Stechende Begierde von daietto_usagi ================================================================================ Kapitel 4: Auf gute Zusammenarbeit ---------------------------------- Einen Moment lang stand ich einfach da und starrte ihn an. Hatte er das jetzt wirklich gesagt!? Erst als Daisuke mich von der Seite umarmte und mir gratulierte, realisierte ich es etwas und bekam endlich den Mund auf. „Ich … bin dabei?“ Daisuke lachte und bestätigte es: „Ja, klar bist du es. Hallo, deine Stimme ist der Hammer. Voller Kraft, Leidenschaft und jetzt am Ende… uhuhuu, man ich hab eine Gänsehaut bekommen! Du kannst nicht nur super schreien, sondern auch so unglaublich gefühlvoll und leidend singen … das war echt klasse, Ryo-san!“ Allerdings fiel mir da noch was ein, was ich lieber noch fragte, bevor ich mich wirklich hätte freuen können: „Ähm, aber … muss ... muss euer Bassist nicht noch zustimmen? Ich meine, er hat mich doch jetzt gar nicht gehört. Und was, wenn er mich nicht in der Band will?“ Der Schlagzeuger kam einen Schritt auf mich zu und lächelte sogar leicht, als er sprach: „Mach dir darum mal keine Sorgen. Unser Bassist ist ein sehr offener Mensch und kommt mit jedem klar. Außerdem hat er schon gesagt, das ICH entscheiden soll, wer in die Band kommt und wer nicht. Und jetzt … hab ich mich für dich entschieden. Leb damit oder lass es bleiben, es ist deine Entscheidung, Ryo.“ Ich atmete auf und antwortet lieber schnell: „Dann leb ich lieber damit, haha! Vielen, vielen Dank, ich bin grad überglücklich, ich hatte die Hoffnung echt schon fast aufgegeben. Ich danke euch!“ „Schon gut.“, antwortete der Schlagzeuger. „Ach, und übrigens, mein Name ist Yuuma, und wie du schon weißt, ich bin Schlagzeuger, Songwriter und Bandleader in einem. Mach mir keine Schande, hörst du!?“ Eilig hob ich die Hände. „Oh, keine Sorge, ich reiß mir den Arsch auf, um alles zur vollsten Zufriedenheit zu erledigen.“ Yuuma nickte erfreut. „Super, dann komm mal mit. Ich zeig dir ein wenig unsere Räume. Willst du mitkommen, Daisuke?!“ Der Blonde schüttelte den Kopf. „Nein, schon gut, geht ihr eure Runden. Ich muss an meiner Gitarre noch ein wenig was machen.“ Yuuma führte mich ein wenig herum. Viel war es gar nicht. „So, wie du siehst, hier ist die kleine aber feine Toilette. Keine Sorge, das richtige Bad mit allem drum und dran ist im Nachbarhaus, wo wir alle zusammen unsere Zweitwohnung als Band haben.“, erklärte er mir. „Aha. Also… wohnt ihr alle zusammen nebenan? Jeden Tag?“, fragte ich ihn sofort, worauf er antwortete: „Nun ja, irgendwie schon. Im Prinzip hat jeder eine eigene Wohnung im Umkreis hier, aber die meiste Zeit essen, reden, und schlafen wir in der großen, gemeinsamen Wohnung nebenan. Fast wie eine WG. Wir sind schon am Überlegen, ob wir alle wirklich zusammen ziehen oder nicht … Einen Rückzugsort zu haben, ist nie verkehrt, aber bisher gab es nie Probleme zwischen uns. Ich hoffe das ändert sich mit dir jetzt nicht!?“ Yuuma sah mich plötzlich sehr eindringlich an. Hatte er etwa eine Vorahnung, das ich hier und da gern mal … Probleme bereite? Egal, ich schüttelte lieber erst mal den Kopf. Schließlich war ich ja noch der Neue. „Nein, nein, das hab ich nicht vor. Eine Band sollte im Einklang sein und sich gut verstehen.“ Yuuma's Blick verfreundlichte sich wieder etwas. „Gute Antwort. Dann mal weiter. Als nächstes und eigentlich auch schon letztes bleibt hier nur noch die kleine Küche. Hier trinken wir abends ganz gern mal noch zusammen nach den Proben oder gönnen uns was zu essen. Allerdings gibt es hier meist nur schnelles Essen, groß gekocht wird drüben in der Gemeinschaftswohnung, wo sich jeder mal mit kochen abwechselt.