Between Near and Distance - Unter den Goldkiefern von Raimei (Eine Bonanza Geschichte) ================================================================================ Kapitel 13: Kapitel 13 ---------------------- Kapitel 13 "Weißt du, warum Joe einfach getürmt ist, Hoss?" "Ich habe eine Ahnung, Pa. Er wird wohl Sports Zöpfe raus machen." "Sport hat Zöpfe?", wollte Ben überrascht wissen und setzte sich fast zu ruckartig für seinen Knöchel auf. "Ja Pa. Ich denke es ist nur einer seiner üblichen Streiche. Er wird sie jetzt raus machen, weil er sich doch schuldig fühlt." "Aber Adam ist ihm nachgegangen!", rief Ben und hielt angespannt den Unterschenkel mit einer Hand umklammert. "Aaaach, Adam wird ihm schon nicht den Kopf abreißen.", winkte Hoss leichtfertig ab und war selbst total zuversichtlich. "Soll ich mal nachsehen?", fragte er nach ein paar Minuten nach. Erste Sorge schwang in seiner Stimme mit. Hoss hatte sich von Ben verunsichern lassen. "Glaubst du, Joe wäre lautlos dabei, wenn ihm der Kopf abgerissen werden würde?", fragte Ben. "Wir reden von Adam, Pa." Wieder Schweigen. Bis Hoss aufsprang. "Ich gehe nachsehen." "Ja, bitte tu das.", seufzte Ben erleichtert und lehnte sich beruhigt zurück. Hoss hingegen war nun angespannt und eilte zur Tür hinaus. Hoffentlich hatten sie sich noch nicht gegenseitig erwürgt. Mit verkniffenem Gesicht trat er durch die offene Stalltür ein und blieb verwundert stehen. Lange gab es aber nichts zum Wundern. Hoss hatte gerade genug Zeit um zu erkennen, dass Beide, sogar sein großer Bruder, rote Gesichter hatten und ihre Hände an Sports Hals lagen. Die Finger der Beiden waren verschränkt. Es sah ziemlich idyllisch aus. Wenn sie sich dabei noch angesehen hätten, hätte es das Bild vervollständigt. So zumindest Hoss Meinung dazu. Leider war der Moment sehr kurz. Denn kaum dass Hoss sich durch unvermeidliche Geräusche verraten hatte, sprangen Adam und Joe auseinander, als hätten sie sich verbrannt. Verdammt heiß verbrannt. Und dann musste Hoss auch noch schnell zur Seite springen, da Joe ihm entgegen gestürmt kam und ganz offensichtlich raus wollte. Es blieb ihm nichts Anderes übrig, als den Kleinen vorbeirauschen und zurück ins Haus eilen zu lassen. Die Haustüre knallte gerade zu, da erschien Adam neben ihm und seufzte hilflos. "Soll ich ihm nach?", fragte Adam unsicher. Hoss sah seinen älteren Bruder an und erkannte ihn kaum wieder. Adam fragte üblicherweise nicht nach. Der Ältere wusste stets und in jeder Lage, welche folgende Handlung die richtige war. Aber allem Anschein nach verunsicherte ihn Joes Handlung so sehr, dass er nicht mehr wusste, wie er darauf zu reagieren hatte. Hoss war jedoch noch viel unsicherer. Zum Einen fehlte ihm Kontext und zum Anderen wusste er sowieso nicht, was zwischen seinen Brüdern in den letzten Tagen lief. "Ich hab keine Ahnung. Little Joe läuft den ganzen Tag schon weg. Vielleicht hilft es ihm, allein zu sein." Wieder seufzte Adam und fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht. "Womöglich hab ich unseren Bruder kaputt gemacht, auch wenn ich nicht genau weiß wie." Hoss runzelte die Stirn. Kaputt? Joe sah doch noch völlig ganz aus. Obwohl es vielleicht doch nicht ganz so gesund war, so rot im Gesicht zu werden. Aber was wusste er schon. Tags drauf saßen Adam und