Plot Hole von Zeichenfeder (Was ich dir gerne sagen würde) ================================================================================ Kapitel 1: One Shot ------------------- „Yato … Du weißt was abgemacht war.“   Der Wind huschte über die kalten Steine der Tempelanlage. Die Windböe umspielte die Personen die wie angewurzelt da standen und sich nicht mehr trauten zu bewegen. Das Lächeln, die Freudentränen und die Erleichterung waren dem Schockmoment gewichen, der sogar noch mehr auf allen lastete, als Yato einen Schritt auf Hiyori zu machte. Die Freunde blickten Abwechselnd und irgendwie Hilfe suchend, nein, fordernd zu den beiden Göttern, die keine Erklärungen für nötig hielten. Yato ging einen weiteren Schritt auf das Mädchen zu. In seinen Augen spielte sich der Kampf zwischen Reue und Entschlossenheit. Keiner von ihnen wagte etwas falsches zu sagen oder gar zu atmen. Doch dann durchschnitt Hiyoris Stimme die Stille.   „Ich bin noch nicht bereit unsere Bande zu trennen... Ich...“, leichte, kleine Tränen füllten die Winkel ihrer Augen. „...Ich... will weiter bei dir bleiben, Yato!!!“   Zwischen den Freunden fuhr der ein oder andere Laut der Überraschung hoch und sofort war wieder alles still. Wie kurz zuvor. Aber etwas war anders. Yatos Gesicht war anders. Als hätte man ihn gerade erschlagen. Jeder der Anwesenden linste nun zu dem Unheilsgott und erwartete einen kindischen Ausbruch. Sie Erwarteten, dass ihm ein schrilles „Uuuuuuhhhhhh“ entfahren würde und er um die Braunhaarige umher tanzen würde. Wie ein kleines Kind um einen Welpen an Weihnachten. Doch das passierte nicht. Leise war der Name von Yatos Schwert (oder nun Schwertern) zu hören und Yukine erschien aus hellem Licht. Auch er blickte zu dem Gott hoch. Manchmal war es ihm ein Rätsel wie er im allgemeinen von Yato zwar so eine niedere Meinung haben konnte, diesem Gott im Trainingsanzug, der immer schwitzte und mehr blödes Zeug schwafelte als alle Fernsehmoderatoren der Welt zusammen und dann doch so viel Respekt für seinen Meister haben konnte wie gerade nun in diesem Moment. Yato kam weiter auf das Mädchen zu, das ihn flehend ansah. Sie sagte kein Wort, aber in ihren Augen flimmerte ein „Bitte, Yato“. Er blieb neben ihr stehen, doch er sah sie nicht an. Er starrte zum Ausgang der Tempelanlage und steckte die Hände in die Hosentaschen des Jogginganzuges. „Es war eine lange Nacht. Ein Andermal vielleicht.“ Auch ohne eine Anrede wusste der Angesprochene genau das er gemeint war. Der alte schloss enttäuscht seufzend die Augen. Kofuku sah zwischen den beiden hin und her. Zum Schluss blieb ihr Blick auf Yato hängen und sie lächelte als ob sie Stolz auf ihn wäre. Tenzin nickte. Kurz darauf legte Yato sanft eine Hand auf Hiyoris Haupt. Sie blickte fragend drein und wartete kurz auf eine weitere Reaktion von ihm. Er ließ sich Zeit. „Bringen wir dich wieder zu deiner Familie zurück.“ Hiyori nickte Yato zu. Ohne sie anzusehen nickte er zurück und setzte sich in Bewegung. Dabei zog er Hiyori einfach mit, da seine Hand immer noch auf ihrem Kopf lag. Verwirrt ließ sich das Mädchen mit ziehen. Verwirrt sah die Gruppe den beiden kurz nach. Alle versuchten sich zusammen zu reimen was eigentlich in Yatos Kopf vor sich ging. „Komm endlich Yukine!“, schallte es von Yato zu dem Blonden. „Eh, ja... Komme schon.