“ In der Zwischenzeit, wo Yuuma mir noch einiges erklärte und zeigte, kam im Proberaum jemand durch die Tür. Nur leise bekam ich es mit, doch lauschte ich lieber schnell weiter Yuuma's Erklärungen. Daisuke begrüßte die Person eilig: „Na hey, da bist du ja. Warum hat das so lange gedauert?“ Die Person, die wohl der fehlende Bassist zu sein schien, lachte nur. „Ach naja, Teile der Straße, die ich lang wollte, waren gesperrt, weil wohl von einer Band Videoszenen gefilmt wurden. Daher musste ich außenrum. Und auch in der Stadt selbst war wieder so viel los und … naja … mein Lieblingsladen hatte neue Sachen und ich … “ Daisuke lachte fröhlich und ergänzte: „Lass mich raten, du musstest ganz dringend nachsehen und alles Neue an- und ausprobieren, hab ich Recht? Ach Kiyo, ich kann dich ja verstehen, aber gerade heute! Der Anwärter für den Sängerposten ist da, beziehungsweise … naja… wir haben mit ihm schon ein paar Lieder gespielt und ich muss sagen, er hat eine echt Hammer-Stimme. Voller Gefühl und gleichzeitig schreit er die Töne aus seiner Kehle, wie kein anderer. Und Yuuma mag ihn auch sehr, darum hat Yuuma ihn auch in der Band begrüßt.“ Der Bassist machte große Augen: „Ach, das heißt … wir haben jetzt einen Sänger? Also … es steht fest!?“ Daisuke kicherte. „Jepp, haben wir. Yuu zeigt ihm gerade die Räume.“ „Nein, er ist schon fertig damit.“, merkte Yuuma an, der soeben den Raum wieder betrat. Ich sollte erst mal hinter der Tür bleiben und warten. Nun lernte ich also auch den Bassisten kennen, ich freute mich darauf. Wurde er doch als sehr offen eingestuft. Yuuma begrüßte seinen Bassisten mit mahnender Mimik und einem Blick auf die Uhr. Immerhin sollte der zu-spät-Kommende schon vor einiger Zeit anwesend sein. Doch nach einem entschuldigenden „Es tut mir echt leid, Yuuma“, nahm der Bandleader ihm die Tüten ab, in denen die Essensvorräte waren, und ging zur Küchentür. Er stellte die Tüten dort ab und drehte sich wieder zu ihm um. „Nun … wie du von Dai erfahren hast, haben wir jetzt wirklich einen Sänger gefunden. Seine Stimme ist sehr interessant und vielseitig. Er war zwar noch nie auf der Bühne, aber seine Augen sagen mir, das sein Wille, es zu schaffen, groß ist.“ Yuuma machte nun die Küchentür auf und sah mich an, dann seinen Musikfreund und sprach: „Darf ich vorstellen… unser neues Bandmitglied und zukünftiger Sänger … Ryo. Ryo … komm rein und begrüße unseren Bassisten Kiyoshi.“ Mein Herz klopfte stark. Ich hoffte so sehr, das wir uns verstanden. Ich atmete tief aus und betrat den Raum. Nun kreuzten sich unsere Blicke … doch statt mich vorzustellen, trat … Stille ein. Er sah mich an … und ich ihn … Nein … das konnte nicht sein. Ich sah nur in sein Gesicht, alles andere brauchte ich nicht zu erkennen. „Rotschopf!?“, entglitt es mir. Da sprach auch er zwei kleine Wörter aus, mehr brachte auch er nicht heraus: „... Black ... Beauty!?“ Er war es. Wie konnte das sein? Solche Zufälle konnte es einfach nicht geben. Doch er war es wirklich. Er … der One-Night-Stand, den ich vor wenigen Wochen im Club kennengelernt hatte und … naja, du weißt schon. Unsere Blicke wichen nicht voneinander. Wir beide waren in einer Art Schockstarre, rechnete man ja niemals damit, das der letzte der Band ausgerechnet der Typ war, mit dem man Wochen zuvor noch Spaß im Bett hatte. Sofort schossen uns beiden in Gedanken die Bilder der Nacht durch den Kopf. Wie gut es tat, den anderen zu berühren … zu befriedigen. Doch was nun!? War eine Zukunft, miteinander in einer Band zu sein, möglich? Konnte es gut gehen? Wir mochten uns ja sehr. Immerhin war ich in dieser Nacht nur schweren Herzens von ihm weggegangen, da mich sein Anblick einfach faszinierte. Wie auch jetzt. Seine roten Haare leuchteten im Raum so hell und schön. Seine Klamotten setzten seinen noch immer femininen Körper so wunderbar in Szene. Doch bevor meine Gedanken wieder zu sehr abschweiften, brach Daisuke die Stille. „Ähm ... ihr kennt euch!?