Hide & Seek von Sauron ================================================================================ Kapitel 3: Struggle with emotions --------------------------------- Es war außergewöhnlich still und ruhig, als Jax am nächsten Tag mit seinem Motorrad beim Clubhaus ankam. Obwohl die Sonne schien und draußen mehr als gemütliches Wetter war, konnte er nur zwei Leute draußen vorfinden. Er stellte sein Motorrad nahe der Terrasse ab und stieg ab. „Nick, was ist los? Sind die alle unterwegs?“, fragte er, als er an Nick vorbeikam, der an seinem eigenen Motorrad am basteln war. Er hob den Blick, als Jax sich vor ihn hinstellte; mit einem Seufzen nickte er. „Sind heute alle unterwegs. Ärger mit den RCO anscheinend, ich weiß es nicht. Clay klang geheimnisvoll. Hat er dir nichts gesagt?“ Jax verschränkte die Arme und warf die Stirn in Falten. „Nein, er meinte gestern nur, ich solle weitermachen mit dem Verhören. Eigentlich weiht er mich in alles ein.“ „Naja, er hatte es auch eilig, um ehrlich zu sein. Ich glaube, er hat es schlichtweg vergessen. Er sagte zu mir nur, dass du dich um den Typen kümmern sollst.“ „Was? Warum ich? Verdammte Scheiße, ich bin doch hier kein Babysitter. Ich wollte den nicht mal hier haben!“, schnaubte Jax; seine gute Laune war im Keller. Es war typisch für Clay, sich wieder einmal vor den Befragungen zu drücken, nur weil er nicht an den Jungen herankam. „Jax, ich weiß es doch auch nicht. Ich soll den ganzen Tag draußen stehen, das find' ich auch nicht gerade bezaubernd. Ist ne Scheißhitze.“ „Stell dich nicht so an, man.“ Mit einem erneuten, wütenden Schnauben rauschte Jax an Nick vorbei und stieß die Tür zum Clubhaus auf. Drinnen war es warm, wie aufgestaut, und er brauchte wahrhaftig nicht lange, um herauszufinden, warum: die Klimaanlage war ausgefallen. „Nick! Warum kümmert sich keiner von euch Idioten um die Anlage? Muss ich hier eigentlich alles selbst machen? Das nächste Mal köpf ich euch!“ „Jason holt schon neue Teile, wir haben nichts auf Vorrat, tut mir leid!“, war die klägliche Antwort, die Jax gerade so durch das offene Fenster mitbekam, während er gegen die hölzerne Theke trat, die unweit des Eingans lag. So konnte der Tag ja beginnen. Obwohl er nicht einmal ansatzweise die Laune dazu auftreiben konnte, ging er nach einem Schluck warmen Bier in die hinteren Räume, in denen auch der Konferenzraum lag. Selbst hier war die Hitze unerträglich. Als er die hölzerne Tür auftrat und geräuschvoll eintrat, sah er den jungen Elijah heftig zusammenzucken. Er war schweißgebadet, als er Jax sah. „So, Freundchen. Ich habe weder die Zeit noch die Lust mich heute lange mit dir zu befassen, also rück' raus mit der Sprache oder es setzt Schläge. Wozu der Brand?“ Elijah stand der Schweiß auf der Stirn, und trotz der heftigen Hitze in dem Raum zitterte er am ganzen Leib. Ob es aus Angst war, das vermochte Jax nicht zu beurteilen; die blauen Augen sahen jedoch eingeschüchtert aus, und ein blanker Spiegel aus purer Angst war darin zu sehen. „Ich.. ich weiß es nicht, ehrlich nicht. Ich.. ich kann doch nichts dafür, was alles passiert ist. Kann ich.. kann ich vielleicht etwas zu trinken haben?“, stammelte Elijah, und Jax, der seinen düster verzogenen Blick auf ihn richtete, schnaubte. „Ist das dein scheiß Ernst? Sehe ich etwa aus wie ein Kellner?“ „Nein, ich habe nur seit gestern nichts mehr getrunken....“, presste Elijah unter einem heftigen Schlucken hervor, während Jax ihn geringschätzig musterte. „War keiner hier?“ „Seitdem Sie gegangen sind nicht mehr.