“ Yuki rannte ein paar Schritte in Yatos Richtung, drehte sich aber nochmal zu den anderen um und verabschiedete sich höflich von ihnen. Yato war schon zu weit von den anderen entfernt um mitzubekommen, dass Kofuku und Daikoku kurz darauf das Selbe taten. Jedoch konnte er sich es alleine zusammen reimen, da es nicht lange dauerte, dass Hiyori von Kofuku von hinten umarmt wurde. „Wir sind so froh, dass du wieder da bist. Yukine und Daikoku liefen eine Reihe hinter den Beiden. „Glückwunsch Yukine. Das war wirklich eine tolle Leistung!“ Der Blonde kratzte sich verlegen am Kopf. Auf ihrem Weg erklang freundschaftliches Gerede und Gelächter. Die letzte Nacht würde in die Geschichte eingehen (oder eben nicht in die Geschichte eingehen), als die Nacht in der der Streit zwischen Yato und Bishamon endlich zu Ende ging. Fall erledigt und abgehakt. Die Freunde fanden nicht genug Worte, um diesen Umstand zu umschreiben. Nur Yato war still. Ungewöhnlich still. Doch alle, sogar Yukine, waren viel zu sehr in ihre Gespräche vertieft, um dies zu bemerken.   Sie kamen an einer Weggabelung an. Die Betontreppe führte zu Kofukus und Daikokus Kiosk. Der Gehweg der weiter gerade aus verlief, wie ein Fluss der sich einen Hügel hinunter schlängelte, führte irgendwann, nach dem man viele Häuser passiert hatte, zu dem Krankenhaus in dem Hiyoris Körper lag und darauf wartete, dass ihre Seele wieder den Weg zurück fand. „Wir gehen hier lang“, sagte Yukine und zeigte den Hügel abwärts. Er wollte gleich noch etwas anhängen, doch da hatte ihm schon Daikoku eine Hand auf die Schulter gelegt. „Oh Yukine hast du denn schon vergessen was du mir versprochen hattest bevor du und Yato zu Bishamon aufgebrochen seit?“ Ein Augenblick der Besinnung kam über Yukine und kurz darauf blitzte die Erinnerung an drei Tage altes dreckiges Geschirr auf, welches der Blonde versprochen hatte abzuwaschen nach dem er sich ewig in sein Zimmer eingesperrt hatte. „Oh.... aber!“ „Nichts aber, komm jetzt. Dann können wir uns danach alle eine Mütze Schlaf holen.“ Ohne weitere Vorwarnung zog der große Daikoku den kleinen Yukine mit sich. Unter Protest wedelte er mit den Armen und versuchte sich heraus zureden. Kichernd drehte sich Kofuku zu Yato und Hiyori um. „Ruh dich gut aus Hiyorin. Yato bringt dich jetzt wohl allein nach Hause.“ Sie winkte den beiden zum Abschied und folgte den beiden Shinkis. „Besuch uns sobald du kannst Hiyorin!“ „Das mache ich Kofuku-san!“, rief die Brünette ihr hinterher.     Jetzt war sie allein mit Yato. Auf einmal waren die anderen weg. So als ob eine Absicht dahinter stehen würde. „Du bist schon die ganze Zeit so still. Hast du was?“ Sie versuchte Blickkontakt zu Yato herzustellen. Doch der zuckte noch nicht einmal. Immer noch ging er etwas schneller als sie und ging somit einen oder zwei Schritte voraus. Auch wenn Hiyori versuchte etwas schneller zu gehen konnte sie Yatos Gesicht nicht erkennen. Der Unheilsgott gab ihr keine Antwort. „Das passt gar nicht zu dir.... also dieses Schweigen....