Green Street Hooligans von Sauron ================================================================================ Kapitel 4: Herzschlag --------------------- „Du hast ihm geholfen.. nur geholfen, achja. Pete, du bist ein verdammt schlechter Lügner. Ich habe dir gesagt, du sollst dich gefälligst benehmen, und du hörst mal wieder nicht auf mich!“, stieß Mark zwischen zusammen gepressten Lippen hervor und stieß Pete grob zur Seite. Dieser verdüsterte zwar seinen Blick, wehrte sich jedoch nicht großartig. Die beiden Brüder starrten sich solange an, bis Elijah sich dazwischen schob und Mark's Blick suchte. Doch der Engländer sah ihn nicht an, nicht einmal, als Elijah leise zu sprechen begann. „Hör zu, Mark, es ist nicht so, wie du denkst. Er hat mich wirklich beschützt und hat sich benommen. Drei Kerle haben mir in einer dunklen Gasse aufgelauert, ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn Pete und seine Jungs...“ „Ach, die Jungs waren auch dabei? Ich schätze mal, die Schlägerei war dann auf einmal nicht zu vermeiden, verdammt Pete, ich weiß wie gerne du provozierst... Er ist Shanon's Bruder, also lass' das. Das nächste Mal kommst du mir nicht so davon.“, unterbrach Mark Elijah's Worte, und obwohl Elijah wusste, dass es Pete nicht gefiel, stieß er ihn leicht an; und erst dann nickte Pete zustimmend. „Hey, was ist denn hier los? Lijah, wo war....“, Shanon kam die Treppe herunter und wollte gerade ein Lächeln aufsetzen, als sie jedoch Elijah's Gesicht sah. Zum Glück sagte sie jedoch nichts dazu, denn sie schien den Streit bemerkt zu haben, obwohl sie so tat, als wäre sie gerade erst die Treppe herunter gestürmt. Nach einem Moment eher unangenehmer Stille, in dem Pete und sein großer Bruder sich immer noch fixierten, unterbrach Shanon die Stille. „Wollen wir nicht alle etwas essen? Ich kann Roastbeef machen. Pete, du magst Roastbeef doch so, obwohl es amerikanisch ist.“ „Nein, danke Shanon. Ich hab' keinen Hunger...“, sagte Pete langsam und begann sich Richtung Tür zu drehen. Er war schneller durch die Tür verschwunden, als Elijah ihm nachschauen konnte. Einige Sekunden lang stand er unschlüssig im Flur herum, den Blick von Mark und Shanon auf sich spürend, und er kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe herum. Was war richtig? Doch dann entschloss er sich, und mit einem Blick an Shanon, der entschuldigend wirken sollte, drehte er sich in Richtung der Tür, in der Pete gerade verschwunden war. „Es tut mir leid, Shanon.“, stieß er leise hervor, bevor er mit einer leisen Bewegung die Tür öffnete und sie mit einem knappen Schlag hinter sich schloss. Er brauchte eine Weile, um Pete einzuholen; doch kurz vor der Kneipe erwischte er ihn und rief seinen Namen. Pete drehte sich um, und nachdem er begriffen hatte, dass Elijah ihm gefolgt war, grinste er leicht. „Sieh' mal einer an, der Yankee ist auf der guten Seite gelandet. Komm', lass' uns etwas trinken gehen.“ Elijah hatte zwar keine Lust auf Bier, jedoch folgte er Pete in die Kneipe. Bier tranken sie nur ein oder zwei, während sie mehrere Runden Billard spielten; außer Pete und ihm war noch Mike da, ansonsten fehlte der Rest der Jungs. Elijah fragte sich, ob sie wohl arbeiteten. Er lehnte sich gerade gegen seinen Queue und beobachtete, wie Pete das Spiel meisterte. Pete hatte eine ganz eigene Art von eleganter Spielweise, die sich sehr von seiner privaten Brutalität unterschied. So stieß er die Kugeln nie zu fest an, sondern immer irgendwie genau richtig, als könne er die Winkel für Treffer genau im Kopf berechnen. Jedes Mal, wenn Pete sich über den Tisch beugte und mit seinen grauen Augen das Ziel fixierte, spürte Elijah sein Herz fest gegen