“, fragte er verwundert und drehte seinen Kopf immer wieder zwischen Kiyoshi und mir hin und her. Kiyoshi war zu erstarrt, als das er jetzt reden konnte, daher rang ich mir einige Worte ab, wenn auch stockend: „J-Ja … wir … haben uns vor einer Weile in einem Club kennen gelernt. Also … eigentlich …“ Plötzlich fand Kiyoshi seine Stimme wieder und hakte erklärend und mit leicht gespielter Gelassenheit ein: „Wir haben uns im Club ein wenig unterhalten, da uns beiden gerade langweilig war und er mich wegen meines Outfits angesprochen hat. Der Plausch ging einige Zeit über Musik und Visual Kei, dann haben sich unsere Wege getrennt, weil jeder nach Hause wollte. Darum … sind wir beide, glaub ich, … auch gerade so baff, das… wir uns hier an dieser Stelle wiedersehen. Immerhin … wusste ich nicht, das er Sänger ist und eine Band sucht. Davon hat er mir im Gespräch nichts erzählt.“ Dann sprach ich weiter und versuchte etwas zu lächeln: „Ja und er hat mir auch nicht verraten, das er Bassist in einer Band ist und diese auch noch einen Sänger sucht. Also ähm … ja, wir kennen uns ... ein wenig. Da wir es irgendwie verpasst haben, uns an dem Tag namentlich vorzustellen … haben wir uns Spitznamen ausgedacht, um den anderen anzureden … Ich war halt Black Beauty wegen meinen schwarzen Haaren. Und er war der Rotschopf, wegen seinen auffälligen roten Haaren. Das ist alles.“ Yuuma sah uns beide irgendwie skeptisch an und meinte nur: „Verstehe … Tja ... Das Schicksal ist unberechenbar, aber alles im Leben hat einen Sinn. Finden wir den Sinn dieser Begegnung heraus. Mir scheint, als beginnt soeben eine sehr interessante Zeit. Kiyoshi, meinst du, du kannst damit leben, wenn Ryo ab jetzt in der Band ist?“ Ich sah den Rothaarigen an und versuchte ihm durch einen zuversichtlichen Gesichtsausdruck anzudeuten, das es für mich okay wäre. Kiyoshi sah mich auch lange an, bevor er grinste und antwortete: „Ja klar … sehr gerne. An mir soll es nicht liegen.“ Ich atmete tief aus und war irgendwie erleichtert. „Da bin ich froh. Denn ich kann es mir auch sehr gut vorstellen, mit ihm in einer Band zu sein. Auf gute Zusammenarbeit, Kiyoshi.“ „Ebenso, Ryo.“, bestätigte der Bassist … mein Rothaar. Der Bandleader nahm nun Kiyoshi's Bass und drückte ihm diesen in die Finger. Dann holte er das Mikro und presste es mir gegen die Brust, so das ich meine Hände sofort darauf legte. „Da wir ja jetzt vollzählig sind und jeder jeden kennt, würde ich sagen … insofern es geistig bei euch beiden schon möglich ist … lasst uns spielen, damit Kiyoshi auch sieht, und vor allem hört, was unser Sänger so drauf hat, okay!?“ Wir beide waren einfach nur voneinander geflasht, doch zusammen sahen wir den Schlagzeuger an und antworteten euphorisch im Chor: „JA!