One fatefull Night von sennen_item ================================================================================ Kapitel 1: Timing ----------------- Timing Die Temperaturen waren über Nacht in den Minusbereich gesunken und, wenn man den Meteorologen Glauben schenkte, waren sie noch lange nicht am Ende. Der Schnee, war bis jetzt ausgeblieben, doch, wenn man seinen Blick in den Himmel hob, würde er wohl auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Er stieß einen zittrigen Atemzug aus und musste, als sein Odem in einer weißen Wolke von seinen Lippen trat, unmittelbar an seine Kindheit denken. Wenn dies früher geschehen war, tat er, als würde er rauchen, während er über gefrorene Pfützen rutschte. Doch, auch wenn er es als Kind geliebt hatte, seine Fantasie bei kalten Temperaturen anzuheizen, hatte er Zeit seines Lebens noch nicht eine Zigarette angerührt und plante, dies auch beizubehalten. Seine Augen brannten aufgrund der Kälte und des schnellen Ganges, den er angeschlagen hatte, um seinen Körper Wärme produzieren zu lassen. Eine behandschuhte Hand, wanderte an sein Handgelenk und schob dort, den schweren Ärmel seines Mantels nach oben, gab dort die Sicht auf eine schmale Digitaluhr preis. Zufrieden, mit dem, was er dort zu sehen bekam, nickte der junge Mann und verbarg sein nacktes, von Gänsehaut überzogenes, Fleisch wieder unter dem wärmenden Stoff. Er schlang seine Arme fest um seinen schmalen Leib, als er seinen Weg fortsetzte. Die Jacke die er trug, war ihm einige Nummern zu groß, doch hatte seine Mutter darauf bestanden, sie nichtsdestotrotz zu kaufen, da es wohl langsam an der Zeit war, dass er, genau wie seine Klassenkameraden, einen Wachstumsschub machte. Sicher ist sicher, pflegte sie stets zu sagen, während sein Vater diese Aussage nur müde belächelte und sich wieder dem Börsenteil seiner Zeitung widmete. Er selbst, hatte inzwischen das Hoffen auf eine größere Statur aufgegeben, hatte sich damit arrangiert, auch wenn er es verfluchte, seine Finale Körpergröße, bereits im Alter von zwölf Jahren erreicht zu haben und auch jetzt, im 16ten Lebensjahr, nur so groß zu sein, wie ein Mittelschüler. Die Sonne, war bereits vor Stunden untergegangen und nur die Straßenlaternen, machten es ihm möglich, den Weg vor sich zu sehen. Lange, hatte er nicht mehr zu gehen. Dann würde er auf den Bus warten, heim fahren und den Rest seiner Hausarbeiten erledigen, die er aufgeschoben hatte, während er bei der Arbeit war. Ein Gähnen entfuhr ihm, wenn er an den anstrengenden Tag zurück dachte, doch wusste er, dass es, das Alles wert sein würde, wenn er seinen Schulabschluss erst einmal bestanden hatte. Der junge Mann vergrub seine Hände, die trotz der Handschuhe, langsam taub zu werden begannen, unter seinen Achseln und ganz einen gequälten Laut von sich. Was würde er jetzt für einen heißen Kaffe tun? In der Ferne, sah er bereits die Schilder seiner Bushaltestelle und die Vorfreude auf Zuhause stieg. Wenn er Glück hatte, würde er noch die Reste vom Abendessen aufwärmen können, um sich einen Mitternachtssnack zu genehmigen. Sein Magen, der seit den Mittagsstunden nichts mehr zu tun bekommen hatte, knurrte zustimmend. Auch wenn das Licht der Straßenlaternen, der Nacht einen Teil ihres Schreckens zu nehmen vermochten, machte ihn die Stille die herrschte, nervös. Um diese späte Stunde, war es nicht ungewöhnlich, dass keine Autos mehr diese verborgene Straße entlangfuhren, doch ein paar späte Reisende, hätte er sich doch gewünscht. Selbst an der Bushaltestelle, schien es ungewöhnlich leer. Endlich angekommen, ließ er seinen schweren Rucksack von den Schultern gleiten, stellte ihn dicht neben sich ab. Die Anspannung von sich abfallen lassend, legte er den Kopf in seinen Nacken und dehnte seine geschundenen Muskeln. Wie müde er tatsächlich war, bemerkte er immer erst, wenn er hier stand und die letzten Minuten umkriegen musste, ehe der Bus endlich kam. In diesen Augenblicken, fielen ihm meist die Augen zu und er nickte, an das Haltestellenschild gelehnt, für wenige Sekunden weg. So auch heute. Seine Wange ruhte auf dem eiskalten Metall, doch es spielte keine Rolle, der Körper wollte, was er nun einmal wollte. Erst der Ton, eines abfahrenden Busses, riss ihn aus seinem traumlosen Schlaf. Panisch, zerrte er erneut an