Between Near and Distance - Unter den Goldkiefern von Raimei (Eine Bonanza Geschichte) ================================================================================ Kapitel 23: Kapitel 23 ---------------------- Kapitel 23 Wie auf's Stichwort klopfte es an der Tür und Joe bat den Besucher herein. Die Schmetterlinge in seinem Bauch flatterten aufgeregt, als tatsächlich Adam herein kam. "Hey Joe, wie geht es dir? Hast du Schmerzen?", besorgt kam der Ältere näher und stellte den Verbandskasten neben sich, als er sich auf Joes Bettkante setzte. "Hallo Adam, ich spüre nichts. Und ansonsten geht es mir gut", beteuerte er und schob sich bereits das Hemd hoch. Adam kam gleich näher und nahm eine Schere aus dem Kasten. Ein wenig musste Adam noch die Unterwäsche hinunter schieben, um nicht versehentlich in den Hosenbund zu schneiden. Dabei berührten seine Finger die Haut am Unterbauch und das auch noch an der Leiste. Joe zuckte kurz und spürte ein intensives Kribbeln an der Stille. Tief atmete er durch und schloss kurz die Augen, um die aufsteigende Röte nieder zu kämpfen. Adam verstand den Laut glücklicherweise falsch und setzte ganz vorsichtig die Schere an, um den Verband abzuschneiden. "Ich bin vorsichtig, versprochen." Adam konzentrierte sich voll auf die Wunde und reinigte sie mit einem feuchten Tuch. Joe krallte sich mit einer Hand in seine Decke und starrte auf Adams sanfte Hände, welche wirklich ganz vorsichtig waren. Natürlich ziepte es schon, wenn Adam ihn verarztete, aber viel intensiver waren die Gefühle, die sich in seinem Inneren abspielten. "Du weißt hoffentlich, dass ich nicht gut finde, dass du einfach aufs Pferd gestiegen bist", sagte Adam schließlich und verteilte eine bewährte Heilsalbe auf der Naht. "Ich kann es mir denken." "Wir hatten eine Abmachung. Ich kann dich nicht belohnen, wenn du deinen Teil nicht erfüllst." Joe seufzte. Er hatte es doch gewusst, kein Lied. Frustriert ließ er den Kopf in den Nacken fallen und stierte hoch an die Decke. "Was hättest du denn an meiner Stelle gemacht? Ich habe mir Sorgen gemacht." "Genau genommen waren wir nicht zu spät. Es war nie die Rede davon gewesen, dass wir zum Mittag zurück sind. Wie kann ich sowas auch versprechen, wenn es um Leben und Tod geht?" Joe schnaubte. Er war den ganzen Tag über umsichtig mit sich umgegangen und hatte getan, was Hop Sing ihm sagte, meistens zumindest. Vorsichtig wickelte Adam einen neuen Verband um Joes Hüfte und befestigte ihn gut. Dann durfte der sich auch wieder anziehen und verkroch sich schmollend so halb unter der Decke. "Joe bitte. Wir haben aus gemacht, dass du tust, was Hop Sing sagt und es heute Abend keine Beschwerden geben darf." "Ich habe aber gemacht, was Hop Sing gesagt hat. Ich war den ganzen Tag drin und bin nur raus gegangen, um Cooch zu füttern. Und weil die Sonne schon unterging, wollte ich euch suchen. Jeder von uns würde dasselbe tun und wenn wir dabei den Kopf unterm Arm tragen müssten!", verteidigte er sich und schlug mit der Faust auf die Matratze. Adam seufzte. Und irgendwie verstand er das Problem dabei nicht. Warum beschäftigte Joe das so? Es kam doch eigentlich eher selten vor, dass Hop Sing wirklich zufrieden zu stellen war und noch seltener, dass Joe wirklich alles tat, was man ihm sagte. War er vielleicht zu streng? Wenn man bedachte, dass er am Morgen noch felsenfest davon überzeugt war, dass er Abstand zu Joe brauchte, dann wohl schon. Könnte er es denn wagen, seinem Bruder ein wenig entgegen zu kommen? Oder würde der dann wieder frech und dreist werden? Er müsste es auf einen Versuch ankommen lassen. Allerdings wollte er jetzt nicht extra die Gitarre anschleppen. Das ging auch so. Also setzte sich Adam aufrecht hin und begann mit der nötigen Trauer in der Stimme klar und in tiefem Bariton zu singen. In the pines, in the pines. Where the sun never shines. And you shiver when the cold wind blows Mit großen Augen blickte Joe ihn an. Adam summte aufgrund der fehlenden Gitarre den Zwischenteil und lächelte ein wenig. Er