Ben bereits am Frühstückstisch, als Hoss dazu kam. Joe war am Abend zuvor direkt auf sein Zimmer gestürmt und wurde seither nicht mehr gesehen oder gehört. Es hatte ihnen Sorgen bereitet. Doch wollte man Joe lieber erstmal in Ruhe lassen. Vielleicht war es nur etwas ganz Banales und Joe war heute schon wieder ganz der Alte. Hoss war sich ganz sicher, dass es so war und setzte sich gewohnt fröhlich auf seinen Platz. Die Hoffnung wurde zerstört, als Hop Sing nur für drei Personen den Tisch deckte. "Hop Sing, möchte Joseph nicht mit uns essen?", fragte Ben gewohnt freundlich. "Little Joe ist vor Sonnenaufgang gegangen. Little Joe hat Hop Sing geholfen bei Frühstück. Hat gesagt, keine Zeit zum Frühstücken. Hop Sing hat Little Joe ein Frühstück zum Mitnehmen gemacht.", bestätigte Hop Sing und wirkte alles Andere als besorgt. Ben dagegen wirkte sehr besorgt. "Hat er dir gesagt, warum er schon so früh los ist? War er irgendwie merkwürdig?" "Nein Mistel Caltlight, Little Joe hatte gute Laune, ganz wie immer. Aber wohin geritten, nicht sagen." "Schon gut Hop Sing, danke." Hop Sing nickte und wollte sich zurückziehen, als ihm doch noch was einfiel. "Little Joe vielleicht gesagt hat, dass nicht lang weg bleibt. Und ein Dummkopf mit zu viel Templament." Darauf konnten alle nur zustimmend nicken. Außerdem war es ungemein erleichternd zu wissen, dass Joe nicht vorhatte, den ganzen Tag fern zu bleiben. Zusammen betraten Adam und Hoss nach dem Frühstück den Stall. Cochise fehlte, ansonsten war alles wie immer. Also machten sie sich an die Arbeit. Während Hoss sich um Bucks Bein kümmerte, fing Adam an, das benutzte Stroh auszumisten und neues zu verteilen. Adam und Hoss waren noch immer im Stall zugange, als man Pferde näher kommen hörte. Tatsächlich war es Joe, der zudem Danny dabei hatte. Ganz so wie immer gingen die beiden herzlich miteinander um und brachten scherzend Dannys Hengst Concho auf den Paddock. Danach kamen sie mit Cochise zum Stall und grüßten die beiden Älteren übertrieben freundlich. "Ich sag es dir Danny, ich habe Recht. Ich habe bei Sowas immer Recht.", lachte Joe, brachte Cochise in seine Nische und nahm ihm das Sattelzeug ab. Dann wollte er eigentlich sofort Chubb satteln, doch blickte er erst Hoss an. "Hey Bruderherz, steht dein Angebot noch Chubby auszuleihen?" Hoss sah ihn verwundert an. Warum sollte er seine Meinung denn ändern? "Ja natürlich. Er wird sich freuen. Was hast du denn nun vor?" "Adam und ich wollten am Sägewerk nach Spuren suchen. Wenn sich was findet, sind wir vielleicht eine Sorge los. Ich kann dir wohl nicht sagen, wie lang wir weg sind. Aber keine Angst, du musst nicht mit Pa alleine bleiben. Ich hab dir Danny als moralische Unterstützung mitgebracht. Außerdem muss Einer darauf aufpassen, dass er nicht wieder abhaut, bis wir zurück sind." "Du bleibst heute also hier?", fragte Adam und wendete sich dabei direkt an Danny. "Meine Schicht ist vorüber, ich habe also Zeit. Eigentlich war der Plan gewesen, das verpasste Essen nachzuholen. Aber bis Mittag seid ihr sicher noch nicht zurück. Also bleib ich einfach bis zum Abend und helfe Mister Cartwright, Hoss und Hop Sing. Inzwischen hatte Joe damit begonnen, Chubb zu satteln. Anschließend führte er den Dunkelbraunen hinaus, ehe er zu Adam sah. "Also ich bin soweit. Komm