seinem, viel zu weitem Ärmel und starrte auf die Uhr. Wenn er diesen Bus verpasste, hatte er ein ernsthaftes Problem, denn weder seine Mutter, noch sein Vater, besaßen ein Auto und dieser Bus, war der Letzte, der ihn nach Hause, in sein heiß geliebtes Bett, bringen konnte. Der nächste, fuhr erst um fünf Uhr in der Früh. Bis dahin, waren es noch fünfeinhalb Stunden. Laufen, war auch keine Option, brauchte er selbst mit dem Bus, eine gute Stunde. Seine Bedenken, fielen mit einem einem Schlag von ihm ab, als seine billige Digitaluhr aus dem Drogeriemarkt ihm versicherte, dass er noch gute zwanzig Minuten Zeit hatte. Erleichtert, fuhr er sich mit einer Hand durch die Haare, ärgerte sich wenig später aber darüber, da sie durch die Handschuhe elektrisierten und ihm nun an der Stirn klebten. Seine verdammten Haare, machten auch, was sie wollten, vorallem auch nur dann, wenn sie es wollten. Seine Klassenkameraden machten sich immer lustig, indem sie behaupteten, er sähe aus, als hätte er in eine Steckdose gefasst, doch schon als Kind, hatte er sich mit der einzigartigen Färbung, aber vor allem der außergewöhnlichen Wuchsform, seiner Haare begnügen lernen müssen. Das kribbelnde Gefühl seiner Stirn zu ignorieren versuchend, starrte er dem Bus hinterher, der ihn so unsanft aus seiner, verdienten, Pause gerissen hatte. Bei jeder Bewegung, die er machte, klimperte das Kleingeld in seiner Tasche, dass er Zuhause in seine schmale, blaue Spardose stecken wollte, die die Ersparnisse seiner Zukunftsträume beinhaltete. "Halt!" Der Schrei hallte durch die kalte Nachtluft. "Halt, verdammte Scheiße!" Der junge Mann, hob irritiert seinen Kopf, suchte nach der Quelle dieses wütenden Rufes. Zunächst, war er nicht in der Lage, etwas zu erkennen, außer den kreisrunden Lichtkegeln der Laternen, die im Abstand von zehn Metern voneinander getrennt standen. Doch dann, durchbrach eine laufende Gestalt die Grenze zwischen Licht und Schatten. Nun, war er auch in der Lage dir näherkommenden Schritte deutlich zu vernehmen. "Halt!", schrie die Person erneut, obwohl es längst zu spät war, hatte der abfahrende Bus doch schon eine Kurve passiert, seine vielversprechenden Schlusslichter mit sich nehmend. Er beobachtete, wie die Person völlig aufgelöst von einem Sprint in ein leichtes Joggen wechselte, um schlussendlich bei dem Bushaltestellenschild zum Halten zu kommen. Jetzt, war eindeutig zu erkennen, dass es sich bei der wütenden Person, um einen Mann handelte, etwas älter, als er selbst. Resigniert riss dieser die Arme in die Luft, nur um sich, wenig später, schwer atmend, die Rippen zu halten, um nach Atem zu ringen. Sein angestrengtes Gesicht, verzog sich schmerzerfüllt, als sein Körper nach vorne zusammensackte. "Scheiße!", brüllte er und trat gegen das metallene Schild, was dieses dazu brachte, ein unnatürliches Knacken von sich zu geben, aufgrund der plötzlichen Gewalteinwirkung und, vermutlich auch, der eisigen Temperaturen, die das Material brüchig werden ließen. Erschrocken, verfolgte der stumme Beobachter die Szenerie vor sich, verfolgte diesen lauten Eindringling, der die gruselige, nächtliche Stille durch seine tobende Wut nur noch unheimlicher werden ließ. Seine Beine, waren in eine enganliegende Hose eingepackt, die genau wie sein dünner Kapuzenpullover, mit Löchern gespickt war. Über sein Gesicht, war die graublaue Kapuze gezogen, die jedoch nicht aussah, als würde sie sonderlich viel Wärme spenden. Auch seine Schuhe, schwarz und früher wohl einmal relativ hochwertig, hatten schon bessere Tage gesehen. Die Sohle, löste sich an den Zehenspitzen bereits, gaben die Sicht auf nackte Zehen preis, die im Licht der Laternen, einen bläulichen Farbton angenommen hatten. Auch, wenn er selbst niemals wert auf die Qualität oder die Effizienz von Anziehsachen gelegt hatte, wusste er, dass mit seinem Aufzug etwas ganz und gar nicht stimmte. Die Temperaturen befanden sich derzeitig im minus zweistelligen Bereich und er kleidete sich, als wäre es Frühling oder als wäre er auf dem Weg zu einem Rockkonzert. Seim verwegenes Aussehen, wurde durch den tief hinunter gezogenen Stofffetzen in seinem Gesicht nur noch verstärkt. Ein paar goldene Haarsträhnen, hingen ihm über die Stirn, doch auch ein paar rote Farbtupfer, fanden zielstrebig, einen Weg hinaus. Die