“ Jax atmete zischend aus und raufte sich durch die blonden Haare; das durfte doch alles nicht wahr sein. Und es sah Clay nicht ähnlich, dass er Geiseln nahm und sie dann quasi verenden ließ. Irgendetwas stimmte hier nicht. Doch Jax bewegte sich nicht, obwohl Elijah ihn flehend ansah. „Ich kann Ihnen nur sagen, was ich einmal mitbekommen habe, aber bei den Gesprächen selbst war ich nicht dabei, ich halte mich daraus. Ich möchte nur danach ein Glas Wasser haben.“, sagte Elijah, als Jax sich immer noch nicht gerührt hatte. „Wenn du bluffst, wird es dir übel ergehen. Und hör' auf mich zu siezen, ich komme mir ja uralt vor.“, stieß Jax mit zusammengebissenen Zähnen hervor und ließ sich auf einen der Stühle nieder, den Kopf in den Nacken gelehnt. Er spürte Elijah's Blick auf sich. „Entschuldigung, ich bin einfach so. Dann duze ich dich jetzt. Also, ich weiß nur so viel: Mein Vater hat sich mit den ranghöchsten Mitgliedern in den Saal gesetzt, und sie sprachen über einen Waffenhandel der Sons of Anarchy und dass dieser schlimme Auswirkungen auf die Westgrenze der Stadt haben könnte. Von dem anderen Kram habe ich nichts mitbekommen, ehrlich nicht, weil dann meine Mutter dazu kam und sagte, ich solle gehen. Das ist alles, was ich weiß.“, sagte Elijah leise, den Blick der großen Augen immer noch ängstlich und schüchtern auf Jax gerichtet, welcher sich während der Worte aufgesetzt und Elijah's Blick erwidert hatte. „Soso, die Westgrenze also...“, stieß er hervor und kaute sich auf der Unterlippe herum; ja, das konnte richtig sein; die Geschäfte des Clubs waren den RCO anscheinend zu erfolgreich gewesen. Und wegen dieser Lappalie hatten sie das Lager abgebrannt, mitsamt seiner Wachen.... Jax stand auf und ging auf Elijah zu, der sich mehr in den Sessel presste und schluckte, als Jax vor ihm stehen blieb und ihn musterte. „Und du sagst die Wahrheit?“, fragte er, und Elijah nickte heftig. „Ja, ich würde nicht lügen. Ich habe da gar keinen Grund zu. Ich verabscheue diese Gewalt.“ „Okay.“, sagte Jax und drehte sich zur Tür. „Nick!“, rief er, doch er wusste auch schon vorher, dass Nick mysteriöser Weise wahrscheinlich wieder nichts hören würde. Von draußen hörte man das Geräusch einer Schleifmaschine. Mit einem leisen Fluchen und ohne sich noch einmal umzudrehen ging Jax erneut in den vordersten Raum des Hauses; es ging ihm gehörig gegen den Strich, jetzt auch noch Wasser holen zu müssen, doch er hatte etwas aus dem Kleinen herausbekommen und Jax war nun einmal ehrlich – er hielt sein Wort, immer. Auch wenn er sich fragte, warum er eigentlich die Drecksarbeit erledigen sollte. Das Wasser, dass er aus dem Kühlschrank nahm, war kühl und tat gut, als er es gegen seine erhitzte Haut für einen Moment presste. Er nahm sich noch ein Bier und ging dann wieder zurück. Elijah's blaue Augen wurden ganz groß, als er sah, dass Jax kühles Wasser mitgebracht hatte. „Ich werde dich jetzt losmachen, aber nur zum Trinken. Denk dran, ich hab' ne Waffe, also versuch gar nicht erst, wegzurennen.“, murmelte Jax und stellte die Flaschen auf dem Boden ab, während er an die Rückseite des Stuhls ging und Elijah langsam losband. Das Seil hatte tiefe Kerben in Elijah's Haut geschnitten; Jax hörte genau das leichte Stöhnen, als er die Fesseln abnahm und die geschundene Haut endlich wieder frei war. Als wüsste er genau, was ihm drohte, blieb Elijah ruhig sitzen und rieb sich seine Handgelenke, während Jax wieder um den Stuhl ging und Elijah das Wasser hinhielt. „Danke.“, keuchte Elijah leise und schraubte die Flasche auf. Er trank sie in fast einem Zug leer, so durstig war er, und Jax, der ihn beobachtete, während er sein Bier trank, lächelte leicht. „Die Jungs sind eigentlich nicht so. Ist im Moment nur stressig. Du hättest dir dein Wasser vielleicht einteilen sollen.