“ Sofort stellten wir uns in Position. Ich sah immer wieder zu Kiyoshi und beäugte unauffällig seinen Körper. Ich merkte auch wie er mich immer wieder ansah. Aber er lächelte ebenfalls und das beruhigte mich. Sollte das der Beginn einer tollen Freundschaft werden? Hatten wir jetzt die Möglichkeit, uns näher kennenzulernen, auch persönlich und nicht nur körperlich? Ich spürte, wie mein Herz gegen meine Brust sprang, immer wieder, und freute mich auf die kommende Zeit. Jedoch gab es für heute nur noch eines, um den Tag perfekt enden zu lassen. Musik. Die Stunden vergingen. Zeit spielte heute keine Rolle mehr. Als sich die letzten Klänge im Raum auflösten, sahen wir uns alle an. Wir spürten, das es passte. Wir spürten, das wir genau in dieser Konstellation Musik machen und rauf auf die Bühne wollten. Jeder legte seine Sachen ordentlich weg. Kiyoshi ging dann in die Küche und machte uns Cocktails. Jeder hatte eine andere Farbe. Yuuma hatte einen grünen Cocktail. Daisuke einen gelb-orangen. Kiyoshi hatte, wie seine Haare auch, einen feuerroten und mein Getränk war tiefblau mit etwas Schwarz. Wir hoben unsere Gläser und stießen auf die Band und mich als neues Mitglied an. Alles war perfekt. Mein Weg verlief in die richtige Richtung. Schon bald … könnte ich wirklich auf einer Bühne stehen. Auf einer Bühne, wo Fans zu mir aufsehen und meinen Namen rufen würden … Doch um das zu Erreichen, hieß es von nun an, proben, proben, proben. Wir trafen uns alle regelmäßig, fast jeden Tag, und feilten an den Songs. Yuuma gab mir einige seiner Texte, die er geschrieben hatte. Ich sollte mich entscheiden, welche Texte zu Songs werden sollten und mit welchen ich mich am meisten identifizieren konnte. Es war also nicht einfach so 'Hier, los, sing das', nein. Yuuma ließ mir die Wahl. Er meinte, wenn ich schon singe, dann aus tiefstem Herzen, und darum sollte ich auch entscheiden, welche Songtexte genommen wurden. Das fand ich sehr vertrauensvoll. Unsere Band stand zwar noch am Anfang, doch wir arbeiteten wie Tiere, um schnellstmöglich bekannt zu werden. Kiyoshi und ich setzten uns oft an Outfits. Wir zeichneten und schauten Zeitungen durch. Meinen Rotschopf schloss ich immer mehr ins Herz. Auch an diesem Tag brachte er mich zum Lachen. „Uhh, schau mal, Ryo, wenn wir dir hier so einen Federschmuck auf den Kopf setzen, dann bist du endgültig der Hahn im Korb!“ „Kiyo … das einzige, was ich mit dem Federschmuck auf die Reihe kriegen würde, ist, dir jeden Tag ein Ei zu legen.“ Kiyoshi sah mich an und fragte ernsthaft: „Mit oder ohne Befruchtung?“ Ich schüttelte den Kopf, musste aber grinsen, bevor ich mich näher zu ihm setzte und in sein Ohr flüsterte: „Befruchten … tu ich ganz andere Dinge. Verstehst du das ... mein kleines Früchtchen!?“ Kiyoshi schmunzelte und stupste mich an. „Nicht jetzt … wir brauchen dringend mehr Outfits.“ Da hatte er Recht. Aber Kiyoshi sah wie immer zum Anbeißen aus. Wenn er eine Frucht wäre, wäre er wohl entweder ein köstlich süßer, roter Apfel … oder eine leckere, frische Erdbeere. Mhhh, jetzt bekam ich Appetit. „Sag mal … haben wir Erdbeeren!?“ „Erdbeeren? Ryo, du hast gerade erst was gegessen, das ist dir klar, oder?“ „Ja, schon, aber wenn ich dich sehe, dann … denk ich an Erdbeeren.“ Kiyoshi wurde leicht rot im Gesicht und sah verlegen weg, blätterte in den Seiten rum und meinte nur leise grinsend: „Baka …!“ Er durfte mich ruhig so nennen, denn dann wusste ich, das es ihm schmeichelte. Doch ich ließ ihn die weitere Zeit in Ruhe, da wir eine Aufgabe hatten. Yuuma und Daisuke kamen irgendwann auch dazu und wir präsentierten unsere Vorlagen. Unserem Bandleader gefiel alles bis auf sein eigenes Outfit. Er radierte hier und da an der Skizze einige Schnallen und Nieten weg und meinte nur: „So … schon besser. Ich brauche so viel Aufwand nicht. Ihr solltet an vorderster Reihe mehr glänzen als ich. Ich bin der stille Schlagzeuger in der dritten Reihe. Die erste und die zweite ist ganz eure.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)