Feindbild von lunalinn (Hashirama/Madara) ================================================================================ Kapitel 4: Vier --------------- Etwa zwei Stunden später lag das Oberhaupt der Uchiha auf dem Futon seines Freundes, die wilde Mähne noch nass vom heißen Bad, das er zuvor genommen hatte. Er hatte sich in die Decke gewickelt, dabei auf Kleidung verzichtet, was Hashirama diesmal nicht halb so gut wie sonst gefunden hatte. Der Senju hatte die Zeit genutzt, um Tee zuzubereiten. Er stellte den Becher neben ihm auf dem Boden ab, musterte ihn kritisch – er konnte es fühlen. Madaras Augen brannten unter den halb gesenkten Lidern und die Müdigkeit schwäche seinen Körper, nun, da er zur Ruhe kam. Er hätte nicht so lange im Regen sitzen sollen, doch glücklicherweise sah Hashirama davon ab, ihm eine Predigt darüber zu halten. Davon abgesehen, dass Madaras Zustand ganz sicher nicht allein dem Unwetter geschuldet war. Die letzten Tage, nein, eigentlich konnte man schon von Wochen sprechen, waren hart gewesen. Obwohl Madara alles dafür tat, dass es seinen Leuten gut ging, musste er seine Position innerhalb seines eigenen Clans ständig gegen Anfeindungen verteidigen. Als würde es nicht schon reichen, dass er sich gegen die Senju aus dem Rat zur Wehr setzen musste. Izunas Verlust setzte Madara in dieser Zeit noch mehr als sowieso schon zu, denn sein kleiner Bruder hatte ihm immer den Rücken gestärkt – so wie es Tobirama auch jetzt noch bei Hashirama tat. Die beiden hatten nicht weniger Meinungsverschiedenheiten als Izuna und er damals, dennoch hielten sie zusammen, wenn es darauf ankam. Madara hasste diesen verfluchten Albino wie die Pest, doch er konnte nicht verhehlen, dass dieser Hashirama gegenüber loyal war – Tobiramas einzige gute Eigenschaft, wenn man ihn fragte. Doch ihn trieb nicht nur sein Hass auf Tobirama, sondern auch der Neid auf Hashirama. Eine sachte Berührung streifte seine Stirn, schob die zausen Strähnen beiseite; vermutlich um nach seiner Temperatur zu fühlen. Madara ließ ihn, schloss die müden Augen nun gänzlich. Er nahm wahr, wie sich Hashirama vorbeugte und die eigene Stirn an die seine lehnte. Er konnte seinen Atem in seinem Gesicht spüren, blinzelte leicht. „Du glühst…“ Die leise gesprochenen Worte hätten ihn normalerweise dazu herausgefordert, etwas Entsprechendes zu erwidern, doch sein Kopf fühlte sich wie in Watte gepackt an. Bevor er irgendwas nuscheln konnte, war Hashirama schon aufgestanden und seine Schritte entfernten sich. Madara widerstand dem Impuls, ihn aufzuhalten, nur schwer, doch das bisschen Stolz wollte er sich noch bewahren. Bei niemand anderem hätte er sich solch eine Schwäche erlaubt, doch Hashirama war nicht irgendjemand. Dieser Mann kannte ihn besser als jeder andere…zumindest besser als jeder andere, der noch lebte. Abermals vernahm er Schritte, ehe etwas Nasses auf seine Stirn gelegt wurde. Madara blickte nicht auf, blieb in die Decken gewickelt liegen und ließ Hashiramas Behandlung zu. „Ich könnte es mit Chakra-“ „Nein“, unterbrach er ihn murmelnd. „Halt einfach die Klappe…und leg dich hin.“ So schlimm stand es nicht um ihn, dass Hashirama seine heilenden Jutsu anwenden musste. Normalerweise war das Oberhaupt der Uchiha überhaupt nicht anfällig für Krankheiten, so dass er es abermals dem Stress und Ärger der letzten Wochen zuschob. Und der Trauer um Izuna, die ihn sich krank und ausgezerrt fühlen ließ. So etwas konnte nicht einmal Hashirama heilen. „Sicher.