Promise von Leyn ================================================================================ Kapitel 3: Unexpected --------------------- Kapitel 3 Unexpected Eine halbe Stunde später hetzte ich mit einem Toastbrot im Mund aus dem Haus. Währenddessen setzte ich mir meinen Schulrucksack auf und hielt mein Skateboard in der Hand. Die Uhr tickte, es war bereits 7.41 Uhr und ich brauchte fünfzehn Minuten mit dem Bus zur Schule, wenn es problemlos lief. Allerdings war es Montagmorgen.. „Aeryn! Dein Geld!“, rief plötzlich die Stimme meines Vaters, sodass ich abrupt anhielt und schnell wieder auf den Fersen kehrt machte. Mein Vater hielt die Hand nach vorne und sah mich leicht amüsiert an. Konnte ja gut Reden haben, er musste sich nicht beeilen, weil er erst in einer Stunde auf Arbeit musste. So ließ ich mir die Geldscheine überreichen und nuschelte zwischen meinem vollen Mund ein knappes „Danke“. Dann hob ich noch schnell die Hand, um mich zu verabschieden. „Viel Spaß!“, meinte der Silberblondhaarige noch und erhielt von mir ein fröhliches Nicken, ehe ich meine Hände frei hatte und das Brot aus dem Mund nehmen konnte. „Bis dann!“, rief ich ihm zu und verschwand dann Richtung Bushaltestelle. Gestresst fuhr ich zur Haltestelle und musste erschrocken feststellen, dass der Bus bereits wieder die Türen schloss. „Fuck!“, rief ich aus und legte noch einen Zahn zu. Wenn ich den nun verpassen würde, dann würde ich wirklich ausflippen. Warum machte ich mir eigentlich immer diesen Stress am Morgen? Ach ja, richtig, weil ich immer noch fast über eine halbe Stunde liegen blieb, nachdem der Wecker bereits geklingelt hatte. Ich erreichte zum Glück noch das Fahrzeug und klopfte dann hektisch auf das Glas der Tür ein, damit dieser Busfahrer aufmachen würde. Und bei allen heiligen Typen die es gab, wenn das jetzt wieder einer dieser immer grummeligen Busfahrer war, dann würde ich den Kerl so lange mit was weiß ich was erpressen, bis er seinen inneren Regenbogen gefunden hatte. Der Fahrer blickte mich in diesem Moment total pissig an und mir wurde mit einem mal klar, der Kerl war pissig. Und er öffnete die verdammte Tür natürlich nicht, sondern wollte weiterfahren! Wütend schlug ich gegen das Glas, während ich ihm wüste Beschimpfungen an den Kopf warf und neben dem Bus herlief, welcher sich bereits in Bewegung gesetzt hatte. „Das gibt’s doch nicht!“, schrie ich wütend und setzte noch eins oben drauf, ich knallte ihm mein Board gegen die Tür. Anscheinend schien das jedoch nur zu bewirken, dass er mir den Vogel zeigte und schneller wurde. Dann musste ich eben improvisieren! Noch immer fluchend stieg ich wieder auf mein Skateboard und fuhr dann zur Rückseite von dem Bus, dort hielt ich mich dann leicht umständlich fest und sicherte meinen Schritt auf dem Board noch einmal. Das war eine solch kluge Idee! Entweder es ging gut oder es würde richtig beschissen ausgehen. Es lagen überall Laubblätter auf der feuchten Straße. Die Luft war an diesem Tag geradezu eisig, sodass ich wie gewohnt den großen Mantel meines Vaters und eine Mütze trug. Ich versuchte die Kälte zu ignorieren, als der Bus schneller und schneller wurde... Ob der Busfahrer gecheckt hatte, dass ich mich hinten dran gehangen hatte? Vielleicht tat er auch mit Absicht so, als hätte er es nicht gemerkt. Ich grinste kurz und konzentrierte mich dann darauf keine Bruchlandung hinzulegen. Aber ein Glück war es, dass der Bus auf dieser Strecke nicht schneller als 70 km/h fahren würde, auch wenn das schon ganz schön schnell war. Wenn ich einen steilen Berg herabfuhr, dann hatte ich ebenfalls eine enorme Geschwindigkeit drauf (auch wenn nicht ganz so schnell). Aber natürlich könnte so einiges schiefgehen. Dann wäre ich eben platt, wenigstens hätte ich mal die Erfahrung gesammelt. Unter mir sah ich den Asphalt vorbeirasen, während hinter mir ein bis zwei Autos hupten, da ihnen irgendetwas an meiner Aktion nicht zu passen schien. Ich stöhnte genervt auf und grummelte gedanklich irgendwelche Beschimpfungen. Konnten die sich nicht um ihren eigenen Mist kümmern? Wir fuhren gerade am Fluss entlang, welcher unruhig schwappte, als mich ein Klopfen plötzlich aus meinen Gedanken riss, doch konzentrieren musste ich mich auch weiterhin. Deshalb konnte ich nur einen Moment hoch sehen und erblickte irgendwelche kleinen Kinder, welche begeistert am Rückfenster klebten und mir winkten. Ich schenkte ihn ein kurzes, schiefes Grinsen und verstärkte währenddessen wieder den Griff. Dumme Kinder, konnten froh sein, dass mein Vater mir beigebracht hatte, immer nett zu kleinen Gören zu sein. Nach sieben Minuten hielt der Bus endlich an der nächsten Haltestelle, sodass ich schnell von meinem Board absprang, es in die Hand nahm und dann zur Vordertür rannte. Es stieg niemanden aus, sondern nur welche zu. Doch diese überholte ich noch schnell und stieg dann selbst ein. Als mein Blick den des Busfahrers traf, war meine relativ gute Laune wie vom Erdboden verschluckt. „Also erstens, vermiesen Sie nicht die Laune anderer, nur weil sie ein beschissenes Leben haben“, fing ich ihn auch schon gereizt an zu tadeln und fuhr dann nach einer kleinen Verschnaufpause fort: „Und zweitens, der Bus hat eine mindestens drei Zentimeter dicke Staubschicht drauf! So wie sie hier auftreten wundert es mich aber gar nicht, dass Sie das nicht interessiert“. Ich rieb zur Verdeutlichung meine Hände aneinander und blickte den geschätzt vierzig Jahre alten Mann abwertend an. Mein Atem ging noch immer schwer, während mein Herz wie wild in meiner Brust klopfte. Meine Worte schienen Wirkung zu zeigen, da alle Mitfahrenden mit einem Mal ihre Klappe hielten und mich der Busfahrer ansah, als hätte ich ihm ins Essen gespuckt. War im metaphorischen Sinne wahrscheinlich auch so. Er strich sich einen Moment über den nicht vorhandenen Bart, ehe er mich scharf ansah. „Raus aus meinem Bus!