in die Hufe.", scherzte Joe und lehnte sich mit verschränkten Armen lässig an den großen Hengst. Adam verdrehte die Augen und stützte sich auf den Griff seiner Mistgabel. "Also zunächst einmal brauchen wir Essenspakete, dann Verbandszeug, Munition und Gewehre. Desweiteren siehst du doch, dass ich gerade noch beschäftigt bin. Also bind dein Pferdchen an und besorge, was noch fehlt." Joe zog eine Flunsch und Danny lachte ihn zudem noch aus. Joe ließ den Kopf hängen und schob sich den Hut tief ins Gesicht, bevor er Chubb anband und ins Haus ging. Tatsächlich hatte er Alles recht zügig zusammen gesammelt. Also drapierte er das Zeug so auf Chubbs Rücken, dass noch zwei Personen Platz fanden. In der Zeit gelang es Adam die Boxen auszumisten und einzustreuen. Nachdem er im Haus verschwunden war, um sich zu waschen und frische Kleidung anzuziehen, kam er im gewohnten Schwarz wieder heraus. Er setzte sich gerade den Hut auf, als er neben Joe hielt. "Ich habe Pa Bescheid gesagt, dass wir nun losreiten. Wir sollen zurück sein, bevor es dunkel wird." Anschließend reichte er Joe ein Paar Lederhandschuhe. "Hier, ich habe gesehen, dass deine nicht mehr zu gebrauchen sind." "Und welche benutzt du dann?", wollte Joe wissen, ehe er langsam die Handschuhe annahm. "Ich habe mehr als ein Paar, Joe. Genau für solche Fälle." Tatsächlich zog er ein weiteres Paar Handschuhe aus der Gesäßtasche und zog sie über. "Am besten setzt du dich nach vorne, Adam. Chubb kommt mit deinem Gewicht nahe des Widerrists sicher am besten klar.", empfahl Hoss, welcher nun auch aus dem Stall zu ihnen herüber kam. "Ihr könnt ab und an tauschen, wenn ihr wollt. Aber mit Joe hinten schont ihr seinen Rücken." Joe nickte sofort begeistert, während Adam die Augen verdrehte. Hoss hielt die Zügel, während Adam als Erstes aufsaß und eine helfende Hand herunter reichte, um Joe hinauf zu ziehen. Genau wie bei Cochise gab es keinen existenten Abstand oder gar Privatsphäre. Anstatt aber selbst gegen Joe gedrückt zu werden, drückte sich der Jüngere nun gegen ihn. Augenblicklich verstand er, warum Joe der letzte gemeinsame Ritt öfter mal unangenehm gewesen war. Aktuell schien der Jüngere aber höchst begeistert zu sein. Denn Joe bleib einfach nicht still sitzen. Andauernd spürte Adam, wie Joe sich gegen ihn presste und bei jeder Bewegung seine Hüfte an Adams Gesäß presste. Und als wäre das noch nicht Alles, war der Platz vorne auch deutlich begrenzt. Joe amüsierte sich jedenfalls köstlich und schlang fest die Arme um Adams Oberkörper. Er drängte sich in der festen Umarmung, so eng es ging, an Adams Rücken. "Na wie ist das, liebstes Brüderchen?", kicherte Joe. Adam griff beherzt und mit rotem Gesicht Joes Hände und versuchte den Klammergiff zu lösen. "Joe, jetzt lass den Blödsinn.", schimpfte er und bekam zumindest Hilfe von seinem anderen, jüngeren Bruder. "Jetzt lass ihn halt los und rutsch etwas zurück. Da ist ja genug Platz für noch eine Person.", lachte Hoss und reichte Adam derweil die Zügel. Und tatsächlich ließ Joe kichernd los und rutschte soweit zurück, wie es für ihn wohl bequem war. Tatsächlich spürte Adam Joes Körper hinter sich immernoch sehr deutlich. Allerdings wurde er nicht mehr gegen das Sattelhorn gepresst und konnte selbst noch ein wenig nach hinten rücken. Danny lehnte am