“ Aber er konnte es durchaus ein bisschen lindern, so wie jetzt, als er die Decke anhob und sich neben ihn legte. Madara wehrte sich nicht, als ihn der Senju näher zog, sodass er an dessen Brust lehnen konnte. Hashiramas Körper strahlte immer eine angenehme Wärme aus, die ihn gerade jetzt noch müder machte, als er es sowieso schon war. Die vom Kämpfen schwieligen Finger durchkämmten sachte seine Mähne, ehe sie sich in seinen Nacken schoben und diesen massierten. Hashiramas vertrauter, erdiger Geruch umgab ihn…erinnerte ihn an die Wälder, das Harz und Laub der Bäume… Als Madara das nächste Mal blinzelnd die Augen öffnete, hatte er jegliches Zeitgefühl verloren. Er lag auf der Seite, das Kissen, an dem Hashiramas unverwechselbarer Geruch haftete, fest umklammernd. Für einen Moment schoss Madara der Gedanke durch den Kopf, was Izuna hierzu gesagt hätte, könnte er ihn jetzt sehen. Es wäre nichts sonderlich Positives gewesen, davon konnte er ausgehen. Nun, zumindest fühlte er sich nicht mehr so ausgelaugt wie noch zuvor, denn der Schlaf hatte ihm gut getan. Ausnahmsweise hatten ihn keine Albträume gequält, sodass er sich ausgeruhter fühlte. Sein Hals fühlte sich rau und ein bisschen wund an, aber es war auszuhalten. Er setzte sich langsam auf, strich sich die störenden Haare aus dem Gesicht und blickte sich suchend nach dem Senju um. Lange konnte seine Wärmequelle noch nicht verschwunden sein, denn Hashirama war stets überbesorgt um seine Mitmenschen. Er würde ihn nicht einfach allein lassen, wenn er nicht hundertprozentig davon überzeugt war, dass es ihm besser ging. In diesem Moment fiel Madara auf, dass die Schiebetür ein Stück offenstand, und er erhob sich wankend, wickelte die warme Decke um sich. Vermutlich sah er aus wie eine zu groß geratene Raupe…gut, dass ihn außer Hashirama niemand sehen würde. Er fand diesen auf der Veranda sitzend vor, einen Becher Tee in den Händen haltend und mit abwesendem Blick zum Garten schauend. Vermutlich hatte Hashiramas grüner Daumen etwas mit seinem Jutsu zu tun oder aber es lag daran, dass er den Pflanzen dieselbe Liebe zukommen ließ, wie den Menschen in seiner Umgebung. Der Gedanke war ungewohnt sentimental und Madara verzog angewidert von sich selbst das Gesicht. Es war allein Hashiramas Schuld, dass ihm solche Dinge in den Sinn kamen. Hashirama mit seinem warmherzigen Gutmenschen-Getue, das auch ihn eingelullt hatte. Dabei sagte man ihm nach, er hätte ein Herz aus Stahl…tse, die sollten mal den Senju fragen. Hashirama hatte ihn natürlich direkt bemerkt und Madara beobachtete, wie er den Becher beiseite stellte, ehe er ihm ein sanftes Lächeln zukommen ließ. „Geht es dir besser?“ Madara schnaubte leise, während er sich neben seinem Freund auf der Veranda niederließ. Kühler Wind fuhr ihm durch die zause Mähne, doch die Decke wärmte ihn genügend, zumal er es sich nicht nehmen ließ, sich direkt an Hashiramas Schulter zu lehnen. Vielleicht war er ja doch krank, anders konnte er sich sein zahmes Verhalten nicht erklären. „Annehmbar“, antwortete er verspätet auf die Frage. Hashirama legte den Arm um ihn und Madara fragte sich, was er tun würde, sollte man sie beide wider Erwarten doch zusammen erwischen. Würde sich der Hokage herausrausreden? Möglicherweise…und Madara hätte Verständnis dafür, betreffend seiner Position. Aber was war mit Madara selbst? Kümmerte es ihn noch wirklich, wenn jemand von Hashirama und ihm erfahren würde? Oder achtete er nur aus Gewohnheit auf die Geheimhaltung ihrer Beziehung? Es würde seine Stellung im Uchiha-Clan noch mehr ins Wanken bringen können, aber das war sowieso der Fall. Resignierte er allmählich oder handelte es sich um blanken Trotz? Er konnte es nicht genau sagen, aber es fühlte sich alles nur noch ermüdend an. „Tobirama weiß von uns.“ Vermutlich hätte Madara zutiefst schockiert sein sollen, doch die Worte lösten bloß eine Art grimmige Befriedigung in ihm aus. „Das überrascht mich nicht“, gab er zurück, ein Gähnen unterdrückend. Hashirama drehte sich ihm zu, sah ihn verwirrt an. „Du hast doch nicht mit ihm darüber gesprochen?“, fragte er ungläubig, was Madara ein freudloses Lachen entlockte. „Ich bitte dich“, brummte er dann. „Der einzige Grund, aus dem ich überhaupt mit deinem Bruder rede, ist der, dass er eben dein Bruder ist, und ich ihm deswegen leider oft genug begegnen muss.