Stranded von Leya ================================================================================ Kapitel 8: ----------- Disclaimer: Nicht mir. ~ Stranded 07 ~ Themin wartete bereits ungeduldig auf den Prinzen, der es schließlich doch noch schaffte, den Thronsaal zu erreichen. "Willkommen, Euer Hoheit." "Wo ist Krad?" Dark sah sich suchend um, konnte jedoch seinen Vetter nirgendwo entdecken. "Er ist noch in seinen Gemächern." Themin zog eine Schriftrolle hervor und hielt sie dem Prinzen unter die Nase. "Dies ist das Gesuch des nordischen Königs. Er würde gern..." "Ohne Krad werde ich mir das nicht anhören," unterbrach Dark den Berater und winkte Satoshi zur Tür hin. "Sei so lieb und hol ihn her." "Aber...vielleicht schläft er noch?" wagte Satoshi einzuwenden. Dark kam nicht dazu, etwas zu entgegnen, denn Themin hatte genug und mischte sich nun ein. "Der Prinz hat dir einen Befehl erteilt! Du wagst es, ihm zu widersprechen?!" "N...nein..." "Dann geh endlich!" "Themin..." setzte Dark mit samtweicher Stimme an, um schließlich in hartem Ton fortzufahren: "Wag es nie wieder, so mit Satoshi zu reden. Er ist allein mir Rechenschaft schuldig und ,ich' entscheide, ob sein Verhalten zu tadeln ist." "Sehr wohl, Euer Hoheit." Ein wütender Blick des Beraters traf den Jungen und Satoshi beeilte sich, so schnell wie möglich den Thronsaal zu verlassen. ~ Als Daisuke zum zweiten Mal erwachte, lag er immer noch dicht an Krad gekuschelt. Einer von Krads Armen war um seine Taille geschlungen und verhinderte, dass er sich von dem anderen entfernte und obwohl er es nicht gewohnt war, Krad so nahe zu sein, war es doch ein angenehmes Gefühl. Wann hatte er eigentlich angefangen, Krad nicht mehr als Feind zu betrachten? Daisuke schmunzelte in sich hinein, als er sich prüfend von Krad fort bewegte. Sofort verstärkte sich der Griff um seinen Körper und verhinderte ein Aufstehen. "Wo willst du denn hin?" Krad zog seinen Arm zurück und Daisuke drehte sich zu ihm um. "Es ist hell draußen. Ich dachte, es wäre Zeit aufzustehen." "Du hast recht." Krad seufzte und reckte sich langsam. "Ich bin sicher, Dark wartet bereits auf mich." Bei der Erwähnung seines Freundes wurde Daisuke wieder schmerzhaft bewußt, dass er eigentlich alles verloren hatte, was ihm in seinem Leben etwas bedeutet hatte. Nachdenklich starrte er ins Leere und kam erst wieder zu sich, als er eine Hand spürte, die sanft über seine Wange streichelte. Verwundert sah er auf und blickte genau in Krads mitleidige Augen. "Ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlst. Aber so schlimm, wie es im Augenblick scheint, ist es nicht. Dark wird sich beruhigen und dann wird er zuhören. Es war nur zu viel für ihn. Erst der Tod seines Vaters und dann diese merkwürdige Prophezeiung...wir haben zu viel erwartet. Ich spreche nachher noch einmal mit ihm und ich bin sicher, diesmal wird er zuhören." "Danke Krad." Daisuke beugte sich aus einem plötzlichen Impuls heraus vor und küsste sein Gegenüber zaghaft auf die Lippen. "Wofür war denn das?" fragte Krad belustigt nach und hatte das Vergnügen, Daisuke schon wieder erröten zu sehen. "Ich wollte mich nur bedanken. Du bist so nett zu mir, da dachte ich...ich weiß auch nicht, was ich gedacht habe. Es war nur...so...so... Es tut mir leid, wenn ich dir zu nahe getreten bin." Krad lachte leise und zog den verblüfften Jungen an sich. "Kein Grund sich zu entschuldigen." Mit diesen Worten presste er seinen Mund auf Daisukes. Der Kuss war zunächst sanft und zärtlich, doch dann wurde er mit jeder Sekunde leidenschaftlicher und fordernder. Daisuke wusste nicht, wie ihm geschah. Sein erster Gedanke war den anderen wegzustoßen, doch Krads Mund fühlte sich einfach zu gut an. Nie gekannte Gefühle überschwemmten sein Denken und entzündeten kleine Feuer der Leidenschaft in seinem Körper. Als Krad ihn sanft auf den Rücken drehte, ließ er es willig geschehen, nicht bereit, dieses Gefühl von Nähe jemals wieder enden zu lassen. Er war so gefangen in diesen für ihn völlig neuen