war wirklich zu weich. Als er aber weiter sang, war das Lächeln sofort fort und seine Stimme von Verlust durchtränkt. Tell me why, tell me why, You went away without even saying good-bye You cause me the grieve You cause me the mourn You left me here to cry Wieder summte er den Teil, der eigentlich von der Gitarre kam, aber er sang nicht weiter und ließ den letzten gesummten Ton schließlich verklingen. Joe blickte ihn hoffend an. Aber er blieb hart. Immerhin fing Joe nicht wieder mit diesem kindischen Schmollen an. "Wenn ich morgen alles mache, was ihr sagt... kann ich dann zwei Lieder morgen haben?", fragte Joe vorsichtig, was Adam gleich wieder seufzen ließ. Hätte er mal nicht nachgegeben. "Nein, vielleicht eines. Kommt darauf an, was morgen ansteht. Aber nicht zwei." "Schade." Joe seufzte. "Ich mag es sehr gerne, wenn du singst, Adam." "Danke für das Lob." Wieder musste Adam ein kleines Lächeln zulassen und das baute auch Joe wieder auf. Schließlich stand Adam aber auf und nahm den Kasten an sich. "Du gehst schon?" Joe zog eine Augenbraue hoch. "Ja, ich habe noch etwas zu erledigen." "Es ist fast Schlafenszeit. Und ich hatte wirklich kaum was von dir heute." Adam seufzte. "Was möchtest du denn von mir? Was soll ich tun, damit du zufrieden bist?", fragte Adam ein klein wenig gereizt. Was sollte auch dieses Gejammer heute. "Bleib noch ein wenig. Nur ein bisschen." "Und dann?" "Danach kannst du gehen." Adam rieb sich mit einer Hand übers Gesicht und stellte den Verbandskasten weg, dafür breitete er beide Arme aus und präsentierte sich Joe. "Gut, du hast gewonnen. Also was willst du nun?" "Setz dich hierher, neben mich", meinte Joe und zeigte dabei auf die freie Stelle neben seinem Kopfkissen am Kopfende an der Bettkante. Adam tat wie gehießen und setzte sich so, dass er sich an das Kopfende lehnen konnte. Dann konnte er auch schon Joes Hände an sich spüren, wie er an ihm herumzuppelte und ihn so positionierte, wie er ihn wollte. Schließlich hatte er ein Bein angewinkelt und zum Teil mit aufs Bett gelegt. Joe hatte sich mit dem Kopf auf seinen Schoß gelegt und ließ sich nun durch die Haare kraulen. Sein Kleiner hatte genüsslich die Augen geschlossen. Adam war das garnicht Recht, denn was er dabei fühlte, war jenseits von Gut und Böse. Es war nicht richtig und wenn Joe wüsste, wie es Adam dabei ging, dann würde er das nicht von ihm wollen. Dann würde sein Kleiner nie wieder seine Nähe suchen. Niemals wieder. Und eben deswegen verharrte Adam schweigend. Und im Geheimen genoss er diesen Moment sehr. Was er nicht wusste war, dass Joe es noch viel mehr genoss. Allerdings war Adam wohl müder als er gedacht hatte. Es dauerte nicht lange bis er einschlief. Und auch Joe konnte sich nicht lange wach halten. Also blieben sie einfach so. Irgendwann nachts war Adam wohl deutlich herunter gerutscht und irgendwie hatte er wohl auch seine Schuhe abgestrampelt, denn als er die Augen wieder öffnete, lag er vollends bei Joe im Bett. Zwar lag er auf der Decke neben seinem schlafenden Bruder. Aber er war sich sicher, dass er so nicht eingeschlafen war. Neben ihm bewegte sich etwas und durch das taube Gefühl in seinem Arm dämmerte ihm, dass sein Bruder diesen wohl innig umklammerte. Adam drehte den Kopf und sah sofort Joes Gesicht direkt vor sich. Sein Kleiner hatte den Kopf auf Adams Schulter liegen und mit beiden Armen den tauben von Adam umklammert. Er sollte aufstehen und in sein Zimmer gehen. Stattdessen befreite er seinen Arm, hob die Decke an und kroch ebenfalls darunter. Nun war Joes Kopf auf seinem Kissen gebettet und er lag auf seiner gesunden Seite. Adam legte sich Joe zugewand ebenfalls seitlich und legte vorsichtig eine Arm um Joe, um ihn ganz sanft an sich zu drücken. Adam seufzte zufrieden, als er die Nase in Joes Haaren vergraben konnte und schloss die Augen wieder. Er konnte diese Bedürfnisse und Gefühle zu jeder Zeit verteufeln und verfluchen, aber jetzt wollte er auch einmal Joes Nähe genießen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)