eigenartige Färbung, erinnerte den jungen, unsicheren Mann, der seinen Rucksack achtsam hinter sich geschoben hatte, entfernt an seine eigenen, widerspenstigen Locken, doch der Rest seiner Haarpracht, lag verborgen unter dem löchrigen Stoff, ließ nur die Fantasie übrig, um dem Menschen darunter zu komplettieren. "Fuck!", fluchte der Fremde, nun aber leiser und stemmte seine Hände in die Hüfte, einen langen Atemzug in den Himmel ausstoßend. Obwohl, er sich längst an die Vielzahl der Schimpfworte, die aus dem Mund des geheimnisvollen Sonderlings, nur so heraussprudelten, gewöhnt haben sollte, ertappte er sich dabei, wie er zusammenzuckte und seinen Kopf tiefer in den Kragen seiner Jacke zurück zog, wie eine Schildkröte. Er hatte sich, seit frühesten Kindertagen schon,it diesen scheuen Reptilien identifizieren können. Wenn sie sich bedroht füllten, konnten sie sich in ihren Panzer zurückziehen, solange, bis die Gefahr vorüber und die Welt wieder in Ordnung war. Zwar fühlte er sich nicht sonderlich bedroht, doch die Aussicht auf einen Panzer, in Gegenwart eines zornigen Mannes, schien nun, mehr denn je, verlockend. Der Eindringling, legte eine Hand über seine Augen und seufzte erschöpft. "Bullshit." Dieses Fluchwort, klang nun mehr wie ein verzweifeltes Flüstern. Sein stummer Zeuge, nahm sich nun die Zeit, seine Reaktion abzuschätzen. Einen Augenblick ruhte seine gesamte Aufmerksamkeit, auf diesem geheimnisvollen, jungen Mann, während er sich konzentrierte, versuchte, nachzuvollziehen, warum jemand so außer sich geriet. Dann fiel es iihm Schuppen von den Augen. Er hatte soeben den Schrecken erfahren, den auch er vor wenigen Momenten vor seinem Inneren Auge durchlebt hatte. Um diese Uhrzeit, fuhren die letzten Busse. Nachdenklich, musterte der Kleinere, denn er war immer der Kleinere, den erschöpften Unruhestifter und überlegte, was er in dieser Situation tun würde. Vermutlich, würde er, selbst wenn es erst einmal überhaupt keinen Sinn hatte, seine Eltern anrufen, um sie um Rat zu fragen. Sie würden ihm zwar nicht wirklich helfen können, doch ihr Beistand, würde in einer dunklen Stunde, wie dieser, mehr bewirken, als seine ausgeprägten Angstfantasien. Doch, der Andere, schien ihm in diesem Punk nicht zuzustimmen, denn er verharrte regungslos an Ort und Stelle, den Blick in den Himmel gerichtet, die Augen geschlossen, es war, als würde man eines dieser großen Kunstwerke betrachten, 'der Schrei ', angsteinflößend, doch auch unendlich traurig, da dass, wovor er sich so fürchtete auf ewig ungehört bleiben würde, oder die 'Mona Lisa' mit ihrem geheimnisvollen Lächeln, dessen Emotion bis zum heutigen Tag ungeklärt war. Genau wie diese Meisterwerke, stand auch jener Fremde nun vor ihm. So eindeutig und doch so schleierhaft. Sein Körper strotzte vor Leben, Vitalität, diese Hose überließ wirklich nichts der Einbildungskraft, doch seine Kleidung wirkte im Gegensatz zu der Bräune seiner Haut, mehr wie ein Kostüm, statt Ausdruck seiner selbst. Und noch etwas Anderes erregte nun seine Aufmerksamkeit, Etwas, dass ihm vorher entgangen war, da dieser Körperteil hinter schweren, dunklen Lidern, verborgen geblieben war. Seine Augen. Ihr Rotton schien in der Dunkelheit, wie eine rettende Leuchtrakete auf hoher See, stand aber, ebenso wie seine Kleidung, im Gegensatz zu seinem Auftreten. Denn obwohl sie hell genug waren, um Schiffbrüchige in Not zu finden, hatten sie eher die Intensität einer Wunderkerze und die Wärme eines Eiszapfens. Er kam nicht umhin sich zu fragen, wie seine Geschichte wohl aussehen würde. Der Fremdling hatte sich seit einigen Minuten nun nicht mehr gerührt, das Einzige Lebenszeichen, das seine Existenz noch bestätigte, waren die regelmäßig sichtbar werdenden Wolken von Sauerstoff, die von seinen Lippen traten. Er wusste, dass es vermutlich eine dumme Idee war, doch irgendetwas in ihm, schrie ihn an, mit diesem Mann zu reden, dass es ein Fehler wäre, ihn zu ignorieren, in den Bus zu steigen und ihn, mitsamt seinem Ärger, hinter sich zu lassen. All seinen Mut zusammen nehmend, trat er einen Schritt auf ihn zu und räusperte sich, um die Aufmerksamkeit zu erhaschen. Doch eine Reaktion blieb aus, der Fremde kramte lediglich in seinem Kapuzenpulli herum, fand eine schmale Schachtel und zog sie hinaus. Wenig später, war er