Ratschläge einer Therapeutin von Lunatik (..."Was soll das?!") ================================================================================ Kapitel 1: Ein gnadenloser Ryou ------------------------------- „Ich geh da nicht hin!“, hallte Bakuras Schrei in der Wohnung wieder. „Jetzt komm schon! Kura wehrt sich doch auch nicht.“ Ryou nickte zu dem weißhaarigen jungen Mann mit der Narbe im Gesicht, der in aller Seelenruhe den Rest des Erdbeerkuchens, den es zum Frühstück gegeben hatte, vor dem Fernseher aufaß. Es schien ihn recht wenig zu interessieren, dass er und Bakura jetzt zu irgendeiner Frau gehen würden, die versuchen würde mit ihnen zu reden. Seit er wieder einen Körper hatte, interessierte ihn allgemein wenig und seine einzige Vorliebe waren Süßigkeiten, was Ryou immer wieder an ihm bemängelte. Kura war recht still und machte den ganzen Tag eigentlich nichts außer vor dem Fernseher zu hocken. Nur ab und zu machte er ein paar Dinge kaputt. Wie den besagten Fernseher. Diverse Tassen, Teller und Vasen. Einen Stuhl. Das Fenster im Bad. Den Spiegel im Bad. Den völlig unschuldigen Strauch Bitterorangen, der vor dem Haus wuchs. Dies war auch der Grund, hatte Ryou ihm geduldig erklärt, wieso er jetzt zu der Therapeutin sollte. Nun denn, diese Frau würde ihm ein Paar Fragen stellen, hatte Ryou weiterhin erläutert, auf die er antworten sollte und dann würde sie ihm Ratschläge erteilen, die er befolgen konnte, aber nicht musste. Sollte diese Frau halt versuchen mit ihm zu reden, er würde sich ihr Gerede anhören, dann gehen und Ryou würde wieder Ruhe geben. Die mentale Arbeit, die hinter dieser Entscheidung gesteckt hatte, war für Ryou einfach von Kuras Gesicht abzulesen.   Doch Bakura dachte da wohl anders, denn er schrie seit dem Morgen rum und hatte sich geweigert sich anzuziehen, geschweige denn zu dieser Frau zu gehen. Ryou fühlte sich stark an ein Kind in der Trotzphase erinnert. „Er ist nicht ich! Ich muss also nicht das Gleiche tun wie er! Ich geh doch nicht freiwillig zu irgendeiner wildfremden Frau und erzähl ihr von meinem Leben!“ - argumentierte Bakura heftig. Wobei ‚argumentierte’ da zu hoch gegriffen war, er knurrte seinen Gegenüber eher feindselig an und versuchte es mit billigen Einschüchterungstaktiken. Leider halfen diese nicht im Geringsten bei Ryou.   Er würde sich heute auf keinen Fall von der Couch erheben, höchstens um sich einen Kaffe zu machen. Was fiel Ryou überhaupt ein ihn zu einer Psychologin schicken zu wollen?! Kura konnte man ja noch verstehen, aber ihn?! Und wenn es Kura nicht störte, sollte er doch alleine hin! „Sie ist keine Wildfremde“, fiel Malik ins Gespräch, der die ganze Zeit über neben Kura auf einem Sessel saß und gelangweilt den Zeichentrickfilm verfolgte. „Sie ist eine gute Freundin von Isis, also eine sehr vertrauenswürdige Person.“ Bakura schnaubte verärgert. Jetzt stellte sich auch noch Malik gegen ihn. „Mir ist es egal, ob sie eine Freundin deiner Schwester ist! Ich kenn sie nicht!“   Ryou platze langsam der Kragen. Was war so schlimm daran zu einer Therapeutin zu gehen und mit ihr zu reden?! Dieses Geschrei ging schon seit dem Aufwachen so. Wieso zierte sich Bakura denn so? Aber er würde ihn schon dazu bringen, denn seine rohe und abweisende Haltung gegenüber allen, bis auf Ryou selbst, war schon kurz davor zu eskalieren. Doch schien Bakura selbst es gar nicht zu bemerken! Und mit Kura wechselte er auch nie ein Wort. „Ihr lebt nun schon seit drei Monaten in eigenen Körpern auf dieser Welt und habt es immer noch nicht geschafft euch zu integrieren!