den Brustkorb schlagen. Es war wie eine Anziehung, die er strikt zu vermeiden versuchte; jedoch versagte er dabei jedes Mal kläglich. Pete bemerkte den Blick von Elijah's Augen natürlich auf sich; Elijah bekam es in seiner Trance fast nicht mit, und so kam es, dass sich die Blicke der beiden Männer für einen Moment trafen. Obwohl Elijah spürte, wie seine Wangen dunkelrot anliefen, erwiderte er Pete's Blick solange, bis Pete ihm zuzwinkerte und sich mit einem Grinsen wieder an den Tisch beugte. Beruhig' dich, schoss es Elijah durch den Kopf, als er ein nervöses Prickeln in seinem Körper spürte. „Du bist dran, Yank.“ Elijah zuckte leicht zusammen, richtete sich jedoch schnell auf, bevor Mike seine Abwesenheit bemerken konnte; da er jedoch noch nie ein begnadeter Spieler war, verlor er haushoch und musste die nächste Runde bestellen. Irgendwann, als sie schon längst an einem Tisch saßen und noch etwas redeten, streckte Mike sich und gähnte. „So Leute, ich habe heute Nachtschicht. Ich muss los. Sehen wir uns Samstag?“ Pete nahm einen Schluck Bier und nickte. „Ja, du weißt doch, das Spiel. Außerdem hab' ich ja sowieso noch frei.“ „Du glücklicher Hund. Also, bis dann!“ Mike entfernte sich, und Elijah umklammerte mit seinen Händen sein kühles Bier. Er warf Pete einen scheuen Blick zu, riss sich dann jedoch zusammen und fragte: „Pete, arbeitest du eigentlich?“ Pete grinste in sich hinein und leerte sein Bier mit einem Zug, bevor er zu einer Antwort ansetzte. „Ja man, es sind Ferien.“ „Ferien? Wie meinst du...?“ „Ihr Amerikaner habt also so wenig im Kopf, weil ihr nie Schulen besucht... Ich wusste es!“, lachte Pete und winkte dem Kellner, um zu zahlen. Elijah stutzte. „Du... nein... Wirklich? Du bist Lehrer?“ Pete erwiderte Elijah's Blick und schnalzte mit der Zunge. „Richtig, oder hast du gedacht, ich hab' nur Brei im Kopf? Ich bin ein verficktes Genie.“ „Ich.. wow.“ Es erstaunte Elijah für einen Moment wirklich; also steckte weitaus mehr in dem großen, kurzhaarigen Mann neben ihm als er erahnte. Dennoch: Lehrer wäre das letzte, was er sich für Pete als Beruf hatte vorstellen können. Sie standen auf, nachdem das Bier bezahlt war, und gingen hinaus in die milde Sonne. Trotzdem war es noch kühl, und die Wolken sahen trotz der Sonne verdächtig nach Regen aus. Elijah zog seinen Reißverschluss höher und kuschelte sich in seinen Kragen. Englisches Wetter bekam ihm immer noch nicht. „Welche Fächer?“ „Was?“ „Welche Fächer unterrichtest du?“ „Du kannst ja mal raten.“, sagte Pete und warf ihm einen herausfordernden Blick zu. „Und jedes Mal, dass du falsch rätst, kriegst du 'nen Schlag in den Nacken.“ „Ich.. nein, wieso?“, murrte Elijah. Bei Pete's frechem Grinsen wurde ihm ganz heiß. „Weil ich ganz genau weiß, dass du meine Schläge nicht so gut abkannst. Wir müssen dich immerhin anfangen abzuhärten, damit du nicht auf ewig so ein verdammtes Weichei bleibst.“ Elijah zögerte, nickte dann jedoch eifrig. Sie gingen gerade den Weg zur U-Bahn. Da es eine belebte Zeit am Nachmittag war, mussten sie aufpassen, dass sie nicht zu viele von den hektisch laufenden Menschen anrempelten. „Also gut... Sport?“ Pete wollte gerade zu einem Schlag ansetzen, lachte jedoch auf, als Elijah zuckend zurückwich. „Ja, das ist mein erstes Fach. Das ist aber auch nicht schwer zu erraten, du Penner. Weiter.“ Der Befehlston in Pete's Stimme brachte Elijah innerlich auf Touren. Er wusste nicht, wieso sich sein Körper so seltsam in der Nähe seines neuen Kumpanen verhielt, aber irgendwie wusste er, dass er die Antwort gar nicht wissen wollte. „Englisch?“ Ein Klatschen ertönte, gefolgt von einem leisen „Autsch!