Between Near and Distance - Unter den Goldkiefern von Raimei (Eine Bonanza Geschichte) ================================================================================ Kapitel 14: Kapitel 14 ---------------------- Kapitel 14 Adam und Joe erreichten den Hof, nachdem auch die letzten beiden Kurven genommen waren. Im Hof war Niemand, also wurden sie noch nicht bemerkt. "Da wären wir." Behutsam hielt Adam den Hengst an und ließ sich dieses Mal von Joe herunterhelfen. Dann sprang auch der Jüngere ab und griff sich die Zügel, um Chubby direkt in den Stall zu bringen. Adam folgte und nahm zuerst alles Schwere ab, ehe er den Hengst striegelte. Währenddessen gab Joe ihm Futter und Wasser. Dann nahm sich auch Joe einen Striegel und ging auf die andere Seite. "Also, wann reiten wir morgen los?", fragte Joe und blickte Adam über den Rücken des Pferdes an. "Ich habe da eigentlich keine Zeit für. Ich muss die Buchhaltung machen und außerdem fehlen mir auch noch wichtige Papiere, die ich anfordern muss.", meinte Adam zweifelnd und strich kraftvoll mit dem Striegel durch das staubige Fell. "Und wenn wir Beides machen?" "Wie Beides? Wie soll das denn gehen?" Adam sah Joe sehr verwirrt an. Zu Recht. Doch der Jüngere grinste nur und deutete auf sein schlaues Köpfchen. "Morgens, also bevor die Sonne aufgeht, reiten wir zum Sägewerk. Dann bleiben wir dort und legen uns bis Mittag auf die Lauer. Wenn wir bis dahin nichts finden, wird auch bis zum Spätnachmittag nichts mehr auftauchen. Pumas sind dämmerungsaktiv und meiden gerne die heiße Mittagshitze. Dann nehmen wir uns zwei Pferde. Ich reite zu den Broncos und du zu den Rindern. Dort fordern wir die Papiere und treffen uns anschließend wieder am Sägewerk." Joes Plan klang gar nicht so übel, aber wies noch Schwächen auf. "Und wie erklären wir Hop Sing, dass wir es wieder nicht zum Essen schaffen? Und vor allem, was tun wir, wenn wir die Papiere haben, bis zum Frühabend? Däumchen drehen?" Adam hob spöttisch beide Augenbrauen und tauschte seinen Striegel gegen eine Bürste. Dasselbe tat Joe nach einer kurzen Denkminute dann ebenfalls. "Dann machst du den Papierkram." Joes Antwort kam so selbstverständlich, dass Adam vor Schock fast die Bürste fallen ließ. "Ach. Du meinst also, ich mach mal eben so den Papierkram? Also im Holzlager, wo es keine Büros gibt und ansonsten auch immer laut zugeht. Und das Ganze noch während du um mich rumspringst. Kleinigkeit! Du hast vollkommen Recht, Little Joe!", rief Adam aus und fuchtelte wild mit der Bürste in der Luft rum. Joe verfolgte die Bürste mit den Augen und rechnete jeden Moment damit, dass Adam sie fallen ließ oder in die Ecke warf. Tat er aber nicht. Also fixierte er Adams Gesicht. "Nicht?" "Nein, Herrgott! Ich brauche die Papiere bei uns im Büro, um vergleichen zu können. Außerdem benötige ich einen Rechenschieber und überhaupt mache ich selten die gesamte Buchhaltung ohne Pa." "Ach du kannst das doch eh besser als er. Machs halt ohne Pa." "Das würde ich ja gerne. Ohne ihn würde es sowieso viel schneller gehen. Das will er aber nicht!" "Hm, und wenn ich dir dabei helfe und versuche zu machen, was Pa immer macht?" "Joe, wenn du mit mir in einem Zimmer bist, während ich die Buchhaltung mache, mein lieber, kleiner Bruder, dann werden wir Beide oder einer von uns am Ende nicht mehr leben.", grollte Adam tief und hatte die Stirn schon übelst vor Stress verzogen. So langsam machte Joe sich echt Sorgen. Nun musste er seinen tollen Plan noch einmal überdenken. Ihm war klar, dass sie viel effektiver arbeiten konnten, wenn sie sich einfach trennen würden. Aber das wollten sie ja eben nicht, weil es gefährlich war. "Ich hätte heute schon nicht mitkommen sollen. Ich habe viel wertvolle Zeit verloren.", meinte Adam zwar ruhig, aber eindeutig genervt. Joe spürte