“, schrie Ryou zurück, so langsam neigte sich seine engelsgleiche Geduld dem Ende zu. „Und wieso muss dann Mariku nicht mit?!“, empörte sich Bakura trotzig. „Er muss. Nächste Woche“ war die knappe Antwort seitens Malik. Sogleich fuhr der sich sträubende Bakura Malik an und dieser wurde immer wütender. Es wäre ein Wunder, wenn die Nachbarn nicht bald die Polizei rufen würden, bei dem Lärm, dachte Ryou.   Ryous Augenbraue zuckte gefährlich. Das konnte doch nicht wahr sein! „Du gehst hin“, sagte er mit drohend ruhiger Stimme. „Wenn nicht, kriegst du ein zwei Monate langes Anfassverbot und schläfst ab sofort auf der Couch!“ Stille kehrte ein. Alle drei, sogar Kura, starrten Ryou fassungslos an. „Aber…Kura schläft doch auf der Couch“, erwiderte Bakura halbherzig, nicht fähig den ersten Teil des Satzes zu verarbeiten. „Mir doch egal! Teil sie mit ihm!“ Ryou machte auf den Absätzen kehrt und verschwand in sein Zimmer mit einem lauten Zuschlagen der Tür. Er musste sich schließlich noch selbst umziehen. Er würde die beiden gewiss begleiten. Für alle Fälle.   „Ich glaube du solltest wirklich hin, er meint es ernst.“ „Das weiß ich auch ohne dass du es mir sagst, Grabwächter.“ Na toll, jetzt würde er wirklich hingehen. Seufzend erhob sich der ehemalige Grabräuber und machte sich daran frische Kleidung rauszusuchen.   Sie saßen im Vorzimmer und warteten geduldig. Kura hatte sich als erster zu der Psychologin gewagt und verharrte dort nun schon seit über einer halben Stunde. Bakura, der in einem schwarzen Ledersessel Platz genommen hatte, hatte währenddessen die herum liegenden Zeitschriften durchgeblättert und starrte nun finster das Bild an der Wand an. Er konnte nicht sagen, was es darstellen sollte. Es war überwiegend einfach schwarz gestrichen und mittig waren graue Töne streifenartig eingezeichnet. Was sollte das darstellen?! Er konnte darin wahrlich nichts erkennen, was es zu einem Kunstwerk hätte machen können. Er starrte unaufhörlich auf den Mittelpunkt des Bildes. Nach und nach zeichneten sich für ihn Konturen einer winzigen Gestalt ab, die weit entfernt schien. Er ließ seinen Blick weiterhin auf dem Gemälde ruhen und es war, als könnte er auf einmal einen Schatten sehen, der auch einfach nur ein Fleck hätte sein können. Er war kurz davor aufzustehen und näher heranzutreten, um sich zu vergewissern, dass es wirklich nur ein Streifen, oder ein schwarzer Fleck war, als eine Tür aufging und Kura mit einer, Bakura nach, unsympathischen Frau das Wartezimmer betrat. Kura grinste. Bakura hob eine Augenbraue, doch ließ ihm die Frau keine Zeit zur Verwunderung, denn auch gleich sprach sie ihn mit ihrer überfreundlichen Stimme an:                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           „Sie können jetzt, Herr Bakura.“ Ryou, der sich beim Aufgehen der Tür endlich seinem Buch entrissen hatte, sah zu seinem Yami herüber und lächelten diesen ermutigend zu. Der ehemalige Grabräuber seufzte schwer und erhob sich dann, um der dunkelblonden Frau in die Höhle der Verzweiflung zu folgen.   Ryou atmete erleichtert auf. Bakura war rein gegangen. Ohne weitere Szenen zu veranstalten. Gut, somit konnte er sich wieder seinem Roman zuwenden. Er war gerade erst ein paar Seiten weiter gekommen, als ein Schatten sich über ihn legte und ein grinsender Kura ihn fragte: „Kannst du mir Geld geben?“ Verwirrt blinzelte Ryou. Geld? Grinsen? Kura…? Mechanisch griff er in seine Jackentasche und holte einige Scheine aus dem Geldbeutel, ohne dass der irritierte Ausdruck aus seinem Gesicht wich, und übergab diese dem anderen, der sogleich diese einsteckte und mit einem „Bye!