Between Near and Distance - Unter den Goldkiefern von Raimei (Eine Bonanza Geschichte) ================================================================================ Kapitel 36: Kapitel 36 ---------------------- Kapitel 36 "Hop Sing, kann ich bitte noch etwas Rührei haben?", bat Hoss und hielt dem Chinesen die leere Schale hin. "Abel natülich, Mistel Hoss." Und schon war Hop Sing mit der Schale in der Küche verschwunden. Das war normal. Ben trank einen Schluck von seinem Kaffee und linste dabei über den Rand der Tasse zu seinen anderen beiden Söhnen hinüber. Joe war ungewöhnlich fröhlich. Ja, er war ihr Sonnenschein, aber das für gewöhnlich auch erst nach dem Frühstück. Er plapperte und plapperte und plapperte. Aber nicht über das gestrige Fest, nein, er erzählte von seinem Pferd, von Danny, von Dannys Freundin, von der Freundin der Freundin. Ben hatte schnell gemerkt, dass Joe nur plapperte, um zu plappern. Aber er war auch nicht der einzige, der sich ungewöhnlich verhielt. Adam benahm sich auch nicht wie immer. Als Hop Sing die Schale mit Rührei brachte, nahm sich nicht nur Hoss, sondern auch Adam einen Nachschlag. Adam, dessen Frühstück zumeist aus nicht mehr als Kaffee und Toast mit Marmelade bestand, hatte nun bereits mehr als das Doppelte locker verputzt. Und irgendwie sah auch Adam ungewöhnlich heiter aus. Ben wusste nicht, wann seine Söhne zurückgekehrt waren, er wollte ihnen vertrauen und hatte sich zeitig schlafen gelegt. Aber da sie keine Müdigkeit zeigten, waren sie wohl nicht so spät wiedergekommen. Ben war erleichtert darüber, auch darüber, dass sie offensichtlich gestern Spaß gehabt hatten. Obwohl das Ergebnis ungewohnt war, war er froh. Worüber er gar nicht froh war, war Jeffs Zustand. Ihr Mitarbeiter war nun schon ein paar Tage bei ihnen und es ging ihm immer schlechter. Ben hatte versucht, ihm heute etwas Nahrung schmackhaft zu machen. Aber durch die tieftraurige Phase, die er hatte, kam er einfach nicht durch. Und als wäre das noch nicht schlimm genug, waren die Schmerzen schon so schlimm, dass sein Körper hin und wieder krampfte. Es war ein Trauerspiel. Ben blickte auf, als er das Knarzen eines Wagens und Hufgetrappel hörte. Auch die anderen am Tisch hatten mitbekommen, dass sie wohl Besuch hatten. Alle standen sofort auf und gingen zusammen hinaus, um die Neuankömmlinge zu empfangen. Danny kannten sie alle. Joes bester Freund saß auf Adams Fuchs Sport und sprang genau vor diesem vom Pferd. "Guten Morgen zusammen. Adam, deinem Sport geht es prima, das Eisen sitzt gut und sollte erstmal eine Weile halten. Ist Concho im Stall?", fragte Danny aufgeregt und wollte schon zum Stall rennen, da griff Joe lachend nach dessen Oberarm und hielt ihn zurück. "Guten Morgen, Danny. Ja, Concho ist im Stall, aber wen bringst du denn da mit?", grinste Joe. Auf dem Wagen saß eine Frau mittleren Alters, gar nicht mal so hässlich. Gute Kleidung, aber nicht gerade teuer. Und neben ihr saß ein kleiner Junge, vielleicht fünf, kurze braune Haare. Die Kleidung ähnlich wie die der Frau von der Preisklasse her, schön aber gewöhnlich. Nun sah auch Danny zu seiner Begleitung. "Ah, ich vergaß. Das sind Mrs. Emily Anderson und Matthew. Sie kam zu uns und sucht ihren Mann. Und da ich weiß, dass er vermutlich hier ist, brachte ich sie her." "Wir begrüßen Sie recht herzlich auf der Ponderosa!" Ben war sofort bei der Kutsche und wollte der Dame beim Aussteigen helfen. "Wer ist denn Ihr Mann?", fragte Adam und strich Sport über die Stirn. Er hatte seinen roten Hengst doch irgendwie vermisst. Prompt stand die Dame vor ihm und drückte Adam etwas in die Hand. "Jeffrey Anderson ist mein Mann. Ihr Mitarbeiter meinte, er wäre hier, ich möchte mit ihm sprechen. Können Sie solange auf Matthew achten?", fragte sie freundlich. Nun