Slice of Life von Leto ================================================================================ Kapitel 5: 1.000.000:2 ---------------------- Vector hustete. Das Kratzen im Hals hatte ihn schon die ganze Nacht wach gehalten. Außerdem war ihm arschkalt. Wieso gab es zu dieser Schuluniform keine Jacke? Er erfror hier. Vector rieb sich die Arme und hustete noch einmal. Er fühlte sich beschissen, als hätte ihn Black Mist die ganze Nacht durchgefickt. Vector schnaubte. Wieso musste er jetzt ausgerechnet an den wieder denken? Er hustete wieder. Irgendwann würde seine Lunge mit rauskommen. „Shingetsu!“ „Morgen Yuuma.“ Vector hustete gegen seine Hand und wischte sie anschließend an seiner Hose ab. „Geht’s dir wieder besser?“ „Japp, wieder fit und bereit für kattobingu!“ „Das freut“, er hustete, „mich.“ „Sag nicht, du hast dich angesteckt?“ „Ach Quatsch. Wir sollten uns...“ Doch Vector verstummte, als Yuuma ihm seine Hand auf die Stirn legte. „Du hast Fieber! Du solltest nicht in die Schule gehen.“ „Halb so wild.“ Er wedelte unwirsch mit der Hand. „Wir kommen noch zu spät, wenn wir uns nicht beeilen.“ „Shingetsu!“ Yuuma hielt ihn fest und sah ihn vorwurfsvoll an, doch dann wurde sein Blick besorgt. Vector seufzte. „Na gut, ich geh nach Hause.“ Er hatte sowieso keine Lust in dem Zustand in der Schule zu sein, aber er wollte auch nicht Yuuma allein lassen. Wobei der mit Nasch momentan eh auf keinem guten Fuß stand. Also, was sollte schon passieren? Vectors Augenbrauen zuckten nach oben, als er Nasch mit Yuuma reden sah und wie Yuuma lächelte. Wie war das jetzt wieder passiert? Er war zwei Tage nicht dagewesen und das war das Resultat. Ganz große Klasse. Er hasste alles. „Jo Vector.“ „Was?“, schnauzte er Alit an. Wieso musste ihn dieser Typ jetzt auch noch nerven? „Die zwei waren ganz dicke, als du nicht da warst.“ Er nickte in Yuumas und Naschs Richtung. „Wen interessiert’s?“ Das war also der Grund, warum Yuuma ihn nur einmal kurz besuchen gewesen war am ersten Tag. Großartig, und er hatte sich so um ihn gekümmert und für was? Kaum war er nicht da, hing Yuuma ja sowieso wieder bei Nasch. Vector trat gegen die Sitzbank. Wie ihn das alles ankotzte! „Vector...“ „Verpiss dich endlich!“, fuhr er Alit an. Er brauchte auch dessen mitleidigen Blick nicht. Warum musste Alit nur gemerkt haben, dass er auf Yuuma stand? Genervt setzte sich Vector auf seinen Platz und war froh, als sich Alit endlich verzog. „Shingetsu.“ Oh wow, Yuuma hatte ihn endlich bemerkt. „Geht’s dir wieder besser?“ Vector setzte seine Shingetsu-Miene auf, auch wenn ihm eher danach war zum Barian zu werden und Nasch seine Hand durch den Körper zu rammen. Leider waren diese Zeiten vorbei. Schade. „Bin wieder gesund.“ „Das freut mich.“ Dieses verdammte Lächeln! Er war doch wütend, aber dieses verdammte Lächeln. Wie sollte er wütend sein, wenn Yuuma ihn so anlächelte? Verdammt! „Dann kannst du nächste Woche mit uns auf den Rummel gehen!“ Vector hob eine Augenbraue. „Rummel?“, hakte er skeptisch nach. „Ja!“ Yuuma wirkte total begeistert. „Das wird voll lustig.“ „Ich weiß nicht...“ „Shingetsu.“ Er zog das ‚u‘ lang. „Ohne dich ist das nicht dasselbe.