“ nach draußen verschwand. Ryou schüttelte nur den Kopf, doch ein Hauch von Bewunderung und Hoffnung legte sich in seine Augen. Diese Therapeutin bewirkte ja Wunder. Kura war die ganze Zeit so desinteressiert und emotionslos gewesen, doch gerade hatte er ihn nach Geld gefragt, war selbstständig nach draußen gegangen und das auch noch mit einem Lächeln! Ok, das Lächeln glich eher einem Wolfsgrinsen, aber das waren ja nur Haarspaltereien. Für Kura war es ein großer Fortschritt. Hoffentlich fand er sich alleine draußen zurecht – er war bis jetzt schließlich nur mit Ryou außerhalb der Wohnung gewesen.   Bakura derweilen durfte genervt die für ihn völlig aus der Luft gegriffenen Fragen der irritierenden Frau beantworten. Wie gerne er diese auch angeschwiegen hätte, wollte er Ryou nicht wieder verärgern. Sex mit Ryou war für ihn zwar nicht Überlebungswichtig, aber er entspannte unheimlich und versüßte ihm das ziemlich langweilige Dasein. Und wenn er ganz tief hinein horchte, konnte er sich auch eingestehen, dass es schön war neben Ryou einzuschlafen und aufzuwachen. Das waren aber auch die einzigen Gründe warum er der Frau antwortete. Genau. Er hatte sich von Anfang an entschlossen so wenig wie möglich von sich zu verraten. Doch die Psychologin war geübt in ihrem Handwerk und schaffte es mit gezielten Fragen, lächelndem Nicken und richtig platziertem Schweigen ihn zum Reden zu bewegen. Vielem und langem Schweigen vor allem. Er hatte versucht sie zu ignorieren und die Lücken in der Konversation mit desinteressiertem Anstarren der Frau zu verbringen. Er war sich sicher die Frau würde einen Starrwettbewerb zuerst aufgeben. Aber nein, sie lächelte ihn nur fröhlich an. Zehn Minuten lang. Er hatte es irgendwann nicht mehr ausgehalten und auf die Wanduhr geschaut. Was würde passieren, wenn er Ryou sagen musste, dass er nicht geredet hatte? Überhaupt nicht? Danach hatte er angefangen zu reden, um die Stille zu füllen. Diese Frau war unheimlich. So kam es, dass er mehr erzählte, als er wollte. Er sprach viel über seine Kindheit und dann hauptsächlich über Kura. Ausgerechnet Kura. Was interessierte es ihn, was der Typ machte?! „Wie haben Sie sich gefühlt, als er den Teller zerbrochen hat?“ Bakura ließ ein tiefes Knurren seiner Kehle entweichen als Antwort, in der Hoffnung die Frau würde endlich das Thema wechseln. War er nicht hier, um über sich selbst zu reden?! Doch seine Einschüchterungstaktiken schienen die Psychologin genauso wenig zu stören wie Ryou. Ihre Schultern waren weiterhin entspannt, ihre Handbewegungen weder hastig noch abrupt, sondern sie notierte mit einer ruhigen Hand. Nicht einmal ein Aufblitzen in ihren Augen oder ein Fünkchen von Unwohlsein! Nur weiterhin dieser verständnisvolle Blick und leichtes Nicken. Gruselig. Das war also ein ernstzunehmender Gegner. Bakura entwickelte langsam so etwas wie Respekt vor der Frau zum Ende ihrer Sitzung hin. Vielleicht war es doch nicht so schlecht gewesen her zu kommen. Zumindest war diese Unterhaltung spannender und interessanter als alles andere in den letzten Wochen gewesen. Doch dann kam das Ende der Sitzung.   Mehr als schlecht gelaunt stampfte Bakura aus dem Zimmer, an Ryou vorbei, der sofort aufgesprungen war, um seinen Yami zu beruhigen. Jedoch zischte Bakura nur und schritt unbeirrt Richtung Ausgang weiter. Schon bald war er auch verschwunden. Ryou griff schnell nach seinem Rucksack, um Bakura zu folgen, doch legte sich eine Hand auf seine Schulter und hielt ihn zurück. „Wollen Sie auch eine Beratung?“ „Äh…“ war das einzige, was der Kleine erwidern konnte, bevor auch er zum kleinen Zimmer der Therapeutin geführt wurde.   „Setzen Sie sich“, sprach die Frau, während sie Platz an einem großen Schreibtisch nahm. Ryou tat wie ihm geheißen und setzte sich auf den Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtisches. Interessiert schaute er sich in dem Zimmer um. Es war geräumig und hell. Eine Wand war komplett verglast und dahinter erstreckte sich ein Balkon. Da sie sich im vierten Stockwerk befanden, musste man sich keine Gedanken um neugierige Passanten machen und dafür war das Zimmer mit Sonnenlicht durchflutet. Neben zwei Bücherregalen aus hellem Holz, die vollgestellt waren, einem beigefarbenen Sofa und passendem Sessel, befanden sich in dem Zimmer noch einige Pflanzen und der Schreibtisch, der eine nähere Betrachtung verdiente. Der Tisch war riesig, bestimmt an die zwei Meter breit und wirkte doch klein auf Grund der vielen Dinge, die darauf standen und lagen. Weitere Bücher stapelten sich neben vielen Unterlagen. Unter all den psychologischen Fachwerken war auch – wie Ryou erfreut feststellte – ein Roman, den er selbst erst vor einigen Wochen gelesen hatte: „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“. Daneben standen einige Behälter mit Stiften und sogar Pinseln. Faszinierend fand Ryou die Tischlampe: Eine Frau aus Gold hielt eine silberne Kuppel. Dann stand da noch ein Newtonpendel. Fünf Kugeln, die im Moment alle ruhten. Doch wenn man die Kugel ganz außen anstieß, würde die Kugel auf der anderen Seite ausschlagen. Ryou hatte so ein Ding mal in einem Film gesehen und wollte sich schon lange auch eins kaufen, doch irgendwie kam er nie dazu… Leise seufzte er und wand seinen Blick nun zu der Frau, die ihn die Zeit über schweigend beobachtet hatte. Sie lächelte ihm zu. „Guten Tag Herr Bakura –“ „Nennen Sie mich Ryou, bitte“, unterbrach er die Frau hastig. Bakura war schließlich…Bakuras Name. Irgendwie verwirrend. „Herr Ryou. Mein Name ist Elise Kawasaki. Sie können mich gerne Elise nennen.“ Ryou nickte höflich und setzte ein Lächeln auf. Er wusste nicht so recht wie man sich in solch einer Situation verhielt. „Sehr erfreut“, fügte er hinzu. „Was beschäftigt Sie im Moment?“, fragte die Frau im überraschend sanften Ton. Er schwieg einige Momente, ehe er zu einer Antwort ansetzte. Eigentlich musste er darüber nicht nachdenken, doch es war schwer es in richtige Worte zu fassen. „Bakura und Kura, denke ich. Es ist einfach nicht richtig, dass die beiden nichts mit ihrem Leben anfangen, sondern den ganzen Tag sich in der Wohnung aufhalten“, sagte er schließlich. Er hörte ganz deutlich die Resignation in der eigenen Stimme – er wusste wahrlich nicht weiter. „Belastet es Sie persönlich?“ Die Frage verdutze Ryou. Natürlich war es anstrengend mit den beiden! Zudem kamen noch Malik und Mariku mit den gleichen Problemen… aber andererseits fand er nicht, dass es ihn übermäßig belastete, oder? Er hatte nie wirklich darüber nachgedacht. Es blieb ihm doch nichts anderes übrig, als sich um diese Menschen zu kümmern. Bakura war nun sein Freund, Malik und Mariku seine besten Freunde und Kura…nun, Kura war einfach Kura und hatte hier niemanden außer ihm. „Es ist manchmal anstrengend“, erklärte er seine Gedanken. „Ich weiß nicht, was ich noch tun kann, um die Situation zu verbessern. Aber ich würde nicht sagen, dass es mich belastet. Ich schlafe gut, ich gehe zur Arbeit, koche und esse gerne und fühle mich allgemein nicht schlecht. Ich denke ‚es beschäftig mich stark‘ ist die richtige Beschreibung.“ Die Frau machte sich eine kurze Notiz und sah wieder zu ihm auf. „Sie sagen, Sie gehen zur Arbeit. Was arbeiten Sie?“ „Ich bin Assistent in einer Tierarztpraxis“, antwortete er lächelnd. „Mögen Sie ihre Arbeit?