Between Near and Distance - Unter den Goldkiefern von Raimei (Eine Bonanza Geschichte) ================================================================================ Kapitel 30: Kapitel 30 ---------------------- Kapitel 30 Joe schaffte es rechtzeitig, das benutzte Geschirr zu spülen und zu reinigen. Doch gerade stellte er den letzten Teller weg, da kam Hop Sing in die Küche und war natürlich überrascht, Joe in seiner Küche vorzufinden. "Guten Molgen, Little Joe. Was machen in Küche?" "Morgen Hop Sing, ich wollte mir nur Kaffee holen", redete sich Joe raus und nahm sich sofort eine neue Tasse und füllte sie mit Kaffee. Dann huschte er hinaus und setzte sich an den Frühstückstisch. Bald folgte Hop Sing und deckte den Tisch. Kurz darauf musste Joe fast lachen, als er hörte und roch, dass Hop Sing Pancakes und Rührei mit Bacon briet. Er versteckte sein Grinsen hinter seiner Tasse, als Adam angekleidet, gewaschen und frisch rasiert die Treppe herunterkam. Und verdammt, er sah gut aus. Joe lief das Wasser im Mund zusammen. Adam hatte ein glückliches Lächeln auf den Lippen und kam direkt zu Joe. "Morgen Joe", trällerte der Ältere und tat erfolgreich so, als würde er Joe heute zum ersten Mal sehen. Gut gelaunt nahm Adam Joes Tasse und trank ein paar Schlucke daraus. "Hey, hol dir deinen eigenen Kaffee", meckerte Joe halbherzig und bekam als Antwort einen Kuss auf die Schläfe. Huch, was war denn jetzt los? "Keine Zeit, ich muss los." "Jetzt schon?" Joe seufzte. "Je eher ich losreite, desto eher bin ich wieder da. Ich habe Pa gesagt, er soll nach deiner Wunde sehen. Ich denke, wenn deine Wundheilung so gut ist, wie ich denke, können wir morgen die Fäden schon ziehen." "Schon morgen? Ist das nicht zu früh?", wollte Joe unsicher wissen und legte sich eine Hand auf die Seite. "Sehen wir dann. Ich muss nun aber wirklich. Ich schick dir Danny und kümmert euch um Jeff." Sanft fuhr Adam durch Joes Haar und verwuschelte es ein wenig, ehe er sich losriss und durch die Tür auf einmal weg war. Kaum war die Türe hinter dem ältesten Sohn geschlossen, da kam Hop Sing aus der Küche. Verwirrt sah er zur Tür und sah durch das Fenster Adam in den Stall gehen. "Sohn Nummel Eins will kein Flühstück?" "Adam muss heute früh weg, Hop Sing, ich habe aber auch nicht viel Hunger. Eigentlich reicht mir der Kaffee und ein Toast." "Fül wen kochen Hop Sing eigentlich?", fluchte der Chinese und stapfte zurück in die Küche. "Ach, und zum Mittag ist Adam auch noch nicht zurück. Aber dafür isst Danny bestimmt mit", rief er und lehnte sich zurück. Sein Blick glitt zufällig über die Tasse und verharrte an der Stelle, an der Adams Lippen gelegen hatten. Warm und weich waren sie. Zumindest fühlte es sich so auf der Stirn, dem Scheitel, der Schläfe, der Nasenspitze und der Wange an. Joe seufzte leise und glitt mit einem Finger über die berührte Stelle. Der Finger war ein wenig feucht, höchstwahrscheinlich war es nur Kaffee. Aber Joe wollte, dass es mehr war und errötete heftig, als er sich den feuchten Finger auf die Lippen legte. Adam. Das war Adams Geschmack, zumindest bildete sich Joe das ein. Oh, verdammt, er sank immer tiefer und tiefer. Nun konnte nichts mehr etwas daran ändern, dass Joe sich nach dem Geschmack von Adam sehnte. Dem Geschmack seiner Lippen, genau auf Joes. Aufgewühlt rieb sich Joe mit beiden Händen übers Gesicht und versuchte, die aufsteigenden Gefühle wieder