einen Stich im Herzen. "Und wenn wir noch früher losreiten und bereits im Dunkeln den Waldrand bewachen?", schlug Joe leise vor, hielt dabei den Kopf ein wenig gesenkt. Das fiel gerade auch nicht weiter auf, weil er sehen musste, ob er den Dreck vom Bauch des Hengstes entfernen konnte. "Und dann, Joe?" "Wir gehen rein sobald ein wenig Licht vorhanden ist und gehen raus, wenn wir bis Mittag nichts entdecken. Dann gehst du zu Rindern, ich zu den Broncos und wir treffen uns Zuhause wieder. Ich geb dir deinen Wisch und du kannst in dem Kram ertrinken.", erklärte Joe mit einem gewissen Unterton. Doch gerade war ihm egal, ob er großschnäuzig war. Adam hatte ja auch einfach gesagt, gemeinsame Zeit mit ihm wäre Zeitverschwendung. Adam seufzte und ließ die Bürste in die Kiste fallen. Nun nahm er einen Kamm und einen Hufauskratzer raus. Da die Mähne auf Joes Seite war, reichte er den Kamm rüber, bevor er sich herab bückte, um Chubbs Hufe zu reinigen. Joe nahm den Kamm und warf seine Bürste dann auch gezielt in die Kiste, ehe er sich der Mähne widmete. Nach den zwei Hufen auf seiner Seite reichte er den Hufauskratzer weiter. Dabei nahm er Joe den Kamm ab, um ihn in die Kiste zu legen. Als Letztes reinigte er mit einer weichen Bürste das Fell des Kopfes und wischte mit einem weichen Tuch die Augen und Nüstern ab. Da Joe noch mit den Hufen beschäftigt war, räumte Adam schon mal den ganzen Kram weg und ging anschließend zu Sport, um ihn zu begrüßen. Der Fuchs hatte nicht gerade selten mit den Hufen gescharrt, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Doch Adam hatte ihn einfach ignoriert und das doofe Pferd von Hoss geputzt. Aber jetzt war er zufrieden. Entspannt schnaubte Sport und drückte seine Stirn fest an Adams Brust. Adam lachte leise und streichelte ausgiebig Kopf und Hals. Ganz nebenbei bekam er mit, dass Joe dasselbe mit Cochise tat. Außerdem hatte er festgestellt, dass bei Buck der Eimer verschwunden war. Und beim genaueren Hinsehen erkannte er, dass dessen Bein nicht mehr bandagiert war. "Bucks Bein scheint verheilt zu sein.", informierte Adam und blickte kurz zu Joe. Der Jüngere entfernte sich von seinem Paint und krabbelte zu Buck in die Nische. "Ist nicht mehr geschwollen, aber ein wenig feucht. Vermutlich haben sie eben erst aufgehört, es zu kühlen. Abwarten, was die nächsten Tage ist.", meinte Joe schließlich und verließ die Nische wieder. Adam löste sich nun doch von Sport und sah sich das Bein von außen an. "Ja, abwarten." Adam nahm den Hut ab und rieb sich über die Stirn. "Wann wolltest du morgen früh los?", fragte er schließlich vorsichtig. "Um vier?", schlug Joe vor und ging zu Adam, welchen er ein wenig skeptisch musterte. "Das bedeutet, früh ins Bett heute.", meinte Adam und sah Joe fest an. Joes bester Freund wartete hier auf ihn. Sein Bruder würde sich niemals entgehen lassen, mit seinem Freund Zeit zu verbringen. Adam rechnete fest damit, dass Joe zurück ruderte oder ganz einfach verschlief. "Dann ist das eben so. Wenn du heute nicht mehr tun kannst, was du eigentlich vorhattest, dann kann ich auch einmal verzichten.", meinte Joe schließlich und lächelte auch noch so, als würde er das Opfer garnicht so ungerne bringen. Beinahe ließ Adam seinen Hut fallen. War das wirklich noch sein kleiner Bruder? Kurz räusperte er sich und hob dann die Gewehre auf. "Ich werde dich nur einmal wecken, Joe. Stehst du dann nicht auf, tuts mir leid." "Einverstanden." Warum grinste Joe nun, als wäre er debil oder hätte einen Zuckerschock? Irgendwas hatte er gerade verpasst. Auf jeden Fall hatte sich Joes Laune von fast zickig zu fröhlich schlagartig verändert. Adam kam da nicht mehr mit. Also schüttelte er darüber nur den Kopf und machte auf dem Absatz kehrt, um endlich ins Haus zu kommen. Joe lachte gut gelaunt und