“, bellte er plötzlich und wies mit der Hand nach draußen. Überrumpelt sah ich ihn an. Das Motorgeräusch von den Autos, welche an der Haltestelle vorbei sausten, holte mich jedoch schnell wieder aus meinem kleinen Schock zurück. „Was?.. Nein!“, stellte ich mich empört quer und trat zur Verdeutlichung einmal fest auf den Boden. Doch der Busfahrer sah mich nur bissig an. „Zwanzig für die Fahrt, dann kannst du mitfahren“, sagte er dann jedoch auf einmal und sah mich herablassend an. Zwanzig?! War der Kerl unter Drogeneinfluss oder so? „Können Sie vergessen!“, knurrte ich wütend, trat dann näher an ihn heran und, ich war nicht unbedingt stolz drauf, packte ihn am Kragen. „Hören Sie mir jetzt ganz genau zu“, zischte ich so leise, dass nur er es hören konnte. „Jetzt werde ich das noch einmal durchgehen lassen, aber wenn Sie das noch einmal mit mir abziehen, dann werde ich Sie windelweich prügeln. Und glauben Sie nicht einmal daran, dass ich nur ein schwaches, kleines Mädchen wäre! Das wäre ihr größter Fehler überhaupt!“ Nun richtete ich mich wieder aufrecht hin, blickte dabei weiterhin in seine Augen, welche sich etwas geweitet hatten. „Ich kann Menschen wie Sie nicht ab“, knurrte ich noch lauter, sodass es auch andere Menschen hören konnten und wandte mich dann ab. Ich wartete gar nicht auf die Reaktion des Fahrers, denn dieser war in diesem Moment sowieso in einer Art Schockstarre. Man begegnete schließlich nicht jeden Tag solch eine Situation... dachte ich mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen, als ich die Stufen aus dem Bus hinunter hopste und dann auf mein Board stieg. Die Leute, welche hinter mir einsteigen wollten sahen mich etwas seltsam an, doch ich ignorierte es größtenteils. Dann plötzlich hörte ich, wie die Türen von dem Bus sich schlossen und er einfach abfuhr, ohne die anderen Menschen zu berücksichtigen. Mit gehobenen Augenbrauen sah ich dem davon rasenden Bus davon, welcher dröhnend die Straße davon fuhr. Als die Menschen vor der Bushaltestelle begriffen hatten, dass der Bus gerade einfach so abgefahren war, fingen sie erst an richtig wütend zu werden. „So etwas aber auch!“ „Das ist doch nicht erlaubt!“ „So ein Scheiß, fuck!“ Der letzte Ausruf kam eindeutig von einem Jugendlichen, weswegen ich der aufgebrachten Menge kurz meine Aufmerksamkeit schenkte und dann aber grinsen musste. „Sorry, war wohl meine Schuld!“, lachte ich und legte eine Hand auf meine weiche Mütze. „Na ja, kann man auch nichts machen, bis dann!“, rief ich und stieß mich dann mit dem anderen Fuß, welcher nicht auf dem Board stand vom Boden ab. Hinter mir hörte ich Beschimpfungen und genervtes Gemurmel, doch ich machte mir keinen Kopf darüber, sondern versuchte meine Geschwindigkeit zu erhöhen. Da hatte ich mal wieder etwas angestellt... Wenn mein Vater das herausfinden würde, würde er mich köpfen oder so etwas. Einerseits hatte ich Manieren, doch andererseits war ich etwas temperamentvoll und hatte eben meinen eigenen Willen. Eigentlich war es aber größtenteils deshalb gewesen, weil der Kerl an meinem Ego gekratzt hatte. Er hatte mich respektlos behandelt und meiner Ansicht nach, vor allen im Bus bloßgestellt. Pech aber auch. Die Luft war wirklich nicht mehr angenehm, die fror mir hier noch die Nase ab. Mit gequältem Gesichtsausdruck fuhr ich rechts am Straßenrand entlang und versuchte mir die Strecke bis zur Schule wieder in Erinnerung zu rufen. Letztendlich schaffte ich es zum Glück bis zur Schule. Nur leider war es bereits 8.11 Uhr, wie ich bemerken musste, als ich auf mein kleines Handy sah. Genervt seufzte ich auf und nahm das Skateboard in die Hand. Als ich durch das vergitterte Schultor lief, begegnete mir ein großer Hof mit allerlei Bänken, Bäumen und Sträucher. Rechts und links gab es auch Wiesen, auf welchen noch mehr Bäume standen, sodass es hier geradezu natürlich wirkte. Auf der rechten Seite, neben dem großen Schulgebäude war ein großer Sportplatz zu erkennen. Auf diesem standen Tischtennisplatten, Basketballkörbe und die übliche Rundstrecke und ein Sandplatz zum Weitsprung. Ich wandte meine Augen jedoch wieder zu dem Hauptgebäude vor mich, welches mit roten Ziegeln erbaut worden war. Es wirkte riesig, wenn man direkt davor stand. Eigentlich wollte ich auch keine Zeit verschwenden, da ich sowieso bereits ein ganzes Stück zu spät kam, doch hinter mir hörte ich plötzlich jemanden rufen. „Warte mal!“, rief eine männliche Stimme und sorgte somit dafür, dass ich mich verwirrt umdrehte. Durch das Schultor lief gerade ein schwarzhaariger Junge, daneben ein- Oh Shit! Mit großen Augen starrte ich den anderen an, welcher den Schwarzhaarigen seelenruhig begleitete. Doch anscheinend schien der mit den schwarzen Haaren noch nicht bemerkt zu haben, dass ich total geschockt drein blicke, denn er meinte im nächsten Moment: „Aeryn, nicht? Danke, deinetwegen ist der Bus direkt vor meiner Nase weggefahren. Ein Glück hat er mich mit dem Auto mitgenommen“. Bei seinen Worten glitt mein Blick automatisch wieder zu ihm. Das war der Junge von vor zwei Tagen aus dem Bus, der mit der vernarbten Gesichtshälfte. Er wies auf meinen schlimmsten Albtraum und sah nicht gerade erfreut aus. Und mein Albtraum tat was? Er hob den Blick endlich an und blickte mich direkt an. Und in diesem Moment wusste ich, dass ich rennen musste. Entweder das oder ich würde gleich am ersten Tag wegen einer Schlägerei beim Rektorat landen. Wieso ging der überhaupt noch in die Schule? War der nicht schon etwas zu alt dafür? Allerdings konnte Aussehen leicht täuschen. „Ja.. äh- sorry“, stotterte ich etwas unbeholfen, während meine Augen sich starr auf die graublauen seiner Begleitperson gerichtet hatten. Dieser hatte inzwischen nämlich auch schon begriffen, wer ich war. Und er sah verdammt wütend aus. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, während er sein Kiefer ungesund verspannte und dann plötzlich seine Geschwindigkeit erhöhte, als er auf mich zukam. Vollkommen baff starrte ich ihn natürlich noch für einen Moment nur so an, als wäre mir eine Sicherung durchgebrannt, doch dann begriff ich, dass er mich alle machen wollte und nahm die Beine in die Hände. Ich rannte was das Zeug hielt, schon wieder. „Lass mich in Ruhe!“, schrie ich noch, da war ich jedoch bereits auf die große Doppeltür der Schule zugerannt und zog sie gewaltsam auf. Hinter mir hörte ich noch die Stimme des Schwarzhaarigen, welcher seinem Freund, oder was auch immer er für ihn war, fragend hinterher rief. Jedoch antwortete er nicht, sondern war natürlich damit beschäftigt mich in die Hände zu kriegen. Tja, blöd nur, dass ich mich kein Stück in dieser Schule auskannte. Also nahm ich einfach irgendein Gang, der mir irgendwie passend vorkam. Als nächsten sprang ich dann einige Treppenstufen empor und betrat den Gang auf der zweiten Etage, an dessen Seiten ,ebenso wie auf der vorherigen Etage, Spinde waren. Ich hatte allerdings nicht wirklich Zeit mich über irgendeine dämliche Einrichtung zu kümmern, sondern musste so schnell ich konnte vor Elmo flüchten. Als ich mehr über den Flur schlitterte, als rannte, hörte ich hinter mir den Orangehaarigen die Treppen hoch stürmen, seine Schritte hallten unangenehm drohend an den Wänden wider. Ich bekam eine leichte Gänsehaut, während mein Herz wie so oft Saltos schlug. Dann bog ich auch schon um die nächste Ecke. Und fast wäre ich in einen Heini mit langen, glatten Haaren gerannt, doch vorher konnte ich ihm zum Glück noch mit einem kleinen Sprung ausweichen. Flüchtig entschuldigte ich mich dafür und wollte gerade weiter rennen, als eine strenge Stimme hinter mir donnerte: „Auf den Schulfluren wird nicht gerannt!“ Und abrupt musste ich die Bremse ziehen. Scheiße! Ich äffte seine Stimme gedanklich nach und wandte mich zu ihm um. „Ja? Wusste ich noch gar nicht, danke!“, meinte ich übertrieben freundlich und entfernte mich von ihm, indem ich ein paar Schritte rückwärts ging. Eigentlich müsste ich ja jetzt so schnell wie möglich die Fliege machen, sonst- Im nächsten Moment kam der Orangehaarige um die Ecke geprescht und donnerte volle Kanne in den Lehrer hinein. Dessen Gesichtsausdruck wandelte sich dadurch von absolut angepisst zu absolut geschockt um. Dann flogen sie mit erschrockenem Geschreie aufeinander zu Boden. Und was tat ich daraufhin? Ich lachte wie so eine Bekloppte los, ohne auf meine Konsequenzen zu achten. Oh, ich war ja so ein dummes, kleines Mädchen. „Gehen Sie sofort von mir runter!“, kreischte der mit den langen, schwarzen Haaren, welcher mich an eine hinterhältige Schlange erinnerte. Er hatte es bereits geschafft etwas unter dem Gepiercten hervorzukriechen. Der Obenliegende richtete sich augenblicklich auf, als hätte er sich so eben verbrannt, dabei sah er total überrumpelt aus. Und dann hielt er sich auch noch eine Hand vor den Mund, was das ganze Erscheinungsbild der beiden noch mehr verherrlichte. Eigentlich konnte man es mir nicht übel nehmen, dass ich kaum mehr Luft von dem ganzen Lachen bekam. „D-das wird schwere Konsequenzen nach sich ziehen, das schwöre ich Ihnen!“, zischte der Lehrer, welcher sich nun an der Wand nach oben hangelte und den Orangehaarigen mit solch einer enormen Wut ansah, dass ich fast aufgehört hätte zu lachen, aber eben auch nur fast. „I-ich wollte das nicht, das-“, wollte sich der Schüler herausreden, doch der Langhaarige machte ihm da einen Strich durch die Rechnung. Mit verengten Augen starrte er seinen Gegenüber an und trat im Nu auf ihn zu. „Wagen Sie es nicht mit irgendeiner faulen Ausrede zu kommen! Zwei Monate Nachsitzen! Und den Biologieraum werden Sie auch die nächsten zwei Wochen putzen!“ Eigentlich hätte man erwartet, dass der Lehrer dabei einen roten Kopf bekommen hätte, so wie er austickte, jedoch blieb seine Haut ungesund blass. Das war wirklich gruselig. Und bei seinen drohenden Worten versuchte ich mich augenblicklich wieder unter Kontrolle zu bringen. Neeein, ich sollte vielleicht lieber hier verschwinden... Zögerlich ging ich ein paar Schritte rückwärts, als wäre ich ein Faultier, dass sich an einem Ast entlang zog. Doch dann flog plötzlich der Kopf des Lehrers in meine Richtung. „Sie!“, zischte er, sodass ich abrupt zusammenzuckte und ein unsicheres „Ja?“ hervorbrachte. Auch Elmo sah mich nun wieder an und bei Neptun, sah der aber angepisst aus. Mir entrann fast ein panisches Lachen. „Sie werden ebenso die zwei Wochen den Raum säubern!“, knurrte er finster, ehe er noch immer aggressiv an uns beide gerichtet fragte: „Warum seit ihr beide eigentlich nicht beim Unterricht?!“ Während ich nur die Worte davor verarbeitete und mich fragte, weshalb ich jetzt auch zwei Wochen lang diesen beschissenen Raum putzen musste, fing der Orangehaarige damit an irgendeine komische Ausrede zu bringen. Aber mal ganz ehrlich, mit Elmo allein in einem Raum? Zwei Wochen lang? Jeden Tag? Das würde ich nicht überleben! „Das ist nicht fair!“, unterbrach ich ihre Diskussion über Pünktlichkeit beim Unterricht und ließ meinen Blick von Elmo zu dem Lehrer schweifen. Letzterer sah mich mit gehobenen Augenbrauen an, während der Andere nur wieder seine gelangweilte Miene aufgesetzt hatte. Riiichtig, schlag mir Löcher in den Kopf mit deinem Blick! Ich trat ungeduldig von einem Bein auf das Andere und fuhr dann grummelnd fort: „Ich habe Sie schließlich nicht über den Haufen gerannt! Außerdem bin ich nur zu spät, weil mein Busfahrer mich nicht mitfahren lassen wollte! Es ist auch mein erster Schultag hier, warum sollten Sie mir so etwas aufbrummen?!