niederzuringen. Irgendwann, aber sicher nicht heute und auch ganz bestimmt nicht morgen. Er musste geduldig sein, nur weil er Adam küssen wollte, hieß das nicht gleich, dass Adam auch ihn küssen wollte. Joe wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Ben zusammen mit Hoss die Treppe runterkam. Joe schnaubte amüsiert, als er den ganzen Kram auf dem Arm seines Vaters sah. Ben balancierte den Verbandskasten und eine Kiste mit Stoffen und Papieren. "Morgen, ihr zwei. Braucht ihr Hilfe?", schmunzelte Joe und sah nun, dass auch Hoss mit Dekorationskram voll beladen war. "Morgen Joe. Es geht schon, aber du kannst dich mal frei machen", sagte Ben und lud alles vor dem Kamin auf dem Tisch ab. "Meinetwegen." Betont lässig erhob sich Joe und zog das Hemd aus der Hose raus und öffnete die Hose anschließend, um sie nur ein wenig herunterzuschieben. Er wollte im Wohnbereich nicht so viel Haut zeigen, wie er es sonst gerne für Adam tat. Also drapierte er seine Kleidung so, dass tatsächlich nur der Verband frei war. Vorsichtig setzte er sich dann halb liegend aufs Sofa und ließ sich den alten Verband abnehmen. "Adam hat wirklich Recht. Die können wir schon morgen ziehen. Du hast wunderbares Heilfleisch. Unglaublich, und dabei trägst du die Naht erst ein paar Tage", war Ben überrascht und versorgte die Wunde nur noch mit etwas unterstützender Salbe, ehe er schlicht das Ganze neu verband. Joe war selbst überrascht, dass die Wunde so schnell verheilte. Gestern um diese Zeit hatte sie noch geschmerzt. "Ich nehme an, ich darf dennoch nicht reiten?", fragte er vorsichtig. "Natürlich nicht!", rief Ben sofort. "Cooch wird steif, wenn er nicht bewegt wird", argumentierte Joe. "Da brauchste dir keine Gedanken drum machen", meinte Hoss kryptisch und stand am Fenster, durch das er hinaus sah. "Wie?", fragte Joe verwirrt und zog sich vorsichtig wieder an. "Adam nimmt Cochise gerade als Handpferd mit", meinte Hoss und zeigte aus dem Fenster. "WAS?", sofort war Joe auf den Beinen und sprintete zur Tür, die er aufriss und sofort weiterhetzte. Tatsächlich trabte Adam gerade gemächlich vom Hof und hatte Cochise an Halfter und langer Leine dabei. "HEY, WO WILLST DU MIT MEINEM PFERD HIN?", brüllte er so laut er konnte und war wutrot im Gesicht. Adam hatte ihn wohl gerade noch so gehört und drehte sich im Sattel um. Er schob den Hut nach oben und zwinkerte ihm zu, während er spöttisch winkte. "WENN IHM WAS PASSIERT, KANNST DU DICH WARM ANZIEHEN!", brüllte Joe und erntete nur ein ungläubiges Lachen. Dann trieb Adam Sport an, wodurch der Fuchs in den Galopp fiel und Cochise nach einem übermütigen Sprung dann auch. Dann war er weg. Und Joe stand da. Hektisch fuhr er herum und funkelte Hoss und seinen Vater wütend an. "Ihr wusstest, dass er ihn mitnehmen will, und habt mich abgelenkt, bis er außer Reichweite war!", warf er mit messerscharfem Verstand ein. "Na ja, also, weißt du, Joe...", druckste Hoss. "Wir waren der Meinung, du solltest heute wirklich nicht reiten. Und damit Cochise Bewegung bekommt, bot Adam an, ihn einfach mitzunehmen. Dass du dadurch gezwungen bist hierzubleiben, war dabei eigentlich zweitrangig. Aber tatsächlich solltest du das nicht wissen, bis Adam weg ist." Joe grollte und verschränkte die Arme. "Und was stell ich nun mit mir an?", schmollte Joe. "Oh, es gibt genug. Und so lange ist dein Paint nicht weg. Danny bringt ihn gleich direkt wieder mit", erklärte Hoss "Und welchen Sinn hatte das Ganze dann?" "Bewegung", grinste der Ältere. Joe seufzte. Nach dem Frühstück verbrachte er einige Zeit bei dem Verletzten. Jeff ging es entgegen aller Erwartungen nicht besser, vielmehr wurde es eher schlechter. Er fühlte sich immerzu müde und schlapp, außerdem schmerzten allen voran die Bisswunden wohl immens. Es war so schlimm, dass sich jetzt ein Fieber eingenistet hatte. Weswegen Joe nun bei ihm geblieben war und ihm immer wieder das Tuch auf der Stirn wechselte. Eigentlich wollte er ihm nur das Frühstück bringen. Aber dann war es zur Daueraufgabe geworden. Joe sorgte sich nun doch langsam. Wenigstens waren Ben und Hoss geblieben, so konnte immer noch einer von ihnen einen Arzt holen, sollte es noch schlechter werden. Joe hatte den Lappen gerade wieder nass gemacht, als die Tür aufging und Danny reinkam. Er lächelte verhalten und setzte sich neben Joe mit Blick auf Jeff. "Wie geht es ihm, Joe?" "Schlecht. Die Wunde schmerzt ihn ziemlich, außerdem hat er nun auch Fieber. Aber immerhin hat er ein wenig gegessen." "Wenn du willst, kann ich jetzt ein wenig auf ihn aufpassen. Ich habe deinen schwarz-weißen Schatz dabei. Und er ist sehr dreckig", schmunzelte Danny und knuffte Joe neckisch in die Seite. "Cochise! Was sollte die Aktion eigentlich? Warum klaut Adam mein Pferd?", wetterte er flüsternd. "Ich denke, er wollte dir einen Gefallen tun. Cochise ist auf unserer Koppel richtig ausgeflippt und hat alle Broncos angesteckt. Sogar Concho ist mir zweimal durchgegangen. Nur Sport war ruhig wie das Meer. Wir waren alle sehr neidisch auf Adam, dass sein Pferd so ruhig bleiben konnte mit so einem Kasper an seiner Seite", lachte Danny gedämpft. "Also geh schon", lächelte sein Freund schließlich, worauf sich Joe wirklich erhob und hinausging. Cochise war im Paddock, sein Fell sah aus wie eine Mischung aus Bucks und Sports Fell. Irgendwie rötlich, aber irgendwie auch hell. Joe erkannte die Farbe als Sand eines bestimmten Tals. Joe liebte die Stelle und war auch gerne dort mit Cochise. Allerdings wusste er nicht, dass Adam das wusste. Langsam flaute seine Wut über den Diebstahl ab und nun verstand er auch, dass es wirklich nur zu seinem und auch Cochise Besten gewesen war. Immerhin hatte er sein Pferd nach nicht einmal drei Stunden wieder. Eine Weile sah er Cochise beim Laufen und Fressen zu. Bis er ihn rief und sein Paint sofort angetrabt kam. Joe nahm aus einer Kiste das Nötigste und kam Cochise entgegen. Als erstes gab es ein Stück Möhre und dann konnte Joe anfangen, das Fell wieder sauber zu bürsten. Es dauerte tatsächlich eine ganze Stunde, bis er sein Pferd wieder ganz sauber hatte. Aber dafür schien Cooch ziemlich zufrieden und auch ausgeglichen. Ein paar Minuten nahm er sich, um mit seinem Pferd zu kuscheln und lehnte sich an Coochs Hals. Der Hengst stand ganz ruhig da und winkelte sogar ein Hinterbein an, um zu dösen, während Joe sein Maul kraulte. Joe schreckte auf, als Cochise irgendwann den Kopf hob und die streichelnde Hand so ins Leere griff. Wow, irgendwie war er weggedriftet. Nun hob er aber auch den Kopf und sah Danny, wie er Concho zu Cochise auf den Paddock brachte. Joe lächelte und schob sich durch die Stangen hindurch hinaus. Sollten die beiden Hengste mal etwas rumtollen. Dafür gesellte er sich zu Danny und lehnte sich an den Zaun. "Ich weiß, ich bin kein richtiger Ersatz. Es muss schlimm sein, nicht zu