“, versuchte es das Mädchen mal anders. Immer noch keine Reaktion. Sie gingen immer noch nebeneinander her. Er blieb nicht stehen. Er ging nicht schneller. Er sah sie nicht an. Er sagte nichts. Nur Hiyoris durchsichtig leuchtender Schweif wackelte ungeduldig in und her. Wie der Schwanz einer Katze, wenn sie die Nase voll hat. Was Hiyori nicht wusste war, dass das Schweigen sehr gut zu Yato passte. Er hatte die meiste Zeit seines langen Lebens geschwiegen. Natürlich konnte Hiyori das nicht ahnen. Immerhin wusste sie fast gar nichts über Yatos Leben und wie es war bevor sie sich kennen gelernt hatten. Hätte sie ihn besser gekannt wäre das Mädchen nicht auf einmal vorgeschossen um sich Yato gegenüber zu stellen und ihn so zum stehen zu bringen. Der Plan sah vor ihm ins Gesicht zu sehen und aus ihm herauszukitzeln was das alles sollte. Sein Schweigen oder wieso er mit Tenzin ausgemacht hatte ihre Bande zu durchtrennen. Aber kaum hatte sie sich vor Yato gestellt, verschwamm die Umgebung vor ihren Augen. Ihre Knie gaben nach und sie sank zu Boden. Ihr Kopf war vernebelt. Sie atmete schwer, als würde ihr die Luft wegbleiben. Sie brauchte erst wieder einen Moment zum klar werden. Zum atmen. „Gehts wieder?“ Hiyori blickte hoch, direkt in Yatos Gesicht. Ein Weilchen später sah sie auch wieder scharf. Die metaphorischen Nebenschwaden hatten sich wieder gelichtet. Sie saß auf dem kalten Betonboden. Mit einer Schulter lehnte sie an Yato. Dieser Duft. Es war ihr Lieblings Duft. Warum verströmte Yato nur diesen Duft? Kein anderer außer ihr nahm das wahr. Alle anderen beschwerten sich nur darüber, dass Yato nach Schweiß roch. Aber den bemerkte Hiyori nicht. Umspielt von diesem Geruch, schloss Hiyori kurz die Augen und nickte endlich um Yatos Frage zu beantworten. „Du bist schon viel zu lange von deinem Körper getrennt. Je mehr du dich anstrengst, desto schlimmer wird es für dich.“ Wieder nickte sie. Das hatte ihr Kazuma auch schon erklärt, als sie in dieser Höhle eingesperrt waren und gemeinsam versuchten die verriegelte Tür zu öffnen. Der Gedanke, sie könnte sterben, wenn sie nicht bald in ihren Körper zurück kehrte war schon beim ersten Mal erschreckend genug gewesen. Doch nun lag sie in Yatos Arm. Zurück in ihrer Welt. Da könnte man meinen es war nicht mehr ganz so beängstigend wie zuvor. Yato schob seinen Arm unter ihren zarten Knien durch und hob sie an. „Warte, was machst du denn da?“, wimmerte Hiyori verwirrt und hielt sich automatisch an dem Gott fest. „Ich bringe dich, wie ich es dir gesagt hab, zu deiner Familie.“ Jetzt schenkte ihr Yato doch ein aufmunterndes Lächeln und Hiyoris Proteste verstummten als er mit ihr Aufstand. „Yato...“, murmelte das Mädchen, aber den Rest des Satzes brachte sie nicht mehr heraus. Auch weil sie nicht mehr wusste was sie ihm gerade sagen wollte. Eben war sie sich doch noch sicher gewesen... „Was denn?“, fragte er und sah sie nun endlich wieder an. „Ach...“ Seine stechenden blauen Augen waren ihr so nah. So nah, dass sie das Funkeln im Blau seiner Augen sehen konnte. „... Ach nichts...“ Nun wandte Hiyori ihren Blick ab. Hastig, als ob sie etwas zu verbergen hätte. Doch sie war nicht schnell genug. Yato hatte das Rot, das über ihre Wangen huschte bereits gesehen und belächelte es. Yato sprang auf die Mauer neben ihnen und von dort aus auf eines der flachen Dächer und so weiter und so weiter.     Das offene Fenster ließ die Morgenluft in das Krankenzimmer. Die sich im Wind wiegenden Gardinen streiften Hiyori als Yato sie wieder auf ihre eigenen Füße stellte. „Haben wir ein Glück, dass das Fenster offen war“, scherzte die Braunhaarige. „Kein Glück“, sagte Yato trocken. „Ich habe es aufgemacht, bevor ich gegangen bin.