folgte ihm sofort. Im Haus trafen sie die Personen an, mit denen sie gerechnet hatten. Hoss und Danny saßen vor dem Kamin und hatten unheimlich viele Stoffe und Papier auf dem Kaffeetisch ausgebreitet. Ben saß an seinem Schreibtisch und blätterte ebenfalls in einem großen Papierhaufen herum, doch auch bei ihm lagen Stoffe herum. Adam und Joe sahen sich verwirrt an und blickten dann zurück zu den Anderen. "Oh Pa, sie sind zurück!", rief Hoss und eilte sofort auf Adam und Joe zu. Die beiden Heimkehrer hingen die Hüte auf und legten die Revolver ab. Erst dann stellten sie sich dem brüderlichen Ansturm. "Na? Nun sagt schon, habt ihr einen erwischt.", wollte Hoss aufgeregt wissen. Und auch Ben und Danny sahen interessiert herüber. "Nein. Keinen lebenden. Wir haben aber einen gefunden, der wohl schon über zwei Tage tot war. Wir haben ihn verbrannt. Wir reiten morgen sehr früh wieder hin und hoffentlich erwischen wir dann einen.", erklärte Adam und blickte wieder auf die merkwürdigen Haufen. "Und was tut ihr hier?" Hoss begann zu strahlen. Und Joe verzog sich zu Danny, mit dem er ein paar leise Worte wechselte, die Adam aber nicht verstand. "Pa möchte umdekorieren. Danny und ich sollten neue Vorhänge aussuchen und Pa guckt nach Teppichen." Adam und Joe zeigten dieselbe Reaktion. Sie guckten ziemlich dumm aus der Wäsche. "Aber wieso denn, Pa? Es ist doch alles schön, so wie es ist.", meinte Joe und eilte zu Ben, um sich auf dessen Schreibtisch zu lümmeln. "Ich habe viel Zeit Zuhause und vor allem Drinnen verbracht. Dabei sind mir einige Schäden an unserer Einrichtung aufgefallen. Außerdem habe ich die Teppiche und Vorhänge satt. Hop Sing bekommt eine neue Küche und ihr dürft euch eure Zimmer auch neu gestalten, wenn ihr wollt.", erklärte Ben ruhig und blickte nur kurz missbilligend auf Joes Hintern, welcher mal wieder auf seinem Tisch thronte. Hoss und Adam taten das nur noch selten. Joe hingegen eigentlich immer. "Aber Pa, haben wir nicht Besseres zu tun, als das Haus neu einzurichten?", meinte Adam und man sah ihm ganz genau an, was er davon hielt. Nämlich gar nichts. Joe konnte sich denken warum. Ben jedoch nicht. "Derzeit habe ich gar nichts Anderes zu tun, als bloß nicht zu viel rumzulaufen. Ich darf noch nicht mal mein Pferd bewegen, damit es nicht steif wird." "Wir haben jetzt keine Zeit für sowas, Pa. Wir müssen unsere Rinder und Arbeiter schützen und dafür sorgen, dass die Gefahr verschwindet. Ich habe heute noch nicht mal mehr Zeit, mich um die Buchhaltung zu kümmern. Dann werde ich mir sicher nicht Muster und Karten ansehen.", widersprach Adam energisch und sah bereits wie Ben mehr und mehr gereizter wurde. Aber es musste doch gesagt werden. Wenn sie jetzt rumlungerten, bekamen sie die Arbeit gar nicht mehr in den Griff. "Eigentlich dachte ich, gerade du als Architekt könntest dich dafür am meisten begeistern. Aber bitte, wenn du willst, dass zuerst andere Arbeiten erledigt werden, werde ich mich um die Buchhaltung und die Herdenvergrößerung der Rinder kümmern." Plötzlich zögerte Ben einen Moment, ehe er weitersprach. "Oh Moment, das geht ja gar nicht. Weil die Zahlen der Rinder und Pferde fehlen und außerdem immer noch nichts unternommen wurde wegen der Stammbücher." Jetzt war Ben sauer. Und Adam wurde immer sturer, so wie immer, wenn er mit seinem Vater auf keinen gemeinsamen Nenner kam. Gerade wollte er etwas erwidern, da sprang Joe dazwischen. "Ich habe heute Morgen die Anfrage beim Postamt abgegeben. Mister Edwards neue Anschrift wird morgen im Postamt vorzufinden sein. Pa, ich werde morgen nach dem Essen die Anschrift haben. Also wieso schreibst du unserem alten Nachbarn nicht schon mal. Ich kann den Brief dann morgen direkt absenden." Nun war die Luft raus. Sowohl Adam als auch Ben sahen Joe überrascht