“ Konnte er nicht aufhören ihn so anzusehen und ihm Hoffnungen zu machen? Vector seufzte. „Na gut...“ Warum war er hier? Warum war Nasch hier? Ach ja, weil er und Yuuma ja so dicke waren. Vector knirschte mit den Zähnen. Dabei mochte er Rummel eigentlich gerne. Er sah über die Schulter. So gut wie alle von Yuumas Freunden waren mit von der Partie. Selbst Merag. Und Mizael, der aber wieder an seinem Handy hing. Wem schrieb er eigentlich die ganze Zeit? Bestimmt Kaito. Wem auch sonst? „Was wollen wir als erstes machen?“, fragte Yuuma in die Runde. Er strahlte und die bunten Lichter spiegelten sich in seinen Augen. Vector schluckte. Verdammt, warum konnten sie nicht alleine hier sein? „Schießbuden!“, rief Ali begeistert. „Ich will erstmal ein paar Lose kaufen.“ Durbe rückte seine Brille zurecht und ging, Mizael folgte, den Blick immer noch aufs Handy gerichtet, während seine Finger eilig über den Bildschirm huschten. „Ich bin für Autoscooter“, sagte Tetsuo und Takashi schloss sich ihm an. „Ich hätte so gern was Süßes.“ „Ja, ich auch. Erstmal was essen.“ Und schon waren auch die Mädchen verschwunden. Zurück blieben Yuuma, Vector, Nasch, IV und III. „Wir sind schnell ne kleine Gruppe geworden.“ Yuuma lachte. Vector konnte ihm nicht zustimmen. Es waren immer noch zu viele Leute. Besonders Nasch. Nasch war immer zu viel. „Aber wir sehen die anderen schon wieder. Wollen wir auch was Süßes essen? Ich hab Lust auf Zuckerwatte!“ „Nicht, wenn wir noch Achterbahn fahren wollen. Dir wird bestimmt schlecht“, warf Vector ein. Yuuma grinste. „Wahrscheinlich. Wollen wir mit der Achterbahn anfangen?“ „Bin dabei.“ Achterbahn war für Vector das einzig interessante hier und wenn Nasch auch nur im Ansatz daran dachte neben Yuuma zu sitzen, dann würde er ihn aus der Achterbahn schmeißen. Wobei er das auch einfach so tun würde. „Ich weiß nicht.“ III sah zur Achterbahn und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. IV lachte und klopfte ihm auf den Rücken. „Immer noch Höhenangst?“ III sah verlegen aus und murmelte etwas. IV lachte wieder. „Tja, dann musst du wohl am Boden bleiben.“ „Ich geh zu den Autoscootern oder Alit.“ Yuuma sah ihm hinterher. „Na gut, dann eben nur wir vier. Los geht’s!“ Sie mischten sich unter die Menschenmenge. Vector hielt sich dabei nah an Yuuma. Zum einen, weil er davon ausging ihn sonst zu verlieren und zum anderen, weil er immer wieder gegen ihn gedrückt wurde. Außerdem fand er es plötzlich gar nicht mehr so schlimm, dass auch IV mit dabei war. Der beanspruchte zumindest Naschs Aufmerksamkeit. Die Schlange vor der Achterbahn war kürzer als erwartet. Yuuma trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. „Was ist los?“ „Ich freu mich so, dass wir hier sind! Ich liebe den Rummel.