“ „Aha...“ Hiyori besah sich ihren im Bett schlafenden Körper. Sie hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt sich selber anzusehen, obwohl sie es ja schon so oft getan hatte. Dann sah sie wieder zum Fenster. Ein Kichern entfuhr ihr und sie stieß Yato mit ihrem Ellenbogen in die Seite. „Wenn ich eine Erkältung bekomme, mache ich dich verantwortlich!“ „Da mache ich mir keine Sorgen.“ Hiyori blickte Yato fragend an und er erklärte ohne auf eine verbale Aufforderung zu warten. „Das war eine sehr anstrengende Nacht für dich. Auch wenn du es nicht merkst, aber jedes mal, wenn dein Geist deinen Körper verlässt, ist es anstrengend für dich. Da du die ganze Zeit schläfst, fällt es dir nicht auf... aber heute...“ Yato hatte bisher auf die schlafende Hiyori im Krankenhausbett geschaut, aber nun änderte er seine Blickrichtung zu ihrem Geist. „Aber heute warst du sehr lange weg. Länger als sonst. So lange hast du noch nie auf der Grenze zwischen Jenseits und Diesseits balanciert. Heute hinterlässt es Spuren. „WAS???“, quietschte die 16-Jährige erschrocken. „Wächst mir jetzt noch etwas zu dem Schwanz dazu? Vielleicht ein hübsches paar Ohren oder ein Geweih????“ Hiyori sah hinter sich auf ihren Schweif und auf ihren Rücken und kontrollierte ob da noch etwas gewachsen war. Dabei drehte sie sich hastig um ihre eigene Achse. Das machte sie solange bis Yato sie endlich aufhielt in dem er ihr seine Hände auf ihre Schultern legte. „Sei nicht albern!“ Sofort war Hiyori still und bereit den Rest der Erklärung zu hören. „Dir wird gar nichts wachsen. Aber wenn du in deinen Körper kommst muss sich dein Geist erst wieder an …“, kurz stockte Yato um sich seine Worte zurecht zu legen. „... Um sich wieder an das Diesseits zu gewöhnen. Das ist genau das selbe als würdest du aus einem Kettenkarussell aussteigen, das sich zu schnell gedreht hat. Mit Übelkeit und Kopfschmerz ist zu rechnen...“ Yato versuchte den Oberschlauen Ton in seiner Stimme zu unterdrücken, auch wenn ihm das nicht recht gelang. „Ist ja super...“, presste Hiyori zwischen ihren Lippen hervor, ohne den Sarkasmus unterdrücken zu wollen, der in ihrer Stimme mitschwang. Seufzend ging Hiyori auf ihr schlafendes Ich zu und beinahe wären ihr Geist und Körper wieder eins geworden, doch Yatos anhängende Worte ließen sie stocken und sich stattdessen wieder zu ihm umdrehen. „Mit leichten Gedächtnisverlust ist ebenfalls zu rechnen....“ Er hatte es nur leise gesagt, doch Hiyori hatte es trotzdem gehört. „Was hast du gesagt?“ Seit ihrem großen Gedächtnisverlust, den Nora ausgelöst hatte, reagierte sie empfindlich auf diesen Zustand der Unwissenheit. Der Verlust von Dingen... nein, Personen die ihr lieb und teuer waren, das hatte sie schon einmal durch und wollte nicht.... Während Hiyori ihre eigenen Gedanken hochschaukelte holte sie Yato in die Realität zurück. „Nicht lange! Nicht viel!“ Er versuchte aufmunternd zu klingen. „Die Ankunft beim Tempel solltest du noch wissen. Ich rede nur von Minuten.“ Erleichtert atmete das Mädchen auf und musterte Yato. „Manchmal wundere ich mich worüber du alles Bescheid weißt.“ „Schon viel erlebt“, erläuterte Yato knapp und Schweigen schob sich zwischen die Beiden. Hiyori sah wieder zu ihrem schlafenden Selbst. „Das ist nicht weiter schlimm. An sich ist seit dem ja nichts passiert.