals war aber auch noch da. Er war tief verankert und war wie eine Blockade. Sie wollte nichts anderes, als ihn endlich in den Arm zu nehmen und glücklich sein, doch so schnell? All die Jahre hatte sie nichts anderes gewollt und jetzt wo es soweit war, war sie viel zu überfordert. „Chuck ich…“ Weiter kam sie nicht, da redete er auch schon weiter. „Schon gut. Ich weiß Bescheid.“ Erschrocken sah sie zu ihm hoch. Was meinte er damit? Dachte er etwa was falsches? Plötzlich spürte sie seine Hand auf ihrer Wange und ihre Sorgen waren wie weg geblasen. „Ich werde dir Zeit geben, ich bin Geduldig.“ Seine Berührung war zärtlich, daher konnte sie nicht anders als sie an diese zu lehnen. Doch eine Frage hatte er dann doch noch. „Finya?“ „Hm?“ Chuck schluckte die Nervosität hinunter. „Charlie… Wie alt ist er?“ Er kam nicht drum rum zu bemerken, wie nervös sie auf einmal wurde. „Er ist fünf.“ Wie er vermutet hatte. „Das heißt er ist…“ Weiter musste er nicht reden, mit einem Kopf nicken beantwortete sie seine unausgesprochene Frage. Nun verstand er endlich wieso sie so darauf bestanden hatte, auf ihn zu warten. Sie war zu der Zeit schwanger gewesen. Er drückte seine Ex-Freundin an sich und atmete einmal tief durch. Er hatte sich doch so sehr geschworen niemals einer von diesen Männern zu werden und dann wurde er es doch. Er hatte seiner Freundin damals nicht einmal die Chance gegeben, ihm von dieser Neuigkeit zu berichten, den Grund, wieso sie so sehr auf ihn warten wollte. Es waren nicht nur ihre Gefühle ihm gegenüber gewesen, sondern auch der kleine Charlie, der auf dem Weg war. Ihr Sohn. Sein Sohn. Seine Worte waren wie verflogen, daher drückte er den zärtlichen Körper der jungen Frau an sich, streichelte mit seiner Hand ihren Rücken auf und ab. Die letzten zwei Tage hatte er damit verbracht, seinen Sohn besser kennenzulernen. Heute trafen sie sich wieder um etwas zu dritt zu unternehmen und Charlie schien sich langsam an die Situation zu gewöhnen. Während er wartete, sah er Thomas und Johnny. Was machten die beiden denn hier? Die beiden Männer liefen geradewegs auf ihn zu, blieben vor ihm stehen. Irritiert sah er die beiden vor sich an. Sie sahen ernst aus. „Hallo. Kann ich irgendwie helfen?“ Es war Johnny, Finyas Cousin, der mit dem reden begann. „Uns vielleicht nicht aber Finya.“ Chuck runzelte seine Stirn. Ohne zu Wort zu kommen, redete Thomas, Finyas Bruder, auch schon weiter. „Wir wollen dir nichts unterstellen, wirklich nicht, wir wollen nur das du vorsichtig bist!“ Hatte er sich verhört oder klang es wirklich nach einer Drohung? Dennoch kam er nicht zu Wort, da Johnny wieder das Gespräch weiter führte. „Sie war verletzt, sehr verletzt. Eigentlich ist sie es immer noch. Sie ist uns wirklich sehr wichtig und es hat wirklich lange gedauert, bis sie halbwegs über die Sache hinweg war. Wir wollen dir nichts böses.“ Er stoppte, suchte anscheinend nach den richtigen Worten, welcher der ältere der beiden anscheinend hatte. „Wir wollen nur das, sollte da sich irgendwas wieder anbahnen, nicht dasselbe passiert wie damals. Das ist unsere einzige Bitte. Egal ob ihr nun wieder zusammen kommt oder nicht. Vergiss nicht, du bist Vater, du hast Verantwortung.“ Er sah die beiden wenige Minuten schweigend an. Er fand es toll, dass ihre Familie für sie da war, dass sie sie beschützen wollte. Dennoch. Er holte tief Luft, ehe er zu antworten begann. „Ich werde ihr nicht weh tun. Ich wollte ihr auch damals nicht weh tun, ich wollte nur das Beste für sie. Hätte ich damals gewusst, dass sie schwanger war, hätte ich ganz anders reagiert. Ich will nur das sie glücklich ist. Und wenn ich ehrlich bin…“ Er atmete noch einmal tief durch. Eigentlich wollte er diese Worte Finya sagen und nicht ihrer Familie… Am Abend waren sie drei bei ihm Zuhause. Er wollte ihnen etwas kochen und Charlie wurde auch langsam immer müder. Es dauerte auch nicht lange, da lag der kleine Mann nach dem Essen auf der Couch und war am schlafen, während die beiden Eltern in der Küche saßen und miteinander redeten. Sie redeten über damals und was sie in den letzten Jahren so alles gesehen hatten. „Du hast das Kochen also im Gefängnis gelernt?