Eindrücken, dass er das leise Klopfen an der Tür völlig überhörte. "Krad? Dark möchte gern, dass..." Satoshi stieß vorsichtig die Tür auf und erstarrte mitten in der Bewegung. Für einige Sekunden schien die Welt einzufrieren, dann lösten die beiden sich voneinander und Daisuke setzte sich hastig auf. Sekundenlang starrten er und Satoshi sich an, dann wirbelte der blauhaarige Junge herum und rannte davon, während Daisuke betroffen hinter ihm herstarrte. "Was sollte denn das?" Krad klang ziemlich verblüfft, doch Daisuke antwortete nicht. Er dachte immer noch an den Schmerz, den er in Satoshis Augen gesehen hatte und in diesem Augenblick wurde ihm bewußt, dass Satoshi in Krad verliebt war, dieser aber nichts davon wusste. "Ich...ich muss mit ihm reden..." Daisuke scherte sich nicht darum, dass er nur ein Nachthemd trug und sprang aus dem Bett. Er rannte hinaus und ließ einen völlig verstörten Krad zurück, der immer noch nicht wusste, was gerade geschehen war. ~ "Ich werde den Gesandten holen lassen." Themin verlor allmählich die Geduld. Dark hatte sich bisher erfolgreich geweigert, auch nur den kleinsten Blick auf die Forderungen des nordischen Königs zu werfen und der Berater hatte genug von der ablehnenden Haltung, die der Prinz ihm und seinem Land gegenüber an den Tag legte. "Erst wenn Krad da ist." Themin presste wütend die Lippen aufeinander. Sein Haß auf den Vetter des Königs wurde mit jedem Tag stärker. Dark sollte sich nicht auf Krad stützen, er sollte sich an seinen Berater wenden, ihm vertrauen und seinen Rat annehmen, doch der Prinz ignorierte Themin die meiste Zeit. Statt dessen hörte er nur auf Krad, holte dessen Rat ein und trat Themins Stellung mit Füßen. Wenn es nur eine Möglichkeit gäbe, Krad loszuwerden, Themin würde sie freudig ergreifen. "Euer Hoheit, Euer Hoheit!" Einer der Diener stürzte völlig aufgelöst in den Thronsaal. "Der Gesandte...in seinen Gemächern..." "Er ist also in seinen Gemächern. Da gehört er doch auch hin." Dark war nicht in der Stimmung für Ratespielchen. "Er ist..." Der Diener schnappte nach Luft und irgendwie ahnten die Anwesenden, was er sagen würde. Dennoch war es ein Schock, ihre Ahnungen bestätigt zu wissen. "Er ist tot!" ~ "Satoshi, warte!" Daisuke verhedderte sich um ein Haar in seinem Nachthemd und mit einem wütenden Schnauben raffte er es zusammen und hetzte mit großen Sprüngen dem anderen Jungen hinterher. Schließlich holte er ihn ein und versuchte ihm eine Hand auf den Arm zu legen, doch Satoshi schüttelte ihn unwillig ab. "Laß mich in Ruhe! Verschwinde! Du...du...!" Satoshi fehlten die Worte. Statt dessen schlug er nach dem verblüfften Jungen, der hastig zurücksprang. "Satoshi, hör zu! Ich will nichts von Krad! Du mußt mir glauben!" "Ach ja? Und warum warst du dann mit ihm im Bett? Ich habe gesehen, wie ihr euch umeinander geschlungen habt! Glaubst du denn, ich wäre blöd?" Daisuke seufzte leise und senkte betreten den Kopf. Rasch versuchte er, seine Gedanken zu ordnen, nur um diesen Versuch ebenso schnell wieder aufzugeben. Es hatte keinen Sinn. Er wusste selbst nicht, was er zu seiner Verteidigung vorbringen konnte, denn der Anschein sprach eindeutig gegen ihn. Und war es denn so falsch? Was wäre denn gewesen, hätte Satoshi ihn nicht unterbrochen. Eine leichte Röte kroch in Daisukes Wangen, als er sich bewußt wurde, wie nah er daran gewesen war, mit Krad zu schlafen. "Es ist nichts passiert, Satoshi. Du hast recht, ich war in Versuchung, aber ich wusste doch nicht, dass du verliebt in ihn bist. Und Krad weiß es auch nicht, habe ich nicht recht? Ich würde niemals etwas tun, was dich verletzen könnte. Außerdem...ich bin wegen Dark hier." "Was kann Dark dir bedeuten?" Daisuke schluckte hart, als er die Frage überdachte. Was bedeutete Dark für ihn? Ein Freund, ja sicher, aber war er nicht viel mehr? Sie hatten einen Körper geteilt, waren eine Zeitlang in das gleiche Mädchen verliebt gewesen und hatten so viel gemeinsam erlebt. Die ganzen Einbrüche und Verfolgungsjagden mit