an. Dann stapfte Adam auf sie zu und zog eine Schublade des Schreibtisches direkt neben Joes Bein auf. Adam musste gar nicht erst wühlen. Er sah sofort, dass der Brief von gestern Abend weg war. Er wollte wirklich wissen, wieso Joe sich unerlaubt an seinen und Pas Sachen verging. Denn eigentlich hatten nur sie Beide Zugriff auf den Inhalt dieser Schubladen. "Ich bin etwas eher aufgestanden und hab den Brief direkt beim Postleiter vorgelegt. Ich wollte, dass es schnell geht. Offensichtlich ist euch das ja wichtig. Und ich weiß, ich darf an das Zeugs in den Schubladen nicht dran. Tut mir leid." Nervös pulte Joe an seinem Stiefelabsatz herum und schaute wirklich reumütig. Adam seufzte und schob die Schublade wieder zu. Im nächsten Moment hatte er einen Arm um seinen Bruder geschlungen und drückte ihn an sich. Es war recht steif und noch immer ungewohnt. Aber sobald er Joes leises Lachen hörte und den Druck erwidert spürte, war es vollkommen ok. Ben war zu erleichtert und gerührt, um darüber wütend zu werden. Es war zwar gegen die Regeln, aber Joe hatte die ja auch nur verletzt, weil er ihnen Arbeit ersparen wollte. Ben ging das Herz richtig auf bei dem Anblick. Denn dass Adam Jemanden von sich aus umarmte, war seit vielen Jahren schon eine Seltenheit. Sein Ältester mochte es einfach nicht, hatte es noch nie wirklich gemocht. Für Joe hatte er schon viele Ausnahmen gemacht, weil sein Jüngster gerade als Kind ein richtiges Klammeräffchen gewesen war. Durch Adams Studium war ihre früher so enge brüderliche Beziehung stark abgekühlt. Und als er wiederkam, steckte Joe mitten in der Pubertät. Nun schien es, als wäre Joe da hindurch und auch seine Frauenphase hatte sich ein wenig gelegt. Dafür knuddelte er wohl wieder gerne mit seinen Brüdern. "Habt ihr euch wieder zusammengerauft?", fragte er also leise, damit Hoss und Danny nicht unbedingt alles mitbekamen. Joe räusperte sich verlegen und machte sich nur ein wenig lose. Dann blickte er Ben an. Das kurze Nicken und breite Grinsen sagte eigentlich schon alles. "Wir versuchen es. Manchmal grummelt er noch. Aber das kann ich ab.", schmunzelte Joe frech und bekam gleich einen Klaps gegen den Hinterkopf. Nun wendete sich Adam Ben wieder zu. Und zu Bens Verwunderung zierte auch sein Gesicht ein verlegenes Rosé. "Es gibt Momente, da ist es wie früher. Aber dann macht er den Mund auf." Adam sah Joe aus dem Augenwinkel an. Joe sah es und grinste noch breiter, ehe er einen Arm um Adams Hals schlang und fürsorglich Adams Kragen richtete. Dann lehnte er sich lässig gegen Adam und sah lächelnd zu Ben runter. "Das Geheimnis ist, rauszufiltern, was er wirklich meint.", verriet Joe sein Geheimnis leise flüsternd. "Du filterst dir nur, was du hören willst.", verdrehte Adam sogleich die Augen. "Nein, was du meinst.", beschwor Joe fest entschlossen. "Und was mein ich?", hob Adam eine Augenbraue und drehte ihm das Gesicht zu. "Dass du mich sehr gern hast.", flüsterte Joe und grinste ihn keck an. Adam räusperte sich und blickte an die Decke um die Entgleisung seiner Mimik zu verbergen. Natürlich hatte Joe Recht! Aber warum in Gesellschaft? Gerade vor ihrem Vater! Das war so... Joe führte ihn vor! Man sah Adam sein Gedankenchaos an. Ben kannte seinen Sohn gut genug, um zu wissen, dass man nun das Thema am besten sein ließ. Es ging hier um wahre Gefühle. Die Teile, die Adam gerne versteckte und nur für sich aufbewahrte und am besten selbst gar nicht beachtete. Aber allein dass Adam Joe noch nicht weggeschoben hatte, war neu und ließ wirklich Vaterstolz aufkommen. Aber auch Joe kannte Adam immerhin ein bisschen. "Entschuldige.", flüsterte er ganz leise an Adams Ohr. So leise, dass Ben sich wirklich anstrengen musste, um die Worte zu verstehen. Adam nickte ganz leicht und nahm die Entschuldigung wohl an. "Ich