Ginny Weasley von Liliputh (Wie fühlt es sich an, besessen zu sein?) ================================================================================ Kapitel 5: Halloween -------------------- „Lieber Tom, jetzt bin ich schon zwei Monate hier in Hogwarts und habe das Gefühl, dass die Zeit unglaublich schnell vergeht. Früher war mir ständig langweilig und ich wusste nichts mit mir anzufangen. Wenn ich nicht heimlich auf den Besen meiner Brüder geflogen bin, waren alle Tage gleich und ich hätte dir erzählen können, was ich drei Wochen zuvor getan habe. Aber das ist nicht mehr so, im Gegenteil. Ich befinde mich ständig an Orten ohne zu wissen, wie ich dort hingekommen bin. Du schreibst, es wäre das Wachstum, aber ich bin gar nicht gewachsen. Die ersten Noten für die Hausaufgaben sind super, aber ich kann mich nicht erinnern, diese Aufsätze geschrieben zu haben. Tom, das macht mir solche Angst!!!“ „Ginny, komm, wach auf! Du hast verschlafen!“ Erschrocken fuhr das Mädchen aus dem Schlaf und blinzelte in die plötzliche Helligkeit. Hermine stand vor ihrem Bett und befestigte die Vorhänge an den Seiten. „Was machst du denn hier?“, rief Ginny überrascht und unterdrückte ein herzhaftes Gähnen. „Nun, mir fiel auf, dass du beim Frühstück fehlst. Da dachte ich, ich schau mal nach dir.“ Ginny lächelte. „Danke. In der ersten Stunde ist Zaubertränke, dafür hätte Snape uns garantiert massenhaft Punkte abgezogen.“ „Definitiv“, bestätigte Hermine. „Bis später dann.“ Und mit einem letzten Lächeln verließ sie den Schlafsaal. Auf dem Weg in die Kerker nahm sie aufgeregtes Gemurmel der Portraits wahr. „Ja, der Fünhundertste, in der Tat! Es sollen wahnsinnig viele Gäste kommen, sogar die Jagd der Kopflosen hat sich angekündigt. Stattdessen prahlt er unentwegt damit, dass Harry Potter kommt. Wenn der an Halloween mal nichts besseres zu tun hat, als auf eine Todestagsfeier zu gehen...“ Überrascht wandte Ginny ihr Gesicht der Rittertafel zu und öffnete den Mund, überlegte es sich jedoch anders und hastete in die Kerker. Filch, der gerade am Wischen war, warf ihr einen hasserfüllten Blick zu und Ginny schauderte voller Unbehagen. Wie kam ein solcher Mann nur an eine solch nette Katze? Eine fieberhafte Aufregung überfiel sie: Heute würde etwas aufregendes geschehen. Sie würde alles dagewesene in den Schatten stellen und ein deutliches Zeichen setzen! „Was willst du?“, schnaufte Filch drohend und Ginny zuckte zusammen. Wo war sie nur wieder mit den Gedanken gewesen? Mit dem Läuten der Glocke gelang es ihr gerade noch, pünktlich zum Unterricht zu kommen. Der Duft des Festessens war überwältigend und für einen Moment schloss Ginny mit weit aufgeblähten Nasenflügeln die Augen. Unsichtbar stand sie hinter der Tür des Klos der Maulenden Myrte und lauerte auf Geräusche. Die Stimmen Harrys, Rons und Hermines waren längst verklungen. Ein freudloses Lächeln kräuselte die Lippen des Kindes. Sie hob den Zauberstab und murmelte einige wohl gewählte Worte. Der Duft des Festessens wurde von einem durchdringenden Geruch verwesenden Fisches verdrängt. Langsam drehte Ginny sich um und kniete vor dem Waschbecken nieder. Sie hatte gerade Luft geholt, um den Eingang zu öffnen, als ein Rauschen sie innehalten ließ. Dieser verfluchte Geist! Laut weinend, am ganzen durchsichtigen Körper bebend, schoss Myrte durch die Tür und verursachte eine riesige Wasserlache, als sie sich kopfüber in ihre Toilette stürzte. Mit kalter Wut bannte Ginny den Geist in der Toilette und sorgte dafür, dass er nicht mehr heraus käme, selbst wenn er wollte. Vom Gang her war ein lautes, hungriges Miauen zu hören und Ginnys Wut machte Vergnügen Platz. Der Eingang zur Kammer lag bereits offen, als Ginny den sich nähernden Basilisken hörte. Blitzschnell versah Ginny ihn mit einer Augenbinde. Als er an ihr vorbei glitt, entfernte sie die Binde. Mrs Norris schlang gierig den Fisch in sich hinein. Jedoch nicht mehr lange. „Töte!