“ Er sprang auf und ab. Vector schmunzelte. Wieso war dieser Junge so süß? Und warum nervte ihn das nicht? Es nervte ihn, dass ihn das nicht nervte, sondern nur sein Herz so schnell schlug. Nasch verschränkte die Arme vor der Brust und sah genervt aus. Vector genoss es, auch wenn er diesmal nicht der Grund war. Er mochte IV... irgendwie zumindest. Ihm war jeder ein bisschen sympathisch der Nasch nervte. Dadurch das Nasch von IV zugelabert wurde, schenkte Yuuma seine ganze Aufmerksamkeit Vector. Er fühlte sich schon fast entschädigt für die Zeit wo er krank war. Fast. Sie waren schon fast an der Reihe, als Vector seine Hand auf Yuumas Kopf legte. „Sieht so aus, als dürftest du nicht mit“, erklärte Vector grinsend und deutete auf ein Schild knapp vor ihnen, dass eine Mindestgröße vorschrieb. Natürlich war Yuuma größer, aber Vector hatte sich die Gelegenheit ihn ein bisschen aufzuziehen nicht entgehen lassen wollen. Yuuma blies die Backen auf. „Du bist auch nicht viel größer.“ „Aber ich bin größer.“ „Das sind alles nur die Haare.“ „Nichts gegen die Haare, die sind toll!“ Yuuma lachte. „Ja, sind sie.“ Für einen Moment blieb für Vector die Welt stehen. Hatte Yuuma ihm gerade ein Kompliment gemacht? Fand Yuuma wirklich seine Haare toll? Wurde er gerade rot? Scheiße! Selbst Nasch hatte IV die Hand auf den Mund gedrückt und starrte sie an. „Oh, wir sind dran!“ Nur Yuuma verstand natürlich wieder nichts. Vector seufzte und ließ sich neben Yuuma in den Wagen fallen. Das war so hart. Yuuma rutschte aufgeregt hin und her. Sie saßen ganz vorne. „Sitz still oder du fällst raus.“ „Man fällt hier nicht raus“, widersprach Yuuma sofort. „Wenn du meinst.“ Yuuma boxte ihn leicht gegen die Schulter und grinste. „Manchmal bist du echt doof.“ Vector lachte. „Sagst du mir?“ Yuuma streckte ihm die Zunge raus und sah nach vorne, als sie sich in Bewegung setzten. „Das ist so aufregend! Fast wie beim World Duel Carnival, nur ohne die Duelle.“ „Was?“ Vector wurde in den Sitz gedrückt, als sie nach oben fuhren. „Oh, du warst da ja noch gar nicht da. Also, das Finale war auf einer Achterbahn, das war so coooo... aaaaaaah!“ Der Rest ging in einem Schrei unter, als sie rasant nach unten sausten. Vector grinste. Adrenalin rauschte durch seinen Körper. Was für ein tolles Gefühl! Sie wurden durchgeschüttelt, während es scharf um Kurven ging und sie im Looping kopfüber hingen. Yuuma neben ihm schrie freudig, während Vector nur lachte. Lachend stieg Yuuma aus dem Wagen aus. „Das war so toll!“ IV dagegen schien es nicht so toll gefunden zu haben. Er war blass um die Nase, seine Haare waren komplett durcheinander und er war sehr still. Yuuma sah Vector an und lachte nur noch mehr. „Jetzt sehen deine Haare nicht mehr so toll aus.“ Er streckte sich etwas und machte sich an Vectors Haaren zu schaffen. Vectors Knie fühlten sich weich an und das kam nicht von der Fahrt. Jemand rempelte ihn an und Vector stolperte nach vorne. Er hielt sich an Yuuma fest, als könnte ihn das vor einem Sturz bewahren. In gewisser Weise tat es das auch, denn er konnte sein Gleichgewicht halten. Yuumas und sein Gesicht waren sich nah. Sehr nah. Ihre Nasenspitzen berührten sich und Vector spürte seinen Atem auf seinen Lippen. Sein Herz überschlug sich fast. Fuck. Röte kroch ihm in die Wangen. Er ließ Yuuma los und wandte den Blick ab, nur um Nasch zu sehen, der ein Stück entfernt stand und die Hände zu Fäusten ballte. Vector grinste. Jetzt war er wirklich entschädigt. „Zuckerwatte!“, rief Yuuma begeistert und kramte schon nach seinem Geld. Vector verzog nur das Gesicht. Zu süß. „Hier.