“, als Pete's grobe Hand in Elijah's Nacken landete. Das Kribbeln auf der Haut verriet Elijah, dass der Schlag einen roten Abdruck hinterlassen würde, wie so oft. „Weiter!“ „Biologie.“ Ein weiterer Schlag, bei dem Elijah sein Gesicht verzog. „Du bist viel zu grob!“, schimpfte er, doch Pete erwiderte nur knapp: „Du bist zu weich, man! Weiter.“ „Mathematik.“ Pete's Hand langte erneut in Elijah's Nacken, und Elijah schnaubte. Er sah Pete mit einem gequälten Ausdruck an, als sie langsam die Stufen hinab zur Haltestelle gingen. Pete erwiderte den Blick und lachte. „Gott, dieser Blick kann einem ja fast leid tun... Du bist so ein dämliches Weichei, jetzt echt mal. Du gehörst mal so richtig verprügelt. Komm, damit du nicht gleich anfängst zu flennen, sag' ich dir mein zweites Fach: Geschichte.“ „Geschichte? Darauf wäre ich erst als letztes gekommen.“ Pete hob eine Augenbraue an. „Ich sehe doch schon aus wie ein verdammtes Genie, da muss man eigentlich direkt draufkommen.“ „Du wie ein Genie? Also bitte, Pete...“, stieß Elijah mit einem Grinsen hervor, und er spürte, wie sich Pete's fester Griff um seinen Hals legte, ihn in einen Schwitzkasten zog und ihm fest über den Kopf rubbelte. „Pete, lass' das! Meine Haare!“ Elijah versuchte sich zu wehren, was sich aber quasi als unmöglich erwies. Pete war einfach zu stark und zudem noch anderthalb Köpfer größer als er. Erst als sie in die U-Bahn Richtung Shanon's Haus einstiegen, ließ Pete ihn los. Die halbe Fahrt hinweg versuchte Elijah seine Haare zu richten, Pete's Neckereien einfach ignorierend, und seufzte, als er nach mehreren Versuchen doch aufgeben musste. Als er Pete einen Blick zuwarf und die grauen Augen den seinen begegneten, beantwortete er sich die Frage von vorhin selbst im Kopf. Du siehst nicht aus wie ein Genie... du siehst so verdammt gut aus, dass ich nicht mehr weiß, was ich denken soll. Er stieß einen so tiefen Seufzer aus, dass Pete den Spruch, den er gerade von sich lassen wollte, glatt herunterschluckte. Und Elijah sah aus dem Fenster in den dunklen Tunnel, bis sie die Station erreicht hatten. Pete brachte ihn noch zur Tür, und sie blieben einen kurzen Augenblick stehen und sahen sich an. „Also, Yankee... Wenn du morgen Langeweile haben solltest, kannst du gerne rumkommen. Bis zum Wochenende ist es noch 'ne Zeit, und die anderen müssen momentan ja arbeiten. Du weißt ja, wo du mich findest. Und benimm' dich nie wieder so erbärmlich in der U-Bahn.“ Elijah konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Ich benehme mich, wie ich will. Und ja... wenn Shanon nichts vorhat komme ich vorbei. Kann ich am Wochenende wieder mit zum Spiel?“ Pete, der seine Hände wieder in seine Jackentasche schob und sich schon zum Gehen bereit machte, grinste nur leicht. „Wenn du dich benimmst, dann ja! Aber wir müssen dir zunächst noch Manieren beibringen... Keine Angst, deine scheiß-weibliche Seite hauen wir dir schon raus!“ Elijah rief Pete noch ein „Und wir geben dir endlich mal Stil!“ hinterher, und Pete erhob nur seinen Mittelfinger, drehte sich jedoch nicht um. Doch Elijah konnte anhand der Schultern sehen, dass Pete lachte. Elijah sah ihm nach, bis er um die Ecke verschwunden war, und schloss dann erst die Tür zu Mark und Shanon's Haus auf. Shanon rief etwas aus dem Wohnzimmer. „Lij? Bist du das?“ Elijah zog seine Jacke aus und ging mit langsamen Schritten ins Wohnzimmer. Jason krabbelte fröhlich auf dem Boden herum, und Shanon stand auf, als sie Elijah sah. Ihre Augen sahen traurig aus. „Hey, da bist du da. Hör zu, es tut mir leid... Aber du musst aufpassen. Ich fand es von Anfang an nicht gut, dass Mark dich mit Pete mitgeschickt hat. Er kann so ein Rüpel sein, ungehobelt und ständig schlägt er sich...