in der Lage, den kleinen Gegenstand als Zigarettenschachtel zu identifizieren, die nun heftig von nervösen Händen geschüttelt wurde, einen schmalen Glimmstängel freigab, der eilig gepackt, an die Lippen gebracht wurde und kurz darauf auch schon brannte. Er lauschte dem tiefen Atemzug, der das suchterregende Nikotin inhalierte und einem erleichtertes Stöhnen, als der gewünschte Effekt seine Wirkung zeigte. Auch wenn er selbst strickt gegen dieses Rauschmittel war, da er auf der Arbeit oft mit seinen Folgen konfrontiert wurde, hatte er sich nie herausgenommen, die Welt mit seiner Meinung zu betrauen, schließlich hatte er auch keine Ahnung, aus welchen Gründen der Mensch anfing zu rauchen. Außerdem, konnte ein jeder sein Leben führen, wie es ihm gefiel und er würde sich niemals die Dreistigkeit raus nehmen, darüber zu urteilen. Er versuchte die Missachtung des Fremden nicht allzu persönlich zu nehmen, schließlich wusste er, dass Sein Versuch die Aufmerksamkeit zu erhaschen, durchaus untergegangen sein konnte, doch, für einen Moment, dachte er darüber nach, es damit gut sein zu lassen. Andererseits, wäre er in dieser Situation, würde er sich wünschen, dass sich jemand seiner annehmen würde. Also, obwohl er mit dieser Meinung durchaus alleine zu sein vermochte, räusperte er sich ein weiteres Mal, überlegte sich zeitgleich, was er eigentlich sagen wollte. Der Kopf des Anderen schnellte zu ihm herum, Wachsamkeit in seinen unnatürlichen Augen, Achtsamkeit, die sich bei seinem ungefährlichen Anblick, in Unwollen, beinahe schon Genervtheit, verwandelte. Sein Gesicht war noch immer schwer auszumachen, doch zweifellos, zog er seine Augenbrauen nach oben. "Was?", blaffte er unfreundlich, zog an seiner Zigarette, während er ihn von oben bis unten musterte und sich wohl fragte, wie lange er hier schon stand. Die Schärfe seiner Frage, ließ ihn zusammenzucken, doch es war nichts Neues für ihn, die Menschen reagierten oft so auf ihn, da seine Präsenz sie immer zu überraschen schien. Niemand, nahm ihn auf den ersten Blick wahr. "Ist... ähm... Alles in Ordnung?" Seine Stimme klang brüchig, beinahe heiser, ängstlich und als er eine Reaktion von seinem rauchenden Gegenüber bekam, war es keine Überraschung, dass er lachte. Doch das Lachen klang nicht, als wäre es an ihn gerichtet. Wenn man genau lauschte, seine Körpersprache observierte, die in einer auffordernden Geste, an sich hinunter deutete, hörte man die Verzweiflung und den Unglauben über diese banale Erkundigung nach seinem Wohlbefinden, die schmerzhafte Ironie. "Wie sieht's denn aus?", lautete die, nicht gerade höfliche, Gegenfrage. Unsicher, was er darauf erwidern sollte, hüllte er sich einen Moment in Schweigen, die Augen seines Konversationspartners auf seinem Gesicht spürend. Er fühlte, wie seine Wangen zu brennen begannen, für gewöhnlich, sahen die Leute ihn nicht lange genug an, um seine sozialen Ängste zu bemerken, doch dieser junge Mann, war gnadenlos aufmerksam. "Ich... ähm...tut mir leid... Haben Sie den Bus verpasst?" Schweigen. Das Gesicht seines Gegenübers schien abzuwägen, wie er reagieren sollte, oder als würde ihm, in diesem Moment, erneut klarwerden, warum er sich hier aufhielt. "Was geht's dich an?", zischte er und schmiss den Rest seiner Zigarette von sich, ohne sie vorher zu löschen. Wieder, zuckte er unter dem harten Ton des Rauchers zusammen, doch schien es sein normaler Gesprächston zu sein. Dennoch, kam er nicht umhin, eben diesen Ton als störend zu empfinden, immerhin versuchte er hier nur höflich zu sein. Und dann, ehe er sich anders entsinnen konnte, tat er etwas gänzlich untypisches für sich, er schnauzte zurück : "Wenn Sie hier mit Ihren Wutausbrüchen die Erde zum Beben bringen, sollten Sie sich nicht wundern, wenn es die Umstehenden nervös macht. Ich habe Sie nicht gebeten, mir Ihre Lebensgeschichte zu erzählen, dachte nur, dass Sie womöglich etwas Freundlichkeit vertragen könnten." Noch bevor er seinen Satz beendet hatte, wünschte er sich eine Zeitmaschine. Wieso hatte er das getan? Normalerweise, verlor er nicht so schnell die Geduld, schon gar nicht gegenüber Unbekannten, doch irgendetwas an seinem Gesprächspartner, hatte ihn dazu veranlasst, jegliche Vorsicht von sich zu werfen und einmal zu sagen, was er dachte. Blitzschnell, schoss eine Hand