Between Near and Distance - Unter den Goldkiefern von Raimei (Eine Bonanza Geschichte) ================================================================================ Kapitel 42: Kapitel 42 ---------------------- Kapitel 42 "Wirklich nur kurz, Joe. Ich muss viel planen. Ich habe eigentlich wirklich keine Zeit", erinnerte Adam nun zum tausendsten Mal. Joe verdrehte wie schon die tausend Male zuvor die Augen und beschwerte sich schon gar nicht mehr darüber, dass es mal wieder von Adams tollen Zeit immer weniger wurde. "Ja, ja, nur kurz", grummelte Joe und war wirklich ganz kurz davor, es einfach hinzuwerfen, so genervt war er inzwischen. Sie waren zu Pferd auf dem Bergpfad, welcher zu dem Plateau führte, auf dem Joe und Marie immer gerastet hatten. Sie hätten auch laufen können. Aber sowohl Sport als auch Cochise hatten schon wieder mehr als einen Tag im Stall verbracht und bekamen so wenigstens etwas Bewegung. "Wo willst du überhaupt hin? Ist es noch weit?", fragte Adam skeptisch und bekam nun endlich einen wirklich stinkwütenden Blick seitens Joe. "Adam, halt die Klappe, ja?", zischte Joe und brachte Cochise mit zwei Sprüngen vor Sport. Er hatte sich etwas ausgedacht, wie sie ein wenig ungestörter sein konnten, und Adam jammerte nur wegen seiner blöden Planung. Das war ja nicht zum Aushalten! Seit Emily mit Matthew auf der Ponderosa zu Gast war, war eine Woche vergangen. Emily hatte sich soweit wieder gefangen und Matthew hatte zum Glück seinen Schock überwunden. Allerdings hatte es seitdem keinen Augenblick mehr für etwas Zweisamkeit gegeben. Und Joe hielt es nun nicht mehr aus. Er wollte jetzt etwas mehr als einen winzigen schnellen Schmatz und ein paar liebevolle Blicke. Hoffentlich sehnte sich Adam auch danach. Im Augenblick kam es Joe so vor, als wäre sein Bruder mit dem Kopf bei allem, aber nicht bei ihm. Und das frustrierte ihn doch mehr, als er zugeben wollte. Schließlich erreichte er als Erster das Plateau, stieg sofort ab und band Cochise an einen tief hängenden Ast. Adam war bald bei ihm und band Sport direkt daneben an. "Hier wolltest du hin?", fragte er und schob den Hut etwas zurück, um sich genauer umzusehen. "Ja. Ich wollte dir das hier mal zeigen", meinte Joe, nahm den Hut ab und hing ihn an das Sattelhorn. Adam derweil war bis zur Klippenkante gekommen und blickte dort hinab auf ihr Wohnhaus. "Wir sind über der Ranch. Weiter rauf kommt man in die Berge. Aber hier sind wir alle doch sicher schon irgendwann mal gewesen", erkannte Adam ganz richtig und sah fragend zu Joe, der nun zu ihm kam. "Ja, stimmt. Aber für mich hat es emotionalen Wert. Meine Ma war, soweit ich mich erinnern kann, öfter mit mir bis hier oben gewandert. Dann hat sie mir Geschichten erzählt und Lieder gesungen, bis wir wieder zurückgegangen sind", erklärte Joe und steckte die Hände in die Hosentaschen. "Das wusste ich nicht, Little Joe." "Nein, wie auch? Ich wollte es für mich behalten, um ungestört zu sein, wenn ich meine Ruhe will. Ab und an komm ich her und erzähl ihr von meinen Sorgen. Es kommt mir so vor, als wäre sie mir hier näher", lächelte Joe schief und blickte aus dem Augenwinkel zu Adam. Der Sohn Nummer eins blickte hinunter auf die Ranch und rieb sich dann mit einer Hand über Mund und Kinn. "Wenn das dein Ort ist, der dich mit deiner Mutter verbindet, warum zeigst du ihn mir dann? Ich würde sicher auch hierher kommen, falls ich dich mal suchen sollte", fragte Adam und blickte zu Joe, der nun auf dem Plateau herumlief und in Richtung Bäume ging. "Ich wollte das mit dir teilen. Ab und zu wäre es mir ganz lieb, wenn ich hier nicht ganz alleine wäre." Joe war an einem Baum stehen geblieben und fuhr mit den Fingern über ein paar eingeritzte hüfthohe Striche in der Rinde des Baumes und lächelte wehmütig. Neugierig kam Adam näher und seufzte leise, als er die Striche sah und sofort erkannte, was das wohl sein könnte. "So klein warst du mal. Kommt mir vor, als wäre es erst gestern gewesen", schmunzelte Adam und fuhr ebenfalls mit den Fingern über die höchste Einkerbung. "Und jetzt?", fragte Joe, drehte sich zu ihm um und lehnte sich mit dem Rücken an den Baum. "Jetzt bist du größer, Joe. Was für eine Frage." "Adam, wie lang ist es her, dass wir zuletzt am Fluss