“ Ich regte mich heute eindeutig zu oft auf. Irgendwann würde ich heute sicherlich noch durchdrehen und jemanden umlegen. „Ist mir egal! Ihre ungezogene Art kann das sicherlich gebrauchen. Vielleicht lernen Sie dann, wie man ordentlich mit seinen Mitmenschen umzugehen hat.“ „Mit putzen? Alles klar“, entgegnete ich sofort und verschränkte die Arme vor der Brust, auf meinem Gesicht erschien mein typisch trotziger Ausdruck. „Wissen Sie was? Sie kennen meine ungezogene Art noch gar nicht. Aber wenn Sie nicht anders wollen, Sie können mich mal! Schieben Sie sich die Strafarbeit in den Arsch!“ Damit drehte ich mich um, hob noch schön den Mittelfinger nach hinten und ging den Gang weiter. „W-was?! B-bleiben Sie sofort stehen! So etwas lasse ich mir nicht bieten!“, rief der Lehrer mir noch drohend hinterher und ich hätte schwören können, dass da noch etwas Verzweifeltes in der Stimme mitschwang. Sollte Elmo sich doch noch seinen Spaß mit dem Idioten machen. Ich beschleunigte meinen Schritt und suchte dann nach der 12A, dort sollte ich jetzt Matheunterricht haben. Ich hätte eigentlich gedacht, dass ich jetzt in Frieden den Raum finden dürfte, doch als ich gerade um die nächste Ecke biegen wollte, fasste mir jemand an die Schulter. „Ah!“, kreischte ich daraufhin erschrocken auf und hätte beinahe einen Herzinfarkt bekommen. Wieso schlich der Idiot sich so an mich an!? „Komm mit“, knurrte er zwischen seinen Zähnen hindurch und verstärkte den Druck auf meinem Oberarm. Der Orangehaarige zog mich dann einfach so mit sich mit, während ich mich fragte, wie er einfach so dieser Schlange eines Lehrers hatte entkommen können. „Lass mich los!“, fauchte ich auch schon und sah ihn drohend an. Doch er schenkte mir nur kurz einen kalten Seitenblick und lief einfach so weiter. Empört starrte ich ihn an und stolperte mehr oder weniger geschickt hinter ihm her. Was dachte sich dieser Blödmann eigentlich? „Lass los, Elmo!“, sprach ich nun um einiges drohender und erlangte endlich seine volle Aufmerksamkeit. Nur eben nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Denn statt dass er mich anhörte, stieß er mich einfach gegen den nächst besten Spind und drückte mir seinen beschissenen Arm in den Hals. Eines seiner Beine stellte er seltsam geschickt zwischen meine und machte mich somit letztendlich bewegungsunfähig. „Du hast keinen blassen Schimmer mit wem du dich überhaupt anlegst, habe ich Recht?“, knurrte er finster und verstärkte den Druck auf meiner Kehle, weswegen ich schmerzerfüllt keuchte und seinen Arm mit beiden Händen umklammerte. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt, wiedermal roch ich das Aftershave, spürte sogar seinen Atem auf meiner Wange, als ich den Kopf leicht zur Seite drehte. Mein leicht verwirrter Blick war wohl Anregung genug, damit er weitersprach. „Im Vergleich zu uns bist du nichts weiter als ein ungezogenes Gör, das man zurechtweisen muss. Denn anscheinend kennst du deinen Platz noch nicht.“ Seine Stimme war ungewöhnlich rau, was mir unangenehme Schauer bescherte. Ich wusste nicht so recht wie mir geschah und eigentlich sollte ich mich in diesem Moment wehren, doch ich tat es seltsamerweise nicht. Ich konnte nichts tun, außer ihm unsicher ins Gesicht zu sehen. Seine Worte spukten mir wie Geister durch den Kopf. Und dann grinste er plötzlich finster. „Es wird mir geradezu Spaß bereiten dich zu bestrafen“, spuckte er mir die Worte ins Gesicht und ehe ich mich versah, schmetterte er mir seine Faust in den Magen. Ich riss augenblicklich erschrocken die Augen auf und stöhnte atemlos auf. Fuck! Der hatte einen heftigen Schlag drauf... Mit schmerzverzerrtem Gesicht krümmte ich mich etwas, doch sank zunächst nur etwas mit dem Kopf auf seinen Unterarm, da er mich noch immer festhielt. Im nächsten Moment umgriff er noch zusätzlich mit der anderen Hand mein Kinn und drückte es unangenehm stark zusammen. Er drehte mein Kopf nach oben. „Und übrigens...“, hauchte er mir gegen das Ohr, „Mein Name ist Pain, merk ihn dir gut.“ Mit diesen Worten drückte er noch einmal heftig zu, ehe er sich von mir abwandte und einfach so den Gang weiterlief, als wäre nichts gewesen. Währenddessen sank ich in die Hocke und verschränkte die Arme vor meiner Bauchgegend. Das war wirklich heftig gewesen.. Gequält seufzte ich auf, schlug dann mit einer Hand laut gegen den Spind hinter mich und stieß einen lauten Fluch aus. Dann versuchte ich mich langsam wieder aufzurichten. Was fiel .. dem nur ein? Pain! Das ich nicht lachte.. Seinen beschissenen Namen konnte er sich sonst wo hin stecken. Und wenn er der Zodiac Killer höchstpersönlich wäre, so leicht würde ich mich ganz sicher nicht kleinkriegen lassen! Der würde schon noch sehen, was er davon hatte. Als ich mich unangenehm langsam aufrichtete, spürte ich ein fieses Dröhnen in meinem Kopf und war mir sicher, dass ich bald Kopfschmerzen bekommen würde. Was hatte der Idiot überhaupt mit uns gemeint? Hatte er eine Persönlichkeitsstörung, wie der kleine Bruder von Madara? Ich verzog zweifelnd die Augenbrauen. Ach, was wusste ich, der Kerl war einfach nur durchgeknallt. Gerade wollte ich in die entgegengesetzte Richtung von Pain laufen, da krachte ich doch tatsächlich in jemanden rein, als ich gerade einen anderen Gang passieren wollte. Von der unangenehm harten Kollision, die meine Nase schwer in Mitleidenschaft zog, wurde ich abrupt zurückgeschleudert und wäre auf meinen Allerwertesten gelandet, hätte mich nicht jemand am Arm festgehalten. Mir die Nase haltend starrte ich nach oben. „Oh.. sorry!“, meinte der Schwarzhaarige und umgriff noch immer eisern meinen Arm, als hätte er Angst ich könne jederzeit umfallen. Genervt musterte ich ihn, ehe ich die Hand von meiner Nase nahm, welche schmerzhaft zog. Als ich auf meine Hand blickte, erkannte ich sofort das Blut und stöhnte genervt auf. „Oh scheiße.. das wollte ich nicht!