“ Nasch hielt Yuuma Zuckerwatte hin und Yuuma hätte fast das Geld in seiner Hand fallen lassen. Eilig stopfte er es zurück in seine Hosentasche. „Shark, du bist echt der Beste!“ Er strahlte Nasch an, während er die Zuckerwatte entgegen nahm. Vector knirschte mit den Zähnen. Das konnte doch jetzt wirklich nicht wahr sein! Nasch grinste triumphierend und Vector überkam das Bedürfnis seinen Kopf in die Zuckerwattemaschine zu drücken. Aber gut, sie würden schon sehen, wer an diesem Tag als Sieger hervorgehen würde. „Shingetsu, willst du auch etwas?“, fragte Yuuma und hielt ihm die Zuckerwatte hin. Vector war kurz davor abzulehnen, überlegte es sich dann doch anders. Wie sehr würde es Nasch aufregen, wenn er sich etwas mit Yuuma teilte, dass er bezahlt hatte? Sehr. „Gerne.“ Er riss ein Stück ab und aß es genüsslich, während Nasch vor Wut regelrecht kochte. 2:1. „Oh, da sind Tetsuo und die anderen.“ Yuuma warf das Zuckerwattestäbchen in den Müll und rannte auf seine Freunde zu. Vector schlenderte hinterher. Sie hatten IV an einige Fans verloren und Vector war eher wenig begeistert davon. Wer lenkte jetzt Nasch von Yuuma ab? „Hey Yuuma, fährst du eine Runde mit?“, fragte Tetsuo. „Klar!“ Er drehte sich zu Vector und Nasch um. „Und ihr auch.“ Vector zuckte mit den Schultern. Solange er Nasch reinfahren konnte, war er dabei. „Hey Yuuma, willst du bei mir mitfahren?“, fragte Nasch, als Vector sich gerade Chips besorgte. „Gerne!“ Vector verdrehte die Augen. War klar. Am liebsten würde er Nasch auf die Fahrfläche binden und drüberfahren. Vector ließ sich in eins der Autos fallen und steckte den Chip in den Schlitz, drückte ihn aber noch nicht rein. Nasch und Yuuma saßen ein paar Wagen weiter. Tetsuo und Takashi waren auf der anderen Seite, Vector gegenüber. Die interessierten ihn aber nicht. Er würde sich Nasch vornehmen, egal, ob Yuuma bei ihm im Wagen saß. Vector drückte den Chip nach unten, als das Startsignal ertönte. Er lenkte scharf um die Kurve, streifte Nasch jedoch nur leicht. Vector biss die Zähne zusammen und steuerte gegen als ihn jemand anderes rammte. Er setzte seine Jagd auf Nasch fort, erwischte ihn hinten. Vector lachte leise, fuhr rückwärts und rammte dabei Tetsuo. Er wurde leicht nach vorne geschleudert, aber kümmerte sich nicht viel darum. Er beschleunigte wieder und rammte Nasch seitlich. „Vector!“, fauchte Nasch, während Yuuma neben ihm nur lachte. Und der fuhr Motorrad? Was für ein Verlierer! Er erwischte sie noch zweimal bevor die Autos erstarben und er Seite an Seite zu Naschs Wagen stand. „Willst du nicht lieber bei mir mitfahren?“, fragte er Yuuma. Yuuma nickte und kletterte in Vectors Wagen. Zufrieden beobachtete Vector, wie Nasch seine Hände um das Lenkrad krallte und die Lippen aufeinander presste. 3:2. In der zweiten Runde war Vector weniger auf Nasch fixiert, auch wenn er trotzdem keine Chance ausließ ihm reinzufahren. „Du machst das richtig gut!“ Yuuma rutschte begeistert auf seinem Sitz hin und her. „Mein besonderes Talent“, erwiderte Vector schmunzelnd. Er lenkte zur Seite um Nasch auszuweichen und fuhr anschließend rückwärts um ihn stattdessen zu rammen. Yuuma lachte und sah über die Schulter zu Nasch. „Er sieht richtig angepisst aus.