waren?", fragte Joe und verschränkte die Arme. "Zwei Tage. Der Damm hatte ein Leck. Hoss und ich haben es geflickt", sagte Adam und war irgendwie trotzdem sicher, dass Joe etwas anderes meinte. "Ich meine, wir beide. Allein", seufzte Joe und verdrehte die Augen. Dass er das noch extra erklären musste, war schon wieder so eine Sache. "Das war nach der Eröffnungsfeier und bevor Mrs. Anderson auf die Ponderosa gekommen ist", zählte Adam auf. "Zehn Tage, Adam." Adam begriff und presste die Lippen fest aufeinander. Immer wieder hatte er seine Gefühle unterdrückt, um sich nicht zu verraten. Hatte sie weit von sich geschoben, um die Arbeit ohne Traumtänzerei fertig zu stellen. Nun hatte er den Salat. Er würde bald eine lange Reise antreten. Und hatte gehofft, zuvor noch den einen oder anderen schönen Augenblick mit Joe genießen zu können. Aber nun stand er kurz vor dem Aufbruch, hatte keine Zeit gefunden und seinem Bruder kam die Geduld abhanden. Und das Schlimmste war, es gab noch viel zu viel unerledigte Arbeit. Schuldbewusst blickte er Joe an und wollte ihm sagen, wie Leid es ihm tat. Dass er darauf achten würde, dass es nicht wieder geschah. Aber bevor er irgendetwas davon aussprechen konnte, hatte er Joes Finger auf seinen Lippen liegen. "Ich weiß. Es tut dir Leid, es kommt nicht wieder vor, die Arbeit ist nicht wichtiger. Eigentlich weiß ich ja, dass du es nicht mit Absicht machst. Das würdest du nicht. Und ich hätte dir zeigen können, was ich von dir will. Aber ich wollte, dass es von dir aus kommt. Dann sah ich, dass du wirklich keine Zeit hast und habe meinen Entschluss über Bord geworfen", meinte Joe lieb und lächelte seinen Bruder an. "Es gibt keine triftigen Gründe oder Entschuldigungen dafür, Joe. Ich sehne mich nach dir, aber ich weiß auch, dass der Zeitpunkt ungünstig ist, zumal zu Hause immer jemand überraschend reinspazieren könnte." Adam kam einen Schritt vor und lehnte seinen Körper an Joes. Endlich etwas Nähe. Joe seufzte leise, hob die Hände und vergrub die Finger in Adams schwarzem Haar. "Hier sind nur wir", meinte er leise. "Es tut mir Leid. Wirklich sehr", murmelte Adam, während er mit dem Gesicht Joe näher kam. "Halt die Klappe, Adam", grinste Joe und zog ihn an sich ran. Ihre Lippen trafen sich zu einem Kuss. Adams Hände fanden einen Platz an Joes Hüften und Joes Hände glitten hinab, um mit den Fingerspitzen dessen Wirbelsäule hauchzart entlang zu streichen. Der Kuss begann langsam und steigerte sich dann Stück für Stück. Adam drückte sich eng an Joe und neigte dessen Kopf etwas nach hinten, um selbst von oben mehr Tiefe erzeugen zu können. Man einigte sich bald auf einen langen sinnlichen Kuss. Aber das reichte Adam diesmal nicht. Kurz unterbrach er ihr Lippenspiel. "Öffne die Lippen ein wenig", murmelte er gegen Joes Lippen und küsste sofort weiter, ohne auf eine Antwort zu warten. Allerdings hatte Joe ihn genau verstanden, er griff mit beiden Händen Adams Hintern, als er tatsächlich ein wenig die Lippen öffnete. So konnte Adam seine Zunge mit einbeziehen und fuhr zuerst tastend Joes Lippen nach, ehe er hindurchglitt und direkt am Anfang von Joes Zunge touchiert wurde. Adam schloss aus dem daraus Folgenden, dass das nicht Joes erster Zungenkuss war. Kein verschrecktes Zurückziehen oder nervöses Zittern. Joe war sicher und nahm sich, was er wollte, so wie er auch alles annahm, was Adam ihm gab. Der Kompromiss zwischen dem, was beide mochten, war ein leidenschaftliches Zungenspiel mit zarten Zwischeneinlagen. Irgendwann hatte Adam Joes Hemd aus der Hose gezupft und seine Hände darunter auf dessen weiche Haut am unteren Rücken gelegt. Fest strich er an ihm hinauf, schlang die Arme um ihn und drückte Joe noch intensiver an sich. Der Jüngere seufzte leise und massierte mit voller Absicht und mit vollem Bewusstsein Adams Gesäßmuskeln. Joe brachte sie noch näher zusammen, er wollte ihn noch mehr spüren und fühlte sich bestätigt und geschmeichelt als er spürte das Adam erregt war, aber das war er ja auch. Der Kuss klang irgendwann aus und zumindest Joe blickte auf - wurde dann allerdings sofort in den nächsten Kuss gezogen. "Noch nicht", murmelte Adam, was Joe leise zum Lachen brachte und ihn sofort wieder voll mit einstiegen ließ. Allerdings ging der