“, fuhr der Schwarzhaarige auch schon fort, doch ich entzog mich nur seinem Griff. „Ist schon gut... ich hasse mein Leben“, knurrte ich schlechtgelaunt und ging einfach mit schlürfenden Schritten an ihm vorbei. Nasenbluten verschönerte meinen Tag doch noch einmal um einiges... nicht. „Hey, bleib doch mal stehen. Du hast es wirklich mit Wegrennen, nicht?“, murrte der Andere mal wieder und lief dann neben mir her. „Du bist echt ein fieses Monster geworden, weißt du das eigentlich?“, fuhr er dann in seinem Redeschwall fort, sodass ich augenblicklich stehen blieb und ihn äußerst angepisst ansah. Was wollte dieser Trottel denn jetzt noch? Reichte es denn nicht, dass ich dank ihm Nasenbluten hatte? Sein Blick heftete sich an meinen, während ich zu ihm hoch blicken musste, sah er zu mir hinunter. In seinen Augen lag etwas, dass mein Herz höher schlagen ließ, doch ich konnte es noch immer nicht zuordnen. War es vielleicht nur ein seltsames Bauchgefühl? Aber eigentlich musste ich mich auf solche Gefühle verlassen. Und dann grinste er und es verstärkte dieses Gefühl augenblicklich, sodass ich mir sicher war, ich kannte ihn. „Ich bringe dich zur Schulärztin, sonst kippst du noch um!“ Seine Stimme änderte sich leicht, sie wurde ein- zwei Tonlagen höher, sodass ich verwundert die Augenbrauen hochzog. „Nein, danke“, lehnte ich dann sein Angebot ab und scannte mit den Augen den Flur nach einer Toilette ab. „Es wäre nur nett, wenn du mir erklären könntest, wo die Toiletten sind. Oh.. und wo die 12A ist..“. Mit gelangweiltem Blick sah ich von dem schmalen Gang wieder zu dem Größeren auf, welcher mich daraufhin erstaunt musterte. Dann grinste er plötzlich wieder so dämlich und zog mich am Arm hinter sich her, als er auf einmal losrannte wie so ein Verrückter. Was ging denn jetzt ab? „Hey... lass das!“, bellte ich und stieß die Hacken in den glatten Boden, doch das sorgte nur dafür, dass ich nun von ihm über den Boden gezogen wurde und einfach weiter schlitterte. Wieso musste dieser ganze Mist eigentlich an meinem ersten Schultag passieren? Ich wollte doch nur zum scheiß Unterricht! „Tobi macht seine Sachen gut!“, meinte er plötzlich, weshalb ich erschrocken die Augen aufriss und ihn nun wie auf Autopilot einfach hinterher trottete, während er noch immer meinen Arm umgriff. Was hatte er da gerade gesagt? Die dumpfen Schritte von mir und Obito waren auf einmal unangenehm laut in meinen Ohren. Die Luft schien stickig und abgestanden, ich wusste nicht mehr, ob ich mir nur alles hier einbildete oder es real war. Allerdings spürte ich den ziehenden Schmerz in meiner Nase, den dumpfen Druck auf meiner Magengegend und die kühle Hand, welche meinen Unterarm umgriff. Es war mehr als real. Und das was er gerade gesagt hatte, hatte der kleine Bruder von Madara immer gesagt... Auf einmal begriff ich, mit wem ich es zu tun hatte. Das war nämlich tatsächlich der kleine Bruder von Madara, Obito Uchiha! „Obito!“, stieß ich endlich erschrocken hervor und starrte seinen schwarzen Haarschopf von hinten an. Meine Gedanken arbeiteten auf Hochtouren, während ich meinen Körper langsam wieder unter Kontrolle bringen konnte. Und abrupt hielt Obito an, ich wäre beinahe in ihn herein gekracht. Mein Herz schlug noch einen Takt schneller, unwissend darüber, wie er nun reagieren würde. Dann drehte er sich zu mir um, seine vernarbte Gesichtshälfte war zu mir gewandt. Ich musste schlucken. Wie war es nur dazu gekommen?, fragte ich mich. Damals hatte er diese noch nicht gehabt.. „Tobi ist ein guter Junge...!“, meinte er jedoch nur und grinste plötzlich wieder. Doch ich hatte es gesehen, ich hatte den traurigen Ausdruck in seinen dunklen Augen gesehen. Es tat mir seltsamerweise weh, drückte auf meine Brust wie eine Müllpresse, die etwas zwischen sich zermalmte. Ich fühlte mich... schuldig. Doch wieso? Ich glaubte, dass es daran lag, dass ich mir irgendwie die Schuld für seine vernarbte Gesichtshälfte gab. Dabei wusste ich das gar nicht und wahrscheinlich war es auch nicht einmal so. Trotzdem fühlte ich diesen Schmerz. Möglicherweise, weil er mir etwas bedeutete. „Ja..“, hauchte ich atemlos, doch wurde von einem Bluttropfen unterbrochen, der an meinem Kinn abperlte und auf meinen Pullover tropfte. Augenblicklich wischte ich mir mit dem Handrücken über die Nase und verteilte somit das Blut, welches sich unmittelbar unter meiner Nase gesammelt hatte. Und plötzlich schossen beide Hände meines Gegenübers nach vorne und hielten meine Hände fest. Obito sah mich mahnend an. „Nicht machen! Du verwischst nur alles und machst dich schmutzig!“ Seine kindlich klingende Stimme ließ mich matt lächeln und ich stimmte ihm leise zu. „Hast recht... ich brauche aber einfach nur etwas Klopapier, irgendwann wird es schon aufhören so zu bluten“, sprach ich und ließ mich einfach von dem Anderen herumzerren. Ich würde ihm niemals etwas tun, das wusste ich. Er war nur ein halbes Jahr jünger als ich, doch er war sehr verletzlich durch seine Persönlichkeitsstörung. Ihn würde ihn jederzeit beschützen, wenn es drauf ankam. Da würde ich nicht schlapp machen, wie vorhin bei Pain. Wenn es um Menschen ging, die mir wichtig waren, wehrte ich mich auch. Als ich Obitos energisches Nicken erhielt, lächelte ich ihn wieder freundlich an und ließ mich zu den Toiletten führen. Wenigstens hatte ich eine weitere Person aus meiner Vergangenheit getroffen, wenn auch nicht Madara. Und ich hatte nicht den blassesten Schimmer, ob ich ihn überhaupt noch einmal so schnell treffen würde. Vielleicht war er auch für immer weg, Kisame hatte ja nichts dergleichen erwähnt. Er hatte lediglich über seine Krisen und Probleme gesprochen, die er in den letzten Jahren gehabt hatte. Irgendwann gelangten wir auch zu den Toiletten und zu meinem Erstaunen betrat Obito einfach die Mädchentoilette und stellte mich dann vor die Spiegel. Etwas verwundert blickte ich ihm hinterher, als er in einer der Kabinen rannte und Klopapier verschaffte. Also, anscheinend war es ihm egal, dass ihn andere sehen könnten.. „Sag mal, in welcher Klasse bist du eigentlich? Du warst doch immer so gut in der Schule“, fragte ich Obito, welcher noch immer in einer der Kabinen steckte. Dann kam er aber auch schon heraus und übergab mir das Toilettenpapier. Seine dunklen Augen musterten mich für einen Moment nur, dann grinste er wieder breit. „In deiner! Tobi hat eine Klasse übersprungen!