“ Wieder ging sie zum Bett um endlich wieder zurück zu kehren. Wieder hielt sie Yatos Stimme zurück. „Ja, nichts ist passiert. Und wenn würde es auch nichts ändern. Du würdest es eh vergessen. Ich könnte alles zu dir sagen. Es würde für Morgen keinen Unterschied machen.“ Hiyori hielt inne. Sie ordnete ihre eigenen Gedanken. „Yato?“ Sie drehte sich zu Yato um. Der war ihr zwar zugewandt, aber er sah sie nicht an. Nicht direkt. Er hatte sich in der Leere fest gestarrt. „Willst du mir irgendwas sagen?“ Es war kein Ja von Yato zu hören, aber dennoch war es da. Es stand im Raum und wartete auf eine Fortsetzung.   Am liebsten wäre es Hiyori gewesen, wenn er sie jetzt einfach nur veralbern würde. Schnell einen blöden Spruch und dann kichernd aus dem Fenster. Das war typisch Yato.   … oder doch nicht?   Kazumas Geschichte hatte Hiyori heute eine andere Seite des Gottes gezeigt. Eine nach Innen gekehrte ruhige Seite. Sie wusste nicht wie sie es beschreiben sollte. Nach dem Ausschlussverfahren blieb nur ein Wort mit der sie Yatos Persönlichkeit jetzt gerade umschreiben konnte. Unberechenbar.   „Ich bin mir selber nicht sicher.“ Yato holte seine Gedanken nachdenklichen zurück und setzte ein schräges Lächeln auf. „An sich würde ich dir vieles gerne sagen, aber warum sollte ich das. Immerhin weißt du es morgen nicht mehr. Aber es gibt Dinge die ich dir nur sagen kann, weil du sie vergessen wirst.“ Hiyori blinzelte verwirrt und versuchte zu erahnen, worauf er hinaus wollte. „Tut mir Leid. Ich war noch nie gut darin.“ „Auf den Punkt zu kommen?“ „So persönlich mit Menschen zu sprechen.“ Wieder warf Hiyori Yato einen Was-soll-das-Blick zu. Das passte nicht zu Yato. Sonst konnte er sich immer mitteilen. Jedem. In allen Lautstärken. „Du verschaukelst mich doch jetzt?“, forderte sie ihn heraus ihr wieder den Yato zu zeigen den sie kannte und dieses hin und her zu beenden. Yato überlegte kurz. Am liebsten würde er „Ja“ sagen und dieses Gespräch, das eher an ein Blindekuhspiel erinnerte, beenden, doch er sagte nichts. Er sah Hiyori einfach nur an und sie erwiderte seinen Blick. Er sah so ernst aus. Immer wenn Yato ernst aussah, passierte kurz darauf etwas. „Und ich kann mich wirklich an das hier nicht mehr erinnern?“ „Nein. Höchstens als Dejavu.“ „Dann sag was du mir sagen willst!“ Hiyori wusste nicht was das hier war oder was das sollte, aber sie konnte in seinen Augen sehen, dass es ihm wichtig war.   Kurz bewegte sich keiner der beiden. Solange nicht, dass Hiyori schon Angst bekam etwas falsches gesagt zu haben, doch als Yato auf sie zu kam und direkt vor ihr zum stehen kam, hatte sie diesen Gedanken schon wieder verworfen. Er stand ganz nah vor ihr. So nah, dass die Braunhaarige direkt auf sein weißes Halstuch starrte. Ihr Herzklopfen verbot ihr aufzusehen oder sich zu bewegen. Im Gegensatz zu sonst, konnte Hiyori spüren wie ihr das Blut in den Kopf schoss. „Y...Yato?“, brachte sie mit einem nervösen Zittern hervor. Doch er antwortete nicht. Yato stützte eine Hand auf ihrer Schulter ab und beugte sich zu ihr hinunter. Der Braunhaarigen wurde schwindelig. Wollte er sie küssen? Noch während sie überlegte ob sie ihn nervös stammelnd weg stoßen sollte oder so verharren sollte, wanderte Yatos Bewegung an ihrem Gesicht vorbei und stoppte seitlich von ihr. Hiyoris Atem und Herzklopfen machte einen Aussetzer, als sie einen Hauch warmer Luft spürte der von Yatos Flüstern verursacht wurde.   