Kuss nicht sehr lange. Beide erschraken, als Cochise den Zweig, an dem er angebunden war, mit einem kräftigen Ruck abbrach und dann auf Wanderschaft ging. Joe und Adam hatten sich gleichzeitig voneinander gelöst, so konnte Joe schnell einen Ausfallschritt zur Seite machen und den Zügel noch erwischen. Unwillig warf Cochise den Kopf in die Luft und versuchte, von dem Gebirgspfad wegzukommen. Joe musste sich richtig dagegenstemmen, um sein Pferd an Ort und Stelle zu halten. "Hey Cooch, was ist denn?", grummelte Joe miesgelaunt und lieferte sich ein Zerrduell mit seinem Paint. "Irgendwas muss sie geängstigt haben", meinte Adam, welcher bei Sport stand und den nervösen Fuchs beruhigend streichelte. Die dünnen Äste kamen ihnen nicht mehr sehr sicher vor. Aber sie wollten auch wissen, was das war, das zwei arbeitsbedingt ausgeglichene Pferde die Nerven verlieren ließ. Also nahmen sie Sport und Cochise einfach mit. Adam ging vorneweg und Joe hinterher. Sie mussten gar nicht lange laufen, da kamen sie zu einer mittelgroßen Höhle. Keine unbekannte, Joe kannte sie eigentlich recht gut. Er hatte hier mit Hoss manchmal gespielt, als sie noch Kinder waren. Aber was jetzt dort war, ließ alle guten Erinnerungen wie eine Seifenblase platzen. Joes Hand zitterte. Cochise wurde wieder unruhig und versuchte sich loszureißen, indem er mit der Vorderhand ein Stück hochging. Joe konnte ihn geradeso halten und ließ ihn dann lieber enge Kreise um ihn drehen, damit sich sein Hengst beruhigen konnte. Sport hingegen war zwar nervös, aber er ließ sich anbinden. So konnte Adam zu dem Schauplatz gehen und die Lage genauer unter die Lupe nehmen. Joe war mit Cochise beschäftigt und wollte da eigentlich auch gar nicht hingehen. Der Blick aus der Ferne hatte ihm gereicht. Adam war da der Verantwortungsbewusste und wollte zumindest wissen, ob die drei toten Männer Arbeiter von ihnen gewesen waren oder Unbekannte. Mit einem Stock drehte er den ersten Mann herum. Er war mittleren Alters und bestimmt erst einen Tag tot, Bisswunden gab es in Hülle und Fülle. Aber angenagt war der Mann nicht. "Simon", sagte Adam betrübt. Dann ging er zum nächsten und drehte dessen Gesicht so, dass er es erkennen konnte. Wieder mittleres Alter, aber die Kleidung war sehr gut. Auch schien Adam den Mann nicht zu erkennen. Das war allerdings auch gar nicht so einfach mit dem Gesicht voller Blut, und ein Teil des Gesichts war auch schon gar nicht mehr existent. Der Mann war definitiv schon länger tot, wurde allerdings auch nicht angenagt. "Den kenn ich nicht. Vielleicht ein Durchreisender", seufzte Adam und beeilte sich, zu dem Letzten zu kommen. Der Letzte sah am besten aus. Er war vielleicht erst ein paar Stunden tot. Junger Bursche, blonde Haare. Und auf den ersten Blick keine Verletzungen. Allerdings war er ohne Zweifel tot. "Joe, die Tollwut hat ihn getötet. Ich kenn ihn nicht, aber er sieht ähnlich aus wie Jeff nach seinem Ableben", sagte Adam und ging zu Sport, um die Planen aus den Satteltaschen zu holen. "Was hat er denn hier oben verloren? Er hätte doch Hilfe suchen können", fragte Joe verwirrt. Adam zog gerade seine Handschuhe über und hielt dann kurz inne, um Joe anzusehen. "Ich denke, er war auf dem Weg zur Ponderosa. Wer weiß, wie lange er gelaufen ist. Aber unsere Ranch liegt am nächsten. Vielleicht wurde er ja mitten in den Bergen infiziert und wusste es zuerst gar nicht." Nun hantierte Adam weiter herum und brachte die Toten alle auf einen Haufen und steckte sie wie zuvor die Pumas in Brand. "Sie waren nah. Was hat die anderen beiden getötet?", fragte Joe mit nervöser Stimme. Adam sah ihn an und kam langsam zu ihm, um ihm einen beruhigenden Kuss auf die Lippen zu hauchen. "Vergiss das hier. Was sie getötet hat, lebt sicher selbst nicht mehr. Die Tollwut kennt kein Erbarmen." "Aber es ist so nah. Es hätte jederzeit dich, mich, Hoss oder Pa erwischen können", stammelte Joe mit Panik in der Stimme. Adam warf seine Handschuhe ins Feuer und nahm Joe dann fest in den Arm, um ihn zu beruhigen. Er konnte aber nicht verhindern, dass Cochise durch die Panik seines Herrn nun wieder die Nerven verlor, weit nach oben hochstieg und ein angsterfülltes Wiehern ausstieß. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)