“, freute er sich und umarmte mich im nächsten Moment, weswegen ich automatisch erschrocken zusammenzuckte und ein Aufschrei unterdrückte. Wow... das kam unerwartet! Ich verzog die Lippen etwas und drehte meinen Kopf von der relativ muskulösen Brust weg. „Das ist schön zu hören!“, meinte ich und musste kurz schmunzeln, als ich in seine freudestrahlenden Augen sah. „Dann können wir ja gleich zusammen gehen“, fügte ich noch hinzu und schob meine Hand zwischen ihm und mir hindurch, damit ich das Toilettenpapier an die Nase halten konnte. Und plötzlich löste er die Umarmung wieder und fuhr sich leicht beschämt durch das Haar. „Sicher...“, meinte er auf einmal wieder in einer normalen Tonlage und sah sich dann einen Moment um, als würde er erwarten, jemand könne jeden Moment aus irgendeiner Ecke hervorspringen. Dann drehte er sich wieder zu mir um und ich schenkte ihm ein schmales Lächeln. „Dann lass uns mal gehen, ich komme sowieso schon viel zu spät. Und heute ist schließlich mein erster Tag!“ Ich griff nach seiner Hand, während ich mich umwenden wollte, doch fasste ins Leere. Verwunderte drehte ich mich wieder zu Obito. Dieser war ein paar Schritte zurückgegangen und starrte mit einem Blick zu Boden, der mir überhaupt nicht gefiel.. „... Obito?“, murmelte ich unsicher und schniefte kurz, wegen meiner blutenden Nase. „Tut.. tut mir leid.. das.. alles“, hauchte ich leise, als er noch immer schwieg und sich kein bisschen rührte. Und ich wusste nicht warum, aber ich fühlte wieder diesen massiven Schwall an Schuldgefühlen. Dann plötzlich, erhob er den Kopf und war in einer Geschwindigkeit vor mir, mit der ich niemals gerechnet hätte. Er packte mich an meinem Pullover und zog mich zu seinem Gesicht. Sein Gesichtsausdruck war alles andere als freundlich. „Wage es nicht dich zu entschuldigen, hörst du?!“, schrie er und stieß mich dann gegen die Wand, an welche ich deshalb mit dem Rücken krachte. Erschrocken keuchte ich auf, seine Wut überraschte mich. Ich wollte eigentlich etwas erwidern, doch mir blieben die Worte im Hals stecken, weswegen ich den Mund wieder schloss und ihm einfach nur in die Augen sah. Diese verengte er traurig und fuhr sich dann mit der anderen Hand über das Gesicht. „Du hast gar nichts für das du dich zu entschuldigen hast... gar nichts!“, fügte er noch leise hinzu und ich spürte, dass seine Hand zitterte, weswegen ich meine Hände auf seine legte, welche meinen Kragen noch immer umgriff. Ich wollte ihm in die Augen blicken, seinem Blick begegnen, doch er starrte an mir vorbei. „Obito... sieh mich bitte an“, sagte ich deshalb auch schon. Es dauerte einen Moment, doch letztendlich wandte er sich mir zu. Ich schluckte. „Du hast recht, ich müsste mich eigentlich für gar nichts entschuldigen... aber ich habe es dennoch getan. Weil ich mich irgendwie.. schuldig fühle. Und das, das tut mir schrecklich leid“, erklärte ich zaghaft und achtete dabei auf jede Regung in seinen dunklen Augen, die mich durch dringlich ansahen. Ich hatte ihm die Wahrheit gesagt, weil ich wusste, dass ihm eine Lüge nur noch mehr Schmerzen zugefügt hätte. Ziemlich sicher dachte er, ich hätte mich wegen seiner Narben entschuldigt. Ich wusste nicht, in welchem Zusammenhang ihm diese zugefügt wurden, doch es konnte kein allzu schönes Erlebnis gewesen sein. Und dann wurde der Griff wieder lockerer, er trat einen Schritt zurück und ich atmete unbewusst etwas aus. „Achso...“, murmelte er und sah dann an mir vorbei zur Tür. „Lass uns jetzt gehen“, sprach er und setzte sich in Bewegung. Ich blickte ihm einen Moment hinterher, doch folgte ihm dann. Nach geschätzt vier Minuten standen wir dann zusammen vor der Tür, welche ich mit einem komischen Gefühl musterte. Wenn ich es mir so recht überlegte, so wollte ich am liebsten einfach umdrehen und nicht wieder kommen. Jedoch war ich keine, die einfach Rückzieher machte. Deshalb sah ich Obito kurz schräg an und nickte dann auffordernd in Richtung Türgriff. Er sollte die Tür öffnen, wenn schon, dann sollte er zuerst eintreten. Er grinste kurz. „Angst?“ „Ich doch nicht!“, antwortete ich sofort und kicherte leise, als er mir einen amüsierten Blick schenkte. Doch das freche Grinsen auf seinen Lippen legte sich so schnell, wie es gekommen war. „Ach, da fällt mir noch was ein...“, fuhr er nämlich plötzlich fort und legte eine Hand an sein Kinn. Nachdenklich schweifte sein Blick von der Tür zu mir und wieder zurück. Er räusperte sich und sah mich dann wieder mit einem undefinierbaren Blick an. „Hast du schon Madara getroffen?“, fragte er dann und legte den Kopf leicht schief. „Öhm..“, machte ich erst nur, ehe die Worte in mein Hirn gesickert waren und ich die Augen erschrocken aufriss. Die Hände nahm ich kurz an den Kopf und blickte ihn an, als hätte er mir so eben ein neues Weltwunder offenbart. „Wieso? Ist er noch hier? Oh mein Gott, sag mir nicht... sag mir nicht er ist auf dieser Schule!“, brabbelte ich schon panisch los und spürte, wie mein Herzschlag sich wie ein Ventilator langsam in Gang setzte. Obito schenkte mir daraufhin nur einen seltsamen Blick und plötzlich lachte er. „Was denkst du denn? Dass er jetzt auf dem Mond lebt?“ „Nein! Aber in einer anderen Stadt!