Satoshi. Der Liebeskummer, den sie geteilt hatten und dann Darks beruhigende Präsenz in seinen Gedanken. Immer an seiner Seite, immer hilfsbereit und zuverlässig. Der wichtigste Mensch in seinem Leben. Immer da, um ihn aufzufangen und ihm Halt zu geben. Die Antwort war so einfach, dass er sie beinahe nicht gesehen hätte. "Ich liebe ihn." Satoshi starrte ihn prüfend an, dann schienen seine Wut und Verzweiflung einfach in sich zusammenzufallen und er lehnte sich müde gegen die Wand in seinem Rücken. "Krad weiß wirklich nichts von meinen Gefühlen und selbst wenn...er wird sie niemals erwidern. Er ,darf' sie gar nicht erwidern. Ich gehöre Dark und solange er mich nicht freiläßt oder Krad zum Geschenk macht...es ist hoffnungslos." "Ich werde dir helfen, wenn du mir hilfst." Daisuke grinste den anderen auf einmal verschwörerisch an und streckte ihm die Hand entgegen. "Ich will Dark, du willst Krad. Wenn wir zusammenhalten, wird es uns bestimmt gelingen, die beiden von unseren Gefühlen zu überzeugen." Der andere zog skeptisch die Augenbrauen hoch, nahm Daisukes Hand aber dennoch an. "Und du bist sicher, dass das funktioniert?" "Nein, aber was kann ein Versuch schaden?!" entgegnete Daisuke und klang zuversichtlicher, als er sich fühlte. ~ "Was heißt hier tot?!" Dark blinzelte den Diener verwirrt an. "Wie? Wann? Warum?" "Drei wirklich vortreffliche Fragen, Euer Hoheit. Laßt uns der Sache auf den Grund gehen." Themin nahm den überrumpelten Prinzen am Arm und schob ihn auf den Gang. "Aber..." "Euer Vetter wird sich sicherlich gleich zu uns gesellen. Bis dahin können wir aber bereits mit dem Heiler gesprochen haben." Themin fühlte sich endlich wieder in seinem Element. Der Prinz war so überrascht, dass er sich widerstandslos von ihm zu den Gemächern des Gesandten führen ließ. Es war fast wie in alten Zeiten, als er den König nach seinem Willen lenken konnte. Dark und Themin erreichten schließlich das Schlafzimmer des Boten und traten ein. Der Prinz starrte schockiert auf den blutleeren Körper, der in friedlicher Haltung auf dem Bett lag. Wäre die tiefe Wunde in seiner Kehle nicht gewesen, man hätte glauben mögen, er schliefe nur. Der Heiler schlug gerade das Laken über das Gesicht des Toten und drehte sich zu seinen Besuchern um. "Guten Morgen, Euer Hoheit." "Guten Morgen, Jorgen." Dark schluckte rasch den bitteren Geschmack hinunter, der sich unter seiner Zunge angesammelt hatte. Auf gar keinen Fall wollte er vor Themin eine Schwäche zeigen und sich übergeben. "Was ist geschehen?" "Man hat ihm die Kehle durchgeschnitten. Das Blut, das aus der Wunde ausgetreten ist, fehlt. Ich vermute, man hat es mitgenommen. Der Mörder muss wirklich kaltblütig sein, er hat gewartet, bis es aufhörte zu bluten, um keinen Tropfen zu verpassen. Er hätte gestört werden können, doch dies schien ihm egal zu sein." "Und keine Spuren, die auf den Täter hinweisen?" "Nein, aber wir müssen das Schloss durchsuchen. Wer immer das Blut mitgenommen hat, ich bin sicher, er verwahrt es noch. So etwas nutzt man normalerweise, um irgendwelche dunklen Rituale zu vollziehen. Das Blut eines Mordopfers ist wirklich wertvoll. Sobald wir das Blut haben, haben wir auch den Täter." Dark nickte kurz. "Organisiere bitte die Suche, Themin. Ich werde mich mit meinem Vetter besprechen." Der Berater verbeugte sich mit starrer Miene. In seinem Inneren kochte es vor Wut. Schon wieder Krad. Äußerlich völlig gefaßt entgegnete er: "Sehr wohl, Euer Hoheit." Der Prinz verließ das Zimmer rasch. Themin sah ihm nach, dann wandte er sich an den Heiler. "War das wirklich alles?" "Nein." Jorgen lächelte freudlos. "Ich habe noch etwas gefunden." Er reichte dem Berater einen zerknitterten Zettel, den dieser ohne zu lesen in seine Tasche stopfte. "Danke. Kümmer dich um seine Beerdigung. Wir sprechen später noch einmal." Jorgen wartete, bis die Tür hinter dem Berater zugefallen war, dann schnitt er eine freudlose Grimasse und packte seine Sachen zusammen. tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)