blickte Adam hinunter und hielt die Hand des Jungen in seiner. Matthew blickte schüchtern zu ihm auf und schien sich auch nicht unbedingt wohl zu fühlen. Adam fühlte sich etwas überfahren. Er schluckte und nickte sofort. "Natürlich." "Sei brav, ja, Matt. Ich komme gleich wieder." Ben brachte die Dame sofort hinein, während Hoss eine Kiste vom Wagen hob und folgte. Joe hatte eigentlich vorgehabt, Danny noch etwas aufzuziehen, da der sein Pferd anscheinend wirklich schmerzlich vermisst hatte. Aber dann sah Joe Adam und das Kind und musste einfach zu ihm gehen. "Hallo Matt, gefällt es dir hier?", fragte Joe und lächelte auf ihn hinunter. Scheu wurde Joe aus wahnsinnig intensiven blauen Augen angesehen. "Guten Tag, Sir, ja, es ist schön hier", sprach er mit leiser Stimme und senkte den Blick dann wieder. Adam ging in die Hocke, um mit Matt auf Augenhöhe zu sein und lächelte ihn offen an. "Wie alt bist du denn, Matthew?" "Ich bin fünf, Sir", meinte er und sah nur langsam hoch. "Du brauchst nicht 'Sir' zu mir zu sagen. Ich bin Adam und er ist Joe", bat Adam lieb. Matt nickte langsam. Aber sagen tat er darauf nichts. Nun war aber Sport der Meinung, er wurde genug ignoriert und stupste Adam mit der Nase gegen die Schulter. Adam lachte. "Und das ist mein Pferd, Sport." Von Neugierde getrieben sah Matt so weit hoch, dass er Sport erkennen konnte. Nun sah man auch das erste zaghafte Lächeln. "Schöner roter Sport." "Magst du Pferde?" Matthew nickte und sah sogar richtig interessiert aus. Also zog Adam Sports Kopf am Zügel leicht herunter, so dass Matt an dessen Kopf herankam. "Du kannst ihn ruhig streicheln. An der Nase ist er ganz weich." Matt zögerte, obwohl man ihm ansah, dass er eigentlich sehr gerne Sport streicheln würde. Joe konnte sich das nicht länger mit ansehen und hockte sich neben Adam und Matt. Dann nahm Joe Matts Hand und führte sie zu Sports Nase und führte die streichelnde Bewegung aus, bis Matt es von selbst tat. Dann ließ Joe wieder los und blickte kurz lächelnd zu Adam, welcher auch ganz glücklich aussah. "Weich", kommentierte Matt begeistert, seine Augen strahlten richtig. Es war, als würde er zum ersten Mal ein Pferd anfassen und es war das Schönste der Welt. "Ja, Sport ist ganz weich", stimmte Adam stolz zu und legte seine Hand auf Sports Stirn, um ihn ebenfalls zu streicheln. "Willst du mal aufsitzen?", fragte dann Joe. Matthew drehte sich schwungvoll um und sah Joe mit wahnsinniger Überraschung an. "Ich glaub, Mama mag das nicht", stammelte er nach einer Weile, auch wenn es ihm schwer fiel. Joe lächelte liebevoll und strich mit einer Hand durch Matts weiches braunes Haar. "Ich pass auf dich auf, Matti." Schließlich kehrte der freudige Ausdruck in Matts Gesicht zurück und er nickte zaghaft. Also griff Joe ihn sich vorsichtig unter den Achseln und stand auf, um den Jungen schließlich in Sports Sattel zu setzen. Joe wickelte einen Zügel um das Sattelhorn damit der nicht störte, den anderen hatte eh Adam und würde den auch behalten. "Und wie ist es?", fragte Joe grinsend und hatte das Gefühl, er betrachtete das glücklichste Kind auf der Welt. Matthew hatte jegliche Scheu mit einem Mal verloren und blickte sich überwältigt um. Es war alles so anders von einem Pferderücken aus. Auch das Pferd sah plötzlich ganz anders aus. Und die beiden Männer waren gar nicht mehr so furchtbar riesig wie noch am Boden. Plötzlich war Matt sogar größer als sie. "Toll!", rief Matt aus und hampelte vor lauter Freude ein wenig zu sehr herum. Joe legte eine Hand auf Matts Oberschenkel und hielt ihn lieber ein wenig fest. "Gut, dann leg deine Hände mal hier vorne an den Sattel und halte dich gut fest." "Warum?", fragte Matt ganz verwirrt und ahnungslos, aber tat sofort, was Joe gesagt hatte. "Na, weil Sport kein Schaukelpferd