habe aber Recht, oder?", hauchte Joe nun viel mehr und Ben konnte die Worte eher erahnen als hören. Adam dagegen hatte sie ganz genau gehört und kniff Joe nicht gerade zimperlich in die Seite. Worauf Joe deutlich zusammen zuckte. Aber das leise "Ja" hörten Beide und ließ sie grinsen. Dann erlöste Joe ihn und ließ los. Sein Herz klopfte ganz aufgeregt und in seinem Magen ging die Party ab. "Hey Hop Sing! Was gibt es zu essen?", rief Joe überdeutlich zur Küche und hüpfte fröhlich vom Tisch, um sich in der Küche nach dem Essen zu erkundigen. Adam und Ben blieben zurück. Ruhig sah Adam zu seinem Vater und erhielt wider Erwarten ein stolzes Lächeln. "Ich bin froh, dass ihr wieder zusammenwachst und ich bin sehr stolz auf dich. Du machst den Kleinen wirklich glücklich. Er verehrt dich." "Ja, ich weiß. Aber es ist schwer. Wenn man versucht sich anzunähern, ist man mit den Gefühlen sehr offen und hin und wieder kann jedes falsche Wort schmerzen." Adam überlegte kurz, ob er darüber mit Ben reden wollte, entschied sich aber dagegen. Dafür bekam er einen Geistesblitz und rieb sich stöhnend übers Gesicht. "Verdammt." "Adam? Was ist?" "Ich habe Joe vorhin unabsichtlich suggeriert, dass der Tag mit ihm heute Zeitverschwendung war. Darum war er auch auf einmal so zickig." "Dann solltest du das richtig stellen." "Ich Pa... ich brauch ne Pause. Das eben war schon viel zu viel.", gab Adam überfordert zu. "Du hast deinen Bruder verletzt. Also geh zu ihm hin und stell es richtig." "Jawohl Sir.", seufzte Adam und schlurfte zur Küche. Auf dem Weg kam ihm Hop Sing entgegen gerannt. Schnell musste Adam zur Seite springen, um nicht umgerannt zu werden. Aber zu ihm wollte der Chinese auch gar nicht. Dieser grüßte ihn nur kurz, aber überschwänglich, ehe er weiter eilte. Joe war also alleine in der Küche. Das war schon mal besser, als Hop Sing dabei zu haben. Tatsächlich stand sein jüngerer Bruder am Herd und rührte mit einem Löffel in einem großen Topf herum. Dann schöpfte er etwas daraus und pustete es, ehe er Adam bemerkte. "Ah Adam, komm her. Hop Sing hat Stew gemacht." Adam kam zu ihm herüber und sah neugierig in den Topf. Es war schlicht, aber Joe und Adam standen gleichermaßen auf das gute Zeug, weswegen sein kleiner Bruder es auch nicht lassen konnte und direkt am naschen war. Joe pustete noch etwas, so dass Adam seine Gedanken kurz sammeln konnte. "Der Tag war nicht verschwendet. Wir habe einen Puma verbrannt. Das ist viel wert. Und außerdem... ich habe meine Zeit gerne mit dir verbracht. Papierkram ist nicht wichtiger als der Schutz unserer Rinder und Arbeiter oder du. Eigentlich bist du das Wichtigste von alldem." So, er hatte es geschafft. Und Joe grinste wieder so. Er wollte ihm um den Hals fallen. Aber er tat es nicht. Es reichte, dass man sah, dass er es wollte, um Adam die Fassung zu nehmen. Unbeholfen hustete er und hielt sich eine Hand vor den Mund um ein eventuelles Rosé zu verbergen. Das war ja noch besser. "Ich weiß. Trotzdem danke, dass du es sagst." Joes grüne Augen glitzerten wie an Weihnachten. Was für ein Gedanke. "Mund auf.", befahl Joe und pustete noch einmal, bevor er den Löffel in den geöffneten Mund schob. Adam nahm die Hand runter, räusperte sich, nahm das zum Glück abgekühlte Stew vom Löffel und schluckte runter. "Lecker." Wann hatte Joe seine Hand genommen? Adam zuckte leicht zusammen, als er einen leichten Druck von Joes Hand verspürte. Und wieder hüstelte er um Fassung. Ach, was solls. Adam seufzte. Aber er schüttelte die Hand nicht ab. Nein, er lächelte. Und er nahm Joe den Löffel ab, um nun seinen kleinen Bruder mit dem Stew zu füttern. Hoffentlich blieb dabei noch was für die Anderen übrig, wenn sich die Brüder weiter im Wechsel gegenseitig fütterten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)