Mein Freund, der Teddybär von LittleGreenMonkey ================================================================================ Kapitel 1: Mein Freund, der Teddybär ------------------------------------ Es war ein kalter Wintermorgen, als man mich im Briefkasten vom Kinderheim fand. Gewickelt war ich bloß in ein Tuch und meine Babyhaut zitterte vor Kälte. Ich schrie nicht. Dafür hatte ich zu kalt. Für die Frau die mich fand, war es nichts mehr Neues. Schon öfters fand sie ein Findelkind vor ihrer Haustür. Sie nahm mich sofort mit herein und badete mich in warmem Wasser. Es tat sehr gut und so gut wie ich mich noch erinnern konnte, fühlte ich mich sehr geborgen. Die Zeit verging. Der Winter ging und der Frühling kam mit all den Frühlingsgefühlen. Viele Menschen verliebten sich, heirateten oder erwarteten bereits ein Kind. Unter all diesen Leuten gab es ein Ehepaar, das sich ein Kind wünschte, aber keins bekommen konnte. Die beiden entschieden sich eines zu adoptieren. Die Wahl fiel auf mich. Von da an lebte ich bei diesen Leuten, die von nun an Eltern für mich waren. Sie lebten in einem schönen, stillen Dörfchen auf dem Land. Ich kann mich noch kaum daran erinnern, aber es war sehr schön bei ihnen. Zwar war ich sehr oft im Babygitter gefangen, ich hatte es aber nie langweilig. Jedoch nur, weil meine Eltern mir einen Teddybär geschenkt hatten. Er wurde zu meinem besten Freund. Wir spielten miteinander. Er erzählte mir Geschichten. Vor allem dann, wenn es sehr laut wurde. Er wollte mich ablenken. Er wollte nicht, dass ich merkte was los war. In letzter Zeit war es sehr oft laut. Ich wusste nicht, dass Menschen so laut werden können, noch lauter als ich. Ich hatte ein ungutes Gefühl. Ich hatte Angst. Zum Glück war Teddy da, sonst hätte ich geschrien. Eine Zeit lang war es ruhig. Meine Eltern hatten aufgehört zu streiten und lebten wieder ganz normal. Ich war glücklich darüber und schon bald sagte ich mein erstes Wort: „Teddy!“ Die Jahre zogen ins Land und ich wurde 3, 4, 5, 6 Jahre alt. Ich war sehr glücklich, da ich nur noch etwa ein Jahr warten musste und dann konnte ich zur Schule. Ich wollte unbedingt lesen, rechnen und schreiben lernen. Meinen Namen konnte ich bereits schon schreiben. Teddy hat es mir gezeigt. Verträumt schaute ich eines Tages aus dem Fenster. Dann… ein Knall! „Nicht schon wieder“, dachte ich mir, „sie streiten sich schon wieder!“ Ich ging zu Teddy, der auf meinem Bett saß und ein Bilderbuch ansah. „Was soll ich nur machen?“ fragte ich Teddy. Teddy starrte noch immer in sein Buch. Ich betrachtete das Bild. Darauf war ein Junge abgebildet, der offenbar von zu Hause fort lief. „Teddy, glaubst du, ich soll weglaufen?“ Teddy lächelte mich an. „Na gut, ich gehe. Du bleibst hier und passt auf meine Eltern auf.“ Ich ging zur Tür und winkte Teddy noch zum Abschied. Dann war ich fort. Ich war draußen. Es war schönes Wetter. Die Sonne lachte und erwärmte mich mit ihren Strahlen. Weit weg hörte ich das Lachen von Kindern. Sie spielten im Garten mit einem Ball. Sie waren glücklich. Ihre Eltern schauten ihnen beim Spielen zu. Wie gerne ich doch auch eines dieser Kinder gewesen wäre. Ich schaute ihnen noch lange zu. Als sie dann mit ihren Eltern zurück ins Haus gingen, stand ich noch immer da. Dann ging ich weiter. Ich lief und lief bis ich das Dörfchen verließ. Neben dem Dörfchen gab es einen großen Wald. Mit meinen Eltern war ich früher öfters dort. Deshalb konnte ich mich noch gut an den Weg erinnern. Ich spazierte weit in den Wald hinein bis ich auf eine Waldlichtung stieß. Es war schön, dass ich hier sein konnte. Ich setzte mich unter einen Baum. Ich lauschte den Vögeln, die auf ihren Ästen saßen und ihre Lieder sangen, dem Wasser, das durch Bäche reiste und von seinen Abenteuern erzählte. Von all dem döste ich, und bald schlief ich auch noch ganz ein. Als ich wieder aufwachte, wurde es bereits dunkel, und ich beeilte mich, dass ich den Weg noch fand. Doch es war zu spät. Nach kurzer Zeit war es stockdunkel und ich irrte ziellos umher. Als ich stolperte und auf den Boden fiel, war es zu viel für mich und ich begann laut zu weinen. Ein älterer Mann fand mich, versuchte mich zu trösten und als ich ihm sagte, dass ich mich verirrt hatte, nahm er mich zu ihm mit nach Hause. Er sagte, morgen wenn es hell wäre, würde er mich nach Hause bringen. Doch als ich sah, wo er wohnte, siegte die Neugier, und als am nächsten Tag der Mann mich wecken wollte, fand er nur ein leeres Bett. Der Mann lebte an einer Küste mit vielen Schiffen. Gerade zu dieser Zeit war ein großes Schiff am Hafen, welches bald ablegte. Mit meinen Eltern war ich schon auf vielen Schiffen, aber keines war so groß wie dieses hier. Mit großer Bewunderung schlich ich mich auf das Deck. Als ich Stimmen hörte, ging ich hinein und fand ein Räumchen, das sich als Besenkammer herausstellte. Trotz das es nur eine Besenkammer war, war es irgendwie gemütlich. Das Wasser wiegte das Schiff sanft hin und her. So kam es, dass ich einschlief. Geweckt wurde ich durch ein lautes Hupen. Ich hörte dumpfe Stimmen, die sagten: „Wir legen an!