ist, er kann wirklich laufen", lachte Joe leise. Das nahm Adam als Zeichen und ging langsam los, Sport folgte ihm dann auch sofort, aber ging in ganz langsamen Schritten hinter seinem Herrn her. Adam hatte schon geahnt, dass es auf eine Runde Schritt laufen hinauslief, als Joe fragte, ob Matt kurz aufsitzen wollte. Matt freute sich eindeutig, er jubelte und lachte nicht. Aber sein Grinsen war so strahlend und seine Bäckchen so rot, wie es nur ein überglückliches Kind zustande brachte. Adam führte Sport ein paar Runden über den Hof, Joe blieb dabei an Matts Seite und hielt den Jungen fest. Bald kam auch Danny mit seinem Rappen aus dem Stall und kam grinsend zu ihnen herüber. "Hey, kleiner Cowboy, wann gehen wir Rinder hüten?" Matt lachte und vergaß vor lauter Freude, sich festzuhalten. Seine Arme schwangen durch die Luft, als wollte er wie ein Vogel abheben. Aber das war okay, Joe war ja da. Die Runden gingen weiter. Danny fand das Ganze genauso wundervoll wie die beiden Cartwrights und hatte sich auf die oberste Latte des Koppelzauns gesetzt, während er Concho am Zügel festhielt und ihn mit einer Karotte fütterte. Runde um Runde führte Adam sein Pferd mit dem jungen Reiter im Kreis. Joe und Matt verstanden sich mit jeder Runde immer besser und am Ende gab es keine Runde, in der nicht gelacht wurde. Nach einer Weile kam Mrs. Anderson aus dem Haus und beobachtete genau so einen Moment, worauf auch sie herzlich lachte. Sofort erkannte der Kleine die Stimme. "Mama!" "Hallo, mein Schatz", lächelte sie und kam herüber. Adam stoppte nun und da Matt jetzt zu seiner Mutter wollte, hob Joe ihn herunter. Sofort rannte Matt zu seiner Mutter und sprang ihr freudestrahlend in den Arm. "Mama, ich bin geritten!", strahlte er. Emily nahm ihren Sohn lächelnd auf den Arm, strich ihm zärtlich durch die Haare und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. "Ich hab's gesehen. Und, war es schön?" "Es war ganz doll schön, Mama!", nickte Matthew eifrig und grinste fröhlich. Nun wendete sie sich an die beiden Männer. "Vielen Dank, dass Sie auf ihn aufgepasst haben." "Es war uns ein Vergnügen und hat uns genauso viel Spaß gemacht wie ihm", wiegelte Adam sofort ab und lehnte sich neben Joe an Sport. "Bleiben Sie bei uns?", fragte dafür Joe neugierig. "Nein, ich habe ein Hotelzimmer in Virginia City. Das ist bei einem befreundeten Arzt von mir direkt nebenan. Er hat mir versprochen, Jeffrey bei sich unterzubringen. Da kann ich ihn dann immer besuchen. Und Matthew auch", lächelte sie und war, obwohl es ihrem Mann so schlecht ging, trotzdem guter Dinge. Joe bewunderte sie dafür. "Wie schade. Aber in Virginia City sind wir auch öfter. Man sieht sich bestimmt bald wieder", meinte Adam und folgte ihnen, zuerst half er Mrs. Anderson auf den Kutschbock und dann Matthew. "Schade, dass Sie gehen müssen. Ich glaube, Matthew hat es gerade angefangen Spaß zu machen", meinte Adam, Sport schnaubte neben ihm als wollte er zustimmen und kam so weit heran, dass Matt noch mal seine Stirn streicheln konnte. Dafür beugte sich Matt weit hinaus. Aber seine Mutter hielt ihn ja fest. "Pass auf deine Mami auf", meinte Joe grinsend und strubbelte liebevoll durch Matts Schopf. Matt lachte und lächelte beide Cartwrights begeistert an. "Ich pass auf Mama auf. Aber Adam und Joe müssen auf Sport aufpassen." "Das kriegen wir hin", schmunzelte Adam und trat nun etwas zurück. "Dann bis bald", lachte Emily, trieb die Pferde an und fuhr vom Hof. Adam und Joe sahen ihr nach, bis sie nicht mehr zu sehen waren. "Hey, sie ist verheiratet", rief Danny lustig von seinem Platz aus und ging wohl davon aus, sie wären an Emily interessiert. Joe schnaubte leise und lehnte sich kurz an Adam. "Keine Angst, bei mir hat sich nichts geändert seit gestern ", rief Joe und ging zu