vor seinen Mund und er starrte den fremden, jungen Mann aus weit aufgerissenen Augen an. Dieser zog seine Augenbrauen beinahe bis zu seinem Haaransatz nach oben, während er sich mit der Zunge über die Lippen leckte, die sich zu einem erstaunten Grinsen verzogen. Strahlend weiße Zähne kamen zum Vorschein, wer immer er auch war, dieses Lächeln war ansteckend, spiegelte sich bald auch auf seinem eigenen Antlitz wieder. "Ganz schön mutig mich so anzumachen. Du hast doch keine Ahnung, wer ich bin. Ich könnte ein Mörder sein, oder ein Junkie, der dich umlegt, um deinen Scheiß gegen ein bisschen Crack zu tauschen." Obwohl er damit durchaus Recht hatte, musste er stark an sich halten, um nicht zu kichern, seine Drohung klang einfach lächerlich, wenn dabei die ganze Zeit, gedämpftes Kichern aus seinen Lungen trat. "Für einen guten Mörder, haben Sie zu lange gebraucht, mich überhaupt zu bemerken und für einen Meth - Süchtigen, sind Ihre Zähne zu gepflegt." Der Fremde, riss seinen Kopf in den Nacken, eine wunderschöne Melodie ausstoßend, die so viel mehr beinhaltete, als Freude, so viel mehr preisgab als Schmerz, so viel mehr vermittelte, als simples Lachen. Er hob seine Hände in die Luft, als würde jemand eine Waffe auf ihn richten und schüttelte den Kopf. "Erwischt, Detective.", scherzte er, griff wieder in seinen abgenutzten Pulli, begann sich die nächste Zigarette anzustecken. In der Bewegung, hielt er inne, ließ seine Augen zu ihm wandern und hielt ihm fragend, die halbvolle Schachtel entgegen. "Auch?" Diese Geste beinhaltete mehr, als eine schlichte Frage, mehr wie ein Friedensangebot, das durch das Wenige, das er augenscheinlich besaß, noch bedeutungsvoller wurde. Er schüttelte den Kopf und lehnte dankend ab. "Ich rauche nicht.", erklärte er obwohl er sich dafür dumm vorkam. "Natürlich nicht.", kicherte sein Gegenüber, doch es klang nicht, als würde er sich über ihn lustig machen, nur, als wäre es Etwas, dass er nicht so oft zu hören bekam. Sie schwiegen, während der Fremde eilig an dem dünnen Stäbchen sog, dass er zwischen Zeige- und Mittelfinger an seine Lippen führte. "Rauchen Sie viel?", fragte er und wollte sich im selben Moment an den Kopf fassen. Er klang ja beinahe wie jemand, der verzweifelt versuchte ein Gespräch am Laufen zu halten, schwitze seine Unsicherheit förmlich aus. Sein Gesprächspartner, schien das ähnlich zu sehen, denn das Lachen, schien gar nicht mehr aufhören zu wollen. "Was ist los, Sunnyboy? Ich hätte gedacht, dass wir über das Smalltalk - Stadium schon hinaus sind." Ein Zug an seiner Zigarette, ließ ihn den Satz kurz unterbrechen. "Außerdem, könntest du aufhören mich zu Siezen? Ich bin was- vielleicht drei Jahre älter als du? Nicht dreißig." Spätestens nun, hatte er aufgehört sich gegen seine Errötung zu wehren, es schien sowieso zwecklos, außerdem, schien es seinem Gesprächspartner nichts auszumachen und wenn doch, ließ er es sich nicht anmerken. Den kecken Spitznamen, den er für ihn auserkoren hatte, ließ er kommentarlos an sich vorüberziehen. "Nun ich bin sechzehn, da könnten Sie... Könntest du, deine Theorie leicht überprüfen." Sie sahen sich an, vielleicht das erste Mal wirklich und wahrhaftig. Der Kleinere begann sich zu fragen, warum es ihm so leicht viel mit diesem Mann zu sprechen, bereitete ihm sonst jedes Treffen mit einem Fremden, nichts als Unbehagen. Aber hier, zu dieser Stunde, an diesem Ort, mit jenem Unbekannten, schien es, als würden die Dinge einfach passen und er bemerkte Seiten an sich, Kesse, Selbstbewusstsein, Witz, die er sonst, tief in sich verborgen ließ, aus Angst, man könnte ihn eines besseren belehren und ihm diese Eigenschaften madig machen. Und auch er, gab ihm das Gefühl, froh zu sein, dass sie diese Konversation begonnen hatten, von seiner jähzornigen Seite, war nur noch die Erinnerung geblieben. "Ich war niemals wirklich gut in Mathe, die Lehrer hielten mich für einen hoffnungslosen Fall, weswegen ich gegen Ende gar nicht mehr hingegangen bin. Gut zu wissen, dass ich wenigstens dieses mathematische Problem gelöst habe.", erklärte er und beide prusteten los. Das Lachen fühlte sich so natürlich, so selbstverständlich an, es war beinahe schon unheimlich. "Nun...", der Kleinere musste Luft holen und sich den Bauch halten, ehe er sich in der Lage sah, seinen