“ „Quatsch, dafür hängt er viel zu sehr an Konoha“, murmelte er etwas verwundert darüber, dass mir das noch nicht klar war. Doch ich wusste ganz genau, dass ich eine gerechtfertigte Behauptung damit aufgestellt hatte. Nur weil Madara an etwas hing, hieß es noch lange nicht, dass er sich nicht trennen konnte. „A-aber.. in welche Klasse geht er denn?“, fragte ich nun und biss mir nervös auf die Unterlippe. Ich war mir sicher, dass jeder in dem Raum hinter der Tür hören konnte, dass wir uns gerade lautstark unterhielten. Hoffentlich hörten sie nicht, über was wir hier sprachen. Ich schenkte der Tür einen unsicheren Seitenblick und lehnte mich dann gegen die Wand daneben. Obito fuhr sich gerade durch das Haar, als wäre er sich überhaupt nicht sicher, was er nun sagen sollte. Und wieder einmal wurde mir dabei unwohl zumute. Erst Kisame und jetzt auch noch Obito? Warum wollten die beiden Idioten denn nicht normal über ihn sprechen!? „Nicht in unsere.. ich glaube in die 12C?“, er formulierte es mehr wie eine Frage an sich selbst, doch mir reichte diese Information bereits aus. Dann würde ich ihn ziemlich sicher noch treffen. Oh Backe.. „Hm, ist schon -“ „Entschuldigung!“, unterbrach mich eine männlich klingende Stimme, als die Tür schwungvoll aufgerissen wurde. Ein Mann mit schwarzen Haaren, etwas dunklerer Haut und lockerer Haltung stand im Türrahmen und sah uns abwechselnd prüfend an. Nanu? Anscheinend störten wir seinen Unterricht doch etwas.. „Wenn Sie nichts dagegen hätten, dann könnten Sie sich gerne dazu bequemen einzutreten. Außerdem..“, fuhr er fort und erneut pendelten seine Augen abwechselnd von mir zu Obito, dann lächelte er. „Man hat jedes Wort gehört!“, damit drehte er sich wieder weg und ging zurück an den Lehrertisch. Etwas perplex sahen wir beide dem Lehrer hinterher, ehe wir uns gegenseitig ansahen. In unseren Augen lag auch derselbe Gedanke versteckt – Ups... Und dann reagierte ich rein aus meiner Empfindung heraus und wollte Obito vor mich in die Klasse stoßen, welche nun offen stand. Man konnte zwar nur ein Teil der vordersten Sitzreihe, den Lehrertisch und die Tafel sehen, doch es versetzte mich bereits in pure Aufregung. Doch der Schwarzhaarige reagierte leider ebenso schnell, sodass wir begannen uns zu raufen. Ich griff nach seiner Schulter, mit der anderen Hand umfasste ich seinen Rücken, während ich versuchte mit aller Kraft mich dagegen zu wehren, dass Obito mich in die Klasse drückte. Doch er war wohl etwas stärker und ich hatte nur meine Technik parat, weswegen er mich mit einem kräftigen Schubser auch in den Raum befördern konnte und ich mit einem kleinen Aufschrei in die Klasse flog. Ich knallte mit dem Kopf voran Richtung Boden, doch konnte mich im letzten Moment noch abfedern. Oh man, war das peinlich... Meine Haare fielen mir wirr ins Gesicht und als ich auf den Boden blickte, bemerkte ich missbilligt all den Dreck hier unten. In der Klasse herrschte daraufhin absolute Stille, ich hörte nur, wie der Uchiha seelenruhig den Raum betrat und als ich mich aufsetzte, kreuzten sich unsere Blicke. So ein Penner! Das würde er zurückbekommen. Wir tauschten Beschimpfungen durch unsere Blicke aus, als würden wir ein Blickduell führen. Ich wettete, das hätte ich gewonnen, wenn uns nicht jemand unterbrochen hätte. „Ähm.. könnten Sie ihrer Freundin bitte aufhelfen, Obito?“, zerschnitt die Stimme des Lehrers diese seltsame Stille. Und daraufhin begann auch schon das allbekannte Getuschel. Ok, so hatte ich mir das nun wirklich nicht vorgestellt. „Klar...“, antwortete Obito auch schon und hielt mir seine Hand vor die Nase. Im ersten Moment musterte ich diese nur perplex, doch dann realisierte ich was Sache war und schlug die dargebotene Hand murrend zur Seite und richtete mich selbst auf. Der konnte sich auf was gefasst machen! Schulterzuckend nahm der jüngste Uchiha das hin und ging dann einfach mit einem schadenfrohen Grinsen an mir vorbei, zwischen den sitzenden Schülern hindurch. Unsicher wandte ich mich der Klasse zu und fuhr mir dann durch das durcheinander liegende Haar. Als ich mein Gesicht der Menge zugewandt hatte, begann erst das richtige Getuschel, ich fühlte mich plötzlich schrecklich unwohl in meiner Haut. Ganz vorne saßen mehrere Mädchen, welche sich über mein Aussehen unterhielten, weswegen ich auch beschämt das Gesicht verzog. Ich mochte es nicht, wenn jemand so darüber sprach... Auch, wenn es im Moment geflüsterte Komplimente waren, die ich vernahm. Weiter hinten, dort, wo Obito sich hinsetzte, waren vier andere Kerle und ein Mädchen mit blauem Haar. Sie musterten mich vielmehr still, als dass sie irgendwie anfingen zu tuscheln. Ich ließ die angespannten Schultern sinken und sah dann den schwarzhaarigen Lehrer an. Dieser hustete kurz und nickte dann freundlich lächelnd zur Begrüßung. „So, du bist die neue Schülerin, Aeryn Hatake. Ich bin Asuma Saratobi, ich erlaube dir gerne, mich mit Asuma anzusprechen“, sprach er ruhig und lehnte sich an den Holztisch hinter sich. Sein Blick glitt kurz durch die Klasse, dann fanden seine Augen wieder den Weg zu meinen. Ich währenddessen, sah ihn etwas nachdenklich an, kannte ich ihn nicht irgendwo her? Doch als er mit seinen Worten fortfuhr, bestätigte sich diese Annahme auch schon. „Du siehst deinem Vater wirklich sehr ähnlich... Ähm.. aber vielleicht willst du dich erst einmal selbst vorstellen, damit deine Mitschüler etwas ihre Neugierde befriedigen können“. So war es also, ich kannte ihn durch meinen Vater. Ich nickte auf seine Frage hin etwas unruhig und lächelte dann. Meinen Kopf drehte ich wieder den Anderen zu und fing dann etwas unbeholfen an zu sprechen. „Ja, also.. meinen Namen kennt ihr ja jetzt. Ich bin 17 Jahre alt, skate gerne, mache Kampfsport, anderen Sport auch und.. mag eigentlich alles, was nicht langweilig ist! Noch Fragen?