“ Er zog die Decke etwas enger um sich, ließ den Kopf auf Hashiramas Schulter ruhen. Solche anschmiegsamen Momente hatte er nicht jeden Tag, doch gerade verlangte es ihn nach so viel Nähe wie möglich. Das war meistens so, wenn er bei der Gedenkstätte seiner Brüder gewesen war. Hashirama stellte seinen Anker, der ihn davon abhielt, einfach alles in seinem Hass und seiner Trauer niederzubrennen, dar. Oh, wie gern hätte er das manchmal getan…doch das hier war nicht nur Hashiramas Traum, sondern auch sein eigener. Konoha war ihre gemeinsame Zukunft. „Du bist naiv, Hashirama“, fuhr er fort, als sein Freund nichts mehr sagte. „Und Tobirama ist nicht so dumm, wie er aussieht. Er kann eins und eins zusammenzählen.“ Er musste nicht aufsehen, um zu wissen, dass der Senju soeben sehr unglücklich dreinschaute. Das tat er in solchen Situationen immer – deprimiert vor sich hin schmollen. „Nur weil-“ „Wie hat er reagiert?“, unterbrach er ihn unwirsch und kurz hielt der andere inne. „Was denkst du?“, gab er schließlich mit leichter Verärgerung zurück. „Er war ziemlich wütend deswegen. Er hat mein Urteilsvermögen angezweifelt, gemeint, dass du meine Pflichten behinderst…“ Madara konnte nicht anders, als ein bitteres Lachen von sich zu geben. Es brannte in seinem Hals, ähnelte mehr dem Krächzen einer Krähe. „Oh, ich hoffe doch, dass ich dazu in der Lage bin“, meinte er amüsiert und seine dunklen Augen blitzten auf. „Madara…“ „Du kannst es leugnen, so viel du willst, Hashirama. Natürlich bist du nicht so rational wie sonst, wenn es um mich geht. Das ist vollkommen normal oder denkst du, dass es mir anders geht? Und was deine Pflichten angeht, die Tobirama erwähnt hat…selbstverständlich erwartet man von dir, dass du eine Frau heiratest und Nachwuchs bekommst. So sollte es sein, nicht wahr?“ Abermals stieg dieses boshafte Lachen in ihm auf, er konnte es nicht zurückhalten. Sein Blick bohrte sich in Hashiramas, als er den Kopf hob, und er bemerkte die Bitterkeit in den braunen Augen. Zweifellos wusste sein Freund, dass seine Worte der Wahrheit entsprachen. „Mein Clan erwartet nichts anderes, Hashirama. Wir wussten immer, wer wir sind, und was unsere Pflichten sind. Im Endeffekt hat sich nichts geändert, Konoha und Frieden hin oder her, wir sind immer noch wir. Wir sind-“ „Ich liebe dich, Madara.“ Und diese vier kleinen Worte nahmen ihm den Wind aus den Segeln, so wie es immer schon gewesen war. In seinen jungen Jahren hatte Madara sich über alberne Liebesschwüre lustig gemacht. Es war nicht so, dass er niemals versucht hätte, eine Frau zu finden. Er hatte ein paar Frauen gehabt, sich ausprobiert und seine Erfahrungen gesammelt, doch dieses intensive, überwältigende Gefühl konnte ihm nur Hashirama geben. Ebenso wie nur Hashirama solche Liebesgeständnisse, die Madara nicht zum Lachen brachten, hervorbringen konnte. Wenn Hashirama solche Dinge sagte und ihn dabei so ernst aus seinen warmen, braunen Augen ansah, hatte er jedes Mal das Gefühl, sein Herz wolle seinen Brustkorb sprengen. Furchtbar kitschig und trotzdem konnte er sich nicht dagegen wehren. Er blieb ganz still, als der Senju den Kopf drehte und sich zu ihm herunterbeugte, um seine Lippen mit den seinen zu berühren. Als wollte Hashirama seinen Worten noch mehr Ausdruck verleihen, küsste er ihn mit einer Sanftheit, die Madaras Kopf leerfegte. In solchen Momenten war ihm die ganze Welt egal, denn das hier konnte ihm nur Hashirama geben. Nur Hashirama konnte ihm den Schmerz, den Hass und die Trauer erträglicher machen und ihn an seine guten Seiten erinnern. Einzig und allein Hashirama war dazu fähig, ihn mitsamt all seiner vielen negativen Eigenschaften zu lieben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)