Satz zu beenden, "... Zur Überprüfung einer Theorie, gehört immer ein zweiter Testdurchlauf. " "Ist das die nerdige Art und Weise, nach meinem Alter zu fragen?" "Neeein, es ist die wissenschaftlich - anerkannte Art und Weise nach deinem Alter zu fragen." Während er auf die Antwort des Unbekannten wartete, zog er eine Packung Kaugummis, die, die einen in Stresssituationen durchatmen lassen sollen, aus seiner Jackentasche und schob sich gierig eins in den Mund, ehe er dem Vermummten, ebenfalls seine Hand hinhielt. Dieser, musterte ihn kurz, schenkte ihm dann ein dankbares Kopfnicken und griff zu. "19.", sagte er knapp, als er eines der kleinen Dragees, aus der Verpackung befreite. Er beobachtete die Szene so fasziniert, dass die Worte aus seinem Mund kamen, ehe er sich recht entsinnen konnte. "Tja, dann ist es wohl amtlich: Deine Lehrer wissen einen Scheißdreck." Sein Gegenüber hob die Augenbrauen, die Mundwinkel verzogen sich verräterisch. "Wow.", sagte er schmunzelnd, er hatte nie ein schöneres Lächeln gesehen, "Es scheint eine ganze Menge passiv -aggressive Energie in dir zu schlummern, Kleiner." Auch, wenn viel Wahrheit in dem steckte, was er sagte, war er nicht in der Lage, sich über die korrekte Beobachtung, die Tatsache, dass sich jemand Zeit nahm, sich wirklich mit ihm auseinander zu setzen, zu freuen, drückte dieses letzte Wort, seinen Enthusiasmus doch um ein Vielfaches. Er senkte den Kopf und begann, an seinen Fingern zu nesseln. "Bitte, nenn mich nicht so..." Überraschte Stille beherrschte die Luft für wenige Sekunden. "Wie?" "Kleiner..." Erneutes Schweigen. "Warum?" Der Kleinere, holte einmal tief Luft und seufzte laut, während er nachdachte WIE aber nicht für einen Moment, OB, er es seiner älteren Bekanntschaft erklären könne. Er beschloss es, so einfach wie möglich zu halten, denn, auch wenn er nicht davon ausgehen konnte, wusste er, daß der Andere es verstehen würde. "Meine Körpergröße macht mir immer wieder Probleme. Ich hab mich zwar damit abgefunden, werde aber nicht gerne darauf hingewiesen, dass die Evolution bei mir versagt hat. Klein zu sein, setze ich inzwischen mit 'Nicht-ernst-genommen-werden' gleich." Er hob seinen Blick, suchte die fesselnden Augen seines Gegenübers, dessen Gesicht, wie erwartet, verständnisvolle Züge aufwies. "Das ist Bullshit.", sprach er ernst. "Wenn in der Evolution etwas schief gelaufen ist, dann bei denen, die dich wegen Belanglosigkeiten aufziehen. Du hast Mumm, womöglich macht ihnen das Angst." Nur das leise, elektrische Knistern der Straßenlaternen und das sanfte Rauschen des Windes, waren noch zu hören. Der Fremde hatte genau das gesagt, was er gebraucht hatte, ohne ihn auch nur ein wenig zu kennen. Geistesabwesend, nickte er mit seinem Kopf, völlig eins geworden mit den Umständen. Der Stille, der Dunkelheit, Ihm. Ein flaues Gefühl, machte sich in seiner Magengegend breit, das Schlagen seines Herzens, machte es anstrengend, gerade stehen zu bleiben und als sein Gegenüber wieder seinen Mund öffnete, fühlte sich sein ganzer Körper zittrig an, obwohl er schwitze. Die Stimme des Unbekannten, hatte wieder seinen schmerzenden Tonfall angenommen, doch auch etwas Anderes, lauterte in ihr : "Vielleicht, sollte ich dich einfach 'Süßer' nennen, wenn dir das mehr zusagt." Der Angesprochene legte skeptisch seine Stirn in Falten. "Tzz... Süßer? Ist das nicht ein wenig dick aufgetragen?" Der Unbekannte zuckte mit den Schultern. "Nicht, wenn ich es ernst meine.", zwinkerte er ihm zu und die Hitze in seinem Körper, war nun eher vergleichbar mit einem allesverzehrenden Brennen. Dennoch, schaffte er es, nicht wie ein gestrandeter Fisch, nach Luft zu japsen, sondern verdrehte gespielt die Augen und warf die Arme in die Höhe. "Vielleicht solltest du mich erst einmal zum Essen einladen, bevor du mich so plump anbaggerst. Es ist wohl wahr, Kavaliere sterben aus." Melodramatisch, legte er eine Hand an die Stirn und seufzte gespielt, dann sah er, daß sein Gegenüber genauso gespielt den Mund offen stehen hatte. Sie starrten einander an, wie damals als Kinder hatten sie ein Spiel begonnen, bei dem der Erste der lachte verlor. Ganz zum Entsetzen, oder Entzücken beider, versagten sie zeitgleich und kicherten wie Wahnsinnige. Gott, es war Ewigkeiten her, seit er so einen Spaß gehabt