“ „Ist schon gut, Shanon. So schlimm ist er nicht. Und er hat mich gestern wirklich gerettet. Du weißt doch, dass ich mich nicht wehren kann...“ Dass er sich selbst geprügelt hatte, musste er ihr ja nicht erzählen. Shanon's Finger glitten auf Elijah's Arm auf und ab, dann nickte sie jedoch. „Pass' trotzdem auf dich auf. Willst du etwas essen?“ Elijah bemerkte erst jetzt, wir hungrig er eigentlich war, also nickte er und setzte sich auf die Couch. „Was habt ihr denn so gemacht?“ „Wir.. wir haben Billard gespielt in dieser einen Kneipe...“ „Oh nein. Hast du etwa getrunken? Elijah, du bist 22...“ „Ja, eben! In Europa trinkt man eher. Und außerdem, ab 21 in den USA, Shanon. Du benimmst dich ja fast wie Dad.“ Shanon sah ihn von der Küche aus an. „Trotzdem ist das seltsam. Du bist doch viel zu gesittet und lieb für so einen Kerl wie Pete. Er ist brutal. Und so ungehobelt.“ „Das sagtest du bereits.“ Shanon seufzte, bereitete dann jedoch etwas zu essen zu. Ansonsten machte Elijah nicht mehr viel an diesem Tag. Er packte einige Sachen aus, machte es sich in dem kleinen Gästezimmer gemütlich. Seine Sachen von der Universität versteckte er in einem kleinen Karton unter seinem Bett. Der Rausschmiss dröhnte in seinem Kopf und in seinem Herzen, doch er wollte diesen Gefühlen nicht nachgeben. Abends setzte er sich noch zu Mark und Shanon ins Wohnzimmer und sah mit ihnen TV. Jedoch hörte er nicht wirklich zu, als seien seine Ohren mit Watte gestopft. Er nahm wahr, dass Mark mit ihm wegen Pete sprach; der Name riss ihn aus seiner Trance, und mit seinen blauen Augen sah er Mark an, während dieser ihm das gleiche sagte wie Shanon. Elijah versuchte, die Ähnlichkeiten von Pete und Mark festzustellen, nur, damit er die Klagen nicht hören musste. „Er ist gefährlich, und ich dachte wirklich, er benimmt sich. Du kannst gerne etwas mit ihm unternehmen, aber sei vorsichtig, wenn es um die Spiele geht. Damit tust du dir selbst keinen Gefallen.“, sagte Mark und wandte sich wieder dem Flimmern des Fernsehers zu. „Und bald fängt die Uni ohnehin wieder an, oder?“ Elijah spürte Hitze in sich aufsteigen, als er diese Worte von Shanon hörte. Er nickte nur; innerlich wurde ihm jedoch bewusst, dass er sich seiner Angst bald stellen musste. „Ich gehe schlafen, ich bin völlig fertig. Bis morgen, ja?“ „Gute Nacht, Lij.“ Elijah ging in das Badezimmer, wusch sich, putzte sich die Zähne und betrachtete sich noch einmal im Spiegel. Seine braunen Haare waren immer noch leicht zerzaust von Pete's harten Griffen, und seine Verletzungen sahen immer noch deutlich aus. Als er sich ins Bett legte, kreisten seine Gedanken sich. Es ging um so vieles, was sein Herz beschwerte – wie sollte es weitergehen? Ohne Studium? Und wie sollte er das deuten, was in ihm vorging, wenn er mit Pete zusammen war? Er wusste nicht, wieso sein Körper reagierte, wie er reagierte, sobald Pete ihm eines seiner berühmten Grinsen zuwarf, wenn die grauen Augen ihn in stillen Momenten fixierten. Vielleicht betrachtete er Elijah als eine Art angehenden Lehrling, wenn sie sich weiter so verstanden – doch was war dann das nervöse Prickeln im Nacken und die Hitze in seinem Körper? Das Herzklopfen wie heute beim Billard? Zunächst hatte er sich eingeredet, dass sein Herzklopfen nur von der Nervosität aufgrund der neuen Umgebung kam. Doch als er an Pete's Geruch dachte, als er das befleckte Shirt aufgehoben hatte, da schloss er fest die Augen und spürte, wie sein Herz erneut so fest gegen seinen Brustkorb schlug, dass es richtig weh tat. Verdammt, wenn er sich nicht täuschte, war er auf dem besten Weg, sich in einen prügelnden Engländer zu verlieben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)