“ Ein heiseres Zischen entwich ihrer Kehle. Im nächsten Moment fiel Mrs Norris starr zur Seite. „Mal sehen, wie der verdammte Squib das aufnehmen wird“, murmelte Ginny hämisch. Sie fühlte sich großartig! Übermütig schwang sie den Zauberstab und ein dicker, roter Farbstrahl kam aus der Spitze und bekleckerte Ginnys Umhang. Erschrocken sah sie an sich hinab. Nun, diese Flecken würde sie später entfernen. Mit ruhiger Hand hielt sie den Stab an die Wand. Langsam erschienen Buchstaben und aus Buchstaben wurden Worte: Die Kammer des Schreckens wurde geöffnet. Feinde des Erben – nehmt euch in Acht! Es war zu schade, dass gerade keines der Schlammblüter umher lief. Alle waren beim Festessen. Ginnys Magen knurrte, doch noch immer stand sie mit vor Begeisterung roten Wangen da und betrachtete ihr Werk. Ihr Blick fiel auf die leblose Katze. „So kannst du nicht bleiben. Du musst doch ein richtiger Blickfang werden.“ Triumphierend hängte sie das Tier an einen Fackelhalter. So wird nun durch mich das edle Werk Salazar Slytherins vollendet, dachte sie. Lautes Schlurfen riss sie aus den Gedanken: Filch lief den Gang entlang. Den kriege ich!, dachte Ginny, doch schon war Filch um die Ecke gebogen und nun hörte sie hastige Schritte von drei Paar Füßen. Das Schlammblut Hermine Granger war dabei, doch ärgerlicherweise in Begleitung. „Geh“, zischte Ginny dem Basilisken zu und wenige Sekunden später hatte sich der König der Schlange in das Kanalsystem zurückgezogen. Jetzt sprach Harry. Ginnys Herz krampfte sich zusammen. Er wird mich niemals mögen. Nie. Ein eiskalter Schauer überfiel sie. Wo bin ich? Mit vor Entsetzen geweiteten Augen sah sie sich um und erkannte die Umrisse einer Toilette. Das Licht der Fackeln beleuchtete ihren Bruder, Harry und Hermine. Ginnys Beine zitterten, sie wollte zu ihnen gehen, stattdessen stolperte sie rückwärts in eine der Kabinen und wie ein großes, dunkles Tuch legte sich die Ohnmacht über sie. „Wo bist du gewesen? Ich habe mir Sorgen gemacht!“ Percys strenge Miene war das Erste, das Ginny im Gemeinschaftsraum wahrnahm. Himmel, pustete der sich wieder auf. „In der Großen Halle, wenn du nichts dagegen hast“, antwortete sie leise und spöttisch. Der Blick des Bruders glitt über den Umhang. „Was sind denn das für Flecken?“ Beunruhigt sah Ginny an sich hinab. Der Spruch hatte nicht so ganz funktioniert, wie geplant. Nur dank ihrer einmaligen Zauberkräfte war es ihr gelungen, sie beinahe zum Verschwinden zu bringen. Dagegen würde die Botschaft an der Wand durch nichts gelöscht werden können. Zu stark, zu magisch war die Farbe. „Ketchup“, antwortete sie gelassen. „Colin hat seinen Teller fallen gelassen. Und nun entschuldige mich bitte.“ Gemessenen Schrittes ging Ginny die Wendeltreppe hinauf. Hunger! Sie hatte solchen Hunger. Wie war das möglich, wo sie doch vor weniger als einer Stunde Kartoffeln, Braten, Kuchen und Eis gegessen hatte? Wenn die Schlammblüter erst merken, dass sie hier unerwünscht sind, werden sie schon von selbst in ihre dreckige Muggelwelt fliehen. Innerhalb eines Jahres wäre die Schule von allem befreit, was nicht nach Hogwarts gehörte. Mit diesem angenehmen Gedanken schlief Ginny ein. -- Wenn euch das Kapitel gefallen hat und ihr es euch gerne anhören würdet, könnt ihr das hier tun: https://www.youtube.com/watch?v=kJ3mDLGwH6g&t=2s Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)