Zaun und betrachtete sich das Schauspiel mit einem ganz zufriedenen Gesichtsausdruck. Hoss ließ die Zügel nun gänzlich los. Adam nahm die Steigbügel auf und nickte den beiden Heimbleibern zu, ehe er Chubb antrieb und langsam losritt. Nach den ersten paar Schritten spürte er bereits eine Hand an seiner Hüfte. Scheinbar war die hintere Position nun doch nicht mehr so toll, wie Joe dachte. Adam schmunzelte, versuchte aber etwas schonendere Wege zu nehmen. "Geht es, Joe?", fragte er und drehte den Kopf ein wenig nach hinten, um Joe halbwegs ansehen zu können. "Ja, alles klar. Ich gewöhn mich schon noch dran. Ich melde mich, wenn ich Probleme habe.", meinte Joe. Adam konnte das deutliche Lächeln sehen und hören. "Gut, das Sägewerk ist nicht gerade nah. Ich werde bald das Tempo anziehen müssen." Als Antwort kam nun auch die zweite Hand auf Adams Hüfte zum liegen. Zudem schob Joe sich enger an ihn ran. Adam sah stur nach vorn, das leichte Lächeln auf seinen Lippen kam unbewusst. Kurze Zeit später ritten sie um die letzte Kurve. Vor ihnen lag eine lange, ebene Fläche. Adam erinnerte sich, dass sie mit Cochise hier sogar galoppiert waren. Aber da hatten sie Beide sich schon an den Paint gewöhnt gehabt. Adam probierte also erst einen federnden Trab. Nachdem das ganz gut lief, trieb er Chubby noch weiter und erkannte, dass der leichte Galopp angenehmer war als Chubbs Trab. Des Komforts wegen blieben sie bei dem leichten Galopp und das über den ganzen Weg lang. Zwar wurde bei jedem Galoppsprung, Joes Hüfte gegen seine geschubst, aber das war weder schmerzhaft noch unangenehm. Außerdem hörte er noch keine Beschwerden von hinten. Nur in kurvigen oder steinigen Gefilden parierte er in den Schritt durch. Es dauerte auch garnicht lange, bis Beide sich an Chubbs Gang gewöhnt hatten und prima die Bewegungen mit der Hüfte und Gewichtsverlagerung ausgleichen konnten. Sie harmonierten mit Chubb eigentlich ziemlich gut. Es lag sicher an dem größeren und breiteren Rücken des Hengstes, dass sie sich irgendwann auch nicht mehr beengt fühlten und hier Niemandes Körperteile taub wurden. So hatten sie bald das Sägewerk erreicht. Zufrieden stellte Adam fest, dass einige Arbeiter aus den Silbermienen da waren. Langsam dirigierte er Chubb zum Anbindeplatz und ließ Joe zuerst runterklettern. Anschließend stieg er selbst ab. Sein Vorarbeiter kam wieder sofort angerannt. "Mister Cartwright, ihr seid ja schon wieder hier. Was führt euch zu uns? Gibt es Probleme?" Adam hob sogleich die Hand und stoppte so den Redefluss des aufgeregten Mannes. "Dies ist mein Bruder, Joseph Cartwright. Wir sind hier, um uns im Wald genauer umzusehen. Gab es denn erneut Sichtungen oder Vorkommnisse?" "Einer eurer Bergleute hat einen Puma gesehen. Der war dann aber zu schnell fort gewesen. Das war noch nicht mal drei Stunden, nachdem ihr weg wart. Seitdem Nichts mehr." "Gut. Joe und ich werden lange im Wald verweilen und möchten, dass sich die Arbeiter aus dem Teil des Waldes für heute fern halten." Der Vorarbeiter stimmte zu und war eiligen Schrittes schnell wieder fort. Adam rieb sich kurz über die Stirn und wendete sich dann Chubb zu. Er nahm alles ab und legte dem Dunkelbraunen ein einfaches Halfter an, um den Hengst dann auf den kleinen Paddock zu bringen. Anschließend teilte er ihren