Es dauerte nicht lange. Weniger als eine Minute vielleicht, dann richtete sich Yato wieder und sah zu Hiyori herunter. Dieses Mal sah er ihr direkt ins Gesicht und sie erwiderte den Blick nicht. Seine Worte hatten das Mädchen erstarren lassen. Das einzig das sich rührte war Hiyoris Herz, dass immer schneller Schlug. Ihre Lippen bewegten sich nach einiger Zeit lautlos und wiederholten still was Yato ihr gerade zu geflüstert hatte.   Der Unheilsgott schweifte mit den Augen ab von ihr. Auf dem Krankenhausbett lag Hiyoris schlafender Körper, der geduldig wartete, dass ihm wieder Leben eingehaucht wurde. Innerlich seufzte er und wandte sich wieder zu der jungen Frau ihm gegenüber. Noch bevor er etwas sagen konnte, schoss ihm der Schreck in Glieder, als Hiyori sich aus ihrer Starre löste und ihn mit ihren durchdringenden Augen ansah. „Du irrst dich!“, schrie sie schon fast.   Der Vorteil eines langen, eines Jahrhunderte langen, Lebens war, dass man schon viel erlebt hatte und Gewisse Situationen schon kannte, in die man immer hinein stolperte. Der Nachteil war …. eigentlich genau das Selbe. Yato wusste das er sich nicht irrte. Er wusste, dass das was er ihr eben zugeflüstert hatte die Wahrheit war und das es so kommen würde.   „Du irrst dich! Ich würde nie...“   Hiyoris Muskeln, alle, wurden hart. Angespannt von dem Schock den ihr Yatos warme Lippen auf ihren verursachten. Da war der Kuss. Der Kuss den sie gefürchtet und gleichzeitig ersehnt hatte. So sehr ersehnt. Sie selbst hätte es sich nie getraut ihn zu küssen, deshalb war sie heil froh, dass er diesen Schritt machte.   Als Yato Hiyoris zarte Kontur an sich zog, spürte er, dass sie sich entspannte und den Schreck überwunden hatte. Eigentlich war es eine Panikreaktion gewesen. Mittlerweile taten diese süßen Behauptungen weh, von denen er sich sicher war, dass sie sich als Lüge heraus stellten. Lieber war Yato erleichtert, dass er seine Hiyori wieder zurück hatte. Gesund und unversehrt. Als sich seine Hand in ihren Haaren vergrub und sich diese zwischen seine Finger drängten, erwiderte Hiyori den Kuss schüchtern. Es war ihr erster Kuss und auch wenn Yato etwas anderes behauptete, den ersten Kuss könnte sie nie vergessen. Niemals.   Yato zwang sie einen Schritt mit ihm nach hinten zu machen. Hiyori schmiegte sich unterdessen weiter an ihn. Erst nach dem zweiten Schritt war sie irritiert, als ihre Kniekehlen die Bettkante berührten. Doch bevor sie den Kuss lösen konnte, um etwas zu sagen, spürte sie diese selige Ruhe. Als hätte jemand einen Schalten umgelegt, schlief sie ein und fiel nach hinten zurück. Yato hielt sie nicht auf. Hiyoris Geist fiel auf das Bett zurück, direkt in ihren Körper hinein und ein wohltuender, heilender Schlaf umfing sie.   Das Krankenhauszimmer war noch relativ dunkel. Nicht einmal die Morgensonne schaffte es das Zimmer gänzlich zu erhellen und Yato Trost zu spenden. Er musterte Hiyoris Gesicht im Halbdunkeln. Sie war so schön. Manchmal verdrängte er selbst wie schön er sie fand, aber in ruhigen Momenten fiel es ihm immer aufs Neue auf. Nach einer Weile setzte er sich zu ihr auf die Bettkante. Eigentlich sollte er gehen, wollte aber noch nicht. Innerlich sagte er es sich selbst immer und immer wieder. Mit einem Seufzen gab er den Widerstand auf und strich ihre sanft eine Strähne aus dem Gesicht. Er lächelte verlegen. Die Wangen gerötet. „Selbst wenn du dich daran erinnerst, würdest du es vermutlich eh nicht glauben...