Hide & Seek von Sauron ================================================================================ Kapitel 2: Striking blue eyes ----------------------------- „Wie lange ist er schon bewusstlos?“ Clay's Stimme war nicht mehr als ein heiseres Flüstern; noch immer hielt er die blutige Kompresse gegen seinen Arm, der durch eine tiefe Schusswunde verletzt worden war. Angeschossen, jedoch nur gestreift – Clay hatte sich geweigert, ins Krankenhaus zu fahren. Er und Jax starrten auf den jungen Mann, der nach wie vor den Kopf gegen seine Brust gesunken hatte und nur ein Lebenszeichen von sich gab – ein leises, regelmäßiges Atmen. Jax hatte ihn an einen der alten Sessel gefesselt, doppelt und dreifach. Fest genug, damit er sich nicht befreien konnte. Er hatte genau gesehen, wie sich die harten Fesseln in die viel zu zarte Haut gepresst und rote Striemen hinterlassen hatten. Doch das musste egal sein. Denn wenn er fliehen konnte, waren sie verloren. „Ich weiß nicht, vielleicht eine Stunde. Aber er atmet, das heißt, er ist nur weggetreten.“, antwortete Jax und zog sich einen der Stühle heran, die im Raum des Clubhauses herumstanden. Sie hatten den jungen Mann im Konferenzraum gefesselt – einem Raum, der nur selten benutzt wurde, aber warm und schallisoliert war. Falls er schrie, würde ihn niemand hören können. „He, Junge – wach auf!“, rief Clay; der junge Mann rührte sich jedoch nicht. Clay warf Jax einen Blick zu und nickte in die Richtung, in die der Junge gefesselt saß. „Jax, beweg' deinen Arsch und weck' ihn.“ Jax stieß ein leises Stöhnen aus, stand jedoch auf und klatschte dem jungen Mann zwei,- wenn nicht sogar dreimal sachte ins Gesicht. Als die Wangen sich von den Schlägen langsam röteten, hörte er auf und verschränkte die Arme, während er auf den eher hageren Körper blickte. Der junge Mann begann zu blinzeln, erst langsam, dann heftiger – große, blaue Augen starrten Jax an, mit einem Mal, und man sah genau, dass er sich nur dunkel an das erinnerte, was geschehen war. „Was.. Wo bin ich?“, sagte der junge Mann leise und augenblicklich verwirrt; Jax konnte jedoch sein Zittern sehen, das leise Zucken des Gesichts, als er sich schmerzerfüllt der dicken Fesseln bewusst wurde, die ihn in Schacht hielten. „Wo du bist, ist egal. Wie heißt du?“, herrschte Jax ihn an, der immer noch vor dem Jungen stand; seine Augen waren leicht verengt. Obwohl er nicht wütend war, ließ er seine Stimme jedoch so erscheinen. „El.. Elijah. Hören Sie, ich habe nichts gemacht, könnte ich...“, begann der junge Mann, doch ein wütender Schrei unterbrach ihn zitternd. „Halt's Maul, du Pisser!“, stieß Clay hervor, der seine Kompresse mittlerweile weggeworfen hatte und auf Elijah zuging, der sichtlich eingeschüchtert war. Eine schallende Ohrfeige folgte, bei der Elijah erschrocken aufkeuchte. „Was hat dein Vater mit dem Brand unseres Lagerhauses zu tun, hm? Was habt ihr gesucht, ihr verdammten Wixer?“, brüllte Clay dem völlig eingeschüchterten Elijah zu, der sich versuchte von Clay wegzudrücken – was jedoch unmöglich war. „Ich.. Ich weiß nicht einmal, um welchen Brand es geht, ich habe nichts mit meinem Vater...“, begann er, doch Clay unterbrach ihn mit einem harten Schlag gegen die Schläfe. Jax fuhr sich durch die etwas längeren, blonden Haare und seufzte leise. Das konnte ja eine lange Nacht werden, denn er kannte Clay's Verhörmethoden. Er zündete sich eine Zigarette an, während er Clay und den Jungen betrachtete. „Lügner, verdammter! Ich will jedes verdammte Detail hören, oder ich schneide dir deine Finger ab und schick' sie deinem Vater zu. Und bei jeder weiteren verfickten Lüge kommt ein Körperteil hinzu, du kleiner Bastard!“ Clay's Stimme war wutverzerrt. „Ich.. ich weiß nicht mal, um welches Lagerhaus es geht, ich schwöre es!“, stieß Elijah hervor, und einzelne Tränen rollten ihm dabei über die Wangen, die einen roten Streifen von Jax' Ohrfeigen trugen. Jax setzte sich erneut auf den Stuhl und verfolgte die Szenerie von weiter weg. Er konnte es nicht beurteilen – der Junge war Sohn eines RCO, und Jax wusste, wie diese Leute ihre Kinder erzogen. Machten sie zu Maschinen, die jedem Zwangsverhör ausweichen konnten und logen wie gedruckt. Doch dieser war irgendwie anders. Ängstlich, bebend. Wirkte fast noch wie ein unbeholfener Teenager. „Clay – lass' ihn doch erstmal runterkommen. Der weiß ja nicht mal, wo er ist.“, sagte Jax leise und zog an seiner Zigarette, während Clay sich zu ihm umdrehte. „Willst du mich verarschen, Jax? Wer weiß, wie lange wir den Pisser noch halten können.“ „Ich hab' ihn gut festgebunden, keine Sorge. Der kommt nicht weg. Der heult doch jetzt schon. Da kriegst du gar nichts aus dem raus.