Between Near and Distance - Unter den Goldkiefern von Raimei (Eine Bonanza Geschichte) ================================================================================ Kapitel 21: Kapitel 21 ---------------------- Kapitel 21 Joe seufzte und lehnte sich vorsichtig zurück, während er den vierten, fertigen Strohstern hinlegte. Zum Glück hatte Adam vergessen, das Stroh wieder mit raus zu nehmen. So konnte er noch ein wenig basteln, nachdem er mit Hop Sing das Puzzle fertig gestellt hatte. Für das zweite Puzzle hatte ihm die Lust gefehlt. Vielleicht würde er das morgen anfangen. Nun hatte er alles an Stroh, Zweigen und Schnur aufgebraucht, die er noch da gehabt hatte. Ihm war zwar nicht mehr akut langweilig, dafür schmerzte die Wunde durch das lange Sitzen. Es war bereits Nachmittag und allmählich machte sich Joe Sorgen. Eigentlich hatte er gehofft, dass seine Familie noch vor dem Mittagessen zurückkehren würde. Für das Mittagessen hatte sich Joe sogar nach unten geschleppt. Er wollte zeigen, dass es ihm wirklich gut ging. Bis auf diese nervige Wunde versteht sich. Sie hatten eine Stunde gewartet, aber als dann noch immer niemand aufgetaucht war, hatten sie alleine gegessen. Joe war weniger streng und hatte gerne Gesellschaft, darum hatte er Hop Sing dazu überredet, mit ihm zu essen. Danach hatten sie Dame gespielt. Hop Sing hatte ihn solange toleriert, bis er auf dem Sofa beinahe eingeschlafen wäre und sich durch eine unbedarfte Bewegung selbst Schmerzen zugefügt hatte. Ein Sofa wäre ja auch nicht zum Schlafen da. Also wurde er wieder ins Bett geschickt. Langsam aber sicher bekam er ein schlechtes Gewissen. Er hatte gehofft, dass einer seinen Paint versorgte. Cooch musste vor Hunger beinahe schon umkommen. Und Hop Sing war zum nahen Bach aufgebrochen. Er war also tatsächlich auf sich allein gestellt. Er konnte sich ruhig verhalten und auf den Chinesen warten, wie man es auch von ihm erwartete, oder aber er kümmerte sich selbst um sein Pferd. Es war immerhin seines! Joe wartete genau 10 Minuten, dann war seine Geduld aufgebraucht. Er war aber auch noch nie der Geduldigste gewesen. Langsam erhob er sich aus seinem Bett und stieg vorsichtig in Hose und Schuhe. Das Hemd war schnell zugeknöpft. Vorsichtig verließ er das Zimmer und noch vorsichtiger krabbelte er die Treppe runter. Hut und Revolver ignorierte er. Cochise döste, als Joe den Stall betrat und sah seinen Besitzer erst an, als dieser die Hand an seinen Hals legte. Richtig eingeschnappt blickte der Paint ihn an und ließ sein schlechtes Gewissen in unermessliche Höhen steigen. "Ich weiß, tut mir leid Cooch. Ich dachte, meine Familie wäre eher zurück." Das schwarz-weiße Pferd schnaubte und blickte ihn abwartend an, worauf sich Joe beeilte und das Futter für sein Pferd anrichtete. Als Trostpflaster gab es die doppelte Portion Möhren. Und weil er gerade keine Schmerzen hatte, nahm er sich Striegel und Bürste, krabbelte zu seinem Pferd in die Nische und striegelte den Hengst mit vorsichtigen Bewegungen. Joe vermied es sich zu bücken und ließ die Beine seines Pferdes daher aus, was aber nicht weiter schlimm war, weil sein Pferd heute sowieso den ganzen Tag nur im Stall stand. Selbst das machte ihn kirre. Cochise war, wie er, am liebsten in Bewegung. Also machte er spontan sein Pferd lose, als er mit Putzen fertig war, und brachte ihn raus auf die Koppel. Joe holte sich einen Stuhl von der Veranda und setzte sich neben den Zaun. Er wollte nicht unbedingt alleine sein und wenn Cochise nun noch etwas laufen konnte, hatten sie Beide, was sie wollten. Schwer amüsiert sah er zu, wie sein Hengst durch die Koppel düste und immer wieder übermütig bockte. Es war so wunderbar ruhig. Seufzend hob Joe die Füße und legte sie übereinander auf einer Latte des Zaunes ab. Vielleicht hätte er doch seinen Hut mitnehmen sollen, die Sonne brannte ganz schön auf ihn hinab. Aber er hatte einen guten Engel. Hop Sing kam mit einem Eimer vom Bach