“ „Sieht er so nicht immer aus?“ „Du ärgerst ihn auch immer.“ „Ich mach doch gar nichts“, erwiderte Vector grinsend. Das Auto erstarb und Vector streckte sich. „Das war’s, mehr Chips hab ich nicht.“ „Das ist riesigen Spaß gemacht!“ Sie stiegen aus. „Findest du nicht auch, Shark?“ „Tse“, war Naschs einzige Antwort. „Was wollen wir als nächstes tun?“ Yuuma sah sich mit großen Augen um, während Vector nur die Hände in die Hosentaschen schob. „Oh, da ist IV wieder!“ Yuuma winkte und Vector hörte Nasch genervt seufzen. IV hing auch sofort wieder an ihm. Er war Vector wirklich sympathisch. Yuuma hakte sich bei ihm unter. „Die zwei verstehen sich wirklich gut.“ Vector unterdrückte es laut loszulachen. „Ja, wir sollten ihnen ein bisschen Zeit füreinander geben.“ „Du hast recht.“ Oh, hatte er das? Eigentlich war es nur ein Scherz gewesen, aber gut, das Yuuma das nicht verstand. „Wollen wir in die Geisterbahn?“ „Oh ja!“ Sie ließen Nasch bei IV zurück und stellten sich in die Schlange bei der Geisterbahn. Endlich hatte er Yuuma für sich und musste nicht mehr Naschs Gesicht ertragen. „Ich bin so froh, dass du mitgekommen bist.“ Es lag ein leichtes Lächeln auf Yuumas Lippen, als er das sagte. Vector presste die Lippen aufeinander. Wusste Yuuma überhaupt wie das klang, was er gerade sagte? Nein, natürlich nicht. Das würde diese ganze Situation am Ende noch einfach machen und das ging ja gar nicht. Langsam fuhren sie in die Dunkelheit und Vector merkte, wie Yuuma etwas näher rutschte. „Hast du Angst?“ „Neiiin!“ Doch Vector hörte die Unsicherheit in seiner Stimme. Eine Weile fuhren sie nur durch die Dunkelheit, als plötzlich ein Zombie angeleuchtet wurde, der seitlich aus der Wand kam. Vector zuckte noch nicht einmal mit der Wimper, doch Yuuma sprang ein Stück auf seinem Sitz und klammerte sich anschließend an Vectors Arm. „Doch Angst?“ Yuuma lachte verlegen und ließ Vectors Arm wieder los. „Ich doch ni... aaaah!“ Er erschrak erneut und klammerte sich wieder an Vectors Arm. Vector sah ihn an. Yuuma hatte die Augen fest zugepresst und schien keine Anstalten machen zu wollen, sie wieder aufzumachen. Vector langweilte sich in der Geisterbahn. Die Effekte und Monster waren billig und das Kreischen aus den Lautsprechern machte ihm höchstens Kopfweh. Doch Yuuma klammerte sich an ihn, das war eine gute Entschädigung. Vector blinzelte, als sie wieder nach draußen kamen. Es war dunkel, doch die grellen Lichter der anderen Fahrgeschäfte blendeten ihn. Erst als der Wagen zum Stehen kam ließ Yuuma ihn los. „Das war so toll!“ „Du hattest die meiste Zeit die Augen zu.“ Yuuma kratzte sich an der Wange und lachte. „Vielleicht sind Geisterbahnen nichts für mich.“ „Was willst du als nächstes machen?“ „Hm, nochmal was Süßes!