seinem besten Freund, nachdem Adam ihm kurz versichernd die Hand gestreichelt hatte. "Auf wen wartest du eigentlich?", fragte Joe und lehnte sich neben Danny an den Zaun. "Ähm, auf dich?" "Auf mich?", fragte Joe verwundert. Er konnte sich nicht daran erinnern dass er mit Danny verabredet gewesen war. "Na ja, ich ging davon aus, du willst so schnell es geht von hier weg. Jetzt, wo du wieder frei bist", erklärte Danny und strich seinem Pferd kurz über die Stirn, ehe er vom Zaun sprang. "Oh, ja. Aber ich habe vorher noch was vor. Nach dem Mittag hab ich Zeit. Komm doch einfach zum Essen", meinte Joe und grinste sein typisches Grinsen. "Erzählst du es mir?", fragte Danny neugierig und lehnte sich vor, damit Joe es ihm verraten konnte, ohne dass Adam etwas mitbekam. Joe grinste breit. "Nein." Danny entfernte sich entsetzt wieder. "Das ist eine Sache, die geht dich nichts an. Zumindest nicht im Moment. Ich sag es dir irgendwann vielleicht mal." Danny war wirklich überrascht. Er war es gewohnt, dass Joe ihm wirklich alles erzählte. Über seine Verwunderung entging ihm auch das stolze Lächeln, welches Adams Gesicht zierte. Dann fing er sich wieder und nickte verständnisvoll. "Okay. Gut, dann mittags." "Auf jeden Fall Mittag, ich verspreche es", schmunzelte Joe. "Gut, dann komme ich später wieder", meinte Danny schließlich und stieg auf. Er verabschiedete sich mit einem knappen Nicken von Adam und ritt vom Hof. Ihm sah Joe nicht so lange nach, er wusste ja, wie Danny von hinten aussah und er war der Meinung, er würde lieber seinen Bruder von hinten sehen. "Wie rücksichtsvoll von dir, zu warten, bis er geht", grinste Joe. Adam grinste schief und lehnte sich an dieselbe Stelle, an der Danny zuvor am Zaun gesessen hatte. Joe grinste ihn an und fuhr mit einer Hand durch Adams Haar. "Und was hast du nun so Wichtiges vor?", fragte Adam schließlich und ignorierte Sport hinter sich einfach, welcher seinen Kopf an Adams Schulter rieb. Joe lächelte liebreizend und spielte mit Adams Halstuch herum und kam ihm so nah, dass er ihm einen sanften Kuss auf die Nasenspitze verpassen konnte. "Liebster Bruder, das sag ich dir nicht", flüsterte er liebreizend und bekam einen ähnlich entsetzten Blick von Adam wie von Danny zuvor. Joe konnte nicht anders und musste lachen. Sobald er sich aber beruhigt hatte, strich er über Adams Brust und sah ihn ein wenig ernster wieder an. "Heute Abend siehst du es." "Abend?" "Ja, ich muss wohl wirklich ein wenig mit Danny was machen, sonst glaubt er noch, ich mutiere zum Stubenhocker", grinste Joe spöttisch. "Besser ist das. Ich habe auch noch etwas Arbeit vor mir", stimmte Adam nun zu und war im Geiste wohl schon weiter. Sein Blick war in die Ferne gerichtet und wirkte nachdenklich. "Ich werde früh genug wieder da sein, um dich wahnsinnig zu machen", prophezeite Joe und ließ die Hand an Adams Brust hinabgleiten. Mit den Fingerspitzen spürte er zu genau das plötzliche Anspannen der Bauchmuskeln und schmunzelte amüsiert. Diesmal stoppte er bereits am Hosenbund, spielte jedoch kurz an Adams Gürtel herum, ohne ihn aber zu öffnen. Dann fuhr er mit den Fingerspitzen den Weg wieder hinauf und umgriff sanft Adams Kinn, um seinen Kopf zur Seite zu drehen. Joe lehnte sich vor und drückte einen langen gefühlvollen Kuss auf Adams Wange. Adam seufzte leise zufrieden und strich mit dem Handrücken über Joes Wange. "Pass aber auf dich auf, Kleiner." "Natürlich." Sich wieder zu trennen war so schwer. Aber diesmal schafften sie es. Adam brachte Sport in den Stall, während Joe Cochise sattelte. Zusammen gingen sie hinaus. Aber da es den richtigen Abschied schon gegeben hatte, nickten sie sich nur grinsend zu und schon stieg Joe auf und war dann auch schon vom Hof geritten. 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