zurück und kam sofort zu Joe, als er diesen erblickte. "Little Joe, ins Bett gehen!", wetterte Hop Sing und stellte den Eimer mit einem lauten Krachen ab. "Aber Hop Sing, da ist es langweilig. Außerdem muss ich auf Cochise achten. Der Arme wird noch fett, wenn er nicht rennen kann", verteidigte sich der jüngste Cartwright und schirmte mit einer Hand überm Auge die Sonne ab, während er den Chinesen ansah. "Little Joe, galnicht aufstehen dülfen." "Ich war vorsichtig. Guck, kein Blut", versprach Joe und hob das Hemd an, um zu beweisen, dass die Naht hielt. Tatsächlich war der Verband noch immer blütenweiß, was Hop Sing den Wind aus den Segeln nahm. "Und walum Little Joe ohne Hut in Sonne sitzen?", fragte Hop Sing etwas ruhiger. "Ich wollte nur kurz füttern und habe mich dann umentschieden." "Hop Sing muss Kaltoffeln schneiden fül nächste Tag. Hop Sing holt Hut, wenn Little Joe helfen schneiden", schlug Hop Sing einen Kuhhandel vor und erntete sofort ein breites Grinsen von Joe. "Klar helf ich dir, mach den Eimer voll Wasser und dann schneiden wir auf der Veranda." Hop Sing eilte hinein und stellte den kleinen Tisch auf der Veranda ab. Joe erhob sich ächzend und schleppte den Stuhl nah genug an den Tisch, aber so, dass er noch in der Sonne saß. Zwei Mal lief Hop Sing noch hinein, bis Joe seinen Hut bekam und ihn als Sonnenschutz aufsetzte. Für Joe waren die Körbe und Eimer schließlich so gelegen, dass er sich nicht bücken oder groß strecken musste. Also nahm er das Messer und die erste Knolle und schälte drauf los. Es ging eigentlich ziemlich gut und so verging auch die Zeit. Irgendwann waren alle Kartoffeln geschält und als Joe sich erleichtert im Stuhl zurücklehnte, bemerkte er, wie die Sonne schon erheblich gesunken war. Bald würde es dunkel sein. Besorgt blickte er zu Hop Sing. Auch ihr chinesischer Koch hatte bemerkt, wie weit die Sonne schon gesunken war und sah ähnlich besorgt aus. In Gedanken rieb Joe über seinen Verband. Wäre er nicht frisch genäht, wäre er schon längst auf seinem Paint und auf der Suche. Kurz warf er einen Blick auf Cochise. Sein Pferd sah frisch aus. Wie sollte es auch anders sein nach einem ganzen Tag Stall und ein bisschen Koppel. Hop Sing sah seinen Blick und gab ihm einen Klaps gegen den Unterarm. Erschrocken blickte Joe zu Hop Sing. "Little Joe warten. Zu gefährlich alleine zu suchen." "Und wenn sie Hilfe brauchen?" "Viele Menschen bei Lindeln. Wenn was passieren, jemand uns sagen", nickte Hop Sing zuversichtlich. Doch Joe war nicht beruhigt. "Es weiß doch keiner, dass wir hier warten und selbst wenn, werden die Meisten davon ausgehen, dass ich das Bett hüten muss." Das hätte er vielleicht nicht sagen sollen. Sofort sah Hop Sing ihn erschrocken an und zeigte sofort aufs Haus. "Little Joe krank, muss ins Bett." Joe verdrehte die Augen. "Hop Sing..." "Nein nein nein, Little Joe in Bett gehen", beharrte Hop Sing da nun felsenfest drauf. Joe seufzte und sah niedergeschlagen zu seinem Pferd. Cochise stand am Zaun und scharrte bereits. Sein Hengst hatte wohl keine Lust mehr auf die Koppel. Da kam ihm doch gleich eine Idee... "Fein, ich bring nur eben Cochise rein." Joe wartete nicht auf Hop Sings Zustimmung, sondern ging sofort zur Koppel. Allerdings versuchte er die verletzte Seite zu schonen. Geschmeidig schob er sich zwischen den Balken hindurch auf die Koppel und nahm Cochise am Halfter, um ihn zum Tor zu führen. Noch einmal sah er zum blutroten Horizont, die Sonne war schon nicht mehr vollständig zu erkennen. Bald würde sie verschwunden sein. Joe hatte einen Entschluss gefasst. Wie gut, dass Hop Sing nichts ahnte und die Kartoffeln rein brachte. Nun musste sich Joe beeilen. Er führte seinen Paint schnell in den Stall und beeilte sich, den Sattel auf Coochs Rücken zu heben. Das Zaumzeug hatte er ebenfalls schnell übergestreift und schwang sich noch im Stall auf den Rücken seines Hengstes. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)