hatte, zumindest, mit einer anderen Person. Beide, hielten sich die Bäuche, während ihr Lachen, den verlassenen Ort mit Leben füllte. Alles, was vorher gewesen war, sein stressiger Tag, das Unwollen, die unvollständigen Hausarbeiten zu beenden, ja, sogar der zehrende Hunger, waren in den Hintergrund gerückt, als das ehrliche Kichern langsam erstarb. Das einzige, das jetzt noch von Bedeutung war, war diesen geheimnisvollen, jungen Mann besser kennenzulernen. "In meiner derzeitigen, finanziellen Lage, könnte ich dich auf eine halbe Dose, kälter Ravioli einladen.", ergriff er wieder das Wort und wischte sich mit einem Ärmel durch das Gesicht. "Und ich will ehrlich sein, vermutlich, wäre sie geklaut." Auch wenn das Thema etwas ernster geworden war, schüttelte sie noch immer der Nachhall ihrer Lachattacke, trotzdem, wollte der Kleinere diese Preisgebung nicht kommentarlos verstreichen lassen. "Steht es echt so schlimm um dich?", fragte er, als würden sie sich schon seit Jahren kennen und ließ seinen Blick noch einmal über die zahlreichen Löcher seiner Kleidung gleiten, besonders, die nackten Füße, bereiteten ihm nun Sorgen. Der Unbekannte, fuhr sich mit einer Hand über den Kopf, zog die Kapuze enger, suchte vermutlich nach Worten, während sein Atem in Wolkenform aus seinen geöffneten Lippen drang. "Tja... Ich bin selbst Schuld." "Wieso?" Er legte den Kopf in den Nacken. "Nicht viele Jugendliche, die von Zuhause ausreißen, wenn sie 15 sind, führen danach ein erfolgreiches Leben, die meisten, landen auf der Straße.", erklärte er und deutete an sich hinab. "Du bist weggelaufen? Warum, hattest du Streit mit deinen Eltern?" "Das waren nicht meine Eltern.", lautete die simple Antwort und der Tonfall, verriet, das es mehr über das Thema nicht zu sagen gab, zumindest nicht jetzt. Dennoch sprach er weiter. "Aber ich bin weg, weil ich meine richtige Familie finden wollte." "Und du hast in all den Jahren nichts gefunden?" Das vermummte Gesicht des Jungen, verzog sich zu einem gequälten Lächeln. "Doch.", lachte er zynisch, "Doch. Aber... Sie sind... Nicht mehr da." "Nicht mehr da? Wie meinst du das?" Er schüttelte den Kopf, winkte ab, wollte nicht mehr preisgeben. "Einfach nicht mehr da..." Sprachlosigkeit übermannte den Kleineren, Entsetzen. Was auch immer bei seiner Suche herausgekommen war, spiegelte sich nun in seinem Gesicht und der Kleinere wusste, nicht nachzufragen war wohl die beste Idee. Auch, wenn er eine traurige Geschichte erwartet hatte, prasselte das Mitleid jetzt nur so auf ihn hinein, als er die Brüchigkeit in der Stimme seines Gegenübers vernahm, der versuchte sie, mit Lässigkeit und Humor zu überdecken. Doch, es war auch klar, dass Sein Schmerz tief reichte, sehr tief. Er legte eine Hand vor seinen Mund. "Und sie sind... Deine ganze Familie?", flüsterte er. Zu seiner Verwunderung, schüttelte der Angesprochene mit seinem Kopf. "Ich habe wohl noch zwei Cousins. Einer von beiden in meinem Alter." "Du klingst unsicher. Hast du sie denn nicht kontaktiert?" Wieder Kopfschütteln, während er seine Lippen zu einer dünnen, blassen Linie zusammenpresste. "Ich hab vor drei Jahren ihre Telefonnummer herausgefunden... A-aber...", er schloss die Augen, "...Aber ich habe mich nie getraut, den Hörer zur Hand zu nehmen. " "Warum?" Schmerzerfüllte Augen, fanden die seinen. "Was ist... Was ist wenn keine bessere Alternative für mich vorgesehen ist? Ich habe ein verdammt beschissenes Timing..!" Nur zu gerne, hätte der Jüngere weiter nachgefragt, wollte er einfach Alles über seinen neuen Freund in Erfahrung bringen. Freund? Vielleicht war dieses Wort ein wenig weit hergeholt, doch schien es zu diesem Zeitpunkt inzwischen mehr als angebracht, als hätten sie Jahre des Kennenlernens einfach übersprungen. Dennoch gab er seinem Verlangen nicht nach, sondern konzentrierte sich auf die derzeitige Situation, das derzeitige Thema. "Nun...", begann er unsicher, " Du kannst dich aber auch nicht, dein ganzes Leben lang fragen 'was wäre wenn?', das wird dich auf Dauer nur kaputt machen. Vielleicht, macht dich das Ergebnis nicht glücklich, aber Ungewissheit, ist schlimmer, sie frisst dich auf, nimmt dir im Laufe der Zeit die Hoffnung und den Lebenswillen. Dazu, solltest du es nicht kommen lassen, sonst verlierst du dich selbst. " Er machte einen Schritt