“ Es war ein Schmunzeln zu erkennen. „Nicht ganz. Ich konnte eigentlich schon immer kochen, im Gefängnis konnte ich bloß Kleinigkeiten verbessern.“, erklärte er. Sie nickte etwas. Stimmte eigentlich, jetzt fiel es ihr wieder ein. Chuck hatte damals schon sehr gerne gekocht. Was für ein Glück, denn Finya war eine totale Niete im kochen. Gut, nun war sie Mutter und als Mutter musste man seinem Kind etwas auftischen doch mehr als Kleinigkeiten wie Spaghettis oder etwas in der Richtung war das auch nicht. Nun verfielen sie wieder ins Schweigen. Es war aber kein unangenehmes Schweigen wie am Anfang, eher eins als wenn zwei Menschen sich wortlos verstanden. Und dem war auch so. Nach allem was passiert war. „Thomas und Johnny standen heute vor mir.“, unterbrach er nach einigen Minuten das Schweigen. Finya sah ihn mit großen Augen an. „Was?“ Sie stand von ihrem Stuhl auf, was Chuck ihr gleich tat. Sie hatte ihnen doch gesagt, dass sie sich raus halten sollten, wieso hatten sie sich nicht daran gehalten? „Das hätten sie nicht tun dürfen! Es tut mir leid, ich habe den beiden gesagt, sie sollten es nicht tun, als sie mich darauf angesprochen hatten.“ Sie spürte seine Hände auf sich und sah ihn an. Er schien ruhig, wieso war er so ruhig? Chuck legte stattdessen ein Lächeln auf. In vielerlei Hinsicht hatte sie sich wirklich nicht verändert, das gefiel ihm. „Es ist schon oke. Sie lieben dich und wollen dich beschützen, das ist vollkommen verständlich.“ Sein Lächeln verblasste etwas und er biss sich nervös auf seine Unterlippe. „Ehrlich gesagt, wissen die beiden nun mehr als du.“ Die junge Mutter runzelte verwirrt ihre Stirn. „Was meinst du? Wieso, was… Was wissen die beiden denn?“ Und vor allem wieso ausgerechnet die beiden? Der Vater jedoch holte tief Luft. Er hatte es schon ihrem Bruder und ihrem Cousin gesagt, da musste er es jetzt auch ihr sagen, da kam er jetzt noch drum rum. Noch einmal räusperte er sich. „Ich weiß, ich habe damals gesagt, dass du nicht auf mich warten sollst, dass du ohne mich weiter machen sollst, weil ich nicht wusste, wie lange ich im Gefängnis sein würde. Aber um ehrlich zu sein, habe ich innerlich gehofft das du alleine bleibst, dass du doch warten würdest.“ Er stoppte, wollte ihr Zeit geben um das gesagte zu verarbeiten. Sie schien verwirrt, überfordert. Das waren auch ganz schön viele Informationen auf einmal gewesen. Er schluckte, um den Klos im Hals runter zu schlucken. „Ich habe dir gesagt, dass ich alles versuchen werde, um es wieder gut zu machen, damit du mir verzeihen kannst. Ich möchte das nicht, weil ich ein schlechtes Gewissen habe. Und auch nicht, weil wir einen Sohn haben.“ Ein Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht. „Einen wirklich tollen Sohn!“ Noch einmal atmete er tief durch. „Ich liebe dich! Ich will bei dir sein und dir bei Charlie helfen. Auch wenn du meine Gefühle wahrscheinlich nicht erwidern kannst sollst du wissen, dass ich dir und Charlie niemals weh tun werde.“ Finya war sprachlos. Er hatte es gesagt. Sie stand einfach nur da und ließ es auf sich wirken. Sie freute sich, sie freute sich wirklich. Sie sah ihm in die Augen, suchte nach den passenden Worten. Aber was? „Ich…“ Ja, sie was? Sie liebte ihn. Das tat sie wirklich! „Ich liebe dich auch!“ Ihre Hände legten sich auf seine. Ihr blieben die Worte aus also handelte sie. Ihre Lippen legten sich auf seine und sie küssten sich. Es war fast so, als wären die letzten Jahre nicht gewesen, als wären sie nie getrennt gewesen. Nach wenigen Sekunden lösten sie sich wieder, sahen sich an. Diesmal war er es, der handelte. Ohne weiter nachzudenken, zog er sie wieder an sich und küsste sie nochmals. Diesmal war der Kuss inniger, verliebter. Es war wie ein unausgesprochenes Versprechen. Ein Versprechen dafür, dass es diesmal besser sein würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)