Kram gerecht auf und gab Joe seinen Teil. "Bereit?" "Immer. Lass uns diese Plage endlich los werden." Joe grinste ihn mit seinem typischen Grinsen an und folgte ihm, als Adam die Richtung angab. Bald hatten sie den Waldrand erreicht und luden zunächst die Gewehre, bevor sie überhaupt nur einen Schritt hinein wagten. Einige hundert Meter weiter sahen sie als winzige Pünktchen ein paar Arbeiter mit Geleitschutz arbeiten. Also waren die schon mal weit genug entfernt und konnten sicher nicht mit Pumas verwechselt werden. Langsam machten sie sich los und folgten zunächst dem Weg. Der Blick von Joe war auf den Boden gerichtet und suchte am Rand nach Spuren, während Adam die Umgebung im Blick behielt. Immer wieder gingen sie vom Weg ab und mitten ins Grün, wenn sie Etwas sahen, das eine Spur hätte sein können. "Wo wurde das Tier denn gesehen?", fragte Joe schließlich, hob den Blick aber nicht. "Hier in dem Bereich, recht nah am Waldesrand. Und so weit drin sind wir ja noch nicht." "Gut, denn Spuren gibt es hier zumindest keine. Die Biester sind zu schlau, um uns Spuren am Wegesrand zu hinterlassen. Ich schlage vor, wir suchen nach möglichen Futterplätzen oder Höhlen. Alles, wo sich so ein Puma wohl fühlt." Joe sah Adam genau an, dass ihm nicht ganz wohl war. Dennoch nickte er und schlug sich ganz spontan ins nächste Gebüsch. Joe lachte leise und folgte ihm sogleich. Eine Weile durchstreiften sie den Wald. Sie fanden immer wieder mal kleine Spuren, allerdings von allem Möglichen. In den Wäldern lebten ja nicht nur Berglöwen. Joe war guter Dinge und fröhlich wie immer. Adam war angespannt und sah sich besonders in den dunklen Ecken gründlich um. "Ich habe ein mieses Gefühl, Joe.", sagte er schließlich und brachte Joe dazu, ihn verwundert anzusehen und schief anzulächeln. "Du und deine Gefühle, liebster Bruder.", scherzte Joe und verlor sein schelmisches Grinsen sofort wieder, als er Adams Blick sah. Joe schluckte und hielt sich näher bei Adam. "Was glaubst du denn?" "Ich weiß nicht. Ich fühl mich nicht beobachtet, aber Irgendwas stimmt hier nicht. Es ist zu ruhig, die Luft steht still. Ich kann es nicht benennen.", murmelte Adam und legte das Gewehr langsam an. Joe schob sich augenblicklich hinter seinen Bruder und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Adam spürte durch die Berührung, dass Joe nervös war. Aber dadurch ließ er sich jetzt nicht beirren. Konzentriert zielte er, aber er schoss nicht. "Siehst du da was?", fragte Joe dann unsicher. "Ich bin nicht sicher." Adam seufzte und nahm das Gewehr wieder herunter. Wenn er schon nicht erkennen konnte, was er sah, würde er unter Garantie auch sicher nichts treffen können. Kurzerhand nahm er Joes Hand von seiner Schulter und hielt sie fest, um Joe kurz hinter sich her zu ziehen. "Wir müssen näher ran, aber ganz leise." Zusammen schlichen sie näher zu der Stelle wo Adam meinte, was gesehen zu haben. Dabei vergaßen sie natürlich nicht, auf ihre Umgebung zu achten. Als sie schon ganz nah dran waren, blieb Adam allerdings abrupt stehen. Sofort griff er Joes Oberarm und hielt ihn fest, damit er nicht weiter ging. "Adam?" "Scht!" Geduckt schlich Adam weiter und hatte das Gewehr sofort wieder angelegt. Joe folgte auf dem Fuße. Schließlich erreichten sie den Platz und sahen aus nächster Nähe, was