“, sagte er mehr zu sich, als zu der schlafenden Hiyori.   Ohne sein Lächeln zu verlieren drehte er sich zur Seite und drückte den Alarmknopf, der die Schwester holte. Leise ging er zum Fenster und setzte sich in den Rahmen.   Das Licht ging an.   Die Krankenschwester und Hiyoris Vater, gekleidet in seinem weißen Arztkittel, kamen herein und eilten zu ihrem Bett. Das aufgeregte Gerede bekam Yato gar nicht mit. Er sah einfach nur zu ihr rüber und wartete geduldig.     Dumpfe Stimmen holten Hiyori aus dem Nebel. Sie spürte Finger die fest auf die Innenseite ihres Handgelenkes gepresst waren. Ihre Augenlider zuckten. Sie schnappte nach Luft und als sie die Augen öffnete blendete sie das grelle Licht der Lampe direkt über ihr.   „Hiyori! Ein Glück! Endlich bist du wach!“, rief ihr Vater erleichtert. Er wandte sich zur Schwester. „Schnell, rufen sie meine Frau an!“ „Ja, Dr. Iki!“ Hiyori merkte gar nicht wie die Schwester hinaus eilte. Benommen sah sie sich im Zimmer um. Ihr Vater umarmte sie. Sonst war niemand im Zimmer. Es war das gleiche Zimmer, in das ihr Vater sie immer steckte, wenn sie eine Nacht hier verbringen musste. Das machte er immer, wenn sie zu oft die Besinnung verlor. Seine Tochter war davon überzeugt, dass es sinnlos wäre ihm die Wahrheit zu erzählen, entweder würde er ihr nicht glauben oder, schlimmer noch, er würde ihr glauben und sie in eine Anstalt einweisen lassen. Ihre einzige Hoffnung war das Yato sie endlich von diesem....   ….   Yato....   Unwillkürlich wanderten Hiyoris Blicke zu dem offenen Fenster.   Yato...   Warum blieben ihre Gedanken jetzt an ihm hängen? Bestimmt hatte sie Yatos Kampf mit Bishamon einfach zu sehr mitgenommen.   Yato....   Hoffentlich ging es ihm gut. Und Yukine natürlich auch. Am Tempel schien es ihm noch gut zu gehen. Wollten er und Yukine, sie nicht hier her bringen? Ihr Kopf tat weh. Ihr war übel. Sie fasste sich an die Stirn. „Alles in Ordnung, Liebes? Tut dir etwas weh?“ Selbst die besorgte Stimme ihres Vaters brachten Hiyoris Gedanken nicht weg von … ihm.   Yato....   „Mir geht es, Papa“, sagte sie leicht geistesabwesend und ließ sich erschöpft in ihr Kissen zurück fallen. „Ist gut. Dann schlaf schön. Wir reden später.“ Sie nickte und nach ein paar weiteren lieb gemeinten Worten verließ ihr Vater das nun wieder dunkle Zimmer.   Hiyori hatte sich lange am Fenster fest gestarrt. Ihre Gedanken kreisten nur um … ihn.   Yato....   Fast schon beleidigt drehte sie sich auf die andere Seite und schnaubte niedergeschlagen. „Er hätte sich wenigstens verabschieden können...“, murmelte sie als sie die letzte Erinnerung an Yato aufschnappte die sie noch hatte. Wie sie mit ihm, Yukine, Kofuku und Daikoku an der Weggabelung standen und Kofuku ihr zu gewunken hatte. „Besuch uns bald wieder Hiyorin!“   Die Braunhaarige kuschelte sich so gut sie konnte in ihre Decke an. „Mach ich ja...“, murmelte sie und glitt zurück in den Schlaf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)