“ Doch bis zum Süßigkeitenstand kamen sie gar nicht, denn Yuuma entdeckte Alit und vergaß damit seine Lust auf Süßes. Sehr zu Vectors Leidwesen waren jedoch nicht nur Alit, III und Gilag an der Schießbude, sondern auch Nasch, IV, Durbe und Mizael. Wobei Mizael abseits stand und seinen Blick nicht einmal vom Handy nahm. Wahnsinn, der hielt es wirklich keine zwei Sekunden ohne Kaito aus. Dabei hatte Vector immer gedacht, er würde auf Durbe stehen. Vielleicht ging ihm dessen Nasch-Fanboy-Verhalten aber inzwischen auch auf den Geist. Durbe hielt eine kleine Tüte in der Hand. Vermutlich seine Losgewinne. Nasch spießte Vector mit seinen Blicken auf und dieser grinste nur. Er hatte einen ziemlichen Vorsprung bei Yuuma, da musste sich Nasch schon sehr anstrengen um den wieder einzuholen. Yuuma hatte Nasch einfach stehen lassen: 4:2 Yuuma hatte sich an ihn geklammert (und das war mindestens zwei Punkte wert): 6:2. Trotzdem ließ er Nasch nicht aus den Augen und beobachtete ihn genau. Er würde nicht zulassen, dass er am Ende noch mit Yuuma abhaute. „Wolltest du grad schießen?“, fragte Yuuma und deutete auf das Gewehr in Naschs Hand. Nasch nickte knapp und verengte die Augen. Vector wusste genau, dass er am liebsten auf ihn schießen würde. Schließlich wandte Nasch den Blick ab und richtete ihn auf die eigentlichen Ziele. Er traf... einmal. Die restlichen Schuss verballerte er irgendwo ins Nichts. Vector gluckste und drehte sich weg. Wenn Yuuma ihn dabei sah, wie er Nasch auslachte, würde er nur Minuspunkte kassieren. Zumindest musste er sich keine Sorgen mache, je von Nasch erschossen zu werden, er würde ihn eh nicht treffen. Nasch hatte die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen gepresst, als er seinen Trostpreis, eine Packung Taschentücher, entgegen nahm. „Jetzt will ich!“ Vector lehnte sich neben Yuuma an die Ablage. „Tu dir aber nicht weh dabei.“ Yuuma sah ihn gespielt beleidigt an. „Ich kann das.“ Er legte das Gewehr etwas umständlich an und Alit korrigierte seine Haltung. Yuuma traf immerhin zweimal, womit er besser war als Nasch. Für mehr als Taschentücher reichte es trotzdem nicht. „Immerhin hast du dir nicht wehgetan“, sagte Vector schmunzelnd. „Mach’s besser!“ Yuuma hielt ihm das Gewehr hin. Vector nahm es ihm ab und legte an. Sein erster Schuss traf, genau wie die nachfolgenden. „Triffst du auch den Hauptpreis?“, fragte Nasch herausfordernd. Vector knirschte mit den Zähnen. Nasch wollte ihn also provozieren? Sie würden schon sehen, wer am Ende lachte. Vector atmete tief durch. Die Scheibe für den Hauptpreis war winzig, nur leicht größer als die Kugel selbst. Sie zu treffen war fast unmöglich, aber eben nur fast... Es klingelte und Lichter leuchteten auf, als Vectors Kugel die kleine, goldene Scheibe traf. Einen Moment schwiegen die anderen jedoch und Vector legte das Gewehr beiseite. Er hatte fast selbst nicht damit gerechnet, dass er auch wirklich traf. Er war erleichtert und befriedigt, weil Nasch jetzt noch pissiger war, als zuvor schon. „Das war so cool!“, rief Yuuma und fiel Vector um den Hals. Musste er immer so überraschend touchy sein? Alit klopfte ihm auf die Schulter. „Ich wusste gar nicht, dass du so ein Talent hast.“ Er hatte sich vorgestellt auf Nasch zu schießen, das hatte vieles erleichtert. Sein Preis war ein übergroßes Baby Tragon Plüschtier. Skeptisch sah Vector es an. Was sollte er damit jetzt machen? „Hier.“ Er hielt es Yuuma hin, der es freudig entgegen nahm. „Du schenkst es mir?