“ Ok, ich musste zugeben, dass diese Vorstellung etwas misslungen war, allerdings war ich noch nie sonderlich gut darin, meine Persönlichkeit zu beschreiben. Doch wundern tat es mich nicht, als schon die ersten Hände in die Höhe schossen. Asuma war derjenige, der die Schüler dran nahm, als Erstes war ein Mädchen aus den vorderen Sitzreihen dran. „Sind deine Haare und Augen echt?“, fragte sie in einer eklig hohen Stimmlage und sorgte dafür, dass ich den Mund zu einem schmalen Strich zusammenpresste. Warum mussten mir immer solche dummen Fragen gestellt werden, wenn ich irgendwo neu war? Es war immer dasselbe.. Mein Blick verdüsterte sich etwas und ich verschränkte die Arme vor der Brust, den Kopf legte ich leicht schief. „Ja, tz..“, knurrte ich bissig und schenkte ihr einen abfälligen Blick, weswegen sie mich wie ein eingeschüchtertes Reh ansah und den Kopf etwas senkte. Ich sah, wie Asuma seufzend den Kopf schüttelte und auch schon die nächste Person aufrief. Dieses Mal war es ein Junge mit grauem, zurück gegeltem Haar, welcher ein Platz vor Obito saß. „Bist du seine Schlampe?“, fragte er frei heraus, wies hinter sich und grinste mich frech an. Mir platzte fast der Kragen bei dieser Frage, weswegen ich gereizt mit den Zähnen knirschte und ihm schon eine bissige Antwort geben wollte, als mein neuer Lehrer das ganze glücklicherweise beendete. Er hob die Hand beschwichtigend an. „Ok, ich glaube wir sollten das erst einmal lassen. Aeryn, setze dich doch bitte neben Shikamaru“, er wies daraufhin irgendwo nach links, in den Raum. Ah? Das half mir echt enorm. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich wieder zu dem Lehrer. Doch da erklang auch schon ein genervtes „Hier...“, weswegen ich den Blick wieder von Asuma abwandte und zu einem Jungen mit einem Zopf blickte, welcher die Hand gehoben hatte. Ich nickte dankbar und begab mich dann zu ihm. Als ich mich neben ihn gesetzt hatte und meinen Rucksack an das Tischbein gepfeffert hatte, musterte ich Shikamaru einen Augenblick und seufzte dann auf. „Können die nicht aufhören zu starren?“, knurrte ich genervt in meinen nicht vorhandenen Bart. Der Junge neben mir richtete daraufhin seine Augen auf mich, stützte den Kopf aber weiterhin auf der Hand ab. Seine Mundwinkel zuckten bei meiner Frage etwas, doch sagte er nichts. Die restliche Zeit verbrachten wir also, wie konnte es anders sein, mit Mathe. Zum Glück lag mir Mathe sehr, genauso wie alle naturwissenschaftlichen Fächer. Worin ich nur nicht ganz so gut war, war Musik oder Geschichte. Ich wusste nicht so ganz genau woran das lag, aber es war nicht sonderlich schlimm. Schließlich belegte ich Leistungskurs Mathe und Bio, Geschichte wurde nicht hoch gerechnet in der Prüfung und Musik hatte ich erst gar nicht. Die Stunde verging relativ schnell, da wir alle Aufgaben hatten. Dabei musste ich auch feststellen, dass Shikamaru ebenso gut in Mathe war. Allerdings war er insgesamt ein sehr ruhiger und gefühlt immer gelangweilter Junge. War mir also ganz recht, dass ich in dieser Stunde neben ihm sitzen konnte. Nach diesem Unterricht standen alle auf und verließen den Raum in Windeseile. Ich wurde prompt von Obito mitgezogen, welcher zu meinem Leidwesen mit dem Idioten, der mich als Schlampe betitelt hatte, befreundet war. Was dachte sich dieser idiotische Uchiha eigentlich dabei? Ich, auf der anderen Seite, wollte dieses Arschloch nämlich die ganze Zeit schon bei der nächst besten Möglichkeit, in die Tonne kloppen. Was aber nicht sehr rund lief, da er die ganze Zeit über etwas vor uns, neben einem gruselig dreinblickenden Kerl mit schwarzem Haar her lief. „Rate mal, wer da vorne steht!“, flüsterte mir plötzlich Obito ins Ohr, weswegen ich aus meinen Gedanken gerissen wurde und erschrocken zusammenzuckte. Wir waren gerade auf dem Weg zur Mensa und liefen einen längeren Gang entlang. Ich hatte schon die ganze Zeit über, alle um mich herum versucht auszublenden, da mir die Blicke etwas zu anstrengend geworden waren. Deshalb dauerte es auch eine Weile, bis ich die Worte richtig aufgenommen hatte. Ich nahm die Hände aus meinen Hosentaschen und verschränkte die Arme vor der Brust, dann wandte ich den Blick dorthin, wo der Schwarzhaarige hinwies. Meine ungewöhnlich farbigen Augen suchten die Menge in der Ferne ab und fixierten sich dann auf einer kleineren Gruppe von Kerlen. Und augenblicklich fiel mein Blick auch auf den hervorstechenden Orangehaarigen, welcher sich mit gelangweilter Miene mit einem Anderen unterhielt. Im ersten Moment wollte ich Obito auch schon genervt darauf hinweisen, dass es mich nicht die Bohne interessiere, dass da dieser asoziale Arsch stünde, doch als hätte er meine Gedanken gelesen, meinte er: „Nicht Pain.. sondern der, mit dem sich Pain unterhält“. Etwas perplex richtete ich meine Aufmerksamkeit auf den Anderen, der lässig an einem Spind lehnte. Seine lange, schwarze Haarmähne fiel wild über seine breiten Schultern, Schultern, so muskulös wie der Rest seines Körpers. Die kräftigen Arme hatten sich gemütlich an den gut gebauten Körper geschmiegt, während die Hände in den Taschen seiner Jeans steckten. Die dunklen Augen, welche eine solch Einzigartigkeit hatten, dass man selbst von weit weg den fahlen Rotton darin erkennen konnten, das schiefe Grinsen, die sicheren, doch irgendwie feinen Gesichtszüge, es hätte nicht deutlicher werden können, wer diese Person war. Ich spürte meine Gesichtszüge entgleisen, wie Wasser zerflossen sie einfach und zurück blieb ein Blick voll mit Emotionen. Ich wagte es nicht einmal zu schlucken, doch der Name formte sich trotzdem fast wie automatisch in meinem Mund. Ehe ich es hätte verhindern können, sprach ich ihn leise flüsternd aus: „Madara...“. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)