“ Ich schreckte hoch. Ich hatte Angst. „Was ist hier los?“ fragte ich mich und in meinen Augen sammelten sich Tränen. Als die Stimmen nur noch weit in der Ferne zu hören waren, trat ich aus der Besenkammer. Ich versuchte ruhig zu bleiben, auch wenn meine Beine vor Angst zitterten, und ich mischte mich unter die Leute, die nun das Schiff verließen. Am Ufer setzte ich mich auf eine Bank und fing zu weinen an. Ich fühlte mich verloren und doch frei. Denn auch wenn ich bisher ein schönes Leben hatte, fühlte ich mich öfters gefangen. Trotzdem konnte ich nicht aufhören zu weinen. Ich hatte Heimweh und sehnte mich nach meinen Eltern. Es spielte keine Rolle ob es nur meine Adoptiveltern waren, für mich waren sie wie echte Eltern. Öfters träumte ich von Abenteuern in fernen Ländern, wie so viele andere Kinder auch, doch nun wollte ich einfach wieder nach Hause. Ich war so in diese Gedanken vertieft, dass ich nicht merkte, dass sich mir eine Frau genähert hatte. Sie sah, dass ich weinte. Ich hatte Hunger und mein Magen konnte ein lautes Knurren nicht unterdrücken. Sie hörte es, musste kichern und sagte dann zu mir: „Du hast wohl Hunger?“ Ich nickte. Dann lief sie weiter. Als sie merkte, dass ich ihr nicht folgte, sagte sie: „Komm mit.“ Ohne wider Willen stand ich auf und folgte ihr. Sie führte mich in ein Haus. Ich musste feststellen, dass es ein Kinderheim war. Hier bekam ich Essen und nachts durfte ich in einem warmen, weichen Bett schlafen. Ich versuchte diesen Leuten immer wieder zu erklären, dass ich bereits Eltern hatte, aber nicht weiß wo sie waren. Die Leute glaubten mir nicht. So kam es, dass ich neue Eltern bekam, die für mich aber nur Pflegeeltern waren. Bald konnte ich zur Schule gehen und rechnen, lesen und schreiben lernen. Nach etwa 9 Jahren machte ich meinen Schulabschluss. Ich übte als Beruf den Kassierer aus. Der Beruf gefiel mir am Anfang recht gut. Es war interessant, aber nach einer Weile, war es mein alltägliches Leben. Als ich einmal Ferien hatte, ging ich ins Dörfchen zurück, indem ich einmal gelebt hatte, denn mittlerweile hatte ich herausgefunden, wo dieses Dörfchen war. Alles war so wie früher. Nur mein Zuhause stand so still da. Es hatte sich gut gehalten. Offenbar lebte noch jemand darin. Ich fragte mich wer? Lebten noch immer meine Eltern darin? Die Tür war jedenfalls nicht verschlossen. Ich trat herein. Die Einrichtung war anders als früher. Ich nahm an, dass jemand anderes in diesem Haus lebte. Ich fragte mich, wo meine Eltern nun waren. Was mir aber mehr Sorgen machte, war, wo mein lieber Teddy war. Ich fand ihn nirgends. Ich war traurig, doch dann hörte ich etwas. Jemand kam herein. Es war eine Frau. Ich stand versteinert da und als mich die Frau sah, fing sie laut zu schreien an. „Hilfe, ein Einbrecher!“ schrie sie. Ich wollte ihr erklären, dass ich kein Einbrecher war, doch es war leider umsonst. Kurze Zeit später fand ich mich in einer Zelle wieder. Ich wusste nicht was ich machen konnte, außer sitzen bleiben und warten. Einmal hörte ich Schritte. Jemand kam. Es war ein kleiner Junge. Er trug eine Tasche bei sich. „Meine Mami sagt, du wärst ein Einbrecher“, sagte er, „bist du einer?“ „Nein“, gab ich ihm zur Antwort. „Aber wieso warst du dann in unserem Haus?“ „Weil ich etwas gesucht habe, das mir gehört“, sagte ich. „Dann weiß ich was du gesucht hast“, lächelte er. Er nahm seine Tasche, öffnete sie, griff hinein und heraus zog er… „Teddy“, rief ich vor Freude. Da war doch tatsächlich mein kleiner Teddybär. Zum Glück musste ich nicht mehr länger in dieser Zelle sitzen. Ich konnte hinaus, zusammen mit Teddy. Er war mein Glücksbringer, mein Freund. Doch es war Zeit auch Teddy etwas Glück zu schenken. Als ich ein kleines Mädchen weinen hörte, wusste ich was zu tun war, und ich gab ihr meinen Teddy. Sie hatte ihn dringender nötig als ich. Sie schaute mich fragend an, als ich ihr den Teddy hinstreckte. Ich sagte nur: „Er heißt Teddy. Er war mein Freund. Jetzt ist er deiner!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)