ihr zu können", meinte Danny schließlich. Und Joe war verwirrt. "Wovon sprichst du bitte?" "Na, dein Bruder bittet mich dauernd herzukommen, damit du ein wenig beschäftigt bist und nicht den ganzen Tag zu Hause schmollst. Aber ich weiß doch, dass du nun viel lieber bei deiner Angebeteten wärst. Und durch die Verletzung kannst du noch nicht mal zu ihr reiten, wenn du das willst." Dannys Blick war so mitleidig, dass Joe lachen musste. "Also, zuerst einmal hält mich hier keine Verletzung. Ich bin gestern auch einfach geritten, obwohl ich es nicht durfte. Und siehe da, ich lebe noch. So und zum anderen, wer sagt denn, dass ich meinen Schwarm nicht sehe?", grinste Joe und fuhr sich lässig mit einer Hand durch die Haare. "Willst du damit etwa sagen, sie war heute schon hier?", wollte Danny überwältigt wissen. "Ja, und später auch noch mal, zumindest hoffe ich, dass es zeitlich noch passt." "Aber wann? Wir haben doch gestern erst spät darüber gesprochen. Wie kann sie von gestern Abend bis jetzt schon hier gewesen sein?" "Oh, das war ganz früh. Ich habe mich aus dem Bett geschlichen, heimlich Frühstück gemacht und meinen Schwarm damit dann überrascht." "Dass eine so klasse Frau so früh morgens schon unterwegs ist. Also, na ja ist ja Glück für dich. Aber wie war es denn, hat sie sich gefreut? Erzähl mir alles." "Es war sehr schön. Ich hätte nicht gedacht, dass Zimt in Rührei wirklich schmeckt. Aber ich wurde eines Besseren belehrt", lächelte Joe und dachte an ihr gemeinsames Frühstück. "Also hat sie gekocht?" Nun war Danny aber verwirrt. "Nein, ich. Das mit dem Zimt wurde mir gestern Abend noch mitgeteilt. Aber ich erfuhr es nur durch Zufall. Auf jeden Fall war es ein voller Erfolg. Ich glaube, wir sind einen großen Schritt weitergekommen", strahlte Joe und erinnerte sich an jede Kleinigkeit, die das Frühstück beinhaltet hatte. Und vor allem Adams entblößten Oberkörper am Ende und das Lied für ihn. Unbewusst summte Joe die Melodie leise mit und bemerkte das gar nicht, hätte Danny ihm nicht so einen verwirrten Blick zugeworfen. "Was summst du denn da?" "Mein Lied. Das wurde mir heute Morgen nach dem Frühstück vorgesungen", lachte Joe verlegen und rieb sich über den Nacken. "Deine Herzensdame hat für dich gesungen?", fragte Danny mit ungewöhnlich hoher Stimme. "Ähm, ja. Ist das schlimm?" Wieso fragte er das? Das wusste Joe doch. Er hatte doch mit Abstand genug Verabredungen gehabt, um das zu wissen. "Das ist wunderbar! Dann beruht es doch auf Beidseitigkeit. War es ein Liebeslied?" Joe dachte an die Zeilen zurück und wurde tatsächlich verlegen und rot. "Ja." Danny strahlte. "Wann seht ihr euch wieder?" "Wenn es gut geht, heute noch. Ich denke, spät nachmittags oder abends." "Du musst sie mir vorstellen, wenn ich dann noch hier bin!" Joe lachte nervös, aber nickte trotzdem. Er konnte ja schlecht sagen, dass Danny 'sie' längst kannte. Genauso wenig, wie er berichtigen konnte, dass 'sie' ein 'er' war. Trotzdem hatte es gut getan, mit Danny darüber zu reden. Anschließend war das Thema vom Tisch und sie taten vieles, was Freunde nun mal tun. Scherzen, Spaß haben, Brettspiele spielen, noch mehr scherzen, Hop Sing auf den Nerv fallen. Aber sie kümmerten sich auch zusammen um den verletzten Jeff. Letztlich war Joe sehr froh gewesen, dass Adam ihm Danny doch geschickt hatte. So war die Wartezeit viel angenehmer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)