“, grinste Jax. Elijah nahm auch die letzten Züge aus der kleinen Wasser und schnappte danach erst einmal nach Luft; die Flasche schraubte er wieder sorgfältig zu, während er einen Blick in Jax' Gesicht wagte. „Anscheinend haben sie dich ja auf mich angesetzt, deswegen glaube ich, dass ich morgen wieder etwas bekomme. Außerdem kann ich mit den Fesseln nicht trinken.“, antwortete Elijah. Er blieb immer noch auf dem Sessel sitzen; vielleicht traute er sich gar nicht aufzustehen. Jax stieß ein leises Lachen aus und nahm noch einen Schluck Bier. Obwohl es kühl war und gut tat, spürte Jax immer noch eine wallende Hitze in seinem Innern. „Wo du recht hast, hast du recht. Ich kann nicht sagen, ob Clay nachher nochmal wiederkommt, aber wenn... tu' einfach so, als hätte ich dir kein Wasser gegeben.“ „Ist okay.“, seufzte Elijah. Auf seinen Wangen zeichneten sich noch die Schläge von gestern ab; die sonst so blasse Haut war bläulich verfärbt, und an manchen Stellen war sie aufgeplatzt. Das getrocknete Blut war jedoch nichts, was in Jax Mitleid auslöste. Es war eher der Ausdruck in diesen Augen. Seltsam, er hatte nie wirklich etwas mit Geiseln zu tun gehabt – und wenn, dann war er ähnlich mit ihnen umgesprungen wie Clay. Schläge und Misshandlungen, Gewalt, Tod. Doch sie brauchten den Jungen. Im Moment war er Gold wert. Ohne ein weiteres Wort stellte Jax sein Bier ab und drückte Elijah in den Sessel; der Junge stieß ein leises Keuchen aus. Mit geschickten und festen Bewegungen band Jax das Seil wieder fest, fester als beim ersten Mal, und Elijah stieß einen leisen Schmerzensschrei aus. „Halt die Klappe.“, fauchte Jax. Innerlich kochte er, von einer Minute auf die andere. Wut war da, und ein Gefühl, dass er nicht zuordnen konnte. Aber es drückte von innen gegen sein Brustkorb. Er band die Fesseln so stark, dass die Striemen an den Handgelenken fast wieder aufrissen. Als er wieder um den Sessel herumkam, schlug er Elijah fest ins Gesicht. „Schluss mit der Freundlichkeit. Bis morgen will ich mehr wissen, und Gnade dir Gott wenn du bis dahin nicht mehr rausrückst. Dann bringe ich dich eigenhändig um.“, fauchte Jax, während sein Gesicht sich wieder verdüsterte. Elijah war so perplex, dass er keinen Laut mehr ausstieß. Von seinem eigenen Wandel verwirrt und wütend, stürmte Jax aus dem Raum, nicht ohne vorher die Flaschen mitzunehmen: Er biss sich so hart auf die Lippe, dass er Blut schmeckte. Irgendetwas war da, was er nicht verstand. Der Junge hatte sich nicht gewehrt und hatte freiwillig erzählt, was er wusste. So verhielten sich keine Geiseln, die Schuld trugen an etwas. So verhielten sich Unschuldige, die nicht einmal ansatzweise mit dem Business etwas zu tun hatten; Menschen, die vielleicht einfach nur in die falsche Familie geboren worden waren. Der Gedanke an die blauen Augen schoss Jax heftig in den Kopf, und er schlug den nächstbesten Spiegel ein, den er erblickte. Die Flaschen fielen klirrend zu Boden und zerbrachen. Doch das Bluten seiner Fingerknöchel interessierte ihn nicht. Er spürte es gar nicht. Alles, was er merkte, war, dass er den Anblick dieses Menschen nicht ertragen konnte, ohne Mitleid zu empfinden – ohne etwas zu empfinden, dass in seinem Innern klopfte und ihn weich werden ließ. Als er sich gerade seine Schnitte an der Hand säuberte, kam Clay in den Raum. „Hast du etwas?“, schnarrte er, während er Jax' Hand ansah und dann in seine Augen blickte. „Ja. Und es wird dir nicht gefallen.“, stieß Jax hervor, und er sah Clay den Mund zusammen kneifen. „Dann werde ich morgen wohl zu härteren Maßnahmen greifen müssen.“ Jax antwortete nicht; er richtete seinen Blick fest auf seine Hand und versuchte seine aufsteigenden Gefühle niederzukämpfen. Er wusste, was das hieß. Denn Clay trug sein Messer nicht ohne Grund jede Minute bei sich und hatte es noch gestern schärfen lassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)