“, sagte er und stieß den Rauch aus; mit einem Nicken deutete er auf Clay's Arm. „Und du solltest dich erstmal verbinden lassen, man. Das sieht übel aus. Fünf Minuten bei Terrance bringen dich nicht um.“ Clay starrte Jax mit einer Mischung aus Wut und Zustimmung an; Jax wusste, dass sein Arm ihm zu sehr weh tat, als dass er die Befragung noch weiter fortsetzen wollte. Doch Clay war ein Dickkopf. „Ach, hör auf so einen Unsinn zu reden.“ Jax hob nur beschwichtigend die Hände und nickte zu Elijah, dem immer noch stumme Tränen über die Wangen liefen. Doch er sah Jax an – ängstlich, verstört und doch so, als hätte er ihn gerade vor mehr Ärger bewahrt. „Na dann“, antwortete Jax; „dann tob' dich aus, Clay.“ Clay murmelte etwas, das Jax nicht verstand, und drehte sich wieder zu dem Jungen um, der zusammenzuckte, als Clay ihm eine weitere, harte Ohrfeige verpasste. „Du siehst aus wie ein verficktes Weichei, so etwas war ja klar als Sohn dieses fetten Trottels... Sag schon, was ihr mit dem Brand bezwecken wolltet?“, brüllte Clay. Das Blut lief ihm mittlerweile aus dem Ärmel heraus, doch Jax sagte nichts. „Hören Sie doch.. ich habe nichts damit zu tun. Ich weiß nicht mal, wo ich bin, wer ihr seid und welches Lagerhaus abgebrannt ist.“, wimmerte Elijah, und Clay stöhnte; als Jax ihn ansah, bemerkte er aber, dass es mehr aus Schmerz als aus Wut über den Jungen war. „Ach, verdammter.. Jax, übernimm' du ihn. Ich geh' eben zu Terrance. Und wag' es jetzt was zu sagen!“, keifte Clay und drückte sich mit der Hand des unverletzten Arms auf die Wunde, während er aus dem Raum ging und dabei leise fluchte. Jax lachte leise, nahm die letzten Züge seiner Zigarette und drückte sie dann auf dem Boden aus, bevor er erneut aufstand und näher an Elijah trat, der leichenblass war und zitterte. „Hör zu“, sagte er, während er Elijah von oben ansah, die Arme vor der Brust verschränkt; „Clay macht keine Scherze. Echt nicht. Wenn du etwas weißt, musst du es ihm oder mir sagen. Oder soll ich dir einmal die Geschichte von Bernard erzählen?“ Elijah schluckte; das Zittern war mittlerweile auf den ganzen Körper übergegangen. Die blauen Augen waren weit aufgerissen vor Angst; dennoch antwortete er Jax nicht. Jax seufzte, zog sich seinen Stuhl nah zu Elijah; er drehte den Stuhl so, dass beide sich ansehen konnten und blickte ihn direkt an. „Also, Clay hat schon einmal den Sohn eines anderen Clubs entführt – Bernard. Er war ungefähr so alt wie du, wenn nicht etwas jünger. Und er wusste viel, hat jedoch nie etwas verraten. Bis Clay ihm eines Tages...“, Jax grinste leicht, während Elijah gebannt vor Angst den Blick erwiderte; „... die Eier abgeschnitten hat. Einfach so. Der Junge hat nur noch ein paar Stunden gelebt, aber das waren die schlimmsten Stunden seines Lebens. Ein grausamer Abgang, wenn du mich fragst – er redete, verstarb jedoch kurz darauf. Wie du dir denken kannst, ist mit Clay nicht zu scherzen. Also erzählst du mir besser gleich, was du weißt.“ Elijah seufzte schwer, und Jax sah noch eine Träne die Wange hinabrollen; die blauen Augen starrte auf den Boden. „Ich weiß wirklich nichts. Gucken Sie mich doch an. Ich bin nicht wie mein Vater.“ Die Stimme war leise und wirkte verstimmt. Jax atmete tief ein. „Wenn du wegsiehst, fällt es mir schwer das zu glauben.“, sagte er, und sogleich hob Elijah den Blick seiner blauen Augen wieder. Er sah Jax einen Moment lang an, die dicken Tränen standen schon wieder kurz vor dem Ausbruch. „Ich weiß nichts.“ Jax erwiderte den Blick für einen Moment – jedoch konnte er es nicht lange. Etwas zog in seinem Innern, knapp unter der Brust. Er hatte Geiselnahmen noch nie gemocht, und irgendwie sah man Elijah an, dass er nicht log. „Okay.“, sagte Jax knapp und stand auf, um den Stuhl wieder beiseite zu schieben. Elijah's Blick folgte ihm, das spürte er auch ohne dass er hinsehen musste. „Was werdet ihr mit mir machen?“, fragte er, und Jax sah ihn an. „Ich weiß es nicht. Aber es ist besser, wenn sie dir auch glauben. Ich kann Clay nicht im Zaum halten – wenn er dich töten will, dann macht er das.“ Es fiel ihm nicht leicht, den Jungen mit diesen Worten alleine im Raum zu lassen, doch er musste die starke Seite zeigen. Er konnte nicht anders und hatte es nie anders gelernt – hart und kalt bleiben, auch wenn ein Unschuldiger vor einem sitzt, mit den ehrlichsten Augen, die Jax je begegnet waren. Eiskalt bleiben, auch wenn dieses Blau etwas in einem auslöste, das sich wie Mitleid anfühlte. Bevor er die Tür hinter sich zuzog, hörte er ein Schluchzen – doch er tat so, als hätte er es nicht gehört. Man musste sein Herz und seine Güte verschließen in diesem Business, egal, wie hart das auch manchmal war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)