Adam schon aus einiger Entfernung komisch vorkam. Direkt vor ihnen lag ein toter Berglöwe. Verdreckt aber nicht blutig. Maximal zwei Tage konnte das Tier tot sein. Adam war sofort klar, dass das kein natürlicher Tod war und auch geschossen war der Puma nicht worden. "Der hatte bestimmt Tollwut. Was machen wir?", fragte Joe schließlich und ging nur ganz vorsichtig näher. "Wir müssen ihn verbrennen, damit andere Tiere sich nicht an ihm infizieren. Zu dumm, dass er schon so lange tot ist. So kann er nicht der Übeltäter von gestern sein. Das heißt, es gibt oder gab mindestens zwei tollwütige oder zumindest auffällige Pumas." "Also kommen wir morgen wieder?" Adam sah Joe auf seinen Vorschlag hin verwirrt an. "Morgen?" "Ja. Wenn das hier nicht der aggressive Puma ist, muss es noch einen geben und wenn wir den hier erstmal verbrannt haben, haben wir keine Zeit mehr um noch einmal den Wald abzusuchen. Also müssen wir morgen wiederkommen." Adam seufzte und nahm zuerst einmal ein Stück Plane, welches er extra mit zum Verbandszeug gepackt hatte und wickelte den Puma, ohne ihn selbst zu berühren, darin ein. Anschließend schleppten sie das überraschend leichte Tier hinaus aus dem Wald und auf eine relativ freie Stelle nahe des Waldrandes. Dort schichteten sie Holz auf und steckten den Kadaver in Brand. Eine Weile sahen sie zu und drehten erst ab, als sie sicher waren, dass der Körper restlos verbrannt war. Leider blieb ihnen nun wirklich keine Zeit mehr und so gingen sie zurück zum Holzlager. Ernüchtert berichtete Adam dem Vorarbeiter, dass sie zwar einen möglichen, tollwütigen Puma gefunden hatten, der aber leider schon tot war. Außerdem warnten sie alle Anwesenden, dass sie kein lebendes Tier hatten entdecken können. Es war womöglich also noch immer in dem Wald. Allerdings versprach Adam, dass sie am nächsten Tag sofort morgens wiederkommen würden und am besten heute keiner mehr den Wald betrat. Die Arbeiter willigten ein und ein Teil der Bergarbeiter machte sich sogleich zu den Weidegründen der Rinder auf. Adam und Joe verfielen in frustriertes Schweigen und sattelten Chubb zusammen. Es gab keine Diskussion darüber, wer nun vorne sitzen durfte. Joe saß zuerst auf und Adam platzierte sich, ohne zu meckern, hinter ihm. Ebenfalls ohne zu meckern, reichte Joe die Zügel an Adam weiter und ließ ihm auch die Steigbügel. Zuerst war Adam verwirrt, denn wenn Joe nichts weiter wollte als nur dazusitzen, dann hätte auch Adam vorne sitzen können. Doch als er merkte, wie Joe sich nach den ersten Schritten schon an ihn lehnte, da verstand er. Adam seufzte leise und legte den freien Arm um Joes Taille, um Stabilität herzustellen. Diesmal wählten sie von Anfang bis Ende Chubbys leichten, schwungvollen Galopp. Irgendwann hatte Joe einfach eine Hand auf Adams gelegt und streichelte mit dem Daumen über dessen Handrücken. Das ging nur, weil sie vergessen hatten, die Handschuhe anzuziehen. Adam wollte es nun nicht mehr nachholen und Joe war froh, dass sie es vergessen hatten. Aber gesprochen wurde nicht. Und da es eh keine Möglichkeit gab, sich anzusehen, war es etwas weniger peinlich als am Vorabend. Kurz vor der Ponderosa nahm Joe seine Hand weg. Sofort vermisste Adam die Wärme, die von Joes Hand aus gegangen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)