“ „Sehr. Manchmal ist es zwar anstrengend, vor allem auf Grund von oft sehr langen Arbeitszeiten, aber ich liebe Tiere und es macht mich glücklich, dass ich helfen kann. Wobei natürlich den wichtigsten Teil der Arzt erledigt.“ Die Frau nickte ein weiteres Mal und machte wieder eine kurze Notiz. „Und was machen Sie außer zur Arbeit gehen?“ Ryou hob überrascht eine Augenbraue auf die Frage hin. Was machte man denn so außerhalb der Arbeitszeiten? „Uhm. Ich bin daheim, lese viel, koche und verbringe immer wieder einen gemütlichen Abend mit meinen Mitbewohnern vor dem Fernseher oder meinem Freund.“ Zum Ende hin errötete er leicht. Normalerweise hausierte er nicht so mit der Information, dass er mit einem Mann zusammen war, aber das hier war doch eine Beratungsstunde und da sollte man offen sein, oder? Etwas verunsichert schaute er zu der Frau ihm gegenüber, doch diese lächelte nur durchgehend. „Und was ist mit Ausgehen, Hobbies?“, hackte sie nach. Ryou schüttelte leicht den Kopf. „Dafür bleibt mit Kura und Bakura einfach keine Zeit mehr.“  Sie nickte. „Ich verstehe. Ich glaube Ihnen würde etwas Neues in dem Bereich Freizeit gut tun.“ Wieder verunsichert sah Ryou von der Frau und blickte lieber an die Wand. „Aber wie gesagt, ich habe meine Arbeit und mit Bakura und Kura…“, versuchte er sich gegen die Idee zu wehren. „Das ist verständlich. Aber die Beiden sollten etwas selbstständiger werden. Das bedeutet auch, dass Sie versuchen sollten den beiden die Freiheit zur Selbstständigkeit zu lassen.“ Ryou riss seine Augen auf und starrte Elise an. Implizierte ihre Aussage, dass er Mitschuld an der Misere hatte? Er wollte doch nur helfen! Als ob sie seine Gedanken gelesen hätte, führte sie mit ruhiger Stimme aus: „Natürlich sollen Sie sie weiterhin unterstützen. Ihre Unterstützung soweit war wichtig für die beiden. Doch nun ist die Zeit gekommen einen Schritt zurückzutreten. Wenn Sie schon dabei sind, können Sie sich auch wieder etwas um sich selbst kümmern, denken Sie nicht auch? Ihnen würde es helfen, wenn Sie eine Beschäftigung ohne die zwei hätten. Wie wäre es mit einer neuen Freizeitbeschäftigung? Etwas, wo man auf andere Menschen trifft. Vielleicht etwas, was ein Arbeitskollege oder ein Bekannter gerne macht?“, schlug Elise vor. Immer noch unsicher und etwas geschockt nickte er leicht. Zumindest klang es nicht mehr danach, als ob sie ihm die Schuld für die fehlende Integration in Bakuras und Kuras Leben geben würde. Zudem hatte Elise auch nicht ganz Unrecht. Ihm würde etwas Zeit, wo er mit anderen Menschen sich entspannen konnte, gut tun. Doch so etwas ging einfach nicht von einem Tag auf den anderen. Vor allem nicht jetzt, wo Kura und Bakura ihn vielleicht brauchen könnten. "Vielleicht... Tom, der andere Helfer, steht auf Fußball", murmelte er leise. „Gut.“ Elise nickte und reichte ihm einen Stapel Papiere, die Ryou sofort entgegen nahm. „Kommen Sie doch bitte in zwei Wochen wieder und füllen Sie noch diese Formulare aus, bevor Sie gehen. Sie können Sie einfach bei der Empfangsdame abgeben. Denken Sie etwas darüber nach.“ Ryou nickte. Er war sich sicher, dass sie mit „darüber“ ihren Vorschlag meinte. Ryou verließ dankend und sich verabschiedend das Zimmer. Er holte einen Stift aus seinem Rucksack und setzte sich wieder in das Wartezimmer. Die Blätter waren an eine feste Unterlage geheftet, also konnte er sie gemütlich sitzend ausfüllen. „Ich fühle mich bedrückt, schwermütig und traurig“ las er die erste Frage, nachdem er seinen Namen eingetragen hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)