“ Vector nickte und Yuuma drückte das Plüschtier an sich. Fuck, war das süß. Er wurde rot und war damit nicht der einzige. Der Junge war süßer, als es gut für ihn war. Das machte alles nur viel frustrierender. Aber wie viele Punkte waren das jetzt? 10:2? Mindestens. Aus den Augenwinkeln heraus sah er, dass Nasch ging, IV und Durbe im Schlepptau. Gut, immerhin sah er ein, dass er verloren hatte. Yuuma gehörte den Rest des Abends ihm, auch wenn ihre Möglichkeiten Dank des unnötig großen Plüschtiers sehr eingeschränkt waren. „Hey Shingetsu...“ „Hm?“ Er sah Yuuma an, der das Plüschtier mit beiden Armen festhielt. „Hast du Lust mit mir Riesenrad zu fahren?“ Vector sah zum Riesenrad, das nur ein Stück weiter stand. Gut, dass er keine Höhenangst hatte. Als sie gingen, hörte er Mizael nach Durbe fragen. Wow, er hatte von seinem Handy aufgesehen! Vector kam sich wie in einem kitschigen Klischee-Liebesfilm vor, als er sich gegenüber von Yuuma in die Gondel setzte. Nur das Yuuma das als tolle Beschäftigung zwischen Freunden sah. Er schnaubte. Das war so frustrierend, er könnte kotzen. Langsam fuhren sie nach oben und Yuuma hatte sein Gesicht gegen die Scheibe gedrückt. Baby Tragon saß auf den Platz neben ihm. „Woaaah! Schau dir die Lichter an.“ Vector warf nur einen kurzen Blick nach draußen und sah dann wieder Yuuma an. Warum war er nur so begeistert von solchen Kleinigkeiten? Es verwunderte ihn immer wieder. Vielleicht machte ihn das aber auch so anziehend. „Das war so ein schöner Abend.“ Yuuma lächelte ihn an und Vector hatte das Gefühl, sein Herz wollte aus seiner Brust springen. Seine Wangen brannten. Yuuma schaffte es wirklich immer wieder ihn aus dem Konzept zu bringen. Als sie stehen blieben, drückte Yuuma wieder sein Gesicht an die Scheibe, während Vector ihn ansah. Vielleicht sollte er es ihm doch sagen... und anschließend aus dieser Gondel springen. Guter Plan. Sie setzten sich wieder in Bewegung. „Shingetsu?“ Yuuma sah ihn an. „Lass uns das nochmal machen.“ Fuck. Fuck. Fuck! Wieso tat er ihm das an? Er war bereit ihm sein Herz auf dem Silbertablett zu servieren und Yuuma sah in ihm nur einen Freund. „Gern.“ Er lächelte sein Shingetsu-Lächeln und Yuumas Lächeln wurde noch breiter. War das die Strafe für all die Scheiße, die er gebaut hatte? „Jetzt aber was Süßes!“, erklärte Yuuma, nachdem sie ausgestiegen waren. Er kramte nach seinem Geld, doch hatte einige Probleme, da er Baby Tragon auch noch festhalten musste. Vector fing das Plüschtier auf bevor es zu Boden fiel. „Kauf du dir was, ich trag es.“ „Danke.“ Vector kam sich dumm vor mit dem Plüschtier auf dem Arm und trat unruhig von einem Bein auf das andere. Wobei es niemanden mehr gab, der ihn deswegen auslachen konnte. Yuuma kam mit einem kandierten Apfel zurück und mampfte zufrieden. „Willst du noch was machen?“ Yuuma zuckte mit den Schultern, schluckte und schüttelte dann den Kopf. „Ich hatte viel Spaß, aber es war ein langer Tag. Lass uns nach Hause gehen.“ Er lächelte wieder und Vector war kurz davor sein Gesicht in das Plüschtier zu drücken. Wieso wurde er immer gleich rot, wenn Yuuma ihn anlächelte? Sie gingen nebeneinander Richtung Ausgang. Aber wie viele Punkte waren das jetzt? 1.000.000:2? Ja, das klang richtig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)