auf ihn zu, streckte, vorsichtig, seine Hand nach ihm aus und legte sie, als Zeichen der Unterstützung auf seine Schulter. "Aber... Ich habe keine Mittel um ihn anzurufen..." "Dann gebe ich dir etwas." "Nein.", lautete die bestimmte Antwort. "Aber..." "Nein!", rief er erneut und wandte sich von ihm ab. "Ich nehme kein Geld von Freunden." Dem kleineren, war es nicht möglich sein Gesicht zu sehen, sah nur die Langen Atemzüge, die seinen Rücken bewegen ließen, als sein Herz bei seinen Worten einen Schlag aussetzte. Also hatte er sich das nicht eingebildet. Und trotz der Freude, die ihn bei dieser Erkenntnis durchfuhr, kam er nicht umhin zu bemerken, dass sich die Stimmung zwischen ihnen verändert hatte. Gerade, als er den Mund öffnen wollte um etwas zu erwidern, ihm sein Handy anzubieten, riss ihn ein Geräusch von dem Anblick seiner Kehrseite los. Lautes, mechanisches Dröhnen, drang an seine kalten Ohren. Er musste nicht auf die Uhr sehen, um zu wissen, dass es sich hierbei um seinen Bus handelte. "Scheiße!", zischte er, als Zeitdrang in Ihm hochkam. Der Andere richtete seinen Blick auf das näherkommende Gefährt und lächelte ihn traurig an. "Zeit ist abgelaufen", flüsterte er leise, mehr zu sich selbst, als zu ihm. "Ab- aber...", stotterte er, immer wieder zwischen dem Bus und dem Fremden hin- und herblickend. "Du solltest gehen." "Und was ist mit dir?" "Ich komme zurecht." "Und wenn du heute Nacht bei mir...?" Seine Frage, wurde erst gar nicht bis zum Ende angehört, da winkte sein Gegenüber schon ab. "Lass mal. Deine Eltern dürften nicht sonderlich erfreut sein, wenn du einen Obdachlosen Ausreißer mit nach Hause bringst." Der Bus kam neben ihnen zum Stehen. "Danke, für das Kaugummi und das du dich mit mir unterhalten hast... Das passiert nicht oft.", sagte er noch und wandte sich zum Gehen. Verzweifelt, fuhr der Kleinere sich durch die Haare, so durfte das Ganze nicht enden. Als die Tür des Busses sich öffnete, kam ihm endlich eine Idee. "Warte!", schrie er ihm nach, ehe er die nächsten Worte an den Busfahrer richtete. "Nur einen Moment, bitte.",flehte er beinahe. Der grauhaarige Mann, sah genervt aus, zuckte aber mit den Schultern. Er rannte dem Anderen hinterher, während seine schlanken Finger an den Knöpfen seines Mantels zerrten. "Warte!", rief er nochmal, als die Jacke von seinen Schultern glitt. Der Unbekannte blieb stehen, beobachtete ihn aufgebracht. Selbst, wenn es ihm nicht möglich war, seine Situation auf die Schnelle zu verbessern, würde er ihm helfen. Direkt vor ihm, kam auch er zum Halt. "Hier.", sagte er und streckte dem Größeren auffordernd die Hand entgegen, die sein wärmendes Kleidungsstück umschlossen hatte. Er erkannte, dass der Andere drauf und dran war abzulehnen, sah es in seinen Bewegungen, seiner abweisenden Körpersprache, also ließ er ihn nicht zu Wort kommen. "Der Mantel ist mir ohnehin viel zu groß und ich werde auch nicht mehr hineinwachsen. Außerdem soll es Schnee geben und du hast nur diesen kaputten Pulli an. Also entweder, du nimmst ihn, oder ich lasse ihn hier liegen und jemand Anders, reißt ihn sich unter den Nagel." Er hielt die Jacke noch ein Stück höher. "Es ist okay sich vin Freunden helfen zu lassen.", fügte er hinzu, nicht in der Lage den Gesichtsausdruck seines Gegenüber zu erkennen. Der Busfahrer hupte laut. "Bitte...", fügte er noch hinzu. Als hätte dieses eine Wort ihn aus seiner Starre gelöst, nahm der Andere den Mantel zögerlich entgegen. Erleichtert, seufzte der Kleine, nickte ihm nocheinmal zu, während er eilig loslief, seinen Rucksack zu holen und dann, gezwungenermaßen, in den Bus einstieg, doch, sein Blick war immer auf seine verheißungsvolle Bekanntschaft gerichtet. Zufrieden sah er, wie, eben diese, seine Jacke an die Brust drückte und ihm nachsah. Ein Grinsen stahl sich auf seine Lippen, wenn er daran dachte, wie überrascht er sein würde, wenn er den Inhalt der Manteltaschen entdeckte. "Ruf deinen Cousin an.", rief er, als sich die Türen seines Gefährtes schlossen. Doch, als der Bus sich entfernte, erstarb auch das Lächeln. Er hatte gewollt ihn wieder zu sehen, dabei kannte er nicht einmal seinen Namen. "Yuugi Mutou... Du verdammter Idiot.", wisperte er zu sich selbst und schlug sich eine Hand vor den Kopf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)